Nebraska Staats-Anzeiger und Il«cerold. Jahr-wiss Lu. Izkzps Jsi....s."-:.-;;; isx gis-; iZZZT Eis-M M) — Nummer 29. Schnee irn Part. Ich Teils so gern, wenn leicht und schmeichelnd Der Schnee in weichen Flocken sinkt, Und aus-den dichtverschneiten Wegen Jm Schweigen jeder Laut ertrinlt. Dann siibl’ ich ganz mich hingegeben All' dem-, was leise in mir ruht, Dann bin ich wie ein Kind zufrieden, Und alles Web ist wieder gut. Dann finli wie milder Friedensseaen Jn’s Haar der weißen Sterne Licht, Und meine stillaeword«ne Seele Hüllt Gott in Güte warm und dicht. Die zwei Holzpantösfelchem Aus dem Holländischen von Marie Holtaciers. Es ist Kirtneß im Dorf, und alle sind sich einig, daß noch nie eine ähn lich schöne stattgefunden hat. Außer »den Herrlichkeiten, die alle Jahre zu sehen waren, präsentirte sich diesmal noch ein Kabarett mit einer Anzahl von Herren und Damen, die, während die Besucher sich an Kassee und Ku chen gütlich thaten» allerlei hübsche Liedek zum besten gaben. Doch das schönste war das Zelt mit den wilden Thieren, deren Gebrüll, manchmal noch die schmetternden Töne einer Trompeten - Drehorgel til-ertönend über den ietzt so belebten Dotsplats ballt. In den buntesten Farben sind sie auf die Zeltwände gemalt: zwei Tiger, ein Löwe. ein Wolf und eine Menge Schlangen, die wie ein Tau zusammengestellt sind. »Und doch ist die-S das schönste noch nicht! Nein, das allerschönste der Kirtnesz ist das junge-Mädchen mit dem rothen Leibchen und dem blauen Rsckchen an --t.t--- »P. « kt--Z -I-1 -I-4- S-— ------ HIIWIU »Geh stehn-es- svsu VII-e Vuyugkq der sich an dem Einaang in einem Messinareif schauselt, iiber den bunt farbigen Kopf, während der Besitzer mit lauter Stimme erzählt, daß sie alle diese Thiere qeziihmt hat. Mit seinem Stecken schlägt et aus die Lein wand, die sie zeigt: »Sißend und rei tend aus dem sLöroew dem König der Thiere!« Unter den Zuschauern, welche das Zelt umrinaen, ist ein Schiffer, der durch seinen riesenhaften Körperbau nnd sein tindliches Interesse, womit er dem Ausrufer zuhört, die Auf merksamkeit aus sich zieht . Ek beißt Alaas Gude, aber man nennt ihn allgemein den auten Klaus Und er ift auch herzensguL Weder einem Menschen noch einem Thier lann er Böses antbun. und von seiner Kraft Gebrauch oder besser Mise brauch zu machen, um einem anderen Schweigen zu gebieten oder seinen eigenen Willen durchzusehen... nein, das thut er auch nicht. am allerwe nigsten aber aeaeniiber seinem tleinen, lieben Frauchem seinem Trudchen. Nicht, daß er unter sdem Paatosfel stand. nein, weil er sie so sehr lieb batie. «Donnertvetter!« sagten »das muß ich mir heute Abend einmal an schauen. Das muß ich sehen, daß so ein kleines, zartes Ding das ich auf meiner einen Hand halten kann, all die Löwen und Tiaek meistert, das ist der Mühe werth« »Gut so,« saat der Wirth. der auch einmal einen Blick hineingeworfen hat und es nach nicht verwinden lann, daß Klaus seit seiner Berbeirathung nicht mehr zu seinen Gästen zählt »aber dann muß Trudchen es erst erlauben.« »Selbstverständ1ich,« antwortete Klaas mit autmiithigem Lächeln. »wenn Trudchen nicht will, bleibe ich daheim.« Selbstverständlich« wiederholt det andere spöttisch; »und wenn du zu hause bleiben mußt, kannst du dich schadlos halten und in den Spiegel schauen, dann siehst du auch einen Löwen« der durch so eine kleine, zier liche Puppe an der Nase geführt wird. Nein, nun darssi du nicht böse werden du bist der einzige nicht. Un ser Biir reiermeisiee ifi ein Riefenierl und se ne Feau nur so ein bleich näsiges Sind ".inchen Und wer von beiden hat ie Hosen ans« Klaus schiebt seine Mühe etwas nach hinten. »Das weiß ich nicht« Aber es ge schieht alles aus reiner Guiniiiihig ieit und Liebe.« -,,Ja, das ienn’ ich Leben. Gui miithigieii und Liebe, die iteiö von einer Seite nur iommen. Ich giaube nicht, daß ich dich heute Abend zu sehen bekomme. Du siehst unter dem VII-gefiel, Mensch! Damit basia nnd komm heut Abend doch!« rusi ihm caaö energisch nach undichiiigi naesdenilich denWea ein nach dem Leim-L wo sein Schisschen lieat. Es Mit ihm wohl« daß der Wind, dei h etwas stärker weht, ihm in’S Gesicht blast. denn seine- Wangen glühen, und er ist sest ents lassen, zu zeigen, daß· er nicht unter «em sKommndo seiner Frau steht. Er schreitet über die Planke und verschwindet in der Kajiite. Was siir ein bliydlankes, freund liches-Kämmerchen! Und wie geschickt ist der kleine lRaum ausgenutzt skein Fleckchen ist undenußt geblieben! Vor den beiden Fensterchen hängen wahr hastig schneeweiße Gardinchen, und das Eckschriinkchen ist so niedlich, als wäre es aus einem Puppenzimmerge kommen. Und zwischen all dem zier lichenHausrath sieht die slinke Trudel wie eine Riesen aus. Sie kann hier lund da noch aufrecht stehen, aber Klaas nicht. Er muß sich stets blicken. Vielleicht kommt es dadurch, daß er sich immer vor Trudels Willen beugt. Doch Klaas hat ietzt andere Gedanken im Kopf, und in seiner Zerstreutheit mirster einen Stuhl um, wodurch der Kleine geweckt wird und ein jämmer: liebes Geheul anstimmt. «Trudel trachtet den kleinen Mann zu beruhiacn »Jetzt thust du’s schon wiedet,« szat sie, »kannst du nicht besser auspassen? Es sieht so aus, als ob du dies mit Fleiß thust.« Der gute Klaus, der mit gesenktem Haupte steht und sich aufrichten will. stößt sich den Kopf an der Decke an und senkt ihn noch tieser als gewöhn lich. Er möchte gern Trudel sagen, daß er heute Abend nach der Menage rie gehen will, um das Fräulein auf einem Löwen reiten zu sehen, und ver stört sucht er die Kraft, die ihm jeßt schon Trudel gegenüber zu schwinden beginnt. »Trud!" sagt er mit gesenktem haupt, »du tyrannisrrst mich immer. Du willst stets recht haben. Jmmer Gutmüthigkeit und Liebe, siehst du, aber die können auch zu weit gehen. Jch lasse mich nicht länger leiten wie ern umo am wangeloanoe, norn out Dae Frauchen hat den Meinen aus den Schooß genommen, um ihn trocken zu legen, und jetzt hiilt sie beide Enden in den Händen, ohne sie zu einem Knoten zu schlingen. So hat sie Klang noch niemals reden hören, und sie sieht ihn an, um zu untersuchen, ob es ihm ernst ist, oder ob er Spaß macht. Nein, er meint es in vollem Ernst, und wie sie noch wider-spricht, schlägt er mit der Faust aus den Tisch. Einige Augenblicke herrscht Stille, denn sie überlegt, was sie in diesem neuen Fall zu thun hat, und sie hört den Wind, der stets stärter bläst, durch die Taue pseisen, während das Segel, das an Dect zum Trocknen ausgehängt ist, mit Gewalt gegen den Mast schlägt. Die Lust verfinstert sich. Sie versucht es mit Sanftmuth, mit Härte, schließlich mit Gleichgiltig leit. »Geh’ du zur Kikmeß,« sagt sie mit trauriger Stimme, «geh’ du zu dem Fräulein, das aus einem Löwen reitet und den Tiger Pfötchen geben läßt und lasse mich nur hier allein mit meinem Jungen. Es stürmt wohl, und man weiß nie, was passiren kann, aber geh nur! Mir ist es ganz gleich giltig, geh’ nur!'« Die Freude ist Klaus schon verdor ben, aber er will nicht nachgeben. »Jetzt muß ich sest bleiben.« denlt er, Jetzt gilt es, zu zeigen, daß ich nicht unter dem Pantossel stehe. Morgen werde ich es schon wieder gutmachen." Als es Abend ist, geht Klaus nach der Kirmeß in’s Dorf. Doch ebenso wie die Planke, die er überschreitet, schwantt und wanlt auch sein Ent schluß. denn das kann er nicht gut vertragen, daß sein Trudchen ihm, ohne ein Wort zu sprechen, mit Thra nen in den Augen nachschaut. Nein, zuriick will er nicht; das wäre kindisch. Ja, es thut ihm leid, daß er ihr Ver druß macht. Morgen wird er ihr ei nen Kuchen geben, einen großen, und er wird einen tausen, aus dem ste ht: Aus Liebe Zwei Stunden später geht Trudchen einmal nach oben. um zu sehen, ob Klaus noch nicht zurückkam-it Sie sann es nicht länger aushalten unten, und sie späht und horcht, ob sie seine Schritte nicht hört aus dem stillen Pfad Nein, alles bleibt still. Bei dem röthlichen Schein des erleuchteten Dorfes, der von rasch ziehenden Wol len widergespiegelt wird, sieht sie zwei Männer ankommen. »Guten Abend, Mütterchen. haben Sie schon von dem Unglück gehört?« »Von einem Unglück«, sragt sie ganz erschrocken. ,.Mann, was ist denn da passirt?« »Ich dachte, daß Sie es schon wis sen, weil Sie so nach dem Dorfe schauen. - Von der Menagerie ist ein Siiiet vorn Dach umgeweht, und der Löwe, der das junge Mädchen aus dem Riicken herumtrug, erschracl dadurch so, daß er es abwars. Dann sprang er zwischen die-Zuschauer und hat ei nige ordentlich gebissen.« Trudchen ist schon iiber das Brett. Sie hat ihre Holzpantosseln abgestreift und saßt den Sprecher am Arm. »Sind Sie dabei gewesen? haben Sie meinen Mann nicht gesehen, so einen großen Mann mit einem gutmü thigen Gesicht. Ein blaues Halstuch um und eine schwarze Mütze aus dem Kopf.« »Ja, den habe ich gesehen. Er saß gerade aus dem Platz, wo das Thier zuerst hinsprang.« Trudchen ist in Strümper schon ein Stück Weges nach dem Dorf zu. Es war richtig, aber der Erzähler hatte den Fall ein wenig übertrieben; denn als die Bretter im Zirtus her unter sielen, war das wüthende Thier wohl gegen das Gitter gesprungen, und das Publikum in der vordersten Reihe hatte ein schreckliches Geschrei ausgestoßen. Aber der Löwe war in den abgeschlossenen Raum zurückgesal len, um dann regelrecht auf seine Rei terin loszugehen, die halb bewußtlos im Sande lag. Klaas hatte sie geret tei. Gewandt wie eine Katze kletterte er mit ihr über das Gitter, und ebenso gewandt machte er sich aus dem Staube, um den Glückwiinschen seiner Bewunderer zu entgehen. Was wird Trudchen sroh sein, daß er doch gegangen ist. Es war eine Be stimmung. Mit leisem Tritt läuft er über das Verbindungsbrett. Vorsichtig össnet er die Lute und späht hinein. Was ist das? Trudchen ist nicht da. Trudchen ist weg! Er läust nach dem Vorderschiss, und er strauchelt über ——— Trudchens Holzpantosselm die bei dem Lausbrett stehen. - s-« P-- e mä Oclll Herz zleyl Illy zusamt-tun Kein Zweifel mehr. Trudchen ist . . . aber der Gedanke macht ihn schaudern. Mit ihren Pantoffelchen in der Hand starrt er auf das dunlle Wasser. « »Weil sie dachte, daß ich sie nicht mehr liebhätte, weil ich grob gegen sie gewesen bin,« schluchzte er, »o, Trad chen! Meine gute, liebe, beste Frau!« Und mit der Faust schlägt er sich vor den Kopf. »Dachtest du vielleicht, daß ich mich durch so eine Zirtusdame hätte betbören lassen? Trudchen, Trudchen!« Aber wer fliegt denn da am Weg entlang, wer schlägt die Arme um sei-6 nen Hals und schluchzt an seiner Brust? -—— Sein Trudchen! ( ,,Klaas!« lacht sie durch ihre Thrä: nen. »Bist du verwundet, bist du nicht todt?«' ! Er hebt sie auf, und dann flüstert! er ihr zu: »Das war einmal und fier immer. Jch habe nur zeigen wollen,j daß ich nicht unter dem Pantoffeli stehe. Es ist mit uns gegangen ebenso wie mit dem Fräulein und dem Lö wen« der sich gegen sie auflehnte. Aber alles ist wieder in Ordnung. Laß von jetzt ab immer wieder nur Gutmüthig teit und Liebe zwischen uns sein!« Verirrt. Langsam, schwerfällig, Schritt siir Schritt »treckt" durch sonndurchgliihte siidwestasritanische Steppe eine Pro viantlolonne der deutschen Schutz truppe. Vor einigen Wochen von ih rer Etappe aufgebrochen, nähert sie sich jeßt ihrem Ziel, den Truppen in der Front, diese mit dem fo nöthigen und doch immer so tnappen Proviant zsi versehen. Immerhin sind aber noch einige Tagemärsche zurückzulegen, nnd da, je mehr man sich der Frontlinie nähert, desto großer die Gefahr eine-H Ueberfalles seitens des Gegners steigt,s Ho herrscht vei der kleinen Spitze oer Kolonne gespanntefte Aufmerksamleit. Den Tropenhut etwas ins Genick ge schoben, damit er den freien Ausblick und das Gehör nicht behindert, die Hand arn Gewehrfchuh, weit auseinan det gezogen, fo geht’s langsam vor wärts. Jn einiger Entfernung folgen die Wagen. Jeder bespannt mit 24 Ochfen. Schwer legen sich diefe inH Joch, um die Last vorwärts zu brin gen« ermuntert durch die geltenden Zu rufe der Treiben »Work, Osse, work Leutlvein, Deimling, Liitnant« usw fo tönt’s durch die Oede. Pfeifend und llatfchend fallen die langen Peit fckken auf die breitenRücten du«-Thiere De Räder kreifchen und ächzen, die Wagen rucnpeln über die gindernissh fallen in die Löcher in der » att«, aber ohne Schaden geht's ab. Zwischen den einzelnen Wagen marschiren die Bedeckungsrnannfchaftem abgefpannt, müde, ohne Unterhaltung Jm Munde die Pfeife rnit Plattentabak. So geht's nun schon tage-, wochenlang in gleicher Monotonie. Unentwegt be scheint mit heißen Strahlen der Son nenball dieiMenfchem ·dieTh-iere, die Steppe. Ab und zu blin wohl der Gedanke durchs Hirn: ,,Sind wir denn noch nicht bald angelangt?« Man hebt den Kopf, schaut nach vorn, um dann wieder in die alte Stellung, den alten Trott zu fallen Da ertönen von vorn Konrmandos. Jeder denkt, seufzt: »Endlich.« Die Wasserstelle ist erreicht. Die Wagen fahren nebeneinander aus, die Thiere werden ausgeschirrtx brüllend machen sie ihren gequälten Herzen Luft. Sie drängen nach dem Wasser-; aber dort steht schon die Spitze und wehrt ihnen ab, bis die Menschen den Durst gelöfcht und Kochwasser ge schöpft haben. Dann kommen die »Beefter« an die Reihe. Von den Schwarzen werden sie daran abseits auf die Weide getrieben. Die Posten sind ausgestellt. »Proviant empfangen!« Der Ruf ertönt: langsam kommen ihm die Mannschaften nach. Wissen sie doch ganz genau, was es gibt. Eine Hand voll Reis, ein Stück Corned Beef oder ranzigen Speck. Das hai’s jaschon wochenlang gegeben. Wenn man dran denkt, wiirgt’s einen in der Kehle. Die Nationen sind empfangen, die Feuer chen flackern aus, in den Kochgeschirren brodelt’s. Allmählich kommt etwas Unterhaltung in die Gesellschaft Aber nur langsam und schwerfällig, wie der Schritt der Ochsen, wie der ganze »Treck«. Bei unserm Feuerchen spre chen wir darüber, wie schön es wäre, wenn wir mal einen Bock schießen könnten. Bei dem Gedanken an das schöne, frische, saftige Fleisch läuft uns das Wasser im Munde zusammen. Dann nehmen wir die Kochgeschirre vom Feuer und löfseln apathifch un ser Essen. Wie’s schmeckt, ob gut, oder schlecht, wir merken’s gar nicht. Wir Leuten aLsrisLes Fleisch, einen guten —k-l-.! Etuslls Utc JLIUVIJIIL III- Uccllucsy Ulc Feuer gelöscht und alles, mit Ausnah me der Posten, darf sich der wohlver dienten Ruhe hingeben. Reis, Speck, Bock-raten sind vergessen. Wir ruhen aus Fels und Dorn in Morpheus' Ar men. — Nur einer nicht. Von unserer Gruppe. Er liegt und sinnt darüber nach, wie schön es doch wäre, wenn es ihm gelänge, einen Springbock, oder . wenn’s auch nur ein Klippbock wäre, Izu erlegen. Er richtet sich aus. Aber «—— »das Jagen ist verboten; wir müs sen unsere Patronen siir unvorherge sehene Fälle aufsparen!« Er legt sich wieder nieder. Doch der Gedanke läßt ihn nicht los. »Ach, wie wird sich solles freuen, lommt man mit schöner Beute heim.« Vorsichtig luat er um her; alles schläft fest und ruhig. Lang sam nimmt er sein Gewehr und Pa tronengurt und schlägt sich seitwärts in die Dornen. Niemand hat’s ge sehen. Nur Frau Sonne. Sie er zählt nichts. Nach einigen Stunden ist bei uns wieder alles aus den Beinen. Die Thiere werden nochmals getränkt,sw-ir reiniaen unsereGewehre und putzen die Pferde. Die Wagen werden nach et waigen Schaden untersucht. Arbeit in Hülle und Fülle. »Weißt du, wo der Geseeite H. ist?« —- ,.Nein.« Die Arbeit geht weiter. Wir kochen Kai see. Da sällt’s uns erst auf, daß H. fehlt. Einer von ung geht zn sämmt lichen Wagen. H. ist nicht dort. Da hat-»auch ein Kamerad entdeckt, daß das Gewehr und der Patronengurt fehlen. Jetzt wissen wir, daß er auf die Jagd gegangen ist. Wir melden aber nichts; er wird schon wiederkom men. Die Sonne sinkt allmählich tiefer. Wenn sich zwei von unserer Gruppe treffen, sehen sie sich unruhig an, ohne ein Wort zu sprechen. Endlich spricht einer das erlösende Wort und geht zum suqccuuru Druck-usu, urc wem-r zu melden. Sofort werden einige Pa trouillen entsendet zum Suchen. Eine Stunde snach der andern ver geht, eine Patrouille nach der andern; kehrt zurück. Aber teine bringt denJ Kameraden. Signolschüfse werdeni abgegeben. Sie bleiben unbeunttvorT tet. Auf der »Patt" entzünden wir ein mächtiges Feuer. Weithin muß der Schein leuchten. Die Stunde des weiten »Trecls« ist da. Der Führer schiebt auf. Die Ochsen freuen sich. Auf uns liegt ein Druck. Eine un tuhige Nacht geht hin, der Morgen bricht an. Nochrnals gehen Wattmül len ab. Kein Erfolg. Langsam, zöd gernd, gibt der Führer den Befehl zum Einspannen, langsam, zögernd, wird cr ausgeführt Aber wir müssen weiter. Jede Heliographenstation hat uns mitgetheilt, daß tvir sehnsüchtig erwartet werden. Alles ist bereit. »Anfahren!« Gellend tönen die Schreie der Kap bohs, tlatschend fallen die Peitschen nieder. Alles wie vordem. Nur die ächzenden, stöhnenden Räder singen uns ein Lied, das nur wir verstehen. Immer wieder, immer wieder ein lan ger Blick zurück. Vergebens. Glü hend steht die Sonne am Firmament. ....Ueber Klippen und Felsgeröll piirfcht langsam durch die Dornen ein deutscher Reiter. Schon einige Male war ihm ein Bock in der Nähe gewe sen, immer aber nicht schußgerecht. Aber er läßt die Hoffnung nicht sin ken. Ab und zu ein Schluck Wasser aus der Flasche, dann weiter. Jetzt hat er einen tapitalen Springbock auf dein Visier. Einmal schon entwischte er ihm. als er ihn schon sicher zu ha ben wähnte. Jetzt piirscht er in der Richtung der Flucht dem Burschen nach. Ab und zu ein vorsichtiges Um heräugen Die Zeit verrinnt. Er achtet nicht darauf. Und richtig er hat Glück. Durchs Glas entdeckt er auf einer Anhöbe, allerdings ziemlich entfernt, das Wild. Zum zweiten rnale beschleicht er ihn. Er sieht nicht, das-. die Sonne tiefer und tiefer sinkt, er sieht nur das Wild, das ruhig. als gäbe es keine Feinde, keine Menschen, grast. Auf Händen und Knien ist der Jäger näher gekommen. Nun liegt er ganz nahe. MäuschenstilL Zum Schuß kann er noch nicht kommen, aber weiter darf er auch nicht. Er wartet. Endlich wechselt das Thier die Stel »luna. Vorsichtigs beben zwei Hände die todbringendeWafie. Ruhe! Die Zähne zusammengebissem ein vorsich tiges, tut-es Zielen im schlechten Büch senlicht, ein Knall —- im Dampf liegt der Bock. Mit einem Juhschrei springt der Jäger hoch. Schnell iit weidgerecht das famose Gebörn gelöst Den ganzen Bock kann er nun leider nicht mitnehmen. So schneidet er die saitigsten Stücke ber aus. die er aui einen mitgebrachten Ochsenriemen zieht. »Hab, wie die anw-I«ss-n Fr- Z sssss so Umriss-us« Nun wird’s aber auch Zeit zur Um kehr Wie tief die Sonne schon steht. Es wird gleich finster sein. Ein klei ner Schreck durchsährt ihn. Wo lam er doch h»e·r?, Dort- an dem Felsen voriiber? Min. dort nicht. Aber hier zwischen den Dornen muß er durchge tommen sein. Aber nein. Hier kam er auch nicht. Was thun? Spuren kann er nicht finden; es ist schon bei nahe finster. Das Gewehr in der Hand, das Fleisch auf dem Riicken, so tritt er seinen Marsch über die Klip ven an. Aber ist er aus dem richtigen Weges Laufchend« spähend steht er still. Nichts zu sehen, kein Laut zu hören. Weiter. sWarum ging er auch fort? Er ftolpert iiber Klippen, er reißt sich Gesicht und Hände an den Dornen entzwei. Aber eine bekannte Stelle im Gelände findet er nicht. Schließlich gibt er das Wandern in der Finsterniß auf. Es ist ja zweckkos. Erst mal schlafen. Er ist ja so müde. Oder, wenn die Kolonne weiter treckt? Hat er nur erst die ,,Pait«, dann fin det er die Kolonne auch. So schläft er ein. Heitere Traum bilder umgauteln ihn. Nach einigen Stunden erwacht er. Wie ist ihm denn? Ach ja,er ist ja nicht zu Hause, sondern allein in öder erfri kanifcher Steppe. Schnell springt er aus. Die Sonne erscheint am Firma n!ent· Wohin? Halt, sind dort nicht Spuren? Ja, gewiß doch; also vor »nsärts. Unbewußt wandert er müh ssam denselben Weg zurück, den er ge Jsiern gekommen. Nach zwei Stunden that er die Stelle erreicht, da er den Bock erlegte, über dessen Reste sich schon Schatale hergemacht haben. Er steht wie gebannt. Langsam, langsam taucht in seinem Gehirn ein Wort aus, das ihn mit wilder Gebärde angrinst· »Verirrt«. Jhm wanlen die Kniee. Er setzt sich nieder und sinnt. Wie der sucht er dann nach Spuren. Aber er sindet keine, außer denen, die er so eben und gestern Nacht hinterließ. Vor Aufregung flimmern ihm schließlich die Augen. Und wieder tritt er den Marsch an —- diesmal in entgegenaesetzter Rich tung. Das Gehörn und Fleisch hat er liegen lassen. Nur ein kleines Stück chen Fleisch steckte er ein als Wegzelp rang. Unbarmherzig brennt die Son ne nieder. Ein Zittern geht durch sei nen ganzen Körper, aber er wagt nicht Halt zu machen. Vorwärts, vorwärts mit stieren Augen, mit trockener Kehle. Kein Wasser, nicht einen Tropfen. Pseifend gebt der Athem. »Da-unber ziger Gott habe einEinsehen.« Schließ lich bricht er zufammen. Angstvoll ir ren die Augen Umher. Dann fällt er ermattet in den Schlaf —- Ein Bellen weckt ihn. Ach, hätte er doch weiter zscltlafen können, um nicht mehr zu er wachen. Um ihn ist’s sinstere Nacht. Die Schatale umschleichen ihn, der Beute harrend. Mit letzter Anstren gung springt er auf und flieht von dannen. Jn das Bellen der etelhaften Schatale mischt sich ein heiseres La chen. Das Lachen eines Wabnsinni gen. Da — was ist das. Er bleibt stehen. Welcher Geruch. Er kennt ihn genau von seinem Feldleben her. Es ist der Gestank von trepirtcn Och sen, wie sie zu Hunderten in der Nabe der ,,Patt« der deutschen Kolonne zu finden sind. Wie oft hat er und seine Kameraden diesen Geruch verflucht, jetzt saugt er ihn mitWohlbehagen auf. Dann stürzt er vor. Nicht weit. Eine Lichtung Ein Schrei. Die ,,Patt«.. Auf unserm Marsche begegnet uns eine zurückgehende Krankenkolonnr. Wir liegen mit ihr zusammen an einer Wasserstelle und erzählen den Kamera den unser Ungliick und melden den Ka meraden als ,,ver1nißt«. Am nächsten Morgen in aller Frühe trennen wir uns. Wir nach Norden. sie nach Sü den. Und an der vonuns verlassenen Wasserstelle finden sie einen ohnmä - tigen deutschen Soldaten. Vorsichtg wird er von den Aerzten behandelt Er kommt auch zu sich. Aber kein Er inneru, kein Verständnisz blitzt aus seinen Auaen. Wochenlang laa er im Lazarekfix dann endlich trat eine Am derung ein. Und wieder nach Wochen saß ich an seinem Bett und hörte die Geschichte seiner Leiden Vom Leben nach dem Tode. Jst im Kon oder in den Glied maßen der Entbaupteten nach der Hinrichtung noch Leben vorhanden-? Diese viel erörterte Frage ist —- so lesen iwir im ,,Petit Blen« —- nach den Versuchen des Doktors Kuliabko, Professor der Physiologie an der Uni versität Tomst nun zu beantworten-. Seine an Fisch-en gemachten Ver-suche Haben gezeigt, daß bei diesen Thieren der Kopf noch lange nach derLostrew nung vom Rumpfe weiter lebt. Ku liabkcs hat z. B. eine Lamprete in zwei Theile geschnitten; den einen Theil l:il-deten der Kopf und das Herz, den andern der übrige Körper mit dem Schwanz. Nach einigen krampfhaf ten Bewegungen blieben beide Theile scheinbar leblos liegen und wurden in diesem Zustand ein-e oder zwei Stunden lang belassen. Dann spritzte man in das Herz und in die Blut gesäsze ein aus Salzen zusammenge setzteg künstliches Serum ein. Was sich nun ereignete, war wahrhaft merkwürdig: der Kopf und der Theil dei- thmpses, der noch an ihm hing. begannen von neuem zu leben und sich Zu bewegen. Als man dann an sdie Wände des Heozens eine selbstthätige Auszeichnungsvorrichtung von Ma ren legte, zeigten sich aus dem Papier genau dieselben Linien, wie sie durch die Herzmust-elz2usammenziehung- ei nes lebendigen und ganzen Fisches bewirkt werden. Zuletzt begannen auch die Kiemen zu arbeiten, sich zu heben und sich zu senken, ganz so wie bei den Fischen, die noch im Wasser leben. Hatte man ivor sder Einspritz unsg den Schädel des Fisches gespal ten, so daß das Hirn freigelegt wur de, so konnte man feststellen, daß auch dieses wieder alle Anzeichen des Le bens darbot. Hielt msan mit der Ein spritzuna sein, so starb der Fisch ein zweites Mal. Das Herz kann msan tagelang schlagen lassen, wenn ihm immer Serum zugeführt wird. Das selbe geschieht mit allen anderen Or ganen, mit Ausnahme des Hirns, dessen ,.neues Leben-« nicht länger als zwei oder drei Stunden dauert. — Man erinnert sich vielleicht, daß Pros. Kuliabto seine Beobachtungen, die ietzt an höher stehenden Thieren wiederholt werden sollen, schon auf dem PbitsioloaendKongreß in Heidel berg mitgetheilt hat. Frommen-L »Hier, meine ITheure,« sagte der Gatte, »sind 8507 die ich qesrernizlljend im Kartenspiel gewann. Du kannst Dir dasiir dasKleid tausen, welch-es Du schon lange haben wolltest-" Zö gernd nahm die aewsissenhasie Gattin den Mammon entgegen, dann sprach sie ernsten Ton-eis: «Mich schinderi’s bei dem Gedanken, daf: ich aus solche Weise erworbene-is Geld fiir mich ver wenden soll. Herren versprich mir hoch und then-er, daß Du, nachdem Du genug dazu gewonnen dast. um mir den zum neuen Kleide gehörigen Hut zu tausen, niemals mehr eine Karie anrühren wirsL Jas- möchte nicht um diie Welt einen Mann be sitzen, welcher der Leidenschaft des Spielens sköhnt.« ———--. Ein weil-leihet Professor in Japan. lDie japanische Regierung hat Fräulein Tada Urata zum Professor ,,honoris causa« ernannt. Die Dame bat vor einigen Jahren in Marburg den medizinischen Doktorgrad erwor ben als erste sInpanerin die in Deutschland Medizin stndirie· Nun ist ihr wegen ihrer ungewöhnlichen Tüchtigkeit diese seltene Ohrring zu theil geworden-.v « s