Der Puppenfpieler. Lümmel-Roman von Karl Roman (1. FortfesungJ Eva aber hören Sie, wag dieses Uetgesbiatt damals auf Grund sei Iet ppkizeilichen Juformationen zu sagen wußte-« « Und et nahm wieder einen klei IFI Schluck aus seinem Glase, setzte II Cis-satte, die zu erlöschen drohte, durch ein paar paffende Züge besser is Brand und begann zu lesen: 0Zum Diebstahl in der Stephangtirche.« ,Jn der Nacht von Donnerstag auf den Freitag ist, wie wir nnserern Lesern schon im gestrigen Abend blatte mit wenigen Worten melden konnten. ein Diebstahl verübt wor: den« der in Beng auf Kam-läng keit und Verwegenheit des Verbre chers seinesgleichen sucht, und ver wiederum ein Zeugnis dafiir ist, daß rade in der jüngsten Zeit der Reis Fett der hauptstadttifchen Verm-l cherwelt vor dem öffentlichen Sicher heitswesen bedenklich geloctert zu Haben scheint. —- Der Gauner hat, wie nunmehr auf Grund der sofort eingeleiteten Erhebungen ersichtlich ist, den Umstand, daß die Stephangi kirche gleich den anderen Wiener Kirchen Nachts nicht bewacht wird, dazu benuht. sich Abends in die Kirche einschließen zu lassen, um da sein Verbrechen während der Nacht ausrufiihren Der Dieb hat ein über dem hochaltar angebrachtes marien sild von altehrwiirdigem Kunstwerth ein Bild, dem der fromme Glaube wanderthätige Wirkung zusagt, und das derDant der Frommen mit Edel inen im Werthe von vielen Tausen von Gulden aeschmiickt hatte, sei nes Schmuckes beraubt. Es handelt sieh um die sogenannte «Maria von sitt-sc ein Votivbild das im ab re 1676 von einem ungarischen a ller nach boaantinifchem Vorbilde ge schaffen worden war, und das der Wand wegen der tiefen Nach Inkrlung der Farbentiine »die W Madam-a« nannte. Schon ist Jahre 1696 zog dieses Bild die Aufmerksamkeit weitester Kreise aus N als damals gläubige Frost-me Urliindeien, daß sie gesehen hätten, sie Tshränen den Augen der Ma donna entströmten; Damals wurde das Bild nach Wien ebracht,« und sacd darauf von der aiserin Geo Ioee Magdaiene Therefia mit einer Mai-jenen Rose geschmückt Sie Ist das erste Schmuckstiiek des schließ Ich von einem förmlichen Kranz von Idelsteinen umgebenen Mode-unen W. —- Da es völlig ausgeschlossen II. daß der Dieb Nachts in die mit schweren Schliissern verwahrte Kirche km gelangen können, ist es zweifel s, daß er sich vor Schließung der Me, also oor sieben Uhr Abends, it das Gotteshaus eingeschlichen hat. Ue aEabendlich, ist die Kirche auch mgestern vor Schluß der Thore von mehreren Kirchendienern in allen sinkeln und Ecken sorgfältig durch sucht worden, ohne daß jedoch etwas Inffilliges bemerkt worden wäre Der Dieb muss sich also sogleich einen Versteck gewählt haben. der ihn vor Entdeckung bei der erwähnten Durch nchung der Kirche sichern. —- Das» ld der «Maria von Pötsch«, aufs dessen kostbaren Schmuck der Kirchen s rauher es abgesehen hatte, war sammtj iden Schmuckstiicken zunächst durch einJ Bitt-met Eisengitter genchert unds anrmt diesem von einem Soiegelglases deckt. Auch iiber die Art, wie der Wgene Dieb an das Marienbild regte, ist nunmehr Klarheit ge-l den. Er bediente sich hierzu einer seiner, die zum Anständen der Gas sssdecaber in der Kirche verwendet sied, send die sonst ihren Platz in M Oele des rechten Seitegschifses D Ist. Beschadigungen an der Damige sei des Hochaltar-regt lassen deutlich er kennen, wo der Dieb die Leiter ginge sehnt hat. Aus ihr stehend, hat er Ilsdann die Scheibe über dem Dig tienbilde eingedrückt, und hierbei muß er sich an der band ein wenig verletzt haben, denn das Altartuch unten wies mehrere runde, breit ausgefpri te slntstrapsen auf, ebenso zeigten ie Scheibenftücke Abdrücke der blutigen Finger Alsdann zog er, was er Don den Edelsteinen und Schmuck sitcken erreichen konnte, zwischen dem Stett-werte des Gitters herzus. Es nd hierbei die erwähnte diamantene e der Kaiserin Eleonore, mehrere werthvolle Diamant- und Ru » It Pisschmuckstückh Perlenkolliers und verschiedener alter Goldschmuck in die Ende des Räubers gefallen. —Rerch tm er seinen Raub ausgeführt hatte. Ins-Oe et, allem Anschein nach, die W g ihren Platz zurück und er Mrtete Wsnung der Thore. Diese sont-M quel- gestern Morgen wie täg -. gi- qm rech- uht ein-erhole Greich Daraus werden die Lisiter in der Kirche angezündet denn schen wenige sei-m- uch sechs uhe n ver Sa . WORK-r die erste Me .e vor dein I gren- Arse kurze Muse t, die Wer dein Dessnen der , » d dein Entzünden der Lichter »N. uns derdieb kennst haben, Our Wir zu entkommen Entdeckt der Matt m des alten Islitcheuvienet Repvmuk LechlekthJ l der bei der Zuküstung für die erste. Messe die Blutflecken auf dem Altar-I suche und, dadurch aufmerksam ge-? worden, die Glassplittee und die Be-! fchädigimg des Altatschmuckez be merkte. Der Werth der geraubten f Schmuckstücke wird mit etwa zwan. ig ; tausend Gulden angegeben. Die - I lizeikommissatiate sind sofort von dem Verfalle verstöndigt worden und ent wickeln eine fieberhafte Thötigleitzut Aufklärung des Falles. Leider ist es aber bis zur Stunde nicht gelungen, des Tbätees habhaft zu werden« Richard Planl hielt ein und blickte dann noch einmal flüchtig über das Zeitungoblatt hin. »Ich-' sagte ee dann. »das wäre die Dauptiache Da folgt dann nur noch eine Mitheilung. daß dem in Rom weilenden Kardinal-Fürsterzbi ichoi Groscha telearapbisch von dem Vorfall Nachricht gegeben worden sei. und dann eine ausführliche Beschrei bung der »Maria von Pötfch«, die irgend ein lunstoerständiger Journa lift ausJZlnlasz der Aktualität rasch geliefert haben dürfte —- eine Be fchreibuna mit Betrachtungen über byzantinische Kunst sowie aefchichtli chen Einfchaltunaen, Hypothesen über die angebliche Wunderwirlung des Bildes —kurz, mit einem nhalt. der für den Kriminalisten als olchen be deutungslos ift .« Und während Richard Planl das Zeitungsblatt nun wie-der in seiner umfangreichen Briestafche verforgre, fnhr er zu sprechen fort: »Als ich diesen Bericht damals qe lesen hatte und dies ielbe Blatt, das Sie soeben sahen, dann sinken ließ. war jenes seltsame Gefühl von Inter esse, Gehobenheit und Jagdlufi in mir, das uns Deteltios wohl fteti mit Macht ergreift. wenn wir nach all dem Kleindienft des Alltags, nach all der typischen Gewöhnlichteit der Dusendoerbrechem uns einem Falle gegenüber sehen, der eiaenartig ist« der Schlauheit und Kaltblütiateit in der Anlage und Durchführung verräth, kurz. der uns sagts daß hier ein nicht zu unterschiihender Gegner am Werte war. »Ein paar Augenblicke lann stritt in mir derGedante, ob ich nicht bin gehen sollte. um meine Kraft dem Dienste dieser Sache anzubieten. mit meiner Besonnenheit. Aber nur ein paar Augenblicke lang· Dann sagte ich mir, daß seit der Entdeckung bei Ver brechens über vierundzwanzig Stun den verflossen waren, daß diese An gelegenheit also wohl längst in den händen tüchtiger Kollegen lag· Schade... »Ich wollte an anderes denken. aber die Sache ließ mich doch nicht zur Ruhe kommen. Immer wieder kehr ten meine Gedanken zu dem bewege nen Kircheanuber zuriich der da nach einem bis ins Kleinfte sesiaelegten Plane exatt und taltbliitig in dunkler Nacht, über den hallenden Griiften beimgegangener Geschlechter, seine Beute aus der höhe des Altar-aus baues niedergeholt hatte. um dann spurlos, wie er gekommen war, wie derum zu verschwinden. »Und bei all diesen Gedanken an den kühne-. nervenstarfen Gauner wuchs neben meiner Luft, bald mehr von ihm zu wissen, leise ein heimlich stiller Wunsch in mit aus: Wenn der Kerl nur fest teine allzu plumpe Dummheit macht! Denn. daß ich es nur sage, manchmal, wenn ein Ber brechen wirklich von Eigenart zeugt, dann tritt zu aller Luft. es zu ent· larven. fiir mich und meinesgleichen oft ein unbestimmtei, pages Sorgen: Der Kerl soll in Schönheit unterlie gen, er foll sich den Respekt vor fei nen Gauner ben. den er uer du J sein Berbr n abgenöthist hat« nicht « nachträglich durch einen allzu dum men Streich verscherzen. Wir wollen eben Gegner haben, deren Iesieguna dem Sieger auch mit Recht Ehrel " machtl. .. »Als ich etwa um zehn Uhr in das Polizeigebäude kam, um mich als heimgetebrt zu melden und um Be richt über meine Reise abzulegen, theilte mir der dienftt nde Beamte mit, daß der Polizeirab Franz Auf trag gegeben hätte, mich sosort nach meinem Eintreisen zu ihm zu führen. »So folgte ich denn dem Beamten durch all die Gänge und Borcäume nach dem Zimmer meines Chris «Der saß. als wir eintraten, vor seinem Arbeitstische und war mit der Lettiire der Berichte der verschiedenen Polizeiwachen beschäftigt SeineSkirn war gesucht etwas Soraenwlles, Gedrücktei schien mir iiber dem— sonst so energischen Gesicht mit den strafen Zügen, über der ganzen Gestalt i Mannes zu liegen, dessen unermüd liche Thattrast und Frische ich früher so ost bewundert hatte. « , »Als er mich erkannte, schob er die Strtpturen hastig beiseite, stand aus send kam aus mich zu. Eine echte rende sprach ihm aus Blick nnd rten» »als er mir dann die Hand entgegenstreckte »Ah —- Sie ndti, Herr Plan-il Das ist schön. ' ten Sie mir sittl trnmen — lang genug haben spie uns nicht gesehen! Bitte, nehrnen Mai —- hier —- and eine igarref — Riehti —- Nun, dann g arme Sie. daß ich mir eine anziindk—« »Er brannte ein Streits-hats an, » und wieder fiel mir, währender nun « die Zigarre in Brand sente, aus« da, seine hand ein wenig zitterte, da geine gewisse Nervositiit ihn deherrf te, idie mir früher an ., diesem M ne ! fremd gewesen war. « »Sie haben mich sprechen willen, Herr Rath.« Mann ich. »Ich nehme an, es handelt sich um meinen Bericht über den Herrn, den ich Ihnen da aus Kuba zurückgebracht habe.« »Er unterbrach mich: »Ihr Bericht? Nein, das ist es nicht, so dankbar wir Ihnen auch sein müssen fiir das. was Sie in diesem Falle wieder geleistet haben! Es ist etwas anderes, lieber Herr Plant ——— eine Sache, die mich Ihre Rückkehr seit Wochen geradezu mit einer gewissen Ungeduld hat er warten lassen, und in Bezug auf des ren triminalisiische Erforschung ich meine ganze Oeffnung auf Sie sehe!« .Er sah mich gespannt an. dann senkte er den Blick auf die glimmende Asche seiner Zigarre nieder. Er schien zu til-erlegen. wie er beginnen sollte. Most-m ouare er aus. .haben Sie die Wiener Angelegen beiten verfolgen lönnen im Laufe der letzten Monate?" »Ich schüttelte den Kopf. »Nein Sie wissen ja. daß ich den größten Theil Jus einer Mjngd hinter dem Destaudanten drein im Ernteß ug, aus Schiffen und zum Theil irn n nern Midas verbringen mußte —-da schwindet jede Möglichtekt, aus dem Lausenden zu bleiben mit dem, wag unterdessen hier geschieht.« »Er seuizte und strich sich neroög den turzen. leicht ergrauten Spin hart. .Ja.- lieber Plank, dann haben Sie ei gut gehabt! Denn was Erfreuli ches hätten Sie iauni erfahren, wenn Sie all diese schönen Dinge gelesen hätten. die wir indessen hier erlebt h:den. Aber das Neueste: den Raub in derStephanstirche —— davon haben Sie gelesen? Nun also! Ja — das war der jüngste Streich —- aber von der Sorte haben wir mittlern-eile Zwei Dutzend. und nur Geduld — morgen sei-on vielleicht ist ein aller-: jüngster da! Und wir sind dabei machtlos —- machtloI!« ! ·Der Polizeiraih war ausgestandeni von seinem Plag. Erregt und nervös gin er, während er nun weiter-sprach, in einem Urbeitsjirnmer aus und nieder. Man sah ihin an, wie sehr die uorgesallenen Dinge ihn bedrückten und wie sein ganzes Wesen danach drsingte und sah gequälte hier Mar hert zu schaffen. .Wai er ir nun auseinandersegte und bericht e. das waren Einzelver brethen — ganz verschiedenartige tiihne Gelegenheitsdelitte —- die heute bier und morgen dort verübt worden waren. Vortomniniise, denen der talt trittsche Verstand kaum einen Zusam menhang jumuthen konnt-e, die nur dadurch besonders au ielen, da sie zeitlich beinahe alle ich ini Ver ause des legten halben Jahres abspielten, daß sie ohne Ausnahme »in-sc Große« gingen, also bedeutende Objekte betra sen, und dasj sie durchweg eine gazz ungewöhnliche Schlauheit und ta it blütige Berechnung in der Anlage aufwiesen- Zurn großen Theil waren! die Anschläge gegliiett, und reiche Beute war den Gaunern in einer gan- ; gen Anzahl von Fällen in die Hände gefallen. Aber all diese wohlgemung nen Verbrechen hatten, wie ge agi, bis aus die Schlauheit und ganz ausfal lend umsichtige und seine Berechnung, mit der sie angedreht waren, eigent lich nichts Gen-einsamen Es war, wie mir der Polizeirath Franz sagte, mehr eine Gesiihlstrititvon ibtn als eine mit viel Gründen vertretbare Ansicht, wenn er die anze hl der Title doch immer wi r we etwas ; sammengehörigee überschautr. Or stünde damit auch irn Gegensatz zu jenen Beamten. die bisher mit den einzelnen Fällen und ihrer Klärung betraut gewesen waren —- denn sie use wären der Ueberzeugstsn dass es sich hier wohl um eine Reihe schwerer Delikte handelte, daß diese aber durch aus als Einzelverbrechen ohne Zu sammenhang miteinander zu betrach ten wären. Ausfällig mae allerdings auch diesen herren, daß die Verbre chen durchweg von einzelnen Personen ausgeführt waren, die ohne Genossen » oder hilsskröste gearbeitet hatten, i und die, soweit sich das aus den Dox lumenten der Verbrechen erkennen ließ, irah der seinen Plananlage doch keine Zutritt-erdulden vielmehr in manchen Fällen geradezu Dilettanten des Verbrechens waren. Die That sache, daß man es hier auch in den gelungenen, nicht entlarvten Fällen nicht etwa mit einer ganzen Anzahl van Verbrechern zu thun hatte, war durch Vergleiche uriickgelassener Fin gerahdrtiete, Fußspuren und sonstiger Anhaltspunlte deutlich erwiesen. »Ich unterbrach den Polizeirath mit einer Fraue «Sie glauben also an eine Art Ban denbtldung —- Sie glauben, daß all diese Leute durch eine verbrecherische Gemeinsamkeit zusammen gehören-P »Der Palizeirath hob die Achseln, ein unentschlassener M stand unt den sonst so energischen nd. Oandenhitdungt —- Liebee lanl, Sie wissen, rnit wie viel Varsi t wir Miminalisten das Wort gebrau miissen. Oh ich hat« spat ich hier - adachtete, so nennen taan —-ichn-eis es nicht. Ich sehe hunderthsnde — s . und lege einen Gem, der hinter-den« Verbrechen dieser hundert findet steht! Aber kann ils darum a en, daß ich biet eine tegeltth otganl tte Bandes-or mit dabe? Gewiß —lcbtie den wer deute noch die Jahreszahl 1800 oder wären die Zeiten längst vergangenet Nänbetromemtik Enoch lebendig, ich würde dieses Were ge brauchen —- ttoh allem, was in jedem der vorliegenden E· zelfölle Zuge en spricht. Ich würde ·betlegen, o ch nicht doch eine «Bande« qedildet haben könne« die dxs Gelübde ver Verschwie genheit jedem einzelnen ihrer Mit glieder mit ganz unerhörtes Schärfe zur Pflin gemacht hätte. eine «Bande«, die ihrem übetkgenen Fül kek in blindem Gehorsam ergeben L wate —-————« per-Lat l s .Der Polizeiratb schüttelte plo lich den Kopf und bielt iiib in seiner an derung durch die Stube. «Aber das sind ja alles Phantaitereient Ueber die Zeit solcher Romantil sind wir gründlich hinaus. und aus dem Holz, das ebeinals die Bandenfiibrer gab, wachsen beute die genialen Einzelver brecher! Fiir Banden ist kein Plas mebr in unseren Polizeistaatem die inoderne Krimnalistik bat solchem Ge triebe den Boden entzogen! Und den len Sie doch selbst. Plaiik —- bier in Wien! —- ioo wir doch jeden halbwegs ialentvollen Verbrecher kennen, wo wir in diesen lehten Jahren das ganze iioeiselbaste Bevölkerungsmaterialgei siebt und wiederum aesiebt szaben,ioo wir ieat einen Ueberioachungjdienst organi ren konnten, der musterhaft arnan werden kann —- ivo sollte denn etwas wie eine .Bande" exis itiren können!" »Und die Leute, die man sestaeis nomnien bat.« wars ich ein« »diese Menschen« deren Verbrechen ;bnen zu dieser seitsamen Gruppe von eiikten zu gehören scheinen, läßt sich aus de nen gar kein Hinweis locken, und bie ten denn die gar ieine Anhaltspunkte » für irgendwelche Schlüsse?'.' ,·Der Polizeiratb ging wortlos zu leineni Aktenständen nabm einen über spannboben Stoß von Atten, die in blauen Pappniappen lagen. aus einein « der Fächer und sente den vor mich bin aus den Tisch. »Da. lieber Plank. bedienen Sie sich! Da baben S«e eine unterbaltliche Lektiire siir die nächsten Teicet Aber eins kann ich Ihnen gleich sagen, wenn mir die unentlardtrn Fälle — die Fälle« in denen uns die beeren Verbrecher entkommen sind —- rätbi selbast erscheinen —- diese hier —- die bei der That ertappten oder nachber sestgenoininenen, sind’s mir noch mehr. Schon ein Blick aus die Namen und Berufe der Leute« die Sie da beisam men finden. wird Sie staunen machen s-—ia, lesen Sie nur« herniann Son boda, sioilingenieur —- Else Linzer, Kontori in — Aarl Edingr, Bank beamter —- iind so weiter. und so weian Alles Menschen aus guten Kreisen. zum Theil aus den besten Familien. Alles Leute, von denen keiner noch jemals irgend eine Vor strase gehabt bat oder mit dem Stras geseßbuch in Konflikt gelommen wäre -— also alles reine Berussoerbrecher, und doch alle bei irgend einem schwe ren Verbrechen gegen fremdes Eigen tlzum ertapott Und dann, wie sich die herrschasten bei ibrer Festnobme und nachher beim Verbiir benebmen —-— wie Kinder und wie Betrunkenes Wabrbastiz lieber Planl —-— ich stehe ietzt seii»sechsundzroanzig Jahren im setcherbeitsdiensi — aber diese Sze nen. wie ich sie da neitangeseben habe —- '-· — .Die Klingel des Telepbons be gann surrend und schrikl zu bis-n rnern-«und unterbrach die Rede des Polizeiratbs. »Der naben die hörschale an das br. dägier Polizeiratb Franz —- ioer «Eine Pause. Ganz sii war es im Zimmer, aber die Oe alt des Æzeiratbss strasste sich, und ein , Noth der Erregung stieg ibm 1 in die Stirne. - .Wie? —- Bitte, noch einmal —« «Allec war Lauschen und Erwar tung an dem Manne, und auch ich horchte auf, obwohl ich natürlich nichts von dern verstehen konnte, was der Partner des Polizeirathes sprach. Nur ein ganz leises, ble chern llingendes Rauschen ainq vonj dem Apparate aus und drang her-» übe- vir zu mik. i .Dann aber klang aufs neue die! Stimme meines Vorgesesten I .Sa? —- Jrn vierten Bezirk —l —? Und Sie haben den Mann dort sest?« « «Wieder Schweigen Nur das leise’ metallische Rauschen. Und über dern aanzen Wesen des Polizeirathee der Ajuidruck neu ausladernder Ener g —- — »Ja, natürlich! —- —- Verdöreni Rein, ich will ihn tell-it verhören. Nehmen Sie den nächsten Mai-en und bringen Sie den Mann her her! Auch der Goldarbeiter loll d mitkommen! Aber, bitte, so schne wie möglich —- —— —- Ja —- gan rechtl —- —- Schluß!« » «Vieder das surrende Hammetn der kleinen schrillen Klingel »Der Poliseirath säugte die Dile schale wieder sein ·und wendete nsich dann zu mir. Seine Augen glanz tslz er atdrnete ties aus« »Wir baden ihn —- —!« . »Was —- wenn ich sragen darst Mit-Laden Kerl aus der Ste p tr « .So«—-— —-!« Ein leises Mlkl der cuitiuschunq stieg in mir, au . »Ich gratuliere Ihnen«, sagte ich dann nett-· aber ich fühlte zugleich daß mein Herz nicht rnit h iesen Worten war. Beinade schmerzlich kpar ei mir daß der Mann, der kenen fp virtuoj angelegten Raub ausgefiilzrt hatte, nun —- wohl durch irgend eine Dummheit durch eine nn Vergleich zur Kühnheit seiner That unwiirdige Unvorsichtigteit — io rasch der Polizei in die hände ge fallen war. , »Der Polizeirntb nickte mehrmals hintereinander reich und freudig. — .,Gott sei Dant!« meinte er dann, »die Sache bat mir auch lchonioie ein Stein auf dein Ver en gele en!" Und er ging zu seinem ifch. achte ein paar Blätter und Protokolle aus den Stößen von Slripturiii und Leg-te sie vor sich bin. »Sie lassen sich den Mann hierher immer-, Herr Ratt-W fragte ich. und icks tniipite damit an die Worte des trlepbonilchen Gespräches an, die ich vernommen hatte. «J..i, freilich. Ich will ihn selbst vernehmen. Jn einer Viertelstunde haben wir ian da. Auch den Gold arbeiter. bei dem er die ausgebro chenen Steine hat verkaufen wollen nnd der seine Verdaituna veranlaßt dat. Na, Planl, bin ich frei-. daß wir den Burschen baden — —- ——!« Gartsetzung folgt.) Doo selig-trustees us Ostern-U Dicht neben dem geschichtlichen Flet ke. wo auf dem Schlachtfelde von Wa terloo Napoleoni Stern erlosch, besaß zu Anfang des 19. Jahrhunderts ein gewisser Victor Troyon ein unschein bares häuschem Die Generäle und Offiziere von Napoleons Heer erhiel ten hier auf ihre Bitte mehr als einen Becher friichen Wassers während der viele Stunden dauernden heissen Kämpfe arn 18. Juni 1815, und sogar der Kaiser selbst suchte fiir einige Zeit Erholung in dem bescheidenen Wohn zimmer des Mannes. Als dann die blutige Schlacht entschieden war, hiel ten sich auch die glücklichen Sieger, Blücher und Wellington, vorüberge hend in demselben Zimmer auf. Kaum waren die Feldherren samt ihren herren aus der Gegend weggeso aen,«alo Viktor Tronon. der mit den Seinen im Getiimmel der Schlacht die ichrertlich bedrohte Lage seines hauses lebhaft beklagt hatte, Ursache sand, ge rade flir diese Lage recht dankbar zu sein« Ei verging tein Tag, an dein nicht Reisende, oft oon weit her, bei ihm vorgesprochen hätten, um sich nach den Vorkommnissen bei der Schlacht zu erkundigen und unter seiner Führung die dxntwiirdigsten Punkte zu besichti gen. Mit Rührung betrachteten sie auch das Stäbchen. in welchem die beiden des großen Tages sich aufge halten. den Tisch, an welchem sie sich ernuiett die Stühle, auf denen sie ge sessen, dir Gläser, aus denen sie ge trunken hatten. Sie drängten sich da-· nach, an diefer geschichtlichen Stätte sich gleichfalls erquicken zu lassen, und ohne daß er etwas dazu getan hätte, wurde herr Trovou veranlasst, Bier und Wein im Haufe zu halten, unt sei ne zahlreichen Besucher befriedigen zu lönnen. Damit aber nicht genug: die meisten seiner Gäste waren auch begierig, ein Andenten von dem Schlachtfelde von Walerloo und dein tlrinen häuschen mitzunehmen, das so- hervorragende Herden unter seinem niederen Dache beherbergt hatte. Sie bestürmten den Besitzer, ihnen dies oder jenes zu liber lassen. Nun aber war herr Trohon ein schlichter, einfacher Mann, der siir das damals besonders stark grassieren de Reliquienfieber ganz und gar tein Verständnis hatte. Er wies also die Bittfteller rundroeg ab; er habe kein Andenlen zu vergeben. Dabei war er ein Mann in äußerst beschränkten Ber mägensverhättnisfen, der persönlich die Bedienung der bei ihm Vorsvrei chenden besorgte und selbst ietzt nur das tät-gliche, tägliche Brot zu erwer den imstanoe war. - Da war es der schlaue Rath eines Nachbarn, der den einfachen, redlichen Menschen zu einem Reliquienböndler und bald zu einein reichen Manne machte. Jhm gegenüber nämlich be klagte er sich über die Zudringlichkeit der fremden Reisendem die ihm am liebsten die Gläser aus dem Schrank, die Bilder von der Wand, die Möbel aus dem Zimmer entsiihrten· »Ja, aber warum überlassen Sie sie ihnen nicht?« fragte der ebenso scharf sinnige. wie skrupellose Mann dem sich Betlagenden. »Wie soll ich sie ihnen lassen?« meinte er erstaunt. »Ich hätte ia dann selber keinen hausrath mehr?« : .Mann.« war des Nachbars Ani ;wort, »Sie geben ihn doch nur weg fiir schweres Geld und können sich weit bessere Sachen dasiir kausenl ,Wenn Sie es geschickt anfangen, können Sie Ihren Lebensunterhalt davon haben.« here Froh-n lachte wie iiber einen wohlseilen Wih und entgegnete:«·«Was die guten Leute mir wohl an Reichthü mern siir meinen Altviiierhausrath ge beii würden, wurmstichig und wacklig wie er ilit Und woher ich noch wissen sollte, welches das Glas ist, aus« dem nun gerade Napoleom Bllicher oder Wellinsion etrunken hak! Die Gläser sind abgewa chen und ausz Küchenbrew gesth worden« mehr weiß ich davonl nicht. Ebensowenig habe ich mir eins Zeichen gemacht aus welchen meinen« i Ist hlen nun der eine oder der andere banden Deersilhrern gesessen , · hat. R Essig-n Leute scheinen sich das einzudildem« »Aber rasseu IT He dein-Grau hen,Rachdar,« rieth der chlauderger, »was macht es nen aus. wenn die Reliquienjäger n Glas all Wellingi tongm, Radoleonglai, alt Blitcheri glae mit nach Bau e nehmer-T das we der Wellington, n Zischen noch Na poleon jemals in der hand ge adt ha ben. wenn sie et Ihnen nur m t gutem Gelde bezahköm Und reichen Ihre Gläser fiir die Nachfrage nicht aus. nun, in Briifsel haben sie mehr oon der Sorte und helfen Ihnen gern damit aug, noch dazu fiir ebensodiele Centa, wie Sie Franken oder gar Nat-pleon daro dafiir einnehmen können. Jn Brüssel gidt’i auch hunderte von alten, wurmstichigen, wackligen Stühlen und Fischen zu taufen, die sich ganz gedul di fiir die echten Stuhle und Tische vesiaufen lassen, an denen hier Blit cher, Napolean und Wellington in Ih rem hause gesessen haben. Sie plan dern«S auch nicht aud, daß die Geschich te nicht wahr ist, wenn Sie den Rauf lustigen erzählen. an diesem Tische hade der große Napoleon soundfoviele Verfügungen an seine Marschiille ge schrieben, und aus jenem Stuhle sei der alte Blücher vor Uebermiidung eingeniott Iiir die Verriickten aber aewinnen sie durch solche Anetdoten an Werth, und Ihnen siillen sie denSiietel. Wenn ich Sie wäre, ich würde ein ret kcher Mann bei dem Geschäft und ver handelte ihnen den letzten Dachstein und jeden Balken meines Haufes.' Nun, ein reicher Mann wollte Vir tor Troyon auch werden« und er erwies sich als ein gelehriger Schüler seian schlauen Nachbars. Jn der Frühe des nächsten Morgens fuhr et nach Brüfsel nnd tam mit 'einem wohlverdeclten Wagen vollerGegenstände zur-lich die er bei den Trödlern siir ein Billiges er standen hatte. nnd die vorläufig auf dem geräumigen Hausboden ein Un terkommen fanden, »dis Bedarf ein treten wurde-. Der Bedarf aber trat bald ein. Noch aen selben Tage ließ sich der schlange wordene Besitzer des historischenhäuss chenb »endlich« bereitfinden, die viel begehrten Andenten an den 18. Juni 1815 herzugebem die dies unschein baie haus in sich barg. Das erste, was abging, war das »echte Wellings tonglas', von dem sich herr Trohon nlöhlich erinnerte, das- er es an dern ereigniszreichen Tage nicht zum Reini gen hinausgegebem sondern »wie es da war'«, in eine Schublade gestellt hatte. Ein reliauienwüthender Englander zahlte deni neuen Geschäftsunterneh mer sofort 50 Pfd St. dafin hin, das sind 1000 Mart oder 1250 Frantetn Ein solcher Anfang war errnuthigend. Und das Angenehmfte an der Sache war, dasz schon zwei Tage daraus, als der Käufer des Glases, ganz stolz auf seinen Erworb, abgereist war, ein zweites Wellingionglas sich einstellte, das bald auch einen enthusiastischen Liebhaber sand, der es nach seinem heimisch-n Jnseilande rnit hinüber nahm, wenn er auch nicht eine ganz so hohe Summe dasiir anlegen konnte. Schade, dasr nicht der gute Troyon zu verlässig gesiihrte Bücher hinterlassen bat, aus denen sich mit Sicherheit er tennen ließe, wieviele »echte Wellings ton:Gläser« er den nach Andenten lit sternen Englandern verkauft hat. Denn wenn auch nach rjnenr Nava leonglase starte Nachfrage war, und wenn auch die Blücheraläser Käufer fanden, so wie die WellingtonxGliiser ging doch sonft teins ab. Das zweite Stück, das rnit Erst-filt ten getauft wurde, war der Stuhl »von dern aus der Franzosentaiser den verschiedenen Divisionstornniani danten seine Befehle geschrieben hatte«. Ein englischer Touristwar es wieder, an den er überging, nnd zwar fiir eine ungeheuere Summe. die leider nicht notirt worden ist. Der Tisch« auf dein die angeblichen Befehle verfaßt wurden, erzielte teinen so hohen Preis He ging nrit einern begeisterten In hiinger Napoleons nach dem Süden oon Frankreich. Vielleicht hat der Er sahtisch eine reichere Einnahme ge bracht ——sagen wir lieber gleich »die Ersattische«. denn Stuhl und Tisch wurden nach und nach in einer Reihe von Exemplaren vertaust. Ebenso die Feder und das Tintensaß, deren Napoleon sich dazu bedient haben soll « te; denn namentlich rnit diesen tleinen, Hleicht transportablen Dingen trieb Iherr Troon einen ganz schwunghafs ien Hdndel.. Als et endlich, um nicht Verdacht zu erregen. das einltägliche Geschäft aufgeben mußte, weil er alle seine An denken-los geworden war, sanften ihm die Relicuienbegiekigen beschliäblich die Dachileine iibekm Kopf, die Baustrine aus den Wänden ab. ja die Splitte von den Ballen! Viktor Ttoydn ging als ein reicher Mann von der leeeen Schalle weg, auf der das descheidene Däuschen feiner Väter gestanden hatte. Und als das Neliquiendaus zu Wa ierloo vom Erdboden verschwunden war, da stelltenlicd noch Reliquiens süchlige ein und nahmen wenigstens eine Tiiie voll von dem Schutt mit lich hinweg, der von det alten Bakacke übrig-geblieben war! O Espa Der Stadt-at von Decaiut, Jll» hal sogar den Verlauf von Spiritu fiie medizinilche und industrielle wede verboten Vielleicht feilchiel ee als Kutiosiläi selbst in Spiritu kgelect in werden.