Trente et Quarante.· Novellette von Käte Linz. Der alte Gras Westrup nimmt aus der hand seines langjährigen Päch ters und Freundes wiederum ein brennendes Streichholz entgegen, um einen lehten Versuch zu machen, seine hollänber in Brand zu seyen. Es gelingt ihm aber auch diesmal nur vorübergehend Der Amtsrath Pfennigdal, der treue Beamte, ohne den sicherlich die Gitter des Grasen genau so wenig bringen würden, wie das dritte, dessen Bewirthschastung er bis jetzt allein leitete, machte fein bsissigstes Gesicht: »Den Graf haben vom 1. April ab dem Jungen, Jhr drittes Schmer zenstind, Jhr Muhenbach verpachtet2« »Das habe ich allerdings, denn ich habe wirthschastlich großes Vertrauen zu ihm. Er ist esundes, frisches Uollblut — aber wir kennen ihn doch. Die Kandarh Pseunigdal, die Kan dare thut ihm manchmal noth.« «Darum heirathet er ja eben, lieber Gras!« ,,Lassen Sie doch die Wiyr. Wenn er ein Mädchen von siinfundzwanzig genommen hätte, wär’s mir recht ge wesen, obschon ich ganz gut ohne die Ehe ausgelommen bin. Aber achtzehn, sagten Sie . . . achtzehn . . . ’s ist rein zum tollwerden.« »Sie sollten sie doch erst kennen ler nen, bevor Sie Radau schlagen.« »Ach was. Jeh lenne schon genug von der Sorte. Ganz dünne Taille, einen sorgsam toupirten Haarschopf und ein zuckersiißes Lächeln, das im Gange zu halten alljährlich ein paar braune Lappen kostet· Trotzdem aber von Kandare und ein bißchen Heler als Gegendienst leine Rede.« »Die Magda Neingarten ist gerade das Gegentheil von allem, was Sie da malen,'« sagt Pfennigdal nunmehr ernstlich böse. Der Graf knurrt etwas Unver ständliches. »sehr richtig, vereyrrer Gras »Zum Kuckuck, es ist richtig. Als Nummer eins wird die Dummheit mit der Ehe ausgeheckt und hinterher so sort die Eselei mit der Hochzeitsreise . . . Ausgerechnet nach Monte Carlo — ich denke, ich soll den Schlag trie gen. als mir Jhre Frau das vorher erzählt Alter Klutenpädder, sind Sie denn ganz von Gott verlassen, daß Sie das zugeben? Soll sich der Junge in der insamen Spielhölle durchaus unglücklich machen?« »Hal» ich denn das Geringste über meinen Einzigen zu bestimmen? Jm iibrigen wollten Sie doch selbst, zwi schen beendigtem Mistsahren und noch. nicht begonnener Frühjahrsbestellung nach Monte Carlo ——— oder hätte ich« das bloß geträumt?« l Der Gras wird verlegen. » «Borliiusig ist die Geschichte noch! ganz unbestimmt. Aber Jhr Fritz . . . ; m. ich dächte! Und wenn ich schon spiele, na, ich dächte . . .'« If Il- sit Die mächtige Fliesenstraße vor dem Kasino in Monte Carlo, das mit sei ner Domwöibung und seinen zierli-. chen Thürmen hoheitsvoll über diel Palmwedel hinaus auf das tiesblauei Meer schaut, wandelt ein verliebte-H Pärchen, eng aneinander geschmiegt auf und nieder. »Wie blau!« flüstert die junge mädchenhaste Frau. »Sieh nur, Fritz, der ganze Himmel liegt im Wasser mit seiner Sonne und Wärme.« Iris stimmt begeistert in die Be wunderung seiner jungen Gattin ein. »Ja, tiesblau, Magda·« ——— Sie wandern stumm Seite an Seite wei ter. Eine tleine Pause gleitet durch das Palmengeflüster. Das junge Ehepaar PseunigdaL das hier trotz des Grasen Westrups Schellen, der nicht mal zur hochzeit erschienen war, die Fütter wachen verleben will, sieht sich ernst hast an. »Mit . . .« «Magda!« Derselbe Wunsch in beiden Gesich tern, aber auch sofortige Opposition dagegen von der weiblichen Seite. »Nein, Frisch wir wollen uns die Geschichte erst lieber gar nicht anse hen.« »Aber, Kind, darin liegt doch nicht die geringste Gesahr.« »Ach, Du« beim Ansehen bleibt’s dann ja doch nicht.« «Wenn ich es Dir aber verspreche, Magdal« Sie überlegt einen Augenblick. »Na, dann meinetwegen, FritzeU Eine Viertelstunde später giebt der Sicherheitsbeamte Iris Psennigdals Paß und Mang Bisttentarte den Eigenthümer-n mit einem beseiediglen Blick aus ihre elegante Aussenseite, unter gewöhrendem Kopsnicken zurück. Sie sind damit in aller Form in den cirele des etrangers aufgenommen. Mit verhaltenem Atdem staunen sie die msrchenhaste herrlichleit an. - Sie durchqueren mit heißen Wan gen den mittleren Saal und rasten endlich an dem sür »Trente et Qua rante«. seitens Hände sind siebrig. »Wenn man es doch einmal ver suchte, Ma da.« .Older eint« —- Jhr Einwand W lltngt aber nur ganz schwach. Eine Dame in grünem hut und Seiden tleid aus längst verrauschter Saison hat soeben sechsmal hintereinander gewonnen. Sie ist außer sich vor Freude und giebt dem Irnsten Mann an ihrer Seite einen schallenden Kuß Dann verlassen sie von dem Lächeln der Nächststehenden begleitet, die Stätte ihres Erfolges. Ihre Blicke begegnen sich in bitten der Frage »Weißt Du, Magda, wir versuchen es doch.« Sie jauchzte Zustimmung ,,Vorausgesetzt, daß Du meine Vor schläge annimlnst, Fritzel Du gehst zum Roulette, ich bleibe hier« und das Reisegeld wird getheilt in Verwah rung genommen. Jetzt ist es 4 Uhr. ums treffen wir uns an der zweiten Säule im Vorsaal, willst Du?« Fritz überreicht ihr gehorsam 600 Franks und verspricht ihr Pünttlich leit. Dann trennen sie sich mit tur Gern Händedruck —- —-— —- das erste al in ihrer jungen Ehe. Frau Mag-das junges Gesicht strahlt vor Wonne. Seide rauscht um sie her, Brillanten blitzen, Wangen ,gliihen, und sie schiebt heimlich eine Band voll Gold nach der andern in I s ihre Tasche. Gegenüber versolgt ein magerer, todtenblasser Mensch ihre Bewegungen mit starren Augen. Magda schaudert zusammen· Sie tvill zu ihm eilen und seine Hand mit Gold füllen. Aber als sie sich müh sam durch die Hintenslehenden ge drängt het, ist er nicht mehr da. Der Selbstmörderfriedhof an der Welt: grenze des kleinen Staates ersteht vor ihren Augen... Mit einem Schlage wird sie lühl und ruhig Der Rau« ’ ist verflogen ein Gelübde glänzt ins s ihren Augen. ,,Nach diesem wird fiel s nie wieder ihr Glück am griinen Tisch» l versuchen, beide nicht mehr « L Als III qlllullsgkcsh ILUHT sic u' II ; einer Marmorbanl an der oornehnien,j großen Mittelthiir auf einen alten them, dek ieisc vok sich hin schimpft I »Der verdammte Sshstemvrofeffor ;neben mir ist schuld daran. Ich alter ; Esel ————· ich lönnt’ heulen -— — Hheulen lönnt’ ich.« — Magda beobachtet ihn amiisirt. Wer ’sein Ungliick so trägt, der stirbt we nigstens nicht daran· · »Was sehn Sie mich so an, hn1—— haben wohl noch niemals außer mir ’nen Menschen aessehen —- hni?« «Wenigfteiis leinen, dessen Gesichts ausdrucl so zwischen Lustigieit und Trauer schwankt wie der Jhre,« ant wortet sie fchlagsertia. Der Kavalier in ihm regt fich. »Ach so —- Sie können Deutsch verzeihen Sie.« Sie wird einen hellen Tropfen auf feiner weißen Schnau bartspisze ewabr. Eine Thriine. Also geht ihm Verlust doch näher, als es den Anschein hat. Jm Nu ist sie ernsthaft Ihre eigene Glückseligkeit wein-It tie förmlich zum Trocknen der Thränen. »wenn ich Ihnen helfen dürfte,« sagt sie bittend, »ich thu’ esschrealicki gern. So wie Sie habe ich mir mei nen Vater dargestellt, auf den ich mich gar nicht mehr besinnen konn. Er lauben Sie es mir doch, bitte, bitte.« ————— Er sieht sie scharf an. »Sie wissen aber doch gar nicht, was ich fiir ein Mensch bin.« — »Das thut nichts. Göiinen Sie mir die Freude, ja?« ,,Hören Sie mal, Sie sind sehr ei qenartig beanlaat, oder soielenSie mir etwa ein bischen Komödie vor?« »Nein,« sagte sie mit ihrem treuen, ehrlichen Blick »Na, dann meinetwegen Können Sie 150Francs leihen? Hier ist meine Karte, wiederirieaen thun Sieg be stimmt. — Blos augenblicklich ist alles bin.«« Er stohnt ein paar Mal tief auf. »«Und vor morgen kann mein Banliei inir nichts drahten.« —Mit stolzem Lächeln reicht sie ihm —.:d sGeld ent gegen. Cis-mu- sSu sb» micki Ren Mund halten«-« fragt er mißtranisch »Hier ist meine hand, ich werde ge aen Jedermann ichweigen,«' sagt sie feierlich und steckt die noch nicht ange sehene Karte in ihr Ziertäschchen »Danie, nun noch Ihren Namen nnd Ihre Adresse, damit die Sache in Ordnung kommt-« »Oh,« macht sie hastig, »ich bin noch lange hier und wohne in der Van »Verer-:tli am Meer«, aber wenn es Jhnen angenehmer ist, ich heiße Magda Pfenniqdal.« Sie steht an der zweiten Säule des; Voriaals und wundert sich abwech felnd über das Ausbleiben ihres Gat ten und den Zufall. Auf der erhalte nen Karte steht ein Name, der ihr längst nicht mehr unbekannt ist. Egon, Gmf Wette-up, Ritter pp. Als sie sich nahezu eine Stunde ge wundert hat, kommt endlich ihr Fritz. Sie wird beinah’ to blaß wie er selbst, als sie ihn ansieht. »Fritzel, um Gottestvillen was hast Du denntsp —- »Die Luft war drin nen unerträglich Ich will mich nur hier ein bischen erholen, ich muß qleich wieder hinein.« Sie sieht den todthlassen Menschen beim ,,Ttente et Quarente« wieder vor sich. Ein schneller Entschluß ge winnt in ihr Leben. »Du hatt verloren, wieviel?« Er stöhnt auf. «Ulles! Du mußt mir noch ein vaar Hundert Francs leihen.« — Sie senkt das Gesicht auf die Hände und thut, ais oh sie weint. »Ich hab« auch verloren . .. 300« Fraan . . . wir milssen abreiien . . . sofort. Wie gut, dass wir das Billet haben. Zu der hotelrechnung reicht’s. Und sür 14 Tage in irgend einem tleinen Nest der Heimath auch noch. Das müssen wir nämlich, damit sie uns zu Hause nicht auslachen.« Muhenbach hat sich für die heim lehr-enden sehr sein gemacht. Tannen guirlanden mit rothen Papier-tosen wehen im Wind und der Dorflehrer singt mit der ersten Klasse ein Will lommenslied Sie sind so lange iiber diesen Empfang erstaunt, bis der junge Volontär erzählt, daß der Gras das alles so schriftlich angeordnet habe. Frau Magda lächelt und flü stert ihrem Fritz in’s Ohr: »Du, jetzt stommt die zweite Ueber raschung. Jch habe gar nichts verlo ren. —- Ganze 5000 Francs Kriegs-» deute bring« ich mit heim.« i Er tann das Unglaubliche nicht so schnell fassen. »Ja welchem Zweck hast Du dann aber die Komödie mit der schleimigenl Abreise in Szene gesetzt?« Da erzählte sie ibm von dem blas sen, verzweselten Menschen, und daß» man nicht wissen konnte, wie es ge-! worden wäre, wenn sie die Sache nicht » so gemacht hätte. Das verstand Fritz vorläufig noch nicht so ganz. Aber immerhin doch viel besser, als den nachträglichen Gratulationsbrief des Grasen West ruv, dessen letzter Passus lautete: »Jhre liebe Frau besuche ich näch stens. Wir haben nämlich beide ein kleines Geschäft mit einander abzu wickelm das Sie gar nichts angeht. Bestellen Sie heute nur nieinen hoch achtungsvollen Gruß, daß ich von der gerühmten »Trente et Quarante« ge nug hätte und hinfort nur noch aus die »achtzehn« schwöre.« Die Erklärung dieser räthselhasten Worte ist Fritz Pfennigdal erst ge worden, als Graf Westrup ein Jahr später seinen Erstgeborenen aus der Taufe hob. Das Veilchenparsitm. Hunioreåke von Julius Knopf. Vier Jahre bereits war Lina Mar iens in dem Kommissiontzaeschäft des Herrn Max Schröder thätig. Sie führte außer der deutschen noch die sranqösische und englische Korrespon denz und hatte sich durch Fleiß und Gewissenhaftigkeit das Vertrauen ihres Cshefs erworben. Aber auch mit seinem Wohlwollen beehrte er sie, denn Lina war ein entziietendes Mäd chen, schlank gewachsen, hübsch, von frischer Gesichtsfarbe, gesälligen Ma nieren und araziöser Haltung — und Max Schröder war ein unverheira theter Mann von viernnbdreißig Jahren. Zwar wollte er sich nicht einge stehen, daß das hübsche Mädchen sei-: neni Herzen näher stand, als es fiir seine Seelenriche heilsam war, aber just in den letzten Monaten war die Flamme in ihm immer machtooller emporaelodert. Gewaltsam suchte Schröder seine Leidenschaft zu er sticken, denn so stark die Schönheit der jungen Dame auf ihn einwirtte, so schwach war es um ihr Vermögen bestellt· Sie stand mutterseelenallein auf der Welt und ernährte sich von dem, was sie mit ihrem Fleiß erwarb. Und wenn Herr Schröder auch selbst über ein schönes Kapital oerfiigte, so konnte er sich, als guter Rechner, doch nicht recht mit dein Gedanken befreun den, ein Mädchen, das so gar keine Mitaift besaß, heimzuführen Herr Schröder beeilte sich auch gar nicht, zu einem fest-en Entschlusse zu tommen, die schöne Lina entweder für’5 Leben an sich zu fesseln oder zu verzichten, den-n er hatte ja das Vergnügen, sie täglich von 9 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends unter Abzug der zwei Stunden Mittags zeit, um sich zu sehen. So wäre sdieser Dämnierzustand vielleicht dauernd geworden, wenn ihn nicht ein unbedeutendes. aber ihm höchst wichtig erscheinen-des Ereigniß Zug seiner Gemüthsruhe aufgescheucht a e. Seit einigen Monaten war ein neuer junger Mann, Herr Richard Felden, als Expedient bei ihm ein getreten. Ein patentes Kerlchen, fesch und sckmeidig und nach der neuesten Mode gekleidet. Der Herr versah wohl seine Arbeiten zu Schröderg Zufrieden-heit, erregte aber trotzdem fein stärksteö Mißfallen, denn er hatte die Keckheit, sich geflissentlich un Lina zu bemühen. Und das Unanges nehmste —- sie schien seine Huldiaun aen gerne entgegenzunehmem lachte über seine Scherze und dankte fiir die kleinen Handreichungen, die er ihr ritterlich im Laufe des Tages erwies· Die zehrende, bohrende Eifersucht packte Herrn Schröder. Seine gute Laune, die ihn all die Jahre bin-durch nie verlassen hatte, war plötzlich da vonaeflogen, aus dem freundlichen Cbef wurde ein zäntiscber Nörgler. Mit Erstaunen und mit Grauen be mertte das Personal diesen Um schwung. Sebpn begann es au gäbren die Angestellten des Hauses Mut Schritt-er steckten die Köpfe zusammen zifchelten und titschelten und snrachen von Solidarität und Kiindianna Mir die unschuldiaplirlseberin aber dieser Leiden, Lina Mariens, wollte nichts davon hören. Die Spannung batte einen beben Grad erreicht, und in lani es dsnn eines Tages zur Katastrophe. Das W war an dem Tage, da Lina in ihr zwanzigsteö Lebensjahr eintrat. Die Kollegen hatten ihr gratulirt » und Blumen gestistet, ja Herr Felden hatte sich sogar zu einem Flacon jVeilchenOarsiim aufgeschwungen, das sLina dankend annahm. Sie fand jnichts Schlimmes daran, sich von einem guten Kameraden eine kleine Aufmerksamkeit erweisen zu lassen und tut-sie sich flugs einige Tropfen auf Kleid und Gesicht. Von seinem Privatkontor ans war Schröder ungesehen Zeuge diese5’ Vorsalls geworden. Er raste vors Eifersucht sein klarer Verstand ver ließ ihn, in seinem Kopf bohrte nur immer der eine Gedanke: Sie ist eine Kotette——ist eine Koiettel Hat sich von einem jungen Mann Parfüm schenken lassen. l l Ohne sich von feinem Thun Rechen- s schaft zu gehen, rief er plötzlich mit scharfer Stimme: Fräulein Mar tens!« Das junge Mädchen trat mit sreundlichemGesicht ins Privatkontor. »Sie wünschen, Herr Schröder?« »Er überlegte. Wenn er nur gewußt hätte, was er wollte. Da fing seine Nase einen scharfen Geruch aus Ach j,a richtig — das verwünschte Par füm! »Wonach duften Sie denn so dene trant?'« fragte er spitz. ,,Soeben hat mir Herr Mlden ein Flacon zum Geburtstag verehrt; es ist ein sehr seines Patfiim.« »Daß sie sich über das Geschenk noch zu steilen schien, raubte dem Chef den lläglichen Rest an Besinnung. »Und ich finde es sehr unfein,« zeterte er, »daß Sie von einem Herrn Parfiim als Ue schenk annehmen « Fräulein Lina errdthete vor ,orn »Herr Schröder, meine geschäftliche Thätigkeit unterliegt Jshrer Kritik, nicht aber mein Privatleben.« »Richtig!« erwiderte Sci)röder. »Wenn ich aber etwas Unschickliches in Ihrem Privatleben bemerke, so werden Sie mir schon gestatten mits ien, Sie darauf aufmerksam zu mas chen.« Fräulein Lina’s Empfindlichteit war in höchstem Grade verletzt. Jhr ein unziemendes Wesen vorzuwerfenl Sie hatte sich ihr ganzes Leben lang untadelig geführt, und nun sprach man so zu ihr! Das konnte sie sich nicht bieten, durfte sie sich nicht gefal len lassen! Jshre zarte Gestalt reckte sich, die Augen funkelten, die Stimme zitterte vor Zokn, als sie erwiderte: Ihre Beleidigungen, Herr Schröder, weise ich energisch zurück. Sie treffen mich umso weniger, als ich mir nichts vorzuwersen habe. Meine Lebensfüh rung ist unantastbar, mein Ruf ist mir heilig.« »Nun, wenn er Ihnen so heilig is, rief Schröder erbittert, ,,weshalb neh mne Sie dann Parfsüm zum Ge schenk?« »Das Parftitm das mir ein lie benswürdiger Kollege schenkt, hat nichts mit meinem auten Namen zu thunl« »Seht viel hat’s damit zu thun, mein Fräulein! Eine Dame, die von einem fremden Herrn Geschenke ans nimmt ——« »Ach, das ist albern!« Verärgert hatte sie ihn unterbrochen —- das Wort war ihr über die Lippen geflo gen. Nun war die Beleidigung ge schelten Herr Schröder war im ersten Au genblick starr, dann besann er sich auf seine Würde als Chef und sagte liihl nnd gemessen: »Mein Fräulein, Sie haben mich beschimpst —Sie sind ent lassen. Auf der Stelle entlassen. Von diesem Moment an sind wir geschie dene Leute.« « kl.k ... ,»S-— !s.-.- LI« ’-cluu Wut txqu HUUULUUH Wu. aus gen schimmerten feucht, aber sie biß diesähne zusammen, sagte kein Wort mehr, ging an ihr Pult, verabschie dete sich von den erstaunten und theil nehmenden Kollegen und verließ die Stätte ihrer vierjährigen Thätigteit. Ihr Gehalt bis zum fünfzehnten Mai steckte sie ein, behielt sich aber alles Weitere vor. Dieses wichtige Ereigniß im Haufe Max Schröder hatte sich am fünf zehnten Tage des Wonnemondes zu getragen. Doch dem jungen Chef war durchaus nicht wonnevoll zu Muthe. Er hatte gehofft, daß Fräulein Mar iens reuig zurückkehren würde. und dann wollte er ihr nicht nur huld vollst verzeihen, sondern sich ihr auch erklären und sie bitten, mit ihm ver eint durch’s Leb-en zu gehen: aber Lina war stsolz und halsstarrig —— sie kam nicht. Und er, als Mann und Prinzipal, er konnte doch nicht den ersten Schritt thun und sie womöglich noch um Entschuldigung bitten —- o nein, das ging nicht, hätte ihn ein fttr allemal um seine Autorität ge bracht. ———--—-—-·— Gleichmäßig pendelten die Tage dahin; aber seltsam, während Herrn Schröder früher die Zeit im Drange der Geschäfte nur so dahinflog, ta tnen ihm ietzt die Stunden öde und langweilig vor, wollte der Zeiger der Gefchäftsuhr gar nicht vom Fleäe rücken. Allmählich gestand er sichs immer rückhaltloser ein, daß Lina ihm doch sehr, sehr fehle, und schon erwoa er, ihr eihnen reuigen Brief zu schreiben. Da erhielt er eine Vorlasdung vor das Gewerbegericht. Fräulein Lan Mar tens verklagte ihn auf Zahlung des Gehalts vom fünfzehnten Mai bis zum ersten Juli. da sie die Entlas sung ohne Jnnehaltung ver gesetz W lsmäßig-n Kündigungsfrist nicht für - rechtmäßig hielt. Max Schröder war empört. Das hatteer nicht gedacht. »Sie lhatte ihn, den Cshef,« beleidigt, hatte ihn albern genannt — wsar es da nicht sein gutes Recht, fre auf der Stelle zu entlassen? Den Gerichtshof wollte er kennen ler nen, der zu Gunsten dieser keckenDame entscheiden würdet Na, da hörte ja sdie Weltgeschichte aus! O,«er wollte dem Gericht schon klar machen, wie impertinent das Fräulein gegen ihn aufgetreten! Geld her-auszahlen sollte er ihr? Nein, Geld zugeben müßte sie ihm noch für den Augen den sie ihm bereitet, und die Sehnsucht, die dumme, thörichte... Ach mast Der Tag der Verhandlung war ge kommen. Schrödek fühlte eine bestem Inende Unruhe, die sich bis zur Un sicherheit steigerte, nun er ihr vor dem Gewerbeaericht acaeniiberstano. Lina hatte nur ein einfaches schwarzes Kleid angezogen, aber sie sah ent zückend darin aus. Und als sie ihn nun gar mit ihren großen blauen Au gen anblictte—ein wenig wehmüthig, wie ihm schien— , da wäre er ihr am liebsten zu Füßen gefallen und hätte ihr gesagt: »Lina, verzeihen Sie mir!« Aber das ging nicht gut an. Jn Anbetracht der Würde des Gericht-J wäre es ihm womöglich als grober Unfug angerechnet worden. Man trat in die Verhandlung ein Lina wurde vom Vorsitzenden auf gefordert, den Hergang zu erzählen Sie that es erst stockend, dann mit; fließendem Vortrag. s Der Richter schüttelte den Kopr Verwundert wandte er sich an «Schrö der. »Sie haben der Dame einen Vor wurf daraus gemacht, daß sie von einem Kollegen eine Flasche Parfüm( angenommen · hat ?« »I- 8.2 ».!.k..l. txt-lass »Ju, Iscll Ist-U UuD luujx see-Fut arollte der Gesragte. ,,D(1riiber kann man verschiedener Ansicht sein« sagte der Richter ab-! weisend. ,,;5edensalls war es von Ih nen nicht angemessen, die sung- Dame darüber in solcher Weise zur Rede zu ftellcn.« »Aber es paßte mir nichts« platzte Schröder heraus, »ich wollte nicht,« daß sie Geschenke von einem Herrn annimmt « « Dem Richter tam das Gebahren des Mannes immer sonderbarer »vor« »Ja, mein UHerr« meinte er, »was geht denn Sie das an! Sie sind doch nur der Chef und nicht der Bräuti aarn der Dame.« s Herrn Schröder wurde schwitl zu Muthe. Das fehlte auch noch, daß Lan einen Bräutigam hatte! Aber so leicht wollte er doch nicht klein bei geben, erst dießes den letzten Trunin ausspielen. »Ich bitte sehr « sprach er mit wuchtiaer Stimme, ,aussch-lagge bend ist schließlich nur das Faktnm, die Beleidigung! Fräulein Martens bat mir das qeschmackvolle Attribut ,,albern« an den Kon geworfenK »Ich that es in der Erreguna,« entschuldigte sich L-ina, »ich bedanke lebhaft, daß ich mich hinreißen ließ « »Na, sehen Sie, Herr Schröder,« fiel derRichter vermittelnd ein, »die Dame bat es nicht soböse gemeint. Jch schlage Ihnen vor, sich mit ihr zu einigen und gebe Ihnen eine Winkel stunde Zeit.« Die Parteien zogen sich zurück, nnd Herr Schriider sprach lange und ein dringlich auf Lina Mariens ein. Als die Viertelstunde verflossen war, traten die beiden wieder vor den Richtertisch »Nun, haben Sie sich geeinigt?« fragte der Vorsißende »Ja « erwiderte die Klägerin ,Jch ziehe die Klaae zurück. « Der Richter schnellte verblüfft von seinem Stuhl empor »Was soll das heißen?« »Es soll heißen,« nahm stattLinas Herr Schröder das Wort, ,,es soll beißen, daß ich mich mit Fräulein Mariens soeben verlobt habes« Und anstatt das Urtheil zu fällen, sprach der Gerichtshof seinen Glück wunsch aus. » W Wurst wider Wurst. Franz »Ihr Schatz ist ein gan hiibschet Mensch, Käthi!« Köchin: »Ja. j-,a gnii Frau-der antidige Herr istaber auch net uliell Aus der Schule. »Wie viele Weise kennst Dir-« -.Elf!« »Und die wären?« »Die sieben Weisen Griechenlands die drei Weisen ans dem Morgen lande, und Sie, Herr Lehreri« Kleine-I Mißverständnis-. Madame Czum siellesuchendeu Dienstmädchen): »..Daß Sie isein Verhältniß haben, daaeaen will ich nichts sagen; die Hauptsache ist das Sie ehrlich sind!« Dienstmiidchem »Alle, Madain!'« Zu früh. » Jshre rathe Nase erweckt in wir schwere Bedenken, ob ich stink »2neine Tochter anvertrauen darf!'« « »Herr Kominerzienrsath haben doch selbst eine rothe Nase!« ,.Allerdings!.«J-ch habe sie aber erst bekommen, als ichs machet » konnte!«« Gutmüthig. Bauer tzum andern): »Du,Sand dauer, Hast’s gehört, der Miche! hat Dich schon dreimal einen Ochsen ge nannt, und das läßt Du Dir gefal len?« Sandbauer. »Ich merd’ mich doch nicht mit dem rechthaberiichen Kerl Z,erumsireiten!« »Enfqnt terrihle«. « Tsante: »Aber Karlchen, warum schaust Du mich denn so anZ!'« · Karl: »Sage, Taute, aber inWahr heit; gehörst Du auch dem schönen Ge schlechte an?!« Sehr wahr-. « »Glauben Sie mir, die Weit ist« nndankbar.« »Das weiß ich am besten, was ich auch immer schaffe, es wird nur mit Füßen getreten!« ,So, was sinsd Sie denn?«s ,,Sch.uhinacher!« 15 Doppelte-i Unglück. -. · »Deine junge Frau soll ia eine sehr eifrige Klavierspielerin sein?« By »Gewiß, aber trotzdem läßt sie sich doch nicht davon abhalten, seid-it zu iochen.« As Ia ja —— ein Ungliiki komm! selten allein!« Vater nnd Sohn. »Warum nimmst di denn.alie2veil so z’samrnen, SchorichL daß d' net niit’m Geer tollidirft?" »Ja, weißt, inei Vata sitzt schon und all’ zwoa san ina net z entbeh ren z Hat-BL« Kein reiner That-. Sie: »Es wird mir täglich klarer, daß Du mich wegen meines Geldes geheirrathet hast« »Das sollte Dir eigentlich eine Befriedigung sein« Sie: ,,Gar auch noch, wieio benac« Er: »Nun, weil Du jetzt einzieiehui keginnst, daß ich doch kein fo großer Dummtopf war, als Du damals q» glaubt haben mußt " Gerade passend Vermietherim »Ich hätte wohl eilte Stelle fiir Sie: ich mache Sie aber daran aufmerifain, daß die Leut sehr nervös sind. Se malt und er tomvonirt.« Köchin: »Bei trifft sich ja jut —ick dichte.« « —- ? Alte Bekannte-. Haber: »Jesseg·. Herr G’vaiier,ith kriegen S’ schon die siebente Musik-» Fürchten S’ Jchna denn-nich das zehn na bei deni Trinken »was Aschiehk?« Kiral: »O na, habn S’ ta Sorg, dög Bierl thut mir nix—dös terms mi scho!« Eine gute Partien ÆL Il: »dem Jote Frau denn such Aussteuer, als Sie heitathctcv?' B.: »Fa. im brauchte ihr drei Wochen lang nichts zu taufen.«