Die periickr. . Von Ernst Laut. Deutsch von Julia Butten - Hann. Es war eine enorme Periicle aus der Zeit Ludwig des Vier-kennten eise ans feinem, entzückendem blon dern hast nngesertigte Perücke, die, mit-n ein Sonnenstrahl sse traf, wie meines, flüssines Gold leuchtete. ’ Seit zwei Jahrhunderten ruhte sie in einem hermetifch verschlossenen Glasschranb und wir Kinder bewun-j betten sie mit scheue-m Blick wie etwa ganz Besonderes. Sie war eine lostbare Familien reliqnie. die uns an unseren Uratvßssp vater, Ricolnus le Flam, der königl licher Perückenmacher in der RuedeHI Umandiers gewesen war, erinnerte-; Aus seinem Firmenschild hatte del MseName »Zum aoldenen Vließ« gebrannt und damti hatte esJ eines eigene Bewandtniß gehabi Wenn man aber diese blonde Haarsiille be trachtete, so mußte man zu allerersti unserer Urgrohrnuiter gedenken, der diese haare angehört und die in’ gcuz Paris seinerzeit nur unter dem Hamen «die schöne Perückenmacherin«l sekannt war und von Dichtern befun gen und gefeiert worden ist. s stammen nämlich von einer; alten Pariser Familie ab nnd mein; Urnrgroßvater hat durch sein Hand Oerk ein glänzendes Vermögen er soeben denn bekannntlich nat Hand werk einen goldenen Boden i Mein Verfahre, dessen Perücke wir taglich mit derselben Brneisterunai Wanken lieferte allen Edelleuteni we auch allen eleaanten Paris ern( ihre Perücken, und alljährlich reiste er d- hd Its-e- ..... -Q c-: .-«- »Ur-J i i i IIIII IIUUIOID Usssl VIII-Ule SÄIUIL « nnd Dörer um blonde und braune fpaare anzulaufem damit er feiner Bindi-haft genügen konnte Seine We und eine Anzahl harten btanker Thaler in der Tasche reiste er von Stadt zu Stadt und vergaß auch die Dörfer nicht; dann ließ er ausrufen, daß er Haare iaufe und einen guten Preis dafür zahle. Und bald kamen die Mädchen in Mengen Drbei. um ihren natürlichen Schmuck fiir einige blanle Goldstücke herzu geben. Auf einer feiner Reisen lernte er meine Uraroßmutter kennen. Der reifende Perückenmacher be fand sich gerade in der Normandie in einem ziemlich Croßen Flecken. Viele Zöpfe hatte er schon abgeschnitten Wende und braune, als eines Tages» ein junges Mädchen zu ihm lam, dasl Wlich geweint zu haben schien. Sie mochte zwanzig Jahre zählen Schlansh groß nnd doch iriiftiav ge baut. sah He mit ihren frifchen, rosi gen Wangen und dem rothen Mund einer wilden Rose ähnlich Ihre siegen waren von tiefstem Blau, da seiklar und tief trat des Thränen MS der über ihnen lag. Und d war sie — die Liebling-Zierde M Meisters — aber blond wie ein Sonnenstrahl, blond wie das wo gende, goldene Korn, eine Farbe, wie sear- sie sonst nur in den nördlichen Ländern findet, und wonach der Mei sIet biölana vergebens gesucht hatte. Meister Nikolaus verstummte beim Brescia dieses herrlichen Mädchens Als dieses jedoch die Zöpfe löste, so daß die Haare wie ein wallender, gol Dener Mantel ihr über Schultern und Wen flutbeten und bis auf die Erde reichtern da starrte er wie geblendet auf die schimmernde Haar-fülle und « mußte die Augen schließen Seine Mc Cntpfinduna war, diese Flutlz seit feinen Händen zu greifen und darin herumzuwüblen, wie man es sbei Brillanten und Goldstücer thut. Ader ein gewisses Respektsgefiihl It ilne davon zurück. Das junge "dcsen stand vor ilnn stumm und , seen-eint, die blauen, in Thriinen , « FOIIIMUernDen Augen traurig auf ihn DIUU btflsd sie in Ein Sohle-ein« aus. und ihm diehaare hinhaltend, fragte sie schüchtern: · ,.Wieviel geben Sie dafü:?« z Es passirte dem Haattünstler zum ,- ersten Mal, daß ihm jemand weinend Diehaare anbot. Wenn er auch Kaus Ieann und Künstler in seinem Fisch var. so hatte er doch ein gutes Herz, nnd das Mädchen mti seinemKummer that ihm leid. Gewöhnlich wurde sein Wen in den Dörsern mit Freuden hgritit Lachend gaben die Frauen ihren natürlichen Schmuck hin, um ei nige Silberstücke dafür einst-tauschen Wie«gesagt, zum erstenmal tam ein Weib nicht aus Geldgier zu ihm, nein, Mlleicht zwang es die Noth zu diesem Schritt Sie schien so unglücklich über III Gedanken, ihre haare hergeben zu Men. daß er Mitteib mit ihr em Land Anberseits brannte der Wunsch - » ihm, dieses herrliche Haar, das set-e ganze Bewunderung erregte, zu , n. »Warum willst du deine gute denn vertausen, mein Mut-T« site er. Durch diese Frage überrascht und Dies-W die Sympathie des Meisters, M He für ihres ker gehalten hatte, TM. trachtete ihre Thtänen und « resolut: »Ich wicks ja gar nicht« » - Ottern zwingen mich dazu.« »Gut sie denn so um«-» »Mit-satte arbeiten zu Hause, und - T , - fein reichliches, gutes Brot« ZIMP sss es sie-meine Mitgift sein-« töt» d. .- "U M US wes-« Its-s W z »k» jsz «Er will dich lieber ohne Haare neh men?- Dann ist er wohl sehr reich um solche Ansprüche zu machen?« »Ich glaube. .Er des-di hundert Dukaten und die Mühle erbt er auch nochk «Jst das alles?' »Ja, finden Sie das nicht genugs« »Das wohl. Jedenfalls ist es ge nug, um mich zu überzeugen, daß dein Schatz ein Schafston ist, der nicht Weiß- daß deine Schönheit tausendmal mehr werth iit als seine Mühle und seine Dukaten. Und du liebst diesen Burschen?« »Jch?....Oh!....« undfie zuckte geringschätzig mit den Achseln. »Da man mich nun einmal verheira then will, so ist es mir egai, od es dieser oder ein anderer ist. Meine Eltern dringen darauf . . . .' Als sie dann noch einmal fragte, wieviei er zahlen würde, antwortete er, während er diesmal die Haare durch die Finger gleiten ließ: »Die Sache ist mir zu wichtig Jeh kann sie nicht gleich erledigen, auf tei nen Fall ohne Einwilligung deiner El stern. Jeh werde es mir überlegen. Komm morgen friih wieder und bring’ deine Mutter mit Wir tön nen uns dann iiber den Preis eini gen." Freudeftrahlend fteckte das schöne Mädchen ihre Haare wieder auf, glück lich, sie noch bis zum andern Morgen behalten zu dürfen, grüßte und lief leichtfiißig trog der schweren Bots schnhe davon. Warum mein Urgroßvater den An tauf der goldenen Haare auf den an- · deren Morgen verschoben hatte? Es wußte es selber nicht. Einen ftichhal tigen Grund hatte er nicht dafür. Er tonnte sich nicht entschließen. diese prächtigen Haare abzuschneiden, und fein künstlerisches Empfinden hatte diesmal den Sieg über den Kaufmann davongetragen. Dazu fühlte Meister Nikolaus im tiefsten Innern ein ge wisses Etwas, das er nicht wagte, fich einst-gestehen Als eingesleifchter Junggeselle war er weiblichen Reizen gegenüber wenig empfindlich; er kann te den Zauber der Liebe nicht, aber seit das Mädchen mit den blonden Haaren vor ihm gestanden hatte. wa ren zärtliche Gefühle in seinem Her zen aufgestiegen. Und der Funke. der fich in ihm entzündet hatte, wurde zur Flamme, und bald brannte der bis lang kalt und unbeugsani gebliebene HMann lichterloh Als Meister Nikolaus mit sich einig .war, rief er trosig aus: »Halte ich die Haare abfchneiden sollen? Nein . . . .! Aber ich will sie dennoch besehen . . . . und wenn ich die Jungfrau heirathen soll . . . . selbst, wenn alle Miiller sich. fwidersetzen . . . . Alt genug bin ich fbazu geworden!«.... » Als die Jungfrau, Brigritte mit LNamem am anderen Morgen mit ih frer Mutter wiederkam, wurden sie zaus? feierlichste von dem Perücken .inacher begrüßt. T Und ohne fich lange zu besinnen, smachte er seinen Antrag. . »Meine verehrte Dame, ich liebe Jhee Tochter. Jch weiß auch, daß sie »den Mann nicht liebt, den sie heirathen soll. Wenn ich ihr nicht mißfalle, so bitte ich um ihre Hand. Jch habe ein ; Geschäft und eine gute Kundschast; ich inehine sie ohne Mitgift, und nie werde fich an eines ihrer Haare rühren. Daj "schwiire ich!« Die alte Frau war sehr erftanntz als aber Brigitte ihr um den Hals fiel und vor Freude weinte, da gab sie nach und die hoch zeit wurde beschlossen. Einen Monat später saß eine schöne Meisterin, deren volles goldblondes Haar unserem Urgroßvater zu dem Schild »An-n goldenen Alten« Veran lassung gegeben hatte, an der Kasse, und der Ruf dieser bewunderungs würdigen Haarsülle und der Schön heit der jungen Frau verbreitete sich durch die ganze Stadt. Bald wurde die schöne Perücken macherin auch bei Hofe bekannt; die Zeitungen sprachen von ihr, und die Dichter befangen ihre Schönheit in Versen. Jeder wollte die junge Frau sehen, und man drängte sich ordent lich in den Laden des Meisters Nilp laus. Mancher Edelmann ruinirte sich durch Anlauf von Perücken, um nur einige Augenblicke in der Nähe der schönen Frau sein zu lönnen, und Sträuße und Liebesbriese wurden ihr in Fülle zutheiL Doch Frau Brigitte berauschte sich nicht an ihrem Ersolg. Einsach nnd liebenswürdig und ihrem » Manne treu, der ste glücklich gemacht; hatte, verstand sie es, die Kundschast» anzuziehen und die Verehrer doch inf gehöriger Distanz ztg halten. JhrH Mann betete sie an und stapelte Du-; latfen über Dulaten in seinem Koskeri au . Zwei Jahre lebten sie glücklich und in Freuden. Nach dieser Zeit schenkte Frau Brigitte ihremGatten den lang ersehntenErbem lag abe: iodklrank darnieder Meister Nikolaus war sassun los. Die ersten Aetste ließ er rufen, In sie zu retten. Selbst der Leibarzt des Kö nigs larn in eigener Person an das« Mantenbett der jungen Frau. » »P- Me si·,« sagte diese-, »aber her » W von der schweren Last der saure befreit werden. Wenn Sie sie nicht abschneiden, so fallen sie bei» der Genesung von selber ans." . Mein Ururaroßvater war der Ber ziveiflung nahe. Er hatte der Mutter geschworen, kein Haar von ihrem Haupt onst-rühren Aber es mußte sein, wenn seine Frau gesunden sollte. Mit blutendem her-sen schnitt er iyr die lanan Flechten ab. Indessen sein Schmerz darüber wurde bald gemil dert, als seine geliebte Frau gerettei wurde. Obwohl ihr die schimmernde Haartrone fehlte-, blieb sie dennoch schön . . . MS Paris Härte, daß die Haare der schönen Perückenmncherin unter der Scheere gefallen waren, da drängte sich juna und ali aufs neue hinzu. nin sich in überzeugen, und der Laden des Meisters Nikolas wurde nicht leer. Der Herzog von Roanemaure brt ihm ROOO Thaler, wenn er ihm eine Berückt Jus dem goldenen Haar anfertigen wollte. Meister Nikolas schlag ej jedoch ab. Er fand, daß nur er die haare seiner Gattin traaen dürfe, und da rmn machte er ans den Zöpfen Frau Brigittens diese Berücke die er bis an sein Lebensende trua und seinen Erben mit foigendrn Worten ver machte: »Ich wünsche, daß meine Kinder und Kindeskinder, wie auch diejeni gen. die- meinen Namen trag-en nnd in den Besitz der Berücke zselanaen foll ien, sie in Ehren halten. Sie iiraus dem Haar meiner lieben Frau Bri «IOO« «ns-7-IOZ-If MIIODI If Its erinnern, daß ich diesem noldenen Haarichmucl meinen Reimttgum nnd das Gliick meines Lebens zu verdan ten habe« Unser Stift Wilhelm Berliner Stizze von H e d w i g S te p h a n. »Und hier ilt unser Stift, Fräu lein, der Wilhelm — wenn Sie mal was zu holen haben, oder’n eiligen Brief —— Wilhelm ist immer derjenige, welcher — was?' Die neue Buchhalterin, die erst seit heute früh ihre Stellung bei Blei chert åc Son, Mehl und Getreide en gros, eingetreten hat« wendet flüchtig den Kopf. Ader dann giebt sie ihrem Dreh schemel einen Puck, und ihr energisches Altjjungferngesicht bekommt einen ganz eigenen, weichen Ausdruck. Was für ein bildhiiblches Men schenkind! Frisch und zart wie ein Mädchen« die blonden haare in dicken Ningeln um den Kopf, und die tief blnuen Augen lchalthnft und zugleich so kindlich! Wilhelm wird unter ihrem bewun dernden Blick ein wenig verlegen und streckt die hand aus· .Na, Fräulein, wenn Sie jeht die Portolaffe haben, denn mächt« ichnuch gleich bitten um’n Groschen zu Klei fter.« Etwas erniichtert greift die’Buch halterin in den tleinen Geldbehiilter, schiebt Wilhelm ein Zehnpfennigftiick hin und notirt den Betrag in ihrem Ausgabebuch Nach acht Tagen bereits weiß das gesammte Personal, daß der Stift Fräulein helds ertliirter Liebling ift. Selbst der uptbuchhalter, ein ernsthafter, lpn wenig zugänglicher Mann macht ihr einmal eine dahin gehende. neckende Anspielung die sie bis unter den altmodifch glattgeftri chenen Scheitel erröthen läßt. «Eiisi bloß, weils-set fo unschul dig nsutsieht!'« sagt sie leise. Und ein vieliagendes Achieizucken faßt sie beinahe als persönliche Belei digung auf Denn der lchöne Junge hat es ihr ganz and gnr ansah-ins Ihre Eltern bat sie längst verloren, ein junger Bruder iii ibr unaeia br inWilbelens Alter« an der Schwind fucht gestorben und ihr einsames Herz sehnt sich nach jemand, den es lieben, um den es sich sorgen kann. Sie empfindet für Wilhelm eine warme, fast mütterliche Zärilichkeii —- fein vergnügies Lachen, seineireu bergigen Augen sind ibr ein wahres Lebfal in der grauen Eintönigleit der täglichen zehn Arbeiisiiundem ; Natürlich weiß Wilhelm genau," woran er ifi. Wenn er Rechnung ablegt über allerhand kleine Bewegungen —- Fe dern, Tinte, Liiichblätier und was senkt noch zum Kontorbedarf zählt —- idann biiei Fräulein held lauen hin und öfragt ibn zwischendurch nach allein m öiglchen —- wo er zu Mittag ißt, weshalb er nicht bei seinen El tern wobnt ob er Sonntags immer zu Deus bleibt, und noch Gott weiß was für Sachen, die sie nichts an »gem. Beim Monatsabschluß wunsdert sich « der Chef über den umritältnißmäßig drohen Betrag fiir »die-erst Aus ? gaben« und nimm-i sich vor, der neuen ’Buchbalterin etwas schärfer auf die Finger zu leben. Eines Montagmoraens lsommt Wilhelm erst nach 9 Uhr ins Kontor. Er siebt blaß aus und bat dicke Ringe unter den Aug »Was ist Ibeten Wilhelm-—- sind Sie trauli« fragt ibn die Lindhelle rin besorgt Er macht ein webleidiges Geschi. »Ja, Fräulein —- enir is jat nich ius. SM- nitenieb. Der- Doktor legt. et war WUeichsuchh nnd ieb s miiste son Heim trinken-—- —he—he »—-—matose qlaulk ich—ader die Fla ische tost’ ’n Thaler-, und wo soll ich n woll das Ield derlriegenk — Mittqgs ist Fräulein Held schon vcr drei von Tisch zurück. Sie drückt Wilhelm ein Partei in die Hand »Sieh Wilhelm —- und wenn die Flasche ans ist, sagen -Sie's mir — sechs müssen Sie mindestens trin!en, wenns was helfen soll!« Der Innedieney der im Lager Prodesiickchen zitbindei, schüttelt mäst billiqend den Kopf. ..Nee« iotvas·«——je aller. se doll:r!«« Nach vierzehn Tagen tritt Wilhelm wieder an mit seinem tindlicbsten Lächeln. »Nuik dieFlasebe zu Ende, Fräu lein Nnnd w und ——-—«-- nemlich, der Noth-ten bei uns in Haus. Der läßt sie mir Fu zwei Mart isinizig wenn Fräulein denn schon soiutiein wollen. denn hätt ich lieber ileich das Feld-Mänteln sparisa auch sanf zig Psennia dadei.« Und sie giebt ihm das Geld und streicht leicht iiber seine hand. »Nun machen Sie mich, daß Sie wieder ganz gesund werden« Wil helm!« Arn Ultimo sitzt Regine Held noch nach 8 Uhr im Kontor und rechnet. Ihr sonst so satbloses Gesicht ist dunkeln-M ihre hönsde fliegen. Die Kasse stimmt ihr um 135 M. nicht« und obwohl sie immer wieder und wieder die langen Zahlenreihen ausaddirt, tann sie den Fehler nicht Illibcscsls " Geringe Beträge hat sie ja schon ab und zu aus ihrer eigener-. Tasche er gänzt, aber eine io große Summe trägt sie nicht bei sich, und der Chef wartet auf die Anrechnung-. Eben tritt er hinter ihren Stuhl. »Na. eFräulein wie steht’s?« Mit nervös zuckenden Lippen wen: det sie sich unt. »Es fehlen mir list-I Mart, Herr Bleichert.« Er zieht die Stirn traus. »So? Das ist ja aber sehr iatal Und ein Jrrthum Jhrerieits iit aus geschlossen? Ja, dann bleibt eigentlich nur die Möglichkeit. daß das Geld gestohlen iiti« Und als sie ihn betlommen ansieht, fügt er hinzu: »Na, lassen Sie jetzt nur sein »s rnorgen werden svir die Geschichte nä her untersuchen Guten Abend.« Es klingt wenig liebenswürdig Sie mertt wohl, daß der Chef unzufrieden ist, und packt mit einem Seufzer ihre Sachen zusammen. Da kommt Wilhelm vorsichtig aus dem Lagerranm. »Was war denn los, Fräuleins Hat der Alte qeschintvst?« »Ach, das gerade nicht, Wilhelm — aber denken Sie blaß, ee fehlen III-Z Mart in der Portotasse!« «Herrje, is ei die Mglielxieits Die muß doch eener ietlaut baden? Ner, so ’nie Jemeinheitl —- Na, ielsn Sie doch man, CFräulein es is ja schon fleich neune —- ich wer’ allenz fort !ejen!« In der Nacht findet Regine Held wenig Schlaf. Gegen Morgen schlum ntert sie endlich ein, und so seit. daß sie erst lrtrz vor Beginn der Geschäfts itunden wieder erwacht. heute iit ihr die Verspätung do - pelt peinlielxx in iliegender hast must sie sich aus den Weg, um die verlorene Zeit wieder einzuholen. Wie sie die Gefchöftirsiutne betritt, tomrnt ihr der Prinzipal bereits ent CWUF , . Sie will eine Entschuldigung stam meln, aber er wintt abwehrend mit der Hand. »Schon aut, schon gut-— ich wollte Ihnen mir sagen, daß das geitriae Mem-to aufgeklärt ist. Wir hatten einen Dieb int« Danie, den Kenner-— er ist seit heute Nacht verschwunden und hat die ganze Kasse mitgeben lassen.« Sie erbleicht.und ihre Augen wer den starr. «Der Kettneti Der — der Wil helm? — Aber — das ist ja nichtj —«2 -I1-I- s« tut-Hun» Der Chef zuckt die Achseln «Leider Thatfache· —- Hat außer dem auch bei seinenCiniiiufen iiichiig geichwindeit und iit das meifte noch schuldig gebiiebers.« Leistung-Flog iehniRegine an ihrem Pu . Wilhelm-sein gemeiner Dieb? Wilhelm init seinen reinen, unschul vigen Auqeni Nein, nein, es tann ——— darf nicht Heini « Vielleicht — »vieiteichi aus Roth? Seine Mutter sieht in bedrängten Verhältnissen »s» ; das hat er ihr in erzählt — wenn sie strant aeworden ist —»—— wenn ce I deshalb? ! Sie nimmt sich vor, über Mittag hinzugehen und sich zu erkundigen Der Gedanke beruhigt sie etwai. Sie nimmt Hut und Jacke ab und trägt sie in den hinteren Kptridor. An der Thiie der Teiephorzelle stehe der hauptbuchhaiter mit dem Lagerchef in eifrigem Gespräch. Jin Vofrbeigehen fänxrisie ein paar Sätze au . , »Ja, denken Sie an, ,son Bengel! — Jede Nacht tumgetrieben —- — «und kaute Weiberaeichichten Der junge Bengeii Es ist ein Standai.« Regine senkt den Kon und schleicht still an ihren Platz zurück. »Mehr-mich schlänt iie ihre Bücher auf. und· wankend sie mau- »san« sztM ern» Bote-Z schreit-h rollen ihr W Ihrs-ten til-er dni blasse Ge — Jsi totfvikthsstus. I")-—. U Wirth »zum Fremden, der seinen Stuhl in die Nähe des Stammtifches« rücken will): »Sie, da dürfen S’ sich nicht hinseyenz den Plak braucht der Bürgermeister zum Spucten!« I pquchkussäss T Humoreste von Adolf Thiele. »Mir noch diesen Pinselstrich!« rief die junge Frau, indem sie mit sicherer band an dein Gemälde, das vor ihr auf der Staffelei stand, herumbesserte, »nur diesen, lieber Edwin, und vol lendet ist’s." »Ja-fis ist die Arbeit. wie der Ver-« liner sagt,« ergänzte der Gotte und« erhob sich von feinem Lehnstuhl, um das Gemälde zu besichtigem »Wirk lich ausgezeichnet,« sagte er dann mit anverholener Genugihuung. »Papi! wird sich herzlich freuen, wenn er durch fein Bild überrascht wird. Prächiig getroffen. der alte Herr, in feiner altmodischen Tracht. Das GO-; nern das kahle haupt, auee in singe-z mein lebeniwahr. Und wie fein Du es gemalt hast, jedes Härchen siehti man in dem grauen Schnurrbart « »Nun ift’s aber genug des Lobes, lieber Edwin!« fiel die junge Frau kin Edwin fuhr jedoch fort: »Und altes dies ganz ohne Situng nur aus dem Gedächtniß —« »Und nach der Photographie, nicht zu oergessen,« fiigte Hulda hinzu. »Sechs Monate sind’ö nun her, daß wir Papachen nicht gesehen haben.« aGewiß wird er sich freuen, Dich bald wiederzusehen, und zumal, wenn er entdeckt, daß fein Schwiegertöch terchen an ihm selbst ihre Maltnnft versucht hat« »Lieber Edwin, fag’. wann reifen wir denn eigentlich? Jch muß doch Papa von unferer Ankunft benachrich tigen.« »Eigentlich, liebe Hulda, tann ich diefe Woche noch nicht fort —" »Dieses «eigenttich« lasse ich nicht gelten. Mit welcher Mithe habe ich es durchgesegt, daß Du Dich endlich entfchließeft, für eine Zeitlang auf dem Lande Erholung zu suchen. Deine Kranten können nicht verlangen, daß Du felbft trant wirst· Jch werde Papa schreiben, daß wir in drei Ta gen.bei ihm eintreffen.« »Nun gut, ich fiige «mich aus Re spekt gegen eine so hervorragende Künstlerin Aber das Bild —« »Nun, das Bild schicke ich voraus, bitte jedoch Papachen. die Kiste durch aus nicht vor unferer Antunft öffnen zu lassen, da fie eine tleine Ueberra schung enthielte. « »Schön, mein Schutt Nun habe ich aber tetnen Augenblick mehr zu ver lieren.« Und damit eilte der vielbefchäffigte junge Arzt wieder zu feinen Patien ten. —————— Wirklich, sie hatte ei durchgefesh die tleine Frau: drei Tage fpiiter ftieg das junge Paar bei der wettvertaffe nen Station aus« die dem Gute «Pa pachens« am nächsten lag Marsch-M hatte es sich nicht neh men lassen, feine Kinder absuhotem er ftand auf dem Baron, in den Mantel gehüllt, ein Bouquet in der Band und begrüßte die Antammenden aufs freundlichftr. Aber —- eigenthiimlich — die junge Frau war irosdem etwas biinglich — verlegen. ebenso wußte Edwin nicht recht, was er tagen sollte, und auch des Vaters herzliche Worte tlangen ein wenig gezwungen. Nachdem man den Wagen bestiegen, —-.s-«-- —-- J-I-i’- II-.I us- ina III-In Isluujss its-If status- Uv los-Is-, ps- ks · detn doch war es schließlich nur noch dein, welchet redete. Er gab eine Reihe Keanlengefchichten zum besten; plöslich bemerkte et diesen Verließ und wurde verlegen. Es entstand eine Pause. Wie mit einem Schlage begannen alle drei dann vom Wetter zu reden und wurden, als sie auf dies landet fationelle Atmuthszeugniß aufmerk sam geworden, gemeinschaftlich verle gen. Endlich lam man auf dem Gute an. Der Boten aus dessen btedeeem Antlit Liebe und Güte gegen seine( Kinder deutlich hervokleuchtete, führte! diese trosdetn etwas steif und zeremoq niell in das geräumige haus. » Im Wohnzlmmee nahm ein haus-« mädschen den Untommenden die Hüte und Mantel ab. hierbei gewann hulda Zeit, Edlvin zuzufliiflerm »Wie sieht nur Papa aus? Findeft Du nicht, daß er fich verändert hat?« «Allerdings,« entgegnete Edwin, »frin Schnurrbart ift schwarz gefärbt und stolz aufgerichtet und —- sieh’ da — er hat wahrhaftig eine kleine Pe riiete auf « Papachen ftand gleich darauf in ta deilofem Salon- Anzuge vor ihnen. »Nun machts Euch bequem, Kin derchen!« rief er. Am meiften hahe ich mich auf die Ueberraschung gefreut, die Jhr mir zugedacht habt; ich habe Auftrag gegeben, daß die Kifte fest, fafart nach unserer Ankunft, geöffnet wird. Meine alte hauchiilterin packt sie foeben aus. Und nun entschuldigt Jhr mich wohl einen Augenblick, Kin derchen.« Und er ging davon, jedoch nicht nach dem Speifezimmer, sondern nach der andern Seite. »Um Gottejroillem Edwin,« rief die junge Frau und flüchtete wie fchuhfuchend zu ihrem Manne, Jan-ist Dunicht verhindern daß das Bild k-·e s Uns Lug-stutzt rot-um« «Das ift leider unmöglich« sagte Edwtn, ebenfalls bestürzt. »Es ist ihm gar nicht mehr ähn lich-« »Du haft Recht, der Bart, das haar, die moderne Toilettet Was hat nur Papst-« »Ich will’ö Dir fagen,'« bliiiterte hulda erregt, «Papa will —- wieder heirathen.« Verschönend wirkte das blöde Lö cheln nicht« das nach dieser Entdeckung auf Edwinö Antlih erfchien. Ehe er sich aber zu einer Antwort aufrasfte, kehrte der Vater zurück. jedoch nicht allein; an seinem Arm fiihrte er eine freundlich - blietende, hübfche, wenn auch nicht mehr ganz junge Dame. «Geftattet mir, liebe Kinder,« be gann er heiter. »Euch meine zutiinf tige Gattin vorzustellen! Du, mein Junge, hast mir mit Deinem eigenen Ehegliia das Geheimniß der Jugend enthüllt.« Die Art, in welcher die Stiefmut ter und die überraschten Stiefiinder einander begrüßten, ließ deutlich er kennen, daß es an einem guten Cin verftiindniß in Zukunft nicht fehlen wiirdr. »Doch nun zu Eurer Ueberraschung, liebe Kinder!« rief der vergnügte Alte. «Jch habe mich fchon lange gefreut und bin fehr gespannt-« Damit eilte er allen voran dem Speifezirnnrer zu. Mit einem leisen Seufzer ftiihte sich hulda schwer auf den Arm ihres Gat ten. Man trat in das Speisezimmer. Dort stand, zwischen zwei Arm leuchtern, das Delbitd, und vor ihm stand «Papachen«« mit fauersiißem Lächeln zu dem ehrwiitdigen alten herrn auffchauend, der ihm in vie len Dingen fo unähnlich sah und nun mit ernften Blicken fein ehemaliges Ebenbild fah. bald- iant vernichtet. in Thränen quihktsn hu Edwius Brust. «Berzeih’, Papa.« stotterte dieser, »Du-Um und ich konnten nicht ah « nen — Papachen faßte sich zuerst, er fah feine Braut mit vergnügtem Lächeln an. Diese schloß die weinende junge Frau in die Arme und sagte: »Aber liebe shulva. was ist denn dabei: Be rnhigen Sie sich doch!« »Mein gutes Kind,« fügte Papa chen hinzu und vervollständigte die umarmenbe Gruppe, »Du sannst ja nichts dafür. Uebrigens soll mik,« fuhr dann der junge, alte Herr mii fröhlichem Lachen fort, »iibrigenö soll mir-Dein Bild eine Erinnerung an mein ehemaliges Alter sein. Es soll in meinem Arbeitszimmer prangen, und wenn jemand fragen .sollie. wen ei vorstellt, nun Kinder, dann sage ich: Daz ist mein seliger Vater.« « NR . Prattiice Unwissende-m Suffx »Hast Du blos Wortes Kommt da gestern mein Onkel auf meine Bude nnd sagt: Jeht wird-Z aber Zeit, daß Du mal aan st zu studirem und zu dem Zwecke chente ich Dir hier ein wisienschaftliches Dieb« , Spunlw .Und was hatt Du darauf ver enti« äuss: »Na natürlich das Wes-u