Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 17, 1908, Sweiter Theil., Image 10

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Morgenro othe.
IIW Rom aus der Gegenwart-Bis E. Gunst-.
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(12. FortsetzungJ
M Mädchen bemerkte, wie ver
alte Baan im Weitergehen schalt und
anste, der Sohn ihm beschwichtigend
just-tach. — Trautig schritt sie nach
dem andern Ausgang. Maria Tara
sptv fühlte, daß sie die zuerst so schnell
gewonnenen Sympathien des reaktio
aör denkenden Mannes aus die Dauer
verloren hatte. Aber das alles ver
sank vor der Angst um Paris-, die jetzt
wieder ihr Herz zersleischte. Sie
We die rasend anschwellende Furcht
reicht mehr ertragen und eilte hastig
nach dem Marsselde. wo sie einen
Wagen miethete und dem Kutscher be
fahl. sie so schnell als möglich nach
dem Kalaschnikotvsky - Prospekt zu
fahren.
Wahreno oaH kleine wen-on oanig
iiher das eiende Pslaster ratterte, so
daß das thauende, schmutzige Pfütz
wasser bis zu ihr spritzte, wenn an
dere Wagen vorbeifuhren, lehnte sie
in Gedanken verloren zurück. Boris
von Rahdell krank, elend aus einem
Massentransport Berwundeter, viel
leicht durftend, hungernd; ver strah
lend schöne Mann hilflos, unfähig,
und das alles durch ihre Schule
Das war kaum zu ertragen! Nur sie
in ihrem überherben, verrannten
Stolz hatte ihn fortgetrieben und in
all das Unglück gebracht. Sie selbst,
die jeht an seiner Seite die glücklichste
Gattin hätte sein können, hatte auch
ihr eigenes Leben verpfuscht!
Nur daß über sie kein anderer
sei-te. Margot, Frau von Jagow,
Hlbst ihr Vater würden sich über
Tod wohl trösten, die Mutter,
Isdrei und Katja ihn höchstens als
Ctsrung empfinden. Jhre politischen
Freunde? Maria seufzte, auch von
denen fühlte sie sich hin und her ge
schehen, nicht mit voller Aufrichtigkeit
behandelt und nur als meltende Kuh
kennst Und sie verstand diese armen,
halbverhungerten Leute« die in ihr im
mer die Millionärin sahen, welche nach
then in der Gesellschaft und nach un
se- Lornpromifse zu schließen hatte.
Sie wäre erst zu ihnen gezählt wor
den, wenn sie mit ihren Eltern, ihren
setuhnheitem ihrem Verkehr brach.
Uher das verlangten sie nicht einmal,
eher daß sie ihnen Spißeldienste ver
U2tm, Geld gab, immer wieder
n — —
Während Boris von Rahdell von
einer ganzen Familie heiß unrsorgt
wurde! Ach! Anstatt sich mit den
Seinen in Angst und Liebe um ihn
In vereinen, hatte sie heute die Som
pathie seines Vaters, seines Bruders
; verloren. Sie stöhnte leise. Und der
Fischer hörte es und fragte, was ihr
gle, in seiner gutmüthig russischen
t, sich auf dem Bock umwendend. —
Mrja rief ihm ein paar freundliche
H Barte zu und versank von neuem in
Dr Sinnen.
So bemerkte sie nicht, daß im vor
Ichtigen Abstande von dem ihrigen sich
zsj ein anderes Gefährt bewegte, in wel
Iem ein kleiner unscheinbarer Mann
sz M Er war ihr schon vorn Newstij
» , M gefolgt, hatte sie im Sommergar
·;"· ten von Ferne beobachtet und folgte
» ihr auch seht nach. —- Als ihr Js
« woschtschit vor der bezeichneten Adresse
Welt, stand auch sein Wagen, und wie
sie, so stieg er aus.
Fräulein Tarasow stand vor einem
s-· kleinen alten hause, das schmutzig
nnd verfallen genug aussah. Sie
« durchschritt unschlüssig den Thorweg
nnd trat in einen Hof, der einem
zschlammhade glich. An der linken
sei-te standen baufällige Stallgehiiude,
san der rechten Wagenschuppen, gerade
« sei aber führte der Weg zu hohen,
s« massiven Speichern. Männer in den
sittlichen langen Blusenhemden eilten
hinter den Scheiben, den osfenstehen
den Thorflügeln hin und her, schaben
Karten und schleppten selbst Säcke
, send Kisten
Die junge Dame raffte mit hilflo
sem Blicke ihre Schleppe und eilte,
msichtig die großen Schmutzpfützen
Z weidend, über den Hof. Sie trat an
einen Eingang und fragte nach einem
A-.OU Aussehen Ruhig ertrug sie die
Mls frech-T theils neugierian
- sltcke der Leute sowie ihre leier Be
"s«"»ssetkuugen Ihre ganze Erscheinung,
, ihre Holze Haltung hielten die Män
äekt doch in etwas respektvoller Ent
W — Auf ihre wiederholte laute
W löste sich endlich ein sehr-iudi
Hvexstaubter älterer Mann aus der
We und trat auf sie zu.
W lvlinschen Sie, Sudarürrjn
Mdige Frau)?« sragte er.
M Sie mir sofort Finder
« « - »O Grase-w, « befahl
wandten-erste dcßsichalle
Messen und verlegen ansa
v "« ist-en keinen Mann unter
M t- WE«
ITOIIOICITIIIPIIPTTTT
»Du weißt ganz gut. Du Narr,
daß ich von dem Schriftsteller Gra
sen-, Eurem und meinem Freunde
spreche, hole ihn her!« rief Maria«
unbewußt in den herrischen Ton und
das Du der russischen Vorgesehten ih--v ?
ren Untergebenen gegenüber verfal-!
lend. l
Die Leute zögerten auffällig, räuis s
perten sich, spuckten halb trosig und(
halb verlegen auf den Boden und blie- .
ben bei ihrer Weigerung. I
Ungeduldig und voller Zorn« trats
Maria zu dein Aufseher und sagte
leise: »Statut-it Du, ich weiß nicht«
daß hier im Bot-entrinnt des dritten
Magazins sich eine kleine Druckerei
befindet, in der Grasow und Sureck
und andere ihre Aufrufe selbst drucken ;
und sehen und für Eure Freiheit und i
bessere Löhne kämpfen? Mit meinem !
Geide hat man die Presse geiaufH
denn ich stehe zu Euch und tänipfe mit
für Euer Wohl! Darum wirft Du s
sofort, ohne Wider-rede, einen Mann«
abschicken und Grafoto herunterholen I
lassen — schnell!«
—... l
Un Acsllll okcglk lcillc Dcllsc Ull
schliissig in der linten und kratzte mit
der rechten Hand sein langes Haar.
Jn diesem Augenblick rief ein jun
ger Bursche. der aus einem Berg auf
gestapelter voller Säcke stand: »Da
kommt Fjodor Semjonowitsch!"
Alle wandten sich einer engen stei
len Eisentreppe zu. Auch Maria
blickte scharf hin und erkannte den
Schriftsteller in seiner schmutzigen Ar
beitertracht zuerst nicht.
Er erblickte ste. überschaute sofort
die Situation und kam hastig auf fie
zu. »Um Himmels willen, was ist
geschehen, Maria Sergejewna?,Was
wollen Sie hier? Sie bringen sich
und uns in die größte Gefahr! Man
wird uns entdecken!« sprudelte er
französisch heraus.
»Eure Sache, die siir mich von höch
ster Bedeutung ist« Gusan entgeg
nete sie in der gleichen Sprache, .bitte.
kommen Sie mit mir aus den Hof
oder auf die Straße.«
»Wenn man uns zusammen sieht,
wird man Verdacht schöpfen. Sie,
die. elegante Mondaine, und ich, als
Arbeiter tosiümirt. das geht nicht.
hinaus zu uns tann ich Sie nicht bit
ten, das weite unmöglich. Aber —«
er schaute hinaus und prüste die Um
gebung, »warten Sie, dort driiben im !
Wagenschuppen wird es am sicherfteni
sein! Kommen Sie!«' J
In einem ebenso unerträglichen
Schrank wie Geruch mußte Marias
dem Schriftsteller ihr Anliegen vor
bringen. Sie that es mit zuckenden
Lippen und feuchten Augen« und aus
diesen und ihrer stehenden Stimme
erkannte er, daß der traute Arzt, nach
dem er telegraphische Ertundigungen
einziehen sollte, für sie von höchster
Bedeutung war. Mitleidig schrieb er
sich einige Notizen aus und hob dann
den Kopf: »Seien Sie ruhig,«" unsere
Drähte werden besser sunttioniren als
die des Generalstabes. Bis spätestens
morgen früh hoffe ich Ihnen mitthei
len zu können, wo sich der Transport
gerade besindet.«
»Je eher Sie mir Nachricht geben«
je besser! Es hängt so viel davon ab!
Und, lieber Freund, selbst in derNacht
können Sie mich stören, ich ängstiges
mich!« «
»Sobald ich Antwort empfange,
bringe ich sie Jhnen selbst hin! Nun
aber gehen Sie, Maria, und seien
Sie vorsichtig. Das beste wäre, Sie
gingen in drei oder vier häuser und
fragten nach einer fingirten Adresse,
nehmen wir an nach einem — nun,
photographischen Atelien Auch Pas
santen und Dworniti (Haustnechte)
fragen Sie an und ertundigen Sie
sich! Denn Jhr Besuch hier wäre zu
ausfallend, und man könnte Sie beo
bachtet haben!«
«Wann gehen Sie, Grasen-W
fragte sie halb sinnlos·
,,Sogleich nach Ihnen; aber erft
müssen Sie fort sein. Eilen Sie, nnd
vergessen Sie nicht zu thun, was- ich
Jhnen anrieih! Auf Viel-ersehen
Maria Sergejewna.« Er ging nach
dein Speicher zurück.
Sie wandte sich der Straße zu,
und eingedenk feiner Weisungem trat
sie noch in einige andere Häuser dies
seits nnd jenseits des Dammes und
fragte dreimal nach dem Photogra
vivsi Perlen-. Dann bestieg sie ihre-n l
-.·« »» - ...««,,« k»«.« ».»l l
Kutschen »Man hatte mir eine falsche
Adresse gegeben.« Sie nannte ihre ei
gene nnd fuhr davon. I
Vieva soc-te ihr m ikemdc Gei(
seh-i mit dem nein-u Hemi, der sie-«
bei ihren Manipnlationen scharf
beobachtet nnd über ihre Zerftreutheit
nnd Unseschicklichieit dabei ironisch
, m sich hin gescheit hatte.
f
---- « ....« —. « —«·- —.—«—.....
Abends fah Maria mit geheimen
Unmuthe und nur äußerlich mühsam
beherrscht eine größere Anzahl Säfte
in ihren Räumen. Mafuscha. die sich
zu seiner gewandten Wirthfehafterin
entwickelt hatte, sorgte für ein würdi
ges Souper. Sie kaufte das Theuerfie
und Beste in großen Vorräthen und
wußte von jedem Einkauf der uner
fahrenen Herrin eine stattliche Summe
als eigenen Profit abzuziehen -«— Bei
ver Tarafotya Stellung und Millio
nen motierteman sieh nur hinter ihrem
Rücken iiher das Fehlen einer Gesell
ichaftsdamr. Die alten und vorneh
men Frauen hoher Beamter, die von
Tarafows Großmuth ihre Gehälter
aufhesserten, spielten sich iayenfrenniv
lich als ihre Befchiitzerinnen auf und
bewirkten. daß man bei ihr nachsah,
was man einer ärmeren nie verziehen
hätte.
Gegen ein Uhr, noch waren ihre
Salons gefüllt, berief das Stuben
mädchen die Herrin in ihr Toiletten
zimmer, in dem ehemals Awdotja
Kolfoff gehauft. Sie, Maria, fand
dort Grafow mit einer Anzahl Tele
aramrne in den Händen vor. Halb
sinnlos erfuhr fie. daß Doktor Boris
von Rahdell frhwertrant und auch
verwundet bereits in Kafan eingetrof
fen fei und von dort, wenn möglich.
nach Moskau transportirt werden
sollte. -—-— Maria sandte ihren Schwei
zer mit einem Brief sofort an Frie
drich von Randell in das Schloß des
Großfiirften, dessen Adjutant er war·
Sie mußte und wollte ihr Versprechen
einlöfen.
6.
Sehr befriedigt und behaglich saß
an einem der nächsten Vormittage
Sergius Wasstljewitsch Tarasow im
Speisezimmer seiner Tochter bei einem
kleinen Gouter. Er hatte die Reise
miidigteit gut ausgeschlafen, sich durch
ein Bad erfriicht, seine Massagetur
adsolvirt und plauderte mit der Toch
ter von der Verheirathung des Soh
nes mit der ameritanischen Milliar
darin.
»Maud und Andrei werden ein
ganz gutes Paar abgeben, denn für
beide gibt es nur ein Interesse, und
das sind dieSports. Die Chr-minim
schast der Welt aus allen Gebieten ist
meiner Schwiegertochter tiihner
Traum."
»Wenn er, der im Grunde saule
und genußsiichtige Charalter, auf die
Dauer die-sen Drill ertr« t, Vater!
Jch fürchte, Andrei ist zu ehe Rassel«
»Ah bah, die schlanke, talte Ame
ritanerin hat ihn fest im Zügel. Es
ist unglaublich, wie sie ihn beherrscht
und lenkt. Beides mit der gleichen
Energie, mit der sie um ihn einsach
wart-. Nein, mir ist nicht mehr bange
um den Burschen!«
»Und sie wollen ihren ständigen
Wohnsitz wirklich in New Yort neh
men, Vatert«
»Das wollen sie. Das Haus in
Moskau, wie unser ganzes Rußland.
! stellt sich Maud so als eine Art Tata
renkral in einer Eiöwiiste vor. Vor
läufig wird sie wohl kaum herkom
stnen wollen. Außer New ort, Lon
don und Paris existiren "r sie nur
noch eini e Baden wie San Seba
stian, Otende, Trouville, die Jnsel
Wight.«
»Meine Schltviigerin scheint mir
nach allein wenig ierloaend.«
»Ihr beide paßt auch wie Feuer
Tun-d Wasser, Tau-behen, sei froh, daß
Jhr nicht zusammen leben müßt. Mit
’ der Mama ist sie auch schon aus dem
Gesrierstandpunlt gewesen, als ich
"antam ——«
»Und Katjm wie steht sie mit un
seres Bruders Frau? Wie ist sie?
»Eine pitante, tleine Katze ist das
Mädchen, stets von Verehrern um e
l·en und ents ieden klug genug, Zick
den grsßten itel und das rei sie
Banltanto auszsusuchew DeineSchwe
ster ist verteufelt anders als Busch
fragte mich selbst aus der chzeit
zuweilen, wie Du mit Deinem ihn-er
hliitigen Ernst, Deinem heißen Her
zen und Deiner ver-wünschten ewt en
NEWT- in »sein- Ifamilie aerat n
bists So anders bist Du geartet."
»Man ich »Dir lieber, wenn ich wie
die udrkgen wäre-" fragte das Mäd
chen und nahm des Vaters hand.
»Ja, Gute, Liebe, Schöne,« Tara
sow lachte und streichelie Maria« »be
qnemer sind Deine Geschwister, da
kann ich Dir nicht helfen! Sie kosten
Geld, viel Geld, sie verkaufen wies
für jeden, der ihnen mehr zahlt. Au
sie ist lein Verlaß, wenn ich einmal
arm oder alt werden sollte! Alles zu
gegeben! Dennoch sind fie zu durch
schauenl Das bist Du nicht! Bei- Dir,
meine Seele, iappe ich im Dunkelnl
ch ahne, daß Du gut und zuverläs
ig, ein Charakter best! Mir imponitt
Dein Fleiß, Dein Streben! Aber wie
gesagt, da sind ———"
»Sei überzeugt« mein Vater, daß
ich Dich lieben werde, auch wen-n Du
ein Greis, ein Bettler sein wirst; aber
laß mich meiner Wege gehen. Wenn
sie auch weite-b von denen Deiner
Familie führen, so ist ihr Ziel ein
würdiges der Tau-inval« entgegnete
Maria ernst nnd heftig.
Hoffen wir ei! Aber Dein Allein
leben hier, Deine verfl... politisches
Untiriebe. Markst« sagte er lachend
in iiilyliehsieen Tone. »Du has
miHchsn einmal ein Vermögen s
leitet, als ich Dich nach der Geschä
nni der Wie-ein, der Hals-sieh
Mem-fes mußte. Der Polizei-eise
hot uns Weni. und doch komme ich
von dem Verdacht nicht los, als wenn
Du schon wieder ——«
Das Mädchen hatte sich erhoben
und im Schoutelstuhle niedergelassen
wo es sich leie wiegte. zJch muß
thin, was ich "r meine Pflichthalte,
lieber Vater; aber sorge Dich nicht
um mich. Gern will ich allein büßen,
was ich verschulde!«
»Das ist auch so eine Phrase, meine
theure Tochter! Jshr Revolutionären
reißt Eure « rnilien wohl nicht mit
in Eure Oe Ehren? Nein. das liebste
wäre mir schon, Du gingeft zu Moma
nach Ventnor und dann mit ihr nach
Baden-Baden·«
»Ich donte!" Marias-— Antwort war
Ieisig und scharf
»Warum nicht, die Dornen leben
herrlich im Auslande!«
»Ich möchte Mutters Eifersucht
und Wirth nicht wieder entfesseln,
’wenn ich ihr bei ihren englischen
Lords nnd französischen Comies in
die Quere tomme. Jch gönne ihr al
lein alle Triumphe und coundere
mich, daß sie Katjo neben sich duldet!«
»Du sprichst nicht hiibich von Dei
nerMutter,« tadelte er. Als sie be
harrlich schwieg, fuhr er fort: »Dann
tönnteft Du bei Deiner Jagow oder
bei Haßlings ganz gut leben und
iviirdeft mit Freuden empfangen·
Verlege doch Deinen Wohnsitz noch
Berlin. Nur verlaß Petersbnrg,
Maga!«
L , ,k- s» m..k,t.«- c-,!s.-—i
»ou- Ulas llc UUHIUUU UsklUslI,
aber wenn Du willst, iibersiedele ich
zu Dir nach Moolaul«
Tarasow strich sich geörgert seinen
Bart. »Nein, nein,·« wehrte er ab,
»das Polais Tarasow ist jeht ein un
gentiithlicher Aufenthalt fiir Dich.
Und wenn Du bei mir leben willst, so
müßte ich dem Schelm, dem Robert.
wieder eine Aussichtsdame, die Dich
gleich patronisirt. iiberstellen. Das
würde den Spitzbnben warmen, weil
er dann nicht so dreist stehlen könntes«
»Mein Elternhaus!« rief Maer
spottend. »Nein. wenn ich täme,
würde ich das gesarnrnte Personal
entlassen und anständige neue Kräfte
einstellen!"
»Aha. irn großen willst Du Nuß
iond und irn tleinen mein Haus re
sormiren. Dante, mein Töchterchen,
wir fühlen uns in beiden ganz behag
lich und sehnen uns nach teinen Neu
organisationen. Das bißchen Stehlen
schmert uan nicht, die Beamten wol
len le n, die Diener wollen leben!«
»Eben überall Korruption!'« sagte
sie schmerzlich.
»Die Jhr selbst mit einer tüchtigen
Nevolution nicht ändert!" antwortete
er auch heftig. »Jo, ich gebe es Dir
sogar u, alles bei uns oon oben her
unter ist korrurnpirt und stiehlt seit
Jahrhunderten Der Druck von
außen hat die bösen Mächte in den
Menschen verstärkt. Aber glaubst Du
daß ein Madderadatsch in einem,
zehn, zwanzig Jahren uns sofort an
ständige, bestechungslose, würdige Be
amte schafft? Wollt Ihr unserem
analphabetischen Vieh die Kultur, das
Verständnis fiir sie in so turzer Zeit
einttichtern? Wie stellt Ihr Euch
denn das alles vor, Jhr Narren,
Jht?«
»Seit-e hatten Mafuschas Pochen an
der Thür überhört. Fest öffnete sie
diese schiichtern und reichte einenBrief
herein. »Ein Dsfizier wartet draußen
auf sofortige Antwort, gnädigster
Herri«
»Ein Ossizier2 Du bist verrückt!«
Tarasow riß den Brief aus und
überlas ihn hastig. »Der herrsoll im
Solon aus mich warten. Jch lomrne
sofort!« rief er und spran auf.
»Marja, Täubchen, Du warte hier
auf mich, ich lehre sogleich zurück
Det Generalgonberneur wünschtrnich
persönlich in einer dringenden Fami
lienangelegenheit zu sprechen!«
»Zum-to —- Dich? Thu Geld in
Deinen Beutel!«
»Ein Trepow ist nicht zu bestechen!
Pest weißt Du! Worum sprichst Du
o «
« »Ach erwarte aues von inm, dem
blut ··rstigen Tyrannen!« sagte sie.
«·" eig, sein Adiutant wartet
aus mich hinter den Protieren Und
nun lebe wohl, auf Wiedersehenl«
Der Millioniir liißte die Tochter
flüchtig und eilte davon, um sich be
reit zu machen.
Mut-ja begab sich an ihren Schreib
iisch und versentte sich in ihre Arbei
ten. Nach ungefähr zwei Stunden
hatte sie ihr Pensucn sur ihre Kurse
erledigt und begann einen Brief an
Margot haßlin .-— Noch immer war
sie der treuen steundin Antwort auf
ihr liebevolles Schreiben schuldig.
Nach einer lurzen Einleitung tain sie
ohne weitere Bitte zum wichtigen
Punkt:
»Deinen Wunsch liinnte ich, selbst
wenn ich es wollte, nicht erfüllen. Bo
rig ift viellei t schon heute in Mos
lau eingetro en· Jn welchem Zu
stande, das wissen die Götter! —
Allei, wol Du mir schreibst, hat sich
erfüllt. Der starte Mann hatte siI
Uebertnenschlichei zugemuthet und i
zusamkte rochen. Jn mir herrscht
ein gr tuned Ehe-vi. Nur soviel
ist mir klar, daß ich den erstenSchritt
than muß und werde, wenn —Mar
jas der glitt iiber den Bpgety denn
der eck raubte ihrer Hand die
hmschasi Mr den haltet
We M sie ei-nterlte, war ihr
Vater eingean nnd hatte sich
M und müde auf den Dimn
fallen lassen.
it I "bt is«
»F W- w - W- sk
W
DieAngen des so Gängen blickten
sie in wildem « rn ans dem verzerr
ten Gesicht gn. ·e Finger der siarten
"nde zerwirbeiten ein Tafchentueh
ndlich vermochte der vom Zorn
Ueberwältigte zu sprechen, ader seine
Stimme klang dum s oor erstickter
Wirth- »Darrt Der ott und der
Mutter Gottes aus Knieem da Du
meine Tochter bisi, sonst wiirde Du
heute mit Deinem teunde und Ge
sinnungsgenossen au dem Wege nach
Archangelst sein,« sagte er. k
»Was? Wie? Vater Grasow ist-—«
»-— mit sechs andern noch nicht hin
ter den Ohren trockenen Bengeln von
achtzehn Jahren bereits seit gestern
Abend mit Kosasten unterwegs-. Die
herren Gymnasiasten und Studenten
druckten gerade flott Aufruse gegen
die darin-Matten Wladimir Alexan
drowitfch und Pobjedonoszem als
man sie aufhob. Und die Adresse
ihrer Dructerei dantt man der Tara
sowa.«
»Mir-« Maria stainmelte es nur.
Sie hielt sich an ihrem Schreibtisch
fest, um nicht umzusinten.
»Ja, Dir; denn Du besuchteft
Deine Freunde ja ganz ungenirt am
hellen Mittag in ihrem Mehlspeicher
am Kalaschnitowöty-Prospett.« .
»Heiliger!" Das Mädchen schlug
die Hände vor sein Wrtlitz und brach
in verzrveiseltes Schluchzen ans. s
»Die Thränen machen es nicht bes
ser, Marias« sagte Tarasow etwas
gerührten »Du tonntesi Dir doch ei
gentlich denken, daß Du als politifchi
start verdti tig unter beständiger!
Aufsicht war . Du bist, nur weilj
Dr- meine Tochter bist, nicht hinter;
Schloß und Riegel, sondern gnädigi
aus Rußland ausgewiesen!« I
Die Thränen rieselten ungehindert(
über die Wangen der Schlangende
als sie den Vater jetzt fassungsloss
anstarrte. i
»Laß sofort Deine Sachen packen!
Dknitri wird sie zur Bahn schaffeni
und Dich mit dem heutigen Nacht-!
zuge bis Berlin eotortirem wo Du zui
der Jagow gehst. Jch kann vorläu-(
sig nicht tommens —Manscha war;
im Dienste der Polizei nnd unterrich«
iete sie über all Deine Wege. Sie·
fliegt hinaus! Die anderen Mädchen!
werden entlassen, die Wirthichaft hierj
anfgelöst.« i
Eine Pause entstand. » J
. »Ja) rette murr, sagte Irr umwion
jen.
»So wirst Du mit Gewalt unterz
Kosackenbedeckung iiber die Grenzej
abgeschtfbern Ein Trepow läßt nicht
rnit sich spaßen!«
Da wars sich Maria vor dein·
Vater aus die Kniee und lehnte ihr
haupt aus den Boden. »Besten Gra-l
fatv uind die andern, die durch mich
leiden, Vaters Gib alles, alles Geld,
was Du kin mich bestimmt hast, fiir
die unsel gen Menschen, gib Millio
nen, nur rette frei« Ihre Stimme
gellte.
Alles vergeblich, ich dante Gott,
daß ich Dich in Freiheit sehe. Trepotv
war gut und gerecht. Jch tann ihm
nichts vor-werfen, denn er ist ein gan
zer Mann aus dem Platze, wo er
sieben muß!«
Das Mädchen wand sich nnd öchgtee
wie eine Wabnsmnige aus der Er ,
jedem Zuspruch unzugiinglich
Mit nassen Augen, selbst jetzt ver
zeihend und verstehend, schaute der
Vater auf sie herab. Endlich beugte
er sich und hob sie mit startem Arm
empor. »Marja. wo ist mein stolzes,
Unges, beherrschtes Kind? Du mußt
Vernunft annehmen! Mußt! » Die
Stunden versiiegen, eile. daß Deine
Sachen gepackt werden. Du tannst Dir
doch demen, dasz ich« der tein Un
mensch bin, alles, alles ausbieten
werde, um die Menschen« weiche Du
ins Unglück gebracht hast, zu retten!«
«Tödte mich, Vater, tbdre mich.«
ächzte ste, »ich bin eine Gezeichnetei
Jch bringe allen UnglücL die ich liebe,
die ntir nahen. Jch trage die Last nicht
mehr, ieb will sterben.«
Tarasow erschrak Wie ein Kind
hielt er das große, schlanke Weib im
Arme, liebteste es und sprach ihm
väterlich zu, bis der Paroxyömuö sich
löste und Maria ruhig wurde.
Arn Abend geleitete der Millioan
die Tochter zum Babnbose und sandte
sie, unter dem Schutze seines Kam-·
merdieners, nach Berlin. Tarasow
i
j
M
«benrerlte, daß das Haus bewacht
wurde, das Geheimpolizisten auch
dem Wagen folgten, daß sogar ein
Beamter den Zug bestieg und mit
suhr.——Sein Stolz litt unter dem
PGesiihL sein Kind als Autgeioiesem,
!bewacht, eslortitt in dieFremdezielyen
zu ehen.
leich, talt, mit verschwollenen
Auge-n stand sie an dem herabgelasse
lnen Caupesenster. »Du wirst meine «
zBiiten erfüllen, Vater?« ries sie.
, »So-weit es in meinen Krä ten
»Mehr an acht Tagen bin ich bei ir,
)s arja, reife lücklich, und telegrai
thire mir täglich bis dahin.«
» Der Zug brauste in die Dunkelheit
Thineim Die stolze, reiche, schöne Ta
rasoma mußte ihr Vaterland gerade
in dem Augenblick verlassen, da in
Moskau aus einem anderen Zuge
sorgsam und vorsichtig eine Bahre ge
hoben und in einen Kranlenwagen
verladen wurde. Und aus diesem
Bahnsteige standen bebend, ergri sen
die Eltern des heimgelelyrtem Graf
Macie und seine weinende Gattin und
Rittmeister Friedrich von Randell.
Nur einen Blick hatten sie aus den
siebetnden, entstellten Kranken gewor
sen, der sie nicht erkannte, dann wa
ren sie entsetzt zurückgesahrem denn
so hatten sie sich die Wiederkehr-des
Sohnes nnd Bruders nicht gedacht.
tVoriis Raydell war wieder in Mos
au.
7 .
Margot Daßlin war vom sriihen
Morgen an mit i ter Mutter in der
Stadt gewesen« um Eintiiuse siir ihre
Ausstattung zu machen. Ein vieewös
chenttiches Zusammensein mit dem
hitbschen A sseisor Doktor nFrih Dorsf
hatte aus der Nordstije l Bortum
die Entscheidung her Feigesührh —
Nach einer gemeinsamen Segelpartie
hatte er dem schon lange umworbenen
Mädchen seine Liebe erklärt und
Margot nahm seine Werbung glück
setig an nachdem sie ihm ihre lang
jährige Schwärmerei fiir den Russen
Ansdrei Tarasoerp erräthend gebeichtet.
Fritz war zuerst eisersiichtig gewor
den. hatte aber dann lachend ver
ziehen.
Die Hochzeit des jungen Paareö
sollte im Dezember bereits stattfin
den. Daher kehrten Haßlings schon
Anfangs August nach Berlin zuriiit
um die Einrichtung und den Trans
seau in aller Ruhe zu besorgen. Rach
dem sie auch heute vonGeschäst zu
Geschäft gewandert ließen sich die
Damen in dem Erfrischungsraum
eines achitettonisch berühmt schönen
Waarenhauses ermüdet zu einer län
geren Rast nieder. Das Restaurant
war heute nicht sehr besucht
An einem Tischchen etwas schng
hinter ihnen saßen ebensalls zwei
Damen, deren hartes und etwas breit
gesprochenes Deutsch Bewohner der
russischen Ostseeprovinzen ver-riechen
Die Aeltere eine stattliche Dame mit
ergrauendon Scheitetn, las in einem
Zeitungsblatt während die Jüngere,
eine röthkich btonde, blauiiugige Ger
manin, neugierig den Raum und die
Jnsassen musterte Aus einmal ließ
die Lesende das Blatt sinken. »Anna
liese, soeben sinde ich hier eine Notiz,
welche Dich höchlichst interessiren
wird,« sagte sie ziemlich laut
»Nun, was gibt es, Mamachen et
was Neues von daheim?« fragte die
Angeredetr.
lFortsehung solgt.)
Jn Wittenberge hat ein Nachtwäch
ter gestreitt, weil er mit seinem Be
russtitel nicht zufrieden war. Jetzt
hat er sein Amt wieder ausgenommen
unter der Bedingung, daß er sortan
Nacht- Wachbeamter heißt. — Auch der
Titel Nachtrat der ja scherzeshalber
häufig gebraucht wird iit nicht übel
Ja, ja, die deutsche Titelsucht treibt
merkwürdige Mitten
I I .
Jn Dender hat eine aus zwölf
Frauen bestehende Jury erkannt, daß
einer dreizehnten das von ihr getauste,
aber beanstandete Kleid passe. Ge
wöhnlich ist der umgekehrte Fall häu
siaer.
f c
Die welche den Staat aus den Fu
In nheben, stsind die ersten. denen er auf
Kopf stürzt
Tet- isshsfie du«-neckst
»w- W- s— —
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