Auf falschem Boden; Roman von H. Contthsssahlev « - .- d v W (6. FortsesungJ 7.Kapitel. Die Familie Boßneck faß beim Morgenkasfee. Das Fami!cenober haupt, herr Ernst Boßnech war em mittels-rohen swohlbeleibter Mann mit einem etwas gedunsenen rothen - Gesicht und einer mächtigen Glase, die von einein kärglichen Streifen grauer Dante umgeben war. Ein kurzer graner Bellt-irrt umgab den unteren Gesichtstheil und verbarg den unangenehmen Zug, der die dicken Lippen umspieitr. Boßneck bot einen wenig erfreulichen Anblick, trotzdem fein Gesicht eine gewisse Aehnlichkeit mit seinem Sahn verrieth. Es lotnmt ja vor. daß grunidhößliche und bild fchöne Menschen Familienähnlickkleii haben. Vielleicht hatte der alte Hierr in seinen jungen Jahren noch mehr von dieser Aehnlichkeit besessen. Vor handen war sie jedenfalls. , » Er sah mit seinen kalten, stechen-» den Augen zuweilen ungeduldig übers seinen Kneifet hinweg nack, der Thür. Die Zeitung, dieer in den Händen hielt, schien seineAufmertsamteiinicht ganz zu fesseln. Der Ausdruck, ge paart aus areneenloser Selbsigefäb ligleit und mürrischer Bissigkeit, wel chersosnst auf seinem Gesicht laa hatte einer ärgerlichen Ungeduld Platz ge machi. Seine Frau und seine Tochter, beide schon mit der hälelarbeit in den rast losen Händen, saßen ihm stumm ge genüber und tranken in kurzen Zwi schenraumen ihre leßte Tasse Kaffer. Gesprochen wurde nie ein Wort. da der hausherr am Kaffeetifch seine Zeitung und die angelangte Post zu leseu pflegte. Heute mußte er etwas länger als sonst auf feine Briefe warten, und das genügte schon, ihn zu verstim men. Schließlich konnte er sich nicht mehr halten, feine Hand sauste wü thend aqun Tisch herab, so daß die beiden Frauen erschrocken zufammen hren. »Zum Henker. wo bleibt denn heute die Posti« schrie er sie an. Seine Frau erhob sich sofort. um vom Fenster aus Umschau nach dem Poftboten zu halten. I,Er kommt so eben« sagte sie dann turz und sehte sich wieder hin. Gleich darauf brachte ein Dienst mädchen die Poftsachen herein und legte sie vor ihrem herrn auf den Tisch Boßneck faltete seine Zeitung zu sammen und warf sie auf den Tisch. Dann rückte er feinen Kneifer fester und fah die Briefe durch. Geschäft liehe Mittheilungen legte er nach der Lektiire bei Seite. Eine Berlobungs anzeige warf et, ohne ein Wort zu sa gen, feiner Frau zu, ebenso die Of ferte einer Konfervenfabrit für den Haushalt Zuletzt nahm er einen Brief zur Hgnd, der feines Sohnes Handschrift trug. Er öffnete ihn genau fo ruhig und gefrhäftsrniißig wie die anderen, und entfaltete ihn. Beim Lesen iam indessen Leben in fein Gesicht. Es röthete sich beängstigend, und die Stirn zog sich finster zufammen. Die Augen bohrten sich fast hinein in das Papier, und ein Grimm ohnegleichen prägte sieh in feinen Zügen aus. . M einer Verwünschung schlug er plsjlith mit der Faust auf den Tisch, daß die Tassen klirrten, und sprang so wiithend auf, daß fein Stuhl zu Boden fieL Schnaubend und wild mit den Händen gestitulirend lief er im Zimmer auf und ab ohne im min deflen von den erfchrockenen Frauenf Rottz zu nehmen. »So ein Lump —- fo ein Nichts uns und Tagedieb!« brüllte er end ·lich. »Das ist ja, um aus der Haut zu fahren. Mir das? Jch werde ihm das handwert legen, dem frechen Pa ccoslo El IUU lIUc LUlUllccU, Ucl usi verfchiimte Bengel! Das wollen wir denn doch erst sehen, diese Flauer treib’ ich ihm aus, dem Schafsbpr Seine Frau hatte einen scheuen Seitenblick auf den Brief geworfen. Sie erkannte des Sohnes Schrift. Unze-fassen wagte sie ihn nicht Aengfnich blickte fie und ihre Tochter auf den Wüthendrn -,.Was sitt Jht da und gafft mich aus« schrie er erbost, daß er an nie nisnd feinen Zorn auslassen konnte. »Was ist denn geschehen, Ernst?«· fexgte feine Irren beklommen. Er lachte höhnisch auf. «Wirst Deine helle Freude haben Dein fau beeer here Sohn hat uns eine nette Ueberraschung bereitet. Verlobt hat et sch« —- und kreifchend schrie er nochmals: »veer —- ohne unseren Meist Eine Künstlerstochter — WM hunqerleiderstochter. do HMM W MAX-« M « -— leide es ni « YOPZRGWUM WVZnel eins Bitt M suchen ihm hier eine seine Partie aus. er braucht sich nur ins warme Nest hineinznsesem Statt es unt zu dan ken. will er uns so einen Schlapphut sprößling in unser ehrbares Haus bringen. Das ist himmelfchreiend, das ist unverschämt —- ich leide es nicht!« Während er, immer noch hin und her laufend, seiner Frau diese Worte zuschrie, war diese blaß und sadl ge worden. Jhr kaltes, unbewegtes Ge sicht bekam einen Zug der herbsten Abwehr-, als wolle sie sich gleich ih rem Gatten gegen diese unliebsame iSchwiegertochter zur Wehr setzen. Bertha riß ihre wasserblauen Au gen aus und starrte ihren Vater er schrocken an. Als er mit seiner Rede» zu Ende war, blieb er stöhnend und prustend vor seiner Frau stehen. »Na —- tannst Du nicht ein Wort reden? Ihr Frauenzimmer seid doch ein albe:ne5, langweiliges Volk, mit dem tein Wort zu reden ist.« Frau Ernilie fand nun zwar bei sich im stillen, daß er sie überhaupt noch nicht hatte zu Worte kommen las sen, und daß seine Raserei mindestens ebenso undernünstig war wie ihr Schweigen; aber sie hütete sich, diesem Gedanken Ausdruck zu geben. Zu sehr daran gewöhnt sich seiner inton nischen Art zu fügen, wagte sie auch in solchen lichten Momenten nicht. ihm zu widersprechen Jn den wenigen Fällen, in denen sie früher einmal ge wagt hatte, ihrer eigenen Meinung gegen die seine Geltung zu oerschas sen, hatte er sie mit taltem Hohn und MIs--d4m Essisnämuz Eises-Dos-- uns L wo ..».....-... ..- ..- .,,-» « sie dann wochenlang wie Lust behan delt So gewohnte sie sicb jeden Wider spruch ab und leistete sich nur manch mal im stillen eine kleine Kritik sei nes Verhaltens-. Das war ihr Re zept, den äußeren Frieden zu wahren, einen Frieden allerdings, der kalter Kirchhossruhe glich. »Aus ich den Brief lesen?« fragte sie scheinbar ruhig. »Natürlich «- lies nur die erbau liche Auseinandeesehnng Deines Deren Sohnes.« höhnte er. Sie nahm das Schreiben mit leise behenden Händen. Franz schrieb sehr vernünftige, wohlüberlegte Worte, und so verlnöchert war das Herz dieser Frau denn doch nicht, daß sie nicht einigen Eindruck machten. Aber sie wehrte sich gegen diese Weichheit. Vor ihrer tleinlichen Seele stand drohend ein Schreckgespenst, welches alle guten Regungen im Keim ersticktr. Was würden die Leute dazu sagen? Vor allen KleeseldsZ Man würde in der Stadt die Köpfe zusammenstecken und über diese Verlobung spotten. Und in allen Aränzchen würden die Boßnecls den Gesprächsstoss bilden. Wenn es nur wenigstens teine Künst leestochter wäre, wahrscheinlich so ein schlampiges, oereiicktes- Frauenzimmer mit männlichen Manieren und stechem Auftreten, wie die Kunstreiteeinnem die im vorigen Jahr mit einem Zietus ins Städtchen gekommen waren. Es lief ihr kalt über den Rücken-, als sie sich das ausmalte Vollständig fassungs los ließ siedao Schreiben sinken und sah zu ihrem Mann hinüber. Der grinste sie höh nisch an. »Na — reizend, nicht wahr? Jch gratulire zu der neuen Schwiegeetochs ter.« ..-.- - - essssv « »Im man es noch gut tun-II Innen, r sagte sie leise. »Natürlich nicht, Euer Spatzenge hitn faßt nie etwas, wag über Eure Kochtöpse hinausgeht Mit ist die Geschichte sofort llar gewesen« Der Esel ist einfach einer Kotette ins Ren gelaufen Aber zum Glück bin ich xnoch da —- ich werde ihm schon heim Tleuchtem dem Tölpel!« »Ach Gott —- was werden nur Mee selds dazu sagenj Ernst?« Er sah sie schweigend an. Seine kleinen stechenden Augen funtelten wie die eines Raubthiets. »Die arme Elsa!« wagte nun auch Bertha zu sagen. »Halt Deinen Mund und mach, daß Du ’kaus kommst ich habe mit der Mutter zu reden! Und wage es nicht, til-et diese Angelegenheit ein Wort sal len zu lasse-til —- Vetstanden?« Bertha nickte und verließ eiligst das Zimmee.«« »Die arme Elsa!« äfste Bosznecks ihr nach. »Um diese Gans litmmere ich mich nicht so viel« — er schnippte die Fingerspitzen gegeneinander — »aber eine hübsche runde Million hängt an ihr, und die geht dem däm ldchen Bengel mit ihr durch die Lap Me " W toak fest-, aus dem Weh Ilmd Vaters zu kommen M mi endiiå schau-frohes Lächetn M ihre Mundwintel herab, als sie an die Zarme Elsa« dachte. Die hatte sich schon iiherall als die heimliche Braut des schönen Franz Boßneck ausgespielt. Welch ungeheure Blamage siir die hochmiithige Person, wenn Franz wirklich eine andere heirathete; Sie gönnte es ihr von Herzen, wenn sie es auch sitt sich behielt. Und ihrem Ba ter gönnte sie im Grunde den Uerger ebenfalls. In ihrer geduckten, kleinen Seele schlummerte ein heimlicher Rachedurst gegen ihren Vater, seit er sie gehindert hatte, sich ihr descheidenej Glück zu erobern, Sie war sich dieses Gefühls ga- uichi bewußt, koch- wein erschrocken, wenn man es ihr zum Be wußtsein gebracht hätte, aber vorhan den war es trotzdem, wenn es sich auch scheu unter stiller Fügsamteit »er kroch. —- « Die Eltern der jungen Dame blie ben, nachdem sich Bertha entsernt hatte, eine Weile stumm. Endlich sagte die Frau beklommen: »Vielleicht läßt sich diese Verlobung wieder lösen. Er hat sich doch ohne Deine Einwilligung gebunden.« »Wenn das Deine ganze Weisheit ist —- damit ist es Essig. Franz ist mündig. und geießlich kann ich ihm nichts anhaben, das liest Du ja schon in seinem Briefe.« »Aber er ist doch an Elsa so gut wie versprochen." ,,Quatscht mir doch nicht immer mit Eurer Elia dazwischen. Die würde mich ja auch nicht gerade ver locken. sie zur Frau zu nehmen. Wahrscheinlich hat er sich umso leich ter sangen lassen, weil er sich vor ei-; net Verbindung mit der albernenz Gans graulte. Jch hätte ihm narz nichts davon schreiben sollen, das wäre ; besser gewesen. Zeig mir den WischJ noch einmal her, ich will ihn in Ruhe noch einmal lesen." ! Seine Frau reichte ihm den BrieH Er trat damit ans Fenster und las ihn nochmals durch. «Lieber Vater, liebe Mutter! Jbr werdet das, was ich Euch mitzuthek len habe, nicht gerade freudig aufneh men. Jch bin rnir voll bewußt. daß ich Euch Aetger bereiten werde, aber seid überzeugt« daß ich nicht anders handeln kann. Jch habe mich heute mit Fräulein Hella Naömussen. der Tochter des Bildhauers Professor ist-is Rasmuffen, verlobt. Seid cnir nicht böse, aber ich konnte Euren Wunsch, Elfa Kleeseld zu heirathen, nicht erfüllen. Die junge Dante ist mir unsympathisch Fräulein Ras knussen aber hat alle Vorzüge des Geistes und des Körpers und ist als einzige Tochter eines bekannten Künstlers auch nicht unt-erwägend Wir lieben uns und bitten urn Eure Einwilligung zu unserer Verlobung. Jch werde sonst in allem Deinen Wünschen nachtommen. lieber Vater, Du sollst Dich nie über rnich zu be schweren haben. Jch weiß, daß diese meine Eröff nung zunächst Deinen Zorn erregen wird, es thut rnir herzlich leid, aber ändern kann ich es nicht« Jch weiß auch, daß Du nicht unversucht lassen wirst, diese Verlobung zu lösen, dei balb—— nuk um Dir Unruhe und Anf regung zu sparen —- tbeile ich Dir mit, daß alles vergeblich wäre, was Du in diesem Sinne unternehmen wolltest. Selbst wenn Du mir in Zukunft alle Existenzmittel verweigern würdest und mir Dein haus ver schließen wolltest, würde ich nicht von hella lassen. Jhr Vater liebt sie so sehr, daß er uns ohne Zögern die nö thigen Mittel bewilligen würde zu un serem Unterhalt. bis ich selbst mir eiue Existenz geschossen hätte. Aber es würde mir sehr unangenebrn fein, wenn der Sol-n des reichen Bohnen von anderen Leuten abhängig wäre-, nicht um meinetwillen, sondern um Deinetwillen, · lieber Vater. DaranH ist ja aber auch gar nicht zu denken.i Wenn-der erste Zorn bei Dir derraucht J ist, wirst Du einsehen, daß rnein Ber geben nicht so schlimm ist, und wirst uns Dein Jatvort nicht vorenthalten Jch bitte Dich noch einmal herzlich darum und gelobe Dir sonst in allen Dingen strengsten Gehorsam. Nur eines will ich gleich noch bemerken, un sere Hochzeit will ich nicht lange hin auöschiebetn ich werde mit meinem Schwiegervater den Termin auf Ende September festsetzen Zum Schluß noch einmal: verzeiht und gebt Euren Segen Eurem Euch herzlich grüßenden Sohn Franz.« Als et den Brief zu Ende gelesen wan ee ihn in einem neuen Wuthan sall aufsden Boden und trat mit den Füßen daraus hekusn Dann ging er nachdenklich hin und her, hob nach einer Weile den Brief wieder auf und las ihn nochmals. Endlich sagte er mit verbissenem Grimm: «Gar nichts ist da zu ma chen. Er hat die Sache fein am Schnürchen und bindet mir einfach die händr. Da steckt natürlich das kLurnpenpaet dahinter. Professor! — Bah, so schimpfen sie sich alle. die Heeren Künstler, ich kenne das Ge lichtet. Und so etwas soll ich in meine Verwandtschaft aufnehment — Man erlebt wirklich seine helle Freude qq seinen Kindern. - Und ichs ins-s noch Ja und Unten dazu sagen, sonst ek ketse ich. daß MI Ast-Ton Sohn mi W einsach den Stuhl var die Thiir seht. Grade fest, wo ich ihn im Geschäft so nöthig brauche. Hätte ich ihm doch ’den Urlaub nicht noch bewilligt! Man ist immer zu gut —- viel zu gut!" Wieder griss er nach dem Brief, wieder las er ihn durch, um einen Punkt zu entdecken, wo er den Vebel hätte ansehen können. Vergebens —· sein Sahn war schlau genug zu Werte gegangen, er haiie seinen Vater iibers « listet. »Nichts —- rein nichts tann ich dagegen thun, ich muß mich einver-l standen eriliiren.'· »Aber Ernst, was sagen wir nur Kleeseldö?« »Die Wahrheit-natürlich daß sich unser herr Sohn hat einsaugen las sen und für die »liebe Elsa« dankt. Eine schöne Wuth werden die haben, wenn ich" ihnen diese Mitiheilung »schonend« übermiitir. Der Gedanke daran wäre im Stande, mich zu er heiiern. wenn ich jetzt Sinn dasiir hätte.« »Was soll aber mii den Möheln werden? Wir haben doch die Möbel schon gest-usw« »Ja —- das ist das schönste bei der ganzen Sache!« Er lachte höhnisch aus« »Die Kleeselds hatten es ja so seilig mit den Möbeln. Nun werden Jsie zusehen müssen. wie sich eine andere in das Nesi hineinsehtf Daß ich das erleben muß,« jam merte die Frau. »Die Leute werden mit den Fingern aus uns zeigen.« »Daß ihr Weiber nur immer an das Nebensachliche zuerst denlt! Mir lommt zuerst der Hauptpunkt, die Geldsrage, nnd dann der widerwärtige Gedanke, daß ich so eine fassinirte Person in mein Haus ausnehmen muß, in Betracht Aber wehe ihr, wenn siel slw Kluft Lunas-LI, Ists su, »I- »st lange! -Dann soll tie mich tennen ler nen. Sie soll nicht denken, daß sie Franz auf dem Kopf herumtanzen kann. Wenn er den Verstand verlo ren hat« will ich wenigstens dafiit sor gen, daß die Kirche im Dorfe bleibt.'« »Wenn ich nur wüßte. was toir mit den Möbeln anfangen sollten!'· »herrgott — das ist doch klar! Wir haben sie fiir unseren Sohn ge tauft und in die Wohnung gestellt. die er beziehen wird, wenn er heira thet. Der Kausoertrag ist von mir fiir meinen Sohn abgeschlossen. von einer Frau ist darin keine Rede ge wesen« Das laß nur meine Sorge sein. —- Meinen Hut meinen Stock! Jch will fofart zu Kleefelds gehen und ihnen die Sache unterbreiten Dann had’ ich das hinter mir. Und dann werde ich meinen Herrn Sohn ein Briefchen schreiben, daß ihm die Au gen übergeben follenf Seine Frau holte mit bedrückter Miene Hut und Stock herbei und als er fortgegangen war, blieb sie re gungslos sisen die hände im Schon gefaltet. Das war ein seltener An bliet bei dieser rastlosen Frau Bertba trat wieder in das Zimmer-. Neugierig blickte sie auf ihre Mutter. »Was wird nun eigentlich mit Franz, Mutter?« »Er wird uns eine fremde Person ins Haus bringen." »Bater giebt seine Einwilligung?" »Er kann nichts dagegen thun.' »Warum denn nicht? Mir hat er doch damals auch die Erlaubniß nicht gegeben « Frau Emilie richtete sich gerade auf. Rüdre nicht auch noch daran heute, ich habe genug an der Schmach, die Franz iiber uns bringt! Sei froh, daß der Vater damals Macht genug hatte, Dich vor dein unsinnigen Schritt zu bewahren. Was hätte aus Dir werden sollen!« In Berti-as Augen trat ein gereiz trr Ausdruck Lang vergessener Kum mer war lebendig in ihr geworden. Sie neidete dem Bruder die steie Wahl, und ein Gesiihl grenzenloser Bitterkeit iiberwucherte einen Moment den anerzogenen Stumdfsrnn »Dann Twiire ich vielleicht eine glückliche Frau 7geeporden,«. sagte sie mit einer Kühn lbeit iiber die«sie selbst erschrak. Jhre Mutter fah sie streng und dro hend an· »Du vergißt Dich, Vertha. Jch will biefe Worte nicht gehört ha ben. Der rebellische Geist Deiner Bruders hat Dich angesieeli. Aber lafz um leinen Preis Vater folche Ne ben hören, es könnte Dir fchlecht be tommen.« Beriha bückte sich stumm über ihre Hälelarbeit. Der Geist der Empiirung war entstehen, sie war wieder das scheue stille Geschöpf wie sonst. Tief in ihrem Innern aber teirnie ein Ent- » fchluß. Wenn Franz wirklich - das fremde Mädchen heirathen durfte, dann wiirde auch sie sich zur Energie aufraffen. wenn wirklich noch einer kommen sollte, um sie zur Frau zu be gehren — und wenn ej der Aerrnfte wäre. Was Franz recht war, war ihr bng Sie warf einen verstohlenen Blick in den Spiegel und seufzte. Große Hoffnung auf einen Freier hatte sie nicht mehr, dai war gewiß· Muth los unb mürrisch sank sie in si zu sammen, das arme reiches Mii n. Frau Emilie Bosneck tlingelte dem Dienstmäwpn und befahl ihr, den Kaffeetisch abzuräumew Dann nahm fie ihren Schlüssellorb und ging ih ren täglichen Gefchiiften nach. Die sTollten unter ihrem Kummer nicht lei i i s 8.Kapite1.«« Der Stadtrath Kleeseld war Holz hiindler und hatte mit seinem solz handel sein ererbteö Vermögen ver doppelt. Er war ein mittelgroßer ha gerer herr mit glattgescheiteltem grauem Haar und einer feurigen ro Zihen Nase in dem sonst sarblosen Ge cht. Scheinbar ruhig hörte er Boßnecks Bericht an und rieb nur immer un ruhig das Kinn und den spärlichen Bollbart mit der hand. Als Boßneck zu Ende war, sagte er zunächst nur: »Vin, hm s- so, so! Das ist freilich sehr satal.« Inner lich war er wüthend, aber er wollte sich vor Bohneck keine Blöße geben. »Sie können sich denken, lieber Kleeseld wie schwer mir dieser Gang zu Jhnen geworden ist. « »Gewiß —- natiirlich. Es ist ja auch teine Kleinigkeit sür Sie, wenn Sie statt einer Tochter ans gutem hause so eine Künstlerstochter zur Schwiegertochter belommen.« Bofzneck richtete sich auf. Diese Les art durste er nicht unter die Leute kommen lassen, damit schadete er sich selber am meisten. »Wenn ich in mei nem Aerger ein bißchen schars iiber die Braut meines Sohnes sprach, so ist das meinem geirantten Vaterherzen zuzuschreiben Die junge Dame ist im übrigen die Tochter des berühmten Bildhauers Professor Rasmussen.« Kleeseld lächelte. »Natürlich — ich verstehe, daß Sie sich nicht selbst ins Fleisch schneiden wollen. Na —- un angenehm ist die Sache für uns beide. Jch selbst übersehe ja die Angelegen heit mit Ruhe, denn meine Tochter Ist-n tobt-s nnd-Pl Msnnsf bnbsn Hub-I T was die Frauen dazu sagen werdenZT Elsa hatte sich nun mal Ihren Franzi in den Kopf gesehn Das wird eini heilloses Gestenne geben. Jst aderll nicht zu ändern.« ; (Fortsesung solgt.) soc alles sich essen lässt. Die modernen Kochdiicher mögen sehr umfangreich sein« aber sie tönnens den« verehrten Hans-stauen eine recht-« Vorstelluna von den inanniaiachenf Arten der aut der Erd-. wachsenden: vegetabilischen Nahrungs- und Ge-; nußtnittel nicht geben« weil deren zui viele nd. Solche Bücher. an nndsürl sich sehr nothwendia und nützlich, Ver-( mitteln vorzugsweise die Kenntnißs der heimische-i Nahrungsmittel. Ins-i gesa mt sind lie nur ein Bruchtheil von teGern vegetabiiischen Reichthum. dek den Menschen der Erde zur Nah rung überwiesen TH. Dieser ist so be deutend, dasz jede hausfrau, wenn sie einen Einblick in ihn gewinnt, staunen muß. Eins der nothwendiastensliahrnngw mittel ist das Brot. Man baett es all aernein aus Roggen, Weizen, Gerste. Mais und Hafer. Wer sich aber aus der Erde umschaut, findet noch einige. Dukend Arten Brot« zu denn nichtl nicht nur Körnerstiichte, wie die des-i ostindischen Borstengrasett und der! asritanischen hiese, sondern auchWnr- . zeln. Baumsriichte, das Mart gewisser Palmen und sogar Pilze und Flechten verwendet werden. Ohne diese Brot arten würde es um die Ernährung der Bevölkerung vielerLiindergebiete trau rig bestellt sein. Von höchstemWeth sitt den Norden Afrilas und siir Arabien ist die dem Zuckerrohr verwandle Mohrhirse oder Durrha, die sogar in Jtatien Eingang gesunden hat, und zwar als Ersatz sitt Mais bei der Bereitung der Lieblings speisen Polenta und Matlaroni. Die Ein-gebotenen des lchwarxenErdthetls backen aus der Hirse ein Brod, dessen Näbrwerth »Seid-Fraun ihrer- beschei denen Anforderungen vollkommen ge nügt. Jm Westen und Süden Asrikas samtnen-· einige andere bemzriensk wckkys dkvoaklell ost, zum Verspre das vcn den- Hottentotten aus ven: Marl der Farmpalme gebackene Kai savebrod. Jn den Tropengegenden Ameritas nnd besonders des Amazonenstromes spielt als Brodlieferant eine hervorra gende Rolle der Kassaveftrauch, ob wohl dessen Milchsaft und Samen gif tig sind. Seine dicken, lnolliaen Wur zeln geben, nachdem sie durch;-3erreiben, Preisen und Auswaschen von etwa vorbandenem Giststoss besreit sind, das ManiolmehL Die Neger verhallen es zum sogenannten Kosiaoebrod. Das im,Abwaschwasser zurückgebliebene sei nere Stürtenrebl ist die Taptota, bie ebenfalls sür Back- «und Kochzwecke Verwenduna findet und start expor : sitt wird- , ! Den Südseeinsulanern ist mit den meblig - siiszlichen Früchten des Brod fruchtbaurnes « ein vorzügliches Brod beschert-· Acht bis neun Monate im Jahr ist der mächtige Baum mitFriich ten bedeckt, und während dieser Zeit sind drei bis vier Bäume imstande, ei nen Menschen zu ernähren. Wenn die Früchte zerschnitten nnd gebacken sind, so schmecken sie wie Weisenbrob. Hiermit ist derReichthurn noch Sanae nicht erschöpft Jn Ostindien werden die sogenanntensbiobstbränem ofrüebte einer zur Familie der Gräser zählen den Pflanze, einer Verwandten der "3märrübe, zu Brod derber-elen. Ja, tn Brasilien und in Guiana muß so gar die berühmte Victoria reaia« die .größte der Seelilien, den Eingeborenen Brod liefern. hierzu dienen die als Wassermais bezeichneten Samen det Pslan e. Der Wassermaiz wird zer gampft und das so gewonnene grobe iehl angement, um dann in den Back osen zu wandern. Aehnlich backen die Chinesen Brod aus den Früchten der zweihiirnisien Wassernuß, einer schwimmenden Wasserpslanze, die aus Teichen und Seen vorkommt· Auch die Früchte der ursprünglich in«Osi indien heimischen und dann über alle Erdtheile verbreiteten Banane können als Brot be eichnet werden, denn gerü itet bilden te siir dieses einen ausge zeichneten Ersah. m Lause von acht bis neue Monaten st der Wuchs der Pflanze beendet· Zwei oder drei Mo nate später kann die Frucht gepflückt werden. Ein besonderer Liebhaber von Bananen war Friedrich der Große; er ließ sie als Mittel gegen Gicht und Rheumatismus in den Treibhiiusern von Sanssouci züchten. Jn ihrer bewundernswerthrn Güte hat MutterErde sogaerod gespendet, das nicht einmal des Backens bedarf Es ist das sogenannte »nativ bread« der Neu-holländer, ein ohne jede Zu bereituna direkt aenießbarer, mehrere Pfund schwerer Pilz, der einen ausge sprochenen Brodgeschmack hat. Eben lo läßt sich als Naturbrod die Rinde der in Afrita wachsenden Dumpalme bezeichnen. Sie ift mehr als singerdick nnd schmeckt siisz wie Nürnberger Pfef iertuchen, daher auch der Name Pfef iertuchenbaum. Die Neger psleaen die Rinde sofort zu essen, ohne irgend I welcheVerdauungsbeschwerden zu ver z spüren. i Den echten und unechten Brod Ifruchtgaben gesellt sich eine Legion eß ? barer Knollen und Wurzeln, von deren Narfmnhoncoin die Mehrzahl Unser-et «gaussrauen kaum eine Ahnung hat. - ie Zahl ihrer Arten ist zu groß, um sie alle erwähnenzn können. Am Ieich « tigsten ist die zur Familie der Winden-— gemächse zählende Batate. Sie wird in den Tropen allgemein angebaut und ; vertritt mit ihren stärkemehlreichen, J süßen Wurzeln unsere Kartoffel. Dann keine Angehörige der Arongeioiichse, die funter dem Namen Tarro oder Kalo ebenfalls in den Tropen, insbesondere aus Südseeinseln, in künstlichen fes-aper tunipikt wikv. Jhk nur-s s topsgroszer Wurzelstock, der reich an sStiirtemebl ist, bildet ein Nahrungs mittel, dessen Werth dem der Bataterr s nicht nachsteht. Weiter die in der het Hßen Zone wachsenden Yamswurzelm ; tartosseiilinliche. an Stäriemehl unge imein reiche Knollem deren Anbau fo igar in Deutschland mit Erfolg ge ficheben ist, sowie die Wurzellnollen der im Orient, in Nordasrila und in k Säueuropa luliibirten indianischen fSiißwurzel oder Erdmandel, die ganz ;-nach Mandeln schmeclt. Zu dieser Fiille tritt ein anderes werthvollen Nahrungsmittel, der viel geriibmte Sago, das Mart aus dem Stamme gewisser Arten von Palmen und Farnpalmen Die ostindische Sa aopatme liefert den sogenannten Perl sago des Handels-. Der Baum ist schon im Alter von 15 Jahren so reich an Sage; daß die Ernte lobnend ist. Ein vollwiichsiger Baum gibt einen Er ltrag von zwei bis drei Doppeltentner. Das Mart ist weich und weiß. Sein Stärlemebl ergiebt durch Schliimmerr und Körneln den Sago bester Quali tät. Auch die Sagopalme Madagab lars und die Kohlpalme Brasiliens spenden eine ziemliche Menge Sago. Jedoch am sreigebigsten isl die ostindis sche Iarnpalme, deren Stammdurch messer bei manchen Eremplaren iiber drei Fuß beträgt. »»Allerdings ist der aus dem Mart dieses Stammes ge wonnene Sago sehr grob. Es sieht da her dem der Sagopalme erheblich nach. Die Palmen leiten iiber zu den Ge wissen, deren Menge eine nniiberselss bare ist. «Palmlohl aus den Blatt lnospen und jungen Blättern der in allen Tropenländern lultivirten Ko tospalme ailt als Delilatesse. Die Chinesen nnd Japaner schwärmen siir - Meerwbl und ein Gemiise von Bam bussprossem Meertohl ist der zu den Algen zählende Zuckertang, der in al ten Meeren vorkommt, eßbnr nt und zudem Jod und Soda liefert. Die Ja paner holen ihn sich vorzugsweise aus der siidscbirischen See, und zwar in großen Schiffsladungem da er aufden Märkten hoch bezahlt wird. Eine an dere Alge wird aus Neu-Seeland geges sen, ebenso im Norden das in den nördlichen Meeren vorkommende Män dische Moos. Sogar Ftechten werden nicht versehen-jäh essen doch Tartaren und Kirgisen ie Mannaflechte, gemiis seartig zubereitet oder tuchenartrg ge backen. Genauer den Gemüsegarten der Erde zu beschreiben, gebt nicht an, da hierzu dicke Bände erforderlich wären. Das selbe gilt vom Gewürzs und vom Obstgarten. Tausenderlei wird da geboten, das dem Eingeborenen als Lebensunterhalt dient. Leider ist die Vertheilung ungleichmäßig —— in ei ner Gegend tritt der Segen häutet-. in den anderen reichlich a . Die Ausgabe der fortschreitenden Kultur ist es, einen bestiedigenden Ausgleich zu schaffen, aus daß ein Nahrungsmangel nirgends empfunden wird. Georg Buß. Jn Berlin haben sie einen Mann zu 1461 Jahren und-L Monaten-.Gefäyg nis verurteilt. Die 2 Monate · tten sie ihm doch wenigstens schenken alle-·