Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 10, 1908, Sweiter Theil., Image 16

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    W
Heriiner Humor vor Gericht
Ueberzählige Gäste.
Dem Maurer Max P» der in einer
Strassache wegen groben Unfugs und
Sachbeschädigung als Zeuge vor-nom
Inen wurde, war ein Taufschmaus,
den er aus Anlaß der Geburt eines
gesunden Sprößlings veranstaltete,
durch ein fatales Mißverständniß in
seinem harmonischen Verlaufe erheb
lich beeinträchtigt worden. Fünf
Maurer hatten sich deshalb als An
geklagte zu verantworten. Die An
klage erblickt den Thatbestand des
groben Unfugs in der Ausführung
einer nach Angabe des Zeugen P· und
eines Schutzmannes geradezu grauen
Megenden Katzenrnusit vor den Fen
stetn des P» während das Einwerfen
von Fensterscheiben sämmtlichen Ani
getlagten als vorsätzliche Sachbeschä
digung zur Last gelegt wird.
Alle angetlagten Maurer sind ge
ständig, vor den Fenstern ihres Kol
legen P. ein infernalisches Konzert mit
impeovisirter Jnstrumentalrnusik ver
anstaltet zu haben, das einen großen
Menschenhaufen herbeiloctte, dagegen
räumen nur zwei Angeklagte ein, mit
Steinen nach den Fenstern geworfen
zu haben. Alle aber behaupten über
einstimmend, von dem Zeugen P.,
dessen Einladung zu dem Taus
schmaus sie an jenem Nachmittag
Folge leisteten, aus das schwerste ge
reizt morden zu sein.
Bors.: Es ist doch ganz unerhört,
daß die Gäste eines Taufschmauses ih
rem Wirth die Fenster einwersen. Wel
chen Grund hatten Sie denn, dem P.
so arg mitzuspielen?
X
Ein Angeli Der Mann hat uns
alle in’t point a la bonheur anjejrif
sen, wo denn schon jeder sehr kitzlich
is. Wie finden Sie dat, Herr Ge
richtshof? Wir werden als Jäste zu
dem Taufschmaus infeladen, werfen
uns in die beste Kluft nud bringen
noch jeder noch ’n tleenet Geschenke
for det Söhnken mit-, und dann stellt
et sich heraus, det wir eejentlich jar
nich jeladen waren. Et is nifcht vor
uns zu piippeln da, und, um nich mit
leeren Jnjeweiden dazusitzen. bleibt
uns nichts übria, als wieder fortzu
jehen. Wie finden Sie survatt Herr
Präsident? Soll der Mensch doch da
zu mit’n Kopv nicken und als richti
ger Nulpe wieder jinnz ruhig nach
Haufe zotteln und den Aujust marki
renL Oder jehört sich in solchem Falle
nich een ianz tlotziger Ausdruck von
MißverachtungZ - »
Zeuge P.: Wenn die Herren Kolle-!
jen man bloß nicht jleich so uffjeregt
jewesen wären, hätte sich die Jeschichte
ja gleich uffjellärt und toir ständen
allesammt nich vor diefet Forum.
(Der Zeuge zieht einen Brief heraus
und legt ihn auf den Richtertisch.)
Dieses Blatt is an dem jasnzen Klum
paifch schuld! Sie sehen mir Alle er
staunt an? So will ick Ihnen dat noch
tleener polken: Jck hatte meinen oslen
Freund Müller zu dem Tauffchmauß
injeladen, indem ick ihm wörtlich
schrieb: »Mittwoch Nachmittag um
vier Uhr is«bei uns Tauffchrnaus.
Meine Frau hat mich mit einem
Mächtigen Jungen befchentt. Wenn
Du mit fünf Freunden bei mir spei
sfen willst, so finde Dich pünktlich
ein. Mit Gruß Max P.«
Wut wird dieser UnjliickS-Miiller
nu machen? Er erfcheint zu dem Tauf
essen uff’n Jlockenfchlnq und bringt
noch fünf von feinen erunsden mit.
Et waren allenö unbekannte Jefichter,
die weder iet, noch meine Frau je
mals in ihrem Leben jefehen hatten.
Ick hatte natierlich in dem Briefe je
meint, det Müller fünf von feinen
Freunden bei mir vorfinden werde;
er bat aber meinen Brief so ausse
faszt, als ob er fünf Freunde mit
bringen sollte. So waren eben fünf
Personen sit ville da. Meine Frau
war sderdruff nich vorbereitet und er
klärte, det jinge nich. Wut follt’ icl
da machen? Jst habe den fünf erklärt,
et läge ’ne Miverstiindigung vor, wo-»
rauf sie janz Lithend abjingen und
mir beinah’ noch mit einem Stein-I
mirs det tleene Söhnten dotjefchmif-»
ifeu hätten. Nu, fo’n Fest! Und wenn;
smir der Himmel noch 25 Kinderkhens
beicheert, mai Jott verhüten möqe, ickt
jebe in meinem Leben teenen Tauf
schnzansmehrz
« ». c
Von den Auge-klagten denen Dag!
Gericht ihre begreifliche Erregung3u-J
gute hält, werden sdrei nur meaenY
groben Unfugs m 5Mark, zsweiauch
wegen Sachbeschkidiaung zu 5 Mark
Geldstrafe verurtheilt. j
(
H so der kleine meet lösen let-im
Die Frau Regierungsbaumeifter
Bimmefmonn steht in hzchster Ekstase
vor ihrem etwa Sjähriqen Söhnchen.
Sie ringt die Hände. Der Junge ver
sieht keine Miene und läßt die Fluth
der Strafreden und Thränenergijsse
in stoifcher Ruhe über sich ergehen.
Soeben öffnet sich die Thür zu Dem
Arbeitkztmmee des Herrn- Regie
rungsbasumeistrrs und dessen beleibte
Gestalt erscheint- Verwundert bkickt
er auf die Szene: »Was geht denn da
eiqeutlich vor, Dom, Du bistsa ayßer
Sand und Bands« — »Na, soll »Es
sie-Ieicht nichtjk Klageud kommt» es
m iheen Lippen: »Dein Sehn lugt,
We seine Wams-, est das sucht »zum
Mem-IF —- Ach, so schlimm wtrM
· u« fän. Uebrigens mein
- It Dei is es doe- auchxs usw
den Knaben ansabrend: »Warum
liigst Du, Schlingels« —- «Denle Dir
nur, eine Mart hat er aus seiner
Sparbüchse vernascht, und als ich ihn
frage, leugnet erl« stöhnt die junge
Hausfrau, »und ich habe mich doch
drüben in der Konsditorei ertundigt.'«
—,,Wo soll er denn aber das Lügen
gelernt haben, bei uns nicht,« knurrt
derPapa stirnrunzelnd und mit einem
bedeutsamen Seitenblict aus das
Hausinädchen, das soeben den Kaiser
tisch abdeckt; »Ja müssen sich unbe
dingt fremde Einsliisse geltend ma
"chen, denn vors uns lernt er doch so
was nicht!« —- ,,Das ist es ja ge
rade,« fällt die Gattin zustimmend
ein, »das ist es ja eben, was ich nicht
begreifen kann, was mir unsaßbsar
ist; bei Unserer sorgfältigen und mu
sterhaften Erziehung sollte man das
nicht fiir möglich halten. Jeite, weißt
Du es nicht, wie es.tommt,« wendet
sie sich setzt an das eben wieder ein
tretende Mädchen, »daß Kurt mit
einem Male zu lügen beginnt? Das
Kind roar doch stets wahrheitslie
bend.« Jette blickte erstaunt aus: »Der;
Kurt?« iomrnt es gedehnt ans ihrem
Munde, »der nat schon immer gelo
gen. seit ich hier bin.«
Herr und Frau Regierungsbaumei
ster richten sich wie aus Kommando
auf. Straseirde, Oernichtende Blicke
sprühen aus ihren Augen. Der Haus
herr findet zuerst die Sprache wieder:
»Das waaen Sie uns zu sagen, Ihrer
Herrschaft, — Sie —!·« —- »Hans!«
Die Frau legt besänftigend ihren
Arm aus seine Schulter: »Rege Dich
nicht aus-« Und zu dem Mädchen,
das indessen ruhig und aleichsmiithig
weiter abräumt, gewendet: »Das
paßt sich nicht, Jette, eine solche Ant
wort. Das möchte ich Dir sagen,
und dann betone ich’s ausdrücklich,
non Hause aus liigt unser Kind nicht,
denn wir waren stets vorduoiich
Das Lügen wird er von Dir hören;
ich verlange. da ß der Junge aus Dei
nem Munde nie eine Unwahrheit
hört.«... Jn diesem Augenblick
tlingelt ek- dreimal hintereinander-.
Herr Bimmelmann knurrt, indem er
ärgerlich mit dem Fuße auftritt:
»Donnerwetter, jeßt kommt der däm
tiche Architekt, ich weiß schon, was er
will. Jch tann ihn jetzt nicht brauchen.
Jette, gehen Sie hinaus nnd sagen
Sie dem Herrn, die Herrschaft wäre
ausgegangen und käme jedenfalls erst
spät iuriicki« Jette geht rasch hinaus
und öffnet die Korridnrthiir Aus die
Frage des Außenstehende ob der
Herr Regierungshaumeifter anwesend
sei antwortet f e freimcthia: »Ja
wohi, bitte, die erste Thür rechts!«
Dann steigt sie auf den böngebooen
hinauf nnd packt ihren Reisetorb.
.-,.-.-,
Die Inmitten-Zis«rre.
Laut »M. N. N.'« ist das wichtigste
Möbel im Hause der Bewohner der
Philippinen die Familienzigarre, an
welcher alle Angehörigen der Familie,
voni Großvater und der Großmutter
bis zum kleinsten Kinde, ein Anrecht
haben. nur die Wickeltinder sind aus
genommen. Diese Familienzigarren
sind, was ihre äußere Ausstattung
anbelangt, ziemlich verschieden von
denen, die wir hier rauchen, aber Eu
ropaer, die den großen Vorzug genos
sen haben, einmal ein paar Züge an
einer solchen Familienzigarre thun zu
dürfen, sind von dem Geschmack sehr
entzückt. Die Dinger sind gewöhnlich
anderthalb Fuß lang und haben einen
guten Zoll im Durchmesser, also eine
Festriibe, wie sie iin Buche steht. Wenn
sie gerade nicht getaucht wird, ruht sie
in einein besonders sür sie eingerichte
ten Loch eines der Bambuspfiihle in
dem hauptraum des Hauses. Jeder,
der nun Lust hat, ein paar Züge zu
thun, steckt sie frisch an und legt sie,
wenn er befriedigt ist, wieder an ihren
Platz zurück. Uebrigens wird das
Loch höchst rücksichtsvoll immer so tief
angebracht, daß auch die jüngsten Fa
milienmitglieder die Zigarre erreichen
können. Es ist ein seltsamer Anblick
für den Fremden, diese kleinen Phi
lippinentinder mit den riesigen schwar
zen Zigarren zu sehen, die manchmal
beinahe ein Drittel der Größe des
Kindes selbst haben und gewöhnlich
das kleine gelbe Gesicht gräßlich ent
ftellen. Niemand hat ein Recht, die
Famiiienzigarre aus dem Haus her
auszunehmenL sondern sie muß immer
inneryato oenetoen zu fcnoen sein.
Kommt ein Gaft in das Haus, und
man will ihn willkommen heißen, fo
wird sofort die Familienzigarre aus
dem Loch geholt und ihm dargereicht.
Befindet fich die Zigarre aber gerade
im Gebrauchxkfo wird sie ohne weitere
Formalitäten dem Betreffenden aus
dem Munde genommen und dem Gast
übergeben, der sie unter keinen Um
ständen zurückweifen darf, denn das
swürde die größte Beleidigung fein, die
er feinem Gastaeber zufügen könnte.
Es wäre ungefähr so, wie wenn man
-bei uns sich weigern wollte, die dar
Igebotene Hand zu ergreifen· Vielen,
«die sich zuerfi nicht überwinden konn
ten, eine Zigorre weiter zu rauchen,
die gerade einem schmuhigen Kinde
weggenommen worden war, ift die
Zurückweifung sehr schlecht bekom
men.
Schrecklich.
"ntifche Frau: »Ja, eine innere
esse-me fat mir...«
" Mann: s? Eine innere Stim
mehafi du auch noch?
Ver Brief der Mutter-.
I Alttalisornische Erzählung von
Rusus.
Von dem Tage an, wo die Union
Pacisir unseren Staat erreichte, ging
es hier mit der «Rornantik«, wenn
man die früheren Zustände so nennen
will, auf die Neige. Allerdings giebt
es ja auch heute noch hier Gage-Kut
scher und Stage- Räuber wir haben
jin den etzten Jahren wieder eine An
zahl solcher Assären gehabt, z. B. aus
der Straße nach dem Yosemite und in
anderen Gegenden, aber viel »Roman
tit« ist nicht mehr dabei. Der gewöhn
liche Verlauf ist der, daß der »lone
Highwayman dein Stagetreiber und
den Passageren Alles abnimmt, was
sie haben« ohne daß sie sich wehren,
»und daß dann Jagd aus ihn veranstal
tet wird, ohne daß man ihn fängt. Jn
alten Zeiten war das anders — da
wehrten sich die Treiber und die Pas
sagiere gewöhnlich ihrer Haut und die
Räuber wurden gewöhnlich über kurz
oder lang eingefangen und turzerhand
gehängt
Damals gab es noch tapfere Bur
schen unter den »Treibern«, denen es
eine Ehre und einBergniigen war, ihre
Kutsche nebft Passagieren gegen Jn
dianer oder Räuber zu vertheidiaen,
und es gab manche Kutschen, welche
»die Spuren zahlreicher Kämpfe an sich
trugen und von Kugeln durchlöchert
waren. Jch selbst habe seiner Zeit
Mindestens dreißig solcher alter aus
rangtrter Kutschen in einer der Vor
städte von Boise City stehen sehen —
sarme Leute hatten sich in denselben
shöuslich niedergelassen und benutzten
Iste als Wohnhiinieri ,
l unter den »Ire(vern" ver Dioge
sKutfchen jener alten Zeit waren die
sherühmtesten »Ben Holliday«, »Yuba«
1»Bill und Owh Hee Joe«, der lange
Zeit die Stage zwischen Winnemucea
und Boise gefahren hat. Gar oft hat
er dieselbe, wenn viel Goldstan darin
war, gegen Räuber zu vertheidigen ge
habt, und er hat nur selten eine La
dung verloren. Aber einmal ist das
doch passirt und er hat es mir selbst
erzählt, wie das gekommen ist·
Wir saßen in meiner Office, es war
ein heißer Tag und ich war fertig mit
meiner Arbeit — da tam JoJe zu mir
herein und erzählte mir zum zehnten
Male— um nicht zu viel zu sagen —
die Geschichte, wie er ganz allein ein
mal zehn Bannocks (Jndianer) in die
Flucht geschlagen und die Expreßtiste
der Wells, Fargo F: Co. gerettet hatte.
Natürlich war die Geschichte sehr liber
trieben und das reizte mich, ihn ein
bißchen sartastisch zu fragen: »Wie
war es aber damals, als Jhr Euer
Gepäck ausliesern mußtet. ohne daß
der Räuber auch nur so höflich gewe
sen wäre, ein »Jf you please« zu sa
gen, ich meine die Geschichte von dem
Stagerauh aus der Winnemurca
Straße. Diese Affäre bildete offen
dar eine Art von dunklem Punkt n
der Geschichte Joe’s, und er sprach
nicht gern davon — aber jetzt tonnte
er nicht wohl anders und mußte Rede
stehen. Er fing also an:
»Es war ein heißer Tag, so wie
heute, und wir fuhren über die endlose
Mesa, da auf einmal trat ein junger
Bursche aus einem Gebüsch hervor,
hielt mir die Büchse vor’s Gesicht und
befahl mir, die Hände in die höhe zu
halten. Daß der Bursche Ernft mach
te, und daß er mich iiberesssnnslt kmt
tez sah ich im Nu — da half kein Pro
testiren, ich mußte thun, was er ver
langte, er liesz mich teinen Moment
aus den Augen, schnitt mein bestes
Pferd los, schwang sich darauf und
ritt in der Richtung nach Salt Late.
Was blieb mir übrig, als das andere
Pferd zu nehmen und nach Boise zu
reiten. Dort fand ich Bill McConnell,
»den späteren Gouverneur und Sena
Itor, Colonel Rot-hins, Jim Agnew
:nud Hart Fischer. Wir ritten gerade
aus, in der »Beeline«, um den Räuber
einzusangen, es war ein wildes Rei
ten. Dreimal wechselten wir die
Pferde, wo wir andere fanden. dann
fanden wir den Trail des Räubers,
wir fanden, dasz sein Pferd zusam
mengebrochen war und daß er ein an
deres gestohlen hatte. Um so besser
für uns. wenn wir ihn fest kriegten,
war es um ihn geschehen, denn auf
Pferdediehstahl stand Tod ohne viele»
Umstände. «
Vierundzwanzig Stunden später
bekamen wir ihn zuerst zu Gesicht —
es war aus einer weiten Ebene, nichts
als Sand und Sage Brush weit und
breit, nur ein einziger einzelnerBaum
war zu sehen. »Den hat die Vorse
hung hierher gestellt«, meinte MeCon
nell —- da haben wir doch wenigstens
;einen Baum, an dem wir ihn hängen
ytönnem Es dauerte nicht lange, da
Zwaren wir an dem Baum, und dort
sanden wir unseren Mann —- sein
»Psero war so ermattet gewesen, daß
Her nicht weiter gekannt hatte. Wir
Hblieben ein wenig zurück, ich wollte
nicht, daß der Mann mich sofort er
jketine, und McConnell ritt voraus. Er
ssing an, mit dem Burschen zu sprechen
sunb natürlich zuerst von dem abgetrie
jbenen Pferde desselben. McConnell
zsragte ihn, ob er nicht einen Mann
sungefähr von seiner Größe aus einem
Pferde, das ungefähr so aussah, wie
iteineh gesehen habe. Das verneinte
—
der Mann, und sagte: Mein Pferd isi
abgetrieben« aber ei ift ein gntesThier
—- wolltet Jhr mir Eures dafiir ge
ben, so zahle ich Euch 8500 Er
glaubte, damit könne er sich ein neues
Pferd verschaffen, aber sehr schnell
mußte er erkennen, wie sehr er sich
dabei geirrt hatte — MeConnell lä
chelte über seine Naivetiit und sagte
sarlastisch: »Ich denke. ein wenig
Streiten wird Euren durchs Reiten
steif gewordenen Beinen gut thun,
vielleicht thut Euch überhaupt ein
»Streching all over« noth ——— steigt ab
— wir haben mit Euch zu reden.
Da sah der junge Mann, was die
Glocke geschlagen hatte, und daß er
verloren war. Er wurde fiir einen
Moment weiß im Gesicht, aber er
faßte sich schnell, und als wir heran
lainen, stieg er ab. Viele Umstände
wurden in einem solchen Falle nicht
gemacht. Agnew warf ihm einen
Strick um den Hals und McCorinell
sagte: »Nun, ist-Alles jetzt in Ord
nung. paßt die Schlinge um Euren
Hals? Und habt Jhr noch etwas zu
sagen, ehe wir unser Pirnic zu Ende
bringen? Viel Zeit haben wir nicht«
denn wir müssen wieder beim."
Jetzt sah ich mir den Burschen zum
ersten Male ordentlich an und schaute
ihm gerade in die Augen, die waren
hell und blau, und sein Gesicht waa
rein und jung-—er war in der That
ein hübscher Junge und er hatte einen
guten ehrlichen Ausdruck. Jch mußte
daran denken, wie ich noch ein solcher
junger Bursche in Missouri gewesen
war. Während ich ihm so betrachtete,
zog er einen zusammengelnittersm
Brief aus der Tasche und sagte: »Ihr
könnt vielleicht besser lesen, als ich, ich
habe es nie recht gelernt. Wollt Jhr
mir nicht diesen Brief vor-lesen, dann
will ich Euch sagen, was die Antwort
sein soll, Jhr seid vielleicht so gut, sie
zu schreiben, denn ich selber kann es
nicht«
McConnell hatte ihm schon die
Schlinge um den Hals gelegt und hatte
den Strick über einen Ast geworfen,
Jim Agnew hatte denselben auf der
anderen Seite aufgefangen, urn ihn
dann festzuziehem Aber der Brief
machte uns neugierig, und McConnell
las denselben vor. Er lautete:
Etowab, Ga» 18. Jan. 1874·
Mein lieber Sohn James — lange
traurige Monate habe ich auf Nach
richt von Dir gewartet, seitdem Du
den letzten Brief an Deine alte Mut
ter geschickt hast. Gott segne Dich,
mein Junge, und Gott will meine Ge
bete für Dich erhören, und geben. daß
dieser Brief Dich erreicht. Jch dante
Dir für alle Deine Fürsorge für mich
alte Frau. Aber wenn ich Dich noch
einmal in Dein liebes Gesicht schauen
könnte, noch einmal fühlen könnte,
daß mein geliebtes Baby mir nahe ist,
das würde mir lieber sein als alles
Gold von Jdaho. Wann kommst Du
beim? Du haft versprochen. tm
Frühling zu kommen. Möge Gott
Dich bebüten, daß es Dir wohl gehe
und daß Du in meine Arme kommst,
ehe ich sterbe. Mit Liebe Deine Mut
r.
te Soweit batteJoe erzählt, er schaute
nach der Decke, seine Augen folgten
scheinbar dem Fluge einer gelben
Wespe, die sich in der Office verirrt
hatte. Ich wartete eine Weile, dann
fuhr er fort:
»Dieser Brief bat es gethan. Mc
Eonnell konnte gut lesen, denn er hatte
in Michigan eine gute Schule besucht.
Er hatte mit klarer, kräftiger Stimme
angefangen zu lesen, aber als er wei
ter las-, sing seine Stimme an zuzitg
tern und zuletzt tonnten wir ihn kaum
noch verstehen. Und wahrhaftig, meine
Augen wurden trübe, ich konnte nicht
mehr klar sehen. Und Jim Agnetv
ließ den Strick los, so daß derselbe
herabsiel. Jch weiß nicht mehr, wie
Alles kam, ich weiß nur, daß ich an
H-« »in-«- i«· WRom-i dachte, und
an den alten Hund, und an meine
. »i-. »Ja-wetten die so blaue Augen
hatte, wie der junge Bursche, und an
meine alte gute Mutter, die fiir mich
gebetet hatte. Jch tonnte nicht helfen,
aber das Stehlen eines Pserdes und
ein Positutschenraub erschien mir auf
einmal nicht mehr so schlimm, daß
deshalb ein so hübscher Junge ge
hängt und das Herz einer alten Mut
ter gebrochen werden sollte. Und ich
qlaube, McConnell dachte ebenso, denn
er faltete fast ehrfiirchtig das alte zer
tnitterte Papier zusammen und gab es
dem Burschen wieder und dann nahm
er ihm die Schlinge vom halse und
sagte mit einer Stimme. so sanft, wie
meiner Mutter Stimme: »Wolltet Jhr
nach Hause reiten?« ,,Ja.«
»Dann lebt wohl!«
Der Junge konnte nicht danten, so
erschrocken war er. Aber er zog aus
seinem Gürte einen kleinen Beutel
mit Zwanzigern und bot ihn Mac.
»Nein-—nimm das Thier«——sagte
Mac und gab ihm sein Pferd —- und
nun Good bhe —- fort!« Er schwang
lich auf das Pferd, und wir schauten
ihm nach, wie er davonjagte, und
dann lehrten wir um, wie halb ver
hungerte thoten und schlichen uns
heimlich nach Botse hinein Das Ge
richt hatte sich veriagi, das Berditt
war aufgehoben, so erzählte mir Owh
See Joe, der tapseeste aller alten
Steige-Kutschen Und seitdem habe
ich oft an ihn gedacht, und wie es ge
—
pkarnmen war, daß er den Räuber nicht
zur Strafe gebracht hatte.
—
set-re Ausschus
»L«fo abgemacht". sagte der Guts
des-Ver Fetete zum Pferdehiindler
Adrabasn Lefte, »ich kaufe die zwei
Braut-rn, aber nur —- Sie wissen. ich
fahre oft aus die Jagd und schicße
auch vorn Wagen herunter —- wenn
dieselben vor dein Schießen nicht
scheuen!'«
Herr Fekete —- Se können se he
ruhigt kaufen —- vor dem Schscßen
scheuen die zwei Ferd’ nix«, erwiderte
Lefie, und so war der Handel gemacht.
Zwei Wochen später stand L«·fke Vor
Gericht — verklagt vom Gutsbesiger
Fekete auf Schadenersatz für den zer
triimmerten Wagen, denn bei tern
ersten Schuß, der während der Jagd
fiel, waren die beiden Vollblutthierei
in wildem Galopp durchgegangen, »
und es war nur ein Glück zu nennst n»
daß niemand verunglückt war
»Herr RichterlebenT vertheidigt sitlsJ
der Angeklagte, »Gott soll mich stra
fm neun ich hav- geschwind-It —- ich1
hab’ gefagt dem Herrn Fekete, die
zwei Ferd’ scheuen nix var dem Schie- »
ßen -· kann ich wissen, was se nachheri
machen!« !
—
Bis-haft
Frau Schulz: »Sie sprechen nicht
mehr mit Frau Müller?"
Frau Pieftu »Nein, das ist eine
ganz niedertriichtige Person. Neulich
treffen wir uns auf r-:r Straße Da
sagt sie zu mir: .Haben Se schon
gehört, was man sich von Frau Leh
nxann erzählt-) «
»Nein,« antwortete ich intereifrrt
»Das ist fürchterlich, ich hab« bloß
l keine Zeit — Adieu!«
Schlimm «
»Wenn Jhre Frau immer schiman
will. wenn Sie vom Wirthshous
heimkommen, Lassen Sie sie halt ruhig
schimpf Us«
»Ja. Sie hab’n leicht redn, Herr
Nachba; die schimpft mit iauta
Schlagwörtern!«
sittlicher sendet-.
Seinvefjer (singt): »Wenn ich ein
Vöglein Iviit’ und auch zwei Flügel
häit’."
Bruder: »Du, die Jdec ist nicht
übel, das gäbe einen famoien Gänse
braten."
EwsindliC
Frau idie sich mii ihrem Manne
gezankt hat): »Du hältst den Man-d
Cum Dienstmädchen) und Sie,
wenn Sie sich unterstehen meinen
Mann noch ein einziges Mai so mit
Ieidig von der Seite anzusehen, flie
gen Sie 'raus —- verwindean
Anlthliitiq.
Räuber (aus dem Gebüsch aus
einen einsam lustwandelnd-n Studen
ten -zutretend): »Hast, fanget Mann,
eg geht nicht anders ———— wir müssen
alles baare Geld theilen.«
Student: »Mit is1’s schon recht
wiwiel haben Sie denn eigentlich?«
Gabe Auffassun. .
Gast: »Kellnet, bitte die Spekse
satte!«
»Die Speisekarte ist momensan be
legt, aber ich habe saure Nieren
Schfweinshaxem gekösteten Kale
lop.«
«Schon gut, ich wünsche keine Be
schreibung von Ihnen, sondern was
zu essen.«
Hei-sinnt »
»Na, wie macht sich denn meinSohn
in der Lehre?«
Prinzipas: »Na, aus viel Arbeit
mackst et sich gerade nichtö.«
»Das glaub’ ich. genügsam war der
Junge schon immet.'«
—
W
! neu-ans
Junger Mann (zum Freunde):
»Nun, wirst du dich nicht bald mit
deiner Ernma verloben?«
Freund: »Ich hab’ eine Angst- die
iAlte sagt immer zu ihr: Mein Alle-!
es wird doch nicht wirklich so seini«
Unsredr.
Richter: »Sie Zehen dieser Dame
einen Kuß geraubt; wie kamen Sie
; tmqu
i Angeliagter (zut Zeugin gewandt):
»Ja, ich weiß auch nicht... Damals
isahen Sie viel hübscher aus, Fräu
einl«
Junge Ehe.
Freundin: »Nun, Anni, wie fühlst
Du Dich in Deiner jungen Ehe?'·
Junge Frau eines Arztes: »Nicht
zum besten. Alle Patienten meines
Mannes sind von seiner guten Be
handlung entzückt, nur ich merke nichts
davon."
Anstedr.
Vater: »Der Spiegel ist ·a ent
zwei. Das warst Du doch si kli«
Max sachtjährig): »Nein. das wird
die Mutter gewesen sein. Sie sagte,
als sie ging: »Ich will nur noch einen
Blick in den Spiegel werfen«!«
Gelungen«
Gattin: »Unsere Nachbarin, Frau
Meter, trägt einen so unmodernen
und schädigen AbendmanteL Du
glaubst es taum, -Otto!«
-G;1tte: »Die iönnte sich aber doch
einen neuen leisten!«
Gattin: »Gewiß, liebes Ottchenl
Aber incin Mantel ist noch viel
schlechter!"
Durch die Blum-.
A.: »Was würden Sie thun, wenn
jemand auf ihrem Hut sitzen würdes«
.: »Ich würd’ ihn einen Esel nen
nen!«
A.: »Nein, wie genau Sie sich ken
nen! Sieben Sie auf, Sie schen auf
meinem!«
Formen
A.: »Es ist unrecht von Dir gewe
sen. daß Du mir neulich die zwanzig
Dollars nicht pamptesix bei Freunden
soll einer immer dem Indern helfen!«
B.: »Hm-Du willst aber immer
der andere feink«
Worts-set
Meister: »Fritze, du kannst noch
mal zum Krämer tmn locer und
mir’n Nun-. holen.«
Lehrling: »Ach. Meestee, det is nu
schon det dritte Mal heute. bat ick nach
Rum kmn loose, ick bin der Rumlooi
fen satt.«
OTHER-It
Jungek Ehemannt »Von-dekSuppe
hättest Du statt zwei, zwölf Teller
locken müssen!«
Frau (geschmeichelt): »Ist sie so
vorzüglich?«
Junger Ehemajcm »Das weniger-;
aber es ift im Verhältniss zu viel
Salz darin!«
Auf dem Balle.
JungeDame: »Es gibt Leute, Herr
Assessot, die sehen ihr Glück var Au
gen, sie trauen sich aber nicht sitzt-fal
Eup
Hem »Gekade so geht es mit au
genblicklich, gnädiges Fräulein!«
Moses-ne Rahmen-.
Gast kleine Rechnung lesentm
Ade-messen 2 Mk. 40 Pfennig,
Nachtlager 1 Mark 50 Pfennig, Auto
60 Mark! Was? Sie sind wohl nicht
bei Sinnnen?«
Wirth: »O doch! Sie haben das
Auto in dem Pifeedestall einst-stellt
Und daSie selbst erzählten, daß es
sechzigpfekdig ist, dürfte eine Matt
für ein Pferd pro Nacht doch nicht
zu viel sein!"
Einsicht-up
, - W· : -
Rast-er (zum Kadetm »Bollstän dig abrasiren soll ich SM«
Kadm- ,,Jawohl! Oel-' heute zum Mastenball . . . und da will Ich
auch nach der Demaskitung noch untenntlich sein« « .