Ver Hölle entronnen. Stizze aus der Straftolonie Neu-Ka ledonien A. v. d. W a r n o w. . Durch die Eisengitter des tleinen Fensterz sah Richard de la Grade hin aus in die tiefe, stumme Tropennacht. Die weite, unendliche Fläche des Nachthimmels erschien fast schwarz griin, und die Myrtaden von Sterne lenchteten mit einem weißen, scharfen Licht, das Auge schmerzenv, wie das Funteln weißgliihender Dolchtiingen. Nur fern, ganz fern tlang das leise, eintiinige Gemurmel des Meeres an der Felsenkiifte der Insel und irgend wo in den Auracarien- oder Palmen wiildern das Getteisch eines Papa geiez oder das Gurren einer Taube; Sonst war tiefe, stumme Stille in der dunklen Luft und auf dem dunklen Gestein der Felseninfel . . . Richard drückte zufammenfröstelnd in der schwülen Nachtgluth die schma le, bleiche Stirn an die harten, rau hen Eifenstäbr. Wie war das nur alles so gekommen? Er wußte es selbst nicht! Jhm kam es vor wie ein witter, angstvoller Fiebertraum, von dem er zu erwachen rang und bangte. Ja, so war es —- er war ihr nachge gangen der schönen, schlanten Wade leine de la Force durch die grünen, fchattigen Gänge des Boii de Bon logne. Sie schritt an dem Arm ihrer Mutter und in dem verschwimmenden Graublau des Abends hatte sich ihre in Weiß gekleidete weiche, zarte Mäd chengestalt scharf abgehoden, so dafz er nur Augen hatte fiir sie, nur Gedan ken an sie ——— —- — Sie mußten sich nicht mehr fern der Porte de Neuilly befinden, als plötzlich das hell? Blitzen eines Schusses aufzuate —- und er sah wie die Mutter Madeleines blu tend und mit dem Tode ringend zu faxnmenbrach Woher der Schuß ge tomnien, er wußte es nicht! Nicht wem die Kugel galt, noch wer sie ab gefeuert! Eine namenlose Angst hatte ihn gepackt s-— er war davongestiirzt, durch Büsche und Hecken —- bis man ihn ergriffen hatte. Man hatte ihn des Mordes geziehen —-— man hatte ihn als Mörder verurtheilt, zum Tode verdammt und dann zu lebens länglichem Bagno aus der Jnsel Nu iDoubouzeV in NeusKaledonien he gnadigt . . . und er war doch unschul häsl · ------ NEr seufzte dumpf und schlug die geballten Fäuste vor die siebethaste Stirn. Lebensliinglich aus dieser Jn sel des Schreckens, in dieser glühen den Hölle, ohne Hoffnung, ohne Trost verstoßen, in dem nie enden wollen den Jammer und der dumpfen Ver zweiflung! Tag ein, Tag aus, halb nackt in den Steinbriichen arbeiten, un das Elend und die Gemeinden ge kettet, stumm unter Stummen, denn jedes laute Wort ist strengsten-Z ver boten und wird bis zu sechzig Tagen ir- dunklen Kerker bei trockenem Brote bestraft, verschmachtend unter dem Feuerregen der Tropensonne, be wacht von rohen, harten Söldnern. die. den Revolver im Gürtel, bereit sind einen Jeden niederzuschießem der einen Fluchtoersuch oder ein Zeichen des Widerstandes zu machen mage. Und doch würden diese Elenden den Kugeln totzem wenn sie nur die kleinste Aussicht hätten, das Festland zu erreichen, das so leuchtendgrijn aus dem tiesblau des Meeres herüber tvinkte. Aber von den vielen Hun derten armer Verzweifelter, die es wagten, die wenigen Kabellängen zu durchschwimmen, erreichten nur We nige das rettende Ufer« denn Tausend von Haisischen regen sich gierig und tückisch unter der trügerischen blauen Ruhe dei Wassers . . . . Heute«Nacht will er selbst es wagen, dieses Reich des Todes zu dank-schwimmen um der glühenden Hölle dieser Insel zu entrinnen· Lieber einen schnellen Tod« als dieses langsame dumpse Sterben in Angst, Verzweiflung und Einsam bit. Er hat sich eine Eisenstange und ein langes Messer zu verschaffen ge wußt. Wie viel Herztlopsen und Furcht. wie viele Verstellung und Schlauheit hatten dazu gehört, diese Werkzeuge sich zu besorgen. Nun schliesen alle; auch die Aufseher, die geladenen Revolver in den Gürteln schliefen, denn sie vertrauten ihren Freunden, den Haisischen mehr, als der eigenen Wachsamteit, um jede Flucht unmöglich zu machen. Auch seine Leidensgesiibrten schliesen aus dem harten Maisstroh, -—— dort le rouge Bertraud, dort le surieur Jean und die anderen alle —- — er hörte ihre röchelnden Athemziige und ihre angstvollen im Traume gestammelten Worte. — — Vorsichtig -— leise ———— setzte er die Eisenstange an das Fenstergiiter — ein Druck — der Mörtel bröelelte — das Gitter weicht. Jrgendtvp ein greller Rus! Sind das die Aussehen die durch das Geräusch erwachtenil Er lauscht mit angehaltenem Athem und seine Glieder erbeben. Nein — rings tiefe, schwarze Stille —- ein Striisling bat gewiß die wirren Schrecken des Tages mit in seinen Traum hinübergenommen und hat ausgeschrien in Jammer und Angst. Das Gitter ist gesprengt ——- er zwängt sich durch die Oessnung und springt aus den Erdboden des Ge sf fängnißhofes hinab. Er lauschte — nichts regt sich. Niemand hat ihrs ge· ’ härt. Jetzt beginnt er in bebender Eile mit seiner Eisenstange die Hof mauer zu durchbrechen. Er hat vor her schon eine ·passende Stelle ge sucht, wo der Kalt verwittert und die Steine gelockert sind. Die Oeffnung ist da —- er schlüpft hindurch —- und steht nun da, aufathmend aus tief ster'Seele —- frei —- frei! —- Wenig stens für den Augenblick frei und ge lingt es ihm, den gefräßigen, tücki schen Bestjen, den Haifischen zu ent rinnen, wie er den Waffen der schla fenden Wächter entschlüpfte, so wäre er zurückgekehrt aus dem Reiche des Todes und Schweigens in das-«- Le ben —- das jetzt so weltenfern an ihm vorüberfluthet, das heiße, jubelnd-r Leben! —- —-«— — Jetzt steht er an dem zertlüfteten, grauen Felsenufer der Südseite und blickt angstvoll auf die weite grau silberne Fläche des Kanals hinan-Z« Könnten ihn seine sehnenden Blicke hinübertragen, über die unheimliche Stille der Fluth, hinüber zu dem grünen, leuchtenden Festlande. in ei ner der unter Palmen verborgenen Hütten der Papnas! Er lauschte —--— taum eine Welle regte sich schläfrig, kaum ein müdes Murmeln —- nur das Rauschen eines fliegenden Hun des, der schwarz und schwerfällig die Luft durchstreicht. —- Er schauert zu sammen in der schwülen Nachtgluth, als stände er am Rande eines Gra bes. Und doch das Grab selbst bringt Erlösung aus dieser glühenden Hölle — dieser Jnsel des Schreckens-! « Er war ein ausgezeichneter Schwimmer und Taucher und im Vertrauen hier« auf hatte er dieses grausige Aben teuer begonnen. Er band die Eisen stange mit einem Stricke fest um den Hals-, ergriff das lange Messer und ging langsam in die lauwarme duntle Fluth hinein. Dann tauchte er facht und entschlossen unter und begann unter der Oberfläche des Wassers den schmalen Meeresarm zu durchtreuzen. Es war fast dunkel um ihn, und er versuchte vergebens mit den Augen das Grau zu durchdrin gen. Nun stieß er an einen Gegen cdsnh -- FIZIIIOD FZÄ Ists-Its »Ist sltk .....-, « ,...,... ...., ».. . «..- -. rig an « ein Fisch ——- ein Hai! Er tauchte tiefer, daß er den röthlich weißen Bauch des Thieres erblickte und stieß ihm mit aller Macht das lange Messer in den Leib. Der Fisch schlug wild um sich und schoß davon, einen langen, rothen Blutstreifen in der dunllen grauen Fluth zurücklas send. « s-« Die Luft war ihm in zwischen ausgeaanqem sein Kon glühte und seine Pulse hämmerten zum Betst-ringen Er mußte empor ——- um zu athmen -— das war der ge fährlichste Augenblick. wenn die Be stien in ihm den Menschen entdecken würden. Aber er mußte, sonst wäre er erstickt. Kaum hatte er dir Ober fläche berührt, als ein großer Hai fisch heranaeschossen kam. Richard sah den schiefergrauen Leib, die lan aen Flofsen -—— näher und näher tam das Thier, blitzschnell, und jetzt war er selbst untergetaucht und schwamm mit Ausbietung aller Kräfte unter dem Fisch dahin dem Ufer zu. Nach wenigen Selunden hatte er den Strand erreicht und schwang sich auf eine der Felgllibpen empor. Aber das Unthier wollte seine Beute nicht fahren lassen, es schnellte sich hoch auf und lag mit halbem Leibe aus dem Gestein.»gierig nach dem jungen Manne schnappend. Dieser riß rasch die Eifenstange von seinem Halse und stieß dieselbe mit wilder Verzweiflung in den Rachen des Fisches mit dumpfen Röcheln glitt der Hai in die arausilherne stumme Fluth, die er im Schmerz des Todeslampses zu weißem Schaum peitschte. Richard sant mit Thränen des Dankes in den Augen nieder und iu beltet »Gerettet! gerettet! Der Hölle nnd dem Tode entronnen!« k)·.·—-«- L-- s-sL--— ------ .- III-A CUIIHV Uct Fugu-, Hat-tust- Jst-su schlich er, näherte sich lautlos, wie cine große, schwarze Fledermaus, bis er die Hüte eines Papnag oder Rutis er reicht hatte. Alles war hier in tiefem Schlafe —- er näherte sich qeräufchlos, spie eine große, schwarze Fledermaus ihrer Beute. «—— Ein Boot lag am Strande —— er hätte aufjubeln mö gen. Schnell entnahm er der Hütte etwas Mais nud ein Tongefäß voll Trinkwasser. dann durchbrach er die Kette, die das Boot an den Strand fesselte, und glitt unter leisen, träf tigen Ruderschlägen hinaus in die weite, grausilberne Fläche des Meeres Die tiefe, stumme Tropennacht umgab ihn — die Myriaden von ,Sterne leuchteten in einem weißen, scharfen Lichte. Es war als schwebe das kleine Boot in der Unendlichkeit der See und des Himmels, wie auf etwas Wesenlosem --- wie in der Einsamkeit jenseits von Tod und Hölle, jenseits von allem Leben. — Richard ruderte, daß der Schweiß feine Glieder badete und sein Athem teuchte — jeden Tag hatte er so ar-"« betten müssen unter den rohen Schimpfworten und Mißhandlungen der Aufseher in den Steinbriichen der Insel nun — und nun kämpfte er litt sein Leben — siir seine Freiheit! Immer weiter versanken die Jnleln mit Korallenrifsen in die weite, silber geaue Fläche des Meeres —- immer einfamer und stiller ward es — bis endlich nur himmel und See das kleine Boot umgaben. Gegen Morgen frischte der Wind aus, das Meer bedeckte sich mit kleinen, hüpfenden Wellen und das Boot schwankte fchwer. Vergebens spähte der junge Mann nach einem rettenden Schiffe aus —-- nichts als Himmel und See, eine Unendlichkeit, in der das zersrechliche Fahrzeug zu schweben schien, wie jenseits von allem Leben. Die Wellen reckten sich höher upd höher, der Wind schob steifer und das Boot flog bald die Wogenberge hin auf, bald versank es in die rollenden iWogenthijleh als versänke es in ein ifchwarzes Grab» in eine züngelnde iHöuex s Sollte er fo nahe der Rettung, sder Freiheit, doch noch zu Grunde jgehenIL Hatten sieh alle Höllengeister gegen ihm verschworen, ihn zu ver »nichten, da er es gewagt hatte, aus zihtem Reiche zu entfliehen? Hatten « sich die Dämonen des Todes gegen ihn empört. ihn herabzuziehen in ihrftil les, schwarzes Reich, wo das einzige Lebende nur die gierigen, tückischen -.s:saifische waren28 Er rang die Hände -»—er schrie —-er weinte —— und be . tete! — Und da ---—— da fern, ganz fern, iam Horizonte, aus dem Weiß der sWogen tauchte ein weißes Segel em- . ! por —- ein Schiff! --—— —- Er hätte kaufiauckzen mögen! Aber wenn es ihn nun nicht sähe? Wenn es nun vor überiiihreX und ihn dem Tode und der Einiamteit iiberlassen wiirdes — Er ruierte wie ein Rasender —- er rief und winkte mit feinem zerrisse uen Hemde -—- und jetzt schienen ihn die Leute auf dem Schooner gesehen zu haben, denn das- Schiff hielt; auf ihn ab Und kam schnell näher f. . . näher . . . Und jetzt mer er« da und man wars ihm eine Leine von dem Bord zu und zog ihn empor aus der-i Reiche des Todes, der Hölle nnd des Schmeigens zu Menschen —-- zum Leben! Der Schooner war ein deutsches Schiff und nach NeugMeeklenburg bestimmt. Dorthin nahm der wackere Aaviiän den armen Flächtlina mit, ron dort erreichte er Indien und gina später nach England —--— der Hölle ent ronnen — — -—— ! »L Die Maus. —-——.—. l Etizze von Jean Noch-Im ,,Ja;val)l, es hat seine Richtigkeit: mein Mann ifr vor vier Monaten an einer Lungenentiündung gestorben» der Fabriibefilzes bei dem er gearbei iei hat mir dies Zeugniß ausgestellt nm mir dadurch zur Erlangung einer Anstellung zu verhelfen» . ich habe auch nach mehr genau-ist freilich aus meiner Dieniixeit bei Herrschaften. aus allen aehi hervor, daß ich an ständig und ehrlich bin.« Der Hausbesitzer, Herr Laklotie, fah aufmerksam und lanafank die ver schiedenen Papiere durch, welche die Bitiliellerin vor ihm ausgebreisk hatte. Dann fractie er: »Haben Sie Kinderk« Die Frau schlug wie beschämt die; Augen nieder und sagte: i »Nein Herr Lallolie.« » ! »Dein) besser, denn dann yiiiie ich Ihnen die Stelle rundweg abgkichlag l gen ich will keine Kinder in mei ner Pariierwobnuna... ich dulde das nichi...« find Sie flinl bei der Ar beii?'« l »Das man nian.ia sein«-« » »Na, also aut! ListeineBedinaunaenx sino die folgenden: Sie bekommen zwanzia Mart monatlich und freie Beteuchtuna.» die Portierloge ist aekaunna und trat einen Altoven den Sie aani aut ais Schlafranm be: nutzen tönnen... Sie können soforti ewzieden Die Maler baden nur noch im vierten-Stock die Decken fertia zu machen. Alle Mietbstontratte dati« ren erst vorn 15. ab... das ift für das Vermietkien der Wohnungen am besten. Es sind übrigens nur noch vier Wohnungen im Gartenhaizs frei... Ider Preis für dieselben ist durchwea »Hm Mart... die meisten Miether »warten mit dem Einzieben darauf, das-, der Portier im Haufeist, also be »schlenniaen Sie Iehren Umzup nach J Möglichkeit« T »Motan werde ich auf meinem ’ Posten sein« »Hier send die Schlüssel, nehmenl Sie dieselben aleich mit, das ist iiirl mich das Beauemste.·. Adieu, Frau Pallier.« »Adieu, Herr Latlotte... und be sten Dant!« Vierzehn Tage später war das Haus von oben bis unten svermiethet und nach drei Wochen vollständig be wohnt. Die junge Portierfrou war stint und behende, freundlich und ge fällig; alle Miether waren sehr mit ihr zufrieden und mochten sie aern. Dazu trug wohl auch der Gesichts ausdruck von Frau Pallier bei: sie sah in ihrem schwarzen Trauertleid, mit den blassen, verariimten Züqen die sich doch stets zu freundlichem Willkommslächeln ftlr Jeden aufhelli ten, wirklich fedr nett aus« Es fiel »teinem der Mietder ein, turz ange bunden mit ihr zu sprechen, und un willkürlich hatte Jeder ein »Bitte« bei einem Unitean und ein »Danke«, wenn ein auch noch so berechtiater Wunsch durch Frau Pallier erfüllt e. » Die saubere, pünktliche, ftei iae »und stille Frau. die aufs Beste iir Ordnung und Ruhe in dem großen k- ---W Laus sorgte, war wirklich eine Perle von Poktietgsrarn . sEines Sonntags Morgens« riß Herr Marias, ein Junggeselle, Künst ler, der im Erdgeschosz, unmittelbar über der Portierloge, sein Schlafzirn mer sha tte, die Thür zu der Loqe aus und rief: »Frau Pallier, im Haus oder viel Fnehr in Ihrer Ler muß eine Maus ern.« ,,Eine Maus?« »Jawohl... eine Maus ein paar Mal works mir schon so, aber diese Nacht habe ich es ganz aenau gehört« »Aber das ist doch gar nicht mög tich... in einem neuen Hause!« »Ich oersichere Sie, esist drich der Fall!« sagte-Herr Marias lebhaft, be trat diePortierloae und zog dieThiir hinter sich, um dann zu sagen: »Wal len Sie mir erlauben, das-. ich ’mal Nachsehe, ob ich das Mauseloch finde?« Der junge Mann wandte sich der Fenster-ekle zu, guckte hinter eine Kom mode und zog dar-aus die Gardine zurück, die den Alkoven von dem größeren Raum trennte. Das Alles war so rasch geschehen, daß Frau Pallier noch nicht einmal dagegen hatte protestiren können, und nun axs der Vorhang zur Seite geschoben war, brach der junge Mann in ein tauftes und lustiges Lachen aus und rre : IF«P·,-s ,,«u, rsu Hi II( setz hu uuucu tun sie ja!... Da ist ja die kleine, nied liche Maus!« Ganz erregt war er über die Ents deckung, die er gemacht hatte, denn zwischen Bett und Wand stand ein ganz schmales, kleines Bettchen, und zwischen Kissen und Decken guckten aus einem rosigen Kindergesichtchen zwei kleine, schwarze Augen erstaunt in die Welt. »Na, habe ich’s nicht gesagt . . . Frau Pallier.« Die junge Frau stand wie erstarrt. Jhre Züge waren vollständig verzerrt. Ein Ausdruck größten Entsetzens hatte die Jris ihrer·Augen riesengroß er weitert, und die Augen blickten starr geradeaus . . . zwei schwere Thräneti liefen über die sarblosen Wangen. Der junge Mann war aufs Höchstel überrascht, als er Frau Pallier in dein i Zustand sah. »Aber, Frau Pallier, um’s Hinr melswillen! Was ist Jhnen denn . .?« Unter diesen Worten löste sich der Bann. Frau Pallier fchluchzte ver zweifelt auf und stammelte flehend: — »Ach Gott, Herr Marius, verrathen Sie mich nicht! . . . Um drei Stellen hatte ich mich schon beworben, ehe ich die Portierstelle betam . · . keiner woll te mich mit dem Kind . . . Herr Lak lotte will auch keine Kinder in der Portiersloge. Jch habe ihn belogen .. . . und ich thue doch keinen Schaden . . . denn früh Morgens bringe ich meine kleine Hilde heimlich, in ein« dickes Tuch gewickelt, zu meinerFreun din . . . die wohnt in der Nähe . . . und die bewahrt mir das Kind tags über mit ihren eigenen . . . Abends spät hole ich mir meine Kleine dann wieder . . . nur Sonntags, so wie heute, wird’s mal ein bischen später . . . oder ich behalte meine Hilde dann auch länger . . . Sonntags tomrnt Herr Lallotte ja nie . . . ich habe auch ge dacht, daß das Kind Sie nicht stören würde . . . die Kleine ist so ruhig . .. und wenn sie sich rührt, dann nehme ich sie gleich, oder ich mache ihr flint Milch warm . . . dann schläft sie auch wieder ein . . . Sie müssen wirklich einen sehr leisen Schlaf haben, wenn Sie das arme Würmchen heute Nacht gehört haben . . · ich will auch ganz gewiß noch mehr aufpassen . . . es soll nicht wieder vorkommen . . . verspre chen Sie mir nur, nichts davon zu sa gen . . . Niemand etwas zu sagen . . . dann bin ich um meine Stelle und . . . dann weiß ich nicht, was werden soll . . . nicht wahr, Herr Marius, Sie sagen nichts . . . ich weiß es ja, Sie sind ein freundlicher, guter Mann . .. Sie werden doch nicht etwa eine arme Mutter mit ihrem Kinde ins Unglück stürzen wollen.« »Na, na, das will ich ja gar nicht! Jch habe wirtlich geglaubt, daß es eine Maus wäre, die so auielt . . . wahr und wahrhaftig . . . es hat sich genau sso angehört, als wenn eine Maus lpiepst und raschelt . · . seien Sie nur nicht böse, Frau Pallier.« Schon hatte Herr Marias dieThür llinke in der Hand und die Thür hin ter sich zugezogen. Während er in seine Wohnung hinausging, sagte er halblaut für sich: »So, fo, Herr Lai lotte duldet keine Kinder in der Por tierloge! . . . So. sol« «- - is Am Nachmittag desselben Tages schon lam die alte Dame aus dem« ersten Stock ganz behutsam in die Portierloge und sagte leise: »Ach, Frau Pallier, zeigen Sie mir doch einmal Jhre niedliche, kleine Maus . . .« Die junge Frau wußte sofort, daß der Maler fein Versprechen, zu schweigen, nicht gehalten hatte. und war sich über das, was ihr nun bevor Istand, ganz klar. Sie wurde leichen blaß, wagte aber doch nicht« zu leug nen, und kam dem Wunsche der alten Dame nach. ( »O, wie allerliebs rief diese und streichen- vas nein- Mavchm l Eine Stunde später klopfte dieFrau äiiEHJiiZZkZLTFIIIL m B » . .’;Da·hin ist mein Glück, mein Lieb’ und mein Leben! Ferttg fur immer mem Dichten und Streben . .- . .« Stimme im Hintergrund: »Bmvo, bravo!« f Fdes Ministerialbeamten aus dem zwei ’ten Stock. ) »Es scheint mir, daß Sie hier in ider Loge ein kleines Mäuschen ver bergen! . . . ichmöchs es wohl einmal sehen . . Den ganzen Nachmittag ging es so »weiter...Alle aus dem Haus woll sten die kleine Maus sehen und freuten i sich über das niedliche, kleine Mädchen. sKleine Geschenke wurden »für die kleine Maus« auf das Bettchen gelegt ; . . und fast Jeder stellte, bevor er sging, an Frau Pallier die Frage: T »Herr Laklottr duldet also keine sKinder in der Portierloge? . »« »Nein, er wollte keine . . . duldet durchaus keine Kinder.« st- Iit Il Den Beweis dafür lieferte Herr La klotte ungefähr eine Woche nach Ent deckung der »kleinen Maus«. Herr La klotte kam unverändert noch Abends spät, um der Portierfrau eine Mit theilung zu machen, und da fand er die Frau des Ministerialbeamten, die das kleine Mäuschen auf dem Schooß hielt und mit dem Kinde tändelnd spielte. ,,Gehört das Kind Jhnen . . . Frau Pallier?« fragte er Hauswirth kurz und barsch. — s Die Aermste stammelte entsetzt: i »Ja, Herr Laklotte.« »Zum ersten ist Ihnen die Stelle i i i gekündigt.« st- Ik di Das ganze Haus gerieth in Aufre gung. Herr Marias erfuhr die Kün digung als Erster von der Portierfrau selbst, die klagend meinte: »Ach, Herr Marius, was haben Sie gemacht . . . hätten Sie doch geschwie en!" g Der Maler lächelte, wie ein Mensch, der sich vor nichts fürchtet und fehr genau weiß, was er will. .,Seien Sie nur ruhig, Frau Pal lier . . . noch sind Sie ja hier . . .« - »Ach, ich kenne Herrn Laklotte zur IGenügr. Was der einmal gesagt hat, Hdaran hält er auch fest.« »Ich werde morgen zu ihm gehen . . da ich Jhnen fo geschadet habe, muß ich versuchen. den-Schaden wieder gut zu Inachen.« . » »Ach, das wird gar nichts nutzen, Herr Marias.« .-. q si Am nächsten Morgen sieht Frau Pallier an der Vortierloge Herrn Marias vorbeigehen Er trug nicht seinen gewöhnlichen Schwur-lind son dern trotz des Regenwsetters einen Cy linder, und schien sogar helle Hand schuhe in der Hand zu halten...und links bog er ooni Hause ab... in der Richtung lag ja die Wohnung oon Herrn Latlottel Frau Pallier hatte eine schlaslose .Nsacht gehabt, ihre Augenlider waren » vom Weinen dick und geröthet . .. nun s saß sie in der Portierloge auf ihstem Posten und grübelte und grübelte, . was werden sollte, wenn sie mit dem H Monaisschluß aus der Stellung ent lassen war... Da wurde die Hausglocke gezogen. ; und gleich darauthand Herr Marias »in der Porti-erloge. »Nun, Herr Mari-uss?« Frau Pal iier fragte es ganz leike und ängstlich. ; »Nun selbstredend leiben Sie und sbekyalten Sie Jsbrse kleine Maus jetzt sbei sich: Sie sind lebenslänglich zur sPortierfran dieses Hauses ernannt!« l Frau Paklier mußte nach einer l Stütze suchen, ihre Erreguna war zu tmächtig Mehrmals mußte sie an lselsen, bevor sie fragen konnte: »Sie ? Sie haben mit Herrn Lailotte gesprochen und Sie haben das für mich durchgesetzt, haben sür mich ge » beten?« ,,Gebeten?« sagte der Maler . . . .,,das brauchte ich nicht... ich hatte ein ganz anderes Mittel Fu meiner Verfügung« »Ja?. .. Und was denn für eines . wenn ich fragen darfst« »Den Kiindiaungslnrief sämmtli » cher Micther des Hasuses!" Ein Menschenfreund. Neffe (iubelnd): »Endlich, Onkel, »habe ich das Staatsexamen glücklich bestanden! Nun kann ich zu raktizi ren beginnen.« ; Onkel: »Also Du willst Dich nun sals Arzt niederlassen: bravo, mein Junge —- aber nun huldige auch dem s(sjr-undscitz: .,Leben und leben las en«.« Kinder-trauli. Klein Elscheiu »Ich bin nichtsngsb" lich im Dunkeln. Mutter: »Natürlich nicht.« . Klein Elschem »Aber ein-mal war ich doch ängstlich, als ich in dieSpeife kammer ging, um mir ein Stück Torte zu holen.« - Mutter: »NaL weshalb hattest dir denn da Angst?« Klein Elschem »Ich hatte Anast, ich würde die Torte nicht finden.« Recht angenehm. « Er: »Wenn mir erst verheirathet sind, liebe Anna, dann kaufe ich uns das Buch: Führer durch den-»Ehe stand.« Sie: »Nicht nöthig, die FührungN übernehme ich.« Arm-nec. - Mir ist ein Hausfchsliifsel verloren gegangen, wer denselben statt mit meinem Manne ausfolgt, hat Lehtes ren darauf aufmerksam zu machen. dafz jeder Mißbrauch desselben zzu Wirthshausbesuchen von mir streute geahnt-et wird. Frau Dr. jur. Xaniippe, Gattin. Grttäuichung. Alte Jungfer: »Ich möchte wissen, was für einen Eindruck ich auf Herrn Müller gemacht habe « I Herr: »Er ist ganz weq von Ih nen Alte Jungfer (erfreut): ,,W"irklich9« Herr: ,,;g-,a er kommt nie wieder-« Endresultat A.: »Wie ist denn der-Prozeß um ihre Villa ausaegangen?« :»Schlecht!« A.: »So ist Ihr Prozeßae gncr ietzt Besitzer der Villa«?" B.: »Nein, mein Rechtsanwalt!« Die Hauptsache. Hausherr: »Sie haben diefe Nacht auf der Straße einen Mordsspektatel gemacht —- der Hausschliissel fehlte Jshnen lvohl?« Miethen ,,Keineswegs, aber das Schlüsselloch dazu!« Speichwörtliche Hilfe. Frau: .,Sch’cimst Dich nicht, alter Sausaus, so spät nach Hause zu kom men? Es ist drei. l« Mann: »Gib Ruhe, Alte; aller gn ten Dinge sind dr ei !« Gelungen. Erster Herr: ,,Hat der neue Doktors im Städtchen schon Fu ß gesaßiJk Zweiter Herr:- »O gewiß; er hat schon um die Hand der Comme zienrathstochter angehalten.« Irontsch. ,,Beherrscht Ihre Frau auch die sranzösische Sprache?« »Nein —- Französisch beherrschi sie nicht —- aber im Deutschspre n kann sie sich manchmal auch nicht herrschen!« Vom Theater-. ’ Haus-stau: »Na, Auguste, wie ha ben Sie sich denn gestern im Theils-V amiisirt, was wurde denn gegebenp «Dienstmädchen: »Ach, es war sehr schön, anädiqe Frau, es wurde »Kan nibalenliebe« von Schiller gegeben!« Frech. Frau: »Aber, Minnen das istmit jetzt zu toll. Jeden zweiten Tag finde ich Ihren Liebhaber hier in der Rächer Köchin: ,,» a Madame alle Tags hat er doch nicht Zeitl« In der Geographiestundr. Lehrer: »Es gibt nur indirekte BI weise dafür, dass, die Erde rund is. Lehmann, nenne mir einen solches Beweis.« Lehmann: »Die Rundreisen um die Erde." In der Chemicstunde. Professor: »Was geschieht mit Gold, wenn man es an der freien Lust liegen läßt?« Schüler Cnach längerem Nachden ken): »Es wird gestohlen!« Auch ein Geburtstagsgeschenb Die kleine Grete: »Du, Hans« heut niiissen wir noch recht unnrtig seis,« damit wir dein Papa morgen zu Geburtstqu versprechen können, wie der recht brav zu seini«