Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 17, 1908, Sweiter Theil., Image 12

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    — -,.- ,..-..—.-w.- -
OOÅOOENOMÆÆMÆMWÆEOÆOÆ
Das Hundertfrankenftiick.
sinc- viic Z. Orts.
——----AA-Q------QQQQ-—AA
—
stwwwsessessswss
(7 IMMIMU
»Es Kante also kein Zweifel da i
ten bestehen daß ver Diebstahl wäh
NO bet Recht nusgeiiihrt worden iftsc
ben Sie in dieser Nacht etwas
Mitgei gehört?« «
M I«
, t .
»Sie Toben auch keinen Verdacht
sit-a gegen einen früheren Bedienstes
tell des deren Minme oder gegen
eine andere, mit den Verhältnissen des
Demse- vertraute Petiön.ichkeit?«
Anton Vetter dachte nach dann
schüttelte et mit Entichiedenheit den
Ip. »Daß ich nicht wüßte-P
ie ikn tpvisitte Vernehmung witt
de in dieetn Augenblick durch das
Erscheinen eines neuen Antisrnrnlings
vnietbtochem eines kleinen, lebhaften
denn der vor allem den Sanitäts
satt mit vgroßer Herzlichkeit begriißte
war dek Polizeiatzt Doktor Röm
Bild ein Mann der sich weit über die
Grenzen feines eigentlichenWirtunqs
iteises hinaus den Rui einer aner
kannten Autorität auf dem Gebiete
der gerichtlichen Medizin ermorden
hatte.
·,,Man hat mich auf das dringlichste
ktekhetgewiesen,« sagte ek. »Was-« ist
denn los? Hoffentlich doch kein Kapi
trugen-reckanW
----- us -- ,k
Ut Komm-qui Ulccue uoeuutweuu
ans. Man hatte ihm von dem ver
dächtigen Todesfall, dessen der Sant
Etsrath am Telephon Erwähnnnq
Ihm bei seiner hastigen Entieyk
us keine Mittheilung gemacht, nnd
das Erscheinen des Doktors Nömhild
war ihm deshalb ganz unertliirlich ge
wesen.
Die Antwort des Doktors Geie
nins aber war in noch höherem Maße
daer angethan, ihn zu bester-idem
denn der Sanitiitsroth sagte: »Ich
hohe darüber noch kein Urtheil, Herr
Kollege! Ich habe absichtlich auf jede
eingehendere Untersuchung verqichteh
weil ich Ihnen die Sache nicht un
nöthig erschweren wollte. Jetzt aber
Innß ich, sosrrn Sie noch ans meine
Mitwirkung rechnen, angelegentliehst
bitten, teine Zeit zu verlieren, denn ich
habe noch ein paar dringliche Kran
kendesnche zn machen. ebe meine
Sprechstnnde beginnt. Sie gestatten
wohl. daß ich Ihre Führung über
mhnxe.«
Er schritt voran zu der Thür des
bis geßern von Margarethe Hunold
bewohnten Zimmerg nnd that sie vor
ihm auf.
»Bitte, Here Kollege —- ich bin ja
hier gewissermaßen zu Hause-«
Dann drückte er den geöffneten
Fliigel hinter sich wieder ins Schloß
. nnd überließ es dem verdienten Kom
missiir, sich von Anton-Sack« die Aus
llärnngen gehen Inlafsem nach denen
es den Beamten .allerdinc;s lebhaft
verlengtr.
U.
Mit einigen Worten klärte der Za
uitätsrath in seiner tnapven Art den
Bolieeiarzt iiher die Persönlichkeitder
Todten ank. soweit er nach den thn
gewordenen ansormationen selber
dale im Stande war. »Als die haus
hälterin dej Konssuls sie gesternAbend
um stehen Uhr verließ« machte sie ihr
zwar den Eindruck einer leidenden.
oder keineswegs den einer sterbens
kranlen Person« Es ist nun sicher
daß sie während der Nacht gesiorben
ist, und daß von den Hanshemohnern
niemand bei ihrem Ableben zugegen
war. In dieser nämlichen Nacht ist
aber »die Villa von·Einhreel-zern heitre
gekuwr morsch uie ev aus ol: wir-I
baee Goldmünzeninmmlunq des Kon-!
fuls abgesehen Hutte-L Das Dämmer
it: dem wir uns befinden· ist nur
durch zwei andere Gemächer Den den
Raume getrennt. de: vie Minim
fammlxmg entksie!t. und den die Diebe
griindlich ausgeplündert haben.As-iiek"
der Versiorbenen befand sich zu der
fraglichen Zeit niemand biet in dem
oberen Sieckwetl Die Möglichkeii,
daß sie das Opfer eines Verbrechen-?
geworden ist, Muß also immerhin in
Betracht gesogen werden, zumal sich
auf dem Kissen Blutspuren finden,
deren Hertunft erst noch wird festge
steM werden müssen.«
Aufmerksam hatte Doktor Römbild
das Gesicht der Todten betrachtet
sind ein paar frische Hakenb
fchsrfungem nnd die Züge tragen den
«In5desuct hochatadiaer Aug-it oder
» Mßer istperlichet Qual. Aber von
, Wange Zinnen diese grofzen Wut
« . « « lecke unmögich herrühren. Haben Sie
ie Leiche bereits auf etwaige andere
sserwundunån hin nntersuchtk
liegt noch genas fo,
z,s- Mc Mr IMMWM Silbe-«
ich Sie dann-arm Ihren
fee KDW Beistand bit
Y« Idee Nie-reitest die perhiillenden
": Mu- Der abgequ Körper der
« W war rege in ein leichies Nacht
Bei, demfech nir
mir Ue tief-ist- Blutspur
- lich Je gründiichfter
Most en die beiden
Jenseit-Mut selbst
.- « aufzu
bie an
hgestern-als
deutet
. · » ek
psossossossossosssssesdosssussiocvt
»Da werden wie wohl warten mill
sen. bis uns sdie Sektion Aufklärung
gieka meinte Doktor Römhild »Sie
wird ja ermöglichen, festzustellen, ob
das Blut von einem Ergusz aus einem
erkrankten inneren Organ der Todten
herrühren kann.——Ader was qiebt’s,
Herr Ratt-? Haben Sie eine besondere
Enkdeckung gemachl?«
»So denke ich!'· erwiderte Doktor
Gesenius lebhaft und hielt dem Kolle
ezen einen Gegenstand vor die Augen.
den er vorn Boden aufgehoben hatte
nachdem er zufällig mit dem Fuße da
ran gestoßen war. »Aus solche Art
liimen wir allerdings einer Erklärung
schon wesentlich nöhet.«
Das Fundsiiiek war ein Fläschchen
aus dunkel qesärbtern Glase und von
der Größe einer aewöhnlichen Medi
zinskusche Es war unverschlossen.
und ein großer Theil der darin ent
ljisalten gewesenen Flüssigkeit mochte
daran nusgelansen sein. Aber es war
doch noch ein kleiner Rest darin ge
blieben. und Nömhild halte kaum nach
dem Beispiel des Ssnitätsrakhs die
Flasche an die Nase geführt« alcs er
ausrief: »Das isi ja Chlorosorrn in
Aetherlösunal —- Nun weiß ich mirJ
auch den sonderbaren Geruch zu er-i
klären, der rnir schon seit dem Augen-;
blick meines Eintrittg aufgefalleni .«s
»Er fiel mir vorhin bei aeschloise-«I
neu Fenstern noch stärker auf die Ner- i
ven. Aber ich muß zu meiner Schande
gestehen. daß ich kurzsichtig genug
war. weiter keine Schlüsse daraus znl
sssfssv «
«Und welche Schlüsse ziehen Sie
iestk
»Ohne Zweifel dieselben, die sich
auch Ihnen bereits ausgedrängt da
ben werden« here Kollege. Dies Chlo
rofirm bat oermutblich dazu gedient,
die arme Frau zu detiiubcn.«
»So gründlich zu betäuben, daß fre«
aus der Nartoie nicht mehr erwacht
wäre?—Nun ja —- vielleickstl Aber
die Blutspur-en auf dem Kissen? —
Wissen Sie, welchen Eindruck mir
diese Flecken machen? Sie sehen aus,
als ob fie durch eine Berührung mit
blutigen Händen entstanden wären.
——-Da —-- schauen Sie der: ift das
nicht der deutliche Umriß eines Fin
aus«-«
»Ja der That —- man könnteeö da
fiir halten. An den händen der Leiche
aber daftet tein Tröpfchen Blut·«
zSo müßten es die hände des
Mördees gewesen fein, die die Bein-J
delung verursacht baden. Mögliche-e
weife battte er fich beim Eindriicken;
einer Fensterfcheibe oder beim gewalt-;
farnen Auflarengen eines Schlossesl
eine start blutende Verletzung Fuge-I
zogen." ’
»Es-«an es fo ift, müssen sich dies
Spuren davon auch an anderen von;
ihm berührten Geaenftänden finden."
Es wird Sache der Polizeibeamten
sein« danach zu fuchen.« J
Römdild, der in der Unterfuchunq
des Kissend fortgefahren war, fchien
eine weitere interessante Entdeckung
gemacht zu baden. »An der« unbe
fleckten Seite dieses Pfüdls läßt sich«
deutlich ver Chloroformgeruch wahr
nehmen, während auf der anderen
nichts davon zu spüren ist. - Das ist
sehr bemerlenswertn In weicher Ver
fassung hat man denn eigentlich das
La er der Todten gefunden? Ich
in ne, roo lag das blutbefudelte Eif
ien. als man eintrat?«
»Dariiber vermag ich teine Aus
kunft zu geben. denn es waren natür
lich schon verschiedene andere Perio
nen vor mir im Zimmer gewesen. —
Aber der Sian Ihrer Frage ist mir
nickt recht verständlich-«
Dich denke an die Mögli chleit daß
US Kissen dem Mörder dazu aedient
haben könnte, der in tiefer Eint-ro
Inrmncirkofe liegenden Frau dollends
den Gar-ins zu machen. Sowolil »die
Blutilecke In der oberen wie derChlos
toiorrngerzich an der unteren Seite
würden sich erklären lassen, wenn
man annimmt, daß er der Betäubien
oen Pfühl so Sange auf das Gesicht
gedräckt habe. bis sie erstickt war.
Daß sie auf den ersten BYC nicht ge
rade das Aussehen eine durch Er
stickung Getödteien hat, braucht dieser
Annahme nicht zu widersprechen Der
Eintritt der Herzlälinmng ist eben
durch die Narlose in hohem Maße de
; schleunigt worden«
; »Ihr-e Annahme hat manches file
stich, wenngleich es vorläufig nur eine
, Möglichkeit ift wie jede andere Denn
les ließen sich les-lieblich doch auch
i mancherlei Bedenien gegen die Wahr
lcheånlichleit dieer heigangi geltend
en
Inn Beispielk
enn die Frau wirklich eines ge
-mlisninen Todes nebentii . so
kommt die That ielii verständlich auf
das Konto der Eins-rechte Es qäbe
da zwei verschiedene Mönlichteitw
Innre-see liame dies-eine die Frau
noch vor dem Beginn ihm Arbeit
stumm machen weitern um nicht durch
ihr Gelchtei verrathen du« wer des,
steetiva sen dein ein ich er
atOder Knaben sich ME
z »ei- n gesinsznch
n wr en los-.
letters Mit-de usi- jei en Its
land Mi lässt-month aber
M ges-me ish
Mäs si- ssZ Risiin
!
von noch so kurzer Dauer set-e en.
hätte andere Spuren zur ckla en
müssen, als sie hier wahrnehrn r
sind. Er würde außerdem aller Walte
scheinlichteit nach die anderen Bewoh
ner der Billet alarrnirt badete. So
müßte man also annehmen, daß Ue
mit den Vorgängen und Verhältnissen
im Hause auf das genaueite vertrau
ten Diebe sich zunächst in dies stim
mer eingeschlichen, die schlafende rau
mit Chlorosorni betäubt und dann in
ihrem Bette mit dem Konstitsen er
xtickt hätten. Ein solches Verfahren
cheint mit indeer den Gepsl en
beiten Ziinstiger inbrecher. um d es
sich nach der Ueberzeugung des Kri
minaltotninissiirs handelt, sehr wenig
zu entsprechen.«
Doch »der Polizeiarzt ließ sich nicht
von seiner einmal gefaßten Meinung
est-dringen Erstens ist die Ueber
zeuguna des Kommisiärs noch lein
untriiglicher Beweis dafür, daß die
Diebe gewerbsmäßige nnd ersahrene
Einbrecher gewesen sind,« meinte er
»Und dann könnte man sich den Der
gang doch auch recht gut so denten
sdaß die Spisduben durch ern Ge
;riiusch in dem nahenüeqenen Zimmer
jaus die ihnen drohende Gefahr aus
«rnerkin.sn geworden sind und die
schwache Frau überwältistt haben.
noch ehe sie in ihrek Schlaftrunien-—
ldeit oder im Ueberniuth ihres Ent
lsejens zur tlaren Erkennt-riß der Si
Htuation gekommen war. Entweder
hette sie noch gar nichts-den gesunden
sich auf- dem Bette zu erheben, oder
sie ist von dem Mörder gewalt·am
auf dasselbe zurückgeworien wor n,
ohne daß sie zuvor eine Msglichieit
gefunden hätte, durch ihr Geschrei die
anderen Hausdewohner aus dem
Schlafe zu werten. Aber wie auch im
mer es sich damit verhalten maa."
jedenfalls erscheint eine trirninalpoli
zeiliche Untersuchung dieses Todes
folles dringend geboten, und ich werde
mich sogleich mit dem anwesenden
Kommissar wegen dek zu treffenden
Maßnahmen ins Einvernehmen
set-ein«
Der-Sanitiite’-raib war ohne
Zweifel derselben Meinung· aber er
tam nicht mehr dazu. ihr Ausdruck
zu geben, denn man klopfte in diesem
Augenblick an die Thür, nnd als er
hinging, um zu öffnen, fah er in Li
nais erregtes Gesicht. Sie entschul
digte sich wegen der verursachten
Störung. aber sie tönne es unten sdei
dem Fräulein nicht mehr aushalten
Es sei ja, als ob sie den Verstand
verloren hätte. io wirres sen rede
sie beständig durcheinander Un da
bei wolle sie immer aus dem Beit,
so daß sie zuletzt schon beinahe have
Gewalt anwenden müssen, um sie Da
ran zu hindern.
Gefenius erwiderte, da er sogleich
kommen werde. und wan te sich er
tliirend an den Kollegen: ·Es handelt
sich um das junge Mädchen, Zu dessen
Besuch dir Frau da gestern Vier ein
getroffen war. Sie ist die erste gewe
sen« die deute dies Zimmer betrat,
und dds Entsesen iiber den unerwar
teten Anblick bat ihr einen Nerven
schock eingetragen« wie ich ihn schwerer
kaum jemals beobachtet-habe Ihre
Uebeesiilsrung in ein Krankenhaus
wird sich kaum umgehen lasen«
Er ging hinunter, und es war
nahezu eine halbe Stunde verstrichen,
als er ch wieder im oberen Stockwerk
einfan . Er sand Doktor Römlsiild
und den Lommissär in angelegentlb
chem Gespräch neben dein Bette der
sTodten, Und er nesellte sich tiesernsten
zAntlitzes ihnen Zu.
! »Es ist nunmehr außer allem
litweiseh Herr Kollege, daß Sie mit
»Jka Verwendung-a due Nicht
getrossen hol-ein« sagte er. »Die De t
rien meiner im heftigen Fieber liegen
den Patientin haben es mir bestätigt
Ihre ganze Idee-weit ist mit der
Vorstellung dessen beschiistigt, was sie
am IJlt--egeri»lpierL gesehent hat. Sie
—!-«.t sA-e.-.. - ---..J- -1--.
set-sich IIUIUULCIUIU un use-no sue- -
eingebildete Persönlichkeit die ilehent
liche Aufforderung, das Kissen nnd
das Tuch, unter denen fee ia ersticken
müsse, von dem Gesicht ihrer Tante
speist-nehmen« Da naiiirtickz nicht an
zunehmen ist. daß sie der Ermordung
selbst als Au enzeuain beigewohni
hat. to lassen ch diese Mußerun en
nur damit erttiiren, daß sie die To te
bei ihrem Eintritt ins Zimmer noch
unter den Kissen gefunden hat, nnd
sie eö aeweien ist« die es entfernt
auf den Boden aeworfen hat.«
Der Polizeiarzt nicktr. »Wir haben
inzwischen auch das Tuch gefunden,
mit dessen hilie die Nartotiiirung der
Unglücklichen erfolgt ift,« erklärte er
Es lag in dem Winkel hinter dem
Bette. Da — iiherzeuaen Sie sieh
selbst, Herr Sanitötieath!«
Er reichte ihm das Affnnditiich das
die Grdße nnd das Alt-Ziehen eines
gewöhnlichen Damen- Taf-heutqu
hatte. Der Gerad-, den es ausstehen
te, war zwar nur noch schwach, aber
itir den an die Hantiruna mit C lo
rofonn gewohnten Arzt doch deu ich
als der charakteristische iiißliche Ge
ruch des rasch wirtenden Anäithetis
tumz erkennbar.
»Als-) wirlltieh ein Mordt« sagte»
er, ohne seine Bewegung zu verber-»
gen. »Sie haben bis fest nichts ge
fanden, here Kommisiäy das sieh als
eine Spuk der Berbrecher ansprechen
sieh-f« .
Lenkhold ichtittelte den Kopf
Nichts Seeifharei wenigstens —- es
müßte dennf sein« da dies zur Befan
a ichentneh
rigzieh Obiz-M sie auf irgend welche Achit
fiseiner etwas genaueren sit-tun
Zu veranlasienf wie et scheint, ist
die einzige, die uns Brandt-harrt irr
bekunden vermöchte «
«daran M nicht zu denken« wehrte
der Sanktittrsih tnit Entfeljiedenheit
-
ab. »Sie wird weder heute noch an
einem der nächsten Tage werneky
many-fähig sein. nnd vorderhandep
schrinied mir sogar höchst zweifelhaft,
daß sie es jemals wieder werden wird.
Akte Sdmimne sprechen iiir den Aus
brnch einer schweren Gehirntranlkkeit
Es isi ja nicht unmöglich« daß ich
mich täusche, aber es ist unter allen
Umständen meine Pilichi. selbst dann,
wenn-sie zeitweilig wieder zu liAem
Bewußtsein getan en sollte, jede Er
regnng von der atientin fee-Unhol
ten.«
Der Kommissiir oerzichtete dieser
bestimmten Erkiiirnna a eniiber auf
jeden Einspruch. Es wa nicht seine
Sache, sondern die seiner vorgesetzten
Behörde, wie sie sich zu dein ärgtlichen
Gut-echten verhalten wollte. »Ich
nehme also die Leiche vorläufig in
Beschlag, bis eine entsprechende Ver
fügung der Staatsanwaltschest er
gangen sein wird.« sagte er. »Die
Uebersiibrung ins Schaubans- wird
jedenfalls noch irn Lanse des heutigen
Tages erfolgen, und bei der Beson
derbeii des Falles wird vermathlich
auch siir eine baldige Vorna nie der
Seition Sorge getragen wer n. Jch
muß mich den Herren jehi empfehlen,
nin meinen Bericht zu erstatten. Die
beiden Kriminalichuileuie, die ich mit
den erforderiichen Jnstruiiionen ver
sehen habe, bleiben einstweilen am
Thaiori zurück.«
12.
Mit dem ersten Morgeninge war
der Konsul eingetroffen Die ichlailog
im Eifenbadnwagen verbrachte Nacht
hatte ihre Spuren auf seinem Gesicht
zurückgelassen und feine Dienstleute
hatten ihn niemals miider und ernster
gesehen, als in dem Augenblick. da er
die Schwelle feines zum Schaut-Tag
T- «--Is-o-vh--OIZIO-s Moses-Ins Dom-es
r- Donov-sov- k» v- kn- q- s--··
denen Hauses überschritt.
Aber die Kraft der Stilsftbh crrs
schonen über die er bisher noch in
allen Lagen feines Lebens verfllgt
hatte, war ihm auch ietzt treu geblie
ben. und feine Stimme, als er sich
an den demüthig nnd schritt-bewußt
dastehendendacker wandte, hatt eiheen
gewohnten ruhig milden Klang.
«Guien Morgen, Hackert Es thut mir
leid, daß Sie hier so Schlimmes ha
ben durchmachen müssen. "
»O Herr Konfni,« stotterie der
Pförtner. »ich bin nicht wiirdig, daß
Sie fo gütig zu mir reden. Daß man
die Sammlung forttragen konnte, die
ganze Sammlnna. während ich in
meinetkz Bette taa und schlief —- das
werde ich mit bis an »das Ende mei
nes Lebens nicht verzeian
Gerbard Briining reichte ihm die
Hand- «Rehmen Sie sich’s nicht zu
feist zn Herzen, Hackert ·«’(-ch bin über
zeugt, daß Sie nach befien Kräften
Ihre Pflicht aeihan derben: Der Ver
ujt der Mein-rein in fchmerzlich er
nach trifft, ifi ist-eignes das schlimm
ste nicht. —- Wo ift Frau Lonan —
Warunt läßt sie sich ntchi blicken?——
Und vor allem: wie Letztes- Fräutein
huuoid?«
»Nicht sehr gut, here stanqu Die
barmherzige Schwester, die ieit geftern
Nachmittag Zur Pflege da ift hat
schon in aller Frühe dem herrn S Sa
nitätsrath telephonirt, und to viel ich
gehört habe, sprach sie von einer sehr
unruhigere Nacht'
Briinina atlnnete schwer auf· »Wir
hat-nein fie gebettet? —- Wie iann ich
es anfangen-, die Pflegerin sogleich zu
sprechens«
»Das räulein liegt in demSchlaf
fis-km r tletnen Ilse. herr Kan
al, aber esift ftrena"verboten, anzur
kloppr Vielleicht, daß meine Frau
riichtiä an der Thiir fragen könnte,
ob die chtpefter herauskommen will.
Die Frau Lorenz liegt noch im
Bett. Sie tagt, die Aufregung habe
fie .n sehe angegriffen, als daß sie
auf hen könnte-«
So mag sie liegen bleiben. Auch
Jläre Frau fett ftch detm-·l·anfi,xnicht be
rn herr. dezunichft ierch den
Faust-re er weniit - demSanitiiirrth
re n.«
Behutfam auf den Zehenspitzen kriep
er m das abere Stockwerk hinauf
und gin in fein Arbeitszimmer.
Die Freiheit-often waren noch am
Ksirigen Abend suritetgezogen wor
n nachdem der Tdatort durch eine
Gerichtstommifsion besichtigt, und die
Leiche dee Frau Baumert in das
Schauhaus ikberiiibrt worden war."
Aber die Tbur des Münetabinetts
war ebenso wie die von Margareths
Schlaf-Zimmer durch blaue Papier
liegel mit dem Polizeiwavpen ver
ichlossem In Briixiings Gesicht guckte
ei schmerztrch bei diesem Anblick, und
er wandte sich rasch davon ab. Sofort
trat er an den Feensprecher und ließ
sich mit der Nummer des Doktors
Geceaius verbindet-.
Eine Minute später schlug die wohl
bekannte Stimme des alten Freundes
an fein Obr. »Gut. daß Sie wieder
da nd, lieber Koalul!—Nan heißt
ei iir Sie, deu Kopf oben behalten
m all den Widermärti leiten, die
Aktien bevorstehen. —- ine verteu
fkee Geschichte! —- cabeu Sie gar
keinen Berdachti«
« »Mitt! —- Aber das ist jedt das
swicheig e ni t, · Doktor-! — Sa en
i Sie m r aafr chtm, wie Sie iiber ie
IKrautbeit des riiulein Dattel-d deu
Tteu.-»--Sie ist kb nicht tu Lebens
gesehn-·
Er katte M beherrschen wollen«
aber u dem Maria feiner Stimme
mußte doch etwas gewesen sei-, das
den Laufcher am anderen Ende des
Mabtes siuhig machte, denn es ver
si ein paar Sein-idem bevor er
« MAX-Wä- r« ach ichs
s- Uc U n sc
seeä cis-ich tm sucht mochte-,
. baß es gestern Abend nicht gut um sie
wohl dnrchzubrinaen fein, doch möchte
ich Ihnen dringend rathen, sich mit
ihrer Ueberführung in ein Kranken
haus einverstanden zu er iiken. —
Sie werden doch wohl Ihr Hans nicht
zu einemSpital machen wollen-«
»Wenn es sich rnn nichts anderes
handelt, als um Unbeauemlichkeiten
die rnir und meinen Hausgenossen es
wachfen könnten, so wird die Kranke
untek meinem Dache bleiben. Sie hat
sich durch. die aufopfernde Pflege mei
nes armen Kindes io viei Anspruch
auf meine Dantbarieit erworben daß
iesi teine andere Rücksicht in « rage
kommen kann, als visRilcksicht auf
ihr Wohl«
»Nun, wenn Sie es so ansehen, iit
es allerdings etwas anderes.-—Vor
theilhatter iiir sie wird esia immer
lzin sein, wenn ihk die Anfregungen
eines Transportö erspart bleiben trin
nen. Ich hab-e Text-en eine Pflegerin
aexchicki. haben Sie schon mit ihr
ge prochen? — Nichts — Nun, am
Ende ist es ja auch besser, daß Sie
sich get-albern bis ich dagewesen bin.
— Jn längstens einer Stunde dürfen
Sie mich"ertnarten.« «
»Und das andere? —- Der Todes
fall?—— Jst schon etwas weiteres da
riidek zu Ihrer Kenntni gelangt?«
»Die amtliche Leid-end fnung hat
noch gestern in später Adendstunde
stattgefunden. und man hat rnir er
laubt, ihr beizuwohnen.—Es ist da
nach tein Zweifel, daß die Schutte. die
Jlsre Goldmünzen ilahlen. auch den
Tod der armen Frau auf dein Gewis
sen haben.« «
»Das ist ja entfesxich!« sagte der
Konful mit aepreßter Stimme. »Halte
ich doch diese unglückselige Reife nie
male unternommen!«
»Sie hat Ihnen vielleicht das Leben
gerettet. lieber Freunds — Aber ich
muß Sie bitten, mich fett zu entschul
diaen. --—— Auf Wiederseben in einer
halben Standes —- Saraen Sie nur
dafür, daß die Kranke Ruhe bat, nnd
daß niemand, wer es auch sei· der Zu
tritt gestattet wird.—Daß man sie
von Seiten der Polizei un eschoren
läßt, dasiir habe ich schon ae orgi.«
Brünina batte noch ein Wort des
Dankes aus den Eil-wem aber der Sa
nitiitsratb brebte lchpn sdie Knebel des
Fernsprechers zum Zeichen, daß das
Gespräch beendet lei. «
Als er sich zurückwandie fah der
Konsul die Gestalt des Zimmer-trad
chenb aus der Schwelle lieben. Lina
baite sich vorhin während seines Ge
inrächs mit dem Pförtner in ängstlich
im hinter-gesunde gehalten. daß per
sinnst-l ibrer gar nicht ansichtig ac
nwrden war. und auch fett zeiate sie
sich ganz gegen ihre Gewohnheit ver
schiichtert wie ein gepriiaeltes Kind.
»Der here Ollenborf ist unten.«
meldete sie, »und möchte den herrn
Konful ssrechecn Er ist beute schon
zweimal daaewesen und hat nach dem
beten Koniul actraat.«
»Ich lasse natürlich bitten. — Wa
rum haben Sie ihn denn nicht sogleich.
heraus aesiibrt?«
»Weil ich keinen Menschen mehr
hereinlaise, Den Konsuh solange ich
noch im hause bin.-—Schließlich soll
ich am Ende noch schuld daran sein.
Psasr alles das Größliche hier passirt
: .« -
»Was ältt anen ein« Lina? Wer
bat eine olche Verdachtiguna aeaen
Sie erbabeni«
Das Mädchen begann zu ichluchzeth
»Die Leute von derPalizei baben mich
ja gestern halb zu Tode gequält mit
raten Fragen. Ob ich einen Liebhaber
hätte, wallten fee durchaus Wen.
Und weil ich so dumm war nnd ihnen
aesaat habe, daß ich mal ein paar
Tage lang mit einem jungen Men
schen gegnaen bin, thaten sie gerade
io als ob es lein anderer gewesen
sein könnte wie ver. Vorn Kopf bis
zu den piißen lallte ich ibn beschrei
ben-sie nen Namen und feine Wob
nuna sollte ich saam. Und dabei
wäre ich stah, wenn ich sie selber
trinkt« »
Die Leute, die Sie danach fragten.
haben vermutblich nnr gethan« was sie
site ihre sticht hielten, und Sie ba
ben keine tin-be- lich darüber auszu
reaen. Gegen Sie selblt tsa sicher
lich niemand einen Verda .—Aber
W Make
Dienstmädchen was Bild einer Recerfamilic MW « » da
hätte ich aber wenig Kleider qui-unwme m o
nun lassen Sie Herrn Ollendors nicht
länger warten. Er könnte sonst mit
Recht angehalten sein iiher den son
derbaren Empfang.«
Schon die eriten Worte des Eintre
tenden bewiesen. dasi die Befürchtung
des Konsule keine ungerech ertigte
gewesen war. Paul Ollendo hatte
seine finsterfte Miene autgesesn und
nach einigem Zögern erst legte er seine
and in die dargebotene Rechte feines
tiefbrrrders«
»Ich war ei enilich schon daraus
und dran. wie r umgritehrenstagte
er. »Denn wenn ich auch nnr ein ar
mer Teiisel hin, habe ich mich bisher
doch niemals an der Thitr abspeisen
lassen glei einem Bettler. —- Viel
leicht haft u Deinen Dienstboten in
Bezug aus mich schon eine derartige
Weisung gegeben. Sage es mir nur
gerade heraus, denn ich habe durchaus
nicht die Absicht. Dir lästig zu sallen.«
»Da weißt recht gut, Paul, dasz
davon nicht die Rede iein kann. —
Aber nach dem, was hier geschehen ist«
mußt Du dem Mädchen seine this
richte Aengitiichteit schon zu gute
halten«
»Ich habe aefiern im Abendhlatt
und heute in der Morgenzeitung da
von elesen. und ich nahm an, dass
Du araufhin von Deiner Vergönn
gungsreise zurückgekehrt sein wiir it.
Der Verluit Deiner Münzensammss
lang geht Dir natürlich iehr nahe?«
HGB wäre ahaefchnrartn wenn ich
sagen wollte. daß er mir gleichgültig
sei. Seit zwanzig Jahren ist es meine
Freude gewesen. alle seltenen Stücke
in meinen Besitz zu bringen. deren ich
habhaft werden konnte, das Glück hat
sich mir dabei oft über Erwarken
günstig ezeigt, und ich dars wohl o
gen, da meine Sammlung eine der
eeichhaltigsten unter allen vorhande
nen Privattollettionen war. Jeden
salls würde ich lieber das Fünssasze
L«.— -:---t--«:I-Ä fu«-us »s
III-I Wut Laufs-Us- IUIIU ·
iebe durch Einfchxnelzen oder Ber
schieudern der Münzen sei st,im usin
stigsten Fall aus ibrem aube lösen
töanen.«
«Na. vielleicht aeben sie aus den
handel ein, wenn Du’s in die Zeitung
setzen kässest. Ich siir meine Person
muß gestehen. daß ich siir derartige
Kämmerniise tein rechtes Beritiindnisk
habe. Manchmal« wenn Du mir in
hellem Entzücken von Deiner tostbas
ren Sammiuna sprachst. babe ich in
der Stille meines Herzens gedacht,
wie sündhast es doch eigentlich sei.
aus solche Weise unaeriiblte Tausende
iestzuieqem die bei richtiger Verwen
dung der Allgemeinheit zu aute kom
men tönnten. Aber Du bist ja am
Ende ein reicher Mann· der nnt sei
nem Ueberstusse schon nichts Rechtes
mle anzufangen weiß. und wenn
man sich noch so juna säblt wie Du,
sei-it es einem auch wohl nicht an dem
nöthigen Unternehmungsgeist, um mit
dem Sammeln noch einmai von vorn
zu beginnen.«
Brünina seufzte. .Wenn man sich
so juna sjidlt wie ich's Ich weiß nicht«
mein iieber Paul, was Dich aus dieg
Vermutbuna bringt. Aber ich ge
Dir die Versichersuna. das-, mir's in
dieseni Augenblick weder sehr jugend
lich nach sei-r unternebmunaslustig zu
Sinn ist.« » e
»Ich dachte nur« wenn man in Dei
nen Jahren mit der Absicht umgeht,
sich wieder zu verheirathen —«
Verwundert blickte der Konsulrut
»Ah-her weißt Du dass Ich habe Dir
poch, soweit ich mich erinnere, bisher
nicht davon desvrochen.·
Fortsetzung inan
Jn der Düna - Zeitung wird oon
einem Besuch des russischen Kaisers
beim Woihynischen Leibgaede - Regi
ment in Kraönoje Sselo berichtet. Zum
Schluß beißt es: Nachdem Se. Ma
jestiit der Kaiser sich mit der Gruppe
der stiziere zusammen batte photo
graphieren lassen, verließ er den Offi
zierstiub mit donnerndern Hurrah.«
Daß der Zar bei solchen Gelegenheiten
donnernd hureab rust, gehört zu den
eigentümltchsten russischen Sirteed
Uns kommt et- etwats sonderbar vor.
O
Manches Mitleid weckte Liebe, man
che Liebe starb am Mitleid.