Uebraska Staats-Anzeiger und Iferold Jahrgang LU. EIN-d Miss- Ns-i» 3. Ap-« Eos-. skikwkkkxk Thais — Nummer 32. Wenn Du ein Gutes thust Wenn du ein Gutes-thust, so ford’re nicht, Daß es gelehnt dir·metde. Handle nimmer Mit deiner Seele Schätzen. Jst der Schimmer Des «Himmlischen, dg sie nmbreitet, « t nr Unendlich löstlicher.dals was auf Er en Als Lohn fiir deine That dir könnte werden? Ganz aus dem Herzen thue, was du thust Nicht ein Gedanke an dich selber mache Das Heilige zu einer itd’schen Sache. Die du dereinst auf Erden lassen mußt. Sei««s so gethan, daß überm Todes-: ihale Dis-s einst als Jenseitslicht entgegen strahle Jungfran Marindy Perkin5. Ein Lebens-ils Ists einem Imtsfetnftiiisss · chen vin E. J. Q, Mitte-antre rluis bern Englischen übertragen von s. G. Marindy Perkins war eine liebe, etwas befcheidene alte Jungfer. Je dermann kannte das nette späte Mäd chen und jedermann hatte es gern, alt und jung im Städtchen waren ihm freundlich gesinnt. Früher einmal, als noch die Blüthe derdeuaend mit holdse liger Lieblichkeit auf ihrer Stirn gele gen und rofenrotheBacken dasvowGe fundheit u. frohem Lebensmitth strah lende Gesichtchen verschönt hatten, als noch ein paar frische rotheLippen ihres reizenden Mündchens gar einladend zum Kasse verlocktem während zwei große tiefblaue fprechende Au en den gar zu lecken Freier nur zu strafend abweier konnten, galt sie als die Schönheit des kleinen Ortes, aber das war fchon lange her. Auf dem jetzt verbliihten Gesichtchen lag aber immer der freundliche Abglanz eines müden Lächelns, das die gutmütihige alteSeele tennzeichnetr. Ein etwas herber Zug um den Mund, der zuweilen in die Ferne schweifende Blick ihrer Augen« und der Reif von fünfzig Wintern, der in leicht ergrauten Streifen in dem nußbraunen Haar seine Spuren zu rückgelassen, ließen freilich leine Täu schung mehr darüber aufkommen, daß die Jahre der Jugend und Schönheit weit zurück lagen. Marindy wohnte allein, wie alle al ten Jungfern thun sollten. Sie fiel niemand zur Laft und in ihrem kleinen Stübchen war es recht heimisch und gemüthlich Grüne Weinranken be deuten im Sommer die Wände ihrer freundlichen hütte, aber wie die Zeit, fo wechselte auch die Farbe des Wein laubs; im herbft wurde es fahl und braun, und im Winter,wenn der Wind und ein büfer Schneesturm durch die Wipfel der Bäume jagte, dann schlu gen und rüttelten die dürren und blüt terlofen Ranken der Weinftöcke gegen die Fensterrahmen und Laden ihrer Stube. Dann empfand auch sie die Einsamkeit ihres Daseins um fo tiefer Aber es wird ja auch wieder Früh läng, und wenn der warme Sonnen fchein wieder die Fluren vergoldete, und freundlich durch die lleinen,immer blidblanlen Fenfterfcheiben blickte,wenn Blätter- u. Blüthenanan zu neuem Leben entsprossen, dann fchien auch ein neues Erwachen in das herz des al ten Mädchens zu ziehen und es war glücklich und zufrieden. Marindy lebte nur in einer kleinen Welt, sie hatte das draußen nie kennen gelernt, und war kaum fe einmal ein DutzendMeilen von ihremheimathsort entfernt gewesen. Und doch hatte auch si-· eine Vergangenheit« eine Erinne rung, an der sie zehrte. Es war eine fo duftige Roman-re eines innigen Lie beslebens und Leidens-, voll Hoffnung, Wünschen, Harren, und endlich ftiller Resignation. L Ja, ne harte genevi. uno auap oas war lange, lange her, wenigstens der Anfang ihres kleinen Roman-Z. Der Mann, dein sie ihr herz geschenkt, war in die weite. weiie Weit gezogen, weit fort aus ihrem Gesichtskreis-, er war im Zorn gegan en und hatte nie wie der etwas von eh then lassen. Nach einander waren sie alle gestorben, die freundlichen Seelen, die ihren kleinen Familienlreiö bildeien und an denen ihr Herz gehangen und jedi, wo das Alter schon feine Botboien schickte. stand Marindn allein. Nishi ganz al lein —- ihre alte treue Rate streifte noch ichnurrend im Zimmer umher und suchte sich ein weiches Lauerpliik chen auf dem alten aus Zeugreiien her gestellten Teppich zu den Füßen der allen Dame, der zutrauliche Kanarieng vogel im veraoldeten Käfig ließ jeden Tag lein fröhliches Liedchen erschallen und ieden Morgen weckie sie der Hahn des Nachbars durch sein lustiges Mii hen und die Schaar seiner hühner be grüßten mit lautem Gackern die gute alte Seele, die ihnen aus dem Fenster gar oft eine Handvoll Futter streute. Aber troh alledem, trotz ihrer Sorge und Freundlichkeit für diese ihre Lieb linge, trotzdem kamen Stunden und Tage, in denen Marindy Pertins sich sehr einsam fühlte. hätte es nur etwas gegeben, das ihre ganze Aufmerksamkeit gefordert hätte, etwas, das müßige Stunden vertrieben, das ihre Gedanken davon abgelentt, wenn sie sich in weiter Fer ne ergingen und gar zu unerfüllbaren Hoffnungen und Wünschen verstiegen. Ein Wechsel im täglichen Einerlei, der sie abkenken konnte vom nutzlosen Brü ten oder iemand, für den sie schaffen und arbeiten konntet Träumend saß sie in Nachmittags stunden, nachdem sie ihre Hausarbeiten beendet, an dem kleinen Fenster ihrer Stube im Sorgenftuhle des verstorbe nen Vaters, müde ruhten die geschäf tigen Finger, die sich mit einer kleinen Nähnrbeit für eine liebe Freundin oder einer Strickerei für arme Kinder be schäftigt hatten, imsSchooßoe und ihre Augen blickten hinaus und verloren sich aus der Straße, die gerade vor ihrem Haus in den kleinen Ort mündete. Da sah sie eines Taaes eine-Scham Arbei ter an der: Straßenecken, die Erde aus warsen und große Pfähle einpflanzten und zu ihr kamen diese Leute und woll ten gerade vor ihrThor einen solchen Pfahl aufrichten. Es sei für die Te lephonleitung, sagten sie und obwohl die alte Seele protestirte und auch la mentirte. es fiel den resoluten Män nern nicht schwer, sie schließlich zu überreden und sie zu bewegen die Er laudniß zur Aufrichtung des Pfostenss vor ihrer Ihür zu geben und als Ent aelt dafür wurde ihr versprochen, daß sie mehrere Monate lang einen Tele phonapparat zur freien Benutzung überwiesen haben sollte. » »Was«soll ich nun wohl mit solch’ UUCM JVMS MARle fragte sie la chend ihre Katze, als diese sich am Abend behaglich schnurrend auf ihrem Schooße hinftreckte und sie mit ihren klugen Augen anguckte. Wußte Ma tjndv Poch taum, wie solch Instrument eigentlich aussah und sie konnte sieh auch gar keine Vorstellung davon ma chen. Aber es kam, nach einigen Tagen hatten die Arbeier es installirt und nun stand das blanke blitzernde Nickel instrument mit der grünen Koth-( am Horrohr auf Marindys Tische, wohin es die Telephonarbeiter gestellt hatten. Erst war es ein Gegenstand der Be wunderung und Neugier-, mit dem die tlte Frau nichts anzufangen verstand, dann später wurde es ihr Freund und Genosse, ihr Tröster in den langen ein-· samen Stunden. Sie hatte das Telephon noch eigent lich nie benutzt und wußte vielleicht garnicht einmal, wie man es anzufan gen hatte, sich mit Bekannten durch die Vermittlung der Zentrale in Verbin dung zu sehen. Tage, Wochen, ja Monate waren vergangen, seitdem im Telephonregister der Name »Jungfrau Marindy Per tins« stand. Und während der ganzen Zeit hatte die kleine Glocke an dem braunen Kasten an der Wand auch nicht einmal geläutet und trotzdem war das Instrument ihr Vertrauter, ihr treuer naher Freund geworden. Hatte ihr der Mann, der ihr das merkwürdige kleine Ding brachte, nicht gesagt, sie könne diesem alle ihre klei nen Leiden und Freuden erzählen? Und so saß sie denn oft stundenlang davor, gerade wie ein Heide vor sei nem Götzenbild, und sliisterte ihm ihre Sorgen und Freuden in das stets hör bereite, geduldige Ohr. Freilich sie er hielt nie eine Antwort, für sie hatte dir Glocke nie getlingelt, aber trotzdem Iiebte sie den Apparat und gewann ihn gern, so gern wie einen teurenFreund Was für Geheimnisse hatte er nicht schon von ihr gehört, und nie weiter erziihlt, ihr ganzes Herz hatte sie ihm eröffnet. Wahrhaftig er war der rechte, echte Freund und ganz ergeben. Sogar ihrer lieben Rade hatte er den Rang abgelaufen, die sonst ihr ganzes und un etheiltes Vertrauen genossen hatte. ber gleichsam, als müsse sie sich entschuldigen, erzählte die alte Dame dem stummen Freund, daß die Katze doch jetzt auch gar keine Zeit für sie iibrig habe. Die müsse ihre Jun gen hegen und pflegen, mit den kleinen Mischen spielen und Mutterpslichten seien gar ernst zu nehmen. Die dürf ten nicht vernachlässigt werden und man dürfe auch niemand darin stören oder gar davon abhalten. Und die große Brahmaputrahenne war gestor ben. Sie war gerade von ihrem Grabe gekommen, das sie ihr so zärtlich und warm unter dem Weinstock bereitet und wo sie mit einer brennenden Zähre von ihrem todtenLiebling Abschied ge nommen hatte. Und der große, stolze Brahmaputrahahn stolzirte jetzt sc traurig und niedergeschlagen umher, seit er seine Gefährtin verloren. Sicher fühlte er, wie sie es vor vielen, vielen Jahren so bitter empfunden hatte, als Teddh Marsham sie sitzen tieß und aus Nirntnerwiedersehen auf und davon ging. Sie erzählte dem Telephon, wie damals ihr Herz stehen blieb und kalt und todt in der Brust lag wie es nie wieder leben-« dig und freudig seitdem«geschlagen. Aber Teddh hatte es nie erfahren, tei ner Menschenseele überhaupt hätte sie ihr Leid klagen können und sie war doch sein gewesen mit allem, allem, was sie besaß. Und sie war heute noch sein mit Herz und Seele, wie pflegte sic sein Andenken, wie oft und gern rief sie die Stunden ihres kleinen Lie besromans in die Erinnerung zurück und mit welchem bitteren Schmerze, den freilich die Zeit und die Entsagung gemildert, dachte sie noch so ost, fast täglich an den Ungetreuen. Wenn er nur einmal, nur aus einen Augenblick zurückgekommen wäre, so daß sie ihm hätte erklären können. — Wenn, ja wenn dieses böse Wort »wenn« nicht eristirte. Leise, wie ein Hauch tames scbnsuchtsvoll von ihren zuckenden Lippen: »Wenn er nur einmal käme.« Da ein turzes scharfes Läuten, un nitltürlich greift die Aufgeschreette such dem Hörrohr und führt es an die Ohren und: »Ich komn1e,« schallt eg» wie aus einer fernen Region. Starr wie eine Statue steht sie da, kaum wagt sie es sich zu rühren. »Klang es doch wie eine Stimme aus demJen seits, als es sprach,« erzählte sie später mit einer von Schluchzen und Freude fast erstickten Stimme ihren Hühnern Und nun sprach es weiter: »Ich kam zurück heute Morgen, ’Rindn, und ich hatte die Absicht, dich aufzusuchen. Und da sah ich deinen Namen »Jungfrau Marindh Perlins« in der Telephon liste. Da dachte ich, vielleicht sei es besser, erst einmal anzufragen, ob ich dir auch willkommen sei. Mein liebes altes Mädchen, kannst du mir vers geben fttr alle Leiden und Sorgen, dtk ich dir bereitet? Aber jetzt soll es hel ler Tag zwischen uns werden, willst du ’Rindy, willst du dem altenFreunde die Hand reichen?« Aber sie konnte vor Schreck und Bewegung nicht ant worten und die Stimme fuhr fort: »Dein Schweigen ist Gewährung, ist es nicht ’Rindy? Jch komme, ich tomme sicher gleich —— sofort!« Und Teddh Markham kam! i Nod-— Der neue Trick. Eine Gaunergeschichte von Paul Blisz. Es war acht Uhr früh. Noch schlummerten die Loairaäfte des Familienhotels »Berner Hos«, aber unten im Parterre regten sich schon lange die rühriaen Hände der Angestellten des Hauses-, um alle Vorbereitungen zum Erscheinen der Gäste zu treffen. Besonders Friedrich, der stramme Hausknecht war in reger Thäriateit: ein Hausen Stiefel und ein Berg von Kleidern laa vor ihm, die der Reini guna harrten. Aber dennoch hielt er manchmal im Putzen inne, sal; mit verschlasenen Augen sinnend hinunter auf den Fluß, der unmittelbar ern Hause seine trüben Fluthen träge weiter trieb, und wenn dann der kalte Nebel dicht aufstieg und die winzig vorlugenden Sonnenstrahlen verdüs sterte, dann wurden auch des auten Friedrichs Augen triib und in stiller Wuth murmelte er: »Sauwetter, ver dammtes!« Plötzlich schlug die eleltrische Glocke an. Grimmig sah Friedrich nach der angeschlagenen Nummer. »Na, der hat's wohl furchtbar eili»1!" brummte er vor sich hin und stopfte langsam die zwei Treppen hinauf nach Nummer 86. Aus sein Klopfen erschien der Zim rneraast in tiefem Nealiaee undsraate unwirfch und mit sehr energischem Nachdruck, wo denn eigentlich seine Sachen blieben. Friedrich starrte ihn zuerst ein we nig verblüfft an, dann sann er nach, ichiittelte den dicken Schädel und ers widerte endlich: ».Einen Augenblick, bitte,« woraus er verschwand Langsam ftiea er die Treppe wieder hinunter. Noch immer sann und sann er. Aber Alles war umsonst. Er konnte sich absolut aus nichts besinnen, weg niaitens nicht genng Und unten an gekommen, suchte er nun die Berae der Stiefel und Kleider durch, duckt keine Nummer 36 fand sich vor. Voll Korn wars er Alles durcheinander, fuchte nnd suchte wieder. aber nur mit demselben Erfolg. Nichts von Num mer 36 war zu sehen. ,,Wat will denn der Dussel eigent lich? iEr shat doch jar teene Kluft ’rausgel)ängt!« schimpfte er schließlich. Dann setzte er »sich nieder, stiitzte den Kopf in die Hand und versuchte, sich aus die Ereignisse des Vorigen Abend-Z zu besinnen. Aber so viel er auch sann und grübelte, aanz tlar waren ihm die Geschehnisse nicht mehr. Das war ihm zwar allerdings noch erin nerlirb, daß der Herr von Nummer 36 erst gegen 10 Uhr angekommen war; ja, er besann sich sogar noch daraus, daß ek ein-en langen Ueberkock nnd große rnssische Gummsischuhe an gehabt hatte: von dem weiteren Ver laufe der Dinge aber wußte er abso lut nichts mehr: er hatte ein wean gekneipt, war müde gewesen und hat e dann rein mechanisch alle Sachen vor ien Thüren zusammengesucht unsd mit Nummern versehen. Wieder schlug die elektrische Glocke auf Nummer 8 an. sUnd zum zweiten Male stapfte Friedrich shinaus « »Zum Donnerwctter, wo bleiben denn meine Sachen? Ich muß zur Bahn,« schalt der Fremde. Der Hausknecht guckte ein wenig verlegen die Schultern und antwor tete: »Der Herr wird sich wohl irren: es sind keine Sachen da von Nsnndner 36.« s.«- s«.—8 . is KOCH sUIU IUULU Uclluuc HTIUULT den!« »O, ich denke nicht« »Sie! Ich verbitte mir denSpaß! Schafer Sie mir sofort meine Sa chen oder der Deuwel hol’ Sie!« »Aber der Herr werden verzeihen —es sind in der That keine Sachen da von Nummer 36.«' . »Ja, zum Kuckuck, wo sind sie denn geblieben? Jch hab-e sie doch gestern Abend hinausgegeben!« ( »Was war es denn?« »Noch Hofe und Weste und ein Paar sast neue SchniirstiefeL « Friedrich zuckte wieder die Schul tern und sagte von Neuem: »Ich kann « nur wiederholen, es ist nichts da von; :)6 « Jetzt wurde der Fremde arob: »Da haben Sie es eben vermechselt!« »O, bitte, das ist aanz ausgeschlos sen! Fünf Jahre bin ich bereits irn Hause, aber noch nie ist etwas von mir verwechselt worden!« ,,Also gut. Wo sind die Sachen?« ,,Unten im Vatterre.« »So werde ich mit herunterkom men." Der Fremde zog- die Galoschen an, hing den lanan Mantel um und tiea mit dem Hausknecht die Treppen hinunter. Unten wurde ein Anzua nach dem anderen in Augenschein genommen, aber der richtige war nicht darunter. Mit einer Siegermiene stand Fried rich lächelnd da. Der Fremde aber sagte kurz un« biindig: »So sind meine Sachen eben einfach gestohlen. Rufen Sie mir so fort den Wirth nnd lassen Sie unver ziialich die Polizei holen.« Damit stieg er wieder hinauf in sein Zim mer. Jetzt bekam es der gute Friedrich doch ein wenia mit der Angst, denn er sah, daß der Herr nicht mit sich spaßen ließ. Schnell lief er zum Wirth, weclte ihn und berichtete unt ftändlich, was- sich ereignet hatte. IDet Wirth, dem natürlich an dem guten Rufe seines Hauses gelegen war, kleidete sich sofort an nnd begab sich hinauf nach Nummer 36. Dieselbe Szene wiederholte sich. Empört rief der Fremder »Ich bitte dringend, sofort die-Polizei holen zu ! lassen!« »s, I»L Zu .!».... »Auch lllkllliUtth VII into-unnen » hochanstiindigen Hause,« versicherte ! der Wirth. »Ja, zum Dionnerwetter, wo sind denn aber meine Sachen qebliebenis Oder meinen Sie, ich sei ein Betrü ger-? Hier, bitte, durchsuchen Sie meine Reisetasche!« Flehend bat .der Wirth: »Aber er regenSie sich doch nicht so, mein Herr-! Sie stören inirja alle meine anderen gästel Ihr Anyccr wird sich ja sin »Finden? Wo soll er sich denn sin den? Jch habe ja bereits alle Sachen durchgesehen, die unten sind! Sie sha ben eben einen Dieb im Hause. Also I lassen Sie aefälliast sofort die Polizei holen. Meine Zeit ist tnapp.« »Aber, mein Herr, so lange ich das ; Haus habe, ist so etwas noch nie Vor J gekommen!« »Nun gut. Wo ist Ihr Telephon? So werde ich selber die Polizei rusen.« »Mein Heer, ich bitte, haben Sie doch ein wenig Geduld. Sie vernichten ja den guten Ruf meines Hauses. Jahr Cälnäua muß sich ja doch wiederfin en.« »Seht aut! Soll ich hier vielleicht bis zum Abend in Unierbosen umher- - laufen? Um halb zehn aeht mein Zug. Sich werde Sie siir Alles verantwort lich machen!« i f Dek Wirt-h, Angstschweiß auf dek? Stirn, bat noch ein-mal höflichst: !,,Bitte, mein Herr, haben sie einpasar .Minuten Geduld, ich werde sofort; Rath schaffen« ’ ; Schnell hatte der fürsorglich-haus . herr sich entschlossen, lieber den Scha den zutragem als durch einen Poli zeislandal sein gutes Haus in Verrus kommen zu lassen. Bereits zehn Minuten später klopfte an die Thiir von Nummer 36 der Zuschneider eines benachbartens Herren - Garderobegeschästes, nahms dem Fremden s-Maaß und nach wiede-: rum zehn Minuten lagen sechs fertigeI Anziige dem fremden Herrn zur Wabli vor. Desgleichen wurden aus einem Schuhgeschäft verschiedene Stiefel zur Auswahl geschickt. Nach kaum einer halben Stunde war der Herr von Nummer 36 neu equipirt· Er schalt zwar noch recht tüchtig, daß er-einen sehr schlechten Tausch mache, denn sein Anzug wäre viel gediegener gewesen. auch die Stie fel seien lange nicht so gut, als »die seinigen gewesen waren. Da indessen der Wirth immerfort bat und ihn be schwor, daß ek keinen Standal machen möge, und daer ihm endlich auch noch das Zahlen der Hotelrechnung erließ,« fo gab sich der Fremde schließlich zu frieden und ging eilig zumBabnhof. Erst als er hinaus war, athmete der Wirlb wieder sauf. DieSache hatte : zwar zirka 100 Mark gekostet, aberi immerhin war dies noch leichter zu tragen, als ein StandaL der ihn um seinen Ruf brachte. Einigermaßen beruhigt setzte er sich zum Frühstück nieder, um sich nach der ausgestandenen Aufregung zu stärken. Doch kaum saß er, so lasm eine neue Ueberraschung für ihn. Es erschien ein Schiffer, dessen Kahn auf dem Fluß an der Rückseite des Hotels seit gestern Abend festge macht war. Der Mann brachte ein ziemlich umsangreiches Packet und be richtete dazu, daß es nach Mitternacht, als alles schon schlies, aus einem Fen ster des Hotels ins Wasser geworfen worden sei: Er sei noch wach gewesen, hätte zum Kabinenfenster hinausge sehen, da sei das Psacket an seinem Kon vorbei ins Wasser geflogen.Zu erst habe er an ein Verbrechen ge dacht. Da aber alles still blieb, sei auch er ruhiger geworden. Gleich bei Beginn des Morgengrauens habe er dann mit dem langen Haken nach dem Packet gefischt, bis er es denn auch endlich, nach vieler Mühe, gefunden hatte. Der Wirt-h war äußerst erstaunt und ließ das-Partei öffnen. Und zu seiner großen Verwunderung kam ein abgetragener, geslielter und mehr als schädiger Anzug und ein paar total Zerrissene Stiefel Zum Vorschein. Da bei war ein mit Bleistift geschriebener Kettel auf dem man nach einiger Milbe noch die Worte entziffern konnte: »Da der Winter kommt, muß man sich neu einileiden»!« — Das Ell-gießen von Gesichtsmasken bei wilden Böcken-. Von sehr großer Wichtigkeit und Be deutung für die ethnologische und eth noaraphische Forschung sind die Ge sichtsmaslen, die von Forschung-stei senden angefertigt werden und in wis senschaftlichen Sammlungen zu Stu dienzwecten Aufstellung finden. We nige aber dürften wohl eine Vorstel lung davon haben, mit welchen Schwie rigleiteu solche Gesichtsmasken ange fertigt werden. Es ist daher recht in teressant, zu untersuchen, wie der be kannte Südseereisende Und Erwerber von Kaiser-Wilhelmsland, Dr. O. Finsch, der große und reichhaltige Sammlungeu von Völkertypen der Südsee und dem malaiischen Archipel angefertigt hat, bei seinenArbeiten ver fuhr. Bei Eingeborenen empfiehlt es sich sehr häufig, zunächst das Gesicht zu waschen, das in allen Fällen mit Oel eingerieben werden muß, wie Augen brauen, das Stirn- und Schläsenhaar mit Fett (Talg), ebenso ein etwa vor handen-er Bart. Dann hat sich die betreffende Person flach niederzulegen; um das Gesicht wird ein Stück Zeug in der Weise gelegt, daß es je von der vor deren Ohrbasis nur den Kon um« rahmt, so daß Schläfe und Stirn mit dem Anfange der Haare frei bleiben. wie auch die vordere Hälfte des Halses· Die Augen müssen möglichst natürlich, wie beim Schlaf, geschlossen bleiben. Das Athmen findet durchRöbren(aus Papier) statt, die in die Nasenlöcher ge steckt werden. Jetzt hat das eigentliche Abgießen zu beginnen, was mit einem Blechlöfsel geschieht. Der Gips (etwa 4 bis 5 Pfund) wird in einer Schüssel mit Wasser in dier Weise schnell ange rührt, daß er eine Suppe bildet, nicht etwa einen Brei. Die erste dünne Lage muß sich möglichst schnell über das ganze Gesicht ausbreiten, und es emp « fiehlt sich, die ersten Löffel über Augen und Mund zu gießen, um etwaigem Oeffnen und damit einem Mißerfolg vorzubeugen. Je nach der Person nimmt das Abgießen 5 bis 6, höchstens 10 Minuten in Anspruch, dann ist der aufgegossene Gips bereits so erhärtet. daß die Maske vorsichtig abgenommen werden kann. Sie bildet natürlich nur die Form für den ersten Abguß, über den dann die eigentliche Form zur Ber vielfältigung hergestellt wird. Dazu gehört natürlich ein erfahrener Fach mann. Außer dem bedeutenden Hißegradc, der sich unter der Gipsdecke entwickelt, hat die Sache für den Betreffenden kei nerlei Unannehmlichkeiten. Aber schon die Vorbereitungen sind wenig auf munternd, erregen mindestens Beden ken, meist aber Abscheu und Furcht, so daß auch bei Europäern die Bereitwil ligkeit, sich abgießen zu lass en, nur sehr gering sein dürfte. Es zeugt daher von feiner längst anerkannten, kaum übertroffenen Meisterschaft in der Kunst, wenn es Dr. Finsch fertig brachte, die »Wilden« zu überreden, und zwar meist in der Zeichensprache, da ja nur ausnahmsweise ein einiger maßen sprachliches EVerstiindniß mög lich war. Vor allem war daher ein un schöpfliches Maß von Ausdauer und Geduld erforderlich, um mit stets hei terer Miene denEingeborenen das Ber langte wenigstens in den Hauptmo menten pantomimisch vorzufiihren. Dutzende Male hieß es da vormachen. wie man sich hinlegen, Augen und Mund zu schließen, durch die Röhren zu athmen hat, während die bedenk lichsteSeite. das Gipsausgießen.aller dings am schwierigsten zu erklären blieb. Ein fertiger Abguß als Probe leistete hier ausgezeichnete Dienste, un ter Hinweis auf die Masken der Ein geborenen, da solche, freilich in sehr ab weichenden Formen, meist bekannt sind. Am wirksamsten waren jedoch stets die in Aussicht gestellten Geschenke, die schließlich Mißtrauen und Furcht über winden halfen, und glückte es erst, eine Person abzugießen, so hatte man in dieser einen Fürsprecher und Damiet scher für weitere Stammesgenossen ge wonnen. . » —«i.«.- « Zu liebenswürdig Aus seinem Mittagsschläfchen wird der Herr Rath, ein würdiger alter Herr, »durch scharses Klopfen an der Thür anfgeschreckt, und gleich daran steht »ein Bote des Bürgermeister-Z -" seines Nachbarn, im Zimmer. Warum der Junge so außer Athem ist?! Der Fürst wird auf der Durchreise das Städtchen berühren und in weniger als einer Stunde ein-treffen. Selbst verständlich muß der Herr Rath bei dek Begriißnng zugegen sein und zwar in der «Unisorm, die er zur Zeit des verstorbenen Fürsten bei feierli chen Gelegenheit-en gar oft getragen. Mit einer Art sWemuth hat er sie vor 15 Jahren bei seiner Uebersiedeluna in das Waldstädtchen zuk letzten Ruhe in ihre Kiste gelegt. Nun sollsie noch einmal auserstehen. Wie er sich aber umkleidet, findet er trotz ängstlichen Suchens den Hut nicht. Seine Haus hälterin -— eine vKlatscdbase — ist, wenn man sie braucht, nie da. Angst und Aufregung ergreifen ihn. Plötz lich jedoch Zeigt sich ein rettender Aus weg. Der Bürgermeister mufe ihm sei nen alten llniforms-rdut borgen — mager passen oder nicht. Er trifft dag- rTtadtoberhaupt noch eben in vol ler Gala zu Hause und fährt mit des-— sen zweiter Hutaarnitur in der Hand erleichtert zum Babnhof. Freilich darf er den geborgten Hut nicht aussetzen, da er ihm in der That nicht paßt; aber in Gegenwart des Fürsten dient ja auch ein Hut nicht als »Kopsbedeck ung«, wie er schmunzelnd benierlt.—— Bald ist dag Stiel erreicht, und nicht lange danach Iiiust der Zug ein, dem der Fürst und sein geringes Gesolae entsteiaen. Die Durchlaucht ist ein noch ziemlich junger Mann, der aus Etiiette wenig Gewicht leat. Freund lich begrüßt er die ihn Erwartenden — den alten Beamte-n aus seines Va ters Zeit besonders-« herzlich. Er staat ihn nach mancherlei Dingen aus ver aanaenen Jabrem und die inne Be artifmnn wird so au einem längeren Gespräch Dabei bittet er incan des herrschenden Windes den ehrfurchts voll vor ihm Stehenden wiederholt· sich zu bedecken. Beinahe ängstlich lehnt jedoch der Rath ab, was der iunge Fürst siir übertriebene Beschei denbeit hätt und endlich, kurz ent schlossen, dem alten Herrn ohne weite res feinen Dreispitz aus der Hand « nimmt --—— ehe der Ueberraschte es hindern kann, steht er mit bedecktem Haupte vor seinem Landeshcrrn so daß vom Gesicht nichts mehr zu sehen ist.