Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 17, 1908, Sweiter Theil., Image 11

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    "Uebvaika
Staats-Anzeiger und
Jcerold
Jahrgang 23.
Gkand Islande Nebr»17. Aprviql I903. (.Zweitek Styls-eils- ,
Nummktf 34. ,
MIWM
Ostersonntag.
Ein sekges bräutlich Ahnen
Zieht durch die stille Flur.
Schon will der Lenz gemahnen:
Wach’ auf, wach auf, Natur!
Schon klopfen allerorten
Die Frühlingsboten an,
Doch hält sie an der Pforten
Der Winter noch im Bann.
» — A
Und hütet auch die Riegel «
Er mit gestrengem Aug’, «’-x
Hierdurch auf leichtem Flügel
Schlüpft doch des Lenzes Hauch.
Und wehrt der Erde neidig
Er auch der Sonne Schein,
Schon klingt es hoffnungsfreudig:
Der holde Lenz kehrt ein!
Heimathzauber.
Eine Ostergeschichte von P. K a l de
w e n.
Unschliissig drehte Sabine v. Stet
ten die zierliche Karte mit den flüchti-»
gen, gedehnten Buchstaben. die Fraus
von Armstiidt eigen, zwischen der:
Rechte-« während ihr Blick dem Brika
träger folgte. der mit wuchtigeni
Schritten die vom Regen gänzlich
durchweichte Landstraße entlang!
stampfte. s
Ostern unter« fremden Menschen!(
Ja, wenn Hilde mit ihrem Mann und (
dem herzigen Bill noch allein gewesen»
wären, aber sie an einein Feiertages
mit Gästen zusammenzubringen-—dasi
wollte ihr nicht recht in den Sinnl»
Was sollte sie auch unter all den Ort-s
stigen und Fröhlichen, die das Lebens
nur von der Sonnenseite lannten und;
wenig oder nichts von den Pslichtenj
ahnten, die aus ihr, der kaum Sechs
undzwanzigjöhrigen, ruhten, nachdems
sie so schnell nacheinander die theuren
Eltern verloren! Wie leicht nnd be
quem wäre es damals für sie gewesen,
das Gut anderen Händen zu überge-l
ben! Wie hatte man ihr zu dem4
Schritte gerathen! Aber stets ver-;
,-t«-t Its
UTUUUJ- XVIII Isluu lqll ultllclccuul, (
das galt ihr als heiliges Vermächt t
nisz. Sie fühlte sich verantwortlich(
für das Wohl und Wehe ihrer Unter
gebenen und wäre sich als sahnen- i
flüchtig erschienen, hätte sie den ihr
bestimmten Plan verlassen. Dasürz
wurde ihr aber auch als schönster Lohn
die Treue und Anhänglichkeit ihrer;
Leute, die siir die Herrin durchs
Feuer gingen und ihr nur im stillen
ein wenig grollten daß sie ihnen tei- ;
nen Gebieter brachte, der sie von der
schweren Last des Herrschens befreite
Ein wehmüthiges Lächeln zuate
bei diesem Gedanken um Sabinens
seingeschnittenes Mündchen. i
Und während ein Zug, gemischt
aus leichtem Spott und heiterteit, derl
jungen Gutsherrin liebliches Gesicht
chen überflog, schritt sie zum Schreib-?
tisch und beantwortete das turz zu
vor «eingegar;gene Schreiben.
II I
Sabine von Stetten lehnte sich woh- E
lig in die Polster des Wagens zuriick
und athmeie in tiefen Zügen die laue
Lust, während die schlanten Juaer sie
in slottetn Trade zum nächsten Kirch
dors brachten, worin sie nebst ihren
Gutsceuteji eingepfarrt war. !
Jeht rollte der leichte Wagen über
das Pslaster der Dorfstroßr. l
Auch dort Feiertagsruhe und Feier
tagsstillex nur das winzige Böltlein
hockte vor den Thüren und spielte mit»
den buntgesiirbten Eiern, die in der
Frühe im Resttein gelegen, während
die Erwachsenen der Kirche zuschritJ
ten, vor deren Thurm die Glocke mit»
ehernern Klang die Gläubigen zuml
Kommen lud. l
Das Gotteshaus war bereits bis
zum lehten Plane gestillt, als die junge
Gutsherrin ihren Patronatisth ein
nahm, und machtooll drangen die
Verse des alten Liedes durch den
Raum:
Ost-w Fisch-Tuch
MMMM
»Hallelujah! Janchzi ihr Chöre« · .
Und dann lauschten sie alle, die
Andächtigen, den Worten des Geist
lichen, der ihnen eindringlich und
mahnend zugleich von dem Wunder
des Ostermorgens berichteie.
Noch einmal brauste die Orgel, und
weit öffneten sich die Pforten, um nun
der westlichen Feier des Tages ihr
Recht sit lassen. —- —
Jm Herrschaftshause zu Barginnen
waren die Gäste fast vollzählig ver
sammelt, als Sabine unter sie trat,
und manch beioundernder Blick flog
hinüber zu der schlanten Mädchenge
statt, deren geschmeidiger Wuchs durch
das enganliegende, blaue Tuchkleid
noch beträchtlich gehoben wurde.
»Donnetweiter, allerhand Hochach
tung! Wer ist die Dame, die soeben
erschienen Sie sind ja hier aus der
Gegend, Wendelsloh, Sie kennen sie
doch gewiß?«
Damit wendete sich ein vaumlanger
Dragoner zu einem Kameraden, det,
durch einen Fenstekvorhang halb ver
borgen, unverwandt auf die Neuange
tommene starrte.
Ein wenig unwillig lehrte dieser
sich um, ehe et langsam erwiderte:
»Alleedings, Verehrtestek — ein
Fräulein von Stetten.«
«Sieht übrigens tadellos aus! Hat
sie auch Kröten?«
»Die schwere Menge! Aber ich be
greise wirllich nicht, aus welchem
Grunde Sie das so kiesig interessitt,
Glasenbeeg.«
«Komische Frage! Sind doch sonst
nicht von gestern. Da ich mich noth
gedkungen tangiten muß, wird es mir
kein Mensch verargen, wenn ich es aus
eine möglichst angenehme Weise thue.«'
»Daha « damit kommen Sie hier
just vor die richtige Schmiede. Na —
ptobieen Siehst Mit kann’s recht
sein; ich habe nichts dagegen einzu
wenden.«
Die aber, über die sich in der Nische
die jungen Ossizieke unterhielten, sah
sich inzwischen von der Frau des
hauses umschlungen und mit tausend
Fragen bestürmt.
»Uebrigens,« unterbrach sie sich
plötzlich. ,,ioik aehen gleich zu Tisch,
und ich hab’ dich noch gar nicht ge
stagt, ob«dit Georg von Hellbekg als
Kavalier recht ist«
Geotg von Hellberg,« wiederholte
Sabine mechanisch, während ein
flüchtiges Noth ihr Gesichtchen be
re.
»Natürlich Hellberai Du weißt
doch, daß er ieit einigen Wochen von
feinen Forschungsreisen zurück ist und
sich hier nun ießhaft machen will.
Abs- --- da tomnit er ja aeradel«
Und ehe sie von der Ueberralchten
irgend eine Antwort erhielt, wirbelte
sie davon und einem hochaewachfenen,
von der Sonne desSiidens tief ge
bräunten Manne entgegen, der die
temperaenenvolle Hausfrau mit ei
nem Frandtuß begrüßte.
»Willlornnren bei uns nach io lan
aer Zeit, Herr von hellberai Sie tref
fen wohl nur Bekannte, und auch
Fräulein von Sietten ist Ihnen ia
nicht fremd. Reichen Sie ihr, bitte
den Arm und aeleiten Sie zu Tisch
An Unterhaltunasitvff wird es Jl
nen, hoffe ich, nicht iehlen.«'
Mit einem «warmen Händedruck;
lsiilt Geora von Hellbera Sabinens"
Rechte umschlossen
»Wie freue ich mich Sie nach den
Jahren des Fernleins wiederzusehen
mein aniidiaes Fräulein! Die Erinne
rang an unsere Kinderireundlchaft
hat mich niemals verlassen und mich
auf den unwirtltlichiten Wegen beglei
tet, zu denen ich mit unserer Erz-edi
tion qelanate.«
»Wie lange waren Sie in der
Fremde, Herr von deineran
»Drei Jahres Seit dem Tode mei
ner Gattin. Damals brauchte ich Zer
ltreuuna. nnd die alaubte ich nirgends
besser finden zu können als dort
drangen, wo es noch unentdeckle
Pfade und Plätze gibt. Aber allmäh
lich, da zieht es einen doch wieder nach
der Heimatn Doch nun wollen wiri
anstoßen auf Jhr Wohl und eine aute
Nachbarschaft und dann erzählen
Sie mir von Ihrem Ergeben. Sie ,
Fa- p. »F
LWMW
wissen ja, wie mich alles, auch die ge
ringste Kleinigkeit, die Sie betrifft,
intekeMrt, Fräulein Sabine.«
Dabei ruhten die Augen des Heim
gekehrten mit einem warmen Blick duf
seiner reizenden Nachbarin.
Und Sabine erzählt. Voll Span
nung lauscht Hellbekg den Worten des
junqu Mädchens, und ein leiser Ruf
des Bedauern-Z entrinqt sich seinen
Lippen, als Frau von Arnstädi die
T-c«f »sechs-J
Hast-· va- ·,--ou.
Dann aber geht’shinaus in den so
geschützt liegenden, srühlingsgriinen
Garten, und bald vereinen fröhliche
Spiele die junge Welt, und lautes
Lachen erschallt zwischen den Turms
und Tannen-hecken.
Nur Sabine hat sich abgesondert
oon den übrigen. Ihr steht nicht der
Sinn nach Heiterkeit und Lust.
Einen leichten Umwurs um die
Schultern, wandelt sie in einsame
ren Wegen aus und nieder, in Gedan
leix dieFeier gestaltend, die sie mor
gen ihren Gusleuten bereiten will.
Jlus einmal vernimmt sie Schritte
hinter sich. Sie wendet den Kopf und
gewahrt Hellberg. der neben ils Halt
macht. « -
»Ich suche Sie bereits seit einiger
Zeit, Fräulein Sabine, nnd wenn Sie
gestatten, bleibe ich jetzt an Jhrer
Seite-ich habe noch so viel zu sta
gen und so viel zu ersahren.«'
»Aber weshalb soll immer nur von
mir die Rede sein?! Erzählen Sie
mir doch auch aus Ihrem Leben.«
»Mein Leben --—— ich dächte, das
wäre Ihnen bekannt. Als junger
Ossizier heirathete ich die mir von
Kindheit an bestimmte Gattin, meine
Kousine Edda von TromsdorsL und
unsere Ehe ward, wie tausend andere
auch sind, ruhig und ohne Sturm.
aber auch ohne das große Glück, von
Dem die Poeten singen. Ob es das
in Wahrheit wohl gibt? Beneideng
werth jedenfalls der, der es on sich
verspürt! Doch ich schweife ab,«
fährt Hellberg sort, »ich schulde Ih
nen noch den Schluß der Erzählung
In einem Winter sing Eddas Ge
sundheit plötzlich an schwantend zu
werden. Ich brachte sie nach dem
Siiden: allein sie tränkelte weiter
und ehe ein Jahr verflossen, bettete
ich sie auf dein Kirchhof in Meran
zur ewigen Ruhe. Das lange Siech
....« -..ki:1. 8:- n--4-kI-·u-Je
Uyuul usu- Ueuuw use onususskøym
hatten mich seelisch so mitgenommen
daß an Garnisondienst für mich vor
läufig nicht zu denken war. Ich erbat
deshalb meinen Abschied und begab
mich auf Reisen. Uebrigens-, ich
glaube, wir lveraefsen beide über dem
Geplauden dass. wir uns noch im
Vorfrüliling befinden. Es dämmert
und fängt an kühl zu werden. Bitte,
legen Sie Ihren Arm in den meinen,
damit ich Sie in’s Haus führe.«
Ohne ein Wort des Widerspruchs
erfüllt Sabine den Wunsch desffreun
des, nnd eine Weile schreiten sie
schweigend nebeneinander.
Hellberg ift es eiaen zumuthe: ein
ihm selber unertlärliches Gefühl iiber
kommt ihn.
»Fräulein Sabine,« nimmt er
schließlich von neuem die Unterhal
tuna auf, »wisfen Sie ——— ich stehe vor
einem Näthsel und wäre Ihnen dank
bar, wenn Sie es lösen wollten«
»Gem, Herr von hellberg.« «
»Aber ehrlich, aufrichtig! So. wie
es sich unter guten Kameraden ge.
ziemt.«
,,Gewiß!«
»Nun, dann beantworten Sie mir
die Frage: weshalb find Sie unoer
mählt blieben? An Freiern hat es
Ihnen och sicher nicht aefeth
»Nein,« antwortete Sabine halb
lauten Tones.
»Und aus welchem Grunde wies-n
Sie diese fämmtlich ab? Es war wohl
zweifellos mancher tüchtige und ehren
wekthe Mann darunter-«
Das junge Mädchen schwieg; allein
Hellberg driingte:
»Ich habe Ihr Versprechen!«
»Nun denn, weil ich einen anderen
liebe!«
»Sie lieben jemand, der achtlos an
Jhnen vorübergeht, Sabinei Und-ent
bar!« Ein Gefühl der Eifersucht aus
senen Unbekannten steigt plötzlich in
dem Forschenden empor. Einen Au
I
III Aus-. ALBI
RIEMANN
genblick preßte er die Lippen zusam
men, ehe er erregt fortsährtt ,,Woher
iwissen Sie denn überhaupt, daß er
Jhre Gefühle nicht theilt und vielleicht
nur nicht wagt, sich Jhnen zu nahen?«
»Weil er eine andere erwählte.«
So leise, kaum verständlich und da
bei so gequält kommen die Worte von
Sabinens Lippen, daß es Hellberg aus
einmal wie Schuppen von den Augen
fällt. Er braucht nicht zu fragen, wer
jener andere ist — eine innere Stimme
sagt es ihm!
Jin Herzen verspürt er ein Klingen
und Singen, und den Arm des then
ren Mädchens seiter an sich ziehend,
flüstert er ihr zu:
»Es bedurfte eines -,Ostertages um
mich ahnen, nein, gewiß werden zu
lassen, daß es doch ein jauchzendes
Glück gibt ———— nämlich das Glück, dich,
Sabine, zu erringen, zu besitzen und
festzuhalten bis zum Ende.«
M
Osterbräuche. s
Wek freut sich nicht, wenn der Win
ter endlich abdanlen muß und der
wilde Frühling seinen Blüthenthron
besteigt? Wem lacht nicht das Herz,
wenn es im Thale allmählich schnee
srei wird nnd die neuerwachten Wie
sen ihr stis"chariines, mit tausend
Bluinensternen gestieltes Kleid zur
Guldigung des neuen Herrschers an
«iek,en und auch die alten Berge lang-—
fani die weißen Schneemäntel vom
grünen Staatskleid abwerfen und den
blendenden Eisherrnelin nur noch als
Verbrärnung ihres osfiziellen Som
merrockes dulden? Nicht nur die
Städter, auch das Landvoll, dessen
Zanze Existenz innig an die Natur ge
iipft ist, begrüßen die freundliche
erzeit, dieses Anserstehungsfestsiik
Natur und Menschen. mit großer
Freude.
Unter allen deutschen Frühlings-—
festen, die sich vorn 22. sMäu bis zum
25. April erstrecken. stebt der erste
Ostertaa, der zugleich ihren Höhe
punkt bildet, in der Mitte Und zum
Qsterfeste gehören mancherlei Bräuche
und Festlichleiten Besonders die
liebe Jugend ist start interessirt. In
der Nacht vorn Osterfonnabend zum
Ostersonntaae, die nächst der Christ
nacht als die heiligste im Jahre gilt.
ikmgauieln die rdsigen Kindertöpfckten
holoe Traume von rothen Unereiern
und süßen Pathenaeschenken, die das
Fest bringen wird. Als Sinnbilder
des leimenden Lebens stehen nämlich
die bemalten und unbemalten Eier in
engster Beziehung zum Osterfeste.
Die Mädchen wissen ein Zaubermit
telchen, um in einem heimlich gelieb
ten Burschen aleiches Liebesfeuer zu
entzünden. Statt Wasser fließt in
vielen Bächen Wein, mancher Quell
hat besondere Heilkraft und verleiht,
schweigend geschöpft, nimmer welke
Schönheit, Thiere reden, Geister gehen
um, in thinen und alten Burgen er
scheint die weiße Frau· Hoch auf den
Bergen flammen echte, alte Osterseuer
aus, die durch das Reihen zweier
Hölzer entzündet find. Diese ther
ieuer sollen Haus und Hof vori lin
ichiiden schützen. "
Am Ostersonniaqmorgen macht
Mutter Sonne nach gutem, altem
Brauche bei ihrem Aufgange drei
sFreudenspriinge zur größeren Ver
tierrlichung des fröhlichen Festes. Aber
nicht nurWiefe, Acker, Haus und
Stall sind mit Palmen gesscnnet, das
Heil der Menschen wird durch die ges
weihte Mahlzeit befördert. So
nimmt die Bäuerin einen ganzen
Korb voller Lebensmittel mit zur
Kirche, um sie weihen zu lassen:
Schinken, kalten Braten, Eier und
Osterbrod werden dann Zum Mittag
Lessen gereicht. Auch das Osterlämm
chen mit rotheni Bändchen um den
Hals und einer kleinen Osterfahne,
aus Butter heraestellt, fehlt auf kei
nem Tische. Besonders unter den
Liebesleuten spielen die bemalten und
oft mit kleinen Versen bekritzelten
Ostereiek eine große Rolle. Die Kin
l der geben .,Oesterlen«: mit bochrothen
Wangen und leuchtenden Augen er
scheinen die kleinen Gäste bei ihren
Vathens und holen sich bei ihnen ihre
lGeschenke die Knaben bekommen
O- As- AS» AIO
Hasen oder Hälmc, die Mädchen Hen
nen mit Osterbrod zum Mitnehmen,
während sie von allerlei Leckerbissen,
wie Kuchen, Kraspsen mit Füll-una,
Hasenohren, Aepfeln usw-, die auf
einem sauber aedeckten Tisch stehen,
naschen können; als besondere Deli
tatesse wird »Neusch-malz« von den
Kleinen gern gesehen, eine aus Milch,
seinem Weizenmchl nnd Butter berei
tete kalte Speise, auf der qoldgelber
Honig herumsließt. Jsubelnd werden
die Geschenke von Eltern und Ge
schwistern gezeigt und das Eierbecken
(Eierpicken) versucht. Die Kinder
picken die Ostereier aufeinander, ge
wöhnlich mit den Spitzen: das zer
brochene Ei gewinnt der Besitzer des
anderen. Auch eine Art KeqelspieL
»das Eierkugein«, wird von den Bu
ben oft gespielt· Als Lösegeld wer
den die Eier-betrachtet, indem man
sie giebt, um nicht geschlagen zu wer
den, was sener bekannte Vers illu
strirtt
»Rothe Eier heraus.
Oder ich peitsche die Madeln aus!«
Urspriinalich sind sie der Dank fiir
die Schläge und die damit verbundene
Segnung. Besonders in Masnren
gilt es als besondere Aufmerksamkeit,
wenn ein junger Mann ein Mädchen
am Ostersonntag mit der Gerte
streicht, wofür am Montag das schöne
Geschlecht Vergeltung üben dars.
Eine abwechsslungsreiche Vottsun
tershaltnng ist das allbeliebte Oster
eiersahren. Dieser Schabernack be
steht darin, daß sich die Burschen am
Ostermontaa in die Häuser und durch
ausfindig gemachte Lücken in- Stall
und Tennen schleichen und dort aller
lei vielbenutzte Geräthschaften ent
wenden oder verstecken und diese Ge
genstände in die lächerlich-sie Verbin
unsg bringen. Nicht nur das Vieh
rntsühren sie aus den Stätten, Ton-»
dern die losen Spitzhaben scheuen
hierbei keine «Miit«-e, wenn sie unters
anderem einen aroßen Mistwagen mirs
Inhalt aus den Dachsrist hinaufsei---i
len, der als riesiae Parsiimdose seinenl
Dust in die frische Morgenlust sendet.«
Trotz der Mtiihe die das Zusammen-s
suchen der in allen Himnielsgegenden
zerstreuten Sachen macht, wird der
Ichwank doch nie Ursache ernster
Händel, da ersieh meist auf mehr oder
minder harmlose Neckereien irr-s
schränkt. l
So verleiht das Volk seiner Freudel
iiber das sehnlichst erwartet-, Ostersest
in verschiedener Weise Ausdruck, in
dem es die von alters her übertoms
inenen Sitten und- Gsebräuche ehrt und
ssie in sriselsek Weis-e wieder aufleben
läßt. Groß reiat sich unser Volk in·
der Arbeit, und deshalb ist es auch!
schön, dasselbe Volk beim Festeseierns
zu beobachten. s
—
i
IAus welches Datum fällt das Oster
fest.
Das ist eine Frage, die alljährlich
wiederkehrt und die erst ihre Beant
wortung erhält, wenn der neue Ka
lender erscheint: der giebt Aufschluß
Wissen wir, aus welchen Tag Ostern
fällt, dann ergiebt sich das Datum
der Feste Hincrnelfahrt, Pfingsten,
Trinitatis u s w. von selbst Sicher
wissen wir, daß Weihnachten auf den
25. Dezember fällt; mag der erste
Adventsonntag, der sich auch wieder
nach dem Osterfest richten muß, früher
oder später fallen, am 24. ist der hei
lige Abend. Das ist eine große An
nehmlichkeit für den heutigen Ge
schäftsverkehr, siir die Industrie, für
häusliche und andere Verhältnisse
Schwierigkeiten erwachsen aus der
manchmal so großen Verschiebung des
Osterfestes. Ein alter Spruch sagt:
Ostern fällt nicht vor dem Benedik
tustage und nicht n a ch dem Markus
tage. Die Schwankungen im Datum
betragen also fünf Wochen. Das frü
heste Datum, auf welches Ostern fals
len kann, ist der 22. März, und das
war zuletzt im Jahre 1818 der Fall,
wird sich auch erst im Jahre 2285 -——
falls bis dahin nicht eine Aenderung
getroffen ist ——— wiederholen Das
späteste Osterdatuni ist der 25. April.
Auf dieses Datum fiel Ostern im
und ebensolche Unannehmlichleiten und ·
i
IN OTH
Jahre 1886 und werdenwir in die
sem Jahrhundert, im Jahre 1943
wieder so späte Ostern feiern. Jn
frühester Zeit ist das Datum des
Osterfestes übrigens vielen Aenderunä
gen unterworfen gewesen. Die ersten
Christen jüdischer Abstammung hiel
ten das Osterfest gleichzeitig mit dem
jiidischen Passafest, also auf den er
sten Tag nach der Frühlingsnacht
gleiche. Jn den folgenden Jahrhun
derten feierte ein Theil der Christen
das Fest auf den zweiten Tag nach
der Nachtgleiche des Frühlings und der
andere an dem Freitag nach dem er
sten Frühlingsvollmond. Ein Erlaß
verbot den Christen das Fest mit den
Juden zusammen zu feiern. Dieses
Verbot ist auf dem Konzil zu Nicäa
erlassen worden und zugleich Ostern
auf den ersten Sonntag nach dem er
sten Vollmond im Frühling festgestellt.
Aber die abendländischen und die
morgenliindischen Kirchen konnten sich
viele Jahrhunderte hindurch nicht über
ein bestimmtes Datum einigen, bis
im achten Jahrhundert einige Eini
gung zu Stande kam. Da aber nun
die julianifche Jahresrechnung fehler
haft und auch der neunzehnjährige
Mondzyllus um ein und eine halbe
Stunde zu kurz war, so stellte sich im
Laufe einiger Jahrhunderte ein großer
Mißstand heraus. Man rückte näm
lich mit der Osterzeit allmählich vor,
so daß gegen Ende des 16. Jahrhun
derts der Tag der Frühlingsnacht
gleiche auf den 21. März fiel, wäh
rend er in Wirklichkeit am 11. war.
So würde also Ostern im Laufe der
Zeit immer weiter in den Sommer
hinein gefallen sein. Später wurde
dann, nach komplizirter Berechnung,
Ostern festgelegt wie wir es heute noch
haben.
W
Sprüsse für Ader-sen
Sei in der Schale brav und bieder,
Dann komm’ ich nächste Ostern wie
der!
si- -l- O
Dieses Ei svon Marzian,
Das hat dir’s wohl angekhan2
It- sls It
(8u ein Paar Schuhen mit Ost-er
· eiern gefüllt.)
Weil du’s Examen so gut gemacht,
Hab’ ich dir diese Schaff gebracht,
Daß du dich recht sollst d’riiber freun,
Legt’ ich noch ein paar Eier hinein.
It- sk It
(«Zu ein Pia-at Seifeneiern.)
Dieses- kleine Seifsenei,
Sieh nur, wie schön blau,
Schickt die Osterhösin dir,
Meine liebe Frau.
st- -!· si
Heute trnh denn Morgenhrod
«M«alt’ »ich dir dies Ei schön roth;
Das ist aber nicht zum Naschen,
Damit sollst du dich fein waschen!
si- Ils si
Das Eier-suchen macht viel Spaß
Drum habe lieb den Osterhnf’!
die
Il- slc .
Schneeqlöckchen liiutet den Frühling
ein«
Vergangen ist des Winters Noth uns
Pein.
»i- -is si
Ostern, Aufserftehungstagl
Ostern. End’ von Wintersplag’!
SO- -l· sk
Sei frei, mein Herz, von Sorg’ und
Plan
Am herrlich schönen Ostertag!
It- Iis Il
Der Ostersonne heller Schein
Dring’ Dir in’s frohe Herz hinein!
sit si- st
Neueg Leben sherrscht in Wald und
Feld
Oftern feiert die ganze Welt.
Des Kindes Oel-eh
Von L. RafaeL
Wenn die kleinen Kinder beten,
Hören all die Sternlein zu,
Und die Engxein alle treten
Leis herzu ·an gold’nem Schuh.
Lauschen auf des Kindes Worte,
Schließen tief, in’s Herz sie ein,
Tragen durch die Himsmelspforte
Sie zum lieben Gott hinein.
»«V.««PWE-t;«