Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 14, 1908, Sweiter Theil., Image 10

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z MOrgenrO Othe.
O
Unißfchet Roman aus det Gegenwart-Von E. Geer-»
LLAIACOAOEAOAQMGMOOMMOOOJuli
OOOOOOV
ffff vvvvvvvvv
(16. FortsesuugJ
«Bis in Dein Bretterhaus hast Du
den Verrath getragen?« sagte die Ja
W kopfschüttelnd »Marja, Maria«
Var das richtig?«
»Was Sie Verrath nennen, ist tei
nee, ich schwöre ethnen,« betheuerte
" , »nein, verkennen Sie niemals
die hohen, reinen Absichten der Revo
lutionärr. Noch heute stehe ich voll
und mit ganzer Ueberzeugung zu ilp
MZielen, wenn ich mich auch nicht
mehr mit ihren Kampfmitteln einver
.Mden erkläre! Wenn ich auch das
Auslese, Unvernünftige ihrer neuen
Forderungen bitter. bitter betlagei -
Ich werde Ihnen alles Nähere später
erklären, meine liebe Gute!——
«r heute nmß ich leider fort. Jchq
habe auch noch nicht die objektive
Ruhe für die richtige Bseuriheilnng
der Situation-·
»Ich sverstehe das, Kind, aber nun
mach ein Ende!«
»Das werde ich thun, gute Nacht,
Mütter-them schlafen Sie wohl und
unbesorgt. Ich sträube mich nicht
mehr gegen eine neue lange Reise ins
Ansjandf
-- k-·
»Sehr vernünftig, mein Liebling,
und nach allem, was mir Margot
saßling von eines immer noch nicht
sergessenen fortschreitender Gene
sung schreibt, wird auch für Dich noch
ein großes Glück erblühen."
»Margot schrieb auch Ihnen da
pon?« fragte Maria erglübend
»Warum sollte sie nicht?« erwiderte
die alte Dame neckend. »Sie weiß
doch, wie sympathisch mir Doktor von
Rat-hell immer war, und daß wir
hier uweilen mit seinen beiden
Srlswe ern, der Gräsin Mode und
der Frau von Wittel, zusammen-kom
mer-I
.Die Damen und ihre, Gatten er
wähnen vor mir den fernen Bruder
Ol« meinte Maria nachdenklich.
Frau von Jagoto lächelte vergnügt.
·N«un, wir sprechen desto mehr von
ihm, wenn sie hier bei mir zum Thee
M- währen-d Du draußen auf den
Werken oder aus Deinen politischen
Schleichwegen disk-'
Maria erröthete noch tiefer, ihre
Augen gewannen an Glanz.
»Gew·iß,« fuhr Frau von Jagow
fort, »ich fweiß, daß seine Lungen
ganz ausgeheilt sind. Er bleibt aber
noch innner in der franxösischen
Schweiz, weil der dortige Besitzer des
Sanatoriums, iz dem er Genesung
gesunden, . ihn schon als Assistenten
beschäftigt- Jch weiß noch mehr, daß
Boris von Randell die große Anstalt
sogar zsu taufen beabsichtigt Graf
Nackt will ihm das Kapital vor
schießen-«
«Margot hat-mir das alles mitge
theilt,« gab Marja zu.
»Sieh an, und davon erzählst Du
mir gar nichts, Du Böse!? --—· Nun,
ich werde Dir verzeihen und noch et
was mittheilem weil Du meinen
»dringenden Wünschen so bereitwillig
nachkommsi. Soll ich?«
»Ich bitte.« sagte das stolze Mäd
chen ganz leise.
Wölfin Olga Macke hat doch am
leiten Sonntag auf Raydellhof einen
Stammhalter geboren. Der Kieine
soll am ersten Dezembersseierlich ge
tauft werden, wozu sich die ganze
milie nach dem alten StammschLoß
«bt. Und da vertraute mir die
» Zuge Frau Annaliese von Wittelan,
,- j sie auch ihren Bruder zu dem
. milienfest erwarten. Der Winter
’ so milde, und seine Lunge an die
kalte, klare Bergluft gewöhnt, daß
ihm die lange Reise wohl kaum noch
Isrden kann. Wenn er erst in Riga
-«"is,· Liebling, ob er da nicht bis nach
Moskau tommt.« «
Max-ja Tarafow schaute leicht be
g. bend zur Erde. Ihre breiten Lider
’ lagenfcbwer über den schönen Auqen
- Ein tiefer Seufzer hob ihre Brust.
is« »Wenn bis dahin Grasow, Sureck
-;— und die andern vier, die um meinet
Hj halben litten. frei in Petersburg
eingetroffen sind, wie ich fest hoffe,
dann will ich nicht warten, bis er nach
Moskau kommt, meinTantchen dann
. nvill ich ihm jubelnd ———— Aber ich
Umriß fort, es ifi die höchste Zeitl«
., J Sie stürzte zu Frau von Zagen-,
· Mhte fie und verließ das Zimmer
I
9
Un Zigaretiens und Figuren
der fast undurchdringlich war,
Esset dem unovdentlichen schmut
Zimmer Die kleine, unange
; wchPeteoleum riechende Lampe
m mir schwach-den woltigen
M dem kleinen Samowartifch
M lexefew und wuschin
« M usgblesig die Gläser nnd
» · Iel man ikr reichte,
Jst-V see enden ch wit
-- Maor- Idee gefjm zurück
" KERFE-ietzt Inh
un nit
« duseinander.
merkten Bett las
Holzbant aus der zwei ältere Herren
leise plariderten
Um den in eine Ecke -geschobenen
Tisch, aus dem dreiKerzen Pranntem
saßen Mchaillom ein Student in
E Unisorm und zwei junge bleiche bät
stige Männer und schrieben eifrig. —
HAn der Osenwand lehnte» sich wär
mend, Doktor Awdjew neben einer als
««Mushita in Kattunrock nnd Schaf
pelz getleideten Frau in Bastschuben
und mit Lappen urnswiclelten Füßen,
deren Haare ein runsaubetes Kopstuch
verbarg. » "
Einer der älteren Herren blickte
»n-ach seiner Uhr-. »Sie kommt sehr
spät, Eure Prinzessin!«
»Der Alte hat wieder Gäste gela
den. Sie wird von der Schlemmer-i
schwer abtornmen.«
»Es wird aber Zeit!"
Ein Achselzuclen war die Ant
wort. Man wandte sich wieder den
geslüsterten Gesprächen und Arbeiten
zu.
»So denken Sie, daß die Tara
sowa sich einem neuen Streit wider
setzen wird. Doktor?« »
»Sie ist empört über die Forde
rungen des Achtstundentages nnd be
hcrwptet, sechzehn freie Stunden wä
ren zuviel für «Schlasen, Speisen Und
Muße-« —
"«,,Jst sie verrückt geworden?
«Sie ist sehr klar; siber sie jängt
an, viel Fu widersprechen Kapitali
sternvahnsinn. von dem sie sich nichts
steirnachen kann!u -
»Als-) Sie werden in den Ausstand
treten? -
,,Jn acht Tagen stocken die Werte, »
und Maria Sergejewna wird sich
fügen oder —- Wir fürchten die Droh- ;
ung des Alten nicht mehr!« «
»Und isi die Bemfsnung der Leute
fertig?« J
»Nein, Awdotja Wassiliewna, wirj
reichen mit dem Gelde nicht! JhreJ
Freundin inuß uns mindestens zwei-s
tausend Rahel geben, wenn wir nichts
den Geldschrant des alten Tarasows
ausbrechen sollen!« Der Arzt horchte
denn an der Thiir ertönte ein vierma
liges, in regelmäßigen Pausen ertö-1
nendes Klopsen »Schichk!« 1
Alles schwieg plötzlich Die Aus- !
guse nnd Schreibereien verschwan-;
en —
Anuta schlich bis Zur Tinte und
öffnete sie vorsichtig. Sie leuchtete mit
einer Kerze auf den Korridar und
fah zweiMiinner vor sich sieden. »Ach
Jhr seid es?« sagte sie aufathmend.
»Tretet eini«
Sie kamen in das Zimmer. Der
eine wars sich todtmiide ans den Bo
den, legte die Hand vor das Gesicht
unid weinte laut.
»Was gibt«es? Was ist geschehen?«
Alle sprangen aus.
»Wißt Jhr das Neuestei« sagte der
andere, ballte die "uste und schilt
ielte sie drohend. » in neuer Streich
der Regierung. Senijon erhielt eben
die Nachricht, daß man seine Eltern
nnd Geschwisser ernwrdet hat. —- In
der Vorstadt läuft eine Depesche nach
der andern ein, eine immer entsetz
licher, grauem-aller als die anderes
Verkleidete Polizisten und Chuligsas
nenbanden plündern und msassatriren
aie senden in Odessa und Wien-. Die
Hätt er und Geschäfte werden demo
lirt, Kinder Und Frauen, Greise und
Kranke ermrdet Amt-öden wie
sie bisher noch nicht da waren!«
Ein Ausschrei ides Entsetzenz
fklgte.
»Und diese Meteieien schiebt man
ans in die Schuhe. Im Auslande
weiß man die Schreiten seit vorge
stern, und die Zeitungen berichten von
vden neuen Opfern der Revon
nare.«
Ein neuer Schrei der Wuth spitzte.
Falte sprachen aufgeregt durcheinan
, »Ruhe!« rief der Sprecher laut, bis
»,Stille eintrat. »Wir haben gehört,
daß die Polizei ähnliche Metzeleien
»für hier un anderswo infzeniren
will. Der »Bund« (jü-difcher alter-lis
scher Verein) hat Geld und Waffen
geschickt. Sie müssen vertheilt wer
den und die Miliz vermehrt.«
»Wie soerhielt sich das Militär?«
»Die Soldaten haben zugesehen
und brandschatzen lassen, bis das
Elend da war, dann haben sie die
Trümmerftätten umängelt Draußen
ist eben ein Augenzeuge eingetroffen,
der uns alles erzählt hat« wenn ihn
nicht The-Einen und Ohnmachten am
Sprechen hinderten. EDer Mensch ist
halb verrückt von dem, was er ge
sehen!'
Setnjon, sder nochganz unter der
Schrecensbotsfchwft stand. wälzte sich
jede verzweifelt wie rasend am Bo
den. »Meine Eltern, meine Geschwi
ster!« schluchzte er kreist-end
sAlle verstummten vor - diesem
Schnurz« nur dieFäthe blieben ne
,.ballt. Erst nach lang-ern Schweigen
begannen sie mit-einein r zu flüsterrh
»Es muß sofort den andern mitge
theilt werden-« sagte der Ueber-brin
««gee der Botschaft energisch, »aus-r
muß handean Ihr beide fahrt naeh
Zins-ins wo see Wiss dein alte-.
Such Erkannt-en Qnartter versammelt
hol-ew" Er wandte sich an zwei der
Schreibendem «- die sich sofort wider
spruchlos erhoben und von ihm einige
gefliisterte Aufträge enttegennahniem
Sie holten aus einer Ecke ihre Pelxe
und verschwanden.
»Sie, ältere Kolsossa und Awdjelv,
müssen sofort nach der Große-n Do
rogomilotvstaia inz Quartier Kar
netöianian zu den Armeniern.« Wäh
rend er noch den beiden Neuauf e
ruienen seine Befehle übermitteäz
wintte er dem Arzte zu. »Vorerft
schaffenSie Semjon fort. er ift heute
nicht mehr zu get-machen Sein Vet
ter wohnt nahe von hier und tann
sich seiner annehmen —- Armer
Bursche!«
Jn diesem Augenblick klopfte es
von neuem in den bestimmten Anth
rnen, und Anuta— eilte zur Thür.
Diesmai trat Maria Taraiotv in un
scheinbarem Pelz, ein oerdecktes Tuch
iiber den Kopf gele t, ein nnd prallte
vor der ihr entgegInschlagenden Lust
zurück. Dann nahm sie sich zufam
men nnd kam in das Zimmer.
Von der Ofenbank löste sich die
Mnshita Grau aus dem Pollen-nd
eilte auf die Antornmende zu. »Men
ja, gute Marjal«
»Awdotja, Du hier? Du in dieser
Tracht?« Immer noch zweifelnd ver
suchte das großgewachsene Mädchen
die Zitge der kleinen üppigen Person
zu erkennen.
»Ich bin es in leibhaftiaer Gestalt
und hoffe, daß mich in dieser Ber
lleäzung niemand rermuthen wird!
Aber so titdl begrüßt Du mich auf.
Moskauer oden?'· rief die andere»
und warf i re Arme um den Hals der:
Jugendgespielim ihren Kopf gemalt-H
lam zu sich herabziehenix .
»Awdotja, kleine liebe Awdotja,
iwenn Du btoß unerkannt bleibst, o
)
. ich sorge mich um Dich! entgegnete
« Maria. Dann titßte sie dieio plötzlich
HAufgetauchte auf beide Wangen. «
Die ältere Koliosf hatte sich zum
Ausgang bereit gemacht und legte die
noch nicht fertige Arbeit an den noch
ankinanderhängenden Ausrufen nebst
der Papiericheere auf ihre-n kleinen
Holzschemel »An-dot· , Du kannst
das beenden!« sagte . Gute Nacht
allerseits, kommen Sie, Doktor!«
»Wie steht es draußen?« fragte
Maria den Arzt, der mit lurzem
Gruße an ihr vorüber wollte..»Alles
ruhig?«
»Vortaung noch; aver seit gener-n
streiten achtzehn große Fabriiemweit
die Forderungen nicht bewilligt tout-.
den. Sieben haben nachgegeben.«
lautete seine Antwort Dann ver-.
neigte er sich tnrz und ging mitwo
detjas Schwester fort.
»Will die Tarafowa Thre? Maria
Sergejewna, wollen Sie ein Glas
TteeK rief Anuta Alexexew vorn Sa- 1
mowar.
»Nein danke, » es ist hier ahnet-ins
heiß genag,« erwiderte die Gefragte,
warf Pelz, Tuch und Galoschen in
eine Ecke und setzte sich in einen
Stuhl, von dem sie erst einen Stoß.
Druckschriften auf die Erde warf. «
Michailow trat zu ihr und er
;zählte ihr mit halber Stimme von
vden entletzlichen Ansschreitungen ge
k—
gen die Juden.
Erbleichend, ihn rnit kurzen Aus
rufen und Fragen nnterbrechend, «
hörte sie zu und schlug die hönde
zusammen. »Ok) man das in Peters
burg schon weiß?«
»Sicher!«
»So wird man diese Schurken,
diese Barbaren sbestrasen!«
«G!nnben Sie das wirklich uns-,
them-e Maria Sergejeevnas« fragte
einer der älteren herren vom Bett
her »Ich bewundere Sie und hre
Raivitiitt Ich· sage Ihnen solgens
Man wird Mein-erneute anstand·s
halber ihrer Posten entheben undein
paar Wochen später in anderen Gru
vernements anstellen· Diese Teu
sägisnkpe ist an hohen herven ge
be »Hei kann und will.tch nicht glau
n « —
«Die Leute denken, besser sie er
schtagen die nden nnd bereden sie
ais uni. Po en Sie auf bald wird
man die Thnligane in andere Orte
dirigiren!« «
- - -. «
»Mit Mkokll Vcll Kampf Mll lcfllcll
aufnehmen« sagte sein Nachbar,
»Unsere Arbeiter werden bessere Be
schützer sein als das Militär. Aberes
fehlt wieder an Mitteln. Maria Ser
gejewna, können Sie bis übermorgen
z.veitausend Fabel aufbringen ?«
Maria erschrak und dachte nach.
»Nein,« sagte sie alsdann ruhig.
E »das kann ich nicht. Mein Konto aus
der Bank ist erschöpr Sie haben mich
in der leyten Zeit etwas zu stark ins
Anspruch genommen!«
»Es wird Ihnen aber nichts übrig
bleiben, als die Summe sliissig zu
machen! Der WaffenbändlerJvird die
Anweisung aus Ihren Namen ausge
stellt, auch bei Ihnen einziehen!« er
klärte der erste entschieden «
Maria biß die Zähne zusammen,
ehe sie die Worte: »So werde ich ein
Schmsuckstiick verlaufen müsse-us her
ausbrachtr.
ZThtm Sie das, meine Liebe, Sie
haben genug von denr Tand! Wir
besteuern keinen über sein Vermögen!
Auch ich habe heute meine gol- ne
Uhr und Kette hergeben müsse-R
. r herr, welcher die Unglücke-bot
scha en aus dem Mo gebracht
shatte, laim auch jejt sit-Maria Seine
Stimme habe »etwas Herriszk
Seine Worttqrghett war grnz « s
bec- Sie« Wndte Ins Südenkl
fragte er inrz
!
,
M
»Ob«-Schwester meines Meetledt
in seien-, deren Sohn in Odeffa!«
»Das ift gut,« nreinte er kurz. »Sie
werden Adre e nnd Begleitfcheiniiir
Jhre Tante oivohl wie für den Bet
ter ausfiellen Und uns übergeben!« «
,,3n welchem Zweck?« fragte Maria
überrascht. ..
Erstaunt blickte der Mann sie an,
der an bedingurBflvsin Gehorsam ge
wöhnt war. » «r werden in genau
für unsere Freunde markirten Backe
ten noch morgen früh Waffen an die
lereffen fchicken.«
Maria stand auf. »Dost« gebe ich
mich nicht her! Ich würde meine Ver
wandten iu nnniisensVerdacht und
große Gefa bringen, wen-n dies-en
trungen dur Zufall in andere Hände
fallen. —- Sinnen sSie auf andere
Mittel und Wege. Schielen Sie auf
meine Kosten einen zuverlässigen Bo
ten hin, ich will noch einen Ring
mehr verlaufen! Aber Ihren WunsH
erfülle ich nicht, und das ift mein
letztes Wortl« Jhre Blicke maßen sich
liihn mit denen des ihr von Pariki
wegen Vorgefeßten
Die andern schauten sie angstvoll
nnd staunend an nnd tufaielten mit-«
einander.
Unbewegt, äußerlich ruhig ging die
Tarafowa ftolz zu einem der Sitzen
den und fragte ihn laut: »Was hört.
man von der Regierung?« «
,.Was, Regiernna?« erwiderte er1
::nwirfch. .Witte ifi ein Schelm, der!
den Mantel nach zwei Seiten trägt.«
Wladimir Alexandrowitfckz Dorne-;
wo, Shipoiv und Trepono halten ihn
im Schach. Er verspricht Dinge.diei
er nie halten will. Er ist einSchelm!«]
»Der Semftwotongreß wird ihm,«
nach Abschluß der Sitzungem ein
tiltimatum stellen!« warf ein anderer
ein.
»Auf dem Kongreß wird auch zu
viel gesprochen! Die Semftwos zeigen
sich« als schwache Kompromißler!«
»Warten wir es doch abs«
f »Wir werden die Semsiwos zer
Hebt-teuern wenn sie qbtriinnig wer
, den! Es gibt nur einen Weg fiir uns
und kein Abweichen nach rechts oder
linls!« sagte der Vorseiende der llei
nen Versammlung und Ichlug auf den
Tisch. »Entweder gibt die Regie
rung binnen sechs· Wochen die Konsti
iutian welche wir ausgearbeitet bo
ben sent die Beamien ein, welchen-it
ihr vorschlagen, oder sie muß unbe
dingt gestürzt wer n!«
»Wir wollen seh auch keinen Zaren
mehr sondern eine Revublit!«
»Der Zur tann bleiben wenn das
Ministerium so zusammengesth ist,
wie wir es wünschen!«
»Das erreichen wir unr, wenn die
man-dichterische Armee und das halbe
Mititär hinter· uns sitt«
I- - »So epmmt er eapuch zum offe
nen Kampf Mann gegen Manni«
T Die Stimmen f llen leiden
schaftlich an. Die Gern Fee erhiyien
»sich , und immer mildere keine kamen
;3ur Sprache.
s Nur zwei lauichien stumm den sich
Jlreuzenden Reden. Das waren Ni
Ttolni Alexandwwitsch, der genchtete
Leiter · nnd Maria Tarafow Ihre
Augen hingen an ihm mit flehender
iBittr. Und um feine vollen Lipenp
lgrub sich ein Zug grausamen Sar
lnömus tief ein.
Er treuzte dieArnre auf der Brust
nnd sagte kalt: »Eure Meinungen
buW gehöri, rneine Freundes Jchs
würde rnit Interesse die der Taro-H
spwu hören, die Seite ein-Seite mit»
uns iiitnpftZ« -
Wollen Sie-es wirklich zum Bru
dertrie e treiben?" fragte sie schwer
ctbinen.
Alle andern verjtsnmmien
»Bist Rad ist im Rollen, Maria
Serge j.ewna haben Sie aber einen
besseren Rinib so geben Sie ihn zum
Men. Nach Wen will ich unsere-«
Vorschläge bringen«
«L-el1 Jahre-as organn Moqa qu
ftig, «gehöre ich mit Leib und Seele
der Reformpartei an. Die Zustände;
in Rußland waren unhaltbar. Er
mußte anders werden, und so trat ichs
aktiv, gegen meines Vaters Jnteresse,’
auf Jhte Seite. Jch gede, gebet Ich
gehorche bisher unbedingt Jch lause
von Versammlung zu Versammlung«
ich verfolge die Kangresse, und —««
»Und, so sprechen Sie doch wei
ter!« drängte er.
»Und ich zersleische mich seit zwei
Wochen Tag und Nacht. Jch lann
Ihnen nicht mehr zustimmen, denn
ich sehe, Unsere in ihren Zielen so
edle Partei vergreift sich in den
Kampsnritteln.« —- Sie sprang aus«
»Wir sind aus falscher Bahn, und ich
möchte mich vor Sie alle werfen nnd
»zuriiel!« schreien!«
»Alle zurück unter die Kante, zu
riikl nach Sibirien!« lachte Nikolai
Alexandrowitsch höhnisch.
»Das lonnnt niemals wiedert«
sagte das Mädchen, in seiner Bestei
sterung hinteißend schön. «Der Stein
ist im Rollen, er steht nicht mehrt—
Lassen wir ein paar Monate ver
gehen, lassen wir Witte die Dnma
einberufen, und warten wir erst ab,
ob et- nicht die verspreche-ten Refor
men durchführen wird. Auch et ist
lein Gott, der Unmöglichei in Mona
ten end lich machen kann, darum ge
ben wir hin zu feiner Arbeit die nö
thige Zeitt« -
Eine stürmische Opposition erhob
isich egen die Rednerim auf die alle
zorn eindransetn
YSie sind« ein gutes Mädchen«
MÆsSer www-« ries fest der
V- ndr s durchdringend-, daß tm
andern verstummten un sich ihm zu
«.« ’ i
Ni
wanter »Aber taki Weibern-gis und
gutem herzen kommen wir nicht wei
ter! Darum will ich anen unser
Programm entwickeln« Er strich li
cheind iiberlegen seinen Bari. »Wenn
es zum Bluts-ergießen kommt, so ist
es nicht unsere Schuld. denn wir süh
ren die Reveiuiion durch neue, mo
derne, blutiose Mitel.« "
»Und wie wallen Sie das durch
silhrenk fragte sie gespannt. ,
.Mit geireuzien Armen, so, sehen
Sie? Zuerst ein zwanzigtiiqiaer Posi
und Telegrapbenstreii, dann ein
Sireii aus Streit bis wir im Ja
nuar in einen so aroß riigen Gene
ralstreii treten, daß die rme Regie
rung lunaenschwach ihre letztenAtbemss
zuge ausbauchi!"
»Und wen ruiniren Sie damit?
den Mittelstand, die Kaufleute, die
Bauern —- die Unschuldigen!« stieß
Maria zornbebend hervor.
»Ja. mein-Kind« ries er lachend,
»der Kapitalismus wir-d wohl dabei
zu Grunde geben; aber um den ist-esi
nickzt schade. Auch Sergei Wassilje
wiisch Tarasow wird eine Menge
I Millionen verlieren; aber er hai ja ge
inug ins Ausland gerettet! —- Was
; die Bauern anbeirisst, so kann essiir
isie nicht schlimmer, nur besser kein-.
; men!' « »
« aUnd kalt lächelnd verwandeln Siej
»das rusische Voll in ein Voll von;
»Bettlern!« ;
»Das Volk bestand meist ansBeti-1
lern!" I
Eine Pause entstand. Keiner wagtek
sich in das Wortaesechi einzumischen:«
aber alle standen sie aus des Führersk
Seite. ·- ;
Maria strich wie betäubt über ihref
Stirn, dann raffte sie ihre Energie
zusarnmen und näherte sich ibremi
Gegner. .Jch bin keine Verrätherimi
Nitolai Alexandrorviisch. Ich werde
szre Geheimnisse hüten und meine
Versprechugrgen halten. Sie alle ten
nen mich und wissen, da meinWort
ein Wort ist! ------ Aber i bin nichts
mehr Jbrer Meinung und iann nicht»
mein in Ihren Reihen iiimvsewhsutei
wars ich das leßiemai unter Ihnen,
denn von heute ab sage ich mich von
flbnen losl«
»Wir halten keinen. der nicht frei-l
willig Bei uns bleibt. Maria Seme
jewna.« entgegnete er ernst, »unferel
Lache kommt auch ohne Sie zutnl
exem« «, ;
Das Mädchen wollte ans Idee Ecke;
seine Satten holen. da vertrat ihmz
Mtchailrsw den Weg. Ohne sie anzuH
sehen, packte er ihre Hand und hielt,
sie fest-. »Sie mö« en Ihre Rechte auf-H
geben, Maria« sagte er teiie, »aber-I
noch binden Sie Pflichten an unsere?
Sacke!« H
»Meine PflichtenF wiederholte sie!
fragend.« I
»Alletdings, denn Grasow And
Sureck sind mit den Genossen ausl
Archangels ausgeht-when und werden
in wenigen Tagen von hetsingfots aus
mit neuen Piissen nnd andern Namen
den Dampfer nach Baltischpork bestei
gen!« —
»Das ist das schönste, was Sie mir
sagen tönnent« jubelte sie.
»Wenn meine Botschaft Ihnen will?
tornmen ist, dann werden Sie noch
ein paar Schmuckstiicke verkaufen müs
sen. Denn alle sechs sind beinahe ohne
Mittel, wollen aber nach Riga weiter,
tun dort den Anschluß der Letten an
sunsere Gruppen endgültig vorzuberei
sten." j
-
s Maria preßiK seine Hand und warfi
jden Kopf zurück. »Sie sennen michJ
Michailow, für die Männer, welche so
jammervoll durch mich gelitten, soll
mir kein Opfer zu groß sein! Aber wie
soll ich es anfangen?«
»Ich werde die sechs in Yaliischpoxi
erwarten. doch lenne ich leider leinen«
von ihnen, und jede unvorsichtige Vor
stellung oder Aenßerung könnte sie oder
-mich in Gefahr bringen. Daher wäre
es das beste —- —«
»Ich reise mit Jhnen,« sagte sie ha
stig, «bestimmen Sie den Termin mei
ner Absahrt.«
Jn den Augen des verhärmi und
vergräbeli aussehenden Mannes leuch
tete der Schein einer hellen Freude
aus. »Jn zwei bis drei Tagen lasse
ich Ihnen Nachricht zugehen. Maria
Sergejewna.« Leiier fuhr er sotit
»Vielleichi greifen wir wieder zu einer
iariariichen Vertieidung wie einst im
Peirowsinparh —— Aber ich weiß es
Inoch nicht! Ich warte noch Nachricht
.
ar. Bienenei iii es gequ gut. wem
Sie als die reiche Tarasowa mit Ih
rer Zofe und Jhrem Diener kommen.
Den würde ich natiirlich mimen.«
xJch erwarte Jhre Botschaft,-.Mi
chailow. Sie tönnen auf mich rech
nen! Wir bleiben Freunde!« Maria
fiihlte seine brennenden Lippen plöt
lich auf ihrer hand und schaute ihn
überrascht an
Schon richtete er sich auf und eilte,
ohne sie weiter anzusehen, in feine
Ecke an den Tisch, wo· er sich zu seinen
Schreibereien fette. .
Die anderen beachteten die Abtriiw
nige absichtlich nicht mehr, sondern
wandten ihr den Rücken zu. Maria
zo sich allein an und schritt zur
T iir. Auf ihr verabschiedendes
»Gute Nacht' erfolgte keine Antwort.
So seufzte sie verhalten und veiließ
das Quartier mit dem Gefühl, nicht
anders zu können.
Unten an der Straßenecke wartete
geduldig der kleine Einst-Zinnen den
ihr Kutscher, auch ein Mitglied der
sozialen Partei. lenkte. Er sprang
vom Bock, half ihr in den Wagen und
fuhr sie in rafender Eile heim. Wie
immer auf ihren geheimen Wegen
hielt das Gefährt vor dem Seiteneins
gang in dem dunklen Pereulot. Durch
den Garten eilie sie zukiniertreppe
und über diese in ihre ohnung.
Heute ftzahlte das Palais noch in
vollem Glanze und war start belebt,
denn die Gäste des Hausherrn waren
noch in den Talons beisammen Neue
Nachziigler, re sogar mit ihren Da
men von andern Gesellschaften noch
dazugetommen, füllten die Räume.
Und nach rufsifcher Art waren im
Sor.urrain die Köche wieder bei voll
fier Arbeit, während die,Dienerschaft
im Speiseiaal von neuem die Tafeln
deckten.
Maria schlich in ihre Zimmer und
athmete auf-, denn auf einem Zettel
theilte ihr Frau von Jagow mit, daß
sie auf Wunsch ihres Vaters wieder
hinuntergegangen sei und Maria mit
ftarier »Migräne rntschuldigen wiirde.
l , TSchtuß form
I
Jn einein Gericht in Cbicago hat
eine junge Ehefrau ein Mädchen auf
850,000 Schadenerfan verklagt. So
hoch schätzt sie nämlich die Liebe ihres
Gatten, die die Vertlagte ihr geraubt
haben foll. Welch ein«- ufen von
Liebe mufx diefer Mann be then!
I O II
Eine in englischer Sprache erfchei
nende Zeitung in Georgia sagt, der
Violinift Knbelit fei der Sohn von ei
nem pheafant Gaf ) Das ist wohl
ein kleiner natnrwiJenfchaftlicher Irr
tum. -
I
Wenn man unsere Blauja en, so
lange sie auf dem Schiff sind icht fo
enetgtfch mit »Candy« füttern würde,
fo würden sie wohl auch nicht jedesmal
über die Stränge schlagen, fo oft fie
ans Land iornnten.·
s I O
In dem Urteil über andere liegt oft
das Urteil über sich selbst.
s- i- ie
Zwifchen den AtlantifchenDampfeti
gefellfchaften tobt wieder ein frifcher
fröhlicher Ratenlrieg, und wer reifen
will, kann dasVergniigen billig haben.
- -- ·
Lehter: Wer kann mir ertiäten,
was eine Pantomime ist's sDet kleine
Makiy meidet sich und sagt unter leb
haftem Geititnlietem «Man xed't wie
immer, abet man schweigt imqu
- si- «
i Misstins: »Ich habe immer gefun
den, daß rechthabetischeMenschen blaue
Augen haben!« —- Bisstinsx «Sichet!
Wenn nicht vorher, dann nach
h e t t«
I i " O
Jn Chicago hat ein nngliicklichet
Ehemann um einen Einhaitibefehi ge
gen feine Schwiegermutter nachgeht-txt
der ihr verbieten so , sein han« zu be
treten. Das nii dürfte sein, daß
sich ein Ehemann mit der Bitte um ein
Mandainusvetfahten an das Gericht
wendet, um seine Gattin zu zwingen,
itnn jede Woche mindestens einmal sein
Leibgericht V kochen. Es bieten sich
auch in bietet hinsicht noch unbegrenz
te Möglichkeiten ·
f Gaum-um«
- Essig-IN Iw jqxqsmqu
Stammgost Czum and-send »W as schreibst du dir denn seit einiger
Zeit jedesmal aus« ehe du weggehst?« » «
Der Andere: »Der Doktor« hat mir nur noch zswi Glas Bier erlaubst
und da nosire ich mir, wievie! k. getrunken hätte, enn ich wgesundwäke,
damit ich genqu weil-, was ich s set nachuzholen badet«