Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 08, 1908, Sweiter Theil., Image 14

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    Auf falschem Boden.
Roman von H. Courthssplahler.
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IW
(14. Fortsetzung)
»Unsinn, ’Hell.1. So lange DJ so
iiits »I« reitents nugiienft. wie eben
« seht, und mich nicht mit dummen
k««..-.. «.aast, nrnuctkn Du uxn Bein
Glück nicht zu bangen SICH nur ehr
lich, Du bist eifeksiichtig auf die Eisa
Meefeld —- desholh willst Du mich
forttoctenl Sei lein Schäfchen. Ich
alte nur ein di then mit ihr herum
und ermiisire mi über ihre Anbetiing.
»Du innnst fee does mit Glanz aus deni
Felde schlagen, wenn Du nur willst,
mißt nur nicht lo lauertöpfifch sein,
das kann ich nicht ausstehen Dazu
Hals ich Dich doch nicht geheirathet!«
Sie sah ihn mit einem dunklen
Vlies ins Gesickit und sank müde in
sich zusammen »Du bist doch auch
nickt immer guter Laune,« sagte sie
matt. .
Doest das ein Wunder! Der ewige
Krieg zwischen Dir und meinen Leu
ten ist doch wahrlich nicht etheiteknd
nndeiitt einem nicht zu verdenl-n.
wenn innn grillig wird. Und statt
daß Du dann hier oben nett und
liebenswürdig bist, läufst Du wie ein
lebendiger Vorwurf herum und
heuM Komm, sei iein Frosch, qieb
mir einen Kuß nnd laß mich mit Tei
7aen Umsiurzideen in Frieden Damit
III Du bei mir tein Glück. Und
wenn Du mir noch so zärtlich um den
- Viert gehst, die Vernunft lasse ich mir
atiå von Dir nicht wegfchmeicheln.«
. helle erkannte, daß all ihr Bitten
vergeblich fein würde. Ihr Herz war
sum Brechen schwer. Sie fühlte fin
ftere Gedanken in sich aufsteigen Ein
Gefühl von Abneigung gegen ihren
Mann stieg in itzt auf, to ängstlich sie
dagegen wehrte. Seine Küsse
brannten sie wie Demütliigungen die
sie widerstand-Zins ertranen mußte.
In verzweifeltser Anqst wagte sie
noch einen letzten Versuch »Ist es
nickit wenigstens möglich, daß wir hier
oben einen eigenen Haushalt führen,
We uns ideilent"
« ««9»Wo«u? Das eviirde meine Mutter
schwer tränken und wäre noch schlim
mer, als wenn wir aus-seinen Sei
Doch froh, dafe Di: der Mühe iider
hol-en bist, Dich nrn Haus undKiiche
»Ein-merkt zu müssen. Tausendffmuen
dankten Gott, wenn fie es so gut hät
ten als Du. Jcb kann mir auch gar
nicht denken, daß Du Lust und To
Tent hast« Dich ernstlich damit zu de
fassen-«
»Den-über könntest Du ruhig fein.
«EI sollte Dir an nichts fehlen. Es
wäre doch wenigstens eineArbeit, mit
sdek ich meine Zeit ausfüllen könnte.
Siehst Du dean nicht ein, wie schreck
lichesist so unheschäftigl und über
flüssig zu sein?«
»Das redeft Du Dir und mir nur
alles ein« weilDu von unten leiste-kn
enen willst. Du verlangst nach dem
freien, ungebundener-«- Leben Deiner
-Mi1idck.—eniahre. Damit iftes natürlich
vorbei Füge Dich doch endlzch ins
Ynoermeidliche und gieb es aut, mich
-----.-« l
ULUUIL ZU III-schli- "
Helln seufzte tief auf. Also auch
das nicht einmal. Sie fiiijlie einen
vheißen Zorn in sich nufsteiqen gegen
ihren Mann, der sich so gar- nicht die
Mühe anb. ihr gerecht zu werden«
»Ja-ni- sprang auf und ging un
ruhig bin und her. Er war äußerst
gereizt durch Hellas eindringlich-e
Bitten. Diese FUU fing wahrhaftig
an. ihm lästig zn werden« Sie stärte
feinen Frieden, statt ibni dass Leben
angenehm zu machet-. Wenn er da
—voestkier gewußt bäiktes —- Ec mußte
setnstlieb wegener vorgeben, sein Vater
«- izatte recht.
Er blieb mit strenger Miene Voe
ihr stehen. ,,Ern·7·i1ich, Heila, Du mußt
es nun endlich fernen, Dich den Vet
kältnissen anzupassen Das gebt so
spricht weiter. Es ist nicht erbeiteknd
spät mich, mit anzubren, wie Ihr Euch
gegenseitig übereinander beschwert.«
« »Nun ja, dikett nicht· Aber Dein
ganzes Benehmen ist ein Einigeer
test aegen alles, was hier im Hause
geschieht»
della veefzte die Hände in ftummer
Qual aufeinander, dann sagte sie ton
kost »Ich habe mir die heißeste Mühe
geben« mir Deine Eltern und Deine
· weiter geneigt zu machen. Dirziu
s Liebe habe ich unsäqliche Demüthi
sangen ertragen. Es hat nicht ge
« IM. Man hat mir mit immer euen
»««;Feindfeligteiten- set-dankt Ich war
keck-St unbescheiden und habe nicht ver
s Magd daß ße mich lieben und ver
geht sslleuk zumal ich ihnen ihren
» -Mngswunfeb zktstskte· Aber ich
.-«i«zsnn fordern. daß man mit gerecht
wird und sieh mit grundlofen Ge
"M1i"steiten VOLK-It Mal muß
, " SU usw-Dem das mir die Art
« · Jst-Mit Im allem die Dei-ei
W Mk nnd erbärmlich er
." .. Und veriiisfi Leider nicht
« .-· s Sie-, daß
W
icti nichts rneht. Jst- werde mit glei
cher Münze hei:nzal7!en, wenn man
mich trank-H das sage Deinen Ber
:Vandten.«
Franz liei wüthend im Zimmer ans
and ab. Er versuchte einige Mal,sie
zi; unterbrechen, aber sie erhob die
Stimme und sprach ruhig weiter.
Als sie zu Ende war, blieb er vor
ihr stehen und sah sie drohend an.
»Das kann ja recht erbaulich werden!
Herrgott, warum bin ich nur so dumm
gewesen, mich von Deinem hübschen
Lärvchen verblenden zu lassen! Jetzt
wirsst Tu die sanfte Maske ab und
entpupnst Dich als die reinste XII
thippr. Schlimmer hätte ich mit
Elsa Kleeseld auch nicht hereinsallen
tönnen.«
Seine rohen Worte trieben ihr die
Schamriithe ins Gesicht. War sie
fdenn blind aewesen. als sie sich diesem
Mann zu eigen aab mit ihrer reinen.
stolzen Seele! Sie hätte laut aus
schreien mögen var Schmerz, aber sie
bezwang sich. Er sollte nicht sehen,
wie sie litt. Du selbst zwingst mich
Hast energischem Auftreten,« sagte sie
e .
»Halt den Mundt« schrie er sie wit
tlsend an. Er sah in diesem Augen
btick seinem Vater so ähnlich, wie aus
dem Gesicht geschnitten. Ein Grauen
erfaßte sie vor ihm. .
Trotzdem ließ sie sich nicht ein
ichiichtern »Dein Schreien siirchte ich
nicht —- so wenia, wie das Deines
Vaters,« sagte sie gelassen.
Er trat mit aeballten Fäusten aus
sie zu. »Weil-. hiite Dicht Ich werde
Dir ietzt zeigen, wer Dein Herr und
Meister ist«
Sie sah ibn furchtlos an. »Es fehlt
ia nur noch, daß Du mich schläast,«
sagte sie. blaß bis in die Lippen.
«Thue es nur, damit ich Dich ganz
ertenne."
Er stampste wüthend ans den Fuß
boden und lies an ihr vorbei zur Thiir
hinaus. Krachend sloa diese hinter
ihm ins Schloß.
Langsam aina Heller in ihr Zim
machen
Aus einern Tischchen stand die
Photoaravhie ihres Vaters-. Sie nahm
sie und sah mit grarnvollem Blick in
das gütige, edle Gesicht
»Vater —- Vater! So elend nnd
erniedrigt ist Dein Kind. daß es bie
sen Mann geliebt hat. Was tann knicts
wieder ausrichten aus dieser
Schmach?"
Sie sank mit einem iammernden
Laut in einein Sessel zusammen.
Wie lange sie so. stumm vor sich
hinbrütend, gesessen hatte, wußte sie
nicht. Da tlopste es an ibre Thür.
Aus ihren Zurns öffnete Bertba die
Thük einen schmalen Spalt und ries
ins Zimmer hinein: »Wenn Sie mit
ausgehen wollen, mach-en Sie sich
sertia!«
·,.Wollen Sie nicht eintreten. Ber
tha? Durch die Thürsvalte unterhält
man sich schlecht,« sagte Hella ruhig.
Bertha sah sie verdutzt einen Au
genblick an. dann sagte sie imperti
-nent: .Se«e wissen, daß Mutter mir
verboten hat, dies Zimmer zu betre- ·
ten.« -
»Ah richtig,« sagte Hella mit leich
tem Spctt, »Ihr Seelenheil könnte
hier Gefahr laufen. Zo kommen Sie
hier herein."
Sie trat an Bertiia vorbei in ein
anderes Zimmer· Es kam ihr die Lust
an, dieser jungen Dame, die sich ihr
gegeniiber immer is ausnehmend un
liedenswijrdig zeigte, ein wenig ihre
Ueberlegenbeit fühlen zu lassen.
Vertha folgte iirr verwundert »Ich
habe nicht viel Zeit.« .
»Das weiß ich, Sie mässen wahr
scheinlich noch einen Meter Spitzesw
tig häkeln. Aber einige Minuten wer
den Sie mir wohl schenken können.
Ich möchte eine Frage an Sie rich
ten, Bettler-. Was habe ich Ihnen
eigentlich zu Leide gethan?«
Bertha kutschte ungemütblich auf
dem Stuhl herum, auf dem sie Hellas
Einladung folgend Pla genommen
hatte. Was siel dieser «.lla ein, sie
in solche: Weise zu examiniren!,,Sie
mir? Nichts«
helle neigte lächelnd den Kopf.
»Seht richtig —- nichts. Das wollte
ich nur bestätigt hören. Wissen Sie
auch, liebe Berthrn daß demnach Ihr
Betragen mir gegenüber sehr ungezo-«
gen ist. Ich würde mich an Ihrer
Stelle schämen, einer so schmählich
Unter-drückten noch mehr auszudeuten
Ei ist wedek schön, noch rühmlich sitr
Sie, wenn Sie mich immer wieder
grundlos zu tränken versuchen. Und
daßSie es nur wissen-in Zukunft
wehte ich mich nnd zahle mit derselben
Münze-«
Bertha stand auf; Mit deinetwi
schmÆ sti He rn helles Gesicht.
»Sieh verkennt-ten Eltern und Franz
erzählen. me Sie siq eben gegen mich
Waren link-ein«
M neigte mit überlegenem Lit
Qeln den Kors. »Seht brav. Darum
Mte tsSie ohnediesxbitten.-- Unf
tief Idee Frage, ob ich mit Ihnen und
Ihrer Mutter· ausgehen will, entt
mtte ich. unt einem entschiedenen
Mit-, M werde in Zukunft enges-z
WF Mr beliebt, III Its bissi
iQM III-. M sie m W
Eltern auch erzählen wollen, über
heksen Sie mich der Müde, es sekbe
ZU thun. Adieu, liebe Berti-IX
Mit einem giftigen Seitenblick ver
ließ Bertba das Zimmer Hella rich
ieze sich hoch auf.
»Ah — wie das wohl thut, einmal
frei reden zu diirfen!« dachte sie und
streckte ihre Arme weit von sich. Moch
ten sie nun kommen und sie von neuem
zu demüthiqu versuchen, sie würde
gewappret fein.
14. Kavitei.
Von-nun an behandelte man Hella
mit eisiger Höflichkeit der aber immer
eine gehörige Partion Hohn beige
mische war. Sie setzte diesem Tone
allerdings eine ebenso tiihle Gelassen
heit entgegen und wehrte sich tapfer
gegen alle liebergriffe, aber wohl war
ihr nicht dahei. Ihr Wesen war nicht
geschaffen, in ewigem Unfrieden zu
leben, und sie litt unfagbar unter den
herrschenden Umständen Aber numer
ten ließ sie es sisks nicht, nur ihr flei
neö Zimmerchen war Zeuge ihrer
Seufzer und Thriinen.
Jssshr Msann fprach nur noch in tur
zem, faft grobem Befehlston zu ihr
und vernachlässigte sie von Tag zu
Tag mehr. szDies tränkte sie indessen
kaum nach. Es war ihr faft lieber
jedenfalls. als wenn sie Zärtlichkeiten
iiber sich hätte ergehen lassen müssen,
die sie nicht erwidern bannte. Sie
hatte innerlich keine Gemeinfchaft
mehr mit ihm.
Eine dumpfe Gleichgültigteit be
mächtigte sich ihrer mehr und mehr.
Zuweilen freilich bäumte sich die ge
sunde Jugendtraft in ihr empor. dann
sehnte sie sich hinaus in das freie,
frifche Leben, wie eine Gefangene. der
man Luft und Licht genommen hat.
Stundenlang lief sie dann im Freien
umher über Wiesen und Felder, im
Sonnenbrand odertsiegenwetter, bis sie
todtmiide nach Haufe tam. Man ern
pfing sie dann mit bissiaen Redens
arten, aber sie antwortete nicht da
rauf, nnd als ihr Mann ihr eines
Tages direkt verbieten wollte, fo allein
uinherzuftreifem fah sie ihn mit diifter
entichlvffenen Augen ins Gesicht.
»Ich werde nicht darauf verzichten,"
sagte sie, »Du miißteft mich denn ein
schließen iaffen·«
Da war er mit finiterem Gesicht
dar-angegangen Er bildet sich allen
Ernstes ein, daß er Hella irn Anfang
zu fehr verwiibnt hatte, und nicht
streng genug gewefen war. Diese Ein
biiduna, von feinem Vater gestützt
und genährt, machte ihn so ungerecht
gegen feine Frau, daß ihr Verhältnifz
zueinander von Tag zu Tag schwieri
ger und drücken-der wurde. Es war
fo weit gekommen, daß Hella wie er
iöft aufatbmete, wenn ihr Mann das
Haus petites
Zuweilen fliegen wilde Fluchtgk
danken in ihrer Seele auf. Sie hätte
laufen mögen, soweit sie ihre Füße
trugen, um diesen engherzigen, kalten
Menschen zu entrinnen. Aber das
Pflichtgefühl siegtr. Sie hatte ihrem
Manne Treue gelobt, und noch war
nichts gefcheben, das- sie von diesem
Gelöbniß entband.
Wertes denn feine Schuld, dafz er
in einer anderen Sphäre groß gewor
den wak ais sie? Konnte er dafür,
daß sie ihm in fchwörmerifcher Liebe
Tugenden und Eigenschaften ange
dichtet hatte, die er nicht besaß? Litt
er nicht auch unter dem Zwiespalt, den
ihre verschiedenen Ansichten heraqu
fchworen hatten? Er hätte freilich in
Bezug auf feine Familie und ihre
Wünsche aufrichtiger gegen sie fein
müssen, aber sicher hatte er nicht cre
ahnt, daß man sich ihr fo feindlich
gegenüberstellen würde . -
m-:.. -.. 4-..- -:-.4 —-7-- fes-t-..eh «
JIIIII —(I IIUH UIIWL »Ist-I- Oxxssltls,
als sie selbst. Sie hatten sich ineinan.
der geirrt, er war von ihr ebenso ent
täuscht, als sie von ihm.
Aber mußten sie denn beide in ib
rem Jrrtbum bedarrepct Konnte man
» . · T .. .
must in Reihe nnd »r:eden auseinan
dergehen. wenn man miteinander
nicht anstomrnen konnte? Gab es nicht
einen Ausweg ans diesem Labyrinth?
Wenn sie nur gewußt hätte, ob
Franz ebenso dachte wie sie Aber das
eben wußte sie nicht. Vielleicht hatte
er sie doch lieb auf seine Art nnd
dachte nicht daran. sie steizuaeden
Vielleicht sehnte nur sie sich nach Frei
heit —- und zwar, weil lockend und
verbeißen-d das Bild der Freiheit ar
liebte Ziige trug — Sven — nein,
nein, sie durfte nicht an Befreiung
denten, dieie Gedanken würden ihre
reine Seele belasten!
Sie lebte also weiter fast nur iiir
sich allein. Nur bei den Mahlzeiten
traf sie mit den anderen Familien
mitgliedern zusammen, auch mit ib
rem Mann. Wenn er des Abends
beraustnxn, schlief sie meist schon oder
stellte sich wenigstens schlafend, damit
sie nicht mit ibrn reden mußte.
Es war ein trostloses Leben, und
die ganze Familie Boszneck glaubte
sich berechtigt zu ihrer schmählichen
handlungsweise Man redete sich ein,
daß nur strenge Zucht im Stande sei,
aus der leichtsertigen Künstlerstochter
eine ordentlicheFrau zu s machen.
Klein, ganz klein mußte sie werden
nnd einsehen, was siir ein halt-verlo
rener Menickp fee war. Daß man nicht
weiter tarn mit ihr, daran war Franz
schalt-, er hatte sie im Anfang nicht
streng genua angesagt. Nun hielt es
doppelt åchwen
Und lsa Mefeld wurde Zrdnz
immer wie-da Yiisientliap vor die
Unge- w« war eine uneinge
standeae aber Manna in dem
ketze- der net-, das Elia Mee
O M M WIMO diestekle
MW hätte, »die ihr Forstwi
wegen' zutam lind die liebe Elsa«
schmachtete weiter und begliiate den
»armen, bedauernsrverthen Franz«
mit feurigen Blicken. Die edlen-E
len wußten gar nicht, wie gemein und
niederträchtia ihre Dentttngsweise
war. —— —
Wieder einmal hatte Hella ihrem
Vater geschrieben Was-nassen hielt
den Brief seiner Tochter, nachdem er
ihn gelesen hatte, lange in der Hand.
Seine Tochter tlaate ihn-. aegeniiber
nicht. Sie berichtete ihm nur. daß ihr
Verhältniß in ihrem Manne nnd sei
ner Familie noch immer lein beiseres
sei und er möge lieber nicht tommen.
Vielleicht passe es später einmal bes
ser. Rasmussen wußte trotzdem, das;
Hellas Stimmung eine sehr aedriickte
sein mußte, denn er lannte fein Kind
genau aenua, Um zwischen den Zeilen
allerlei zu leien, was ihn besinruhinlr.
Er tonnte diesen Zustand des Zwei
felns und Bangens kaum länger er
tragen
Plöylich sprang er aus« arna einige
Mal nachdenklich in sei-Im Atelier
aus und ab und lies dann mit schnel
len Schritten hinaus, durch den Gar
ten. nach Soens Atelier hinüber.
Brösselt stand vor der Kiichentbiir
und schuppte Fische ab siir den Mit
drastisch
»Guten Morgen, Brösseltt Jst Herr
Andersen schon unten?«
»Ja, herr Professor-« Er ösfnete
ihm die Thür.
Rasmussen trat ein« Svts war eifrig
bei der Arbeit. Er sah aus, und sein
düsteres Gesicht erhellt e sich ein wenig,
als er Rasmussen begrüßte.
Der alte here sah ihm eine Weile
schweigend zu Endlich sagte er:
»Sven, mich fiibrt etwas Besonderes
zu Ihnen heute. Ich habe eine qroße
Bitte an Sie und muß etwas mit Ih
nen besprechen.«
Sven legte sein Werkzena bei Seite
und erhob sich. Forschend ruhte sein
Blick aus Rasmnssenz ernstem. be
liimmerten Gesicht. »Ich stehe zu Ih
rer Versiiaung, Herr Prosefior.«
»Kommen Sie lieber Spen. wir
wollen in den Garten geben, während
ich mitJhnen rede. Draußen wirdes
mir leichter werden«
Sven gina neben ihm her. Sein
Gesicht war blaß'ae1vorden vor Aus
reaungz er wußte, daß Raåmuisen
von Hella sprechen würde.
Als Nasrnussen nnd Sven im Gar-.
ten angelangt waren, schob der alte
Herr seinen Arm unter den dreiun
aen Mannes-. »Sven — ich habe
Sorge, große Sorge um Heila«
Andersen zurite leiie zufammen,
antwortete aber nicht.
Rasmussen fuhr fort: » Ach lzabe
Sie bisher falsch berichtet, Soen,
wenn ich Ihnen sagte, es ist alles in
Ordnung, Hella ist aliiellich"
Sven athmete aepreßi. »Ich wußte
es, here Professor.«
»Sie wußten es?«
»Ja. Wenn Hella wirklich glücklich
war, hätten Sie nach Empfang ihrer
Briese nicht immer so sorgenvoll aus«-«
gesehen. Ich habe es übrigens auch
so gesithlt.«
»Warum baden Sie mir das nicht
gesagt?'«
»Ich wollte mich nicht in Ihr Ver
trauen drängen » Sie mußten Ihre
Gründe haben, in schweiaen.«
»Jal mein lieber Freund, Sie ba
ben recht. Hella wollte nicht« daß Sie
von ihren Leid erfuhren.«
»Sie wollte es nicht?«
»Nein. Warum weiß ich selbst nicht
recht, ich denke mir, fie woltte Ihnen
Schmerz ersparen, weiß sie doch. wie
gut Sie es mit ihr meinen. Und ich
hielt es auch für besser. Sie nicht zu·
beunruhiaen hoffte ich doch irnrner
noch, es tönnte alles qui werden.
Aber« meine Unruhe um Hella wächst
mit jedem Tage; ich weiß, sie ver
fchweiat auch mir das Schlimmste
um mir Sorge zu sparen. Jch wollte
sie längst einmal besuchen, um mich
zu iiberzeugem wie and in wetcher
Umgebung sie lebt. Auf meine erste
Antiindigung erhielt ich abermals
eine ablehnende Antwort von Heila.
Jch sollte nicht kommen. Und da er-v
hielt ich zum ersten Male Nachricht,
daß dort nicht alles ist. wie es sein
foll. Aber mein Kind ist tapfer. Sie
wollte allein mit den widrigen Ver
hältnissen fertig werden, und sie
schrieb mir, mein Kommen könnte
Alles nur verschlimmern. So sind mir
die Hände .aebunden. Jchweiß, Hella
leidet viel riiehzZ als sie mir eingesteht.
Reife ich nun och hin» fo weiß ich
nicht, ob ich recht thue. Wenn ich
wirklich nur ihreLage oerschlirnmerte.
ohne helfen zu können. würde ich
mir Vorwürfe machen. Die Unge
wißheit trage ich aber auch nicht län
der——und da ist mir heute ein Aus
weg eingefallen.«
- Som, der bei seiner Rede abwech
felnd blaß und roth geworden war,
fah ihn fraaend an. »Welches-im
»Sie sollen zu della reisen, Stier-,
Ihr Besuch dort kann als zufällig
hingestellt werden. Sie sind eben auf
der Durchreise hingekommen und
wollen hella beariißern Das kann
nicht ausfallen und sieht unabsichtlich
aus. Ihren scharfen Augen aber wird
es nicht verborgen bleiben, wie niein
Kind dort lebt, wie et ihr geht. Wir
dürften Sie natürlich nicht anmelden·
Ganz überra chend müßten Sie kom
men, damit ie ein tret-es Bild der
dortigen Verhältnisse bekommen. —
Spen, mein lieber junger 7rennd. ich
swetß daß ich Ihnen da oik zur-mitn
ich the-is aber auch, daß ich mich ganz
auf s veria en kann. Dur Sie
können diese ' sipn aut ersticken
Meilen Sie mit diesen Dienst er
weist-M " «
Soen war die Beute grosser Aus- l
ten-ana- Taß Hella nicht längst ge
ahnt n d unter dieser Vermuthttngj
heimlich gelitten Angstvoll batte er»
Ragmnsien beobachtet, wenn er muß-I
te. daß-Dem geschrieben hatte. —»
Und nun sollte er plötzlich Gelegen-;
hett erhalten. sich selbst non ihrem.
Erz-reden zu überzeugen —- er sollte
Hella wiedersehen!
Er konnte es nicht tvebren, daß
heller Jubet sein Jnnereö durch
drang. Die heiße Sehnsucht, die
ihn nach der verzehrte, die ihm ver
loren war, sollte gestillt werden. Er.
durfte tu ihr eilen und sein sorgen
des Anat aus den geliebten Zügen
ruhen lassen. —- Daß es danach um
so bitterer war, sich wieder von ibr
zu trennen, bedachte er ietzt nicht.
Das war wesenlos, so lanqe ihm ein«
Wiederieben mit ibr bevorstand.
Rastnussen beobachtete forschend
die zuckenden Gesichtszüge des jungen
Mannes. »Sie antworten mir nicht,
Svenit Habe ich zu viel verlangt von»
Ihnen?« i
Soen san ibm mit leuchtenden Att-;
gen ins Gesicht. »Ich reise —am lieb-v «
seen mit dem nächsten Zuge. Lassen
Sie uns gleich int Kursbnch nach-»
sehenk s
»Ich danke Ihnen, S.oen Sieneh-.
men mir eine große Sorge vorn Her
zen. Nach dem Kurzbttch brauchen wir
nicht in sehen In einer Stunde gebt
der nächste passende Zug, dann sind
Sie Nachmittags argen slins Uhr am
Ziel. Den tönnen Sie aber tat-m
noch erreichen Es ist am besten, Sie
warten bis morgen«
Sden blieb steben und sah ibn an.
»Das kann ich nicht. ich mache mich
sofort auf den Weg. die Unruhe
brächte mich unt Leben Sie woblk
»Reisen Sie mit Gatt —- und brin
gen Sie mir aute Nachricht von rnei
nem KindeX -
Die beiden Männer driickten sich
zum Abschied die hand.
Sven lief seinem Häuschen zu.
»Brösselt holen Sie mir schnell
eine Droschte ich muß sosort verrei
senk«
Auauit Brösselt ließ vor Schrecken
das Messer fallen. »Jetzt gleich, Herr
Andersen?«
tatvobi eilen Sie sich.«
IHerraott dann muß ich doch Ihre
Sachen packenk
»Nicht nötdin. Nachtzeua ist schnell
in eine Handtasche qesteckt Das mache
ich fertig. während Sie den Wagen
besorgen. Aber schnell, ich muß in
einer Stunde aus dem Anhalter
Babnhoi sein!«
Brössext trocknete sich schnell die
Hände ab. »Und meine schönen
Fische!·« jammerte er.
»Die lassen Sie sich nur selber
schmecken, « rief Soen zurück »denen
isi es ateich wer sie verspeist.«
Auauit Brösselt wars noch einen
webmiiik sitzen Blick aus die Fische und
rannte davon.
sFortsehung solgU
FortsmrsöreFe einer Frau durch
Lebend-en
Mis. Leonidas Hubbard. die Gat
tin des kühnen tForfcltfungsreifenden,
der im Oktober 1903 im innerften
leeit von Labrador auf einer von
Ungliiclgfällen aller Art begleiteten
Lirpedition in traurigfter Weife fein
Ende fand, hat das wissenschaftli
che Verniächtnifz ihres Gatten iiber
nomnien und feinen Plan, zwei bis
her noch nicht erforfchte Flüsse, den
Nascaupees und George - Bitten zu
befahren und fiir die Karte aufzu
nehmen, mit glücklichem Gelingen
ansaefiihrt Sie beschreibt ihre Rei
se, die tief hinein in noch taum be
tretene Gebiete der Halbinsel- führte,
und ihr ein überrafchendes Bild der
eigenartigen landschaftlichen Schön
heit Labradors eröffnete, in einem
länaeren Auffatze des »Windfor Ma
ga.ziiie'«. Die Expedition verfotgte
zunächft von ihrem Ausgangspunkt
am Meloille - See aus den Nasew
nee - Fluß, um bis zu feiner Quelle
zu gelangen. Jn diefen von zahl
loseu Strömen und Seen durch
ftoffenen Gebieten ift die Wasser
fteaße der einzige Weg, auf dem
man in das Innere gelangen kann;
aber diefe reißenden, von Strom-«
schnellen und Wasserlöufen · unterbro
chenen Flüsse sind nur fiir sehr ge
übte Bootfabrer fchiffbar. Unter
stützung dabei von den Eingebore
nen des öftlichen Labrador zu erlan
gen, ift nicht möglich« denn die Ein
cborenen haben keine Erfahrung
im Leuten der Kanoes und- hegen
eine außerordentliche Scheu vor dem
Innern des Landes. Mes. Hubbard
wurde von dem treuen Gefährten ih
res Mannes, George Elson. begleitet,
der bei Hitbbard in der höchsten Noth
aus ehalten, feinen Leichnam und fet
nefchriftlichen Aufzeichnungen unter
den größten Schwierigkeiten unter un
fäglichen Anftrengungen gerettet hatte.
Außerdem beftand die Gesellschaft aus
noch vier anderen erfahrenen Jägern
und Bootsleutem Die Ausrilftung be
stand in zwei Zeiten und zwei neun
zehn Ian langen Poeten, und 750
Pfund Nahrungsmittel-n Die Fahrt
auf dem fehr gefährlichen Nascaudee
ging glücklich von ftatten, die Strom
fchnellen wurden dank der Kunft der
erfahrenen Bootfithrer glücklich liber
toetndeth aber «e weiter es den Fluß
h naufging, de o langsamer kam man
vorwärts. mochten die Bootsleute auch
noch fo halsbrecherifche Kunststück mit
den Kanvei ausführen. Immer häu
fi Inu ten die Boote durch das
esse- Va er am Ufer gezogen oder
auch iiber sandige Hügel und durch
unwegsames Gestrüpp geschleppt wer
den, und die rothen Sterne; mit de
nen die Reisenden ihre Nachtlager im
oberen Nascaupeetale auf der Land
larte bezeichneten, riirtten immer nä
her aneinander. Ueber eine Strecke
von mehr als 60 Meilen hin war das
Land, durch das sie kamen, einem
Brand ausgesetzt gewesen; Feuer hatte
immer dehnten sich die öden Sand
aimmer dehnten sich die öden Sand
wiisten mit den schwärzlichen Baum
stiimpfen zwischen den lahlen selsigen
Berglinien, die das Thal"einfahten.
Dann änderte sich plötzlich das Bild
und üppigite Vegetation zeigte sich,
jungfräulicher Urwald, dessen duntle
Linien den Fluß in einigem Abstand
umsäumten. Die Fahrt ging erst wie
der slotter von ftatten, als die Reisen
den mit ihren Booien den Seal Laie
erreichten, eine der wichtigsten und
breitesten Ausdehnungen des Nascaui
peeflusses. Durch ein wunderschöne-,
zwischen den lieblichsten Vitgelformen
eingebettetes Thal lamen sie zu dem
See, der wie ein breiter Fluß mit un
zähligen, vom Wind getröuselten
Wellen im herrlichen Sommersonnen
schein dalag, überdacht vorn zartesten
Waltenhimmel Labradors, der sich in
farbig fchwanlenden Gestaltungen im
Wassersspie eite. Während die Jagd
bisher nur ehr dürftig gewesen war,
stieß man jetzt aus reichliches Wild;
das erste erlegte Karibu ergab den
töstlichsten Braten, uns die Fahrt auf
dem See ging, nachdem die ersten
Schwierigleiten überwunden und die
Boote noch eine Zeit lang getragen
worden waren, ganz vortrefflich von
stritten Dem· ause des Naseaupee
immer weiter folgend, tamen sie zum
Late Michilamau, und Mrs. hubbard
konnte die großen zerlliisteten Berge
jenseits des Sees erblicken, aus denen
zwei Jahre sriiher ihr Gatte erschöpft
und kraftlos, aber mit ungebrochenern
Muthe. den letzten Kampf mit den
widrigen Umständen geliimpft hatte.
Der Lale Michitamau bietet ein land
schaftliches Bild von hervorragender
Schönheit; er ist 60 Meilen lang und
an seiner breitesten Stelle 25 Meilen
breit; die Naturformen der Ufer ent
falten sich in tavririös unregelmäßigen
und doch anmuthig reizoollen Linien
Hier zuerst iiberraschte die ·Reisenden
das schauerlich hohle Getön, das die
Seetaucher ausstoßen. »Der See,lag
ruhig, nur lleine Eisstiirle schwammen
langsam auf ihm dahin, zierlich wie
jMiniatureisbergr. und als die Sonne
"sant, iibergoß sie den Wasserspiegel mit
iihrem Licht, daß er in leuchtendenIar
sben weithin glänzte. Da llangen auf
einmal llagende Laute zu uns, ein
iwehvolles Heulen larn iiber die glit
zernden Wellen und schien in der Fer
ne zu verhallen und ein grelles Echo u
serwecken Jn die große Stille die er
sunendlichen Einsamkeit fuhren diese
Ymelancholischen Rufe wie das qual
volle Seufzen von Geistern, die sich
iiber den See ihr Leid zustiihnen und
vielfältigen Widerhall in anderen,
gleich traurigen Seelen erwecken. Diese
schauerliche Musil lontraftirte mit
dern lichten Blau des Himmels, in dem
weiße Wöltchen hinflogen, und wir
saßen gebannt in unseren tleinen Boo
ten, in der tiefenWildnisz den unheim
lichen Stimmen in den Lüften lau
schend. Plötzlich hörten die Töne auf·
Die wunderlichen Vögel waren ber
stummt.« Nach den Ergebnissen am
Laie Michilamau folgten die Reisen
den weiter geduldig den endlos hinflie
ßenden Wogen des Nascaupee und la
men zu einem etwas lleineren See
Michilamaus· Hier traten die Kari
buö in immer grösseren heerden auf
und boten der Jagdlust das vollloms
«menfie·3iel. Eines Ta. i stießen die
Neisenden aus eine un» heure Heerde
von vielen Tausend solcherNennthiere
von denen einTbeil durch denSee nach
einer etwa dreiviertel Meile entfernten
Jnfei schwammen, sodaß fre eine breite
ununterbrochene Brücke brauner Ritt
ten vom Ufer bis zur Insel bildeten.
Nachdem der See Michitamaus über
wunden war, ging es weiter nach
Norden hinauf; die Boote mußten
wieder getragen werden und dann end
lich. endlich hatte Mes. Hubbard den
Triumph. als erstes Wesen der wei
sßen Rasse an der Quelle des Nasew
peesFlussez zu stehen«
w
Sechzehn Millionen Franken hat
das knaroitanisrhe Abenteuer den
Franzosen geiostei, und das Ende ist
noch lange nicht in Sicht. Die Zivis
iisierung der Völker mit Blut und Ei
sen isi von jeher ein sehr iostspieliges
Unternehmen gewesen
T i i c
T Herr Kidder (in einem feinen Re
! siaurani): »Ich bi in ein paar Minn
ten wieder da. J will nur eben um
s die Ecke meine Uhr versehen« —- Frau
Kidden «Warum?« —- herr Moder:
«Sieh Dir mal die Preise aus der
Speiselarie an.«
c I If
Der Fleischtrust erhöhte die Preise
wohl nur, damit das ganze amerika
Lnische Voll erfahre, baß wir wieder
gute Zeiten haben.
- i , e
Ein ehemaliger iapanisrher Staats
mann soll erlliirt haben, daß Japan
innerhalb 26 Tagen eine Armee in
California landen iiinne. Das ist
möglich; da aber die Lebensmittel dort
viel teurer sind, als in Japan, so wür
de die Armee sich schon deshalb nicht
Ilange hatten können.