Die Laterne. Humoreste von Reinhold Ort - manm Noch athemloe vom raschen Gehen betrat der Regierungs - Reserendar Botho von Heggendorf sein Zimmer. Ein Blick aus das Zifferblatt seiner Uhr zeigte ihm, daß die sechste Abend stunde bereits vorüber war: wollte er bis halb acht auf der Besitzung des Herrn von Rädern sein, so galt es« sich zu beeilen Hastig streifte er den eleganten Sommeranzug ab, um ihn mit dem bereitgelegten Kostiim zu vertauschen. Derr von Rädern, zuweilen mit et was exzentrischen Jdeen begabt, ver anstaltete auf seiner in der Nähe des Städtchens gelegenen Besitzung ein Jahrmarkte - Fest mit italienischer Nacht. Als Einleitung des Festes sollten aus einer Schaubiihne lebende Bilder gezeigt werden« und heggem does hatte es übernommen, eine Art Prolog zu sprechen und den Erliärer zu machen. Er war deshalb gebeten worden« schon einige Zeit vor dem Be ginn des Festes zu erscheinen« um etwa nothwendige letzte Vorbereitun gen zu leiten. Nur zu gern wäre er dieser Aufforderung nachgetommen-——« wirkte doch auch Fräulein Jnge« das reizende Töchterchen des Gaftgebers, bei den lebenden Bildern mit, und al lein die Aussicht, ihre Gesellschaft eine halbe Stunde länger zn genießen, hätte den Referendar zu höchster Eile angespornt. Gerade heute aber hatte ihn sein Vorgesetzten der Regie rungsrath Malwitz, mit einer angeb lich sehr dringenden« sicherlich aber sehr langwierigen Arbeit an dar- Bu reau zu fesseln gewußt« und nur mit äußerster Anstrengung war es Herz gendorf gelungen, diese Arbeit bis sechs Uhr zu bewältigen. Freilich er glaubte wohl zu wissen« was eg mir dieser »dringenden« Arbeit auf sich hatte. War es ihm doch längst lein Geheimnis mehr, dasz sich auch Mal tpis sehr eifrig um die Gunst Fräulein Jngei bewarb, und sicher hätte der Regierungsrath ihn am liebsten ganz von der Theinahme am Fest ausge schlossen. Nun ——-— seine Absicht« ein Zuspät kommen des Referendars herbeizufüh ren« sollte ihm wenigstens nicht glücken. Aus seinem Rade brauchte Heggendors nicht mehr als eine Stunde, um auf die Besihung des sperrn von Rädern zu gelangen, wenn er sich tüchtig »in die Pedale legte«. Die zunehmende Dämmerung im Zimmer nöthigte ihn endlich« die Lampe anzuziindein Und jeht erst wurde er des Briefes gewahr, den ihm offenbar seine Wirthin auf den Tisch gelegt hatte. Voll eigenthiimlich banger Ahnun gen riß er das Coubert ans und über flog das mit steilen« e.«gen Schrift Iligen bedeelte Blatt. Dann aber sank er mit einem halb unter-drückten Aus ruf der Muth auf den nächsten Stuhl. Da stand: »Verehrter Herr Reserendarl Jn aller Eile theile ich Ihnen mit, daß ich mir erlaubt habe, mich Jhres Rade iu bedienen. Mir ist an meiner Ma schine der Pneumatit geplagt, und es gelang mir nicht mehr, einen Wagen auszutreiben. Da ich annehmen muß, dass die Jhnen übertragene Arbeit Sie ohnedieo bis ziemlich später Stunde im Bureau festhalten wird, habe ich mir tein Gewissen daraus gemacht, mich Jhres Rades zu bedie nen· Jch werde dasiir Sorge tragen« daß eo Ihnen sofort iiberbracht wird, obald ich die Villa des Herrn von Zdern erreicht habe, ---s wenn Sie also nicht gegen meine Erwartung schon vor acht Uhr nach Hause kom men sollten« finden Sie das Rad je denfalls schon wieder vor. Jn der Erwartung, daß Sie die Freiheit« die ich mir genommen habe, entschuldigen werden« Jhr Malwitz.« Da saß er nun hoffnungslos fest! Zu Fuß tam er nicht vor halb neun Uhr hinaus ——— ein Wagen war nicht mehr auszutreiben —-- die wesentlich aus seine Mitwirtung ausgebanten Ausführungen waren verdorben. Herr von Rädern würde außer sich sein, und atn Ende trug sich dieser Malwitz auch noch mit der Absicht, sür ihn einzu springen, und sich damit bei Vater nnd Tochter beliebt zu machen! O, wenn er ihn nur hier gehabt hätte, diesen heuehlertschen Kerl und wenn es tausend Mal sein Vorgesetzter war, er wollte ihm —« wollte ihm — Wie ein Rasender schüttelte er die Fäuste, und weil er den Urheber dieser Tücke leider nicht zur nd hatte, riß er wenigstens das un ehetldige Blatt Papier, das ihm die Divbtpost über bracht, in tausend Fehem die er zum Ueberslusz noch zusammenballte und zum Fenster hinauöschleuderte —-«-— — Gegen sechs Uhr war ein Mann, den der aus den Rücken geschnallte Kasten mit allerlei Kleintram als Hnuiirer lrnnzeichnete, in gemächlichem Tempo sur Stadt heraiisgeradelt Seine wässerigen tleinen Auan sahen sehr zusrieden in die Welt, und zuweilen ittt über sein sahles, etwas a rieb ett Gesicht ein Schmunzelm a s be schitstiaten ihn Gedanten von überaus an enehmer Art. , r schien den Weg. den er zu neh men hatte, gut zu lennen, denn et ....-.-.-.-----. -- . «- .-.-.——- —--,-..—.....-« achtete auch dann nicht sonderlich aut die Straße, als es allmählich zu dämraern anfing. Schon seit einet guten Weile hatte er die letzten Häu ser der Stadt hinter sich und radettc eben durch ein Wöldchen, ais ihn piößlich ein donnerndes »Haaa!t!« entgegendrönhte. Mehr verwundert als erschrocker spranq er ah, denn er hatte ja sogleict ertannt, daß er es nicht mit einen thelagtteb sondern mit einem Gen darmen zu thun hatte. Erstaunt sragtt er den grimmig dreinblickendenMann »Was wollen Sie denn? —- Das Rat-fahren ist doch hier erlaubt?« »Jawohl, —— aber nicht ohne Licht,' lautete die Entgegnung, und trium: vhirend wies der Hüter des Gesetzes auf die Laterne, die der angebliche Hausirer in der That anzuziinder vergessen hatte. »Ich muß Sie auf ichreiben Bitte — — Jhre Radsahr tarte.« Mechaniich ariff derFestaenomnreni in die Brusttasche seines fadenicheinis gen Wortes Aber leer zog er die Haut zurück ,,Die habe ich leider nicht veiniir,« saate er kurz. »Aber Sie werden mir wohl auch so erlauben. Jsch heiße Mai witi « Neaierungsrath Malwiß.« Der Gendarnr riß seine Augen tveit aus, dann lachte er dröhnend. ,.Hiiren Sie rnal. Mönneten « seit wann gehen denn die Reaierunasräthe hausiren?! —— Machen Sie gesälliqst teine Wiße nicht. Wenn Sie keine Karte da haben, muß ich Sie mit zur Wache nehmen« Der Regierungsrath wurde bleich vor Aufregung und Augen »Ich habe keine-Zeit. mit Ihnen zur Wache zu gedenk« stieß er nervös her vor. »Sie cniissen doch merken daß Sie es mit keinem Hausirer zu thun haben. Das ist nur ein Kosiiirn —— ich bin zu einem Magtensest eingeladen. Meine Nadsahrtarte habe ich in mei netn Anzug stecken lassen. Jch will Ihnen die drei Mark, oder was es sonst kostet, gern zahlen « aber las sen Sie mich gefälligst weiterradetn.« Der Gendarni aber griss statt des ien nach der Lentstange, ais wolle er den Feitgenornmenen am Entwischen verhindern. »So —-- ein Kostiirn ist dak!« saate er aedehnt. »Hm! ---- Wie wollen Sie heißen?« »Motin -- Regierungsrath Mal wiß.« c« com Mi- Mem-n dass ins-»ersten bohrten sich förmlich in eineStelle der Lentftange, ohne daß der Regierungs rath begreifen konnte. was es da zu sehen aab. ,,Warten Sie mal ’nen Augenblickl« Gleich daraus flammte ein Streich holz aus und der Gendarrn don nerte den ganz Verdutzten an: »Wissen Sie, was da steht? — »B· v. Heggendorf« steht da. Jawohl s— sehen Sie nur hin, Sie -—-- Sie « Reqierunasrath Sie.« Außer sich ftampste Malin mit dem Fuß auf. ,,Erlauben Sie sich leine Beleidi gungen -— nein?! - — Es würde Jhnen tbeuer zu stehen kommen. Herr von Heggendorf ist mein Untergebener — ich habe mir das Rad von ihm gelie hen. Hier haben Sie Jhre drei Mart -" Aber der biedere Hüter der Land straße verhinderte ihn, seinPortemoik naie zu ziehen. »Lassen Sie man stecken, mein Be ster! -— Mit drei Mart ist die Ge schichte nicht gemacht. Das wollen wir erst mal sehen, tooher"Sie sich das-Rad —- geliehen haben. Sie kommen ietzt mit mir ---« und teine Flausen, bitte! Für aanz dumm müssen Sie mich nicht halten« Alle Proteste halfen dem unglückli-v chen Malwih nichts - -- als Arreftant der-« Gendarmen mußte er zur Stadt zurückmarschiren, das Unglücksrad fchiebend. Erst nach beinahe einstiin diger Wanderung erreichten sie die Polizeistation, und da bei allem Un glück ein Leunant die Wache hatte, der den Regierungsrath nicht von Anse hen kannte, vergingen weitere drei Viertelstunden· ehe sich das Mißver ständnis ausgellärt hatte. Bebend vor Wuth und Ingrimm, innerlich die siirchterlichsten Rache pläne gegen den pflichtgetreuen Gen darmen fchrniedend,s-setzte der Regie rung-roth sich endlich wieder auf das Rad, nachdem er zuvor die unglückse lige Laterne angezündet hatte. Und der einzige Trost, der ihm blieb. war, daß dieser Heggendorf auch lei nesialls früher als er in der Rödern’ schen Villa eintreffen konnte. Aber selbst dieser Tropfen Balsam auf die Wunde des Negierungsraths sollte in eitel Nichts zergehen. Eine Viertelstunde dor seinem Ziel tam nämlich dem einsamen Wanderer ein Schwarm aufgeregter Menschen entgegen« die, mit aternen ausgerü stet, die Landstraße entlang marschir ten. Als er die Gruppe erreichte, er tönten Ausrufe der ungeheuchelsten Ueberraschung und der Regie rung-rath, der abgesprungen war, sah sich von Herren und Damen in mehr oder weniger phantastijchen Koftiimen umringt. Der aber, der ihn anredete, war kein anderer als der Regierungs referendar Botha von heggendorf. »Wie ich mich freue, Sie esund zu treffen, here Regierungsrat I« sagte er erregt. »Wir fürchteten· es möchte — Jhnen unterwegs etwas zugestoßen sein. Jch konnte mir ihr langes Aus Ibleiben gar nicht ertlären.'« »Jn der That-—ge1vissermaßen ist mir auch etwas zugestoßen«, sagte Malwitz und lachte süßsauer. Ehe er aber eine Erklärung seines verspäte ten Kommen-Z gab, konnte er sich nicht enthalten zu fragen: »Wenn sind Sie denn übrigens selbst herausgelommen, Heggendorfi« - »Um halb acht«, lautete die ebenso prompte wie vergnügte Erwiderung. »Der Lehrling der Bäckerei. von der meine Wirthin ihr Brot bezieht, war so freundlich, mir im letzten Augen blick noch mit seinem Rade auszuhu ) sen. «—- Jch hoffe doch, daß meineMa schine nicht an Jhrer Verspätung die Schuld trägt, Herr Regierungsrath?«« »Jatvohl!« stieß Malwitz hervor, dem es unmöglich war, seinen gähren den Aerger ganz zu unterdrücken. Und an den eben herantretenden Herrn von Rödern gewendet, silgte er hinzu: »Ich muß vielmals um Verzeihung bitten ——- aber ich trage mirllich keine Schuld daran, daß ich Jhr Fest in dieser Weise stören mußte Jch —« »Na, wenn Sie man heil und ge sund da sind«, entgegnete der alteHerr und schüttelte ihm jovial die Hand. »Mein Herr Schwiegersohn »in spe« war schon in großer Sorge. —-- Ja so — davon wissen Sie ja noch gar nichts. Den schönsten Theil unseres Festes haben Sie nun allerdings wirklich versäumt. Der Her-r Jahr niarttsliinstler da hat nämlich als Abschluß sür die lebenden Bilder so was wie eine Verlobung in Szene ge setzt, und ich habe den segnenden Va ter spielen müssen. -—«— Na, ich hab’s ganz gern gethan -- und ein Glas Bowle. mit dem jungen Vrautpaar anzustoszen, habe ich auch noch für Sie. Herr Regierungsrath.« -.—.-.-.-...— Ver ’,,alte Leutnant« Von Lebensan. T » , Eine Krieges-Erinnerung an das Kriegsjahr 1864. Bon E r n st Lorenzen, Hagen. Die Dänen hatten Holstein ge räumt, freiwillig, kein Schuß war ge fallen. Es war, als hätten sie sich mit den Preußen gütlich darüber geeinigt: als die aus dem Sophienblatt in Kiel einriielten, hielten die dänischen Dra goner noch aus dem Marltplaß und machten sich dann so ganz gemiithlich s—— sod-sock-soel -—— aus den Weg nach Eckernsörde. Doch der alte Oder-Ka nal bildete die holsteinische Grenze, jenseits davon begann ihre Provinz Süd-Jütland, wir taniiten’s nur als Schleswig Die Preußen folgten. Aber den Eider-Kanal respektirten sie vorläu fig auch als Grenze. Sie ahnte-L bei deren Ueberschreitung auf den ersten Widerstand zu stoßen. —-- Irre-Sachs dors« einer Ortschast in unmittelbarer Nähe der Grenze, lag preußische Ein auartirung. Beim Gemeindevorste her Witthöst wohnte der kommandi rende Oberst, ein Grantops und Of ""sizier in jeder Bewegung. Eines Ta ges meinte er: »Was sagen Sie, Witthöst, wenn wir uns heut’ mal den Dänen ’n bischen ansehn?« Nun, der ist dabei. Und beide ge hen aus der Eckernsörder Chausfee dem Kanal zu. Jeden Augenblick springt ein Wachtposten aus dem Knicl und macht seine Meldunaen. Jtnrner weiter achts. Witthöst meint, es sei wohl weit genug, man sei ja nur noch.siins Minuten von der Grenze, aber der Oberst brummt: »Ach was, haben Sie denn schon was gesehn? Jch nicht«. Beide stehen fest aus einer Anhöhe, der Blick auf die Brücke liegt srei; die Chaussee sührt sanft abwärts über den Annal. Hier steht der letzte PietelhuL »Nichts Neues".2« »Nichts Neues, Herr Obers.« Der geht weiter. Geradewegs auf die Brücke los. »Herr Oberst, sehn Sie denn nicht, drüben steht ja der Döne!« tust Witihöst. »Weiß ich, Herr Ortsvorsteher. Fressen wird er uns schon nicht. From men Sie nur!« Forschen Schritts geht der Oberst weiter. Sprungtrseise, von Chaussee baurn zu Chausseebaum, immer Deckung suchend, solgt Witthöst, vol ler Neugier und Angst, wie die Sache ablaufen wird. Der Obern nehr vor ver drucke, ve guckt sich den Keine-L die Zugvorrich tang. Der dänische Wachipoften steht zwanzig Schritt davon entfernt. sieht gemüthlich herüber, das Gewehr im Arm «Kommen Sie, Ortsvorsteher tvoll’n uns mal den Hannemann an sehnt« Der lauert hinterm Chausseebnum heraus: »Herr Oberst, bleiben Sie; drüben ist Feindevland.« »Ach was!« — und er marschirt in Schieswig hinein, allein, gemiithlich feine Pfeife dumpfem-, als machte er ’« seinen gewöhnlichen Spaziergang. » Ein paar Riesenfätze — hier giebt’5 keine Bäume mehr, —- und Witthöff steht hinter einem dicken Brückenbal ken. Der Oberst ist beim Dänm Der weiß nicht« was er machen soll, ist« MAY-As M-» ..2-«»«.»«.-.-.««. --»-M.M»zx-.-,...L«W« Ä — sprachlos, erkennt aber doch den frem den Offizier, besinnt sich auf seine Soldatenpflicht und —- präsentirt. »Gut, mein Sohn!« sagt der Oberst und tickt an seine Mütze, »zeig’ mal her die Knarre!« Und damit nimmt er das Gewehr des Dänen, be guett es von allen Seiten, brummt dann: ,,Verflucht unprattisch!« — es war ja noch ein Vorderlader —, greift wieder an seine Mütze Und geht zu rück· . Witthiift hat athemlos zugesehen und macht noch immer große Augen, als der Oberst bei ihm steht. Der lacht. Und sie gehn ins Dorf zu rück. —- — «-i: ge « Ein paar Tage später. Am 1. Fe bruar. Ein kalter Wintertag. —— Die Preußen haben Befehl, den Oder-Ka nal zu überschreiten. Unser Oberst mit seinen Husaren voran. Jn ein paar Minuten sind sie bei Lebensart Kein Düne ist zu erblicken. Verdammte Geschichte! Die Brücken ilappe auf der schleswigschen Seite ist aufgezogen. Schreien und Bölkem ,,Briickenwärter!!« Ja, drüben unter den verschneiten Bäumen der rothe Ziegelsteinbau, das ist sein Haus, da wohnt er, der Wärter, von Bloch, tö niglich dänifcher Leutnant a. D. Nie mand läßt sich sehen. Der Oberst sprengt mit seinem Fuchs ins Eis-wasser. Seine Husarcn folgen. Doch was ist das-? Dem Oberst entfallen die Zügel, er sintt zurück —-— ein paar Soldaten drängen ihre Pferde an ihn und suchen ihn zu stützen. —- Doch die Pferde haben wie der Grund unter den Hufen, man ist drüben. Man hebt den Oberst aus dem Sattel, ---— er ist todt. Ein Schlagfluß. Wuthschnauvend sprengen din Hu saren vors Wärterhaus, reißen die Thür auf und schlagen auf den dani schen Beamten los. -Ein junger Leutnant kann ihn taum aus ihren Händen befreien und befiehlt, ihn als Arrestanten mitzunehmen. Ein Glück, daß er nicht Weib und Kind zurück läßt Die Hände auf dein Rücken, so muß er im Schnee nebenher trotten. So achte nordwärts über Eckernförde nach Missunde. Tags stundenlange Märsche im tiefen Schnee, Nachts ein-— gehüllt im Ueberzieher, ein Schlaf platz unterm Wagen —- was will er mehr, der Dänenhundl Und weiter geht’s über die Pontonbriicken bei Ar niß, durch Angeln — da versagen die Füße, und Kolbenstöße sind tein Mit tel gegen Frostbeulen Vloch wird auf einen Wagen gepackt. Endlich in Glücksdurg wir-d Halt gemacht. Der Gefanaene wendet sich an einen höheren preußischen Ofsizier und bit tet, als danischer Leutnant a.D. vor ein Kriegegericht gestellt zu werden· So aeschiebt’g. Das Gericht trat i:n Zchiosse zu sammen. »S-ini Sie der deutschen Sprache mächtig, daf; wir teinrn Dolmetscber brauchen Z« wird v- Bloch gefragt. »Mir Major, ich behkkkfchk Das Deutsche.« »Wie heißen Sie?« »v. Block-.« »Wo sind Sie geboren?-« ,,Hier.« »Ich sehe, Sie verstehen knickt doch nicht genügend; ers ist wohl besser, ich stelle Jhnen einen Dolmetscher.« »Herr Major, nicht nöthig. Ich habe Sie verstanden.« »Ich fragte, wo Sie geboren seien?« »Hier, Herr Major, in dieser Stube.« Die Herren seben sich an und ma chen lange Gesichten Und doch mass so: Block-? Vater war hier Schloß tastellan aeroesen, und in Gliidsburg hatte der Leutnant seine Jugend per lebt. Der Stellung seines Vaters bei-dankte er es auch, daß der dänische König ihn zum Oisiiier hatte aug bilden lassen. Und dann aebt die Verhandlung weiter, und man fragt ihn, warum er die Brückentlapve ausgezogen habe; das habe einem verdienten Ofsizier das Leben aetostet. »Meine Herren, ich handelte auf Befehl meines Königen Ich bin Offi zier wie Sie und gehorche, habe auch meinen Posten nicht verlassen, als Sie heranrückten, und weis-» jeder von »Ih nen würde an meiner Stelle ebenso gehandelt haben.« »Leutnant v.Bloch tann abtreten!« Als er wieder hereingerusen wird, lautet das Urtheil aus Freisvrcchungx der Major verspricht dem dänischen Kameraden obendrein, sich dafür u verwenden, daß er sein Amt behiizn vorläufig soll er nach Levengau zu rücktehren. Dek dänische Leutnant behielt sei nenBrüetenioärternosten, wurde später in preußische Dienste übernommen und war noch in den achtziger Jahren als der ,,alte Leutnant« von Lebensart in Kiel und Umgebung eine bekannte und verehrte Persönlichteit Aber ein Preußenfresseri» blieb er und die Dienstmiiße mit der schwarz-weißen Kotarde tam nicht auf seinen Kopf, so daß sein Kleiderschrant nach sei nem Tode noch reichlich zwanzig Brückenwärtermützen beherbergte. Doppelte Nimmst-eng »Kiet mal, unsa Lehrer hat zwei Ueberzieher bei thi« .-Wicso?« »Na, der eene davon ——— det is sein Rohrstock!« — Präststittfches Feuer. Es steht fest, daß auf sder ganzen Erde kein Menschenstamm gefunden worden ist, der nicht das Feuer beses sen hätte. Es ist sicher eine der älte sten Erfindungen oder Erwerbungen der Menschen, und heute wissen wir, daß seine Kenntniß schon in die pa läolithifche Zeit zurückreicht und seit dem sich ohne Unterbrechung forth-er erbt hat. Der dänische Prähistoriter Dr. Geotg Sarauw hat unseres-kennt nisse aus diesem Gebiete in den Anna-. len des belqischen archäologischen Kongresses zusanimengesaßt. Der »Glovus« gibt folgenden Auszug das raus: Daß der prähistorische Mensch der Rennthierzeit Feuer besessen habe, ist schon seit längerer Zeit bekannt; Beweis dafin sind die Holzlohlen und. Feuerstätten, die man mit den Arte fakten zusammen in den Höhlen der Vezere, Dordogne u.s.tv. gefunden hat. Unter den verschiedenen Arten, Feuer zu erzeugen, scheint nicht dag Reiben oder Bohren von zwei Hölzern die älteste gewesen zu sein, sondern das Aneinanderschlagen von harten Steinen, und hierauf weisen auch in großer Anzahl vie festgestellten Funde hin. Augschlagaebend ist dafür das Zusammenvortommen von Knollen aus Pyrit t"Schwefeltie5) und Feuer steinaeräthen von besonderer Form, deren Abnutzung deutlich zeigt, daß sie als Schlaasteine gebraucht wur den. Dafür führt Sarauio eine große Anzahl Belege aus verschiedenen Län dern, zumal aus Standinaoien und Norddeutschland an, die durch die Steinzeit in die Bronzezeit reichen, wo man sogar Runde gern-acht hat, lsei denen der Schlaastein aus Feuer stein noch durch Rost mit dem zuges höriaen Pnrittnollen zusaminenaekit tei ist. Die einzelnen in Gräbern aes fundenen Vyrittnollen zeigen deuilich Gebrauch-stillem Von besonderem Interesse ist ein Feuerschlaasteiin der etwa zu Beginn unserer Zeitrechnuna in Nordeurova aufkommt nnd zu Hunderten sich in den Sammlungen befinden GL- sind dies Quarzsite von länglicher Form, die mit Stahl ge schlagen wurden. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderte- 7vurden lneven Schweselhölzerm Stahl, Stein nnd Schwamm noch benutzt zur Feuer zeuauna. Dann lam die Herrschaft der schroedischen «D,iindh"olzer, die heute schon in Jtcnerafrita benutzt werden. h Eine SmtulattiuisDevefche Ros euer-. Jm Tagebuch seines Heimgartenis erzählt Rosegaer folgende lauuige Geschichte: »Da will wieder was Neues aufkommen, dag nicht schlecht in unsere verluderte Zeit paßt. «Er: hielt ich folgende Depesche aus N.: »Der «Musiter BraunkPühlet friert morgen seinen siinsundvierzigsten Ge burtstag. tsrbitten einen telegravhi schenGliickwunsch perAdressu Braun Piihler, Hotel »aoldener Löwe« in N. Retourdevefche bezahlt-« Also da br stellt einer selber ein Glückwunschtele: gramni zu seinem Fünfundvierzigs sten! Läßt sich auch mag kosten. Ich tenne aber den Musiker Braun-Päch ler gar nicht und noch weniger seine Musik. Aber er will’s nachträglich halt in die Zeitung geben: Unter den begeissterten Gratulanten befand sich auch der und der. — Jch bin aber ixicht aufgesessen Es war schon der dritte Fall ähnlichen «.)lnsinnene;.Aus-v gesessen bin ich allerdings auch das erstemal nicht, obschon damals der Heer Jubilant richtig eine Retorte i«sepesche erhalten bat. Dieselbe lau tete: »Er san a frecher Heilk« « Diese Antwort gilt auch siir alle küns tigen vFälle ähnlicher Art und jedem ist freigestellt, sie in die Zeitung zu; geben« ? — Zummarisched Verfahren «Grüß Dich Gott, alter Junge --- meinen Glückwunschi . . . Wie ist es nur so schnell gegangen mit Deiner Verlobung?« »Die Geschichte ist tehr einfach. Jsch saß vorgestern Abend auf dem Balle der Harmonie mit der Familie Miit ler zusammen an einein Tische. Der Wein war gut, die Unterhaltung ge miithlich, die Stimmung vortrefflich « da nahm ich mir einen Anlauf, gestand der Tochter meine Liebe, der Mutter meine Hochachtung, dem Va ter meine Schulden -- und dann ver lobten lnir uns!« Muliziis TAF , es»-t. »Schauen Sie nur, der Lustspiel dichter hält feinen Kopf an den Ofen.« ,,Jedenfalls wärmt er alte Gedan Nn aus« Aufmerksam »Im letzten Brief schrieb ich mei nem ungetathenen Sohne, mein Haar wäre vor Kummer ergraut.« »Nun, hat er sich gebessert?« ,,Jiein, aber ein Haarfärbemittel hat er mir geschickt!« Untösbqteø Rätlsiei. Richter: »Wie heißen Sie denn?««f Angellagter: »Ja, sehen Sie, Herr Gerichtshof, das weeß ich Sie selber nich genau!« Richter: »Unsinn! Sie müssen doch wissen, wie Sie heißen!« Angeklagter: »Ja, seh’n Se, Herr Gerichtshof, meine Mutter hatt-: Zwillinge. Eener hieß Max und eener hieß EiniL Ecner von den bei-— den is aber gestorben. Weil wir uns aber so ähnlich sahen, wußte meine Mutter nich. welcher von uns bei-den gestorben war. Nu feh’n Se, da weeß ich bis uff’n heitigeii Tag noch nich, ob ich der Max oder der Einil s« zbin. Was im Verbot-senkte blühe. Kunde: »Ich möchte den Meister .selbst sprechen. Bitte, holen Sie i71n!«· H Fleischerlel)rling: »Da-I geht niehi, Her hat sieh eingeschlossen!« ’ Kunde: »Warum denn?" Fleischetlehrling: »Er machi- ietzt gerade ausländische Wuist!« Urteil-sichtliche Grobheit XVI » »Jetzt hatte ich schon lange nicht das Vergnügen« » »Das Vergnügen war ganz meiner seiis.« Der Unterschied Junge Frau wen Kiichenzeitel durchsehend): »Aber, Minna, Sie schreiben ja alles salsch!« Köchin: »Ja, das ist eben der Un terschied zwischen mir und Ihnen —— Sie wissen, wies geschrieben wird und ich weiß« wies gekocht wird!« Dann allerdings-. Lehrer: »Junge, wie siehst Du denn aus«-? Warum kömmst Du Dir denn die Haare nicht?« Junge fhenlend): »Ich kann nich, ich hab’ teen Kamm!« Lehrer: »Na, da nimm doch Dei nem Vater seinen!« Jus-ge: »Der hat noch keen!« Lehrer: »Mit wag kämmt denn der fich?« Junaet »Der hat gar keene Haares« Nach der Monsuliatiom »Ich bin nur froh, daß ich den Dok tor nur wegen des Viertrinkens und nicht auch wegendes Raucheng befragt habe, er l)ätt’ mir das sicher auch ver doten.« Beim Unterricht im Rechte-in Lehrer: »Wenn ich Dir acht Fla schen Wein gebe und Du rinkst drei leer-,- wieviel volle bleiben übrig?« lOchiilerx «Sechs volle.« Lehrer: «Wieio sechg?« chskchiilen »Nun, siinf Flaschen nnd l . l Gefährlichc Drohung. h .-·« I i US .! « Dichter mregtk Das sage ich Ihnen, wenn Sie dieses neue Gedicht nicht abdrucken, dann -— schicke ich Ihnen alle Tage ein Paat Gedichtk MI