Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 05, 1908, Zweiter Theil, Image 14

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    Der Puppenspieler.
Lümmel-Roman von Karl Rostmn
1.
M war im Winter des vorigen
Schrei
. Kurz nach Weihnachten, an einem
Anders-Wen Ase-nimmst an dem
der frische Raubeeis die Bäume und
Sträucher des tleinen Gartenz vor
seinem Hause mit tausend glikerns
den Kristallen behing und die Lust
kalt und klar über all der weißen
III- lag, passirte mir die unanqe
sehnte Geschichte Hatte der Gärtner
nicht ordentlich Asche gesinnt-oder
var ein ungeschickter Tritt von snir
daran die Schuld — kurz, als ich eben
aus dem Haufe wollte, um nach dem
sahnhof zu gehen und mit der Vor
irtbahn nach der Stadt zu fahren,
Ilitt ich auf der breiten Stufe. die
sen der Hausthüre zum Gartenrveg
snunterfiihrh aus und fiel so schlecht,
daß ich mir eine Sehnenzerruna am
ngelent des linten Fußes zu
W
Die Sache war schmerzhaft und
recht ärgerlich zugleich. Aeraerlichive
siger wegen des Aufschubes, den das
dnrch meine nicht sehr wichtigen Ge
schäfte in der Stadt erlitten, sondern
Irehr darum, weil der Arzt mir saate
daß wohl drei Wochen binaeben wiis
sen ehe ich die Stube wieder verlas
sen durfte
Rienials in meinem Leben hat mir
UeFrist von drei Wochen so greulich
lass, so unabsehbar geschienen koie
damals, als ich am Tage meines Un
sclls aus dem Sofa meines Arbeitg
tners saß. und trübselig aus das
ndagirte Bein hinunterbtickte. das
ich weit ausgestreckt auf einem niedri
Ien Schenkel ruhen hatte,
Drei Wochen StubenarresU Ge
biß mag es Menschen geben, denen
Das weiter nicht schlimm erschienen
Oste, und die sich, wenn fie, so wie
ich im Leben draußen weiter nichts
steht zu versäumen haben iiber die
susreitvillige Muße nicht allzusehr
rämt hatten Mir aber ging die
nahe. Jch war in den fiins
- W, die ich nun frei von Sorgen
nd Berufspflichten da draußen in
demftillen Bordrthäuschen wohnte,
sit der Natur, die mir da ringsum
her-in meine Fenster schaute, auf du
Isd tm gekommen. Der morgend
Iiche Gana durch Feld und Niederholz
hat mir ein liebes Bedürfnis gewor
den, und das, wonach ich mich in lan
gte-, arbeitsvollen Jahren gesehnt
hatte. der ruhige Raturgenuse jenseits
Dr besseren Hälfte des Lebens, erlittj
durch den Unsall eine recht empfindis
Ehe Störung· j
Auch mit den hübschen Abenden im
Schachtlud in der Stadt war’s nun
zunächst natürlich vorbei! Doppelt
schade, denn gerade in jenen Tageni
waren ein paar seln sesselnde Partien
tin Gang, deren Ausgang ich mit gro
Dem Interesse entgegensab.
Ein leiser Trost in dieser Trübsal
sar mir allein die Hoffnung daß
sich Freund Richard Plank, der
ieichsalls draußen in dem Vorvrt in
inem stillen Häuschen »Sanssouci«
sobntw an einem oder dem anderen
Ihr-nd besuchen würde, um mir. als
Intner am schwarz und weissen
strit, über die langen Stunden bin
quzubelsen und um dann, wenn wir
die Figuren beiseite geschoben hatten,
mir ein paar freundschaftliche Plau
derstunden zu schenken. Diese Hofs
Iung bat mein Freund RichardPlnnt
reu erfüllt. Schon am zweiten
« nd meines Leidens stellte er sich
mit Eintritt der frühen Dämmerung
bei mir ein, und dann ichoben wir
beim Rauche der Zigarren die elfen
itinernen Figuren und plauderten
nachher bei einer Flasche Mosel und
dem bescheidenen Abendbrode, das
seine haujbiilterin mir nnd meinem
,«lieben Gaste brachte. bis nabe um
Mater-by Und von da ab bat mir
Freund Plant in diese leidige eit
W «Gesangenschast« die be en
Stunden gebracht. Ost babe ich ihm
t: »Sie opsern sich aus sür
m . lieber Freund! Jch weiß, Sie
M Ihre Zeit besser verbringen
sisfek bei mir armer-r Krüppel!«
III-Tit nur den Kopf aeschiittelt:
«U n, ich freue mich. anen iebt
III-I sein zu können, und wem sonst
sollte an meiner Gesellschaft, an mei
Ies Seplauder viel liegen?«
So blieb er- denn baden Er kam
beinahe Abend für Abend, und ges-de
in jenen Wvchen erschlossen wir ein
ander manchen vstillen Winkel unserer
Herzen, den wir bisher, trotz unserer
jahrelangen Freundschaft, still und
unberührt gelassen hattet-» Aber auch
iiber all die äußeren Dinge des Le
senx die an uns berantraten, tausch
ien wir unsere Gedanken in jener
seit. Ich las viel während des Tages
nnd besprach das Befre, was ich aus
Der Lekräre gewann, des Abends mit
sich-ed Plank. Er aber, der, ehe er
Zugleich mir zur Ruhe in den stillen
et zurüeigengen hatte, durch bei
Iaie ein Menschenalter als Deteltiv
Jins Viensie der Mener Polizei thätig
- les war, erzählte mir wand-fes
Iset Fas, in dein er wirksam ein
geseissen hatte, und dessen.verschlun
jene. geheimnisvolle Fäden er damals
M cui-isten konnte
st einer Neide- solcher Abende war
es· denn ones-, daß Richard Plant
mir die Geschichte eines Mannes er
zchltr. den er den «Pnppenspie!er«
nannte, usd deßen merkwürdige Ver
brechen durch lange Zeit der Wiener
Pause-: die unlöibarsten Ratt-set bo
ten. bis ei der zähen Energie Planke
nach manchem derben Mi rsolg end
lich gliiette, die leßten Ochleier von
den geheimnisvollen Vorgängen zu
ziehen
Wie und durch welchen Anlaß mein
Freund aus diesen Fall zu sprechen
kam?
Mir ist der qanze Vorgana noch so
deutlich. als hätte er sich eben erst vor
einer Stunde in meinem Zimmer sb
aespielt Nach dein Abendbrode war
es, die sigarren tauchten, und ich saß
wieder in meiner Sosaecke, das immer
noch verbundene Bein aus dem niede
ren Schemet Und ich erzählte mei
nem Freunde, der an der anderen
Seite des Fisches Unter dem vollen
Römer saß. non einer seltsamen-»Ro
tiz. die ich ocn selben Taae in einem
großen Platte verzeichnet gesunden
hatte: »Ein neuer Flaspar dauser«.
hatte die Ueberschrist der Mittheilung
gelautet, und dann war der Bericht
gegeben von einem jungen Menschen.
den man umherirrend in den Straßen
der Stadt gefunden hatte, und der
nicht anzugeben mußte. wie er hieß.
noch woher er stammte. der mühsam
nur der Sprache mächtig It nnd
doch erkennen ließ, daß er a guten
Kreisen kam. Vage Vermuthungen
des Repartere waren an diesen Be
richt getniipst, Verein-mutigen daß ei
sich wohl um einen armen Geistes
lranten handeln könne. der seiner pri
vaten Pslegestötte entlaufen sei, oder
um einen Menschen. den ein nlönlicher
Nerven-tot seines Erinnerungsvers
mögenj iiih beraubt hätte.
Und da, als ich dieser Notiz Er:
mähnung gethan und voll Interesse
auf die seltsame Lage der Dinge Zin
gewiesen hatte, nickte Richard PIant
und sah mit jenem sinnenden Fern
lplict vor sich bin, der stets in seine
Augen trat, wenn er sich zurückver
sentte in die Zeit oergangener Tage
Unvermittelt begann er dann zu
sprechen.
»Ja, ich habe den Bericht heute
Morgen auch gelesen. Jnteressant—
gewiß, Sie haben rechts-ei ist ein
Vorkommnis das wiederum zu ra
then gibt. Alltii liseteit und irgend
ein banalee Ges hniß tönnen sich
als Lösung ergeben—aber auch un
ertannte und unzuaiingliche Dinge des
Seelenlebeni können den Schlüssel
bieten. Krankheit oder Bewies-en
lann das lehte Wort des Vorganges
heißen ——aber weil unser Wissen heute
vor den Thatsachen wie vor verschlos
senen The-ten siebt. so wuchert unsere
Phantasie um das «Geheimniß«.
»Für mich hat dieser Fall vie Erin
nerung an eines der seltsamsten Ver
brechen ausgelöst, die ich in meiner
langen Laufbahn als Polizeibeamter
kennen lernen konnte. an einen Fall,
der damals alle Organe der Wiener
Polizei aufs lebhafteste beschäftigte
und der sich in der Rriminalgeschichre
den Ruf eines geradezu llassifchen
Beispiels siir eine gewisse Sorte durch
die längste Zeit scheinbar ganz uner
tliirlicher Vorgänge erworben hat. Ich
meine die Verbrechen des »Ah-wen
"spielers« —- wie wir ihn nachher
nannten...«
Erzählen soll ich?" .
»Ja-—ich habe mich gerade heute
und eben im Anschluß an die von
Jhnen erwähnte Notiz, mit der Sich
« tung des alten, noch in meinen "n
? den befindlichen Materials heschä tigt
—- tlar liegt die ganze Sache wieder
um vor mir. Und doch wird das Er
zählen nicht so rasch zu machen sein.
denn dieser Fall holte weit aus in sei
ner Borgeschichte und trieb ans sei
nen Wurzeln« Perhrechen«nach allen
Seiten. Versuchen kann uns Immer-»
hin, Ihnen ein Bild der Din e auf-«
zurollen; ich thue es gerne —- nes
ist gleich dem Falle Verfegn in Peft,
von dein ich Ihnen unlängft sprach,
einer von jenen-Fällen in denen ineine
Untersuchungen den doppelten Erfolg
ergeben haben, die wcehre Schuld zu
treffen und zugleich auch die Unschuld,
die urlter Den fruchtbarsten Verdacht-z
tnoinenten darniederlog, von jeder
unverdienten Strafe zu befreien.'·
Richard Plant hob den Römer und
nickte mir zu. Fein klangen die ge
schliffenen Gläser aneinander. Dann
füllte ich aufs neue, und während in
feine Augen wiederum der ziellofe
Fernblick der Erinnerung trat, be
» aus er zu erzählen.
’ «slfo, zu Beginn der Reunziger
fahre war’s. ·
»Im Wien stand damals der Poli
Heirath Franz an der Svise der
Kriminalpoli ei, ein fehr kluger nnd
umsichtiger nn. der nicht« wie fein
Vorgängen der here Don Lamberti.
nur ani grünen Tische eine Urt theo
retischer Sachkenntnis sich angeeignet
butte.»fo·udern der sich felbft in einer
lässest-then Ibätigiteit als Unter
f angie ihrer reiche, ,peattifche Er
fahrungen im direkten Verkehr mit
des Qui-Mit und bei naher Un
scharen-g der Wegen ers-eben
satte. In feiner WM«SMti-nq
bot er dann das solixeimsts in
Rhea und namentlich-den W
Sieerheitidienft von vielen Jltien
und oetnlteten Einrichtungen Hefreit
and innerhalb weniger Jahre mit
großer Energie auf eine wesentlis
Miete Stufe gehoben.
»Für die Verbrechee war das na
türkich eine dök Zeit —- die Kriteri
naliiatifiil jener Jahre gibt dafiir
das beste Zeugnis Wir Beamten
aber, denen es eine Herzenifoche war
um den Dienst — und doe ift eben
beim echten Detettiv gewöhnlich oder
immer der Fall —- wir haben aufge
athrnei. Für uns war eine Zeit ge
tornmen, in der die oorgef te Stelle
nicht mehr wegen jedes elegrarn
mes. jeder nöthig gewordenen Eisen
bahnfahrt oder sonstigen Stiefmut
gade ängftxiich nnd nörgelnd rechnete
in der ej weniger darauf angelegt
wurde, Ersparnisse am Verdgei zu
machen, als vielmehr das höchste Ziel
der Sicherheitipolizei zu erreichen:
möglichst viele Verbrechen zn verbin
dern und. wenn tros aller Wachfanp
teit dennoch Verbrechen vorgekommen
waren. die Schuldigen möglichst sicher
und rasch beim Kragen zu fassen.
»Ich fetbe wurde meiner ziemlich
umfassenden Sprochtenntnisse und
meiner Erfahrungen im Verkehr mit
auswärtigen Behörden wegen, da
mals befonders zu fchwierigenr Erhei
dungen und fonftigen ernsten Mif
sionen im Ausland verwendet· fo
daß ich oft monotelang von Wien
fern war.
«Und da, als ich eines Lage- even
nach nahezu vierteljähriger Abwe
senheit in Gefolgfchaft eines warte:
ren Bantdirettors, den seine Sehn
sucht in die Ferne mit rund einer
Million Gulden von anderer Leute
Geld nach umncherleissreuss und
Quersahrten bis nach Cuha arfiihrt
hatte. nach hause zurückgekehrt war,
hörte ich zuerft von jenen seltsamen
Verbrechen, deren Klärung nsich dann
durch fo lange Zeit in Wien halten
und aufs schärfste beschäftigen follte.
»Ich habe gesagt. ich »Hätte« da:
mal-i zuerst von diesen Dingen ---—
das ift eigentlich nicht ganz richtig.
Das erste, was ich darum erfuhr,
iam mir durch eine Zeitung zu Ge
ficht. durch das Morgenbxatt der
Neuen Freien Presse«, das ich am
Tage nach meiner spät Abends er
folgten Riicltehr nach Wien aus
meinem Frühstüastifche fand. Am
Abend meiner Ankunft selbst hatte
ich nur noch fiir die riegelsichere lin
tertunft meines Reifeaenossen ge
sorgt. dann war ich, müde und ab
saeheht «non der langen Reife. in
Emeine stille, tleine Wohnung gefah
:ren, fest entschlossen, mir nun nach
Monaten voll aufreibender Strapa-«
zen ein paar Tage der unbedingten
Ruhe zu gönnen.
,Und doch toar es tro all der
schönen Vorsähe am niich en Mor
gen schon nach jenem Blicke in die
Zeitung mit diesem Plan vorheil
Was ich las und was mich sofort
dermaßen fesselte und mein Interesse
in fo hohem Maße in Anspruch
nahm, war der iiber fdaltenlange,
ausführliche Bericht iider einen lith
nen Eindruch, der in Wien soeben
ausgeführt morden war.«
Richard Plant hielt ein: er taftete
nach der Brufttasche seines Vortei,
holte die umfangreiche, mit Stein
turen aller Art gefüllte Brieftafche
hervor, die idn nie verseh, und ent
nahm ihr ein schon ftarl angeailhs
tes Zeitungsdlatt, das er sorgfältig
auseinanderftrich Und während er
die Brieftasche wiederum oerforgte,
sprach er weiter.
»Es ist kein Zufall, daß ich Ihnen
diesen Bericht hier im Original vor
legen tann —- das Blatt fiel mir
heute Vormittag, als ich in dem
Materiale des Falles tramte. in die
hande, und als ich es da zu mir
fteclte, war toohl in mir fchon unilar
der Gedante wach, daß wir vielleicht
von diesen Dingen vlaudern wiss
jFortfejuna folgt.)
Im Hannoverschen Courier zeigt
der Magistrat in Hardegsen an: »Die«
Stelle eines Kammer-ers lstädtischen
Rechnungssübrery soll tunlichst bald
scheint gegen die Probibition zu prote
stieren. Er sorgt dafür, daß vie trot
sendsten Cpunties gehörig naß wer
den!
II e- «
hossentlicht rechnet der New Yorler
Juwelier, der dem Sultan den Dia-«
manten sür 8400,000 vertanste, nicht
daraus, daß unsere Flotte den Betrag
der Rechnung eintreibt.
f V i
Kleine Bosheiten sind geistreich,
große — Grobheiten
I D .
» Es gibt Menschen, die stch nie är
"getn, sondern immer nur —- andere.
I O O ·
Die Münchener Reuesten Nachrich
ten enthalten folgendej heiratsgesuch:
»Geb. Mädchen ohne Vermögen, aber
mit Temperament und wertvolles-i
Meißener Tafelservtce sucht essen
dazu passenden Mann.« Das ist
schlimm. Wenn ein-Mädchen mit Teig-«
perarnent einenPorzetlanrnann nimmt,
dann ist hundert gegen eins zu wettet-,l
daß er nicht-lange.hält.
i
New geartet Polizisten rniissen die
italients Sprache erlernen. , it
das Einst-regen der Verbrecher i » n
let-e sptschlicheu Schrote leiten be
reitet. Die Bendetta nnd schwarze
M scheinen der Verbreitung« der
Malta-ca der italienischen Sprache
lief frisches Poles-.
sit-sur vi- o. tun-est - sum-.
» lSchlnßJ
Wahrend Rasmussen mit großer
Energie die Sckieidungfeiner Tochter
betrieb nnd sie so viel wie möglich
verfchonte mit all den unangenehmen
Einzelheiten. erholte sich Hella im
Schuh treuefter Liebe von all den
sähen Erfahrungen ihrer kurzen
e.
Ali endlich die Scheidung ausge
sprochen wurde, töfie ein Thränens
ftrom die leiten Spuren her Bitterkeit
aus ihrer Seele, und als sie nicht
lange danach erfuhr, daß Franz Baß
necl sich mit Elfa Kleefelv verheirathet
hatte. fühlte sie sich vollends von ihm
losgelöft ——
Eines Tages fafz della in ihrem
kleinen Solon nnd fah träumerifch
hinaus in den Garten, der weiß ver-:
ichneit nnd winterftill vor ihren
Blicken lag.
Da trat Sven zu ihr ein und ftellte
sich ihr aeaeniiber, den Kopf mit der
Hand auf den Kaminfims gefiiiiL
Hella fah ihn lächelnd nnd etwas
befangen nn. »Was foll ich von Ihnen
denken, Spen? Mitten am hellenTage
unterbrechen Sie Ihre Arbeit. um
mir —ftnmtne Gesellschaft tu leiften.«
Er fah sie mit brennenden Nasen
an. »Ich kann nicht arbeiten. he a.
fis liith mir da drüben keine Ruhe.
Ich ftehe ftnndenlan unthätigä am
Atelierfenfter und chaue heut-er zi
Ihnenf
Sie erglühte, sprach aber kein
Wort.
Er trat dicht zu ihr heran. »hella
—Sie wissen. was mich so ruhelos
macht. Seit ich weiß. daß Sie srei
sind, tann ich nichts mehr denken und
thun. Ich möchte Sie schonen. mischte
Ihnen Zeit lassen, zu verwinden, aber
ich kann nicht mehr." Er saßte ihre
Hände und zog sie zu sich empor.
Sie sah ihn innig an.
«Della. dars ich denn endlich alkicks
lich lein? Willst Du mir angebären
in Freud und Leid?«
Sie legte ihre Arme um seinen
Hals und lehnte ihren stops an seine
Wange. «Wenn Du mich haben willst.
so nimm mich hin-. Mein Herz gehört
nur Dir aclein.«
Er zog sie fest an sich. Seine Arme
rittertem und dies Zittern betrieth ihr
die Macht« die sie iiber diesen Mann
hatte, und die Anstrengung, die ihm
seine Zurückhaltung gekostet hatte
Sein Gesicht war durch strahlende
Seligkeit beseelt· .hella —siißes, ge
liebtes Weib —— ich halte Dich nnd
lasse Dich nimmer!« saate er mit
halberstickter Stimme nnd kiißte sie
ans den behenden Mund.
Fest aneinanderaeschmiegt standen
sie lange in seliger Versunkenheit und
oergaßen alles über der Gewißheit
ihrer Liebe.
Als hella dann sprechen wollte,
schloß er ihr denMund »Sbrich nicht,
ieistilL laß mich nur siihlen, baß ich
Dich halten dars, daß ich diesen ge
liebten Mnd mit Küssen bedecken
tann. so ost ich mill. So lange hab«
ich mich danach sehnen müssen, so
lange gebarbt —- ich will Dich nun
einhüllen in meine Liede mie in einen
goldenen Mantel —- mein Weib,
meine helle-P
hella schloß die Augen. Die große«
aetvaltiar. heiße Liebe Soens sluthete
iiber sie hin. Sie dachte nicht mehr
daran. ob sie seiner noch werth mar,
nachdem sie jenem anderen schon im
Arm gelegen, denn das, mai sie mit
Sven verband. war so start, so rein
und ties. daß alles andere mesenlos
von-ihr'a«bs·iel. « « .
Olc Utlcvcll Wullmmrth ur- us ur- -
Dämmerstunde Nasmufien aus sei
nem Ateiier kam. tsr fand die Lie
benden innig umschlungen am Fenster
ftehen. Das strahlende Glück in ihren
Augen sagte ihm alles. Mit frohem
Gesicht trat er auf sie zu und schlosz
beide zugleich in seine Arme.
»Meine Kinder —- ich bin alüetlich,
daß Ihr Euch angehören dürft nach
so langer Irrfahrt. Nun seid Ihr
beide fiir immer auf dem richtigen
Boden, auf dem der Liebe.— hella,
Du haft Dir einen Mann errungen,
der mir der befte nnd.tiichtigfie oon
allen erscheint. und Du, mein gelieb
ter Sohn, dem mein her-i schon längst
diesen Namen gab. Du wirst meine
hella verstehen, wie sie verstanden sein
muß, wenn dioSchiihe in ihrem Wesen
sich zur vollen Blüthe entfalten sol
len.«
--—---—-.-—--------—
Die Hochzeit fand aus Evens drin- »
aenden Wunsch schon nach wenigen
Wochen statt. Eine hochzeitseeise
Wicht-U sie nicht. denn Sven wollte
hella im Frühsommer nach Schweden
zu feinen Eltern bringen« um sich de
ren Segen zu holen.
Das junge Paar bezog die Van
Ruban-Max und der Professor rich
tete stch in Evens Gartenhäuschen
ein« Frau Liebentrut blieb natürlich
im hause. Soen hatte hella ein rei
sender Bläschen geschaffen in seinem
stellen Dort saß sie mit einein Buch
oder einer handarbeit, und wenn
M mit seinen Augen das holde
Bild umfing, . dann weitete sich seine
seiest im frohen Infathrnem und
wenn vie Sehnqu Er zu groß
wurde, dann wars er Irbeit hin
und trank sich sattan den Lippen sei
ner Trautesiem
August stötselt rpar erft sehr be
triiht gewesen« daß er nicht mehr flir
segeln deren kochen und wirtbschsiten
t te. I rerfandsich halt-da
rein, Frat- Liebenteut an die Darob u«
geben, denn zu thun gab ej genuger
ihr-, zumal als zwei holde Kinder-i
eben ihre-n Einst-g hielten in der Billa
Raimusfem »
»Ist-rein Großvater waren dieses
Kind-er der Inbegriff aller iidifchens
Glückieligkeit und die Schönheitihrerk
kleinen eoßgen Körpers-en hielt er fett
in allen möglichen Stellungen nndl
Szenen. j
Sven Andersen aber schuf große,!
gewaltige Werte, er wurde der Ersten;
einer und konnte seinem Weibe Lor-;
beeren und Gold zu Füßen legen.
Im hause Bohneck aber sachte nurH
einer noch manchmal an die reizendej
lichtvolle Erscheinung, die ein kurze-;
Jahr darinnen ein Scheindasein esfi
fiibrt hatte. Aber er wehrte dieser-«
Erinnerung, so vieler konnte. Frau-H
Boszneek wollte sich nicht eingestehen.·
daß seine erste eFrau doch liebensweri
tber geweer war als die zweite, wenns
die sich auch willig von ibm tyranni-.
siten ließ.
« E n d e.
l
l
l
l
I
Ist-e f wiss-te. 1
In der Aerztlichen Wockzmschaul
wird dem Xslslatt zufolge neuerdinges
auf eine Krankheit aufmerksam ges;
macht, die gerade fehl sehr häufig uan
namentlich bei Frauen auftritt. Sies
ift zwar ver Wissenschaft sowie den»
Laienlreisen lange betannl, ihre Besl
bandlung wurde aber leider bishers
erfolglos unternommen. Sie wird
von den Aerzten Aauasapomanie, auf
deutsch Seitenwaffersucht benannt.
Das Eigentbiicnliche vieferliranklieie.
ift. dass sie nur bei dem weiblichen Ge-;
schlecht auftritt, vorwiegend bei ver-s
beirateten Frauen, und zu bestimmten
Zeiten epidemisch um sich greift, mel-i
stene var Weihnachten, Ostern unds
Viinalten. E
Sie «·ist teine dieser wuchtigenKranl
heiten. wie etwa Masern, Typhuz,s
Diphtheritis, die den Menschen packen
und gewissermaßen siir die Zeit des
Krantseini unschädlich machen —- oh
nein! -—-— Zuerst ersaszt eine grenzenlose
Rcrvositiit die von der Krankheit Be
sallene, so daß sie nicht zur Ruhe zu
tommen vermag. Kein Wintel der
Wohnung ist dor ihr sicher —- überall
läust sie herum, durchstiidert und sucht,
reißt Gardinen. Vorhänge, Bilder her
unter« nimmt Teppiche aus« rückt Mii
del auseinander, eignet sich in tleptos
znanischerGier iämmtlicheBiirsten,Le
derlappen. Wolltiicher, Seisenschalen.
Wassereimer an und sindet es durch
aus nothwendig, sich mit sremdean
dididuen zu umgeben, die einen son
derlich penetranten Geruch von Ter
pentin. Oelsarbe und Seifenlauge
verbreiten und die Eiaenthiirnlichteit
haben, nicht zu erscheinen. wenn sie
am dringendsten gewünscht werden
Besreundeten Gesichtern hingegen
läust die Aauasadomanielrante mit
an Gehirnparalnse gemahnender
Scheu aus dem Weg. Schon der lei
seste Schritt aus der Treppe, den sie
natürlich bei ihren Jersahrten durch
Korridon Speisetamrner. Satan«
Badezimmer und andere Räumlichkei
ten hiiren muß, bringt sie zttir Flucht
und steigert ihre Rervositiit in zwei
bis drei Tagen derartig, daß nun das
akute Krankheitsstadium eintritt.
Kraniengeruch durchzieht die Wob
nung und ist in seiner Zusammenstel
lung aus Seitenlauge, Vorar, Ter
pentin und Wichse so venetrant, daß
er tros bester Ventilation durch das
ganze haust dringt. Die Kranke
vermag vor lauter Unruhe ihre be
stimmte Morgenstunde nicht mehr
einzuhalten. Beim ersten Hahnen
schrei steht sie toie in Fieberhast aus
und stürzt sich in schrecklichstee Ver
tleidung —- in lurzen Mitten, in
wehendem Kot-strich, mit Klapser und
Abstöuber aus die schon an den vori
gen Tagen aus ihrer bedächtigen Be
quemlichkeit gebrachten Gegenstände.
Alle Polsterntiibel sind ihre Feinde. An
ihnen stihlt sie sonderlich das nerviise
Blut. Dann und wann entsiihrt ein
Seufzer der Wohligleit ihren vor An
strengung blossen Lippen, erhellt ein
Strahl der Begeisterung die vor Stand
trüden Augen.
Wie nlle wirklich Kranken — so z.
B. siebernde Rachtwandler u. s. w»
entwickelt die Aauasapomnnie - Krante
ganz eigenartige Fähigkeiten So ver
mag sie zum Bei piel einer Tennes
lünstlerin gleich auf hoher Leiter ein
herzuspazieren und allerlei Verrenkt-n
gen auszuführen oder wie Schlangen
menschen sich diinn und gefehmeidig zu
machen, um in Winkel und unter Ge
genstände zu kriechen. die in gesundem
Zustande ihren Proportionen absolut
nicht dimensional find. Jedoch dai ge
fährliche Stadium der Krankheit ist
erst erreicht, wenn dampfende Wollen
und weiß-schäumend« Naß alt einzi
ges Beruhigungimittel der Kranken
vergl-folgt werden müssen. Jhr Ver-s
langen nach dem feuchten Element ifi
dann so groß, so gefahrvoll nach
driicklich, dasz ganze Eimer Seifen
toafser nicht genügen. Stromroeise
vergießt sie den gischtenden Schaum.
«Srisentvafser —- mehr Seifenwass
ser!« Kein anderer Laut entringt sich
ihren hiafsen Lippen, und mit zittern
den Händen greift fie nach immer neuen
Quantitätem Maß und näfser wird·i
im Saal und auf den Stufen«. —- al
lei entfleucht und überläßt die Kranke»
ihrem Schicksal
Aus dieser gefahrvollen Gier nach
frischem Stifentvasser erllört sich die
wissenschaftliche Bezeichnung der
Kraniheit:Aqitasapomanie, zu deutsch:
Seitenwassersucht.
Nach den bestigen Ansiillen dieser
Tage tritt eine vollständige Nerven
erschlassung ein —- die wohl eine
Nacht dauert. Während der Retort
valeszenz ist die Kranke natürlich
elend. immer noch aoathisch und hat
eine förmliche Scheu vor den in der
Krankheitswutb mißhandelten Din
gen, so daß sie sie mit Tüchern und
Musselinstreisen ängstlich verhüllt.
Nach und nach erst verliert sich die
selbe. das Interesse an der Aussen
welt setzt ein —-« die fremden Gesich
ter sind entschwunden, die lieben, al
ten Betannten werden mit besonderer
herzlichleit begrüßt, ja, sogar extra
geladen, salls sie ausbleiben —
turgum, die Aquasavomanie ist über
standen.
Es sei norb zu rwiibnen, daß bei
dem sehr beben Krösteverbranch wäh
rend der Krankheit die Ernährungs
nothwendigleit seht gkltva --- ts
sogar redneirt erscheint. Die Lei
dende vermag sich tagelanae mit
Kasse-e und Weißt-rot zu erhalten und
verlangt mit krankhaster Energie
dasselbe von ihrer tlmgebung,son
derlich auch von ihrem Gatten. Jn
hinbliek aus lenterwähnte Tbatsache
Ierltosst die medizinische Wissenschaft,
dass sie von münnlicher Seite nach
driicklich in der Betämvsung der
-Aouasavomanie unterstützt wird, die,
wenn auch nicht tödtlich, so doch recht«
störend wirkt und, wie man allgemein
lin Erstlichen Kreisen annimmt, aus
Jerbliche Belastung zurückzusiihren ist.
O
I Jn Philadelvhia will man ein
sMittel zur Diinrpsung des Geräu
Ischej der hochbahn ausgetiisteltchas
iben. äst es nötig, der spricht-töri
lichen chliisrigkeit dieser Stadt der
Bruderliebe noch ein weiteres Zuge
ständnis zu machen?
I I
c
Ein guter Mann gehorcht seiner
Frau, und eine gute Frau gibt ihrem
IGatten gute Ratschläge, sagte der
schinesische Gesandte in Washington.
iDer alte Wu scheint in jüngster Zeit
zsleißig die aus den Frauenkongresi
käm gehaltenen Reden gelesen zu ha
s kn.
i I f
Die Wallstreethiirse legt mit Recht
Verwahrung gegen die Unterstellung
em, daß dort nicht ehrlich gespielt
werde. Weshalb unrhrlich, wo sie bei
ehrlichem Spiel alle Chancen bat.
Abseblish
Dame (die auf einer Spieee einen Arzt fortwährend mi tfachmänass
scheu Fragen belästigt): »Bitte, hetr Medizinalrctb, sagen Sie mir doch
aus-, was Sie thun, wenn Sie ertältet sind?«
Itzt (ärqerllch): «Jch hustr und niese, gnädige Fee-M