Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 03, 1908, Sweiter Theil., Image 10

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Morgenro the.
Wider Rot-n ans der Gegenwart-Von E. Geotgy.
s. .I. .-s-. .I. .i. .I. .I. .s. .i. .I. .t. .·t. -t. DE- -t.-t«t«tx stx Tut-Lut- s
DOOVOOVO
sksvsskssassssssrsssqsqssvssrs
(10. FortsehungJ
»Im Dunkel und am Klavier? Seid
Ihr des Teufelss« fragte sie lachend
Tl « send dennoch wie innerlich gereizt. »Ja
Moskau hat man Sergius ermordet.
drüben auf der Petersburger Seite
hat man unsere Versammlung polizei
lieh aufgelöst und drei unserer wich
tigsten und besten Kämpfer gefangen,
wahrscheinlich auf Nimmerwiedersehen
abgefiihrti Und Jhr gebt Konzerte?«
Satt sei gelobt, daß Du da bist!«
rief Maria aufaihmend. Sie sprang
Mr und drehte den Hebel, so daß
das Gemach wieder erleuchtet war.
»Deilige Mutter Gottes, was ist pas
strti« schrie fie auf und blieb erschreckt
sur der Jugendfreundin stehen.
Auch die Herren waren betroffen
aufgesprungen und schauten auf die
-«;«. klang üppige Kuksistka (StUchtiU).
Mit zerschter Kleidung, beschmugh
die Haare wild herabhängend, stand
ste bleich und trohig da. Ueber ihr
volles Antlih lzogen sich blutige Strie
men, die noch tropfien. Schnee,
Schrank und Blut hatten das Gesicht,
in dem nur die Augen wild slammten,
fast unkenntlich gemacht. Aber sie
lachte verzerrt·
»Es ist gut, daß Jhr da seid,« sagte
sie leise. »Ihr müßt mir helfen.
Maria« gib mir Geld. Gib uns, so
viel Du nur entbehren kannst. Jch
muß noch heute über die Grenze, vor
allem fort aus Petersburg.«
.Was ist geschehen?« fragte Marja
zitternd.
.Fragen Sie nicht, Marja Sage
jewna, eilen Sie, geben Sie Geld!«
drängte Sureck.
»Ica," lachte oie reonosp »so ra1ch
werden sie nicht kommen. Jch habe
noch Zeit, mich umzuziehen und die
Geschichte zu erzählen. Sobald wir
sehen, sendeft Du eine Depesche nach
, Moskau und läßt Deinen Vater kom
men, denn die Polizei wird nicht aus
bleiben. Sie haben meinen Paß in
händery so wollte es der Teufel!«
Mit behenden Händen wollte Marja
der vor Frost Zitternden ein Glas
Thee bereiten.
»Gebt mir Wodki. aber ein tüchti
ses Glas,« rief das Mädchen, »denn
ein bißchen wackeln meine Füße doch
noch. Es war kein Spaß!'« Hastig
goß es den Aliohol herunter, stopfte
ein paar Kuchen in den Mund und
schüttelte sich, daß die herabhängenden
Fejen seiner Jacke flogen. »Soo,«
meinte es, »nun wird es gehen! Al
so meine Lieben, ich sprach gerade
recht schwungvoll, als sie eindrangen.
« Ein verfluchter Spitzel muß unter uns
gewesen sein, der uns verrieth. So
ført war unser Podinm umzingelt.
. Die drei andern waren abgeführt, ehe
" »Dir uns des versahen. —- Mich und
den greisen Wladimir Alexandrowitsch
fderlnd man hübsch mit ein paar Ko
jsaken auf einem Lamawohschlitten
(Lastichlitten), um uns freie Fahrt
nach dem nächsten Uiichastok (Revier)
" in geben. Phahal Draußen tobte ein
.Schneesturrn, daß einem Hören und
Sehen verging. Dennoch, wir waren
gerade an der Newa, da sehe ich, wie
ein unisormirtxr Lümmel von viel
." Ieicht zwanzig Jahren sich an dem
Greis vergreift und ihn mehrmals
Ekägt Jch, als Nächstsitzende, gebe
ihm die gebührende Lektion, einen
TIinohlIezieletn Faustschlag ins Ge
H.
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’«« NVeavo ich hätte ihn erwürgt!«
Mal-te Sara-L
»Und ich habe ihn erschossen,« ent
gessen das Mädchen kalt.
Alle schrien es
Wir goß sich ein zweites Glas
W ein nnd stürzte es hinunter.
Ae sen sich Hchnich uuk mit Mühe
M. »Ja-' wiederholte sie und
M- le klapptm siebetilch aufein
M, »ich sah ihn hinteniibetsiniem
» sprang ich mitten auf dem
M ab und bahnie mir, durch
l- nnd über Eis auf allen
« -- kriechend, den Weg bis zur
Ue, von wo mich ein Js
hietherbrachte Der Bursche
— «.. sämtich meinen Schicnz
- re meinen- andeen eine Ragaira
Mist abwechselnd iidee mich
t— Mandeowiisch herab
III- Ich M den Greis den
W Msnn es III-les
’Tq-qu·f 1·’I"s’"’-·I··I’ I ff«
»Weder wollen Sie in der Eile den
Paß schasfeni Nein, Sie bleiben
hier! Sie werden noch genug Schere
reien haben, Marja Sergezewna,« be
fahl der Schriftsteller, »es ifi gut, daß
Ihr Vater morgen kommt! Hier müs
sen wir Männer handeln, schnell, Aw
dotja« hinaus. Nimm so wenig Bal
lasi als möglich mit. —- Sie aber, ge
ben Sie uns soviel Geld als Sie ent
bebren können. Wir werden offene
hände und gefchlossene Thüren tüchtig
ölen müssen"
»So mach Dich schon fertig«
drängte Snreck und rüiielie die Kolle
gin voller Aufregung, «oder willst Du
an den Galgeni«
Awdotja Wassiljewna nahm sich zu
fammen nnd verließ das Zimmer.
Maria trat an ihren Schreibiisch und
schloß aus dem Seitenschränichen eine
eiserne kleine Kassettr. Was an Vani
noten, Gold und Silber darin war,
übergab sie schweigend dem Schrift
steller. Jhre Hände flogen vor inne
rer Aufregung so stati, daß sie das
Geld saft zu Boden fallen ließ.
»Glauben Sie Awdotja reiten zu
können?« fragte sie heiser.
»Wenn ich sie ungehindert bis Zart
koie-Selv bekomme, ja! Dort ifi mir
ein Polizeivriftaw sehr gewogen und
wird mir für fünfhundert Rubel je
den Paß verschaffen. Sie muß sofort
über Finnland nach Schweden und
von dort ans weiter. Jedenfalls er
reicht sie diese Grenze leichter als die
wssisch-deutscht·«
»Die AermsieL Die Unglücklichei
Nun hat sie ein Menschenleben auf dem
Gewissen!«
----- J k---1.x LI- flL-L- L- L
VUSDU Iqblsl, UIC VIIIW lsl VIII
Hosentaschen, im Zimmer auf und ab
und verfolgte den weiterriickenden Zei
ger. »Ja ein bis zwei Stunden tön
nen die Polizisten hier sein," sagte er
endlich, »ob ich nicht besser bei Maria
Sergejewna bleibe? Sie ist allein,
hat ihr Geld Euch mitgegeben und
braucht ebenfalls einen Schutz. Denn
die Dienstboten haben Awdotjas Kom
men und ihren Zustand doch gesehen.
Es läßt sich also nichts ableugnen!«
Grasow blickte erschreckt auf. »Tod
und Teufel, Du hast recht. Daran
habe ich nicht gedacht! Was machen
wir?«
»Ich bleibe hier. Jch habe keine
Angst,'· sagte Maria« und morgen
kommt mein Vater-«
»Wollen Sie die Nacht in Utscha
stot zubringen? Soll Sie Tarasow
erft aus dem Gefängniß lostaufen?«
Maria zuckte zusammen. »So;
schlimm wird es nicht kommen! Jch
bin für Awdotja nicht verantwort
lich. « ;
Der Schriftsteller grübelte ange-«
strengt nach. »Sie haben hier Mit
glieder des Hofes zu Freunden, Maria
Sergejewna,« rief er endlich. »Sie
miissen sofort in eine recht einfluß
reiche Familie fahren, sich dem Haus
herrn anvertrauen und unter seinen
Schutz stellen, wenigstens für diese
Nacht. Aber zu wem könnten Sie?
Das ist die einzige Frage!«
»Ich vertehre bei den Leuten; aber
sie sind mir weder Freunde noch Ver
wandte, so daß ich keinen von ihnen
mit solch gefährlichen Angelegenheiten
bloßstellen oder belästigen tönnte,«
entgegnete das Mädchen, welches jetzt
die Gefahr überfah, in welcher es
se r schwebte. »Höchftens tann ich
mir die hiesigen Vertreter meines Va
ters kommen und von ihnen Geld ge
ben lassen, um die Polizisten vor einer
safortigen Verhastung Abstand neh
·McU----«
»Ich habe eine Jdee,« sagte Su
reck, »vor allem brauchen wir Aus
schub siir Sie, dann haben wir alles
gewonnen. Sie lonnnen nachher mit
mir zu meinem Freund Alexei und
iibernachten bei ihm und seiner Fran.
Er studirt ra, und sie ist Malerin.
Beide sind eit zwei Jahren verheira
thet und haben ein niedlich-es Kind.
Dort sind Sie sicher bis morgen.«
»Und ich habe eine noch bessere
» Jdee,« ries Gras-no erfreut, »und die
wir-d gemacht! Dann stehen Sie rein
und groß da. und kein Mensch tun-n
Ihnen etwas anhaben, Marja Seege
jewifsm So machen Sie es, verstan
.Uas dem-K« —- «Wie den-II«
sraqten die beiden llandeår überrascht,
denn der Schrif tske
derttubelnote au dem nie-Amte iiberte ten
- zischte-P und gab sie dem bleichen
-So,« sagte er. wenn Mta
und ich eine Stunde fort sind, dan
Mund-Zeile u Jhreammprisiam geben
: W
t und erzählen ihm seibsi den PA
" W
nett
t Sind-Sie verriiettk
seit-, nach tsbereitann
szsech tot-MS— in tzk
« « »au- s
f
ei i Æbim
Laiffegkrlnikm Csiåa harrt-many zu
stellen. Sie jedoch iiirnen zu ihn-,
weil Sie einen Selbstmord Ihrer
reundin fürcheesn Jede mit
hnen und meldei daz Mär-ge chde
Verzwei felten bereitea nachgeraft fei.
Inzwischen fahren wir ein wenig
ickzack und landen am Bahnbof.«
Sureck jubelte iiber diefen Plan.
Als sie noch berathfchlagien, trat
Awdotja umgetleidet ein und wurde
sofort eingeweiht. Sie fand diesen
Ausweg allein möglich und stimmte
ihm bei.
»Wenn ich nichi das Gefüh! hätte,
daß ich »der Sache« durch mein Leben
mehr niiizen kann, so würde ich mich
fiellen.« sagte sie leise, »aber ich mug
frei fein, wenn ich helfen few-Un
doch, Ehrenwort, mein Leben gilt mir
nicht eine Kopeie weht, « denn ewig
werde ich den jungen Burschen bin
ieniiber... Auch er ifi der Sohn einer
Mutter! Untd ich. die fiir Abfchaffun
der Todesstrafe bin, ich beide ari
fortan mit einer Blutschuld herum
zulchleppenL
Alle fchwei en ergriffen.
»Wir miiFen fort, Awdotjaf
sprach Gruft-w endlich, »icde Minute
ifi tofibarl Komm, und Jhr geht-in
einer Stunde!«
Die Freundinnen umarmten sich
leidenschaftlich, worilos Dannfchrit
ien Awdotja Kolfoff und Grafvw
hinaus auf den Korridor zu den Gar
derobenitiindern. Sofott erschienen
die Zofe und das Stubenmiidchen,
urn ihnen beim Ankleiden behilflich
zu fein.
»Meine Jacke ifi zerriser Man
fchsa, gib mit den großen Pelz und
mein Pelzbareii rnii dem Schleier
auch das Orenburger Tuchf befahl
Awdoija ruhig. »Wir-hin wollen Sie,
Grafow?«
»Ich fahre in die Passagef ent
gegnete er, »in-Z Cafe wo wir Bil
l lard spielen.'«
·.· o- - st
’ »Dir ronrren auch wenigstens
an einen szoschtschit geleiten."
»Warum fahren Sie nicht direkt
in den nächsten Utschastot (Polizei
MICH- Atosdotja Wasfiljetona?«
fragte Surech die Komödie vor den
Dienstboten weiterfiihrend.
«Das beste ist, direkt zum Gratia
natxchalnik zu gehen,« erwiderte dai
Mädchen, .er weiß Bescheid. Leb
wohl, Maria« auf Wiedersehent
»Auf Wiedersehem Gott sei mit
Dir! antwortete dieAngeredeteklang
los. Sie schüttelte die Hand der
Freundin, auch die Grasowi.
Bei-de gingen anscheinend ruhig
fort. Die Thür schlu hinter ihnen
ins Schloß. Die Dien boten bespra
chen in der Küche neugierig die mer-t
wiirdige Geschichte, während neben
ihnen die Köchin halb betrunken
schnarchte. Sie hatten Awdoths zer
rissene Kleidung, ihr blutendes, er
schundenes Gesicht, ihre Verstört ii
wohl bemerkt und zerbrachen sich den
Kopf, woher dies getomgenen sein
könnte, und was sie wohl im Gra
donaischalnik (Siadthauptrnann)
wolle?
Jm Salon saßen Maria und Su
reck fliisiernd und in blassern Ent
setzen beisammen und verabredeten
was sie zu sagen und wiesresich zu
benehmen hätten. -—- Jn ihrer Erre
gung tranken sre von dem starken
Wodki aus Awdotjas Glase, ohne es
zu merken oder die Wirkung des Al
koholö zu spüren. Jn den Gefprächs
pousen blickten sie nach der Uhr und
dachten voll banger Sor e an die
Flucht der unglücklich-n olsofi und
ihr beinahe unwahricheinliches Ge
lingen. —- Endlich war die Stunde
um. Beide machten sich zum Fort
gehen bereit.
4
Sngius Wassiljewitsch Tarasow
saß seiner bleich und übernächtigt
aussehenden Tochter in dem vorneh
men Restaurant von Contant gegen
über. Der Appetit an den berühmten
Lochliinfien des Lotals schien ihen
gesqu Ren-di strich er seinen
bereits recht silbern schimmernden
Bart und schüttelte mehrmals das
DOM, während» er Marias vorsichtig
geflüftetter Erzahlung lauschte.
sit das Mädchen geendet, trank er
seinen Champagner aus, ließ den aris
merienden Kenner den Kelch neu ful
len nnd sagte endlich: »Das ist ja
W
eis- »:sin daraus-F Geschichte
Kols wir i re reisen. wenn
ich thuef den Gegesireskseiner Tochter
ee ählsr. Miit denn , Euch in die
rnu igen VIII-im M REM
rungs tnde mischen, Versammlungen
besuchen und Revolver bei Euch tra-"
geni Zum Teufel, laßt die Verhun
gerten Revolution machen! Wozu
mischt Ihr dummen Frauenzimmer
Euch in politische Dinges Euch geht
es doch gut! Worüber klagt Jhef«
»Jeder muß von seinem Plahe aus
seine Pflicht thun, Vaterl«
»Wenn ich das so höre!« knurrte
er. »Aber das ist ja das Schlimme,
daß die Verhetzung erade von den
Wohlhatenden und bildeten aug
geht. Reizt nur immer die Armen
aus, daß sie streiten und sich die
Köpfe blutig schlagen! Jhr Mädels
fiihrer hungert ja nicht mit. —- Das
ist Fest eine Zeit! Kein Mensch in
anz Russland zahlt und behandelt
feine Arbeiter so gut wie ich. Unid
dennoch lausen die Kerle seht so tot
veewillig und verbissen umher wie
nie! Dennoch kommen sie mit immer
neuen Forderungen, weil iie von den
heimlich schleichenden Mühlern ver
hetzt werden. Wenn diese Gift
schlangen sich wenigstens Figen woll
ten« damit man ihnen den Kopf zer
treten tönnte!«
I Tarasow sprach sich so in Wuth,
;dasz er nicht Marias Schrecken und
Isusammenzucken bemerkte.
! »Hättest Du die unglückliche Aw
idotja gesehen, so würdest Du anders
Hsprechem Vater«', sagte sie ablentend.«
s »Kolsosf hat seine Töchter zu
wenig mit der Ruthe trattirt..)aher
sind sie so politisch.« s
! »Die Zeit der Ruthe undKnute ist
wohl vorüber, lieber Vater! s-— Doch
bedenke, wenn Awdotia ihren Bee
ffolgern in die Hände fällt?" Maria
altete unwillkürlich die Hände, so daß i
ihre Finger schmerztem - i
-,g. ,
«WIIII lllub IIIUII Icljcsh Il( Ihn-sa
’"laufen und ins Ausland befördern.
Jch lann mich siir solch hirnverriickte
politische Frauenzimmer nicht erregen,
;Tiiubchen, selbst nicht« wenn es Deine
Freundinnen sind! —- Jch danle blos
»dem vernünftigen Schriftsteller, der
JDir den samosen Rathschlag gab, denn
Du stehst mir näher als die Kolsossal
»Wenn Du selbst die Sache beim Pri
staw gemeldet hast« wird man Dich
hossentlich nicht weiter belästigen!'«
i »Der Pristatv war wenig freund
Hlich, Väterchenl«
; »Was hast Du ihm gegeben?«
! »Ich legte hundert Rubel sür die
Armen seines Reviers aus den Tisch.«
; »Für einen Petersburger höheren
Polizeibeamten und eine so schwer
swiegende Angelegenheit ist das auch
zn wenig, mein Seelchen!« scherzte
dee Millioan bitter. »Bist-am warst
Dviv geizig?«
s Wieder fühlte sich das so stolze nnd
selbstsichere Mädchen tleinlaut und
(
!
verlegen. »Ich habe meine ganze!
IBaarschast Atodotja mitgegeben. Was s
sollte sie ohne Geld anfangen, wie ihre
Flucht bewerlelligen?«
»Nun höre einmal, mein Töchter
chen, Du tommst nachgerade aus Dei
nes Bruders Wege. Bei ihm weiß ich,
wohin das Geld strömt. Seine Sports
smd kostbar! Daß aber eine Dame
mit dem Sport der Wohlthätigkeit so
Zehntausende wie ein paar Kupfer
münzen sortwirst, könnte mir eigent
lich imvoniren!"
Jhre Heimlichteiten widerstrebten
Marias vornehmen Charakter schon
lange. Jedes Wort des Vaterdschien
ihr ein berechtigter Vorwurf. Da
rum ergriss sie scheu seine hand und
sagte: »Deine Großmuth hat uns
vielleicht verwöhnt, mein Vater
Seße mir von heute ab eine bestimmte
Summe aus, und ich werde damit
z auslornmen!«
Tarasow blickte forschend in das
blasse, leid-berührte Antliy des ver
götterten Kindes. »Nein, nein, meine
goldene Freude«, widerspeach er
hastig, »das werde ich nicht thun!
Ich habe ja nur Euch drei und habe
nns siitr sehnt Andrei ist ein Ver
Lade Kat a noch ein Kind.
aber, me e seltene, meine
Wonne, wirst das Geld schon richtig
deuoertbem Aus Dich vertraue ich
blindlingöl — Du bei Deiner
r.
Mir-d nnd Schöngkg schon viel
l gelitten nnd sollst Dir an Ent
I " Zseisemm Eis-.
MXJW M X J- sw?
WXJJWXM »«-.-"--«- "««««"«· A
i Leibarzt: «Und seit einem Jahre haben Mvjeftät schon den sechsten
: weißen Ænifier verzehrt?«
Kanujmienfiirstr a, die schmecken mir immer am besten; und weil
ich nun seinen mehr spei, lasse ich Mc die Ehre zutheil werden, mein
i zukllnstiget Minister in ei«n·
I
i
lchiidi uns scha eva- immer
Dir gnnr gut nttt Dein sank
tonto bleibt un cheiinttz mach, was
Du willst! Be chtvende wenn Du
willst. nur ver-iß all dat· Sehr-tret
Jch wollte, ich itnnte Dich mit Sliick
u zern!«
ie richtenden Worte des so iitii
n Vaters erdriictten das · n
ast. Sie konnte nicht sprechen, denn
sie fühlte, daß sie beim ersten Tone
laut ausgeschluchzt hätte. So beugte
sie sich hastig vorniiber und tü te die
harte, kraft-volle hand, welche Nio
nen und Millionen produzirtr.
Auch Tarasow fühlte sich gerührt,
als Marias Lippen seine haut be
rührten. »Laß doch«. wehrte er bei
nahe rauh, »das ist doch nichts wei
ter! Aber höre einmal, wann unsd
wo könntest Du etwas über das
Schicksal Deiner Freundin ersah
ren?«
»Ich hoffe Grasow oder Sureck
werden mich sofort benachrichtigenc
antwortete Maria, sich zusammen
raisend.
»Das waren auch Awdotjas
Freundes Ja? Also dann sind es
Hvohl auch solch angenehme Nihili
steu mit geladenen Reoowern und
! fertigen Bomben?«
: «Nibilisten gibt es taum mehr,
» Vater!«
»Nun, nenne sie meinetwegen Re
volutionäre oder sonstwie! Glaubst
Du, daß die beiden Herren so etwas
sind, Maria?«
Das Mädchen vermochte nicht zu
lügen, es neigte schweigend den
Kopf.
»Also auch? Das dachte ich mir
beinab!« meinte er nnd fuhr fort:
»Und die beiden Burschen haben bei
Dir vertebrti«
»Ja, Vater!«
»Auch noch andere Studenten und
ähnliche. stolz »Jntelligenten« be
zeichnete Herrschen, gegen die wir
alten ersahrenen Männer uns wie
alberne Esel vorkommen, die nichts
vom Leben verstehen? Sag. mein
Seelchen, dann war Dein heim, aber
sei aufrichtig. wohl so etwas wie ein
Tresspunlt siir unzufriedene Men
schen?« Tarasow blickte die Tochter
ernst und antwortheischend an.
«Du willst diese Bestrebungen, die
doch so men chlich schön —- —«
»Wie theoretisch und unerfüllbar«,
ergänzte er verächtlich.
»-— sind, eben nicht verstehen,
Vater«, entgegnete sie.
»Also sie waren bei Dir· turz und
bitt-disk
»Ja, Bate !«
Er schütt te den Kaps, grübelte
vor sich hin und aß mechan« chWein
beeren, die er von einer Tra zapfte,
und Konfettstiickr. —- Pliitzlich richtete
er sich straff empor. Eine brutale
Energie trat in das gutmüthige Ge
sicht und verrieth nun mit einem
Male den Mann-, der Tausende nach
seinem Willen lentte.
»hiire, liebe Tochter,« sagte er
ernst, Jetzt glaube ich die Situation
zu übersehen, und mir wird unheim
lich zumuthr. Du hast da wissentlich
oder unwissentlich mit einem Feuer
sgespielt, das Dich und uns verbren
nen kann. Da muß sofort etwas ge
schehen. Jch sahre sogleich zum Ge
neralgouverneur und hasse nur, dasz
er sich noch seines Verkehrs in meinem
Hause erinnern wird. Nur so läßt
sich vielleicht die Gefahr abwenden.«
»Was hast Du vor?« fragte Maria
entsetzt· »Willst-Du meine Bekann
ten ins Unglück stürzen, dann —- —«
»Ich hasse, das läßt sich natürlich
vermeiden. Auch ich bin iein Ange
ber. Aber Dich werde ich vorerst Haus
dem Schlamm herausholen. Jch
bleibe in Peteröburg.« ·
»So reist Du nicht heute Abend zu
rück nach Moslau?«
»Nein, nicht eher, ehe ich Trepow
persönlich gesprochen. hoffentlich er
reiche ich das noch heute. Es ist zwar
schon drei Uhr, und um vier Uhr bin
ich zur Konserenz beim Kriegsmini
ster, um sechs Uhr beim Minister des
Auswiirtigen besohlen.«
.Willst Du nicht bei mir wohnen
Latrei«
, se s-!..- O-——k-4» L--.. -—.-—s
— OUIIII Iwccll OUIUIUIU Ussu Its-Ins
Lust zu haben, dann aber sagte er
plöslich: »Doch, hole meinen Kos —
oder nein,«" mein Kammerdiener lann
das alles besorgen. Ich habe ihn
mitgebracht Telephontere einfach ins
Hotel de l’Euros-e, daß er die Rech
nung ordnet und zu Dir übersiedelt.
— Was hast Du siir den Nachmittag
und Abend vor, Marias«
«Jch war zutn Thee zum englischen
Gesandten geladen und sollte Abends
bei dem Oberst Apreachin vzum Rom
erscheinen; aber meine Stimmung
steht nicht nach solchen Festen und
sremden Menschen- Jch ängstige mich
um Awdotja!«
»Und dennoch wirst Du bestimmt
die beiden Gesellschaften mitmachen,
mein Kind, ich wünsche ei aus be
sonderen Gründen! Ich besse, daß
ich Dich selbsi von dem Poltownit
(Oberst) abholen kann. Er bat mir
in Moslau manche Tausendrubelnele
abgewonnenund wird sich freuen,
mich wiederzusehen.«
Maria wagte aus diesen euer-zisch
ausgesprochenen Wunsch teine Wider
rede. Sie erhob sich schweigend, als
auch Tarasoto ausstand. Er zahlte.
reichte ihr den Arm und sübrie sie in
die Garderobr. Als sie im vollen Ta
geslicht in Hut und Pelz aus der
W
Straße neben ihm ftand, musterte et
sie eine Minute sorgfältig
»Es ist ein Jammer, daß Deine
alte Jagow ihren Sehnsuchtttoller be
lam und nach Deutschland zurück
mußte. Bei ihr wußte ich Dich in so
mütterlicher Obhut und Pflege. Jet
hogu (bei Gott), jeßt siehst Du wie
eine Dreißigerin aus! Fahre jeßt nach
hause und lege Dich eine Stunde
schlafen Jch werde einen Dienstmann
in das Hotel schicken. Auf Dmitri ist
Verlaß. — Und dann gehst Du in
recht schöner Toilette sowohl zum Ge
sandten wie zu Apreachins. von wo ich
Dich hole, meine Taube! Leg ein
wenig Noth auf und trage etwas
Schmuck. Jch kann Dich nicht leiden,
wenn du wie eine Matuschla (Nonnei
herumläufft!« Er tiißte sie auf die
Stirn, setzte sie in einen Lichatsch
sExtradroschM und rief dem Kutscher
die Adresse zu
Das tödtlich abgespannte, übern
regte Mädchen empfand diese feste
Leitung wie eine Wohlthai. Marias
mühsam aufrechterhaltene Ruhe brach
gänzlich zusammen· Wie im Traume
fuhr sie ihrer Wohnug zu, hieß den
Schweizer am Thorweg den Kutscher
bezahlen und tam in ihr heim, wo
die Zofe sie am Fenster bereits er
wartet hatte. Wie unter einer Hyp
nose hörte sie, daß ein fremder Herr
nach ihr gefragt habe, sah die Briese
auf ihrem Schreibtisch liegen. Ohne
diese zu öffnen oder zu sprechen, ließ
sie sich entkleiden, sank in ihr Bett
und schlief sogleich ein.
rug mrasuicha ne nach zwei Stun
den weckte, vermochte Maria sich kaum
zu ermuntekm Die schlaflose entsetz
liche Nacht verlangte ihr Recht. Erst
als sie eine Brause in ihrem Bade
zimmer genommen rnd die Toilette
beendet war, konnte sie sich zurecht fin
den. Sie fragte ihre Zofe nach dem
fremden Besuchen der aber weder sei
nen Namen genannt hatte, noch seine
Absicht, weswegen er gekommen, offen
bart. —- Weitere Gäste waren nicht
dagewesen· —- Eilig brach Maria ihre
Briefe auf und über-flog sie. Der eine
kam von Rizza. Der zweite von
Margot Haßling, die ihr vorschlug,
mit ihrer Familie im März und Avril
an die italienischen Seen zu reisen.
Das junge Mädchen plauderte aller
liebst von ihren Berliner Wintererlebi
nissen und liesz häufig den Namen
eines jungen Assessors einfließem der
seit ihrer Rückkehr aus Moskau ihr
eisrigster Verehrer sei.
»Wenn auch weder so elegant noch
so interessant wie Dein Bruder An
drei, liebstes herz, so muß ich doch be
iei.nen, daß Doktor Dorfs auch ein
reizender Mensch ist. Auch er ist sehr
schick gekleidet. sehr klug; aber ar
nicht blasirt, sondern furchtbar lufttg
und gespriichig. Wir neclen uns im
merfort. Ich ahne, daß alle hier auf
unsere Ver obung warten. daß meine
Eltern sie brennend gern sehen wiiri
den; aber noch —
«Wer weiß. was kommen magi
»Ach, geliebte Maria, wie glücklich
und froh könnte ich sein« wenn ich
Dich nur lücklicher wüßte. Dein
trauriges S iclsal verstimmt mich
derart, daß rch mich kaum getraue,
meiner inneren egoistischen Freude
Ausdruck zu geben. Fritz Dorfs ver
steht mich oft gar nicht. denn ich darf
ihm doch nichts beichten!«—Ach, liebes,
süßes Herz, Du warst damals doch zu
hart und grausam. Dein Boris hat
Dich doch geliebt und war Deiner
würdig! Sieh, daß er so sanf- und
klangloö in den Krieg nach Zstasien
ezogen ist, beweist doch, dasz er den
s od suchte, weil er Dich ni t besitzen
durfte. —- Dieser entsehli Kriegt
Jede neue Nachricht von russischen
Riederlagen macht mich ganz krank,
und ich hasse die Japaner immer
mehr. Uebrigens waltet doch der Zu
fall wunderbar. Ein Vetter von Fritz
ist als freiwilliger Arzt und eine
halbeousine von Mama als freiwil
lige Krankenpilegerin mit der kleinen
Trupve vom deutschen »Rothen-Kreuz«
nach der Mandschurei gegangen. Und
deute nur, aber schilt nicht, Maria.
lieb, ich habe dem Arzt einen he li
chen Gruß siir Deinen Boris au ge
tra en und ihm eine Kleinigkeit ge
an t. Bisher wagte·ich nicht, Dir
von zu schreiben.
Goal-tm folgt)
Ein winensouenrger Mann zog rn
die weite Welt, um den Stein der
Weisen zu suchen, den Stein« den seit
ahrhunderten Gelehrte und Unwis
ende, Weise und Toren vergebens ge
sucht haben. Seine Bemühungen wa
ren von Erfolg getrönt. Der Stein
der Weisen war jener Stein, auf dem
die Baninoien gedruckt werden.
I f O
Lern von der Erde, die du bauest, die
Geduld;
Der Pslug zerreißt ihr r3, und sie
vergilks mit i rer huld.
·- ie i
Der sich oft so gewaltig dünkt, wä
re manchinal beschamt, wenn er in der
Seele des Kleinen lesen könnte
se i i
hungern aber trage gute Kleider-l
riit Mary Garben jungen Leuten, die
Erfolg haben wollen. Und die Folgei
Wenn der Erfol kommt, hat der Er
folgreiche nicht e nnial genu Nerven
triiste, um die Freude zu berstehem
Erftt der Magen und dann die Klei
der .