Wen-r Schnitt-links von Tinte Innkstengkh XII-XI i E Sen-. » No. 292 —- Es hot emol en Mann gewwe, ich denke es war en Dichter odder en Poet, wie mer usf deitsch sage duht, der hot aesagk Jch un met läschche sin immer beisamme. Sie wer’n wunnere, was mich gestroae ot, daß ich so en Etdie krieg-e, bi Sie kenne mich doch als e die sende un sauwere Frau, wo nit dran girrt-we dusht, daß en Mann strengen ints hen muß, sor häppie u sein. Jch sin oss wohrg auch kein zostvev dchter un ich kenne egutes Giäsche Bier un Wein, wann ich es sehn un dann auch e Kimmelcher. Ennihau sin ich »von dieEidie, daß e Kimmelche Idas höchste der Gefühle is un niur von eddes iwwertrosse wer’n tann un das sin zwei Kimmelcher. No, was mich aus die Eidie gebracht hat, das war der Philipp, was mein Hos band is. " Der muß jeden Dag seine Drinks hen, sonst siihlt er nsit gut un wenn ich ein Wort sage, dann macht er en Foß, ais wann ich ihn das Lewe nemme wollt. Jch hen ihn schon ne sagt, er sollt sich doch von den Wedes weiker for en Bartenider heiern losse, dann hätt er doch jede Minnit e Tschehns sein Dohp zu neinme un es wär-, war mer so sagt: An der Quelle saß der Knabe. WattjuhtinstsafdiiM Sin ich heut nit poetisch intieint, Misier Witer Jch denke, da is die Krißmeßzeit sor zu dlehme. Well,en nihau, wann er von den Wedeoweiler heim komme duht. dann is er entwe dev unner den Influenz odder er schwäst so dummes Zeug, daß tein Mensch tkug draus wer’n tann. So hat er den annere Dag oerziihlt, der Wededweiier wär en anenter wie es in seine Lein tein zweite mehr wae de . Jetzt hätt er en fehnzie rint us esirkst, der deht einiges biete un er hätt ihn un mich inmitet, mitzus helse, wenn er e Tretet mit mache deht. Er wollt das ois Kohrs nit in sein SaIUhn mache, bitahs da wäre die Kostiemersch immer erum un er wollt erscht mit den Drint eraus komme, wann er von Leut getehst wotde wär, die e gutes Acht-dich rnent un en gute Tehst hen un das wäre mir. Well, hen ich gesagt, er tann essa in mein Haus mache, oss Kohrs muß er den Stoss mitbringe, dikahs mit das kann ich nit dattere. Der Phi-» lipp hot gesagt, das wär ahlrecht unt er wollt gleich den Wedesweiler sageJ was ich nke deht un dann könnte. mer ja siir en Abend priepedre. Er! is dann oss Kohrg widder zum We-z desweiler sange. Jch sin schuhr, dass es nur en Ecksjuhs gewese is un daß die ganze Geschicht schon oorther ge settelt gewese is. Aswwer mer will doch auch nit immer en Foß mache un sor den Riesen lien ich tein Wort gesagt. Nach die nöthige Zeit, wo so en Tripp in Anspruch nemme ·duht« is er widder komme un hot gesa t: Lizzie, hot er gesagt, heut Na t tomme Wedesweilersch un du besser sorgst sor en gute Lunch un heißes Wasser, dikahs das s sser brau er sor den Drint zu mickse un es gi t so e Art « ·iers Print Well sor die Nuhjiers- Weis do hen ich en ns gehörige Riespeckt, hitahs den äfhilip hen se immer sso schlecht sit-hie mache, daß er die erschte Woch von den neue Jahr immer an die Launsch odder ins tt hot zubrinae müsse. Well, mai-du ei lehr? den ich ge dentt, warm er teine Ruh hat un ann er et gar nit annerschter will, « dann will ich wenigstens ernal die Sättissiirkschen hen, daß er sein Ass in unser eigenes haus triege duht. Um Abend sin die Wedesweilersch komme un der Feller bot e Peil Bat J tele mitgebracht, als wann er enl Drockstohr hätt uffmache wolle. Mer hen zuerschi sot e Weil beisamme e sosse un ben getashlt von den Wet er un von die siisse Preises un so fort un dann sin mer so bei un bei aus Krißmeß komme un Nuhjiek un da hat der Philipp gesagt: Well« watis die Mäiter mit unseren Drink? Bei Tschinlo, shot ·der Wedesweiler gesagt, das hät: ich putzimiet ganz vergesse Er bot mich dann gefragt-, das Was ser zu bringe un dann bot er sich dvan gemacht usn bot gemicksi. Eiiell fuh, der Stoff bot awwer so sein ge schemellt, daß mich das Wasser in mei Mailche zusamme gelaufe is un ich —Sie wisse doch, daß ich als eRuhl nicks sor Drinls gemwe duhn —— aw roer diesmol hen ich es gar nit ab warte könne, bis der Stoff an den Tehbel war. Well, nach e paar Min nits war es so weit un mer den usf en gute Ssuckzeß ansgestoße un dann gedrunbe. Ah, was war der Drini awiiver gut! Do ihot mer gefühlt, wo jedes Dröppche hingelause is un ich hen gar keine Abscheckschen gehabt, wie mich der MMler mei Glas noch emal gesiillt hat. Diesmol hat es noch besser getehst un ich hen auch fest erschi genohtißt, wie sich der Whi lipp enei gekniet hat. an lesz denn no Teim shot der Kanne sechs Gläser gedrunie gehabt -un bot immer noch for mehr gefragt. Well. mer hen all gefühlt, als wann die Janze Zittie mit alle umliegendeSee-Städte unser wär. Mer hen gesunge un gedanzt un hen erum gefuhlt als wann mer siwwezehn Jahr alt wäre. Wie der Stoff all gedrunle war-, do sen We desaveilersch sort un mer hen gesehn, daß se an den Seitwahk noch enTus stepp zusamme gedcknzt inn. Was uns lonzerne duht, kann ich nur soviel sagt- daß am nächsteDOg der Phi lipp gar nit aus den Bett sis un ich erscht Abends um sechs Uhr. O. was hen ich so schlecht gefühlt! O sotsch e Hetiehll Wei, ich sben e Wuih nsf den Wedesweiler gehabt, daß ich ihn taltbliitig hätt oergiste un tille könne. Misier Edithot, könne Se mich nit die Adreß von die Catrie Nelyschen sang Jch will sie reiteweg en Brief schreiwe, daß ich rettig sin, mit sie alle Salubns zu schmäsche. Der Wedes weiler soll mich nur nii mehr vor-die Auge komme, sonst gibts e Unglück. Mit beste Niegakds Yours Lizzie HanfstengeL -.-...--· Der wahre Grund. Vater: »Hans, ich habe heute mit Deinem Lehrer gesprochen. Er er zählte mir auch von Müllers Fritz daß er ein fleißiger und tüchtiger Schiller sei und gewiß auch einmal so ein gescheidter Mann werde wie sein Vater.«' hans lgekräntt und weinerlich)·. »Ja, der hat es aber auch leicht, denn der hat einen gescheit-ten Vaterl« ZU hoch seid-äu »Den-le Dir, Emilie, der Baron hat Fssagh er schätze mich sehr hoch!« » , das- ist doch recht nett!« »Fansd ich auch, aber dann fii te er hinzu: »So ungefähr auf dreigigP Jst das nicht abscheulich?« v Ein bedenklicher Fall. Hauswirth (zum jun-gen Arzt, der plötzlich abberufen worden war und! echaufsirt heimlommt): »Es wars wohl ein bedencklicher Fall, Herr Dot-! tor?'« Arzt: »Denlen Sie sich nur: es hatte ’ne Dame in ’nem Bierlokal ’nen Weiinkrampf betominen!" Nach den Fliiterioschen. »Na, wie gesällt’s Ihnen denn noch in der Ehe?« »Q, ausgezeichnet! Wird immer gemiithlicher... Als Junggeselle z B. mußte ich mir Abends stets meine Pantoffeln erst suchen. Jeyt fliegen sie mir Abends beim Eintritt in’s Schlafziminer gleich entgegen.« Ernstle Abneigung· »Warum gaben Sie das gefundene Pbogtemonnaie nicht auf der Polizei a « »Herr Richter, das wollt’ ich ver meiden; ich hab' noch niemals in mei nem Leben Was mit der Polizei zu : thun g’habtt" z Das schönste Bild. ; Professor Czu feinem Modell): »Sieh einmal, Kathrin«, dieses Land-v chaftsbild, dies Genrebild und dieses Schlachtenbild; welches gefällt Dir niin am besten?« Ida rin’: »Nix, Mr Profe or, mir g· allt halt nur a annsbikd - L . Ins-bist Erklärt-um .Welche von den beiden Damen ist die Rosa2« «Di·e Schtvarze dort in blau ist- die Rvsa!« petetsbnrger Winter Wenn der St. Petersburger sich in tller.Herrgottsfkiih, so zwischen 10 und 11 Uhr, aus den Daunen geschält hat, so gilt sein erster Gang dem Thermotneter. »Aha, 8 Grad! Gott sei danl!« Sein Großstadtherz be ginnt lebhafter zu schlagen. Denn das St. Petersburg des St. Pe stersburgets ist weiß und hat glitzernde Augen. Erst wenn das gute Mütterchen Newa unter die breite Eisdecke gekrochen ist, beginnt die Sai sor.. Briefe fliegen nach Nizza und nach Paris: »Komm zurück! Der sieberschleichende, unliebenswiirdige Herbst ist vorüber Der Bär (vornehm stes Nestaurant in St. Petersbukg) ist wieder offen; man kann endlich einmal auswärts essen gehen. Kommt zu rück!« Da packen Anna Feobo rowna und ihr Gotte schleunigst die Koffer und nehmen auf ein paar Tage im Luxusznge Quartier, der sie im Galopptempo derHeimath zuführt. Wie lieben- sie ihr St. Petersburg, diese St Petersburger, die man so mit Un recht Kosmopoliten heißt! ...... . kssktst OPUIIIIW UIIUL Ucls ,JIlUUIU-Ilsuscl, der Droschtentutscher, aus die Autod, die ihn den ganzenSommer und Herbst hindurch so gründlich geärgert haben. Freilich, eine kleine Genugthuung war es ihm, daß Exzellenz,der Herr Stadt hauptmann, ihnen ein wenig aus die Räder schaute. Die Leute verdarben ja das Tempo und die Preise. Ein richtiger St. Petersburger Schlitten hai eigentlich nur siir eine Person Platz. Jahren zwei in ihm, so müs sen sie verliebt sein, da sie nur in die sem Falle einen Genuß von der Fahrt haben. Er legt. ohne um Erlaubniß zu fragen, den lecken Arm um - ihre schlanke Taillez jede Biegung des We-. ges wirst sie an seine Seite. Und das wird ihm wohl gefallen. Wehe aber,s dreimal wehe, wenn das körperliche Ausmaß des Schlittentompagnonsbe scndere Ansprüche stellt. Dann hängt die eine Hälfte des unglücklichen Ver drängten zur Seite hinaus .und bittet um Frostbeulen, während die andere Lan sc pen zu Brei geauetscht wird. sind zwei im eifrigen Gespräche, so daß sie aus ihre Umgebung nicht ach kem so mag es ihnen wohl passiren, aß sich plötzlich ein freundlich lächeln Per Pserdelops zwischen ihre Schul ern schiebt, als wollte er nach dem Briinden fragen. Jn solchen Fällen danke man höflich; es hätte sich ja er rignen können, daß irqend eine vor lcute Wagendeichsel die Rippen des Voraussahrenden aus ihre Wider standsirast untersuchte. Der szoscht schil nimmt von den Regungen der Seelen seiner Passagiere niemals No tiz. Grundsätzlich nicht. Seine Theil nahme erwacht erst, wenn's an’s Be zrhlen geht. Dann legt fiel-« seit-. ron Fett —- Schweineschmalz schützt gegen Kälte —- glänzendes Gesichtchen in tausend verschnörtelte Fältchen der Freundlichkeit und Menschengiite und eine mit Aliohol eingeriebene Stimme n:ahnt: »Ein Trinkgeld, Herr. Die erste Schlittensahrt!« Nur verroliteGei mitther können solchem seinsinnigenAp pell widerstehen. St. Petersburg ist sa endlich, endlich wieder weiß. Ssla« iva Bogu, Gott sei Dankt Da schenkt man gern. Ein großes Ereigniß steht der Sai son bevor, der Hos wird wieder nach St. Petersburg kommen. Jahre lang war das Winterpalais unbewohnt: sein laiserlicher herr war inZarstoje Sselo oder in der Keim, in .-Livck-i-i. Die Rückkehr des Hofes stellt eineReihe von Festlichteiten in Aussicht. Seit dun unseligen Tage, da der Tanz mit Japan anfing, sah das Partett isn Wsnterpalais tein Ballsesi. Die Fen ster, die aus die eisstrahlende Newa hinaussehen, waren von weißen Vor hängen bedeckt und die 30,000 Glich sliinepchen lachten ans teine glüFllichen Gesichter heran Yrur in oem Seiten-— sliigeL too Ministerpräsident Stolypin ohnt, pulsirte das Leben. Doch Hier lebt die Arbeit, nicht das Vergnü gen. Damit aber war das neue blaue Husarenregiment gar nicht einverstan en und mit ihm die ganze lebensla tige Garde. Die Damen der St. Pe ersburger Aristokratie dehnten ihre ZSommerreise bis nach Weihnachten faus und gleich nach Neujahr scszen sie schon wieder im Mord-Amen um sich in Pakis fük den Nizzaer Karneval zu trainiren. Ietzt soll das alles anders werden. ZEEJ wird eine Saison, kein Winter. , Eisig weht der Wind vom Ladoga .lee. Die breitschultrige Newa hat sich die Eisdecke iiber die Ohren gezogen; Haus sechs lange Monate ist sie schlafen gegangen. Nichts kann sie stören. Männer kommen mit wuchtigen Holz schlitten und schlagen viereckige Löcher in die schneeüberdeckte Eisslächr. Der St. Petersburger hält daraus, daß er auch im Sommer gutgekühlten Cham agner bctommL Sein Magen hat ie seltene Gabe,Gletscher zu verschluk: en. Selbst der Kronsbranntwein Pird in Eisestälte genossen Ebenso as Getränk, das sich vom deutschen Rhein- und Moselwein den Namen geliehen hat. hier hat die Kälte den nicht zu unterschätzenden Vorzug, daß sie es der Zunge absolut unmöglich macht, auf den Geschmack zu kommen. Man zahlt in St. Petersburg siir eine »anständige« Flasche Weißwein mit deutschem Namen wenigstens vier Ru bel; das heißt, in diesem Falle ist nur die Flasche »anständig«, nicht ihr — Inhalt. Sieht man also nicht nur auf ein gut ausgeführtes Etiquette, so niusz man sich schon dazu entschließen, ein Fläschchen zu erstehen, das in deut schen Kellereien gefüllt wurde. Macht: 7 Rubel 50 und Freude. Für einen Rubel mehr bekommt man hier jeden Champagner. Man wird es hiernach begreiflich finden, daß Leute von Sparsamkeit sich ausschließlich letzte rem Gewächs zuwenden. Jn den Klubs wird es wieder le bendig. Da der energische Stadt hauptmann das Hasardiren aufs strengste untersagt hat, so ist es wahr scheinlich nur ein --- Opiel des Zu falls, wenn in diisen Räumen gejeut wird. Und schließlich dienen alle der artigen Zusammentünfte tief empfun dcnen sozialen Bedürfnissen Man soll auch den Armen und Mittellosen die Aissspannung des Geistes gönnen, nicht? Nicht jeder kann bis nachMon te Carlo fahren, um sein mühsam er erbtes Geld los zu werden. Es soll vorkommen, daß hier das Glück mit Messer und Revolver lorrigirt wird. Das Menschenleben ist bei uns lein hoher Einsatz mehr. Wenigen Rubeln zuliebe wird ,,expropriirt«, obwohl die Entrepreneurs sehr wohl wissen, daß sie um ihren Kopf spielen. Die mei sten freilich haben ihn schon verloren, wenn sie das Spiel wagen. Wir ha ben eben Falschspieler in den Klubs und unter den Revolutioniiren. Eine endlose Reihe Betrogener snd wenige, die sich die Taschen füllen. Draußen vor denThiiren derKlubs lauern Bett ler und Krüppel. Sie humpeln auf Beinen, Armen und Krücken und rei ßen die Schlittendecke zurück, um viel leicht von einem glücklichen Spieler ei nen silbernen Danl zu erhaschen. Meist freilich lohnt ihnen nur eines jener kräftigen Fluchwörter, an denen die russische Sprache einen unerschöpflichen l Fond besitzt. Der Eisbär im Schaufenster der. Pelzhändler wird in eine graziösePofe geiiicttx er zeigt seine gelben Zähne’ und bittet einzutreten. »Hier sind nur feste Preise«. Das heißt, es wird nicht mehr, als ein Drittel des geforderten Preises nachgegeben. Jeder Winter hat hier seinen eigenen Pelz. Jn die sem tragen die reichen Leute ZobeL der »Mittelstand Netz und die Unbemittel ten Jmitationen von beiden. Man Ilann in St Petersburg Pelzwerk sehr wohlfeil erstehen wenn man damit ein sperstanden ist, daß es bereits einen an deren Herrn oder eine andere Besitzerin lgehabt hat Da ist zunächst die lange Reihe derer, die sich beim ersten Frost Muff und Boa schuldig bleibender Weise taufen und beides nach wenigen Wochen zu Geld machen. Was in Westeuropa Unterschlagung hieße, nennt man bei uns Modelaune. Das klingt besser und spart dem Staatsan walt eine Menge Papier. Dann gibt es welche, die so leichtsinnig waren, die Motten während des Sommers zum Dauerbefuch in den Pelz aufzunehmen Dergleichen Felle wird man am besten los, indem man sie anderen über die Ohren zieht. Um zu diesem verfüh rerischen Ziele zu kommen, geht man zu irgend einem Pelzhändler, der aus dem Aprarini oder Alexandermarlt verkauft, und verspricht ihm dle Hälfte« des Erlöses Jm Frühjahr, wenn die Motten zum Leben erwachen, gibt es dann für den oorurtheilsfreien Käufer eine Ueberraschung die eines herben Beigeschmacks a la »Verlust des Glau bens an die Menschheit« nicht entbehrt. Schließlich gibt es welche. die ihren Versatzschein als todtesKapital betrach ten: da sie ihn doch nicht einlösen tön nen, so suchen sie einen Käuser. Die Lombards bewahren die bei ihnen ver setzten Pelzsachen sehr gut aus: sie um geben sie mit Sorgfalt und Naphtalin. Weise Leute taufen solche Viandscheine und kommen so zu billigenWeihnachts geschenlen für die theure Gattin. Dr. Horsttasnp-Sydow. — Ein Versuch. «Zi.-«zze alt-I dein Familienleben. Nein —- das war sicher, sie konnte sich eine solche Behandlung nicht mehr gefallen lassen, diese täglichen Reihe reien hielt sie auch gar nicht aus Zugegeben, -—— er war nervös: muß te sie dann immer als Blitzableiter sei ner schlechten Laune dienen? Und wie schnell seine Stimmungen wechsel ten; wenn er vergnügt war, sollte sie es auch gleich wieder sein. Auch zu Lottchen war er oft ungerecht. Wenn die Kleine nach Kinderart lustig lräh te, störte es ihn schon. Sie, Frau Anni, hatte auch Aerger und Sorgen im haust-halt und tam ihm doch immer gleich heiter und freundlich entgegen. Wenn sie daran dachte, wie sie zuHaus geliebt wurde: alles, was sie machte, war gut und richtig. Frau Anni seufzte. Wenn sie nur einen Ausweg wüßte, wie eine Aendei rung herbeizuführen? Halt —- das war ein Gedanke. —— Trennung? s— Nein, im Ernst dachte sie nicht einen Moment daran. Dazu hatten sie bei de sich ja viel zu lieb. Aber ein klei ner Schreckschuß tonnte ihm nicht scha den. Wenn er Mittags 'heicnläme, wollte sie ihm gleich sagen, daß sie für einige Zeit nach haus reisen möchte. Als sie ihr Mittagsmahl ziemlich schweigsam eingenommen hatten, klein Lotti warJu Bett gebracht, um ihr Mittagsfchläfchen zu halten, faßte Frau Anni sich ein Herz und sagte: »Liebe: Heinz, ich habe den ganzen Morgen darüber nachgedackz, warum wir uns eigentlich jeht so schlecht ver- , stehen. Was meinst du, ob wir den Versuch machen, uns mal für einige Wochen zu trennen? Meine Eltern würden sich sehr freuen, mich und Lottchen mal bei sich zu haben. Wir sind jetzt im November, Weihnachten könnten wir wieder zurücktomnien. Inzwischen sind wir beide ruhiger ge worden und werden uns dann hoffent lich besser versiehen.« Heinz hatte seine Frau ruhig ange hErt, jetzt sagte er nur: »Aber gewiß, liebes Kind, ich bin ganz einverstan den. Geld steht dir jederzeit zur Ver fügung. Wann willst du reisen?« »Meine und Lottis Garderobe ist in Ordnung, ich muß nur noch dieEltern benachrichtigen, dann tönnen wir mor aen schon reisen. Augufte werde ich insiruiren, damit du nichts entbehrst und der Haushalt in gewohnter Weise weitergeführt wird.'· Den nächsten Tag, als sie mit Lott chen im Zug saß, ihr Gatte hatte sie zur Bahn gebracht und die schönsten Plähe für sie ausgesucht, war ihr doch ganz eigen zumuthe—ob sie sich nicht etwas über-eilt hatte? Doch nun war es zu spät, noch ein Kuß, ein Winken, und Msort ging es. kx —--l: .I. L--f. k-I-c I--« Utc Uksujtsctth von-, lot-u- sue-ve Reise ist, besonders mit einem kleinen Kind. Sie war doch sehr verwöhnt, das merkte sie jetzt erst. Allein war sie überhaupt noch nicht gereist. Sonst war Heinz stets mit, wie aufmerksam war er immer, und wie vorzüglich ver stand er zu reisen. Nun wieder eine Haltestelle. Zwei ältere Damen stei gen ein. Die eine betrachtet die Jn fcssen und sagt dann: »Komm in ei nen andern Sitz. Hier ist ja ein Kind!« Frau Anni kommen die Thriinen in . die Augen, ihr reizendes Kind von dem ihr ganzer Verwandten- und Be kanntenkreis entzückt ist« soll hier als Abschreckungsmittel dienen? Wenn doch diese endlose Fahrt mit all ihrem Unannehmlichkeiten Erst vor über wäre. Endlich sind sie am Ziel. Weinend umarmt sie die Eltern, als sie aber ihr Reise- Erlebniß erzählt, wundern sie sich nicht darüber und sind auch gar ’nicht empört. Vater meint gelassen: ! »Aber liebesTöchterchen, wie tann dich ! das tränken, wenn man viel reist, lernt man oft so unartige, verwöhnte Kin der kennen, daß diese Vorsicht mir wirklich geboten erscheint « Nun war sie einige Tage zu Haus; e-? war ja sehr hübsch, wieder mal im Elternhaus zu sein, aber man mußte doch manche Bequemlichkeit entbehren. Es ist ein zu großer Unterschied zwi schen einer modern eingerichteten und einer altmodischen Häuslichleii. Als sie Lottchen den ersten Tag ba den wollte, war keine Wanne da End lich fand sich eine kleine dafür geeignete Waschwanne, natürlich konnte Lotti darinnen nicht so plantschen, wie sie es in ihrer hohen dafür eingerichteten Kinderwanne gewöhnt war. Die lieben Eltern meinten es ja so gut, aber sie war doch nun ganz an dere Verhältnisse gewöhnt. Sie hätte nicht geglaubt, daß man in ein paar Jahren dem Elternhaus so ganz ent wachsen könnte, so ganz andere An sichten bekäme. Es war doch mitunter auch recht langweilig hier. Vater hatte tagsüber in feinem Beruf zu thun, Mutterchens Fuße wollten auch nicht mehr so recht, so daß sie wenig mit Tochter und En kelin ausgehen konnte. Freundinnen hatte Anni auch nicht, da sie vor ihrer Verheiratshung nur einige Monate hier gelebt hatte. Ob Heinz sie nicht bald zurückrufen würde? Er schrieb oft, es wäre alles in bester Ordnung, sie möchte nur so lange bleiben, wie es ihr gefiele, er wollte sich inzwischen schon behelfen. Lottchen lam auch recht aus ihrer gewohnten Ruhe. Großvater that ihr jeden Willen, Kuchen und Süßigkeiten bekam sie viel zu viel, wenn sie bloß nicht noch krank würde. Eines Nachts schlief die Kleine schlecht, der Kopf und das Körperchen glühten vor Hitze, sie warf sich unruhig s im Bettchen herum. Eine furchtbare, Angst befiel Frau Annis Herz, wenn " dizrn Kinde etwas zustöße, war es ihre Schuld, warum schleppte sie dies zarte, kleine Ding zu rauher Winterszeit in ; die große Stadt? Es war eine böse J Nacht, die Frau Anni verbrachte. End lich gegen Morgen schlief Lottchen ein, die Hitze ließ nach, sie hatte sich doch wohl nur den Magen« verdorben. Beim Frühstück frug Anni die El tern, ob sie ihr böse wären, wenn sie heute noch abreiste, sie hätte Angst uni klein Lotti. Nein, sie waren ihr gar nicht böse, sie hätten sich gleich gewun- » deri, daß Anni zu so schlechter Jahres zeit kam, und dann wollten sie ihr auch verrathen, daß sie war-gehabt hätten, das junge Ehepaar Weihnachten mit ihrem Besuch zu überraschen. Anni dankte den Eltern herzlichst für alle Liebe und Güte und bat noch, Heinz nichts von. ihrer Heimkehr mit zutsheislem Lottchen war heute wieder ganz munter. Nach herzlichem Ab schied reisten sie ab. Im geimüthlichen, hellerleuchteten Wohnziminer saß Heinz bei seiner Zei tung. Es war aber heut auch gar nichts Jnteressantes zu lesen, über haupt schrecklich in einem so vereinsam ten Haus. Wie schön war es doch, wenn Anni da war. Sobald Lottchen schlies, war Frieden. Sie saßen dann — «s zusammen in Annis traulichem Zis mer, und wenn das Wetter so kalt und ungemüthlich war, wie heute, fder-tm braute sie eine Tasse Thee oder Kas see und spensdirte etwas von ihrem vorzüglichen, feslbstfsabrizirten Back wert. Sie sprachen dann über alle Ereignisse des Tages, oder er las ihr etwas vor. Oft hatten sie auch Gäste. So hielt er es wirklich nicht mehr lange aus, ob er mal schreiben sollte? Eben klinaelt es aanz zaghaft an »der Thür, das Mädchen wird sicher wieder nicht da sein. Da wird er wohl öffnen müssen, es wird wohl der Rei tungsjunge sein? Aber als erdie Thür öffnet, stößt er einen Jubellaut aus, in seinen Armen hält er fein eben so sehr herbeigesehntes Frauchen und sein Kind. Jetzt weiß er erst, was er entbehrt hat. « Jn der nächsten Zeit herrscht schön ste Flitterwochen-Stimmung, und wenn ja einmal eine Meinungsver schiedenheit vorkommt, sagt der junge Ehemann nur: ,,Möchtest du vielleicht wieder mal den Versuch machen und nach Haus reisen?« Dann lachen alle beide, reisen wol len sie nur noch zufammen. « W Alte Alamoqu und junge Formen in Virginia. · Das Regierungs-Bureau fijr Forst Dienst hat eine kleine Studie veröf fentlicht, in welcher nachgewiesen wird, wie sich der Wald in manchen Teilen des Ostens in unserem Lande, das ihm einst von Menschenhand müh sam abgerungene Gebiet wieder zurück erobert. « Wenn die ausgesogenen und abgewirtschafteten Felder keine Ernten mehr hervorbringen können, trifft die Nation Fürsorge, daß sie wieder be waldet werden und dem Boden im Schatten der Bäume Ruhe gegeben wird, daß er sich langsam wieder erho len kann. Am Auffallendsten zeigt sich das in Virginia, weil hier die längste Zeit verstrichen ist, seit der erste Wald in Farrnland umgewandelt wurde. Als die erste ständige englische Kolonie in James City County in Virginia, die 1607 gegründet wurde, war noch rein Baum gefällt worden. Dann wurden die Wälder durch Farinen ber drängt. Hundert Jahre vor sder Re volution waren die besten Küstenge biete Virginia bereits Tabaks-Plan tagen. —- Mehr und mehr Wald wur de gerodet, und fünfzig Jahre vor der Revolution war an den Ufern und Küsten Birginias mehr Ackerland als jetzt. Der Wald hat sich sein Gebiet wieder erobert. Auffallend ist, daß elf Couniies Virginias beim ersten Bundeszensus in 1790 eine größere Bevölkerungsziffer aufwiesen, als hundert Jahre später in 1890. Die selbe Erscheinung finden wir außer in Virginia noch in je einem County in Maine-, Massachusetts, Maryland, den beiden Carolina-Z und West Virginia. Auch diese sechs Counties waren in 1790 stärker bevölkert, als in 1890. Der Grund dieses Rückganges ist in der unvernünftigen Rau wirtschaft zu suchen. Die ersten Ansiedler fanden einen sehr fruchtbaren Boden· Tabal nnd Mais gediehen vortrefflich, sogar Generationen hindurch. Die Pflanzer ---)i-n « I-» vaioß VIII-Ho Ho hkinntscn erschöpfen würde. Schließlich war der Boden ausgemergelt, brachte keine Er träge mehr und wurde ausgegeben. Die Mehrzahl der ältesten Plantagen in elf Counties Virginias sind jetzt ganz oder zum Teil wieder mit Wald bestanden. An der Höhe der Bäume läßt sich sehen, wie die verlassenen Fel der strichweise wieder vom Wald in Besitz genommen wurden. Jn der Mehrzahl sind es Fichten und Tannen, die auf erschöpftem Boden noch gedei hen. Sie beschatten den Boden und machen denselben nach und nach wie der fruchtbar. Die alten Plantagen auf der Halbinsel zwischen dem York und James-River, sowie sonstwo in dieser Gegend waren noch vor wenigen Jahren sozusagen wertlos. Sie fan den zu einem bis zwei Dollars pro Acre kaum einen Käufer, denn die Loblolli-Tanne galt, da das Holz leicht fault, als wertlos. Jetzt kostet der Acre bereits süns bis zehn Dol lars, da manMittel gefunden hat, das Holz gegen Fäulnis zu schützen und deshalb Erträge erzielt. Ueberdies ist das Land nach seiner langen Ruhe wieder fruchtbar geworden, und es wird jetzt wieder dem Ackerbau zuge führt, allerdings nicht in g.roßenPlan-s tagen, sondern als kleinere Farmm Ein Kreislauf: vom Wald zur Plan tage, von der Plantage wieder zu Wald und vom Wald zurück zum Fel de. Eine rationelle Bewirtschastung hätte diesen Kreislauf, der so wenig rentabel ist, überflüssig gemacht. Jn den dicht bevölkerten europäischen Staaten, deren Boden bereits Jahr tausende lang bebaut wird, ist eine solche Bewirtschaftung ausgeschlossen. Aber hier können wir noch aus dem Vollen schöpfen. Jst eine Farm abge wirtschastet, dann gibt es ja noch jun ges und furchtbares Land genug, um mit der Ausmergelung von neuem zu beginnen. (Balt. D. Corr.) Um ein »aufrichtiges Urteil« bitten viele nur dann, wenn sie sicher sind, ge lobt zu werden. «- s Die Welt ist ein Riesentrematorium menschlicher Jllusionen.