Unser größter Feind. Von Julius Keller· Da saß er wieder und« starrte vor sich hin. der alte Griesgram und passte seiner besorgten und doch sy, zu thunlichen Wirthin die Stube voll. Die herzencgute, aber von so schwerer Neugier geplagte Matrone betrachtete ihn, wie so ost, wenn er sich ganz un beachtet glaubte und sie, soweit als möglich, sein bescheidenes Zimmerchen austäumte, mit sorschenden Blicken. Wenn sie ihn doch nur einmal zum Sprechen bringen tönnte, den wun derlichen Mann! Es gibt doch wahr lich nichts Quälenderes, als einen Menschen bei sich wohnen haben, von I dem man außer seinen Namen nicht das geringste weiß. Und dieser Name! Arnold Müller! . . · . Dabei konnte man sich nicht einmal etwas denken! Und doch sah« der pünktlich zahlende Miether so aus, daß man sich bei eini ger Intelligenz unbedingt allerlei über ihn denken mußte. Er war interes iant, furchtbar interessant, und eben darum war es ihr höchst peinlich, durchaus nicht ergründen zu können, warum er denn eigentlich interessant war . . . . Nun blinzelte sie beim Staubwischen von der wackligensioiw mode ans wieder eifrig zu ihm hin über, räusperte sich gewichtig und stieß nicht ohne Absicht gegen allerlei Ge genstände. Aber er saß da, ohne sich zu rühren, und passte weiter — wie die gemalte Figur nebenan im Zigeu renladen . . . . Was sür ein merkwür diges Gesicht er doch hatte! Durch surcht von tiefen Spuren des Grames, aber belebt von einem energischen, triistigen Ausdruck, der in den großen, duntlen Augen unter den buschigen, weißen Brauen hervorblißte . . . . Das stimmte so gar nicht mit dem seltsa men, starren Phlegma des Mannes iiberein! Eben wollteFrau Stunde auch heute wieder ohneErfolg eines austliirenden Gesprächs das Zimmerchen verlassen, da wurden draußen Ertrabliitter aus gerusen . . . . V Arnald Müller fuhr wie elettrisirt von seinem Stuhle empor, beugte sich zu dem geöffneten Fenster der Par terrestube hinaus und ries mit seiner heiseren Stimme: »he! . . . . Sie da! . . . . Hierher!« Frau Stunck war natürlich nun auch zum Fenster geeitt und stand jetzt dicht bei ihrem Miether . . . . Der langte sich bereits sein Ertrablatt her aus, über-flog die Ueberschrist und» sagte: , »Dacht’ ich mir's doch . . . Wieder mal ein Raubmord.« »Ach so,« siel die Frau Wirthin eis rig ein, »davon hab’ ich vorhin schon unten gehört . . . . Jn der Ackerstraße, « nicht wahrs« ——-—...., ——-.».——.—.-— »d? WCUULI Mal chig Vclm Lcscli lind ,murmelte bloß: »Jawohl . . . . jawohl . . . . in der Ackerstraße.« »So ein verdammter junger Kerl,« brach nun Frau Stunck los, »einen wehrlosen alten Mann zu erwürgen—— um ein paar Mart wegen. Aus der Stelle zusammenhauen müßte man so ’nen Schurken, so ’ne heimtiiclische Kanaille, so ’nen« —- — — ,.Seien Sie ruhig!« ries Müller un wirsch. »Sie sehen doch, daß ich lese.« Sie blickte ihn überrascht an. So grob hatte er ja noch nie zu ihr gespro chen. Trotz seiner starren Schweig sarnteit und Verschlossenheit war er stets böslich gewesen. Sie schwieg und betrachtete ihn mit noch größerem Interesse als bisher. ljiels er den Bericht zu Ende gelesen bat saltete er das Blatt sorgsam zu sammen, nahm einen besonders träf tiaen Zug aus seiner Pseise und sagte leise: »Amt« Kerl-" . . . . »Der alte Trödlet. .ja . . . . so elend umzutommen!« Müller sah aus und ihr gerade in die Augen. »Nein, Frau Stunde,« sprach er dann, »ich meine den andern.« »Welchen andern? —-—- Wenn Sie giitigit gestatten, Herr Müller. Etwa den« — - »Den man nun nach tausend Mar tern hinrichten wird.« »Na aber, Herr Müller, das ist doch wahrhaftig das Gelindeste, was er O verdient.'« . . . . Er fuhr aus ,,Soll’n sien vielleicht gar dierthei len oder ihm die Zunge ausreiszen oder ihm die Dönde abhauen oder ihn aus i Rad slechten, wie im Mittelalter -.— weil er ein Opfer seines größten Fein des gewordeni« Sie sah den mertwiirdig erregten Mann oerstiindnißlos an« »Sie rniissen es mir nicht übelneh men, Herr Müller-' sagte sie endlich, aber jetzt oersteh’ ich Sie wirtlich nicht Der Tritdlen meinen Sie —- wäre des Mordbuben größter gemd gewesen und er — sein Opfer-? teht so was in dein Extablatt7«« Er starrte einen Augenblick ooe sich hin,«dann hob er den gesentten Kopf wieder, und ei guckte seltsam in seinem verwitterten Gesicht . . . »Nein, Frau Stunckef sagte er, Sie haben mich nicht verstanden — und Sie konnten mich auch nicht ver- " I stehen . . . Kommen Sie her . . . . sehen Sie sich ein bißchen zu mir.« Die Wirthin schaute immer ver wunderter drein . . . Nun hatte er wie der so sanft gesprochen und in so wei chem Ton, und es schien, als habe er plöhlich das dringende Verlangen mit jemand zu reden . . . Der Miether pafste indessen wieder schweigend-eine ganze Weile. Endlich schien er seine Gedanken gesammelt zu haben und begann in merkwürdig ge tragenem, sast pastoralem Ton: »Sehn Sie, Frau Stunde, der Feind, von dem ich eben sprach, der Feind, dessen Opfer jener Bursche ge worden, das ift der Feind — der in juns allen —- na, sagen wir, der in Irecht vielen von uns wohnt. lind es ist — es ist, Frau Stunde, der Feind-- -—- der auch in mir gewohnt hat « ' i Frau Stunde fuhr zusammen »Herr Müller! . . . . Wollen Sie da smit etwa sagen" . . . ! »Daß ich —- auch was auf dem Ge wissen habe? — O ja — ja, meine liebe Frau Stunde. . Eine Erinne rung —- eine böse Erinnerung . . . . ich weiss· wie man zu so einem kleinen, einträglichen Mord kommen kann-» »Na, na, bleiben Sie nur sitzen, ich thue Jhnen nichts. Jch hab’ meinen Feind Jbezwungen . . . . Jch bin ein stiller, sehr stiller Mann geworden, aber manchmal, manchmal packt mich’s plöhlich und drängt mich. zu sprechen, meinen Empfindungen Luft zu ma chen « Frau Stunde rückte erregt aus ih rem Stuhl hin und her .Das klang so unheimlich . . . . eigentlich hätte sie gehen müssen « und doch - ------- — sie empfand gar kein so furchtbares Grauen vor diesem seltsamen Mann . . . . Und wenn es ihn doch so sehr drängte, sich auszusprechen . . · So blieb sie denn und rückte ihm sogar noch ein bißchen näher . . . . »Ja . . . . hören Sie nur recht aus mertsam zu, Frau Stunde. Unser größter Feind, sehen Sie, der lebt in uns vrn dem Augenblick an, wo wir zu denken iiud zu fühlen beginnen Der lsäumt sich auf beim ersten Ru thenstteich, der auf uns niedersaust, bei der ersten Ungerechtigteit, die uns trifft, bei der ersten Mißhandlung, die uns das Schicksal zufügt . . . Und dann wächst er. wächst ins Unermesz liche, und wenn wir Schurken, wenn wir Verbrecher werden -—-- ihm danken wir-II . . . userneyen vie mich recht, meine liebe Frau, ich meine, das; es sehr, sehr vieleMenschen gibt, in deren Herzen derHasz und alleihm verwand ten Gefühle: Neid, Mißgunst, Miß trauen wurzeln; Menschen, die nicht anderen Menschen vertrauen, nicht an der Menschen lieben können, deren Seele nicht empfänglich ist siir die Ge fühle, die unsgut undedelmachen... Sehen Sie mich an, ich bin ein solcher Mensch gewesen . . . Jch wurde mit dem Haß im Herzen geboren . . . Ich hatte leine, Kindheit wie andere Kin der. Mein eigenes Empfinden ver gistete mir jede Freude, jedes Genie szen. Jch wuchs unter sremden Leuten auf, -- im Waisenhause. Man behan delte mich gut und freundlich, aber ich mißtraute meinen Erziehern und zeigte es ihnen in starrem Trotz. Nun zogen sie andere Saiten aus und such ten dem tleinen Trohlops seine Un arten auszupriigelm Da begann ich sie denn zu hassen. Jch haßte die, die mir wohlihun wollten, die das Beste mit mir im Sinne hatten . . . Und so ging’s sort Schritt sitt Schritt. Der Haß srasz weiter in meinem Her zen, mein Mißtrauen den Menschen, allen Menschen gegenüber wuchs von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr. Jch ward ein finstern-, unwirscher Geselle. Mißtrauen und Haß aber trübten meinen Blick, und so wurde mir mein Leben vernichtet, vernichtet in jeder Beziehung. Jch erwarb durch ehr liche, harte Arbeit tiirglich meinen Le bensunterhalt, verzehrte mich aber in Unzusriedenheit nud bösen Gedanken. . . Jch sand keinen Freund, weil ich teinen suchte. Einmal liebte ich . . . . Es hätte meine Rettung werden tön nen. Aber mein krankhaftes Miß trauen-, mein nuerschiitterlicher Glaube an das Gemeine nud Niedrige zer störte auch diesen Bund . . . Wie ich mein erbärmliches Leben srisiete »s-» ich weiß es heute selbst kaum noch . . · Bis die Katastrophe, der Wendepuntt meines Lebens tam.« . . . . Er schwieg einen Augenblick und holte ties Athern, während Frau Stunae in sieberhaster Spannung wartete; dann sprach er weiter: »Verlumpt nud herkommen, sand ich noch einmal einen Wohlthöter . . . . Er nahm sich liebevoll meiner an, ge währte mirsAusnahme in seinem Hause und verlangte dasiir anscheinend nicht-i als Dankbarkeit . . . . Man nannte ihn einen großen Menschen freund. Er stand ganz allein, hatte aber eine sehr behagliche Häuslichkeit und widmete sich völlig wohlthätigen Werten. Und ich —- ich nahm die Wohlthaten dieses Mannes an, aber —- riicken Sie getrost von mir ab — ich haßie ihn eben dieser Wohltbaten wegen« ich beneidete ihn, weil er sie zu spenden vermochte, ich beneidete ihn um nlleö, was er besaß, und vor al tem —- ——- um den Frieden seiner Seele . . . . . . . « . Plötlich erkrankte mein Wohl thiiter und bedurfte aufopferndster Pflege . . . . Es kamen Schwestern ins haus, fein Diener unterftiitzte sie, und auch ich ward mit herangezogen . . . . Es war eine langsam fchleichende Krankheit . . . . Eines Nachts traf Iflch die Pflicht, allein bei ihm zu wachen. Er lag anscheinend be wußtlos in heftigem Fieber . . . . Jch saß unbeweglich und unbewegt da und starrte in sein geröthetes Gesicht . . . . Und plötzlich durchfuhr ein Gedanke mein Hirn, der mein ganzes Jnneres aufwiihltr. Es war, als flüsterte mir eine lockende Stimme ins Ohr: »Wie —- wenn der Kerl jetzt nicht wieder erwachte, wenn er jetzt seiner tückischen Krankheit erlage: Du weißt, wo er sein Geld aufbewahrt und manche andere Kostbarkeiten . . . Dann wärst du dein eigener Herr und nicht mehr aus die Wohlthaten anderer angewiesen.« Ich fuhr zusammen und beugte mich iiber den Kr ten . . · »Aber er lebt noch,« tönt es in mir weiter, »und er wird noch länger le ben, vielleicht gar wieder gesund wer den-« Und dann war’s, als fchrie meine innere Stimme mir gellend zu: ,,Verbindere es doch, du Narr! Du hast ja fest sein Leben in deiner Hand.« . . Und ich erbärmlicher Wicht erschrak nicht vor diesem Gedanken, nichts in mir sträubte sich dagegen, er hatte mich völlig faszinirt . . . . Und in fabelhaf ter Erregung begann ich nachzugrii beln, wie es sich wohl am besten machen ließe . · . . Jch erwog alle Möglichkei ten in meinem brennenden Hirn, und meine Hände trampften sich zusam men, als umschlangen sie den Hals meines Opfers . . . . Zunächst-swollt’ ich zusehen, ob er auch wirklich ganz besinnungslos sei . . . . Jch füllte den Löffel mit der Medizin, die ich ihm einzuflößen hatte, und öffnete seine Lidven . . . . Nun lag mein Gesicht fast auf demfeinen, und während ich ihm die Medizin einflößte, horchte ich auf die Schläge feines Herzens . . . . j War es denn nicht ein leichtes — jetzt i — in diefem AugenblicM . . . . Fünf I Stunden lagen vor mir, ehe jemand4 tam . . . . Unwillkiirlich, wie von ei ner mächtigen Gewalt geführt, griffl meine Rechte nach feinem Halse . . . . Da schlug er plötzlich die Augen auf, sah mich mit dem mitleidig gütigen Lächeln an, das ich fo haßte, und fprach leise: »Du bist da . . . . mein s guter Arnold . . . . Bitte, gib mir zu ’ trinten.« k«.s n- .»s-«i . ’ Ol( llllc lll Uscsclll UUHIUUUU zu muthe war, ich kanns nicht schildern. Jch isntwortete nicht, ich sprang aus und stürtnte aus dem Zimmer, raste aus die Straße, durch die kalte Win ternacht hinaus aufs Feld . . . . Wei ter und weiter — ohne Ziel -— ohne Gedanken, wie von Furien gepeitscht. Am andern Tage fand man mich ohnmächtig am Waldrand aus und schaffte mich ins Krankenhaus . . . . Jhn habe ich nicht wiedergesehen. Er war gestorben, während ich im Kran kenhaus darniederlag, und wenn ich jetzt hier sitze und meine alten Tage sorglos fristen kann -—— ihm danke ich’s ..... Er hatte in seinem Testa ment meiner gedacht . . . . Sehen Sie, Frau, seit jener Zeit bin ich ein ande rer Mensch geworden, jene furchtbare Nacht, da sein Erwachen den Feind in mir überwand, hat mir den Glauben an das Gute wiedergegeben und mich erkennen lassen, wie so manches grauenvolle Verbrechen entsteht, wie so mancher Unglückliche dazu bestimmt tscheinh ein Schurke zu werden« Und jdarum sage ich Ihnen: Unser größter IFeind —-— er lebt in uns, er wird mit zuns geboren, und wer ihn nicht recht-« Jzeitig niederzuringen versteht, der. win sseine willenlose Beute!« ! Sein Kopf sank wieder tief auf die iBrust herab, und wie erstarrt saß die wißbegierige Wirthin neben ihm. Nach Ilangem Schweigen hob er wieder das « Haupt und sagte mit lauter Stimme: H»So —- nun hab’ ich mir endlich ein mal alles von der Seele geredet . . . . JNun machen Sie mit mir, was Sie onllen . . . · Kündigen Sie mir — Iwersen Sie mich hinaus —- — oder« I-—- —- hier sah er ihr plötzlich mit un gemein warmen Blicken in die Augen »und streckte die Hand aus: »Oder kön nen Sie es über’s Herz bringen, meine Tatze zu ergreifen und — wollen wir beieinander und gute Freunde blei ben?!« Frau Stuncke zögerte nicht lange. Sie nahm seine hand und sagte mit aufrichtiger Freundlichkeit: »Werd’ mich hüten, einen so guten Miether ziehen zu lassen. Heutzutage! . . . . Und wenn Sie wieder mal Lust haben, sich auszuplaudern, ich bin im mer parat . . . . Jmmer, Herr Müller, verstehn Sie, immer!!« Zum ersten Male sah sie ihn lächeln, Und er drückte ihre Hand so kräftig, daß es ihr herzhast weh that! Zeit-gemäst. Madame (zu der neuen Köchin): -,,?eugnisse und Empfehlungen sind n cht maßgebend siir mich. Usm ihren Charakter kennen zu lernen, habe ich t ( t i t I einfach den Brief, den Sie an michs geschrieben, einem hansdschristendew ter zur Begutachtung vorgelegt!« Köchin (irocken)·: »Ich den Ihri gen aucht« , — Ver Liebe Macht. Stizze von M. W. S o p h ä r. f Jm nächsten· Jahre feiern sie ihre fsilberne Hochzeit. » Noch heute ein schmuckes, prächtiges Menschenpaar. s Und wie das Aeußere der beiden jan ausgeglichene, harmonische Natu .ren unftreitig schließen läßt, so ist auch in der That ihr Jnnenleben, ihre Ehe vollkommen glücklich. Sie ergän zen sich gegenseitig. T Er, eine frohe deutsche Mannes kraft, von großer Begabung, von aus geprägt geistigen Interessen und tie fem Verständniß für die edle Frau Musita, die ihn die nüchterne Alltäg lichleit leicht vergessen macht — sie, eine aufrichtige, andächtige Zuhöre rin des klavierspielenden Gatten, zu dem sie in allen Fragen des Lebens vertrauensvoll emporbliclt, ein stir sorgliches, vortreffliches ,,Hausmüt »terchen«, ein aufopferndes, rührendes I Mutterherz. Jhre Liebe ist nun wohl schon dreißig Jahre alt, denn als er um sie ’freite, ging das Heirathen doch nicht so schnell wie die jungen Herzen das ersehnten. Doch des Lebens Mai blüht stän dig . . . Ihre drei Söhne, schlank wie die jungen Tannen, sind der Eltern Stolz und Freude. Wohl blieb den braven Menschen auch manche schwere Stunde nicht er spart, wie sie nun einmal das Loos allen Wanderern auf diesem Planeten unweigerlich zuertheilt, aber das Ge fühl enger Zusammengehörigteit, das Gefühl inniger Liebe, schleift alle Härten des Schicksals ab, glättet die Wogen und läßt die Sonne wieder herrlicher scheinen. Und wie herrlich scheint die Son ne ja auch stets wieder —- glänzend und verheißungsdoll Der Aelteste der drei Brüder hat die Eltern vor eiks schwierige Auf gabe gestellt. Nicht, daß er ein weni ger leicht zu lenkendes Kind gewesen «wäre, aber seine Würde als Erstgebo rener s. los-, es naturgemäß in sich, daß er damit Zugleich die Last trun, als eine Art »Vrüfstein für die rich tige Erziehungsmethode gegolten zu haben". Psy- CUIOsv Nsø k-; X-- missen-O Rai-i Ersten gerade die Epauletten als Leutnant der Reserve angelegt hatte, war der naheliegenden Meinung ge wesen« auch dieser jüngste Rekrut be dürfe zuvörderft des stärkenden Me dnlamentes der eisernen Disciplin. «Die junge Mutter-, vielleicht auch nicht ganz ohne den unbewußten Re spekt vor dem Herrn Leutnant, gab ofiiziell nach, mag aber heimlich recht häufig die strengen Befehle in »forg same Watte vervackt« haben. « So läßt es sich nur erklären, raß der älteste Stammhalter sich von fei nen beiden jüngeren Brüdern durch ein minder sicheres Auftreten unter scheidet. Er besitzt auch nicht ganz ihr offenes, frisches Wesen und man tritt ihm nur dann innerlich näher, wenn man ihn einmal ganz für sich bat. So herzlich sein Verhältniß zu der Mutter und den Brüdern ist, in Gegenwart des Vaters legt er nie die volle Fröhlichkeit an den Tag, die er mit ihnen entwickeln kann. Das schließt jedoch keineswegs einen etwai gen Gegensatz gegen den Vater ein. Er liebt auch diesen; tvie er von ihm «gleich den andern Brüdern geliebt wird:" es besteht nur eine klein-e hem mende Schranke, die zu erwähnen man sich scheut, die man aber doch bei gewissen Gelegenheiten beisderseitig start empfindet. Seinen intiinsten Freunden gegen über macht der Vater.tein Hehl da-» raus, daß er den Aeltesten fiir ver schlossen, für zu schüchtern hält, wo-; rauf ihm die offene Erwiderung wird,; daß er daran nicht ganz schuldlos; sein dürfte, eine Meinung, der sich die Gattin und Mutter sehr eifrig anschließt. —. « Diese tleine latente Spannung war natürlich lein Hemmnifj fiir die wei tere gedeihliche Entwicklung der her anwachsenden Generation, ebensowe nig wie sie im Stande ist, den ster nenklaren Ehehitnmel zu verdunteln. Alles tlappt, wie der militiirisch denkende Vater sich sagt, der, nebenbei bemerkt, aber zu keiner Zeit dens ,,Sommerleutnant« nach außen mar tirt,——ja, es tlappt: alle dreiSiihnes absolviren die Prima, machen der’ Reihe nach ihr Marturum und stehens nun bereits im praktischen Leben. i Der älteste ist in den Vostdienft ge-s treten. Er hat die mehr-jährige Aus-» bildungözeit lau-m hinter sich, und’ fein Gehatl deckt tnapp die Bedürf-s nisfe einer bescheidenen Lebenssith run , die sich dadurch vert-heuert, daß; er ie »Deine nicht mehr unter Vaters Tisch stecken tann«. s Seine Briefe aus dem tleinens Landstiidtchen, in das ihn die uner gründliche Weisheit der weitverzwei-g ten Postverwaltung verfchlug, athmen treue Anhänglichkeit und innige Hern lichteit an die fernen Lieben aus. Eri läßt Eltern« und Brüder an allen Hei-i nen und kleinsten Vorgängen seines? Lebens theilnehmen, weißer doch, wie« freudig das geschieht. ’ Der erste Lrlaub jedoch, den er we nigePfingsttage im Vaterhaufe okt lebt, belehrt dieSeinen, daß er nach wie vor ein schüchternen stillerMensch s Boshaftcs Mißverständuiß. "Wf7 '-" Jch kann ohne Jshre Tochter nicht leben, Herr KommerzienratM Dann müssen Sie sich halt nach einem Beruf umsehen, Herr Baron! geblieben ist, sobald sein Vater in den Kreis der Familie tritt oder-gar ein Fremder, das heißt, ein Freund, hier erscheint. Der lasunige, lustige Schil derer kleinstädtischer Verhältnisse, der Humorist in der Amtsstube der Kai serlichen Postanstsalt zu X-manns -hausen, und dieser lange, ziemlich un beholfene, schweigsame junge Mensch erscheinen dem schärfer beobachtenden Vater wie zwei ganz verschiedene Wesen. Die Feier- und Ferientage gehen vorüber. Vergebens hat der Vater versucht-, eine Unterredungs unter vier Augen mit dem pünktlich wieder Abgereisten zu Pflegenz fast möchte er glauben, daß der Sohn ihm aus-gewichen sei. Die jetzt regelmäßig wöchentlich wie-der einlaufenden Briefe tragen das gleiche Gepräge wie die vor dem-Wie dersehenz sie halten sich an die nackten thatsächlichen Ereignisse und Verhält nisse, überziehen sie mit den Strahlen Lglücklichen Humors, aber die inneren ;Ernpfindungen des Schreiber-s- blei i ben wie hinter einer deckendenSchirm z man-d verborgen. - « - M Wlls Ulchlllllltlc plus-Auf uxuuj eine gevaltige Umwälzung uber Der Postmensch, wie ihn sein jüng ster Bruder getauft hat, sendet dem Vater einen Bries,’dessen Adresse den für diesen Fall doppelt merkwürdigen Zusatz trägt: Eigenhändig persönlich Am Frühstiickstisch sitzend, lächelt Mutter, als der Gatte ihr den Brief l umschlag zufchiebt. Jn feiner Bewe lgung liegt etwas wie Triumph: » ,,Siehst du wohl, der Junge wendet sich an mich.« Georg, der zweite Bruder, der die chevaleresten Manieren des Vaters sich ganz besonders zu eigen gemacht hat, nimmt sofort Partei fiir diean gegriffene Dame und meint leise: «Mutti, Pinse, Pinte « wobei er mit Unnachahmlicher Grazie die Gebärde des Geldzählens macht Das Gesicht des Vaters wird aber immer ernster bei-m Les-en der vielen engbeschriebenen Seiten, und von Stolz liegt gar wenig in seinen Mie nen, als er den ersten Bogen der Gat tin hinübekreicht. Dank ihrer vortrefflichen Erzieh ung stehen die beiden Brüder nach wenigen Niinnten vom Tische auf: das Elternpaar ist allein. »aD sieh nur, Jrauchem dieSor gen re: ßen nicht ab Wenn man die Jungens nun beinahe soweit ha,t daf-, sie allein esten können, dann muß man sich aufs neue um sie bemühen, urn ihnen klar zu machen, daß man von der Liebe allein nicht satt wiri.« »Ganz richtig, lieber Mann, kber freust du dick denn gar nicht über sol chen energischen, ziebewufzten Brief unseres scheuen, schüchterchnen Trau mers?« »Wenn es sich dabei nur um ein anderes Ziel handeln würdet Denke doch mal, er will vier Jahre verlobt bleiben Wie wird ihn das am Wei terstreben hemmen und hindern! Er bat ja nicht einmal Heit, sich- erst als Mensch zu entwickeln und zur Per sonslichteit auszureifen Du weis-It am besten welch ganzen Haufen Idealis mus ich besitze, dennoch aber zwingt mich die Kenntniß des Lebens dazu, die Jungens darauf hinzuweisen, daß sie die Geldfrage nicht ganz außer acht lassen diirsen.« »Du meinst, das Mädchen chat gar nichtksm »Die jüngste von sechs Landwi torstöchternt Schwerlieh mehr als eine gediegene Ausstattung selbstge webtee Leinenstücke. Jch will wahr haftig nicht, daß sich unsere Jungens ohne Neigung vertauer sollen. Sie dürfen aber auch nicht die Augen zu machen und mit beiden Füßen in eine ganz unbekannte Zukunft hinein springen.« »Und du selbst, mein Liebster, Be ster?!" .,Ei wahrhaftig, Frauchent Fast hätte ich gesagt, das war ’was an deres. Ich-und unser verträumter Postmensch!« i »Nein, es war ganz gena so! Wir ihaben auch unsere beiden runden Nul llen ohne Zähler davor damals zu ssammengelegt und daneben den ge waltigen Schatz an Liebe den uner ischöpflichen Vorrath der eben heute noch reicht Habe ich nicht recht?« , »Du hast recht, Frauchen. Aus un serem Aeltesten ist über Nacht ein Mann geworden, dazu hat ihn die Liebe gemacht. Er wird und muß energisch vorwärts streben. Und wenn du nichts dagegen hast, laden wir sein Mädchen zu unserer silbernen Hoch-« zeit ein. Vielleicht isi er dann schon-" Der Sprecher wird durch einen Ine chanijchen Schluß seines Mundes da- · ran verhindert, den Satz zu vollen den; zwei weiche Lippen hatten sich auf den Platz unter seinen Schnau bart gedrückt — Liebe . .. ---·—-—.— Ein Bescheidenen Kaufmann (welcher Nachts einen Einbrecher in seine m Bureau über 1aschi): »Na diesmal will ich Sie noch einmal laufen lassen, aber lassen Sie sich nicht wieder sehen!« Einbrecher: ,,,;;·ch danke Ihnen aueh nie linals, aber nun schenken Sie mir auch eine Hofe denn sehen Sie 1nai, die meinige habe ich mir da am Ten ster beim Einsieigen zerr sfen, weil sSie einen Nagel, ,der vorsieht, ber gessen haben, herauszuziehen!« " ; Ueber-treffen. l »Denlen Sie, msit vierzig Jahren hat meine Frau einen Zahn betont-« 1nen!« ! »Na, da is doch nix dabei! Mei Alte hat mit fünf-avierz’g a ganz Ge s biß kriagt!« . I seit ist Gen-. lliegend sende ich Ihnen gewünsch tes Muster. 2feln Sie nicht an der iGijte der Waare, die zu versben ich 4 1e leicht-e Mühe halte· Versendm Falles bitte ich um Rücksendung und werde alsdann Jihren Austrag an0i ;ren. Sturms-voll 4chtegott MerIOich, « Kaufmann · In der Saisorr. .. Wirth (beim Aus-schreiben der Rechnungesn): »Hören Sie mal,Ober, wie oft hat denn »der Herr ans Num mer 37 die Badewanne benutzt?« Oberkellner: »Ga: nicht!« ! Wirth: »So, na dann wollen wir ihm eine Mark für Bettiväsche aus die IRechnung setzen!« Gutmüthig. Bauer lzum andern): »Du, Sand bauer, hast’s gehört, der Michel hat dich schon dreimal ein-en Ochsen ges-— nannt, und das läßt du dir gefal len?« Sandbauer: »Ich -werd’ mich doch Inicht mit dem rechthaberiichen Kerl k;erumstreiten!« Bevorfgartich Diener: »Unser gnöd’ger Herr scheint moraen auf die Jagd fahren zu lvollen!« ! Stubenmädchesm »Wieso?-« · Diener: »Der Haugdsiener von der Wildhanidluna bat mir erzählt, et hätte sich drei Hasen reserviren las Z sen!« leeurcv Radstein-retten (8wei Bekannte treffen sich zufäl zlig auf der Heimreise von der Haupt s stadt, wo sie sich zwei Tage aufgehal : ten habe-n.) »Na, ich dank schön —" Io iein Aufenthalt im Hotel ist wirklich »etwas Kostspieligesl Ich war im J«Goldenen Frosch« nur eine einzige . jNacht—es ist aber unerhört, wasich da Geld gebraucht txabe!« »Und ich ers .« ,,Wo haben den-n Sie iibernachtet?« »Bei meinem Nessen!« l ! t l t s Auf dem Bat-. » Gekl: «,Aeh, versichere, gnädiges Fräulein sind die einzigste, der ich in dieser öden Gesellschaft etwas Inter esse entgegenbringen tönnte!«" Dame: »O, Sie Glücklicher haben doch wenigstens schon ein Wesen ge funden, iiir das Sie sich interessiren können, ich aber noch nicht!«