Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 27, 1908, Sweiter Theil., Image 10

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Das Hundertftanensxück s?
Usstuvouzf t. H
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OOOOOWQOPNWQMOWQOWMQMMQZ
. (4. FortfetzungJ
Oermann Otlendorf stand sekun
denlang in starrem Schweigen vor
ihr. Es schien, daß er einer gewissen
t bediirie, um den Sinn ihrer
tie völlig zu erfassen. Dann aber
kroch er in ein schneidendes Gelächter
III und fuhr sich in das dichte Haar.
s ich daran auch nicht früher ge
bade, ich Dumrnippf! —- Der
» Konsul also! Der reiche Herr
stei! I freilich, nun verstehe
Oh alles! r ein paar Millionen
is Ueanichqle zu werfen hat, muß
sit einem armen Teufel meines
Moses allerdings leicht fertig
her-den· Aber Sie haben aanz recht:
Ums solchen Umständen darf ich al
ans nicht länger hier verweilen.
c- rn chie ein Unglück geben« wenn
is in diesem Auaenhlicle mit meinem
s nnten Onkel zusammenträfe,
ich darkja nicht vergessen, daß er
sit Wohlthaten erwiesen hat, der
edle, großherzige HerrKonsulE Fürch
ten Sie also nichts-, mein Fräulein!
— werde ihn nicht durch meinen An
ick beunruhigen, heute so wenig. als
irgend einer späteren Zeit, denn
» will verdammt sein, wenn ich mei
M Fuß jemals wieder Liber die
Schikelle seines verhaßten Hauses
Er itiirzte zur Thür. "
» Mit einem stehenden Wort suchte
Mrgatethe ihn noch zurückzuhalten
Æ Sie nur Vernunft annehmen,
mwSie nur Gerechtigteit widerfah
ren lassen wollten« Hermann!«
»Bei-umst? Gerechtigkeit?« rief er,
isten auf der Schwelle stehend, zu
. »Was find das siir lächerliche.
Unsinnieke Worte! Für mich giebt es
t nichts dergleichen aus der Welt.
okten Sie wissen, was Sie aus mir
gemnckzt haben? Einen Verlorenen
Irr-Bd einen Verzweifelten haben Sie
Irr-Miit gemacht mit Ihrem falschen
Spiel. Daß ich ein Narr wäre, noch
Sieger leeren Phantpmen nachzuja
! Ein Sprunq in den Morast der
igen Sünde. da, wo er am tiefsten
is, und dann eine Kugel vor den
Kopf-— das ist meine Zukunft, die ich
Ihnen Fu verdanken habe. Vielleicht
trägt es dazu bei, Ihr Glück zu er
hshern wenn Sie sich künftig im Be
hagen Jhres Uebetflusses manchmal
ais diese Stunde erinnern!«
»Mein Gott!« rief sie entsetzt.
Aber er hörteiie nicht mehr, denn
ich-on war die Thiir hinter ihm »inne
ssallen. und eine halbe Minute später
ist-sie ihn durch den Garten davon
seist-kam
6.
Es war in der dritten Woche nach
der Abreise des Konsulg da wurden
in der Van Brüning eines Morgens
gleichzeitig zwei Telegramme abgege
.Das eine war an Frau Lorens
abresiirt während das andere Mar
greiheng Namen trug. Nach ihrer
wobnbeit, sich über alle wichtigeren
Vorkommnisse ihres Lebens sogleich
mit dem Ehepaar Hacker auszuspre
chen, begab sich die Hausbäiterin, so
bald sie die Depesche gelesen, in die
Untier-finde und gab mit einer »Am-is
sen Wchitiqkeii Kunde von der Mit
tbeilung, die der Herr Konful ihr Da
gemacht hatte.
»Er muß irgendwo einen guten Ge
iegenheitskouf gemacht baden,« sagt
fte,«denn er telegraphirt, daß ich vie
demnächst eintreffende Weintine einst
len in den Betteller stellen soll
Das ist auch so eine von seinen Wun
derlichkeiten. daß er gar nicht genug
M dem Fug ausstaveln kann. Ich
möchte nur wissen, siir wen. Gesell
schaften hat er in den leisten Jahren
s keine mer gegeben, und e: selbst
i Mittags und Abend-S nur einen
Dichten MoseL Wenn ich hinunter
ksmne in den Keller, und die endlosen
« Maschenreihen sehe, thut mir’s immer
It der Seele weh um all das schöne
M. das da zwecklos verthan ist«
»Nichts siir unant, verehrte Frau
Wzs wider-sprach der Pförtner in
» seist-r höflichen Weise. »Aber da ur
— Theilen Sie doch vielleicht nicht gan
- sit dem richtigen Verstande. Inso
setn ais nämlich gute Weine irnmei
W werden je langer daß sie ir
ehe-r richtigen iemperirten Keller lie
ssen. sei meinem seligen Grasen ——·
« Eber Frau Lorenz liebte es nicht
» - bekehren zu lassen. »Ihr selig-:
muß eben nach allem, was Si
bon ihm erzäbtt haben. ein rich
Narr gewesen sein. Den tönnes
, doch nicht mit unserem Dem
knis- vertzieichen Aber vielleich
tsied War Frau künftig dasii
bei bie thearen Weine nich
sz . sehe schon im Geiste
M they se rein Leben fein wird
Widersinns-deckst Wir dre
MIC- fteiiich nichts mehr davoi
Denn bereits daß sie uns as
Inn sodnid sie Unter de
«Umc Terenz- wer wir-i was
sitze-. Jedes Ding hat ein
ZEISS-skiz« »
-M leben un
Mwnänenw
Es ist ein quier Posten, den ich hier
habe, aber das Leben ist eine Wan
derschast, und der Mensch bat aus
Erden teine bleibende Stätte.«
»Sie reden heute wieder wie ’n
Buch, Oacieri Aber das ist doch alles
Geschwäni Soll man sich vielleicht
nicht darüber ärgern, wenn eine her
gelaufene Person, von der kein-Mensch
war Genaue-?- weiß, einen Mann wie
unseren Konsul in ihre Netze ein
iiingti Ei ist geradezu ein Stunde-L
wie blind und taub die Männer sind,
sobald ihnen ein hübsches Lärvchen
den Kopf verdreht bat! Sie wird ihm
natiirlich weisgernachi haben, daß sie
bis zum Sterben in ihn verliebt wäre
—- daß ich nicht lache! Ohne seine
Millionen würde sie keinen Finger
nach ihm ausgestreckt haben —- das
weiß ich besser. Ja, wenn er in der
Haut seines Reisen steckte! So ein
junger slotter Kerl wiire eher etwa-«
nach ihrem Geschmack gewesen. Das
war ein Biickewersen und Lächeln und
Kotettiren, wenn der Verwaan Otten
Dars hier irn Hause war! Und wenn sie
erst FrauKonsul sein wird, wer weiß.
was siir angenehme Uebernschunaen
unser Herr Brünnina dann noch er
leben lann.« « »
Hader schüttelte in leiser Mist-illi
guna den Kopf. »Nichts für ungut.
meine weribe Frau Loren3, aber man
sollte nicht gleich das Schlimmste den
ken. Ich habe ja das Fräulein Und
den Herrn Ollendors auch manch-unt
beisammen aesebem solches aber. wie
Sie vermuthen, habe ich niemals-Z be
merkt.«
Die Hausbiilterin lachte ironisch.
»Na, Sie wären auch gerade der
Rechte, um einer so Feinen hinter ibre
Schliche zu kommen! Für Sie giebt«ö
doch blos lauter Enael in der Welt.
Und ich seh-s ja alle Tage, wie Sie
vor dem ansidiaen Fräulein taki-ni
teln, als ob sie schon wirklich die Frau
vorn Hause wäre. Vielleicht sind Sie
auch so ein bischen in sie verliebt."
herr Hacker wars einen ängstlichen
Blick auf feine Ebebiilftex da eraber
zu seiner Beruhigung gewahrte, daß
die Verdächtinung offenbar eindrucks
los an ihr abgealitten war, hatte er
den Muth Fu erwidern: »Ich bin ein
Mann, der weiß, was er zu thun hat
——-nichts siir unant. Frau Lonan
Aber ich weiß auch, daß geschrieben
steht: Du sollst nicht bösen Leumund
reden wider Deinen Nächsten Und
wenn ich daran denke, was das Fräu
lein während ibrer langen Krankheit
Tät die arme Jleine Jlie gethan
t —
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Iz,
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Is.
Frsu Lorenz unterbrach ihn mit·
einer arrinaschätzigen Gebärde »Das
war schon was Rechtes! Sie hatte es
doch vom ersten Taae an daran ah
gesehem Frau Konsul Brüning zu
werden, und da vertohnte sich’s schon,
ein paar Monate lang die Kranken
pslegerin zu spielen. Mit ihrem Her
zen ist sie gewiß nicht dabei gewesen
Denn sie hat überhaupt tein Herz, es
wäre denn allenfalls für hübsche
junge Leute vorn Schlage des Herrn
Herrnann Ollendors. Sie mit Jhrer
Weisheit werden mich die Weiher
nicht kennen lehren, hacker!«
Der Pförtner seufzte und strich mit
jener Miene stiller Ergebuna« die ihm
so wohl anstand, seinen schönen lan
gen Bart. Wie hätte er wohl daran
denken dürfen, einer Frau von der
(
Schlagsertiateit der Frau Lorenz ge-?
aeniiber das letzte Wort zu behalte-it
So fragte er denn, utn das Gespräch
aus seinen unversänalichen Aus
gangspuntt zurückzulentem »Wie war
es doch rnit dem Telearanirn des
herrn Konsuls, verehrte Frau Lo
renzt In den Vorteller soll die Wein
kiste gestellt werden? Das ist doch
wohl ein Irrthunn Denn aus dem
schmalen Gang wäre sie ja nur im
Wege. Das ist siir einen guten Wein
auch gar nicht ver rechte Ort·«
Frau Lorenz suchte in ihrer Tasche
nach der Depesche, aber stelonnte sie
nicht finden. »Der Diinniel weiß, wo
hin mir das Dan wieder gerathen
isi!" meinte see. Aber es war schon
so, wie ich Ihnen aesaat habe. Es
muß also geschehen, wie der Herr
Konsules angeordnet hat. Arn Ende
yet-steht er es doch auch besser wie
Ort-«
Sie war in recht its-let Laune, als
sie die Pssrtnerstuhe verließ. Mar
garethe hatte es nicht gut getroffen,
tdass sie ihr gerade ietzt in den Weg
am.
»Ich erhielt heute eine Deoesche
vorn herrn Konsul,« sagte die haus
biilterin spit. »Aber es handelte sich
dabei nur um häusliche Anaelegenhei
ten. die siir Sie tein Interesse haben,
Fräulein ihr-noliM
Marsarethe war wohl überrascht,
daß Britntng sich mit irgend einern
wichtigeren Austrag nicht an sie, son
dern an die Wirthschastertn gewendet
haben sollte, aber sie bereitete ihrer
Feindin nicht die erhosste Genugthw
ung. indem sie ihr ein anmuthiges
Befremden gezeigt oder eine Frage
nach denr Inhalt des Telegrarnms
an sie gerichtet asttr. Mit deeg «
Hinten ruhigen Freundlichkeit sagte
, Its-be ein Untiequ an
Ist-- Its-M IRS-ei Ich werde an ei
des-IM
Jm Besuch betone
»W
Fnien und zwar aus längere Zeit
! mindestens auf einige Mein Sie
werden mir, wie ich bosse, bei der
Unterbringnng dieses Besuches ein
,wenig behilslich sein-«
Mai-Boreas hatte ihr unanödigstes
icht ausgesetzt »Einen Logirbes
sucht« fragte sie scharf. »Das ist hier
bei ans seit langem nicht mehr vor
getamrnen.«
»Ich habe mich selbstverständlics
vorher der Zustimmung des Deren
Konsuls versichert. Er bat mir den
Wunsch ausgedrückt, daß es meiner
Taute, die mich nach langer Tren
nuna wiedersehen und sich zugleich ein
wenig erholen möchte, hier so ange
nehm als möglich gemacht werde.«
»Na ja, wir haben ia die Fremden
zimmer oben ini zweiten Såoet Ich
werde deute oder morgen eines davon
in Stand sehen..lassen."
»Nein. FrauLorenz. das aebtnicht.
Meine Tante ist sebr leidend und das
Treppensteiaen würde ihr wahrschein
lich zu beschwerlich sein. Ich habe
daran gedacht, das frühere Schlaf
zinuner unserer armen Jlse siir sie
setz-nichten Es ist das Uhinstesim
hause und siir eine neroöse Dame
deshalb arn besten aeeignet.«
»Also das Zimmer unseres verstor
benen kleinen Fräuleins? —Na, mei
netwegen. Ich dachte nur, daß der
Herr Konsul gesagt hätte, es sollke da
alles so bleiben. ioie es zu Lebzeiten
des armen Kindes gewesen ist.'·
»Es sollen ja auch leine großen
Veränderungen voraendrnrnen wer
den. Wenn es Ihnen zu nndequein
ist, will ich Ihnen die Arbei: gern
abnehmen. Ich wollte es nur nicht
hinter Ihrem Rücken thun.«
»Das ist sehr gütig von Ihnen,
Fräulein! Esist aber wirklich besser,
wenn Sie das nach Ihrem Gefallen
einrichten. Mir würde das setz bin-z
ten, wenn ich da drinnen au« nur eins
Stht oon der Stelle rücken iniißt«e.«;
Margareten- oerzirvreie aus eine gi- :
widerung, da fee aut genug wußte,
daß sie nur neue Anziiglichteiten und
Bosheiten ernten würde. Es that ihr
fest manchmal beinahe leid, daß sie«
sich detAbfccht des Konsuls, dieWirttp
fchafterin zu entlassen, fo entschieden
widersetzt hatte, denn das Zusammen
leben mit der aehössiaern icharfziingi
gen Person wurde ihr mit iedem Tage
unerträglichen Aber ihre Kenntniß
der Ursache, aus der die Abneigqu
der Frau Lorenz entsprungen war,
stimmte fie immer wieder nachfrchti
gegen die in ihrer Oeffnung a
dauernde Alleinherrfchaft aetöufchte
Frau, und fee wußte immer noch im
rechten Augenblick dem Ausbruch eines
offenen Streites vorzubeugen
Schon am nächsten Vormittag tkaf
die durch das Telearamm des Kon
fuls angetiindiate und als Eilgutab-«
geschickte Weiutifte ein. Sie war ziem
lich lang und schwer, so daß die beiden
Kämmigen Rolltuticher, die sie vom
Wagen luden und ins haus brachten,
tüchtig daran zu trauen hattenAufs
neue äußerte der Pförtner hattet
seine Bedenken gegen die Aufstellung
im Vorieller, wo fee bei ihrer Größe
in der That recht hinderlich werden
mußte. Bestand doch dieser sogenannte
Vorteller nur aus einem ziemlich
schmalen Gang, in den rechts und
links die stets verschlossen gehaltenen
Thüren der eigentlichen Reiterei-innre
einmündeten. Eine Treppe von sechs
Stufen führte in das Erde-reichon der
Van empor und war hier durch eine
Thiir abgeschlossen die der Bequem
Hichteit halber immer nur eingeilintt
I blieb. ’
Der Einspruch des vartners war
durchaus vernünftig, und Frau Lo
renz würde ihm auch vermuthtich ohne
Bedenlen nachaeaeben haben, wenn sie
nicht dem trefflichen Hader feine ge
ftrige Bertheidiauna Margaretbes
ncch immer nachgetragen hätte. So
hielt sie es fiik angebracht, ihm die
geftrenae Reaentin des haufes zu zei
gen und ertliirte turz und hündiq,
daß es bei der einmal getroffenen An
ordnung fein Bett-enden behalte.
»Es war überhaupt nicht gut Kir
schen essen mit ihr an diesem Tage.
Der von Margarethe erwartete Lo
girhefuch war ihr augenscheinlich eine
Quelle besonderen Aergers, und sie
aab sich wenig Mühe. ihre galliae
Laune zu verbergen. Daß Marem
rethe davon keine Notiz nahm und
unverändert freundlich blieb, verdroß
sie offenbar am allermeiften. Jn dem
Blick, mit dem sie zuweilen dem durch
keinen ihrer vergifteten Pfeile ver
wundbaren jungen Mädchen nach
schaute, funkelte es dann wie tödt
licher haß
- Selbst die stille Frau Hader konnte
sich nicht enthalten, zu ihrem Manne
zu äußern: »Wenn ich an der Stelle
von dem Fräulein hunvld wär’, fv
thiit ich mich var der Frau Lorenz
fehvn beinah fürchten. Ich glauh’, sie
möcht' sie am liebften in einem Löffel
Wasser ertränien.«
Gegen Mittag hatte sich Marga
rethe zum Bahndvi begeben, und eine
Stunde später fuhr die Drvfchte vor,
in der fte mit dem unerwarteten Be
such zurückkehrte Der riefige Reife
toffer vorn beim Kutscher verursachte
dek wacker-en Frau Lvrenz einen neuen
» Stich ins Herz.
»Die hat sich. wie es-scheint, gleich
auf einen mehrtiihriaen Aufentåau
einaerichtet,« sagte sie zu her neben
ihr ftehenden Lim. »Na, mich falH
nur freuen. wenn der Herr Konful
sich seit der Schwiegeran noch eint
Gleiche Exiraruthe aufgehaan han«
staut-lich riilrrte sie lich nicht in du
Miche, unt den unwillkommem Ip
tsunnlins zu bis-übern II vtret
W
schönbärtiqe sacker sank. noch um ein
Erklecllichei tieser in ihrer Quirin
weil er Mike so dienstbeslissen hinaus
eilte im Verein mit dem
Droschlentutscher bemühte den schwe
ren Koffer ins Haus zu schaffen. Die
Tante selbst Mir-de ibr unter anderen
Umständen viellei qar nicht so iibel
gefallen haben. e war eine kleine
unansehnliche Frau von ungefähr
sünsunrsiinszia Jahren und einem
blossen schmalen Gesicht, das von
einem in Leib und Mühsal hinge
brachten Leben zu erzählen schien, und
aus dem die Anzeichen schweren tör
perlichen Leidens deutlich erkennbar
waren. Herrschsiichtia und itreitsiich
rig sah sie aewisz nicht aus, und wäh
. rend sie, auf den Arm ihrer schönen,
itattlichen Nichte gestünt langsam
durch den Vorgarten schritt. betrach
tete sie mit unt-erkennbarer Scheu das
rornehme Haus« dessen Gaststeunik
schaff sie fiir die nächsten Wochen ge
nießen sollte
Maraarethe wunderte sich nicht.
daß weder Frau Lorenz, noch das
Zimmermädchen zum Vorschein ta
usen. Jn der herzlichsten und liebens
würdigsten Weise war sie um diese
auemlichteit her von der tanzentkisens
hahnsahrt ossenbar sehr erschäpsten
Dame bemüht.
»Das wird Dein Zitnzner sein, liebe
Iante,« sagte sie, die aus den Trep
penslur des Erdaeschossei ausmün
dende Thür öffnend. »Es ist wohl
das ruhiaste. das wir im bauie ha
Fem und ich hosse, daß es Dir ak
,«cillt.«
Frau Therese Baumert erklärte mit
leiser Stimme, daß sie mit allem zu«
sriedensei, daßsie aber siir den Au
genblick keinen sehnlicheren Wunsch
habe, als das Verlangen nach Ruhe.
und daß Margarethe ihr nicht böse
sein dürse, wenn sie bäte, ihr ein
Stündchen ungestörten Alleinseins zu
geritten «
»
wo innere Inaba-en war schmerz
lich überrascht von der Veränderung,
die innerhalb der fünfzehn Monate.
seitdem sie sie nicht mehr gesehen, mit
äbrer Tante vorgegangen war. Jhr
Leiden mußte in dieser Zeit aewaltige
Fortschritte aemacht baden und es be
durfte keines ärztlich geschulten Au
ges, um zzi erkennen. daß die Lebens
tage der oielgeqxiiiten Frau gezählt
seien. Als sie eben das Zimmer ver
lassen hatte, fah sie das Zimmer
rniidchen mit einem Briefe auf sich JU
tommen.
Die hübtche Linn maetzte ein sehr
ocrlegenes Gesicht und ibre Wangen
brannten in dnntlem Rotb, als sie
mit vorsichtig gediinwster Stimme
sagte «Seien Sie mir doch nicht böse,
Fräulein, weil ich nicht ’rausgetom
inen bin, wie die alte Dame ankam.
Aber die Lorensen hats nicht haben
wollen«
»Ja- bin Ihnen durchaus nicht
böse, Lina,« beruhigte Maeaarethe
bie Kleine mit freundlichem Lächeln,
»undesift selbstverständlich, daß Sie
den Weisungen der Frau Lorenz ne
horchen müsset-. Sicherlich war sie
überzeugt, daß Sie in der Küchenicht
abtiirnrnlich ieien.«
»Ach nein, Fräulein -—es war blos,
weilsie so giftig auf Sie ist. Man
ztann es ia schon bald gar nicht mebr
knitt ihr aushalten Und wenn der
Derr Konsnl von seiner Reise wieder
kommt, gebe ich.« »
»Das sollten Sie sich noch til-erte
gen, Linat Sie haben doch sonst nichts
anszuitehen biet im Hause, und ich
meinte immer, Jbre Stellung gefiele
W traust-«
rrna Ienrre oen vxonoen per-m una
spielte an ihren Schürzenbiinderm
»Ja. das war früher, Fräulein, aber
fett ist Inir das Haus verleidet. Jch
will froh sein, wenn ich erst fort bin
—-· recht weit fortl«
Sie hatte unverkennbar Thriinen
in der Stimme, und obwohl es Mar
garethe lebhaft danach verlanate, den
Brief zu lesen, auf dessen Umschlag
fee die Handschrift des Konsuls er
tann hatte, fühlte sie sich doch durch
»das itletd mit dem Mädchen veran
laßt, noch zu verweilen.
»So giebt es noch etwas anderes,
was Sie von hier vertreibt, als nur
die schlechte Laune der Frau Lorenz?«
fragte sie theilnehmend. »Das-en Sie
vielleicht einen herzenslummer?« »
Da begannen die runden Schultern
der Kleinen verdächtia zu zittern und
unter mithsatn zurückgehaltene-n
Schluchzen beichtete sie: ,.Ach ja.
Fräulein — die Männer sind ja so
schlecht! Sie glauben aar nicht, wie
schlecht die Männer sind!« .
,,Dahen Sie rnit Ihren achtzehn
Jahren schon so« iible Erfahrungen
machen müsset-, Lrna?»—— Ich meinte·
daß Sie zu vernünftig wäre , tlich
überhaupt noch nicht um die tänner
zu litmmern.«
»Dabe ich ia auch aar nicht.aethan.
Fräuleins Aber was soll man hegt
machen, wenn einem so einer na .
läuft. und wenn es so ein hübscher
Mensch ist, daß man ihn lieh hab-en
muß, oh man will oder nicht!«
»Sie sprechen wohl von dem jungen
Mann, mit dem ich Sie vor eiriaen
Wochen gesehen habet Damals sagten
, Sie ja, et wäre Ihr Bruder. Ich
- hatte allerdinaj aleich einige Zweifel-·
»Ach fa, Fräulein, ed war wohl
sehr schlecht von mir, Sie so zu be
ltiaen. llher er hatte doch verlangt«
daß ich so sagen sollte. Und was tann
man daaeqen machen, wenn man
einen lieh hat und denkt, daß et mit
ernstlichen Gedanken umgehtl«
Und nnn hat er Sie irn Stiche
»tiefen«
»Nichts Inein- hab’ ich von ihm ae
hört —- cein Wortl Keinen Brief·
—
nicht mal ’ne Ansichtstarte hater mir
geschrieben. Gans gewiß iiter so ein
Windbunix der in jeder Stadt ein
anderes Mädchen sitzen hat«
»Wenn Sie Ursache haben, das von
ils-n zu glauben, to thun-Sie jeden
falls am besten, sich den Menschen ans
dem Sinn zu schlagen, Linat Sie sind
ja noch so iuna, nnd es sindet sich
ewiß übrr kurz oder lang ein braver
ann, der rechtschaffene Absichten
bat und mit dem Sie glücklich werden
können. Die erste schmerzliche Ent
täuichunq aber wird Ihnen hoffent
lich eine Lebre sein, nicht qleich allen
Versprechungen zu trauen und sich
nicht von jedem hübschen Gesicht be
thören zu lassen.«
»Ja, ja, e’friiulein; mir soll ganz
gewiß leiner mebr zu nabe lommen!
Ich hab' von den Männern genug für
mein ganzes Leben.«
Aus den Neatonen der Küche er
tlana die scharfe Stimme der Frau
Lorenz, die nach Linn ries. Erschrocken
hulchte das Mädchen davon. Marga
retbe aber gina mit ihrem Briese in
zden linteren Tbeil dei- Gartens, wo
sie sicher war, beim Lesen von nie
rnand gestört zu werden
f
7.
Es war ein rechter und rechter Lie
besbrieL den Gernard Brunin da
geschrieben. Nicht voll voeti cher
Ueberschwenalichkeit, nicht voll lodern
der Leidenschaft, aber voll so echter
sund wahrer Herzenswiirine. so zart
Hund so innig, daß Margareide with
Jrend ' des Lesens die Tbränm der
Htsiiilpruna und der Freude in ibre Au
saen steigen siihlte, und daß sie sich’s
1nicht versagen konnte. gleich einein
schwärmenden Backsisch das liebe
Btatt an ihre Lippen zu drücken.
Briining schrieb ihr, wie einsam er
sich unter den stunden, gleichgültigen
Menschen sitt-le. und wie seine Sehn-»
sucht, sie wiederzusehen mit jedem
Tage-unwiderstehlicher würde
«Ich bin mit der redlichen Absicht
sortaegangen, mich Deinem Wunsche
Du siiaen nnd teinensalls vor Ablauf
von drei Monaten zurückzukehren
aber ich siible mit jeder Stunde deut
licher. daß es über meine Kräfte gebt,
diesen Vorsak durch-Justinian Es aibt
teine Minute irn Verlauf des endlos
langen Tages,«da ich nicht in Sehn
sucht Deiner gedachte, da mich nicht
das heiße Verlangen beherrschte,DeinJ
tbeures Gesicht tu sehen und die liebe;
Stimmezu hören, deren Klang so ost»
in den Tagen der schweren Betrüb-;
niß und der bangen Sorge mein ein-j
ziaer Trost gewesen ist« Ziirne mirs
darum nicht, wenn ich dem Versen-I
chen untreu werde. das ich Dir Jus
schnell gegeben, und wenn ich eigen-!
mächtig eine Verbannung absiirzeJ
deren Nothwendiateit ich nicht niedri
einzusehen oerina . Bei wein sollte
eö ernstlichen An aß erregen, wenn
»wir unsere Verlobung noch während
des Trauerjahres bekannt machen?
Wir beide wissen doch am bestemdaß
wir uns damit seiner Pietiitlosrgteit
gegen rnein armes, erlösieö Kind
schntdig machen, denn Jlse hat Dich
so zärtlich geliebt, wie sie nur die
eigene Mutter hätte sie-en können»
uno siirs sie wäre der Tag, an dem sie»
Dir den süßen Mutternarnen hätte;
geben dürfen, gewiß der ·gliiektichste.
ihres sreudenarrnen jungen Daseinci
gewesen. Es ist ihr nicht ver-sinnst
gewesen, ihn zu erleben, wir laber set-s
ständigen uns sicherlich nicht Mist
Andenken wenn wirdie Trinker
: sie nicht als ein trennendeö Hindernis
j zwischen untt treten lassen. Ich werde
noch vierzehn Tage hier verweilen und
dann aus einem durch den Besuch
eines alten Freundes bedingten U:;I
wege nach hause zurücktebren Du
darfst Dich nicht dagegen strönbem
mein Herz, denn es gebt wirklich uber
meine Kraft. die Trennung länger zu
ertragen.«
Margaretbenk erste Empfindung
war die einer hoben und«reinenFreude
gewesen und ein Gefühl innigsten
Dontes gegen das Schicksal. das itzt
als das tiistlichsie aller Geichente die
Liebe dieses-edlen und hatt-sinnigen
Mannes bescheert hatte. Sie verstand
seine Sehnsucht wohl, denn auch stir
sie war seit deni Tage seiner Abreise
Jdie Welt so teer geworden, daß sie
W
erst inidiefen Wochen recht inne set
worden war, wieviel Geryon Bru
ning fiie ihr Leben bedeutete. Auch
ihr tout diese Trennung ein chiveres
Opfer, aber ie hatte ei llig ge
bracht, weil e den theuren Mann
deni Gerede der Welt nicht hatte aus
sehen wollen. So wenigstens date
sie sich gesagt, wenn es einmal ga ,
dek- ttiiben Stimmung herr zu wer
den, die in der Einsamkeit ver gleich
mäßig dahinichieichenden Stunden
über sie kommen wollte. Jetzt aber
führte sie, daß sie damit doch nicht
non-i aufrichtig geaen«sich fett-is gewe
sen war, daß noch ein anderes, egoi
stischerez Motiv mitgesprochen hatte,
als sie sich bemühte, die Einwilligung
des Koniuls in einen Aufschub des
öffentlichen Verlöbnisses zu erlan
gkns .
Zugleich rnii dieser Etlenntniß er
faßte sie plötzlich eine hersbetienp »
mende Furcht um den Bett-and ihres
Glückes, ein aus dein Bewußtsein
eigenek Schuld entsprunqu Ban
gen vor ver verhängnisvollen ent
scheidungsichweren Stund, die noch
»Ein-Wien been-Heute und vers-Gefäs
lung ihrer sehnlichen Wische stund
— vor jener Stunde, die unaus
weichtich einmal lorninen mußte und
die sie doch io weit als möglich hin
ausguichieken tzachietc «
ccllslk sas M acplllllcllpkklplcll Alls
ihrem Lieblingsbliinchen in dem ein
samen Garten, Briininaj Brief noch
immek zwischen den im Schoohe ne
salteten Fingern. Ein wüthendei Ge
bell im Hundezwinger erst schreckte sie
aus ihrem Sinnen aus, und fee erin
nertesich daran, daß sie ihren nier
fiißigenSchiislinaen heute noch keinen
Besuch gemacht hatte. Den Brief des
Qonsuls in ihrer Tasche beer
aina sie zum siwinger hinüber, dessen
ist-erfassen durch irgend einen Eiergang
in der einsamen Platanenaliee in
;Ausreguna versent zu sein schienen,
lda sie noch immer ungestlim bellterr.
»Aber das Erscheinen Margarethelgr
niigte ihre zornige Unruhe in die leb
shafteste Freude zu verwandeln. Sie
richteten sich aus und stemmten
ichweiswedelnd mit leisem Winseln die
Vorderpfoten qegen das Gitter, um
alsdann die Eintretende in mächtigen
Sähen zu umspringen
Margarethe ttreichelte die schönen
tluaen Köpfe und verabreichte wie
immer jeder der dreiDo gen die ge
wohnten zwei Stückchen user. Aber
die itiirmischen Liebtosungen und
Zärtlichkeit-beweise dek briichti
Thiere batten heute nicht die er i
ternde Wirkung. die sie sonst aus sie
tu iiben pflegten. Die triiben und
sorgenvollen Gedanken, die ihre erste
Freude iiber Gerbard Brüningt Brief
abgeiiisi hatten, behielten auch inmit
ten des munteren Spiels herrscht-it
über ihre Seele, und ihr Besuch im
Zwinger war viel iiirzer als sonst
Nur ein Stündchen hatte Frau
lisoutnert ruhen wollen. und ietzt wa
ren wenigstens anderthalb Stunden
veraanarm seitdem Margarethe sie
verlassen hatte- Sie brauchte also
nicht mehr tu fürchten, die Tante vor
zeitia zu stören, und überdies konnte
ia auch in jedem Augenblick Linn mit
derMeiduna erscheinen, daß das Mit
tagessen Inaerichiei sei.
limited-un sein«
here Alberti-it ist ein ansehnli
chei W u MWL das er
beweinen ums-en wieder abhebt.
ist-es Zuges ist er soweit den letzten
W einzitnssierem und beim Ver
ant wendet er sich nn den
Mitiiiirposten vor dem Hause: »Sie
er Soldat, vor meinetwegen können
» e jeht nach Hause geh’n!«
l . .- .
Wer fiir die Goleriexsbielh darf
inichi qui den Beifqu des Pakt-its
rechnen.
O If c
X. seuszte: »Wie schmerzlich ist der
Abschied von mancher Person! Man
weiß es nur zu gut: sie wird bald,
bald wiedertommen!«
. I i
Beim Schluß der Wittsnhrt nach
Paris wird man staunen, was das
Automdbil alles nicht zu leisten ver
mass
Uns-kehrt
As Mss «
Stommgait (det nicht appetitlich aussuht): »Mitma, geben Sie nur
gut acht, . .. daß Sie mein Glas nicht mit einem anderen verwechseln.«
Kellnetim »Was glaubet-K Waf. . . Da Mant- ich von. den anderen
Gästen schöne Grobheiten kriegeris«