Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 28, 1908, Sweiter Theil., Image 9
Nebraska Staats-Anzeiger und Esset-old Jahrqaiig zu. Grund Island, Nebr» Ak. Februar 1908. (Zwei·ter TheiH Nummer 27 . —-p « — — --« -.—.— ....-..- » -..- .-»-.-.-«...».«.-. Moman Willst du darum aar verzagen Deine-Z Lieds Mit-sit, Weil nicht mehr in- Sammet-tagen Jubelnd singt dein Glück? Will der Sommer von dir scheiden, Herbstlich welit dein Lied; - Bis der Winter deiner Leiden Ueber’s Schneefeld zieht. »Was im süßen Lebensdrange Dir aetönt. gebläht, Laß« du fcklaien —allzu lange War die Luft schon müd’. Leid will auch in Tönen klagen, Singt in Moll ein Stiiet — Wikllt du darum nat verzaxren Deines Lieds Musik? Ver Brief. VonAnnaBlum -Eri,m«rd. Im Hauäflur traf Gabriele den alten Forftmeiiter. »Wohin?« fragte er und hielt sie an den Händen fest. »Nu: ein Stück chen die Straße hinaus.« erwiderteiir. »Ich bin gleich wieder hier.« »Nicht meinetwegen!« wehrte er. »Ich hab’ noch zu thun. Bleib’ aus, fo lang Dich’s freut." i Er sah der jungen Nichte nach, bis die Thiir sich hinter ihr schloß. Dann stieg er die Treppe hinauf ins obere Stockwerk Gabriele ging langsam durch den Vorqarten und trat durch das alter tbiimliche weiße That hinaus auf dies belle Straße. So bell, daß sie diel Augen ein wen-in schließen mußtet Noch eine Biegung. und sie hatte dass kleine ländliche Poftamt erreicht. Sie( zögerte —- dann fchkiipfte sie hinter dem breiten Rücken eines Zieht-änd lers. der in der Thüriiffnnng stand in den Wartemth An das Schreibs " Lutt»«ge»le«hnt, iatk ssie dir-Lieb die oLfene m antun-( us m- soll ruu Juv biasse Poltsräulein saß darin und ,ehrieb. Ter alte Landbote war am Tisch nebenan mit dem Sortiren be ichäsiiai. Dann wurde aboestemtselL Vielleicht in eben diesem Augean der Brief, den sie diesen Morgen nrit kalter Entschlossenheit in den Schal i ter qeichoben Was wollte sie hier? Ihn zuriick-’ holen? Unaiiltia machen, was darin stand? Noch war es Zeit. Noch lzg er aus dem Tisch. Noch. Ein Wort von ihr —und sie hielt ihn wieder in Hän den. Aber hatte denn Laune ihn dil tirt? War nicht jedes Wort reiflich erwogen nnd mit ihrem Herzblut ge schrieben worden? hatten nicht lei denscbastliche Liebe und qeträntter Stolz wochenlana in ihr um den Sien akltritten. bis endlich, endlich der Stolz die Oberhand behielt? Der Bries mußte an seine Adresse aelangen. Es war jämmerlich-. Schwnchheit von ihr, hier zu stehen und mit dem Gedanken zu liebäugeln: Noch ist es Zeit. Sie wandte sich hastig nach dem Ausgang. Fluchtartiq war ihr Enteilenx aber langsam, ganz langsam bog sie von der Haupt straße in den schmalen erlenbeitande nen Seitenweg, der in die Felder führte. An einem Zaun« der zwei Wiesgriinde trennte, bliebsie sieben. Schwer athrnend. Als hätte sie eben so viele Meilen wie Schritte zurückge legt. Mit tlopsenden Pulsent Wie schwer, ach, war das Leben-! Wie schwer war es, die Entscheiduna zu tressen, wenn Her-i und-Kopf verschie dene Wege wieient Sie sah an drin aliten Nirchthurm empor der nach den Wiesen den Got tesacker begrenzte. Noch ein Viertel itiindehen, dann würde die Post vor iikerrassein und denBries davonsiihs ren»,»seinem Ziele-entgegens. .« VII Icglc Ulckzclllck uns Millsjullll auf und barg ihr Gesicht darin. Und dann war dies Leben voll süßer hoff nungen u Ende —-dethiei, in dem sie ihm iebe und Freundschaft kün digte, führte den Schwektsireich der Vern«ichtung. Au Ende die gemein sckaftlichen Ziele —er würde seinen, sie ihren Weg gehen! Zu Ende dies köstliche in Gedanken miteinander VerhundenieinL ssu lEnde das heim sitt-e Sehnen! Und die große, große Liebe! Eine gähnende qraue Leere starrte ihr als Zukunft entgegen· Ein Schauer überf-ieisie-—fte zttiettettotz der wundervollen Sommemäeme. unt-· Thränem aroße. heiße Thränen rannen unrestillt über ihre Wangen Noch swar es Zeit. Noch stand es beiihr, das Leben mit feiner Lu nnd Qual fortzuführen all die betinen und untuisigen Erwartungen, die Seelenkämpfe, die Erschiitterunaen wieder »auf-unentmu, um endlich, wenn er sich die Mühe nahm, ihrer zu gedenken, in seine Arme zu fliegen und mit heißen, durstiqen Lippen an feinem Munde zu hängen. Nein. Das sollte, das durfte nicht sein. Nicht mehr sein! Uni. der Qual willen, die sie seit Wochen litt ——nm der Zweifel willen, die nach jedem Beisammensein in ihr ausgestiean waren -— mußte sie den SchmeHreich führen. Denn heute wußte sie, was sie lange nieder gerungen —- wiihrend dieser selbstauf erlegte-n Trennung war ihr die fchmerzliche Klarheit gekommen: Er win wa: dieser großen, starken, alles überwindenden Liebe nicht- werth. Wie ein festabgerundetes Bild sah sie die Zukunft an seiner Seite vor sich: Sie würde darbei-» weil sie sich verausaabte — sie würde hungern, weil sie verschwendet-et Sie würde ihn mit Liebe überschütten und erst Zärtlichkeit. dann Gleichmiitlzigteit — zulth Ermüduna ernten. Und sie würde elend sein. So elend, als sie zuerst glücklich gewesen war. Himmel, was war das für ein Gliick acwefeni So arosz unsd strah lend, daß es sie fast erdrücktet Eine Seligkeit, fiir die es teine Worte gasbt Lieben und geliebt sein! Sie hatte es nie zuvor trotz mancher heimlichen Schwärmereien gekostet. Damals erst, dänlteihr, bade ihrLeben begonnen. Weiten hatten sich nor ihr aufgetham auf Höhen war sie gellornraenl — Und dann .lam Sturz auf Sturz. Möhlich sah sie-er war der Gott nicht, den sie aeträumtx derceld nicht, siir den sie idn gehalten; der Weise nicht. dessen Born ihr unerlchöpslich schien. All dies hat-te ihre Phanta sie, ihre Liebe ihm angedichtet. Ader noch war er ein kluger, ein lie benswürdig-er Mensch von glücklichem Naturell Und ihre Liede, anstatt sich zu vermindern, wuchs. Gerade als wollte sie ihn entschädigem daß ihre Erkenntnis ihn seit-Glanzes beraub .t- Mit Strom-II Rifsh S- mio eines de;e Einfluß seines Werts noch im mer war wie er sie im Banne hielt, M sie nrit seinen Gedanken dachte tseinen Worten spr ; Aber dann tarn ein anderes Stau inen über sie. Der immer seiner Uns adhängigteit vorn Urtheil der Welt « sich gerühmt, war ein unfreiersMensch »Tausend Rücksichten hielten ihn im "Banne. - Nach rechts und links hatte er zu schauen. Dies und jenes verbot sich fiir ihn: Um seine Laufb.1hn nicht zi: schädigen, hies; es mit der Veröf sentlichung des Verlöbnisses me war I ten. Gabriele fügte sich. Wa- lag im Grunde daran, ob die Welt von ih » rem Glück wußte? Allein aus diesem TZustand erwachsen Mißhelligleiten Es iarn vor, daß Erwin sie in Gesell ;t·chasten fast wie eine Fremde behan xdelte, nrn ia jeden Schein näherer HBeziehungen tu vermeiden. Es that ihr weh, zu sehen, wie aroß seine sFertigieit in der Beherrschung nsar, Hund wie fröhlich er sein konnte nrit i anderen, während sie still und stiller sward, durch den ganzen Saal hin Z durch nach seiner wohllautenden sStimsrne horchte und schließlich zum Aufl-reich mahnte. ohne essen wärme ren Blick von ihm erhascht zu hatten. Machte sie ihm später bei ihren heimlichen Zusammenliinften Vorhalt, so ging er scherzend darübe: himneg und betonte die Richtigkeit seines Verhaltens-. Und hatte er nicht recht? —- Es tarnen vReiten der Trennung. Er hatte aeschäfttich ausmärts zu thun oder war zu miltärtschen Dienst iisungen einberufen. Die Verlobten sahen sich auf schriftlichen Austaitsch ihrer Gedanken und Gesiihle angie tviesen. Aber auch hier erlelste Gabriel-e Enttiinsschungen Es war tein Ver laß auf Erwin Er konnte oft Wo chen hindurch in Stillschweigen ver harren. Dann kamen rasch nach einander zwei. drei liebevolle Briefe. Aber aerade dann- wenn die Antwort am dringlichften ersehnt wurde, ließ sie unqebiihrliich lang-e auf sich warten· Der Zweifel lam. Nichts Liebt er mich? —-— sondern: Wird feine Liebe mir genügen können? Sind meine Anforderungen an ihn nicht ungemei fener als er sie erfüllen kann? Werde ich nicht eines Tages vergebens an den Felsen rochen Mit-VI und der Fels verfant? Qual-volle Macht, in der die Sr lenntniß reifte! Bitterfte Stunde« die den Entschluß gebar, zu entsagen! Und Wochen seit ihrer freiwilligen Flucht ins For-ithaus zu dem alten, zartfiihlenden Onkel, der nicht ihren wechseln-allen Sitmsmungen nach forfchte. der sie geduldig im Lachen und Weinen gewähren ließ s-« Wo chen voll von Kämpfen: Soll ichs-! — fokl ich nichts! Ein bischen Liebe —so ein feichtes Wasser. das last und-tändselnd an allem Ernst voriiberrinnt —- das war es, was Erwin ihr gab. womit sie fiel- ein nanzeö Leben lang genügen lassen mußte, »weil er nichts Tieseees »in geben hatte. Nein. Gabriele schrieb den Pries, in dem sie ihm sein Wort zurückgalx Nicht, weil sie ihn nicht mehr liebte. Darum sck,r-iebsie, weil er ihre Liebe nicht achten würde. Jeder mißt den anderen nach eigenen Maßen. Mit umslorten Augen sah Gabriele in die Hohe Der aoldene Thurnruhr zeiaer stand aus säus. Und fiinsmäch iiae Schläge erschütterien die Lust. Von der Dorfgasse herüber klang Näderrollen unid Gusischlsag Die Post rasselie davon, landeinwärts. Gabrielens sherz irampste sich zu fammen, Starr sah lsie bei entschwin denden gelben Kutsche nach. Der Würfel war gefallen. lUnd indem sie saft schwanslend den schmalen Wiesen weg dahinschritt, wußte sie, dafe fee in eine graue. sonnenlafe Zukunft wan decke. Mit matier Seele. —---—-— Die Bombe —-« VonVirtorinSardou Der Neujahrstag mit seinen Ge chenien rust mir stets eine Episode aus er Zeit der Pariser Belagerung ins Gedächtniß zurück. Es ist eine harm lose Geschichte, aber ich spiele darin eine Rolle, und ich gestehe, dasz ich daraus ein wenig stolz bin. Doch möge sich der verehrliche Leser der vielleichi an irgend eine blutige Heldentbat denkt, beruhigen. Die Ve gebenheii spielt wedehaus den Wällen von Paris, noch bei irgendeinem Var posien. Schauplatz der Handlung ist das behagliche Haus meines alten Freundes Dutaillh in der Rue de Trä vise. Lutailly war ein reicher Fabri tant, besaß eine ausgezeichnete Frau und eine hübsche Tochter, war ein guter cncsls -L » ---L--tcll«c--- M slubslsss UlIU SIII UUSI BIIIIWIS a« schiistsmanm nur hatte er den einen Fehler, etwas gar zu sehr aus die Po litit ver seisen zu sein. Sonst war er aber der beste Mensch von der Welt Er hatte sich nicht bereden lassen, aus der Stadt zu fliehen noch ehe sie von den Preußen eingeschlossen ward. Uebrigens tröstete er sich damit, daß ja die Sache nicht allzulang dauern könne. Doch Madame Dutcälln vorsichtiger als ihr Gatte, hatte nicht versäumt, un glaubliche Quantitäten von Nahrungs mitteln in ihrem Hause auszufveichern, sodaß die Familie damit ihr Auskom men gefunden hätte, wenn auch die Be lagerung noch drei Monate länger ge dauert hätte. Ja die vortreffliche Frau hatte sogar in ihrem Garten einen Kuhstall errichten lassen, dazu tHühner in Menge und einen vollbesetzten Schweinetoben. Jch habe guten Grund. dieser braven Hausfrau in Dankbarkeit zu gedenken. Denn ich war bei Dutailth zweimal wöchentlich, Sonnta s und Donners tags, eingeladen, un ich entschiidigte mich dort für die Entbehrungen, die ich mir sonst auferlegen mußte. Ha, diese Omeletten, diese Räsetortem diese Fricandeausl Dazu der gute Wein meines Dutaillyt Jch war nicht der einzige Gast des Hauses. Der erste Buchhalter der Fa brit, der zukünftige Schwiegersohn und Associa, Anatole Brichaut, hatte sein Kuvert neben dem meinigen. Der gute Junge, etwas schüchtern und träume risch war leidenschaftlich in die hübsche Gertrud verliebt, die ihn ganz gern zu sehen schien. Die Eltern hatten gegen den Verderber nichts einzuwenden, und so schien alles nach Wunsch zu gehen, wenn nicht die Verlobungsseier des Krieges wegen hinausgeschoben worden wäre. Vrichaut, der als Korporal ein berufen wurde und in der Kaserne St. Drnis domizilirte, that seine Pflicht als Soldat, allerdings ohne Enthusias mus. Dutaillv hingegen war ein sanati icher Anhänaer des Gen-Tals Jrnrhu Dazu hatte der »Temps« begonnen, eine Reihe von Artikeln zupublizirm in denen irgendein unbekannter Stra tege die Operationen in der Provinz zu einem fiegreichen Ende siihrte »s aus dem Papier natürlich. Dutailly nahm diese Phantasien blutig ernst. Er besteckte eine Karte mit rothen Zähnchen und folgte mitffeuereifer all diesen imaginären Märschen und Ge fechten. Brichaut, etwas ungläubig, erlaubte sich eine fchüchterne Einwen dung, erregte aber dadurch seinen Chef rsufs höchste. Es gelang mir, die bei den wieder zu berföhnen, aber ich merkte wohl, daß Dutailly sich nicht darüber beruhigen konnte, so viel schöne Stege verlieren zu müssen, weil Bri chaut es nicht zugab, daß sie möglich wären. Die Ankunft eines neuen Gastes inachte die Situation noch verwickelten Ich war sehr überrascht, eines Abends, da ich mich etwas verspätet hatte, mei nen gewöhnlichen Platz zur Rechten von Madame Dutailly besth zu fin den. Es war ein Unbekannter, groß und robust« mit ftart rreröthetesn Ge l» sicht, lärmend und prahlerisch. Er trug eine phantaftische Uniform, die aus ir gendeiner Theatergarderobe stammte und mit den Abzeichen eines Kapitäns geschmückt war, dazu ein Paar sehr hoher, glänzend gewichster Stiefel, die allein ihm schon das Ansehen eines Heros verliehen. Jcki war kaum mit der Suppe fer tig, als ich schon über meinen Mann gründlich insorinirt war. Denn er sprach unaufhörlich. Jch erfuhr, daß Robillard —- fo war er mir von mei nem Freunde vorgestellt worden — ein Kopieiin der ,,mnthisgen Söhne von Courbevoie« war, mit sein-et Schaar die Ordre durchgeführt hatte, einzelne Häuser der Stadtgrenze von Paris zu zerstören dder wenigstens die Möbel wegzuschaffen, um den Feinden leine Gelegenheit zu geben, sich dort zu ver schanzen. Jch fragte mich im geheimen mit Aerger, wie dieser Schwadroneur dazu komme, uns die besten Bissen weg zuschnappen, als mir Madame mit leiser Stimme einige Aufllärungen gab. Sie war diesen Abend auf dem Boulevard Poissoniksre ausgeglitten nnd konnte nicht aufstehen. Kapitän Robillard, der zufällig vorüberlam, führte sie in eine Apotheke und brachte sie dann in einem Wagen nach Hause. Aus Dankbarkeit hatte man nicht um hin können, den Retter zum Diner zu bitten. Diese Erzählung beruhigte mich, denn ich war überzeugt, daß der Kapitiin ein zweitesmal nicht kommen werde. Robillard zeigte sich als ein witziger Bursche. Er gab sich für den Ange stellten einer großen Kompagnie aus, die ihn mit den wichtigsten Kommissio UM oclklllll CARL UND In Dcl Ungele- · genheit eines riesigen Kohlengeschäfts hatte er halb Eurova bereist und er zählte uns sehr amiisante Abenteuer. Beim Ausbruch des Krieges war er heimgetehri, da es das Heil des Vater landes erforderte, und an der Spitze der ·,,muthigen-Siibrse« hatte er wahrx Heldenthaten vollführt »Die Feinde waren bereits im höchsten Grad bean ruhigt —- ich saß ihnen tüchtig im Nacken —- fiinstausend solcher Burschen mehr wie sneine, ,,m-uthiaen Söhne«. und ich will meinen Kon wetten, dasz wir durchbrechen — uns mit den drau szen Wartenden Verbinden und Paris entsetzen —- u. s. to.« Madame hörte diese Prahlereien mit Höflichkeit an, während ihr Gatte nur schlecht dem Verlangen widerstand, ih nen Glauben zu schenken. Gertrud allein schien sehr gleichgültig Was Anatole anbelangt, der in seiner Uni form noch schmächtiger als gewöhnlich aussah, dazu mit einem fürchterlichen Schnupsen behaftet war, so verschwand er gar-z neben·der martialischen Er scheinung dieses Kriegers, der auch nicht ermanaelte, ihn, nach Art der Starken, etwas sehr von oben herab zu behandeln. Jch erfand einen Vormund um aleich nach dem staffee zu verschwin den, betäubt durch die Fanfaronaden des-Kapitiins, in der Hoffnung, ihn nicht mehr anzutreffen Darin hat te ich mich aber grausam ge täuscht. Er blieb keinen Abend aus, an dem auch ich eingeladen warI Jch konnte auch bemerken, daß er allmäh lich in der Gunst des Ehepaares große Fortschritte machte. Madame Du tailly hatte er sowohl durch seinen Hu mor wie durch seine Galanterie gewon nen und Dutaillh selbst war entzückt, daß der Kapitän das lebhafteste Jn teresse an seinen militärischen Erim sionen auf der Karte zu nehmen schien. Anatole. noch mehr verschnupft als ge toöbnlich, verlor sichtlich an Terrain bei den Eltern. Seine Aussichten oerschlechterten sich noch mehr, als er nach dem Gefecht von Bouraet mit einer Wunde am lin len Arm zurückkehrte Er erzählte uns die traurige Episode, die Flucht, den Tod von Baroche, dies alles mit einer Miene von Niedergeschlagenheit, daß ihn der Kapiiän bald der Desertion und der Feigheit beschuldigt hätte. Wenn er es nicht that, so geschah dies sicherlich nur aus Rücksicht aus die Da men; aber er drückte sich nichts-desto weniger ziemlich unverblümt aus. Ha, mit welcher Entriistung malte er aus, welche Wendung die Sache genommen hätte, wenn die »mutl)igen-Söhne« da bei gewesen wären! Dutailly war enthusiaszmirtl Auch feine Frau war begeistert, und außer mir und Gertrud nahm niemand wahr, daß Anatole ernstlich an seiner noch blutendeann de litt. Am nächsten Tage hatte er Fieber, und mehrere Wochen hindurch mußte er das Bett hüten. Als er wieder er schien, noch bleicher und schmächtiger als sonst, hatten unterdessen die offen kundigen Bewerbungen des Kapitäns um die Hand Gertruds bei den Eltern einen günstigen Eindruck gemacht. Das Mädchen hatte vermeinte Augen. und ich schloß daraus, daß sie mit ihrer Mutter-, die von Robillard ganz begei stert war irgendeine Auseinanderset zung gehabt hatte. Es war höchste Zeit zu handeln! Zufällig war der Neujahrstag nahe und diesen Abend sagte der Kapitiin zu der Frau des Hauses: »Gnädige Frau, von meinem Reujahrsgeschent werden Sie überrascht sein!« Dies gab mir die Jdee, auch meiner seits irgendeine Ueberraschung vorzu bereiten. . Am Neujahrsabend waren wir alle eingeladen und Dutailly empfing uns mit strahlender Miene. Der Stratege des ,,Temps« hatte an diesem Tage den Prinz Karl aufs Haupt geschlagen, durch einen scheinbaren Rückzug in die Falle gelockt — einer der schönsten und interessantesten Fälle in der modernen Kriegsfübrung —- Dutailly offerirte uns diese Nachricht als Neujahrsge schenk. —- Anatole überbrachte einen Hasen, der sich in einer Schlinge auf der verwüsteten Jnfel St. Denis ge fangen hatte. Was den Kapitiin be trifft, so überreichte er der Dame des Hauses eine große sDüte kandirter Früchte in —- eine·r deutschen Pickel haube. »Meine Gnädige, setzte er lä chelnd hinzu, »es hätte nur von mir abgehangen, Ihnen mit diesem Helm auch das Haupt des Besitzers zu offe riren!« »Wie?« entsetzte sich Madame Du tailln, »Sie haben ihn getödtet!?« Ich erlasse dem Leser die näheren Details, aber man kann sich wohl den ten, daß uns der Kapitän nicht die ge ringste Einzelheit schenkte Versteckt in einer Tonne, hatte er den Feind be ----- I UN--I-ll-» und --I— H--I s- -.- « asso, uvsssvubst gut- kssvuhssq UU bl von seinem Revolver keinen Gebrauch machen wollte, um nicht die Aufmerk samkeit der übrigen auf sich zu lenken. ——-—Oh! ————wienahm sich im Gegensatz zu dieser Heldenthat der arme Hase Anatoles kümmerlich aus! »Ich will durchaus nicht mit unse rem werthen Herrn Kapitän rivalisi ren, «ertliirte ich, »aber auch mein Ge schenk ist eine kleine Ueberraschung. Da es aber erst in einer Weile an kommt, schlage ich bor, uns dadurch nicht abhalten zu lassen, zu unserem Diner zu gehen.« Man setzte sich zur Tafel und die Mahlzeit verlief sehr heiter. Eben als man beim Kaffee saß, mel dete der Diener, daß ein Artillerist mein Geschenk im Salon niedergestellt hatte Wir begaben uns dahin und sahen auf dem Tische einen ziemlich großen Gegenstand, der m weißes Pa pier eingehiillt und von einem blauen Band umwunden war. »Was wird es wohl sein?« fragte neugierig Madame Dutailly. »Ich will es im vorhinein fagen,« rief ich, ,es ist eine Bombe!« ,,Eine Bombe?« »Jawohl — —- Dutailly hat so oft den Wunsch ausgesprochen, eine wirk liche Bombe zu besitzen, daß ich mich entschlosz, ihm deanesallen zu thun — —- mein Freund Roland, Komman dant der Batterie, hat sie mir geschickt. Sie kommt vomPlateau vonAbron——« Dabei entfernte ich die Papierhiille nnd die Bombe zeigte sich, schwarz, ernst, fast drohend. »Du entzückst mich!« sagte Duiailly. »Ich will sie gleich in mein Arbeits zimmer tragen —« »Aber wenn sie geladen wäre?« meinte Madame Dutailly besorgt. »Oh!« erwiderte ich, »beruhigen Sie sich -— --—- es ist doch selbstverständlich das. mir Roland keine ungebrauchte Bombe schicken wird —- — ubrigenz da ist Ia sein Brief — — — Jch nahm den Brief und erbrach ihn. Aber schon bei den ersten Zeilen, die ich mit halblauter Stimme gelesen hatte, zeigten sich Ueberraschung und echreeren in meiner Miene so deutlich, daß alle bestürzt ausriefem »Was ha ben Sie —- —-— was gibt’s?« Ich las den Brief lan vor: »Lieber Freund! Anbei die gewünschte Bom be. Leider war es mir nicht möglich, sie vorher ungefährlich zu machen — — unter meinen Leuten versteht sich niemand darauf. Aber Sie können sie ja zu dem Büchsenmacher in der Rue Druot senden: der dies Geschäft leicht besorgen wird. Nur ist äußerste Vorsicht beim Traaen nöthng kein Schlag, keine unsanfte Berührung — — —- denn es gehört nicht viel dazu, um eine Bombe zum sExplodiren zu bringen — —« Jch wurde 'von den entsetzten Aus rufen der Anwesenden unterbrochen. ,,Entsetzlich!« schrie Madame Du taill1), ,,entfernen Sie doch dies schreck liche Ding —- —. Das ist ja entsetz lich —- eine Bombe in meinem Solon!« »Nicht anrühren!« schrien die an dein. ,,Nur Ruhe!« befahl ich. »Der Ar tillerist, der die Bombe gebracht hat, soll sie auch wieder wegtragen —« ,,Oh!« sagte der Bediente, der zit ternd itndanqstverstört bei der Thüre stand, ,,er ist schon fortgegangen!« Neuerliches Entsetzen! »Nun denn,« entschloß« ich mich, »dann will ich selbst — ,,Jch verbiete es dir!« schrie Dutail ln. »Du bist zu schwach, um diese Bombe bis dahin zu tragen. Du witt dest sie vielleicht auf der Straße fallen lassen, oder noch im Borzimmer— -—-« Madame Dutailly klammerte sich an mich an. »Nein! Nicht Sie! Es ist zu gefährlich!« »Das ist ein Geschäft für unsern Kapitän!« fügte Dutailly hinzu. »Für mich?« sagte Robillard. »Ja doch, mein Lieber,« erwiderte der Hausherr »Sie sind statt, und au ßerdem sind Sie an dergleichen Sachen gewöhnt —- -—— — Sie spielen ja mit Kugeln und Bomben —- —« »Aber,« stotterte der Kapitiin, der merklich erbleicht war, »——— —- eine Bombe! —- — Könnte man sie nicht vielleicht morgen holen lassen?« »Morgen!« schrie Madame, »aber ich würde ja vor Angst die ganze Nacht lein Auge zumachen!« Und ganz außer sich, fügte sie hinzu: »Ich gehe in die sem Fall sogleich in irgendein HoteL um dort zu übernachten —- —« Anatole nahm das Wort. »Das ist unnöthig—-—lassen«Sie mich die Born-be forttragen -——« Dutailly hielt ihn zurück. »Sie sind närrisch, mein Lieber! Mit Jhrem ver wundeten Arm —- -—— — wollen Sie das Haus in die Lust sprengen?« »Das ist in der That kein Geschäft für einen Kranken,« stimmte ich bei. »Vorwärts, Kapitän!« rief der Hausherr aus. »Entfernen Sie doch k.:-,...(.·.--.—.. .- Wes-si .»....-»--·-e.»a can-» g:-.». ko- ssz ,-—-s- ·» Ei sk. oteteg ungethum ——« Dem Kapitiin sah man es an, daß ihm nicht wohl zumuthe war. Aber er behielt seine Kaltbliitigkeii. »Sie haben mich vorhin nicht ver standen,« sagte er lächelnd. »Ich woll te sagen, dassz die Fortschafsung der Bombe so ohne weiteres gefährlich ist ——- — es handelt sich darum, irgend einen Wagen auszutreiben ——« »Einen Wagen!« rief Dutailly, »die sind ja alle fiir die Ambulanzen requi rirt ——«-——« »Mein Freund, der General Ber biss,« sagte der gewandte Rohillard, »dinirt heute bei Rebant. Sein Wa gen ist vor der Thiir des Reftaursants. Jn zehn Minuten, höchstens in einer Viertelstunde, kann ich hier sein-— ——« »Eilen Sie!« rief die Hausfrau. »Ach, ich zittere an Händen und Fü ßen — ——« Der Kapitän hatto seine Scharpe unzgegürtet und an der Eile, mit der er verschwand, sah man deutlich, daß er froh war, die Bombe weit hinter sich zu wissen. Jch kehrte in den Salon zurück, wo eine vollständige Verwirrung herrsch te. Madame Dutailly schwankte zwi schen dem Verlangen, zu fliehen und die Bombe zu überwachen. Unauffäi lig spähte ich durch das Fenster auf die ntondbeschienene Gasse. »Es wäre doch so einfach gewesen, wenn man mir gestattet hätte, sie fort zutragen,« murmelte Anatole. Dutailly betrachtete ihn erstaunt über diesen unerwarteten Muth. »Wenn nur der Kapitän bald zu rücktäme!« seufzte die Hausfrau. »Daß er aus sich warten lassen wird,« sagte ich heiter, »dessen können Sie versichert sein ——— er wird über haupt nicht zurücktommen —- ——« »Warum denn?« »Er hat den entgegengesetzten Weg eingeschlagen-— — —— ein Zeichen, daß er nicht zum Restaurant geeilt ist ——« »Ja, wag sollte denn das heißen?« rief ihr Mann aus-. »Das will heißen, lvertherFreund, daß der Kapitän nur ein Aufschneider ist, den ich mittels dieser unschuldigen (’l)-.--,.k-- --1-l---L c-s-« « ji-.8 : s ·.«—M’4:exsxk.sw.; MMH«WWIs-i s ti »v..»x.. » « . kk—." Fkä - zAf sf »:7-. «,.·;; «. . Fsps UUIIIUL DIIICUSUI D,UUL f-- » Ussu III deni ich ein Photographiealbum vom Tische nahm, schlug ich mit aller- Kraft auf die Bombe, die in tausend Stücke zersplittertes——- — —in tausend Stücke von Schotolade! Ein stiikmisches Gelächter brach los, begrüßte diese Explosion, die eine end gültige Entscheidung für Anatole be deutete. Drei Monate später -k-,-eiratk)eke er Gertrud. Der Kapiiiin ließ nichts mehr von sich hören — Die feindlich-n Brüder Wäbrend der Homerule-Debatten befand sich «Joe Chianiberlain als Gast Sir William Harcourts in -Malwoo-d. während sie sich doch im Parlament »als- grimmiae Geaner befehdeten. Ein Freund spielte aus die knettwilrdix Gastfreunldschast an, die Harcourt Chamberlain gewährte. »O,« antwor tete Sir Willian1, ,,Joe und ich sind wie Bruder « ,Ja,« entgegnete der is Freund spöttisch. »das waren Naiv - und Abel auch!«