« ES irrt der«Mensch. Roman von H. Contths Maljler. (9 — Immerqu »Den o. Diesterkamp p——« Ra,ja na ja, beißen Sie bloß nicht und werden Sie nicht soscheuß lich formell Rats-ich bin doch nicht der erste Beste! hr seliger Vater war mein bester reund, und ich habe ja elber kein Kind dem ich meinen isten Rath ansdrängen kann. Mir onnen Sie also ein Wort schon zu gute halten. Es ist wirklich Zeitfiir Sie in den heiligen Ehestand zu tre ten. Machen Sie endlich Ernst damit Denken Sie bloß an Ihre Mutter, wie die sich seeuen würde, wenn eines Tages so juinges Kroppztug in Tor nan herumpnrzeltr. Ra —- und mir sind Sie es auch ein bißchen schuldig, möcht für mein Leben gern den Groß onsiel spielen, weils doch mit dem Großvater bei mir Essig ist« Rols mußte lachen. ,,Also soll ich mich sür das allgemeine Wohl opfern?« Zuerst msal siir das eigene. Aus Totnau gehört eine Gutsfrau —und die ranie, schianieFrau mit den dunk ienZöpsen und den guten, freundli chen Augen die einem die Sonne ins Herz hineinscheinen lassen, die ist mir schon lieber, als die schöne Melusine mit all ihrem Gelde. Die soll sich von ihrem Stallmeisier anbeten kas sen! Passen Sie acht, das i einer von denen, der den Weibern di Köpfe verdreht. Der hat den Teufel im Lei,b—na und den Mammon kann der sehr gut brauchenf ’ »Sie glauben also wirklich, er bat Absichten aus die Baroan« « »Warum soll er denn nicht?« i »Ich meine, die ronin ist zuf M, ihren Stall ister zu heim-J them« i »J bewahre. Melusinchen hatihren ersten Mann nur genommen um bei dem zweiten Freie Wahl zu hab-n. Uebrigens ist Trachtvitz von altem Ade!, und den großen Herrn würde et freibiindig spielen. Er ist bei den Magonern gewesen und soll schon ein respektables Vermögen durch die Lan-» pen gebracht haben. Also wenn Sie da noch ’ran wollen, dann ist es die höchst-e Zeits· . ««!« W »Hei-Eh sein Herz einein »Nein-ich danke, Papa Die teuer kamp! Jch gönne sie jedem anderen lieber wie mir.« Der alte Herr schüttelte ihm die Hand. ,,Brnvo—das freut mich — offen gestanden! Sie ist nicht das Geme, das ich anen wüniche Die andere, Rölfchen, die andere! Wenn Sie Tsie aus dem Garne lassen, insefze ich Sie mit einer Standbiichse mausetodt.« »Zum Heäirathen gehören aber doch zweif« Diesterkamp schnitt eine Grimasse. Æbrhaftig? Noli, was sind Sie fiir ein gescheiter Kerl! Das bab’ ich bisher noch gar nicht gewußt —Wis senSie was, wenn einer so armen ier Kerl ist, wie Sie, und sich ordent lich ins Zeug legt-na, da wollt' ich die sehen, die da widersteht. Sie dür fen nur nicht warten, bis Ihnen ein anderer zuvorkommt. Also fri"ch drauf los, Rdls, mein Sohn! —Un-b nun adjiis——ich habe mich biet fest geefchwatzt zum Wohl der Tornauer achkommenschaft, inzwischen machen meine Leute die größten Dummheit-en —also auf Wiedersehen und schön sien Gruß zu Hat-fu« Sie schüttelten sich die Hände. Im Weiterreiten rief Dieftertsamp noeb sbinter Noli her: »Den Forsch zeitsreigen führe ich an, und wenn ich das Rheuma in allen Knochen habe.« Als Rolf dann einsam durch den stillen Wald ritt, fiel ihm seine Unter redung mit Renate wieder ein. bre Worte hatten ihn doch besuan gi. Was konnte es in ihvem Leben geben, daß sie zur Lüge greifen mußte, um inGeheimniß zu bewahren? Daß es nichts Hab, was sie in seinen Aus-en her-absetzen -!mmte, wußte er gewiß —dazu kannte er sie su aut ob obs-c dal, was sie ihm nicht sagen konnte. vielleicht im Stande war, seineHoF nun-gen und Wünsche zu bereitean Mtief und gewaltig sein Gefühl « sitt sie war, wußte er selbst kaum, aber noch weniger wußte er, was in ihrem her-en vorgina. th K- i n schäste hatte sie ihm nie verh- it, aber-ed ein wärmerei Empfinden Für s ihn in ihrem Herzen aufteiinte, obsie Eberhaupt jemals wieder einen Mann — " neben mai-, m wußte e: nicht. Seine Liebe an Meianie war stür M M unbestimmt gewesen und ri- Schmerz um ihren Verrath hatte hs Wie-g ruhelos und bitter ge - « sk- ex m k- schrießrichwch xwz « UND allem Miß l net. Zeus-Is l bor, seinl eigenes Eint-finden nicht , mehr fo ängstlich vor ihr zu verber n. Einige Tage fpiitet traf er Re » nate, wie sie mit einem Körbchen voll »Obe von den Spalieren herüberkam. » Sie hatte die Früchte für die Abend tafel felbst gepflückt Er begrüßte sie herzlich. und sie sah ihn vertrauen-dl und offen an, im Bewußtsein, sich nicht mehr oerftellen zu müssen. Sie zeigte ihm die Früchte. »Schauen Sie her, diese Pracht! th es nicht jammetfchade, daß fo etwas Schönes vergänglich isi?« · »Es gibt noch Schöneres, Besseres, das dasselbe Loos theilen muß.« »Freilich wohl. Aber so herrliche Früchte habe ich kaum zuvor gesehen. Tornau ist wirklich ein glücklicher Bodens-hier gedeiht alles, auch die Menschen« »Sie beweisen durch sich selbst die senAusspruch, Sie sind erblüht ins Tornan wie eine Blume, die aus dür rem Sand in das rechte Erdreich ge pflanzt wur»de.« In seiner sonoren Stimme zitterte ein Klang, der ihr fremd war urO der doch ihr Herz schneller schlagen ließ. Sie wurde befangen nnd strebte an ihm vorbei. »Ich muß mich beeilen, es gibt noch so manches für dle Abendtafel zu besorgen, unxd Manier hat ohnedies viel zu thun.'· Er hielt sie am Arm fest. »Lasien Sie doch das Essen-entziehen Sie sich mir nicht immer foeiligt Wenn ich ein Viertelstündchen mit Ihnen plsaudern kann, warte ich dafür gern eine Stunde auf die Mahlzeit.« Sie schlug einen scherzenden Ton an, um ihre Verlegenheit zu Hierbei gen. »Damit-f möchte ich die Probe nicht machen. Sie lieben zu sehr dEe Pürkttlichieih nnd man darf Sie nicht ungestraft lange warten lassen.« «Doch, man darf, wenn man Re nate Wertentin heißt nnd die Zeit in Gesellschaft· Noif Tornaus ber-i säumt-« Etwas in feinem Wesen bean ruhisgte sie, es war ihr, als müsse sie dabonlaufen, um einer Gefahr zu ent fliehen. Sie hätte es auch zu gern ge than, aber so kindisch und lächerlich durfte sie sich doch nicht benehmen. Sie nahm sich zusammen und ber fuchte, unbefangen mit ihm zu blau dern. Es ging hereiich schlecht. er sab sie aar zu eigentbiirnlich an uer antwortete ihr nur turz und rnit hal ber Stimme. Sie ahnte nicht« daß Nolf eben einen schweren Kampf mit sich selbst aussucht Wie sie da var ihm stand, hold und reizend, prangen-d in Ju gendfchöne und süßer Anmutb, die herrlichste Blume auf dem Tornauer Boden, da hätte er sie arn liebsten an fein Herz gekiffen ihr fuße, thö richte Worte ins Obr gefiiiitert und den leuchten-den rothen Mund mit Küssen bedeckt —- kurz, sich benommen wie es eben nur ein Mann fertig bringt« dem die Liebe alle Fassung raubt. Aber er hielt sich fest im Zaum-e, erschrecken durfte er sie nicht. Jsbre Beianaenheit nainn zu und verlieh ihr noch einen Reiz mehr. Mit inniger Freude sah er ihre Ver legenheit. So benimmt sich keine Frau, die ruhig und aleiehgiiltia ist —- die Oeffnung breitete sich aus in seinem Herzen. Er nahm ihr den Korb aus den Händen. »Geben Sie her. Er ift zu icbwer für Sie.« Langsam gingen sie dem use zu. Als er eine halbe Stun e später ins Wohnizimrner trat, saß seine Mutter allein am Fenster. Er feste sich zu ihren Füßen nieder und nahm ihre Hände zwischen die seinen. »Wie geht es dir, Mitrei« »Gut, mein Junge. Wie sollk es auch anders fein! Seit Reuate irn Hause isi, werde ich gehegt und ge pflegt-sie ift ein wahrer Segenfiir uns.« »Ja, ja. Rein überflüssig bin ich jetzt bei dir, über Frau Renate geht eben keiner.« »Mir mein thörichter Junge, der eben recht dummes Zeug schwatzt« Sie strich ihm über das dichtei kurze Haar und sah Lächeln-d zu ihm! hernieder. ’ Er legte den Kopf ans ihren Schopfe «Mutting -—so Iß ich int rner als kleiner Bube, wenn ich etwas zu beichten hatte.« »Natürlich, deshalb hab« ich mich ja dahergeseht.« — »Du willst beichtenik Was haft du denn angesiellt?« Er mußte lachen. »Je» haft du gerade so gefragt, wie du früher im mer akus- hsn mi- wdpu sich aber arg urn ein Loch in der Unaus ipeechli n, oder um eine zerbrochene Iensierscheibe, diesmal wird ei then cer.« »Mut? du Possen mit deiner alten Mer tretbenf « »Nein —- mtr tsi s ernst nnd heil zu Mut , Mutter, nur ein bi « —- ieb M bis setchten i. It » Inte- mit eint-Musk- eurs arm- die - W Sie verstand irr-it einein Dele. was er ihr sagn wollte. Lan es dir so schwer wird, will ich dir lsen. Soll ich dir sagen, wie deine, ichte klin gen wirdi« «Das wirst du ntcht lönnen,« »Nicht? Nun, so höre an, und wenn es nicht stimmt, verbesserst du mich.« »Msutter!« »Ja, mein Rols. Also gib acht. Du wolltest sagen: Mutter, dein Junge bat sein Herz verloren. Einmal hatte er es schon gethan, unsd ist betrogen worden, dsbalb hat er sich bisher nicht entschließen tönnen,- eine andere zu wählen. Aber nun ist eine gekom men, die hat alles wieder gut gemacht unsd bat in deinem Jungen die Liebe und die Jugend erweckt. Die Rechte ist endlich gekommen und das wollte ich dir sagen und um deinen Segen bitten zu meiner Wohl« —- Gelt, so wolltest du sprechen?" Er drückte sein Gesicht sesl in ihre Hände. »Mutter, woher weißt du alles?« »Mein lieber Rols, einer Mutter bleibt so leicht nichts verborgen, was ihren Jungen bewegt.« »Und weißt du nun auch, wer mein Herz wieder froh und glücklich gemacht bat?« , »Ich weiß es, so gut wie ich weiß, daß die andere, die Falsche, setzt ihre Arme wieder nach dir aussireckt.« »Auch das weißt du?« Mutter, das ist in unheimlich! Bist du denn all wifsend? —- Aber sag’, billigst du meine Wahl, bist du nicht enttiiuscht, daß ich eine baben will, die arm und bürgerlich ist«-m .,Das glaub du selbsi im Ernste nicht. Sie da den rechten Adel, den der Seele, nnd den urwergiinglichen Reichtksum, den des Herzens. Jch liebe sie längst wie eine Tochter und will sie segnen, wenn sie dich glücklich macht.« -«« »Wenn sie mein Weib wird, werde ich glücklich sein. Aber noch bin ich nicht sicher, daß ich sie erringe. Laß uns nicht mehr davon reden« bis alles entschieden ist«-nicht wahr?« »So soll es sein« an diesem Augenblicke trat Renate ins Zimmr, ein Tuch über den Ar men. Sie legte es Frau v. Tornau um die Schultern. »Sie klagten ge stern Abend iiber die Mible im Zim mer. Jch habe anen ein Tuch mit gbracht. Zum Heizen ist es doch noch zu trüb« Die alte Dame wickelte sich mit molliaem Behagen in die warmehiillr. »Ich danke Ihnen, liebes Kind. Sie achten aus alles und sorgen siir mich, daß niir gar nichts zu wünschen übrig bleibt.« »Wenn es anen recht ist. lönnen wir jetzt zu Tisch gehen.« Rols sprang aus und legte den Arm um seine Mutter. Komm, Frau Re nate liebt die Pünttlichieit,« neckte er. Sie lachte. »Es ist nicht recht. die eigenen Untugenden anderen auszu biirden.« , »Untuaendenl —- Ta muß ich doch sehr bitten.« »Zuwellen kann man das eine schlecht vorn anderen unterscheiden.« Sie nahmen am Tische Platz. Re nate war entschieden zerstreut. Rolf sah ein paarrnal scharf zu ihr hinüler, uno plötzlich hörte er mitten in einem Satz auf und rief laut über den Tisch in ihre Gedanken hinein: »Frau Wertentin !" « Sie erschral und sah ihn fragend an. Ueber welche Probleme zerbrechen Sie sich den Kopr Sie schweigen ja heute vollständig und sind sicher mit Jhren Gedanken weit weg von hier." »Ich bitte um Verzeihung, daßich so unausnrerksam wars »Ich bin furchtbar beleidigt, daß Sie meine interessante Unterhaltung so vollständig ignorirten.'« Er sah sie dabei so finster an, als rede er im tiefsten Ernst. Dann saate er vor wurssoollx »Und dabei haben· Sie eine Art, mich anzusehen, als ob ich ein riesengroßes Ungeheuer wäre, das Sie verschlingen möchte. haben Sie Angst vor mir?« Nun mußte sie lachen und merkte, daß er scherze. «Angst nicht —- aber großen Respett.« . »Ich danke. Damit oerschonenSie mich lieber, denn ich will durchaus nicht — respektirt werden von Ihnen. Hals ist mir zu wenig — oder zu vie .« , »Was also befehlen Sie, soll ich sonst thun?« fragte sie scherzend. Er reichte ihr die band iiber den Tisch. »Geben Sie mir einmal Jbre Hand— so und nun schauen Sie mich einmal fest ani« Sie tbat wie er geheißen Unter seinem Blick siiea langsam dunkle Röthe in ihr Gesicht. Jhte Finger . zuckten in den feinen, nnd rsann irrten ihre Augen scheu zur Seite. ! »Das ailt nicht ———au«on)eichen bitt isen Sie rnir nicht, wenn ich Ihnen Lage, was Sie fiie mich fühlen«sol n.« Da traf ihn aber ein so banger än stlichet Blick aus ihren Augen« da er ihre Hand feeigab. »Ich sage ei Ihnen also lieber ein anderes Mal. Aber wenn ich Jhner befehlen darf, müssen Sie mir aus« gehorchen.« Efslindlingi — mein Wort da rau .« »Bersprechen Sie nicht zu viel denn ich halte Sie beim Wort.« Frau b. Tore-ou that sienate it er Verlegenheit leid. »Mein Sobe i heute unglaublich übermüthigz ei will Sie nur in Berlegenheit bringen Mck k. W »Das ist Berleumduna. Msstter. Ich sehe es zu gern, wenn bei Frau Wertentin die Farbe tommt und gebt, und ihr Seelenleben sich so deutlich in ihren Zügen wiederspiegelt. Sielz jeskt dentt sie zum Beispiel: der greu liche Mensch soll dich nun endlich in Ruhe lassen.« « »Ich bewundere Jbren Scharfbliet, here v. Tornau, uns-d wage nicht zu widersprechen,« rief Renate, froh, über die peinliche Stimmung hinweg zukommen. »Wer-den Sie noch wei tere Experimente mit mir machen? Vielleicht habe ich Talent zum Ver suchstaninchen.« .Sie legen mein Bestreben, Rath sel zu lösen, ganz salsch aus.« »Welches Räthsel ist es denn, das Sie lösen wollen?« »Das größte — das Räthsel Weib.« Sie zuckte die Schultern. »Dann haben Sie lich zum Studium ein we nig interessantes Exemplar ausge wählt« .Das interessantesie, welches es fiir mich gibt-in Tornau, oder wüßten Sie ein interessanteres?'« Sie sah ihn lachend an. »Wiewiire es mit Mamfell Virtner?« »Sieh da, boshast können Sie auch sein! Wieder ein rätbselbaiter Zug. Nein, nein, ich bleibe bei Ihnen, das lohnt besser. Wünschen Sie mir, bit-in Gliirt zur rechten Lösung — ist« »Gern." »Das klingt zu lau.« »Also von Herzen gern-« .Brwoo. Und du, Mutter, was wünschest du mir?'« »Das, was dich glücklich macht-« »Schön, und nun, meine Damen, stoßen »Sie, bitte, einmal mit mir an aus Erfüllung meines innigsten Her zenswunsches. Soll es gelten, Frau Ren-tei« »Wenn die Erfüllung Sie glücklich macht — selbstverständlich.« Sie stießen an, und Noli leerte sein Glas bis zur Neige. Mtelanie v. Bertow ritt jeden Tag mit ihrem Stallmeister aus. Es hatte sich ein eigenartiges Verhältniß zwi schen den beiden gebildet Der ober slächlichen, genuszsiichtign Isau gefiel der leichte, amiisante Ton, den Trach witz in der Unterhaltung anschlug. Das war doch etwas anderes, als die langweiligen Gelt-räche über das Wet ter, die Ernte, Korn- und Vieh-preise und wie sonst die Dinge alle hießen, die ihrenNachbarn geläufig waren. Sie fühlte, Transin war Art von ihrerArt, er verstand ihren Ideen kreis und paßte sich ihm mit eleganter Leichtigleit an. Wer weiß, wenn sie sich nicht so eigensinnig darein verrannt hätte, Tornau zurückgugewinnem leicht hät ten die Pläne in Erfüllung geben können, die Trachin gehegt hatte, als sie ihn in Mont Carlo vor dem . Aeuirersien bewahrte. i Sonderbarerweiss verlor dieser aber jetzt zuweilen diese Pläne aanz aus den Augen und hing anderen Ge danten nach, und das geschah jedes mal, wenn er mit Renate zusammen getrosfen war. Durch Melanies Worte geweckt, machte sich in feinem Herzen die quälendste Eifersucht Jus Rol! Tornau breit. Sie wuchs stetig und mit ibr eine verzehrende Sehn sucht nach Renate· Das Gut, welches er einst achtlos von sich geworfen hatte, gewann an Werth, seit ein an derer es für werthvoll erachtete. Mit eifersiichtigem Groll sah er, wie Noli feine Neigung zu Renate kaum noch verbergen konnte. So ost es ging, bestimmte er Melanie, nach Tornau zu reiten, und sie toar immer sehr bereit dazu. » Beide zogen damit eine auiilende Eifersucht inssich groß. und wenn sie nach solch einem Zusammentreffen schweigsam nebeneinander heimritten, briiteten sie über Plänen, die Noli Tornauö Glück im Keim zu vernich ten drohten. — Gines Morgens ritt Melanie in Trachtvi ’ Begleitung zu Diesin tamps. zu ihrer geheimen Genugthu ung er uhr sie von der Dame des Hauses, baß man die Tornauerzum Mittagessen erwartete, und sie wurde freundlich aufgefordert, mit herrn v. Trachwik gleichfalls zu bleiben. Zum Schein machte fee einige Aitssliichte, ließ sich aber schließlich zu einer Zu sage herbei. Trachmitz, der bei den Pferden ge-l blieben war, wurde benachrichtigt und» trat gleich daraus in das großecheliesz Wobnzimmer. Er begrüßte rau v« Diefterkamp mit einem hand ß und» entschuldigte sich. daß er im Reitasm zsug bei Tisch erscheinen mußte Sie sah lächelnd zu dem s önen Menschen hinaus und sagte sreun lich: »Aus dem Lande macht man sich das Leben nicht schwer, Herr v.Trachnsitz ich finde übrigens, Sie leben so »schweng und elegdnt aus, das man Sie gar nicht anders wünscht. Mir alten Frau brauchen Sie das Kom pliment nicht iibel zu nehmen« Traun-sitz verneigte sich.« »Gew? nicht, gnädige Frau, im Gegentbei, J, ganz stolz machen Sie mich dadurch; , Melanie lachte. »Ich bin ja auch im Reitlleid, lieber Trachwid und Gele enheit, uns die hände zu waschen, inden wir hier auch. Das i dann , allerdings der einzige Toiletenaus wand, den wir machen könne« — is Ali die Tornauer kamen, waren Ue iinicht sonderlich erfreut, die beiden : vorzusindeir. Frau v. Tomau hatte i sich aus ein traulichei Plaudersiiinds chen mit ihrer alten Freundin gefreut, W i nnd außerdem konnte sie Mielanie gar nicht mehr ohne Groll begegnen. Re nate fühlte sich in Gegenwart ihres Mannes immer sehr unsrei und ängst E lich nnd Noli waren nun vollends di( . beiden unangenehm. Melanie ignorirte indeß seint schlechte Laune vollständig und de legte ihn förmlich mit Beschlag. in dem sie ihn in eine Unierhaltungoev strickte, die ihm nicht gestattete sich. : ohne unartig zu werden« von ihr zu ! riiclzuziehen Frau v. Dicsierlamt hatte seine Mutter in ein Eckchen ge zogen, und der Hausherr war hinaus zegangery um aus dem Weinteller den ischwein herauszugeben Trachin und Renate waren daher aus sich allein angewiesen. Sie stan den vor der Thür, die aus dem Zim mer nach dem Garten führte, wäh rend Rolf und Melanie am Kamin saßen »Sie sind schrecklich wortlarg· heute, Herr v. Tornau!« sagte Mela nie oorioutssnoll Er riß seine Blicke gewaltsam von Renate los und sah Melanie ein we nig spöttisch an. »Habe ich jemals große Unterhaltungsgabe beiciseni« »Wollen Sie eine Schmeichelei her aiiZsordern?« »Nicht. daß ich wüßte« Es ist Jhnen ja auch so gleich aiiltig, was Melanie Bertow von le nen denlt —- nicht wahr?« Er zuckte die Achseln. »Was hilft es, wenn ich Janen widerspreche!« »Nichts —- Iie haben recht Es ist Ihnen sicherlich viel interessanter Frau Wertentin zu beobachten« Er sah sie strena an und machte eine Bewegung, als ob er ausstehen wollte. »Beis;en Sie nur nicht, Vereinb ster, ich nehme es Ihnen gar n: cht übel. Die schöne Gesellschafterin ist mir selbst äußerst interessant Wissen Sie. warum?« «Nein." »Möchten Sie es aern wissen?" »Ich will mich nicht in Jhr Ver trauen drängen« Entsetzung solgt.) W Daj Leben tu eine-e sagte-. Jn einer interessanten Studie der Revue erzählt Pozzie-Eseot von der französischen Straftolonie auf der Jnsel Neu-Ka!edonien und dem Leben der Sträflingr. »Das Le n des Sträftings ist von einer a omatis fchen Regelmtißigleit: alle Tage Wurch viele lange Jahre hin Wurch bis zum Tode oder bis zu seiner Befreiung erhebt er sich, arbei tet, ißt und schläft zur selben Stunde. Nur am Sonntag nach der Messe, der er beiwohnen muß, ist es ihm gestal tet. wenn er ein gutes Führunggzeug nifz hat, sich einige Stunden dein Richtsthun und dem Umherschtendern hinzugeben. Jn den Depots und La gern des Innern schließt man ihn im Schlafzimmer oder in den höer ein; auf der JnselNou kann er amStrande frei umhergehen vor der Strafanstalt; wenn er Tabat hat, rauchen: soaar an geln, wenn ersich dazu dasNöthigezu verschaffen weiß, oder im Grase, von der-; hohen Bäumen beschattet, sich aus ru en. Wenn man sich dieser Jnsel des Schreckens mit dem Schiffe nähert, so sieht man schon von fern Hunderte von Gestalten, die am Ufer umherirren oder ausgestreckt liegen, von einigen Wäch tern beaufsichtigt, die unter ihnen zer streut sind und sich mehr mit der Let « türe ihrer Zeitungen zu befassen schei nen als mit dem«Benehmen und den handlungen ihrer Gefangenen. Nur wenige Kahellän en trennen die Jnsel Nou von dem Festen Lande« aber so kurz auch der Zwischenraum sein mag, er ist doch fast unüberschreit bar: nicht einer unter den hunderten ron Berzweifelten, die während vier zig Jahren die kleine Strecke zu durch schwtmmen suchten. ist lebendig am anderen Ufer an etommen. Unter dem unbewegli n Wasserspiegel lauern die gefräßigen haifische zu Tausenden auf Beute. Die Thüren der Schlafriiume öffnen sich beiM ersten Wir enarauen Zum Appell. DieVerurtheilte , die ganz an elleidet geschlafen haben, unterziehen sich einer sehr oberflächlichen Wäsche indem sie mit den händen etwas Was ser über hats und Gesicht gießen. und dann marschiren sie sogleich, ohne ge . frühftiickt zu haben, ihre Wertzeugc « iiber der Schulter, nach den verschiede W—— ——..-.-—« Hl-M nen Arbeitsplit en, die rund um die einzelnen Stra anstalten herumliegen. Sie werden bewacht und beaufsichtigt von Soldaten, die, den Revolver im Gürtel, ihnen folgen, bereit, dem eine Kugel ins Hirn zu ja en, der den ge rin sten Versuch der lucht oder des Au ruhte wagen würde. äu diesem Augenblick des ersten Erwa ns wohl hat das Vagno sein bezeichnendstes kAussehen . Man empfindet die ganze furchtbare Macht dieser Stätte der Qual, in der alle hoffnung ersticken muß, und nur der Verzweiflung Raum bleibt; das Furchtbare dieses namenlosen Jam mers offenbart sich plöhlich in einer unvergeßlichen Vision. . .. Eine unge wisse, noch dämmernde Heiligkeit ist über die Erde gebreitet, während die Thäler noch ganz in Nacht liegen. Fu der Rhede von Numea, wo die e del noch unheimlich brauen, und das Wasser im ersten Morgenstrahl schim mert, werden die langen Züge der Sträflinge ausgeladen, und die lan gen Reihen gebückter Männer, die der Stadt sit-strömen erscheinen wie ge spensterhaste Massen der Verfluchten. Die Straßen der noch schlafenden Stadt werden von einem dunklen und düsteren Lärm erfüllt, von dem dump fen Tritt der schweren Schuhe« von den heiseren Kommandorufem von Flächen und Schreien, von dumpfem GemurmeL » Und überall, in all den Straftoloi Znien der Jnsel ist zur selben Stunde das gleiche Schauspiel, der gleiche un heimliche Gespensterzug, der in Elend und Qualen hinauswantt, während sich die erwachende Natur mit Glanz und Pracht der Tropen schmückt. Von ihrem elenden Strohlager aus schreien die kleinen Kanalen dem Zuge Schimpsworte und Beleidiungen nach und freuen sich mit der rausamteit des naiven Menschenherzens an der machtlvsen Wuth und dem unterdrück ten Grimm der Sträflinge. Am Arbeitsplatz angekommen, nimmt jeder die Arbeit da wieder aus, wo er sie am Abend des vorigen Ta ges unterbrach· Nach wenigen Semir den sind alle am Werte. Das lautloleste Stillschweigen ist ihnen zur strengsten Pflicht gemacht. IJtn Falle der unvermeidlichen Ver Zständigung, wenn es sich z. B. darum ;bmdelt. Befehle weiterzugeben ist den zVerurtheilten streng anbesohlen, nur Emit leiser Stimme zu sprechen. Um Zdie Arbeitsstelle herum patrouilliren Zdie vewassneten Wächter und beauf lsictstigen die Gefangenen und leiten die Inst-en z Ver nein geringsten Wroerrpruch oer dem leisesten Ermatten in der Arbeit verhangen sie iiber die Armen schwere Strafen, deren gelindeste eintiigige z Zellenhalt bei trocken Brot ist, und die Ibis zu einer Einsperrung von sechzig «Tc-.aen im dunklen Kerker gesteigert werden kann. Unwillkiirlich denkt man bei dem furchtbaren Anblick dieser halbnactten Unaliicklichen, die oon Schweiß triefen nnd zu ununterbrochener schwerer Ar beit unter dem Feuerregen einer glit henden Sonne gezwungen sind, an ihre Genossen, die gleiche oder ähnliche Verbrechen beruht haben und nun in den Zuchthiiusern Frankreichs unter gelsracht sind. Wahrlich, ein gewalti ger Unterschied der Bestrafung bei gleicher Schulb! Wenn die Zuchthäus ler nur wüßten, wie gut sie es verhält nismäßig haben! Sie-würden nicht mehr die beneiden, die »in der freien Lust arbeiten und die Sonne sehen«, wenn sitzgeblenbet von dem Flimmern des Meeres, ausaedörrt von der Tro pengluth, von einemheer voansekten ges-stachen und benagt unter schweren Lasten zusammenbrechen würden, wenn tie den ganzen Tag hindurch bei einer Temperatur von wenigstens vier zia Grad in den Steinbriichen arbeiten müßten." Das Wahre fördert; aus dem Jer turn entwickelt sich nichts, er berwietelt uns nur. L O I Die Chinesen betrachten llnele Sam als ihren besten Freund; ein Geständ nis, das die Ber. Staaten mit zwan zig Millionen Dollars haben ertaufen müssen i s I Fast sollte man glauben, daß dir : Ver. Staaten sehr arrn an selben . sind, da sogar ein Dauergiinger als ei - großer Mann angestaunt wirb. - Its dem Schiehstsndr. - I WHAT-A »Aber Einjäbriger Müller, Sie schießen ja immer ins Blaue k Schatze! Sind Sie denn fatbenblind ? ?« ist«-us