Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 14, 1908, Sweiter Theil., Image 9

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    Uebpaika
Staats-Anzeigkzr und Il«cerold.
Jahrgang 28
—
-.«.... « . ,· , » . , .
MGrund Jscau«d,«th-r.. 14. Februar 1908 mai-im Theil)
Nummer 25.
- Mutterliebe
Nun bist du fortgezogen,
»Du kranker Liebling mein,
iUmsbtaust von wilden Wogen,
In weiter Welt allein·
Ich kann dein Leid nicht theilen,
Die Thkänen trocknen kind,
Nicht sdeine Wunden bei-len,
Beschützen dich-, mein Kind.
Und kann ich dich nicht hatten,
Blieb einsam ich zurück,
Ich will die hiinde fallen
Und sbeien für dein Glück
MW
« JhPekster »Case«.
wiss-mische Erzählung vhn Ninus
Wenn mancher Mann wälzte wer umn
chet Mann wüts
Ost-· nmmker Mann nmnchem Mann
munchmaä mehr Chor
Clara Willis stand in der Thür des
hübschen Nanchhauses und betrachtete
mit Vergnügen die herrliche Umge
bung. Nicht daß sie dieselbe zum ersten
Male gesehen hätte, nein, sie hatte das
alles schon jeden Tag seit zehn Jahren
geschaut, aber in dieser Eintiinigteit
war so viel Abwechselung, anders war .
es im Sommer. anders im inter, an
ders in jedem Monat, ders am ?
Abend und anders am Morgen, alle ;
Stunden wechselte es. Und sie wurde j
nie müde, es zu betrachten. Vor dem ’
Hause breitete sich der schöne wohlge
psslegte Rasen aus, mitBlumenbeeten
dazwischen; er senkte sich langsam hin
ab nach dem Flu«e, in dessen leichten
Wellen die unterg ende Sonne glitzer-·
te, und in den Büschen und Bäumen
kZwitscherten die Vögel und sagten sich
gute Nacht. Jenseits des Flusses aber
breitete sich das mit Wiesen bestandene
That aus, es stieg sauft hinauf nach
den Vorder-gern und hinter diesen sah
rnan die hohen Berge mit ihren Fels
tnppen und den schneebedeckten Gipfeln
—- das war das Ende der Erde siir
diese Gegend. Alles« lag im len tenden
Scheine der Abendsonne nnd rahlte
in Farben, die kein Maler hätte malen
tönnen.
Da hörte Clara die Männer auf der
hinteren Porch des Hauses, sie kamen
von der Arbeit. und der Vater rief:
»Bist du fertig, Eallie? —- Wir sind
hungrig!«
Schnell trat sie in das Haus, in
das Wohnzimmer, welches vorn und
hinten Fenster hatte. Die Männer
hatten sich schon an den Tisch geseht
und Clara rug eilig aus den gewänn
ten Tellern heiße Kartoffeln und
Cream - Toast aus« die sie siir das
Abendessen zurech emacht hatte. Sie
ehte ich zu den ännern und neigte
ihr hübsches Köpfchen nnd saltete ihre
Hände, als der Vater das Tischgebet
sprach. Dann aszen sie, Clara war die
erste, die sertig war, und sie ging wie
der an dieossene Tbür. Das-war ihr
liebster Plas. Die Mutter hatte beim
Essen gefehlt, ihr Stuhl war leer ge-«
«olieben, denn sie war seit langen Jah-«
ren zum ersten Male nach dem Osten
gereist, um ihre Verwandten daselbst
zu besuchen. u · fL
»Da kommt ein Mann uver die Ei- "
senbahnbriicke!« rief aus einmal Clara.
»Wohl ein Tramp?,« sagte der Va
ter. »Wahtfcheinlich, er ldmmt aus
unser Haus zu ——- alle Tramps pflegen
ja hierher zu tommen.«
«5tun, wie können nicht viel für die
armen Burschen thun, und wirsollten
ihnen das bißchen, was wir thun
können, nicht mißgönnen.«
»Das thue ich auch nicht,« sagte
·Clara, »und «wir werden bald wieder
Gelegenheit haben, es zu beweisen; da
ist er schont«
Man hörte die Gartenvsorte gehen,
und Tom, ihr Bruder, sagte: »Der
Mann geht nicht wie ein Team-, die
kommen nicht so schnell aus das Haus
zu.«
Jetzt war der Mann schon auf den
Stufen am hause und sagte zu Claea
in skeimüthiaem Tone: »Mit-ne ich
wohl hier ein Abendessen belommen?«
»Wir haben Milch und Brot genug,
wenn das genügend ist«, antwortete
Clara; so pflegte sie zu allen zu sagen,
welche im hause um Essen baten.
»Ich weiß nicht,« sagte der Mann. »
aber wenn es sein muß, ja. Wir
müssen dann die ganze Nacht draußen
bleiben.« ·
Jn diesem Augenblick war der Va
terClakas ebenfalls an die Thiir ge
treten, und zu Claras Erstaunen nnd
man dars wohl sagen Schreck begrüßte
er den Fremden in herzlier Weise.
«Well, herr Benton, Sie sind ed —
was siihrt denn Sie hierher? Wie geht
es Jhnenk «
«c-, sehr wole antwortete der Un
ldmmlinsh pviihrend Claea versuchte,
zu entwische-n Ader ihr Vater hielt
sie an, stellte sie dem Fremden vor und
i
qentschuldigte sich wegen ihrer ersten
Antwort, sie habe eben gemeint, er sei
ein Traum .
»Na, ich sehe auch so aus wie einer.«
lachte der junge Mann, und fuhr fort:
»Wir sind hierher geschickt worden, um
die Eisenbahnbrücke zu bewachen!«
»Was ist denn mit der Brücke los?«'
fragte der Vater, »haben die letzten
Regen sie unterwaschen, sodaß sie nicht
sicher ist?«
»Nein, das ist es nicht — Sie haben
doch von dem Mord am letzten Sams
tag gehört?«
»Nein Wort!" antworteten Vater
und Tochter; und der junge Mann er
ählte ihnen, daß"nicht weit von die
·em Platze, im Juniper Gulch, die
Postiutsche von zwei Räubern ange
fallen worden war, und daß der Kut
cher derselben, der junge Fred Faenz
worth, von dem einen der Räuber er
schossen worden war. Die Pferdema
ren dann durchgedrungen unsd die-Kut
sche mit den Passagieren darin war in
rasender Fahrt nach dem Camp gekom
men; dort hatten die Passagiere er
zählt, was geschehen war. Der Sherifs
hatte sofort eine Mannschast ebildet,
war aus der Verfolgung der äuber,
und da man ihre Pferde gesunden hat
te, so vermuthete man, daß sie in den«
großen waldigen Bafm waren, das
nicht weit von hier lag, und daß sie in
der Nacht versuchen würden, irgendwo
iiber die Eisenbahn zu entkommen —
alle Briieten seien besetzt, und er habe
die Ausgabe, zusammen mit Jle Grant z
diese Brücke hier zu bewachen, da man »
glaube, daß die Burschen in der näch
sten Nacht dieselbe zu passiren versu
chen würden.
Natürlich wurden die beiden Män
ner —— der andere wurde herbeigeholt
—-— anstlich bewirthet, undsie Versteck
ten sich am Abend bei der Brücke im
Gebüsch. Die Leute im Rauchhause
lauschten aus etwaigen Lärm, sie mein
ten schon, sie würden die Revolver knal
len hören. Aber alles blieb still. und
die Männer kamen am nächsten Mor
gen wieder ins Haus und stähstiickien
dort, dann wollten sie weiter marschi-l
I rm.- ,
»Wenn nun aber die Mörder etwa
hierher lommen«, während Sie fort
sind?« fragte Clara.
»Dann mitssen Sie versuchen, die
selben hier festzuhalten und eiligst je
manden nack- ein nächsten Canip schil
len, um Hil e zu holen. Die Männer
sind leicht zu erkennen: der eine ist von
mittlerem Alter und dunkel, der ander:
blond und jünger; beide sind dunkel
gekleidet. Besonders der jüngere soll
ein sehr hübscher Mann sein.«
Damit gingen die Männer fort; sie
wollten die Gegend durchstreifen und
eventuell am Abend wiederkommen,
doch versprochen sie das nicht sest, es
sollte von den Umständen abhängen.
Der Vater ging mit seinem Sohne
und dem Knecht an die nöthiae Ar
beit, Clara blieb allein im Hause, und
selbstverständlich befand sie sich in
einer großen Aufregung Ein anderes
Mädchen wäre vielleicht ängstlich ge
wesen« aber an so etwas dachte die tap
sere Elara nicht — sie dachte nur dar
an, was sie thun werde, wenn et
wa die Räuber am Tage kämen. Doch
der ganze Vormittag verging so ruhig,
wie jeder andere Vormittag. Als sie
aber am Nachmittag an ihrem Näh
tischchen saß und mit— dem Stopseii
eines Strumpses bes "stigt war, da
sah sie plötzlich, wie ie zum Fenster
hinaus nach dem Gebüsch ain Flusse
schaute, wie dort zwei Gestalten sich
bewegten, vorsichtig, langsam. Jhr
Herz schlug, als ob es zerspringen
wollte — das waren gewiß die bei
den Räuberl Jetzt kam der eine aus
dem Gebüsch heraus, es war ein jun- J
ger Mann; dann ram der andere, der
war älter. Und der letztere war dun
lel, der erstere blond. Und dunkle
Röcke trugen sie beide. Kein Zweifel
mehr, das waren die gesuchten Post-—
tutschenräuber. Sie sprachen eifrig
miteinander und schauten herüber nach
dem Hause —- sie spähten umher, dann
gingen sie aus das Haus los. Jetzt
« kam die Zeit des handelns siir Clara.
» «Guten Nachmittag«, sagte der älte
lre, »können hier wohl etwas zu essen»
bekommen, wir sind spät, aber wir sind i
hungrig, es ist lange her, daß wir’
nichts zu essen hatten.«
»Das glaube ich wohl', dachte Cla
ra bei sich, und laut sagte sie: »Wir
weisen Niemanden von unserer Thür,
der Hunger hat; setzen Sie sich auf die
Mech, ich will einen Lurlch heraus
holen."
Die Männer warsen ihr Gepäcl ab
und Clara räumte schnell ihr Näh
tischchen aus, um das Essen daraus zu
stellen. Dabei bliyte ihr ein Gedanke
durch das Köpfchen.
»Ich habe aber gerade kein gekochtes
Fleisch im Hause und kann anen nur
Beet geben. alls Sie nicht mit mir.
nach dein Oe er gehen wollen, daei
"stehkn hoch oben aus dem Sheif ein
paar Büchsen mit eingemachtem
Fleisch. Es ist schlimm, wenn man so
klein ist, wie ich, dann kann nian nicht
hinaus reichen; wollen Sie mir hel
sen?«
,,Selbstverstiindlich«, sagte der jün
gere Mann, und folgte ihr sofort nach
dem-Keller. Sie öffnete die Thüre und
blieb in derselben stehen, sie zeigte ihin
das hohe Shels und er ging nach dem
selben —- aber in diesem Moment wars
Clara die schwere Kellerthitr ins
Schluß und er toar eingesperrt. ni
nächsten Moment toar Clara auf er
Porch und sagte zu dem anderen: »Im
Wandschrant hinter der Küche stehen
Gläser mit Eingeinachtem, aber ich
kann sie nicht erreichen. Jhr Kamerad
wird sogleich das Fleisch bringen, las
sen Sie uns das Eingeniachte holen.«
—- Der Mann ging mit und zwei Mi- -
nuten später war auch er hinter Schloß
und Riegel; er ivar in dem festen;
Wandschrant eingeschlossen. Alles Po- !
chen und Rusen hals den beiden Gesi»
sangenen nichts. Sie aber stürzte
hinaus nach der Stelle, wo der Vater
z und die beiden anderen Männer arbei-,
’ teten —- sie war so aufgeregt, daß der
Vater sie erst gar nicht verstand und
schon meinte, sie habe den Verstand
verloren. Er hatte die Geschichte mit
den Räubern schon halb vergessen.
Aber Tom verstand es, und nun er
zählteClara, was sie gethan hatte-nnd
die Männer eilten nach dem Hause
und bese ten die verschiossenen Thü
ren; der Sohn aber sattelte eilig das
Pferd und jagte nach dem nächsten
Orte.
Dort sturmte er in das Hotelx eine s
Anzahl Männer standen an der Bar
und unterhielten sich eifrig. »Wo ist s
der Sheriff Megde?« fragte Tom. .
»Der ist nicht hier, der ist mit seinenE
Leuten fortgeritten, sie haben die Mör- .
der des FredFarnswortb gest-Umk
— »Was, wen haben sie gesangenisp
—-«Die Mörder des FredFarnsworth;
sie haben dieselben gefesselt und brin
gen sie nach dem County-«Gefiingniß,«
Da erzählte Tom, daß seine Schwe
ster die Mörder ebenfalls gefangen
habe, und nun gab es ein lustiges Hat
loh. »Das ist eine gute Geschichte, sie
ist ein tapferes Mädet und sie sollte den
besten Mann bekommen, der im Staate
ist —- aber mit ihren gefangenen Mör
dern ist es nichts, denn der Sheriff
hat die wirklichen Mörder, die sitzen
jetzt schon hinter Schloß und Riegel.
Jetzt trinke eins und dann jage heim
und laßt eure beiden Gefangenen wie
der frei. und tischt ihnen das Beste auf,
was im Hause ist, um sie für ihr Un
gemach zu entschädigen!«
Tom jagte noch schneller zurück, ais
er gekommen war. Noch saßen die bei
den Gefangenen feft, und Tom rief
dem Vater und der Schwester zu, daß
sie die falschen Männer gefangen häii
ten, sie sollten sofort die Thüren öff
nen. Natürlich geschah das, und es
gab eine tragi-tornische Szene, als nun
die Erklärungen folgten. Die beiden
Männer ließen sich allerdings schnell
versöhnen, ais sie von dieser Komödie
der Irrungen gehört hatten; sie hat
ten burch bie Thüren hin-durch sckon
so ziemlich alles verstanden, um was
es sich gehandelt hatte. Sie legitimir
ten sich nun als Professor Woodward
und sein Neffe Norrisz der Professor
war auf einer wissenschaftlichen Fuß
reife und sein Nefse hatte ihn begleitet,
Und als sie dort im Gebüsch so ver
bächtig herumgetrochen waren, da hat
ten sie nach dem Nest eines seltenen
Vogels gesucht, den sie dort gesehen
hatten. Der junge Mann war bei sei
nem Ontet Fu Besuch. Er selbst war
ein Rechtsanwalt von Bufsalo·
Bald saß die ganze Gesellschaft zu
samtnen bei einem guten Abend-essen
das Clara bereitet hatte. Sie blieben
über Nacht, nnd als sie am nächsten
Morgen weiter reisten, wurden sie
herzlich eingekaden, wieder zu kommen.
Ob der there Herr wieder getom
men ist, weiß ich nicht — der jüngere
aber ist wieder gekommen, und imme
wieder. Und als er schließlich oft ge
nug gekommen war, da ging Clara mit
ihm, als seine junge schöne Frau, nach
dem sernen Osten. Sie lebten glücklich
und-vergnügt, und est nannte er sie iin
Scherz seinen kleinen Deteliiv und
neckte sie mit ihrem ersten ,,Case«.
,D ann aber lachte sie und sang das alte
Volksliedr
laPll lopk Jms np in ihr- Hineins
Honsek Senat-. «
With the Key thrown in tin- Weil-«4
Die Hauptsache.
Walten »Hören Se. Herr Provisor,
nu schreibenSe mir aber ganz genau
drqu wat sür meine Frau is und
wai für die Kuh is, damit am Ende
die Kuh nich die verkehrte Vlrsnei be
kommt!«
. Spanifch Blut.
Von Signor Saltarino.
In meinem langen wechsielvollen
Leben zwischen den Künstlern des
Jalkrmart«te3, der Zirkusse und Varie
tes, zwischen Schaustellern und Ab
normitäten, zwischen Seiltiinszern und
Meerschweinchen habe ich wohl glän
zendem genialiere Kunstreitersinnen
gesehen als Virginia Aragon, eine
schönere, blendendere, entzückend-etc
aber nie. Noch sehr jung, zog Vir
ginia, die älteste Tochter eines spani
schen Artistenpaates, durch ihre fafzis
- izirenoe Schönheit die Augen der Zir
xlusdirelloren auf fich; ihre Wilsdheit
Hauf dem ungefattelten Pferde mach-te
.fie direkt zu einer Spezialität; die
Kunftreiierprinzipale rissen sich förm
lich um sie, und einem hsellsleuchtienden
Meteor gleich szoa sie am Artus-him
mcl entlang, durch ganz Cur-um« nach
Amerika, nach Bratsilien. Mit Gold
und Ruhm beladen, kehrte sie nach
Spanien »Zurück« wo ich sie znms ersten
Male im Zirskus Coan zn Madrid
sali
Jn ihrer Weile«-um befand sich ein
erschreckend häßlicher Bursche, der
Virginia mit hilndischer Treue diente.
,,S:aen Sie msir einmal, Senor
Anrelas,« fragt-e ich den Clown, »was
ist das eigentlich für ein Vieh, das
csie Aragon simmer um sich bat?«
Der Spanier schlug ersch:oclen ein«
Kreuz-. ,,Jsse es eine Hund ivon einer ;
chrichlicle Seel’, weisse man nitte, aus?
welche-J Nation. Wille knacken diefel
Scorticatore eine Miariage mit die
Virginia, um zu nehmen die Geld von
das Mädchen!" . i
Aurelas hatte recht; Birainiak hei- l
rathete thatsächlich dieses- häßliche Un
aethiim zum Erstaunen aller der Zir
lusmitglieder und des Publikums,
sie schlug glänzende Partien aus« um
die Frau eines halben Pavians, des
Kreolen Sondorra, zu werden Und
was alle Welt vorausgesagt traf bald
ein: das Gliick der jungen Ehe währte
nicht lange. Nach wenigen Wochen
schon erschien die schöne Frau unae
mein gedemiithiqt, während ihr Mann
einhergina wie ein aeschmiickter Affe
Dabei war er außerordentlich eiser
siichtia und suchte mit iedermann
Händel, der im Zirlus seinem Weib
zu nahe lam.
Virginia litt unsagbar unter der
Thrannei dieses Mannes, der noch
vor Kurz-ern ihr Bursche gewesen, nnd
war tief unglücklich Oft kam die
schöne Kunstreiterin mit rothgscwein
ten Anaen in den Artus-, und ich
hörte, wie er- sie anzischte, wenn erssie
aufs Pferd hob: ,,Liichle, lächle doch,
verfluchte Kröte, lächle!«
Und ein Blick des heißesten, unvers
söhnlichsten, tödtlichsten Hasses blitzte
aus den Pavian nieder... Das war
die Antwort der Neiterin
Alle Stadien der Liebe zum Manne
verlörperte sie in den graziösen Stel
lungen der Segusidillsa hoch aus dem
Mücken des Psserdesx und während
das Beifallgtoben der Menge wie
Kastggnettengeschmetter an ihr rosigeå
Ohr drang, mischte sich in dieses ein
gemeine-?- Schimpfwort des Mannes.l
Nach einem kurzen ststeckser nach
Lissabon kam ich an einem glühend
heißen Julitaa nach Madrid zurück
Jn den Straßen herrschte ein unge
mein lebhastses Treiben. Die Menae
strömte einem bestimmten Punkt zu.
Erst glaubte sich. daß irgend eine
große Festlichleit oder Parnde statt
finde, bis ich erfuhr, daf: eine Hin
richtung anzuschauen sei. Und skvar
sollte hier der Verbrecher durch die
Garrotte vom Leben zum Tode be
fördert werden, bei der der Delins
auent an einen Pfahl gebunden nnd
dann mittels eines um den Hat-J ae
legten und an dein Pfahl befestigten
Halseisens erwiirat wird
Jm ersten Augenblick beschloß ich,
das unerquicklich-e Schauspiel zum-ei
den. Doch als sich eine Schiiizmanns
abtheilunn aufmarschiren fah, die den
Oinrichtnngsplatz ivor der Menge erb
sperrte, suchte ich mir sogar einen
guten Platz zu verschaffen, um. ja
nichts von dein Schauspiel zu verlie
ren. Im Innern verurtheilte ich mein
Benehmen Als-er die Neugier war
stärker als der Abscheu Vor einer zwei
fellos widerlichen Szene. So ist nun
einmal der Mensch.
Die Menge aber lachte und schli
lerte und Plan-berie, alv- ob es sich
um ein Stier-geiecht oder ums ein
lustiges Spiel Plierrots handle.
Die Exekution nahm ihren-Anfang
Der Scharfrichter führte den Verbre
»cber. der in geschlossen-ein anenvom
Gefängniß zur Hinrichtunsgsitätte
transportirt worden, an den einge
rammien Pfg-bl. um den sich ein-Bret
iewodium aufbautr. legte das starke.
eiserne Band um feinen Hals unsd
trat nach hinten. ums die Schraube
ansuitehem Da wandte der arme
Sittnsder etwas sein Gesicht Teufel,
das war ja Sa dorra, bei-Mann von
Virginia Arag ! Das Paviangesicht
des Mannes war in Angst und-Muth
verzerrt und ließ »den thierischen Zug
noch mehr hervortreten.
Hinter mir, ganz dicht, höre ich
plötzlich ein heiseres Lachen-.
Jch drehe mich herum und erblicke
Virginia Aragon. Die nacht-schwar
zen Augen spriiihten in ihrem blen
denden Gesicht. '
»Da-da —- schon«.. .Mit den
zarten weiß-en Fingern wies- sie nach
der Garrotte.
Sie zischte wie eine aereizte Natter.
Die Schraube wurde angezogen
und ich hörte dass Knirschen und
Rnacken des brechenden Gen-icks.
Ich wandte mich ab und versuchte
mich zu entfernen· Da erfaßte mich
sVirainia und grub förmlich ihre Nä
sael in mein Handgelenk.
s »Er stirbt tapfer,« ssliistertesie mir
ins Ohr. »Er hat etwas-, wag ihr
Deutschen Muth nennt!« ·
Das sonst so schöne, ebsenmäßsiae
! Gesicht derSipanierin verzerrteisich in
Haß und Muth
»Das ist eine sEnttäusebnng — er
iit tapfer gestorben, und ichs Hätteihn
so gern verenden sehen wie einen bis
siaen Kisten wie einen erbärmlichen
Hund, der von seinen ISchindern
Gnade erwiinselL Nun, es schadet
nichts, ich zbin aersächi. Er hat mich
gequält, gequält bis aufs Blut, er
hat mich geschimspjt, getreten, schmach
rioll mißhasndelstt »Der Affe spie mir
ins Gesicht, besudelte mich mit seinem
Schmutz — ich habe ihn dasiir an die
Garrotte aebrachtl«
Die zuriickfluthensde Menge nahm
unr- in ihre-Mitte Virginia tsieltnoch
immer mein iHandaeteni umspannt.
Jsbre Augen slmmerten wie glühen-de
Kohlen.
»Und wissen Sie. wie es qeiommeni
ist?« fuhr Virginia fort. WissenSsiH
es, wie ich ihn an die Garrotte ge-2
bracht — endlich-, nach schwerer Leid
denszeit?«
Sie fehan ihren groß-en spanischen
Fächer zufammen. Seine Federn kni-:
fierten wie Wzianaenfchuppen »
»O, nichts leichter als das. Es;
war an einem hohen kirchlichen Feier
tag, und Senor Colon hielt den Zir
kus geschlossen Wir saß-en in demt
Garten des Senor Pedro, unseresi
liebenswürdigen dicken Wirthes inl
der Stranda Mira-nie Die Nicht
war warm und mild und die Gratian
bliithen riefelten auf uns herab. Aus
dem tiefdunkien Mondes-schritten der
Oleanderbäume drang-en die Seufzer
der Liebenden, und aus« den Rosen
wildnissen ertönte sGuitsarrenklanig.
—Es war das deutsche Lied:
...Dick, bezauberi der Laut, dich be
· thöret der Schein,
Entzücken faßt dich Und Graus-;
Nun finaft dir-nur immer: am Rhein,
am Rhein.
Und kehrst nicht wie-der nach Haus!
«Bravo —- briamo —- Herr Adole
Auf! Nicht hinter dem Deutschen zu
rückgeblieben Senor Bedro! Sie sind
an der Reihe-! »Ein fpsasnifeheg Lied,
ein schönes spanisches ««Lied!«
Jch reichte dem dicken Wirth meinen
Arm zum Ausse. Der Glatztopf des
Alien färbte sich dunkel«roth. Er er
griff die Guitarre und krähtc ein Lie
bcslied von Zorilla. Als er geendet,
reichte ich dem liebes-tollen Wirth Inei
nen Mund zum Kasse
Wie erwartet, sprang die Bestje,
die das soeben hingerichtet wurde, auf
und stieß dem armen dicken Pedro
den Dolch tief in die Brust. Der
Mann röchelte noch einige Augenblicke
und fiel dann todt hintieniiber. Drie
Kameraden warfen fich auf den Mör
der und knebelten ihn. Und als er
wehrlos am Boden lag, da fiel ich
über ihn her unsd riß ihm mit den
Zähnen das Fleisch von dem Paviang
gesicht.
Endlich war ich frei, endlich lss
ich ihn an der Garrotte!
Wir waren unterdessen am Zimer
angelangt, unter dessen Portal eine
MengelArtisien standen, die sich ansch
fallks die Hinrichtung ern-gesehen
»Ich bin jetzt r-asend,« schrie Vir
ginia plötzlich. ,,B’lut klebt an meinen
Händen s-— es ist, als rinne mir lo
derndes Feuer durch die Adern, dass
nur durch Blut zu kühlen ist!«
Da trat der Direktor Col-m aufiie
« zu:
»Na-den Sie keinen Unsinn. verelrte
Senora, und gehen Sie endlich wie-Der
an die Arbeit, sonst muß ich Ihnen
kündigen. Jetzt, da Sie den Kerl los
sind, Iwerden Sie wieder, was Sie
waren, der Stern von Kastilien unt
·die furiose Attrsaktion des Civco Co-«
lon!« Das ließ sich lVivsrinia Aragon
nicht zweimal sagen. Ein bezaubern
drs Lächeln aus dem schönen Gesicht
trabte sie wenigetv Stunden später
unter dem Beisallöbrausens der Menge
in die Arena, in fachenfchillernsdem
Kostiinh übersäet »von tausend Blü
f
then von den blumenreichen Wiesen
des Takt-:
Frei wie ein Windhund und Huf
tend wie eine goldqelbe «Or-ange,fr-isch
aus dem dunklen Gezweig gebrochen!
W
Hocerhestattmrw »
Bei den meisten Natur-ältern ist
der Glaube verbreitet, daß der Tødte
wiederkehren und sich an seinen Fein
den rächen könne. Dagegen suchen sich
die Leute mancher Bolksstämme da
durch zu versicheru, daß dem Todten
Beine und Arme fest mit am Ober
törper verschnürt werden. Ein dem
tig gesesselter Leichnam sieht aus- wie
ein großes Bündel. Er wird entwe
der verhüllt in ein Grab gelegt oder
in einer Steinurne eingesargt. Die
Polynesier glauben, wie Richard An
dree im Archiv für Antropologie er
zählt, daß im Menschen Geister woh
nen, die sie Tihi nennen. Diese se
hen, hören, riechen, fühlen und schwe
ben nach dem Tode eines Menschen
iiber der Leiche und suchen allen zu
schaden, die dem Verstorbenen bei
Lebzeiten ein Unrecht zugefügt haben.
Um die Wiederkehr des Todten und
die Rache der Tihi zu verhindern,
wird das Grab noch mit Steinen be
schwert, der Boden aus ihm festge
starnpft und durch Klagelieder der
Todte zu besänftigen gesucht. Schoete
noch war der erste, der aus den Fun
den in zahlreichen Hockergräbern zu
dem Schlusse gelangte, daß diese Be
stattungscrrt mit dem Glauben an die
Wiederkehr des Todten zusammen
hinge. Die Sitte der Hockerbestattung
ist uralt. Die Aeghpter kannten sie
schon, und es sind Hackergräber aus
der ägyptischen Steinzeit erhalten. Die
Troglodyten banden mit Ruthen aus
Wegedorn die· Beine und Arme an den
Hals der Leiche fest. Jn einigen Ge
genden Polynesiens werden sogar
schon die Sterbenden so gefesselt. Der
ostafrikanische Wagoge ruft dem
Todten ins Grab nach: ,,Beunruh·:ge
die Hinterbliebenen nichtl« und der
Wadfchagg steckt ihm ins linke Ohr
eine Bohne und legt ihn auf die rechte
Seite ins Grab, damit er vom Ge
räusch der Außenwelt nichts höre und
nicht wieder erwache-.«
Das Wachsthum der Kur-them
Während der Mensch im Durch
schnitt erst mit 20 Jahren ein voll
ständig entwickeltes Sielett besitz:, ist
das Knochengerijft des Pferdes mit
fünf Jahren, das des Löwen mit vier,
das Slelett des Hundes- mit zwei unb
das des Kaninchens mit einem Jahr .
vollendet. Die Lebensdauer beträgt
gewöhnlich daå Fünffache von dem
Wachsthum des S,kelett.å. Dement
sprechend müßte der Mensch eine na
türliche Lebensdauer von 90 bis 100
Jahren haben. Das mittlere Lebend
alter beträgt beim Kamelo dessen Ste
lett mit acht Jahren entwickelt ist, 40
Jahre, beim Pferde 25 Jahre, bei-n
Ochsen, der mit vier Jahren ein voll
ständiges Stelett hat ,ebenso wie beim
Löwen« 20 Jahre, beim Hunde 10
Jahre und bei der Katze, deren Sleletl
1!,,(«» Jahre zur-Entwicklung braucht,
774 Jahre,. beim Kaninchen 5 Jahre.
Nur bei einem Thiere scheint diese
Rechnung-. nicht zn stimmen: beim Ele
phantem dessen natürliche Lebens
dauer Aristotekes nnd Buffon mit 200
bis 300 Jahren berechnen, wonach
also« zum Aufbau seines Knochengerii
stec- mindestens 40 Jahre zu rechnen
wären
ROH
Seuiame Begrüfzungdaktm.
Selbst bei den unzivilisirtesten
Völkerfchaften ist es üblich, beim Be
gegnen einen Gruß auszutanschem des
sen Form indeß sehr verschieden ist.
So setzen sich die Bewohner der Phi
lippinen z. B· auf den Boden, ergrei
fen den Fuß des anderen und reiben
sich damit das Gesicht. Jn Indien
zupft man einander am Bart. Der
Japaner zieht wenn er einen Bekann
ten trifft, seine Pantoffel ab die Ne
get am Feap Lopez beugen das Knie
und fallen zu Boden, während sie
schallend in die Hände schlagen, und
die Jnselbewohner im Stillen Ozean
treten beim Anblick eines Freundes
oder Bekannten erst drei Schritte zu
rück, dann drei Schritte vor. Die
originellfte Begriißung indeß findet
man unstreitig bei den am Ufer des
Amazonenitromes lebenden Eingehn
renen Südamerikas. Wenn nämlich .
zwei derselben sich begegnen zieht ie
der ein langes-, dünneö, mit Schnupf- «
tabak gestilltes Rohr hervor-, steckt die
ses dem andeen in die Nase und Mist
ihm Tobak hinein. «