Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 15, 1908, Sweiter Theil., Image 14

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    Auf falschem Boden.
Rom-m von H. Courths-Mahler.
n IX
f —- -
v»
(15. Fortsetzung)
1 5. K a v i : e l,
» Hella war wieder einmal rnit den«-.
Gefühl, grenzenlos gederni.itkkiat Jovi
! Mzuieim vom Mitte-taktisch aus-zue
i; standen. Man hatte in ihrer Gen-n
E hart Elsa Kleefetds Lob in allen
-« Tönen gesungen und gerade die lfi
s Herrschaften hervorgetmßen die Helle
Mich Ansicht der Boßnecte vollständig
I fehlten. Auch Franz hatte eifrig mit
ein-gestimmt Nur Berti-a hatte ge
schwiegen nicht etwa aus Tattgefiibt
ondern weil sie über niemand gern
etwas Gutes sagte. Elia war ihr im
Zettåmde nicht oieä angenehmer als
a.
1Die junge Frau hatte sich in Still
schweigen gehüllt Sie zeigte nicht.
« wie-Nie "-durch vie Tatttosigteit oder
vielmehr beabsichtigte Bosheit verletz.
« - Mk
—— Sie ging nach dem Essen in den
Garten hinaus, unt während der
Mittagspause die Franz in Haufe
verbrachte, nicht mit ihm allein sein zu
mästet-. Erst als er nach ihr rief.
ging sie wieder ins Haus.
Franz stand reisefertig vor ihr.
»Es-d wollte Dir nur adien sagen, da
ich auf einige Tage nach Berlin reife.«
L , s »Noch Berlin? Und das erfabre ich
ekffietzU Darf ich nicht mit Dir rei
, stuf«
«Nein—ich habe Dirdeshulb erf:
It Mittheilung davon gemacht Jst
be geschäftlich zu tditn."
Brennende Sehnsucht nach ihrem
Vater stieg in ibr auf und trieb sie zu
einer Bitte. »Nimm mich mit. ickx
bitte Dich darum. Ich will Dir nicht
lästig fallen. Nur Papa möchte ich
gern einmal wiedersehen-«
»Und Dir den Kopf mit neJen
Vitantqftereien fiillen lassen. Das eben
wollen wir vermeiden Du bteibn
hier.« Widerwärtige Grausamkeit
Hund Bosheit lag in seinen Worten.
·Sie fal; ihn an mit gequäliern
Blick. «Schäme Dich!« tagte sie Hei
Fer und gepreßt.
Er blickte fre drohend an. »Schmeig.
ijtr sich von uns beiden am meisten
»in schämen hat, weiten wir nicht un
besuchen Leb wohl und zeig mir bei
Zweit-et Rückkeer nun endlich ein ans
des-es Gefecht sonst tönte ich noch
Mgemiithlicher werden«
Damit ging er davon. Sie fah ihm
mit starren Blicken nach und lant
dann wie gebrochen in einen Sessel.
Hort biteb sie sitzen. Nicht einmal in
Ihr Zimmerchen ging sie hinüber-. Es
"- »was sic- · so- gleich-gültig in weZcher
Umgebung sie ihren Schmerz trug —
so einerlei, es lohnte sich nicht« auf
zweite-.
Einige Stunden später wurde die
, TMrllingel zum Boßneikictten Haufe
; gezogen Minna, das Hausrniidchem
gras, um zu öffnen. Ein hochgewach
Jener Herr in grauem Anzug und
gjeichfurbigem weichem Hut stand vor
i
We
»Ist Frau Boßneci zu sprechen?«
fragte et.
Minna sah Eiin dumm an. »Ei
meinen wohl den Herrn Boßned.«
»Nein, vie Frau Boßneck.«
isMinna wunderte sich Sie kannte
hoch alle Bekannten der Famiiie. Die
fet Ugbcmn hier war iisr gänziich
m .
»Die ist nicht zu Haufe Sie ist
mit ihres Tochter im Kränzkhen bei
Kleefetds.«
»Ich meine Frau Helle Boßneck.«
Mintm machte eine qerinnschätiige
Miene. »Ach die-die ift oben. Hier
rechts die Treppe noch -«— gerade
aus.« ·
»Der Ton, in Dem das Mädchen
Diese Auskunft- qab, iriev Seen An
Qetfen das Blut ins Gesicht. Er ver:
riesi, wie wenig Hella in diesem-Hause
s-.,..--M-»-«.«.»»».-.—- ,
T; Er ging In dem Mädchen vorbei
. ins haus und stieg langsam die
Treppe hinauf. Das Herz klopfte ihm
tun Betst-ringen Oben blieb ereinen
biick tief athmend stehen. Dann
· Uopstr et. Niemand that ihm auf.
Er wiederholte das Klopfen Es rührt
Ich nichts. Entschlossen legte et die
nd auf die Kilnie und öffnete.
eifs Gerathewohl schritt er drinnen
ans die erfie Thür zu und klopfte
weben
Ein leises Rauschen ertönte, Und
dpetgn rief eine matte Stimme: »Her
een «
Svm öffnete langsam und itai ein
he das von der Sonne hell erleuchtete
, Auser- Jbr Strahl fiel auch aui
n nnd della, die sich bei feinem
stopfen von dem-Stuhl erhoben hatte·
den sie feit ihres Mannes Fort
"in s. versunken faß.
-siskn . . t sah sie fassunqslos
Ins Ehe-. ein Zittern flog übetihten
W nnd dem isten-i sie plöesick
» eine-a W nie-f ihn zu« um
Mte ihn me eine Etttmtendt
« " » seinen and state-weite un
kfeinen Reime-e Wird-u
i Itief sie ihn m Tät-en di(
Urteil-en wie unfagbue sie fiel
vihm Iesehnt haben mußte» ’
sz Im schwankte zwischen-m
M iiber ihren teun
- kiffen-et der Ihm ein
M und siebet-idem Eint
se
zücken iider die Erkenntnis-« daß sie
sich nach ihm gesehm haben mußte.
Still standen sie eine Weile, Hella
dicht neben ihm, er schützend den Arm
um ihre Schulter gelegt. Das arme
junge Weib meinte; mit diesemAuaens
blick sei alle Qual soorbei und verges
sen. Sie dachte und fühlte nichts als
die-Gegenwart des Einen. Einzigen
nach dem ihr Herz in heimlicherSehn
sucht gerufen hatte, eben fest noch, ehe
er eintrat.
Aber dann tam sie zur Ericnnäniß
der Wirklichteit. Mit jähem Ruck löste
sie sich aus seinem Arm und trat zu
rück. Giiihend erröthend strich sie das
wirke Haar auH dem Gesicht nnd
preßte die Handilächen gegen die
Schläfen
Er sprach kein Wort, sah sie nur an
mit seinen leuchtenden Augen, als
) Zollte eif sie festhalten damit fiir alle
! « eit.
F Frauen sind in solchen Fällen sast
immer am schnellsten in der Lage. sieh
; zu beherrschen. Auch della fand zuerst
die Sprache wieder. Mit einem besan
aenen Lächeln trat sie aus ihn zu und
Yreichte ihm die Hand. »Ich habe Sie
» durch mein Ungestüm erschreckt, lieber
TSven. Verzeihen Sie mir und ieien
T Sie mir herzlich willkommen So
Plötzlich sehe ich Sie vor mir —- ich
; kann es kaum fasse-M
! Als er noch nicht sprach, sah sie ihn
T Piöslich erschreckt an.
« »Sven —- mein Vater Mes ist doch
; meinem Vater nichts geschehen?«
l »Nein, nein-beruhigen Sie sich,
i liebe Hella, ich bin nur ganz zufällig
Lauf der Durchreise hier und wollte
die Gelegenheit wahrnehmen, Sie zu
begriißen."
Sie lud ihn durch eine Handbetve
saung zum Sitzen ein und nahm ihm
jgegeniilser Platz. Die Sonne flim
; merte ans ihrem Haar. es sah aus wie
; aesponnenes Gold. Shen konnte den
»Auf nicht von ihr lassen. Bleich sah
x sie nun wieder aus. da dieRöthe aus
«ihrem Gesicht gewichen war, nnd die
i Augen erschienen ihm noch größer als
jsonst. Aber es waren nicht mehr die
ssröhlichen klaren Augen von einst.
sondern traurige, aus deren Grund
das Leid schlummerte. Und dochschien
sie ihm noch schöner als einsi, ihr An
blick rührte alles wieder auf. was er
mühsam zurückgedrängt hatte in der
Zeit der Trennung.
«Erziihlen Sie mir von Papa. lie
her Speer Wie geht es ihm?'·
»Gut, soweit Sie ihm nicht sei-Zen
Er hat oft große Sehnsucht nach Ih
nen. Wir vermissen unseren CSei-irren
schein. della-Sie wissen, daß Sie
uns das waren.«
Sie nickte. »Ich weiß es, wenn es
mir auch manchmal wie ein Märchen
vorkommi, daß es Menschen giebt,
denen ich so viel sein ionntei"
Yellak
. .-,.·«- Leu-— nur«-h -t. 0-k
Glis luctsklc unsc· euuihuku use- »Is
sen wir«d:«g. Erzählen Sie mir von zu
Hause. Ach, Speis-, menn Sie müßi
ten, wie mir das- ist« daß Sie mir dier
aegeniibersitzen, daß ich mit Ihnen
sprechen sann und zwei Augen auf
mir ruden fühle, die nicht voll Haß
und Abscheu auf mich blicken!«
Er faßte anastooll nackt ihren Hän
den. «Hella —— was bat man hier
aus Ihnen aemachtk Sie find so vers
ändert!"
Sie lächelte qeiivungen und sagte
in gemacht leichtem Tone: »Die Lust
hier bekommt mir nicht gut.«
Ser fah sich im Zimmer um. Erst
jetzt merkte er, wie häßlich und nüch
tern es aussah-trotz des verklären
den Sonnenscheins. »Als-) das ist
Ihre neue Heimatdl lla s— wie da
ben Sie das aushalte können, Sie
— mit Ihrem Schönheitssinn2«
Sie erhob sich rasch. Kommen
Sie mit in mein Zimmer hinüber«
das habe ich mir nach meinem Ge
schmack eingerichtet hier« in diesen
Räumen bin ich selbst ein Fremdling
geblieben.«
Sie ging voran und er folgte ihr.
Als sie dann nebeneinander saßen«
sagte sie lächelnd: «Groß ist mein
Reich nicht, wie Sie sehen. Fiir ge
wöhnlich reichtes aber aus, daichbier
immer allein hause. Meines Mannes
Familie meidet diesen Raum.«
»Aber Ihr Mann wird Ihnen wohl
ost genug Gesellschaft leisten?«
della sab ans ihre Hände herab
»Nein. der auch nicht. —- Aber sehei
Sie sich nur um,« sahe sie lebhaft
sort, «lauter gute Bekannte habe icl
hier bei mir. and diejs-—sie zeigt(
aus das Mädchen mit der Perle —
.dies ist mein besonderer Augentrost
Ach. Soen ——- wie ant, daß Sie mir
dies herrliche Geschenk machte-it«
Er sah sie an. Sie war unruhig mit
nett-ZU under matte, daß sie seines
sorscheudeusngen aus-with daß sie sid
« ein Lächeln ins Gesicht zwang. Un
den kleinen Mund aber zuckte es ipi
verbaltenes Weiser-, und die großet
» Augen schimmerten feucht vor Erre
»K
G Pause entstand. Soeu holt
tief Athen-. Daten sagte er leise
beklo, Sie sind nicht glädlich gebot
se- in Jou- aherss ,
Mde Sorge lag in seine
I Mai-.
sie Man-« die W imstande
—
——
und» siiisteoden Kopf daraus. Sollte
sie rhn belügen? Er würde sich doch
nicht täuschen lassen, und sie sehnte
sich sv sehe danach. einem einzigen
Menschen wenigstens ihr Leid zu of
fenbaren, einmal alles vom herze-n
herunterzusbrechen Er würde siebet
stehen, und wenn er ihr auch nicht
helfen tonnte. ihr Elend würde sich
dann vielleicht doch leichter tragen
lassen.
Sie barg das Gesicht in den hän
den. Ein Gefühl tieser Scham, daß
sie sich durch den äußeren Schein hatte
blenden lassen und sich einem Mann
zu eigen gegeben hatte, der sie ernie
deiate vor sich selbst, zwang sie zu die
ser Gebärde. ,
Er löste ihr die Hände vorn Gesicht
und hielt sie fest. Hella.« sagte er
mit vor Aufregung heiterer Stimme,
»ich frage Sie mit dem Recht treue
sjer. schrantenloser Ergebenheit und
»ich will ossen sein-auch im Na
men Jhres Vaters. Jch hin aus fei
nen Wunsch hier, er wird von Unruhe
urn Jhr Geschick verzehrt. er weiß,
daß Sie ihm das Schlimmste Jhrer
Lage verhehlen. Aber er wollte nicht
selbst tommen. weil Sie es nicht mitn
schen und weil mein Besuch Jhren
Verwandten absichtsloser erscheinen
wird. Ich bitte Sie inständig. seien
Sie often zu mir. Jch sehe es ja,
was man hier aus Ihnen gemacht
bat, und bei Gott-ich gebe nichtvon
hinnen, ehe ich nicht alles weise und
versucht habe, Ihnen zu helfen.«
Große Thriinen standen in ihren
Angen. »Nein, Spen, nicht das Glüel
habe ich gesunden, nicht einmal Ruhe
and Frieden, nur Schmach und De
miitbignnaen aller Art-Sie ahnen
nicht, was ich ertrna!'·
Er sprang aus und ballte in wildem
Grimm die Hände-. «Wo ist Ihr
Mann, Hella,« ries er im heißenZorn
Er hätte ihn erwürgen mögen zwi
schen seinen Fäusten.
Hella legte besänftigend ihre Hand
aus seinen Arm. »Nicht so, Sben.
Bitte, bleiben Sie ruhig. Mein Mann
ist nicht schuldiger ais ich. lieberdies
ist er verreist. Sehen Sie sich zu
mir, ich will Ihnen alles erzählen«
Er naan wieder neben ihr Plag,
und sie keichtete ihm ibr ganzes Leben
seit den« eriien Tage ihres Hier
feins.
Sein Gesicht war diister nnd
schmerzoerzerrt, während er atbemlos
ihren Worten lauschte. Al sie aeen:
deth.1tte, stöhnte er auf. »Der-Elendes
—— Wie tonnte er Sie so leiden las
ien!«
-. D n- ts
»Sie nle unserer-Lin Bonn uuay rw
trage Schuld Ich hätte mich nicht
durch den äußeren Schein blenden
lassen sollen. Wie es gekommen ist,
daß ich ihm mein Herz zuwandte —
ich weiß es selbst nicht. Ja: war da
mals nicht tlar über mich selbst. JQ
wußte nichts von tnir und verstand
mich selber nicht. Nur einmal ianr
mir ein Strahl der Erkenntnis-, -—
an meinem Verlobungstage, als ich
Ihnen sagte, daß ich seine Braut sei.
Damals schloß ich voll Schreck die
Augen und wollte nicht sehen. Und
dann noch einmal, als ich an meinem
Hochzeitstage Abschied nahm oon Ih
nen. Aber da war es ja schon zu
spät. Sven — war-am haben Sie
mich nicht zurückgehalten mit Jhren
starken Armen! Wußten Sie nicht,
daß ich ins Elend ging?«
Er sprang auf und trat von the
weg. so weit es das Zimmer zuließ.
Was hella ihm sagte, er lonnte es
nicht mißt-erstehen nnd doch wagte er
nicht daran zu glauben. In seinem
Innern tobte ein Aufruhr-, der ihn
vor sieh selbst bangen ließ. War es
denn möglich, daß er sie hätte errin
gen können, wenn er muthig zugegrif-—
sen und festgehalten hätte, was ihm
ein anderer rauben wollte? Er sühlte,·
wie ihm der Anastichweiß ausbrach
bei dem Gedanken, daß er es hätte
verhindern können. daß della in das
Elend dieser Ehe ge angen war.
,,hella —- tagen ie mir ehrlich:
hätte ich Sie erringen können, wenn
Ihr Hatte nicht zwischen uns getreten
make-«
ts-«-—h ——As- I!-k- -c
u «k--«--v
,
Olc Wllcuk gtuqcuu tut-« tue-, uuu
die Tluaen nicht von ihm. Dann sagte
sie leise, aber fest und llar: »Ich
glaube, ich habe Sie immer geliebt,
Sven. Aber weil wir wie Geschwi
ster aufwnchien, wurde ich mir nie
darüber llae. Erst am Abend meiner
Verlobung zuckte beim Anblick Jhres
Schmerzes zum ersten Male der Ge
«dante in mir auf, daß wir uns hät
ten mehr sein können. Aber ich
brachte diesen Gedanken als thöricht
zur Ruhe und schlon mich noch fefter
an Franz. Dann aber. als ich Ab
lchieb von Ihnen genommen hatte
und mich noch einmal nach Ihnen
umwandtr. war es mir plötzlich, als
müßte ich mich von meinem Mann
losreißen und mich in Jhre Arme
flüchten. Vielleicht bin ich deshalb
nicht glücklich geworden. Die rechte
Liebe fehlte mir von vornherein für
meinen Mann. Und doch wäre es
vielleicht noch gut gegangen, denn ich
hatte wahrlich den besten Willen da
zu, aber auch meinem Mann fehlte
die rechte Liebe nnd das rechte Ver
ständnis für mich. Wir haben uns in
einer blinden Aufwalluna zueinander
gefunden · — nun tragen wir beidt
lchwer an unserem Irrthum.«
Sven war bleich wie der Tod
Seine Gesichtimusieln waren ange
spannt, und die Augen erschienen fas
schwarz. Tief grub sieh die düsteri
Falte auf seiner Stirn ein, undseim
Hand umklammern mit eisernen
Druck die Lehne einet Stum, alt
wollte er sich daran zurückhalten Mi«
tausend Fäden zog ei ihn zu der ge
rHiebten Frau, aber er wollte starkseii
M« --.·-. —« « ..·...-..--—
fiir sie und fich und wollte der Stunde
reine Macht über sich einräumen.
Nicht sein Athem durfte fie jetzt be
rühren, nicht ein Hauch von Schuld
sie streifen!
. Seine Augen Umflorten sich, ais er
sie in dieihren fenlte, die ihm unver
hüllt zeigten, daß sie ihn, nur ihn als
lein liebte. Bloß. in rüiirender liebrei
zender Hilflofigteit faß sie vor ihn-.
Er schloß die Augen einen Moment,
wie vor allzu blendendemLicht Dann
öffnete er sie wieder und sah sie an.
Sie erzitterte unter diesem Blick und
tranipfte die Hände zusammen.
»Hüte-wenn ich Ihnen nur sa
gen dürfte. was Ihre Worte in mir
aniriittelnk Mein ganzes Sein drängt
sich Ihnen entgegen—3ie ahnen ja
nicht, was ich nrn Sie gelitten, was
Sie mir sinds Und nun höre ich aus
Ihrem Munde, was- mich zugleich
glücklich und elend macht. thes denn
wirtlich wahr, daß Sie mich häßli
chen Gesellen hätten lieben könne-ti«
Sie lächelte ihm unter Thriinen zu.
»bäßslich? Ach. Spen. das nahen Sie
sich und mir nur eingetedet. Ein
Mann wie Sie ilt niemals bößlich
kann es nicht sein -— das weiß ich
jetzt besser. « Aber nun nicht mehr
davon sprechen. Zu viel habe ich Ih
nen schon verrathen. Abek nicht wahr,
Even-—- Sie verstehen mich? BeiJh
nen fürchte ich teine Mißdentuna
meiner Worte, und was ich Ihnen
gesagt habe, darf zwischen uns nichts
ändern. Und nun ——— nun gehen Sie.
reifen Sie wieder ab, es ist besser Fiir
uns beide, und -— ich mag Sie nicht
mit den Angehörigen meines Mannes
zusammentreffen sehen, ich Hönnte es
nicht vertragen. wenn man Sie ver
letzte.'·
Er tret inen Schritt auf sie iu.
»So soll ich Sie verlassen? Hella, das
tönnen Sie im Ernst nicht von mir
verlangen! Kommen Sie mit rnir zu
Jdrem Vater zurück. denn ich fühle
dafz Sie hier zu Grunde geden· Mich
treibt tein eigenniisiger Gedanke zu
dieser Bitte, bei Gott nicht, ich will
nichts Für mich. Ader Sie können
hier nicht mehr bleiben, rac- müssen
Sie felbit einiehen.«
Hella schüttelte den Kopf. »Nein,
Even —--· ich kann und will nicht das
harte meines Mannes wie eine Ver
lorene verlassen. Die Tochter Fritz
Rasmussens darf ihre Pflicht nicht
vergessen-«
»So wollen Sie sich seidst vernich
ten?«
»J« :4 —:« QL..--. »Jukan
l
»Ist« tut uns «zkiu-u H-»»......-...
habe, werde ich vieles leichter tragen.
Machen Sie es mir nicht so schwer,
meiner Pflicht treu zu bleiben. Noch
babe ich tein Recht. meinen Mann zu
verlassen," und ein Recht müßte ich da
zu haben. sonst würde ich mit ewig
Vorwürfe machen."
»So soll ich geben, ohne Ihnen
nützen zutiinnen obneOosiiiiing,daß
es eine Erlösung fiir Sie gibt? Hella
—-« cie können das nicht von mirsor -
dern! Und wag soll ich Ihrem Vater
ingeni«
»Sagen Sie ihm altes, Stier-« Jch
will nichts met-r vor ilim verbergen.«
Soen sab einen Augenstiet sinnend
vor sich bin. Dann richtete er sich aus.
»Gut. Heila, es soll so sein« Jbr Va
ter soll alles von mir hören —--nichi’5
will ich ibm verschweigen Er soll uns
rathen und helfen. Werden Sie sich
seinem Urtbeil fügen, werden Sie
thun, was er uns vorschreibt?«
Sie sab ihn ernsthaft an mit ibren
großen schönen Augen. »Bedingungs
ios, Even-»was mein Vater mir zu!
tbun vorschreibt, wird mir ein Ema-s
gelium sein. Machen Sie sich aber?
daraus gefaßt, daß er sagen wirdZ
meine Tochter bat ihr-Schicksal selbstj
gewählt, sie muß tragen, was sie sichi
damit aufgeladen bat. Ich weiß«
daß er so sprechen wird -—- under bat
recht damit· Aber niin geben Sie,
lieber Som, ich bitte Sie darum.«
Er trat an sie beran und drückte
seine Lippen aus ihre Hand. Ein leises
Erzittern floa über beider Gestatten,
und sie saben sich an und sagten sich
mit einem langen Btick Leben-obl.
Ja diesem Augenblick wurde plsys
lich die Tbür geöffnet, und Frau
Emilie Boßueet stand aus der
Schwelle. Mit impertinenter Neugier
musterie sie Soen Andersen. »Ab, Sie
haben Besuch, Frau Schwiegertoch
tret« sagte fee dann höhnisch·
hell-i wandte sich mit leisem Seuf
zer nach ibr um. »Wie Sie sehen.
Schwiegermama.-"Herr Andersen be
suchte mich auf der Durchreise«
«So, so —an der Durchreise? Sie
sollten aber Herrenbesuche nicht em
psanaen. wenn Sie allein im hause
sind. Herr Andersen bötteda später
wiederkommen tönnen.«
Sven schwoll die Zornesader an.
Mit einer turzen Verneiguna sagte er
schnell, ebe hella antworten konnte
«Die Dienerin, welche mir das Haus
öffnete, bielt es nicht siir nöthig, mich
der gnädigen Frau zu melden. Sie
war also gar nicht in der Lage, mich
abweisen zu lassen, da ich dirett ber
ausaeroiesen wurde. Jin übrigen hatte
mein Betuch nur den Zweck, Frau
Bello Bostnecl Grüße ihres Vaters zu
überbringen und mich persönlich nach
ihrem Beiinden zu ertundt eu. Dies
ist geschehen. und Sie gesatten mir
wohl, baß ich mich nun entferne. Le
ben Sie wohl. Dkllsk
Er küßte der jungen »Frau noch
mals die Hand, verneigte sich vor
Frau Emilie Bohneck und ging da
Vsll« ·
Adjeu Soen — großen See
MEP- ivandte sich noch einmal um
Einen turzen Augenbtiet trafen sich
tbee Augen noch. dann var er ihren
sit-ten entschwunden
M
Als er fort war, erging sich Franl
Emilie in allerlei Vorwürien. daß;
hella den Bein-her in diefem Zimmer
empfangen hatte. «
Hella war außer Stande, das län
ger mit anzuhören. Sie sehnte sich(
nach Allein-sein »Ich mache Sie ba-«
ran aufmerksam. daß Sie sich in
meinezn Zimmer befinden, Schwieger
marna, in dem Zimmer, das Sie sonst
zu meiden pflegen. Es isi wohl bei
ier, Sie lassen mich allein.'« »
Frau Emilie Boßneel war zunächsij
sprachlos. Dann warf sie den Kon
zurück. »Etnpörende Unverschämtixeit
« mich in meinem eigenen haufes
hinauszuweiienZ Aber ich werde mich»
bei meinem Sohn beschweren. Wenn
Sie äraerlich sind« daß man Ihnen
ein interessantes Stelldichein siörHo
niiiiien Sie sich besser beherrschen,
sonst merkt man die Absicht und wird
oeritimmt,'«
Damit qina sie hin-ins.
Helta schloß mit behenden Fingern
hinter ihr die Thür. Dann warf sie
ful- ani dieKniee und barg attischlnch-«
zend den Kopf in dem Diwnnlisien. »
Ihr Herz watvr schwer-. Trübe, zer: j
rissene Gedanken folgten Stun. Wart
es keck-t. daß sie ihm gezeigt, wie es:
nn: sie stand? ——— Nein, sie hättei
schweigen müssen! Aber der Mensch
ist ein fchwaches Geschöpf. nnd mit
Gewalt hatten sich ihr die Worte iiber
die Lippen gedrängt Sie hatte dieE
kostbare Stunde nützen müssen. Trotz
aller Pein zog ein süßer Trost in ihr?
Herz. !
Professor Naåmussen erwartete
Spen, der ihm telearavdirt hatte,atni
Bahnhoi. und voll Unruhe tam er ihm;
entaeaeth . !
»Sie kommen so schnell Zurück.
Even? Wie achte-Z meinem Kinde·?«;
fragte er hastig, nachdem sie sich he-"
grüßt hatten.
Soen schob feinen Arm unter den
des Professore. »Wir wollen zu Fuß
nach Hause gehen, wenn es Jhnen
recht ist. Unterwegs erzählt Ich Ih
nen alles.·«
»t. Diana-.- ·«.--«I. ji«-! Wie-secun
Un ins-»Hu- --«-W »s- .»...,...,...
geioiibl ais dem ijnhofsgebiiude
und gingen durch die Straßen Ganz
still und einsam war e-·:- auch um die
späte Nachtitunde nicht in der Reichs:
nauutitadt Arm in Arm wanderten
die beiden-Männer die Könige-tränkte
Fuße hinauf nach dem Thiergarten
und weiter. ihrer Wohnung zu. Ser
sinkt an zu erzählen. Alles-. was er
von Hella über ihr Leben erfahren
hatte und was er fett-it dabei empfun
den, berichtete er. Aw- dzå verschwieg
er nicht. daß its-te Herzen sich in
schmerzlich süßer Qual gefunden dat
ren. und daß er und Hka nun ihr
Geschick in Rasinuiiens treue Vater
Lspand leg:en. Er sollte entscheiden,
was geschehen mußte
Mortietzuna folgt-)
—W
Der diene-ritt Deo Meeres.
Es ain außer den Delohinen wohl
taum ein lustigeres Volk unter den
Thieren des Meeres, als die See
töwen. Weder Wind noch Sturm,
Sonnenhitze oder brausende See tön
nen ihre fröhlichen. harmlosen Spiele
hindern, je toller das Wogengebrauie,
desto höher dieLuft, desto mehr werden
ihre Bewegungen durch das schäumen
de Element unteritiitzL Wie Pfeile
durchschneiden sie das Wasser mit weit
vorgestrecktem Kopfe, hart anliegenden
Vordersiossen, nur mit den Hinterfü
ßen rudernd, schießen sie mit’ichwach
seliliingelnden Bewegungen des Leibes
durch die Fluten. Langsam entsteigen
sie, nachdem sie ihre tolle Lust am
Spiel gesättigt, dem Wasser und be
wean sich schwerfällig den Lager
pliihen zu, wo sie sich niederlegen und
der Sonne und dem Wind es überlas
sen, ihre Felle zu trocknen.
Nachdem das Kriechen und Klettern
til-er- und zwischeneinander zum gro
ßen Teil sein Ende erreicht —- ganz
»in-et es nie auf —- sucht jeder sich die
; Lage zu verschaffen. die seinem augen
iblicktichen Wunsche angemessen ist und
fden räumlichen Verhältnissen ent
spricht. Die alten Männchen halten
auf hervorragenden Punkten Wache
und in ihrem Schutze genießt die Her
de Ruhe. Sie ist jedoch nichts weniger
als lautlos; aus der großen Masse
tönt unausgesett ein icharfes. kalt-ar
tiges Visiten, das von den in ausge
richteter Stellung ruhenden Tieren
auf-gestoßen wied. —
«·- « .
Bte Verlornen geqoren zu ver Un
niitie ok- Ob2srarobbeit, die sich durch
das Vorhandensein freier Ohrmu
scheln von der großen Ordnung der
Robdem den Seehunden und den
Walrofsen, unterscheide-L Bei der Ver
gleichung mit dem Seehunde ist es
vorzüglich der abweichende Bau der
Füße, der auch den Laien ausfällt.
Die Vorderfüße bilden große dreieckige
Flossen. Die Tiere können ihre hin
terfiiße nach allen Richiungen frei de
wegen, beim Ruhe-! werden sie unier
den Leib geschlagen und beim Erklä
tern der Userselsen ihrer Wohngediete
als vraitisches Werkzeug aus das
Ausgiedigste verwendet. Der hats
ragt weit zwischen den Schultern her
vor und erscheint, wenn er ckusgestreckt,
schlank und sehr bewegungssiihig. Jn
der Ruhe zieht das Tier-diesen dicht
an die Schusterm wodurch die hals
wirbelsiiule eine schxvanenariige Form
annimmt, die sich jedoch in den zusam
mengezogenen Speckrnossen verbirgt.
Das Ohr, von dem die Familie ih
ren Namen trägt, bildet eine kleine
walzenförmige Dütez die Ränder, der
innere und der äußere. liegen dicht
auseinander und werden beim Tau-—
chen wasserdicht geschiossen Es ist
ungewöhnlich klein, misit bei einein 6
Fuß langen Tiere nur einen Zoll.
Schöne große Augen zieren den Kopf.
nnd ein mächtiger, drollig aussehender
Schnurrhart aus dicken Borsten
schmückt die Oberlippe, unter der sich
ein gesahrdrohendes Raubtiergebiß
birgt nnd der dem Tiere ost ein lusti
ges, unternehmendes, oft aber auch
gar wehmütiges Aussehen gibt, so daß
wegen seiner tollen Sprünge und sei
nes grotesken Gesichts der Vergleich
mit dem Clown sich geradezu aus
drängt.
Gewöhnlich lebt eine größere, nach
Hunderten zählende Gesellschast, die
aus einzelnen Familien besteht, nach
barlich beirinander. Der Familien
vater, das große alte Männchen, hält
mit Strenge daraus, daß ihm nicht
fremde Eindringlinge seine Familien
ruhe und sein Fischergebiet beeinträch
tigen. Wie ein Sultan lebt er unter
seinen Frauen und Kindern, und der
ron ihm gewählte Wohnsitz bildet dere
Hareim in dem eine Anzahl Sultanins
nen sich ihres Daseins freuen.
Jhre Nahrung besteht aus Krebsen.
Fischen, Muscheltieren und Wasser
vögeln. Besonders der Pinguine und
Miit-en bemächtigen sie sich leicht, so
unwahrscheinlich dies auch— scheint.
Sie erscheinen vorsichtig an einer
Stelle des Wassers, streiten aber nur
die Nasenspihe heraus und reizen,
durch eine geschickte Bewegung der
Schnurrhaare das Wasser lriiuselnd,
die Begehrlichteit der fliegenden-Mii
ven. Diese, hossend, eine angenehme
Beute erhaschen zu tönnen. werfen sich
mit Macht herab-um sich ihrer zu be
mächtigen --— einen Augenblick später
siillen iie die Zähne des Liitigem sie
sind ergriffen, werden unter das Was
ser gezogen und Yerspeist Neben der
nicht unbedeutenden Menge von Nah
rung, die die Seelöwen täglich zu sich
nehmen, halten sie es siir nötig, eine
Anzahl Steinchen —— bis zu einem
Pfund schwer zwischendurch zu
schlucken- Aiich er will sein Kombot
zum Fisch, das ihm wohl zur Verdau
; nng hilft. ·
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itamniem so treten unsere unterneh- «
tmungslustigen Herden die Brautfahrt
knach den Sammelplätzen auf einsamen
lJnseln an. Die Männchen eröffnen
H den Zug; von allen Seiten ziehen
ganze Scharen den traulichen Plänen
zu. Hier bewegen sie sich scheu oder
gleichgültig gegeneinander, bis die
Weibchen mehrere Tage nach ihnen an
tommen, und da diese mit den jünge
ren Tieren die größere Menge aus
machen, beleben sie die Jnseln sehr
rasch. Es handelt sich für die Männ
chen darum, aus der Zahl der Zuge
reisten ihren baut-stand zu erweitern
sund zu diesem Zweck neue Familien
oerbindungen anzulniipsm ierin
lreuzen sich aber die Pläne un die
Ansichten der Männchen ost in der stö
rendsten Weise. Da muss jeder sein
Recht selbst suchen. Die Auseinanded
sekungen nehmen einen äußerst stür
ntischen Charakter an; das Faustrecht
steht in vollster Blute und tagelange
blutige Kämpfe werden unter betäu
bendem Gebrüll, das selbst die stärkste
Brandung übertdnt, von den erregten
Tieren um die herrschast über die
herben der Weibchen geführt. Jm
Herzen lies geknickt, schmerzbewegh
zieht sich der Schwächen zurück, dem
mächtigen Sieger den Preis überlas
send.
, Jn den folgenden vier Monaten —
so lange dauert der Aufenthalt in den
Sammelplätzen —- entwickelt sich das
wohligste Familienleben. Die Jungen
sind zur Welt getomrnen —- sede Mut
ter hat eines. höchsten- zwei —- sund
die Eltern sind nun gemeinschaftlich
um die standesgemäsze Erziehung be
müht; einträchtlich bewacht und bes
lehrt man sie. Die kleinen schwarzen
Gesellen mässen lernen auf dem Lande
und auf dem Schlamme kriechen, Roll
steine zu überwinden und Felsen zu
ertlimmen — immer sind die Alten
zur and. um ihre Jungen vor all
und ißgeschick zu hüten. Beson re
Ueberwindung kostet es die Kleinen.
sich mit dem Wasser betannt zu ma
chen. Die-Mutter nimmt ihr Kind aus
den Rücken, schwimmt inc, Meer und
wirst das Kleine dort durch die Dre
hung ihres Körpers ab, so dass es not
gedrungen schwinimen muß. Am Ende
des Sommerausenthaltes. wenn die
Rückreise in die engere Helmatanges
treten wird. sind dann die Jungen
vollauf befähigt, die Reise mitzuwi
chen. Dr. Langreve.
Jn Fairbanks, Alaska, werden
zehntausend Arbeiter zum Tagelohn
von süns Dollars bei freier Vers-sie
gung gesucht. Das Anerbieten würde
von Hunderttausenden mit Dant an
genommen werden« tvenn die Reise
iosten nicht wären.
8 s O
Ein englischer Gelehrte hat glückiich
sestgestellt, daß der durchschnittlich-r
ameritanische Junge klitger sei als der
englische itn gieichen Alter. Jan-obi,
der durchschnittliche amerikanische Jun
ge ist auch tliiger als sein Vater und
ie ganze übrige Familie.
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Der Prosessor Koch soll erklärt ha
ben, daß in Amerika die Schlaslrants
heit nicht so leicht austreten werde
Aber er war noch nicht in Philadeli
phio.
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Es heißt zwar, daß jede Frage zwei
Seiten habe, bei mancher aber scheint
es, daß sie iiberhaupt gar keine hat