Nebraska Staats-Anzeiger und Il«cerold. Jahrgang Lit. Grund Island, Nebr» 10 . Januar Ums-. (.chitcr Thciu Nummer 20. Des Kindchens Freude i ! i ! Etgriffen stand ich, schritt nur zö gernd weiter, Weil eine Szene eben mir verschwand, Ein Iachenb Bild, so froh, so himmel heiter. Daß eine Thräne mir im Auge stand Ein Kindlein, hold wie mit des Hei lands Segen, Trug heim die Magd; der Mutter vor dein Haus Rief’z laut mit einem Freudenfchrei entgegen Und streckte weit die kleinen Arme aus. So fliegt der Mensch, der sehnsuchts volle, warme, Der Lieb’ entgegen auf der schönen Weit, So streckt zu Gott heran der Mensch die Arme, Den 7.och die Erde, seine Amme, hält. Adolf Peters Wh Der Druckfehler, Humoreske aus einer österreichischen Kleinstadt -von A l ex a n be r E n g e l. Unter abenteuerlicheren Umständen haben sich wohl selten zwei Menschen gefunden, wie die helden dieser Ge schichte. Wenn es Sie interessirt, will ich Jhnen die Sache unter Distretion erzählen. II- M II Da saß er nun, der arme Redak teur des »Kittauer Vadelzlattes«,nnd liesz seinen Kopf hängen, dsißes zum Erbarmen war. »Die-see Stoffrnangel ...dieser Stoffmangel konnte Raub mörder erweichen und Familienoäter zu Einbrechern machen!« klagteernno gähnte dabei, wie es sonst nur die Leser des MKittauer Badeblattes« zu thun pflegen. Dann sah er vorn-aris voll seine treue Mitarbeiter-im die Scheere, an, die sich aus teurer-Lange weile mit Rostfleclen geschmückt hatte. Einige Minuten später verfiel er wie der in einen Monolog, der arge Ver-— wünschitngen wider beschäftigunqs lose Notenfälscher und rastendeDiebe enthielt ,,Ja, sagen Sie, warum ereignet sich nichts Jnteressantes in unserer Stadt? Warum pafsiren nicht wenig stens zwanzi Zeilen?« Mit dieser rage, die edatteur Haller an den äldministrator des Blattes richtete, unterbrach er sein grübelndes Sinnen Es erfolgte teine Antwort. Aergerlich drehte er sich nach dem Pulte des An gesprochenen um und bemerkte nun, daß sich dieser bereits entfernt hatte. »Herr Turnauer, glauben Sie’s mir, Sie sind ein glücklicher Mensch; Ih nen ist es leicht, nicht da zu sein,« rief der Redakteur. Und er ließ wieder den Kopf hängen, laute ohne besonderen Appetit an feinem FederftieL starrte erfolglos zur Decke empor und blickte mit vergeblicher Wuth das reine, weiße Papier an, das eduldig war tend or iljsm lag. Es ·el ihm heute absol t nicht die winzigste Jndthm tion ein, und wie dringend hätte er sie gebraucht. Er war seinen Abou nenken jetzt knapp vor Quartals schtusz irgend ein kleines Ereigniß schuldig. Die Armen stürzten sich jedesmal mit brennender Neugierde auf die »Lotalchronit«, die ihrer An sicht nach die Verpflichtung besaß, eine bestimmte Anzahl Berlobungen, Scheidungen, Untreuen möglichst ge enseitig, zu bringen« Und nun war ..eit Wochen niemandem eine Verlo bung zugestoßen, ja nicht einmal die kleinste Parthie ging zurück. ImNotlk Lalle hätten sich die lieben Leser schon amit begnügt hallet fühlte, daß er diesma! unbedingt einen «Lokalsall« bringen müsse. »Na. biet stillt mir nicht die unbedeutendste Tagesneuig-« keit ein« vielleicht gebiUZ mir im Spazierengehen besser,« murmelte er saate mechanisch ,,Wdieu« und verließ hofsnrtngsfreudig das Rede-Mons bureau . . . s s I Er schritt gemiichlich durch den Part. den die weiche Dämmerung umhiillt hatte. Er vertraute aus den Part, denn geichöstiae Männer-Jungen untersuchten hierGeburtSscheine, eif rige Frauenmünbchen lontrollirten sda mehr oder wenigere dunkel gefärbte «Vergangenbeiten«. Die Firma sckslth hier ihr Hauptbeim aus, üppige Ver leumsbungen gediehen auf diesem fruchtbaren Boden ebenso gut wie wilde Gebeimnisse. Deshaib schwand bereits nach kurzem Gange die Ban igteit des Redalteurs. Er wandelte urets versteckte Alleen und bevölkerte Wege und schielte beständig nach Lotalchronit. Dort fiel ihm ein tän deltrdet Pärchen aus, das nach Her zenslnit koste— ach wie schade, egi war — verheirathet. Und glaubent Sie, die voritberschreitende Mainw mit den sechs Grazien war stir das leidende ,,-Kittauer Badeblatt« ver wendbar? Die ganze roße Familie erwies sich als jasutnulistisch gänzlich unbrauchbar! T Der gute Haltet- verszagte, er war anzusehen wie ein Bild des Jam verö. »Da ging ein Paar an ihm vorüber, das er bereits öfter, zusammen pro menirensd, gesehen. »Ah, die könnten mir wirklich den Gefallen erweisen, sich zu verloben,« dachte er in seinem Berusseiier. Ein bizarrer Gedante flog durch se: nen Kopf »Sie, lieber Freund, sagen Sie mir einmal, wie beiszt dieser junge Mann?" frug er einen Bekannten, der gerade des Weges kam. »Artbur Keinmler, ja, warum denn?« »Er tommt mir-so tiesia unbekannt vor. Und wissen Sie vielleicht auch den Namen der Dame?« »Gewiß, das ist Fräulein Beriba » Meier.« »Die kommt mir nämlich ebenso ; unbekannt vor. Also besten Dant, i .revanchire mich nächstens. Auf Wis dersehen!« Rasch driickte er ihm dir Hind und enteilte. Der Aiistunftgeber machte ein ver dutzies Gesicht und lief dem Panre nach, um zu fragen ob es ,ich viel iteicht intognitoda aufhalte. Redalteur Haller schlug »das Herz, als ob er an plötzlicher Berliebibeit erkrankt wäre. Doch sein Herz schlug diesmal in Amtdeschäften. Erturnte mit dem Uebermutb eines Ckowns die Bureautreppen empor. mit einem Sprung befand er sich in seinem Zim mer. Ohne viel lieberlegung schrieb er einen längeren Artilel, wonach sich Herr Arthur Kemrnler —- jetzt wußte er nicht: »e« oder »ö« —- nach Ueber windung· zahllose-r romantischen De taillirt geschilderter Schwierigkeiten mit Fräulein Bertba Meiner — «y« oder »i« bereitete ihm viel Verlegen heit, er lchrieb aber kurze entschlossen »n« — verlobt habe. Mit einem »Ich bin gserettet!«' warf er sich in den Lehnstuhl und beschwichtigte einige Augenblicke sein aufgeschrecktes Ge wissen« das sich trotz längerer Berufs tliiitigleit mit solchen Kühnheiien noch nicht gleich abfinden lonnte... »Was taan denn geschehen? Fort, ihr Strupeln »der Seele, schwindet, ihr Bisse des Gewissens, na, im ärg sten Falle wird unsere Bude von sehn süchtigen Müttern überfallen, weil wir nicht auch ihre Töchter verlobt haben. I O I Am nächsten Morgen spazierte Herr Arthur Kemmler einsam im Pakt umher. Er war ein schlanter, gut konser virter junger Mann von ungefähr 30 Jaben, der in seinem Auftreten eine beträchtliche Schiichternbeii hatte, die man ihm auf ziemliche Entfernung anmerlte. Er ging erst einige Male aus und ab, griiszte dann nach allen Seiten und zwar ein bsiszchen lintisch »und nahm schließlich auf einer der griinen Bänte Platz. Er setzte sich ganz in die Ecke aus übertriebener Bescheiden heit, damit er nur ja keinem anderen den Platz oertümmere. Er war in je der Beziehung eine turzsichtige Natur. Nachdem er so wie eingepötelt eine Weile dagesessen, faßte er in die Ta sche t.nd holte die eben erschienene Nummer des Badeblattes beraus. Er las erst den Leitartitel ohne besonderes Interesse, dann das Feuitteton mit noch geringerem und wollte eben ansangeu, die auswärti gen Nachrichten zu studiren. als seine Blicke plötzlich einen Seitensprung machten und entsetzt aus dem Verlo bungsartitel haften blieben. »Ta, was ist denn das?« schrie er verblüfft und erröthete von der Stirn big iu den Halswirbeln. Er sperrte die Augen so weit wie nur möglich aus« Dann las er die Notiz noch mals und erröthete wieder von der Stirn abwärts. »Himmel«, dachte er, »was wird denn Beriha dazu sa gen? Jch habe mich doch gar nicht mit ihr veriobtt Und ich werde es auch im Leben nicht thun.... Jch bin gar nicht im Staude, mich zu verloben«, jammerte er. Er starrte gross vor sich hin und überlegte, ob er einem der Vorüberge henden seine jammervolle Lage geste hen und ihn um Rath fragen sollte. Aber dazu fehlte ihm der Muth und plötzlich sand er, dass er über haupt ein furchtbar muthloser Mensch set. Natürlich war er einer! Seit drei Wochen liebte er dieses Mädchen schon und wäre glücklich gewesen, wenn diese Verlobungsanzeige im »Kittauer Badeblatt« den Thatsachen entsprochen hätte! Aber dies war na türlich ganz unmöglich, denn er hatte noch niemals die Konrage gehabt, ihr seine Neigung zu gestehen. Er war ganz ohne Konrage auf die Welt ge kommen. Er schalt sich einen ganz seigen Kerl, ja, einen ganz seigen Kerl — -— er wiederholte in Gedanken diese Schmeichelei noch ein dutzendmal und hatte ihren Sinn dann endlich be griffen. Natürlich wollte er sich nun sofort bessern — aber sofort. Und diese Notiz da, die ihn erst in Verlegenheit gesetzt hatte, war-ja eigentlich ein Glück fiir ihn ·- ein gliicklicher Zufall, den er benutzen mußte. Auf der Stelle! i Er hatte auch auf der Stelle Ge Hegenlieit zur Ausführung seiner gu jten Vorsätze, denn soeben kam sie. s AZH er Fräulein Bertha sah, sank jibm selbstverständlich wieder der iMuth und trotzdem er sich sehr zu isammennahrm begrüßte er sie doch wieder mit jener Schüchternheit, die ihm eben eigenthiimlich war. Sie danlte lächlend und beant wortet-: unbefangen seine Frage nach Lihrem Befinden, dabei hatte sie Platz genommen, während er mit dem Hute in der Hand noch vor ihr stand. »Und Sie haben mir nichts neues mitzutheilen?« begann sie dann und sah ihn schelmisch von der Seite an. Er wurde dadurch erst recht der wirrt und ftotterte: »Oh nein, gar nichts —- ja —- das heißt — nein —- «.« Sie lachte laut auf, und er wurde dadurch dermaßen verlegen, daß so gar seine Füße in Verwirrung gerie then und über einen Stein stolperten. Sie stützte ihn rasch, sonst wäre er recht ungraziös zu Boden gefallen — und forderte ihn auf, Platz zu neh men. Er that es rein mechanisch, war blutroth im Gesicht und fühlte, wie seine Gedanken im Kopfe eine Qua drille tanzten, während sein Herz bis zum Halse hinauf einen Wirbeltatt schlug— Sie ließ ihm erst einen Moment Zeit zur Erholung und lächelte da bei in recht schelmischer Weise. »Und was ist denn das für eine Neuigteit, die Sie mir gar nicht, oder doch. das heißt nicht zu erzählen ha ben?« fragte sie- dann mit möglichst ernstem Gesichte. Er schwieg wieder —- diesmal über legte er aber, wie er die Geschichte denn eigentlich anfangen könne. Na türlich fiel ihm nicht das mindeste ein, und nachdem er fast .zwei Minuten lang stumm dagesessen hatte, zog er, gesprächig wie ein Fisch, das Bade blatt hervor und hielt ihr wortlos die Notiz hin« · . .. , Sie las, erröthete und ließ das Blatt zu Boden fallen. »Nun,« fragte sie, »was sagen Sie dazu?« ,,Ja«, stammelte er, »Sie —- Sie — Sie schreiben sich doch gar nicht mit »y«. »Yt ein« ,sagte sie, ,,bitte, gehen Sie siir mich zur Redaktion und lassen — das ift einstweilen das wichtigste.« Sie den Druckfehler sofort berichtigen Er nickte blöde mit dem Kopfe und erwiderte geistesabwesend: »Das ist richtig Es ist eine Schlamperei". Dann schwiegen sie wieder eine Weile und Vertha licherte still in sich hin ein. Er dachte an das Ypsilon, sie dachte an etwas ganz anderes. End lich faßte er sich dann doch wieder und meinte: »Auch mein Name ist verdruckt.« »Das können Sie ja ebenfalls kichtigftellen.« Er seufzte. »Aber die ganze Notiz ist nicht wahr.« —- »So!« rief sie lachend, »da wollen wir das auch berichtigen las sen!« »Ach nein", bat er, »das kann man der Zeitung doch nicht anthun.«' »Aber selbstverständlich, wir haben uns doch meines Wissens gar nicht verlobt.« » »Ja « ja -—«, stotterte er, »aber —- eigentlich —- warum denn nicht?« —- »Mein Gott — das ist doch ganz llat, weil Sie gar nicht um mich angehalten haben-« »Und wenn ich das thäte?« »Wenn Sie es thäten, müßten Sie’3 erst wirklich thun, bevor Sie eine Antwort bekommen . . ·« Darauf flüsterte er eine Weile be berzt zu dem blonden Mädchen und bald flüsterte auch sie und was sie sllisterten, bat nur ein Spas gehört, der auf der Lehne der Bank saß und theilnahmslos horchte· Und piepfend nahm er sich vor, das Erlauschte recht bald von den Dächern zu pfeifenl Die Menschen sind doch wunderlich, enken die Spatzen. Aber der Schüch terne war jetzt glücklich. Und auch sie, die Muthige. Die Sonne leuch tete hell über ihnen und strahlte vor Vergnügen, die Blätter der Bäume ergrünten vor Freude und leise knirschte der Kies unter den Füßen der Vorübergehenden Sie safxen noch immer ganz still und flüsterten leise . . . . »Entschuldigen Sie vielmals«, un terbrach sie da eine fremde Stimme, »aus Zerftreutheit,.... durch ein merkwiirdiaes Walten des Zufalls . ist gestern eine falsche Notiz, be treffend Sie, mein Fräulein, und Sie, mein werther Herr, in unser Blatt gekommen.« ,,Gewiß«, rief er in diesem Au lgenblicke und stand heftig auf. »Sie haben ja den Namen der Dame verdruckt, Fräulein Maier schreibt sich gar nicht mit »y«.« »Sie soll sofort in ein »i« ver wandelt werden«, entgegnete rasch der dienstbeflissene Redakteur, »und ich widerrufe die Notiz.« »Wer berechtigt Sie denn dazu?« erwiderte er heftig. Zum erftenmale im Leben gewann er Muth. »Ah! Jch habe also die Wahrheit gelogen?« i » a«, jubelte er, »ich danke Ih nen vielmals.« — Und »sie« reichte dem Gefälligen lächelnd die Hand und sagte: »Wie derholen Sie die Notiz!« »Aber ohne Druckfehler«, fiiate er hinzu, »und recht fett gedruckt«. Hiermit ift unfere Geschichte bei einem Abschnitt angelangt, doch nicht bei ihrem Ende. Den Schluß, der noch viel interessanter ist, erzähle ich aber nicht, denn ich sehe schließlich gar nicht ein, weshalb ich alles aus plaudern soll . . .. Das Bier als Verräther. Hnmrresie in zwei Akten von E u g en J so la n i. E r st e r A k t. Gemüthliches Heim des jungverg heiratheten Dr. Max Felbel, der sich eben mit seinem Frauchen behaglich an den Tisch des Wohnzimmers ge setzt hat. Beide Ehegatten haben Bücher vor sich liegen und Dr. Felbel preist in schwungvollen Worten den Reiz einer eigenen Häuslichleit. Frau Ottilie jammert. Ach, wie selten ist einem Arzt ein so gemüth licher Abend beschieden. Sie ist eben dabei, nachzuziihlen, wie wenige Abende sie beide so nebeneinander daheim gesessen, ohne dasz der Gatte abgerufen wurde zu Kranken, —- da läutet’g am Telephon. »Na ja, wieder ein Kranken der den Arzt ins schauerliche Winter wetter hinauslockt!« rufen beide Ehe gatten aug. Dann aber kommen sie überein, daß Frau Ottilie ans Tele Phon gehen und zunächst einmal hö ren, und wenn nicht ein unabweis barer Fall die Anwesenheit des Arz teså erfordert, den Gatten verleugnen o . ,,Also,n1ach’s schlau!« sagt Dr. Felbel. »Wer dort?« ruft Frau Ottilie ins Telephon; ,,Grunert in der Mühlen strasze!?« »Weiß schont« flüstert Dr. FelbeL »das Fräulein hustet wieder start. Mein Mann ist fortgegangen und hat hinterlassen, es sei gar kein Grund zur Beunruhigung; sie sollen die Medizin geben und für die Nacht noch einen Umschlag!« »Wie meinen Sie! Das mau lein hustet so stark und kann nicht schlafen! Ja, mein Mann ist leider nicht zu Hause. Er hat aber hinter lassen, daß, wenn Sie antelephoniren, ich Ihnen sagen soll, es sei gar kein Grund zur Beunruhigung! Sie möchten nur die Medizin geben und stir die Nacht noch einen Uinschlag machen. Wie? Wann er wieder zu rücktommt? Das kann ich Ihnen nicht sagen!« ,,Laß dir sagen, ob’s Fräulein noch stark siebert!« sliistert Dr. Felbel »Ist denn noch das Fieber sehr start?« ruft Frau Ottilie durch’s Telephon. »Nicht? Scheint nachge lassen zu haben? Na, also, das ist ja gut. Also jedenfalls kommt mein Mann morgen Vormittag zu anen, wenn er heute erst spät heimkehrt. Er telephonirk wohl bald bei mir von unterwegs an, dann werd’ ich ihm sagen, daß Sie gerufen haben. Schön! Schluß!« »Na, das war schön gemacht!« ruft Dr. Felbel. ,,Wegen dieser Angst rneier noch nach der Mühlenstraße! Das könnte mir fehlen!« Fünf Minuten später findet Dr. FelbeL daß die Gemüthlichkeit erst vollständig wäre, wenn er.aus dem »Löwen« ein Glas Bier da haben würde, worauf Frau Ottilie meint,, daß dies leicht zu bewerkstelligen seis« Anna, das Mädchen für alles, könne einen Schoppen Bier aus dem ,,L«o wen« herüberholen. Anna wird beauftragt, einenSchop fpen Bier aus dem ,,Löwen« zu holen. Da das Bier vortrefflich mundet, wird der Auftrag nach einer Viertel sstunde wiederholt, worauf aber Frau ;-Ottilie zu Anna sagt, sie möchte statt . sdes Seidels lieber einen Krug mit snehmen und gleich drei Schoppen lBier bringen. »Dann sagen wir lieber fünf«, ruft Dr. Felbel »Weißt Du, soviel trinke ich auch immer wenn ich im »Löwen« am Stanimtisch sitze!« »Nun, ja, und warum solltest Du’s s daheim nicht so gut haben, wie ams Stammtisch in »L·owen?« meint Frau Ottilie und giebt der Anna die Wei- ; sung, die nöthige Menge Bier zu brin gen. Soendet der gemüthliche Abend im : Heime des Dr. Felbel und der erste ’ Akt In schönster Harmonie. ( Der zweite Akt spielt am Tage darauf am Stamm tisch im »Löwen«, an welchem lebhaft disputirt wird, aber plötzlich eine auf fällige Unterbrechung in der Diskus sion eintritt, als Herr Dr. Felbel zum Frühschoppen kommt. Jndessen sehr bald kommt die Un terhaltung wieder in Fluß und man spricht von diesem und jenem und schließlich auch, wie von ungefähr, über das Biertrinken der Damen. »Meine Frau ist nicht dazu zu be wegen, Bier zu trinken!« ruft Dr. Felbel aus. »Na, na!« sagt der Apotheker Grünwald, und die anderen Herren lachen und wiederholen das »Na, na!« des Apothekers. »Aber erlauben Sie, meine Her ren!« sagt Dr. Felbel beinahe belei digt. »Ich gebe Ihnen mein Ehren -lvort, meine Frau nippt nicht einmal ’am Bier!« Da gucken sich die anderen Herren gegenseitig ganz seltsam an und ischmunzelm was natürlich der Dr. Felbel nicht begreifen kann. Aber der Kaufmann Ernesti bringt rasch das Gespräch auf ein anderes Thema. Nach und nach stehen die Herren am Stammtisch auf und verabschie den sich. Als Dr· Felbel zugleich mit dem Kaufmann Ernesti fortgehen will, ruft ihm der Apotheker zu: »Herr Doktor, noch ein Wort!« So geht der Kaufmann Ernesti allein, und der Apotheler und der Doktor bleiben als einzige Stammgäste zurück. »Was haben Sie denn noch?« frägt .Dr. FelbeL »Ein Wort im Vertrauen, lieber Doktor!« »Was denn? Sie thun ja so ge heimnifzvoll und fo wichtig!« »Ist auch geheimnißvoll und wich tig; muß vorläufig unter uns blei . ben,« sagt der Aotheker. »Sie wissen, ich me-in’ es gut mit Jshnen, bin Jhr alter Freund, deswegen kann i.t)’s nicht verschweigen Jhre Frau be triigt Sie!« »Sie find wohl verri-icit!« ,,Beruhigen Sie sich, lieber Doktor! Jch bin nicht verrückt, aber es istfo Erzähl’s Jhnen nur, daß Sie auf passen!« »Aber, lieber Herr Griinwald ——« »Hören Sie! Gestern Abend kommt Grunert aus der Mithlenftraße an den Stammtisch und stellt sich in un serem Beisein an’s Telephon, um wei gen feines krank-en Fräuleins mitJh nen zu telephoniren. Da untwortet ihm Jhre Frau Gemahlin, daß Sie nicht zu Hause find und erst spät heimkehren Na, schön! Kurze Zeit darauf kommt Jbr Dienstmädchen, die Anna und holt Bier und bat-d da rauf holt sie wieder Bier, der Löwen wirth sagte, fünf Schoppen. Donner wetter, sagen wir am Stammtifch, die Frau hat Durst, die paßt zum Doktor. Und derDurst der Frau Dr. Felbel war gestern Abend und heute früh beim Frühfchoppen Stammtisch gespräch. Nun kommen Sie daher nnd sagen: Meine Frau nippt nicht einmal am Bier. Also, lieber Dok tor, da Sie nicht zu Haufe waren, Jhre Frau Gemahlin aber nicht Bier trinkt« muß doch wohl ein anderes Individuum bei Jshrer Frau Gemah lin gewesen sein. »Quod erat denn-n ftrandukn«!« Der Doktor Felbel war erst eini germaßen verlegen; was hätte er auch« antworten können. Entweder mußte er zugeben, daß er als- Arzt eine. wenn auch entfchuldbare Nachlässig- » keit begangen, oder er mußte dem ; Apothcter recht geben. Das war hschst "-’ peinlich. ; Endlich sagte er: »Aber, lieberHerr sGrünwald, meine Frau — swo denken-« ! Sie hin! Bin feft überzeugt, dieSache s klärt sich sehr harmlos auf. Meine Frau mich betrügen — ganz unmög lich!« »Na, dann nichts für ungut, lieber Doktor! Meinte nur, «ais alter Freund meine Pflicht Jhnen gegen über thun zu müssen. Jedenfalls Obacht aebent Es ift schon mal ein Nachtwächter bei Tage gestorben!« Das Juvlläum des »Nüruherser Trichters«. Am 1· November wurde in Nürn berg der 200. Geburtstag eines Man nes gefeiert, den die alteReichsftadt an der Pegnitz in die Schaar ihrer drelen berühmten Männer eingereiht hat. Es ist Johann Philipp- Haks «d—örfer, derSchdpfer einer literarischen Gesellschaft, die noch heute besteht. Er ist es »auch, «an den die berühmte Redensart vom ,,Nürnberger Tri ter« zurückgeht. Unter seinen mess als 50 Bände füllen-den Schriften be findet sich auch ein merkwürdige-T 647 erschienenes Buch, »Po—etiseher Trichter, die deutsche Dicht- und Reimkuuft, ohne Behiuf der bat-eini schen Sprache in 6 Stunden einzu gießen«. Dieses Buch hat die Veran lassung zu der genannten Redensart gegeben. Jm Jahre 1644 gründete Harsdörfer den ,,Blumenor-den »der Schäfer ian der Pegnsitz«, eine Art literarisches Kränszchem das lsieh die Pflege der Dichtkunst zur Aufgabe machte. Aber seine Mitglieder ver richteten keine besonders her-vorragen den Thsaten Höher sind ihre Ver dienste um die Reinigung der deut schen Sprache anzuschlagen, die eben falls Zweck dieser Vereinigung swan Die »Pegnitzs äfer«, wie sie sich nannten, frö,nten hauptsächlich ider dem damaligen Zeitgeschmack entspre chenden gezierten Hirtenpoesie, bei ihren Zusam.menkiinften, die meistens in einem Hirtenhain ftattfan«den,ver kleideten sie sich als Schäfer und rie fen sich gegenseitig mit angenomme nen Dichternamen Der erste »Dich terhain« ist nicht mehr aufzufinden, aber der zweite existirt noch. Es ist der Jrrhain bei Kraftshof, ein herr licher Pari, in dem früher labyrinth crtige Liaubenaiinge angelegt waren. Jeder Pegnitzschäfer hatte in dem Hain eine kleine Hütte, in die er sich zurückzog, wenn er das Bedürfniß empfand, mit seiner Muse allein zu sein. Der Hain, der 1678 von der Gesellschaft erworben wurde. befindet sich noch heute in deren Besitz. All jährlich wird dort das sogenannte Jrrltainfeft begangen. — Aus Anlaß dieses Jubiläums wird im Germani icben Museum in Nürnberg eine Aus stellung von den Werken lWarsdijrfers und der auf ihn und feine Bestrebun gen bezüglichen Schriften u. f.-w.ver anstaltet. - Der Kronpriuz und die Bauern Jungen. Aus Hannover wird geschrieben: Am Tage St. Hinberti weilt-e der Zironprinz in Hannover, um die St. Hubertusjagso am Militärinstitut mitzuteiten Im Garten des Gast hauses Waidmannshseil in Jsenhagen war Rendezivong der aus ca. 300 Reitern bestehenden Jagd-Gesellschaft. Dieses alte historische Gasthaus, in dem schon Kaiser Fried-rich, Zar Ni kolaus-, der König von Rumänien, der König von Griechenland unsd viele andere Fürst-en sEsinlehr gehalten has ben, ist an diesem Tage immer der Sammelpunkt aller Neugierigen und Jagdbummler, die von hier aus der Meute uned der Jagdgesellschsaft sol gen. Die Kunde, daß der Krosnprinz oic Jagd mitteiten werde, hatte sich bald in den Orten der Umgegend verbreitet nnd von nasb und fern »die Bauern-jugend angelockt. Man sprach rcn Getränken fleißig zu und war äußerst fidel. Der Kronvrinsz, der beim Rendezvous vom Pferde gestie-. gen war und im Garten des Wirths bauses promenirte. war" stets von Hunderten von Bauerniungen um geben. Als man Idem Sohne des Kai sers wieder mal ein brausean Hoch ausbrachte und der Kronprim sich dankend verneigte, sprang ein kleiner Bauernbengel vor und tief laut: »Dirc dreimal hebt wir di jetzt ’n hoch at brocht, nu giss mal einen utt«'