-«W—M OIHHJHW s W Modit gemach-. humoresie von Hedwig Nico lah. Ein sonniger, woltenloser Himmel wslbte sich über der kleinen Garnison stadt. Die gelbverhangenen Fenster im hause des Kommandeurs, dessen « Garten an den des Kasinos grenzte, glänzten hell in der Sonne, aber in der kleinen Villa regte sich nichts. So oft die Blicke der drei jungen « Offiziere auch hinüberwanderten, das Bild änderte sich nicht: das rosenum sponnene höuschen lag da wie ein verzaubertes Märchenfchloß. »Oede bis zur Bewußtlosigkeit,« stöhnte Lutz Wächter, ein noch sehr junger Offizier. ,,Sterbenslangwei lig! Alles schläft kommenden Ereig nissen entgegen.« »Leg’ Dich doch ebenfalls aufs Ohr,« brummte der dicke Hans Blum berg und streckte die bespornten Beine so weit von fich, daß Leutnant Wäch ters zottiger Pudel, der einen unsanf ten Stosz erhielt, tnurrend aufsprang. »Pardon, Herr Bummel,'« entschul digte sich hans und streichelte den schwarzen Biersiißler. »Sag mal, Lutz,« fragte jetzt schläfrig der dritte im Bunde, Leut nant von Schöneich, der schöne Bolko genannt, weißt Du eigentlich, ob heute Abend zum Gartenfeft beim »Alten« auch Fräulein Klotilde Schu ftermeier erscheinen wird?« Der Angeredete fuhr auf. »Was weiß ich? Sprich mir von allen Schrecken des Gewissens . . .« «Bom alten Schustermeier sprich mir nicht,« vollendete der andere mit komischen Pathos. »Die Redensart kennen wir nun schon.« Der dicke Hans lächelte gutmüthig. Klingt doch ganz feudalt Klvtilde von Wächter, gebotene Schustermeier,« rief er dazwischen. Lust fuhr auf der Veranda hin und her. »Aber bitte,« wehrte er beleidigt ab, »du hört jeder Spaß auf. Denkt Ihr, es sei ein Vergnügen, immer in Todesangst zu schweben, der Alte könnte mit gezoaenem Wechsel kom men und ausrufen: Geld oder meine Tochter!?« »Wie 1unge Dame m yuoIcy uno wohlerzogen, Lutz«, suchte Bollo zu begütigen. »Dazu bevorzugt sie Dich aufsallend und Papachens Geldge schäste sind durchaus reinlicher Art." »Und der gräßliche Name-I« »Deine Freiherrntrone deckt ihn su!« Leutnant Wächter setzte sich schmol lend in einen Winkel. »Na, Lus« — der dicke Hans rich tete sich ein wenig aus seiner beque men Lage auf — »e5 ist nur zu Dei nem Besten, wenn wir ungeachtet Deiner Mißstimmung das Thema noch weiter ventiliren. Du bist ein guter Junge, aber es wird Zeit, daß Du Dich aus dem userlosen Ozean des Leichtsinns ans Land rettest. Jn Pa rentbese — der Kommandeur denkt ebenso. Konzentrire Deine flattert-af ten Gedanken und Gefühle, mit denen Du uns bei den jungen Damen immer ins Gehege kommst, mal ernsthaft aus Fräulein Klotilde, so wirst Du zu dem Schluß gelangen, daß sie eine sehr sympathische Ariadne ist« an deren goldenem Faden Du Dich beauem aus dem Labyrinth Deiner Schulden her aus winden könntest. Mancher Mensch muß wirklich erst in sein Glück hinein gesiosien werden!« Schweigend brütete Lutz in der Stille, die nach diesen Worten ent stand, vor sich hin, bis er plötzlich wie der aussptang, und ohne die beiden Kameraden besonders in Erstaunen zu seden, in völlig veränderter Stim mung ausrief: »Habe übrigens sa mose neue Touren erfunden siir Ko tillon heute Abend. Muß mal vormi men. Bummel ist Tame.« Er holte aus der Tasche eine pa pierne Nachthaube, die er einem Small bonbon entnommen, stülpte sie auf das zottige Haupt Buminels, der sich mit dummschlauern Gesicht, ohne eine Auf forderung abzuwarten, auf die Hin terbeine setzte und sich wie etwas Ge wohntes ein Paar Handschuhe des Leutnantö iiber die Vorderpfoten strei fen ließ. Ehrbar und steif blieb er seyen, indes sein Herr, eine Melodie pseifend, bald vor, bald hinter der »marlirien« Dame oorbeichassitte und die Bedeutung des Ganzen erklärte. Auf den Gesichtern der beiden Zu schauer spielten alle Geister der Lustig keit, aber iie lachten erst laut, als eine helle Stimme außerhalb der Veranda das Signal dazu gab. »Iamos,« rief Fräulein Helena, das Kommandeurstöchterchem aus ihrem Versteck hervortretend, »was soll diese abenteuerliche Szene bedeuten? han delt es sich um einen fremdartigen Götzendienst mit Tanz vor dem Fe Mel-N Die beiden Offiiere sprangen aus, und alle drei verneigten sich vor der weißgeileideten jungen Dame. die so ganz der frische rosige Typ war, den jedermann gern hat. «Gniidiges Fräulein, es sind neue Tanztouren iiir heute Abend, es sollte eine Ueberraschung sür Sie sein,« er klärte Luh eilsertig. »Da Sie aber In sriih Kenntniss .·da»von erhielten, III J ZXDJZ wie sehr ich stets bestrebt bin, Jhnen Unterhaltung zu verschassen, bitte ich Sie gehorsamst, die Chose bis zu Ende anzusehen.« Fräulein Helmas Gesicht strahlte in übermüiithiger Lebensfreude, sie wars lstch mit Grazie in einen Korbstuhh Den braunen Titustops zurückbie gend, bedachte sie alle drei mit einem bestrickend schelmischen Augenaus schlag, indem sie zum Niedersitzen aus forderte »So, nun fahren Sie mit Jbrer ge mütberschiitternden Hundelomiidie fort, Herr Leutnant von Wächter,« befahl sie dann mit einer grotest hoheitsbollen Miene, die unendlich komisch wirkte. Bummel jaulte vor freudiger Er regung, Lutz pfiff und tanzte; die anderen amiisirten sich, es war ein Schauspiel fiir Götter! Aber noch hatte der Leutnant nicht alle die neuen Ergebnisse seiner Er findungen produzirt, als vom Kom mandeursgarten her etwas Seltsames durch die Luft gesaust kam und dicht vor der Veranda niederfiel. Es ent puppte sich als ein Kalbsbratenlno chen von gewaltigen Dimensionen. Mit einem Male regte sich in dem braven Bumsmel die Köternatur. Ein lautes Bellen aussto end und unein dent seines selt amen Schmuckes abonstiirmem den Knochen mit den Zähnen erfassen und ins Gebüsch re tiriren: das war das Wert eines Au genblicks. Der Tan tünstler fchimpste aus den pslichtsverge enen Ausreißer und auf den unsichtbaren Störenfried, aber seine Worte gingen in dem schallen den Gelächter seiner Zuschauer unter. Helma lachte und lachte, als wollte sie nie mehr aufhören, und sah in ihrem Muthwillen so allerliebst aus« daß in den blauen Augen des dicken Hans ein helles Entzücken aufleuch tete. Leutnant Lutz, einen drolligenKnix machend, stiesz sie endlich mühsam hervor: »Das-war mein Wert, Herr von Wächter! Eine Liebe ist der an deren werth! Jch wollte Ihnen nichts schuldig sein, darum habe ich, bevor ich hier aus der Bildfläche erschien, den Burschen genau instruirt. s er aute Bummel mußte doch auch eine Belohnung für seine Bravheit erhal ten.« l ,, Also Spott ist mein Lohn?« fragte Lutz zertnirscht »Wer darf iii dieser schlimmen We«lt aus einen anderen rechnen, « ver setzte sie noch immer lachend. Ihr Blick verirrte sich dabei zu Leiitnant von Blumberg hinüber, der von ihrer Anmuth ganz bezaubert schien, denn seine verklärte Miene re dete eine Sprache die sie bis ins in nerste Herz erzitterii machte Ich werde e- mir merken,« sagte Lutz getränkt. »Thun Sie das, Herr Leutnant,« lautete ihre gleichmiithige Antwort! »Zu: Belohnung für Ihre Einsicht durer Sie auch heute Abend rnit Zhrer Kunst glänzen und uns mit hrein Frohsinri das Fest verschö nern.« Als der Leutnant sich hierauf aus schwieg, schien es, als ob Fräulein Helma nun wieder abmarschiren wolle; aber mit einein Male fiel ihr noch etwas ein. »A propog « bald hätte ich Ihnen eine Neuigkeit vorenthaltenf rief sie zu allen dreien gewendet, in ganz harmlosem Tone. »Deinen Sie nur, Herr Schustermeier« ist Kommerzien rath geworden und Papa hat den Farnianten alten Herrn zum heutigen est eingeladen« Ein gemeinsamer Ruf der Ueber raschung von Hans von Bolto; alle drei Augenpaare richteten sich unwill kürlich auf Lud, der die Nachricht stumm ausnahm. x » »Diese Mittheilun9,« fuhr die junge Dame fort, »soll ein Appell an» Ihre Ritterlichteit sein. Es wäre nettj wenn Sie dazu beitriigen, daß Fräu-s teiri Ktotildes Vater sich in unserem Kreise ebenso wohl fühlt, wie meine Freundin selbst« »Bravo, gnädiges Fräulein!« Der diese hanö war in heller Begeisterung. »Das soll er! Jch nehme es aus mich,; ihn so zu bezaubern, daß er sich bei uns wie im Paradiese fühlt. « lina lohnte ihm mit einein leuch ten en Blick. uucy oer Wo ne doiro versprach, sein Möglichfies thun zu wollen; nur Lutz begnügte sich mit einer Verbeu sung Damit aber war Helena offenbar nicht zufrieden, denn sie blickte ilyn er wartungsvoll an und streckte ihm ka metadschaftlich die kleine Hand hin Noch einen Moment stand er düster wie in trotziaem Zögern da, doch dann gab et si einen Ruck, griff nach ihrer band un sagte: ,,Keine Anng gnä digcs rckulein, ich weiß was tchJh nen un mir selbst schuldig bin! Jch gelobe eierlichst, mich von meiner besten ite zu zeigen « »Und mit Klotilde den Kotillon zu tanzen —'« fiel sie ein »Wenn Sie beiehlen.. :Nein, ich befehle nichts. Jch glaube «nur, sie iirchtet, itzen zu bleiben, sagte sie istig, a et mit einer Un schuldönoiene, die ihrem Spitzbubem gesicht allerliebst stand. Luh verstand den Doppelsinn ihrer Worte wohl, aber seine Antwort tam promot: lTDas soll sie nicht! Mein Wort da mIn diesem Augenblick kam Bums mel mit gesenkter Schnauze und hän genden Ohren, ein Bild des Schuld -beivußtseins, zurückgefchlichen. Die Reste der Haube hingen in Feyen in seinem zottigen Fell. Reuig oppor tirte er die verlorenen und mißhan delten Handschuhe und legte sie und sich mit wahrer Armensiindermiene zu seines Herrn Fußen Reden Während Leutnant Luf mit schnell wiedergervonnener sprudender Laune eine Straspredigt begann, sprang Helma die Stufen hinunter und lief leichtfiißig davon. s An der Paripiforte blickte sie sich um, und als sie Leutnant Bluniberg hinter sich herkommen sah, lief sie schnell immer weiter. ,,Gnädiges Fräulein! Fräulein Helma!« rief Hang der Verschwin denden -nach, indem er"sich ebenfalls in schnellere Bewegung setzte. ,,.L)alten Sie ein, urn Himmels willen! Jch bin reitender Dragoner und kein Fußw fanterist; wo soll ich denn das Laufen erlernt haben.« « Ein rnitihwilliges Kichern hinter Gebüsch und Sträuchern war die ein zige Antwort, die er erhielt. ,,Haben Sie doch Erbarmen mit mir,« stöhnte er athemlos, »ich will ja gern alles andere für Sie thun, nur das Laufen müssen Sie mir erlassen. Pub! Wo stecken Sie eigentlich?« Wieder ein Schelmenlachen —- und plötzlich flog dem dicken Hans ein ro siger Pfirsich mitten ins Gesicht. «,Donnerwetter,« rief er, sich die Wange reibend, »das kostet Strafe! Zur Attacke geblasen! Marsch, marsch, hurrah!« Und mit einer Bewe, die man sei ner Korpulenz nie zugetraut hätte, sprang er in der Richtung des Wurf geschosses vorwärts und war bei der Attentäterin, ehe sie es sich versah. ,,Hurrab, jetzt gieb Dich gefangen, kleine Here, Dul« lachte er und zog die sich Sträubende so fest in seinen Arm, da sie sich nicht zu rühren ver mochte. »aus-r Hang, spaon siuneue ne und schmiegte ihr Köpfchen scheu an seine Brust. «Siiszer, goldener Kobold! Wie lange sind wir uns eigentlich schon gut? Weißt Du es?« ,,; a, Hans -—- immer!« sagte sie mit strahlendetn Blick. »Ich hätte nie einen andern genommen als Dich!« »Hätte ich Dir auch nicht rathen mögen,« meinte er übermüthig »Ach, Du lieber, dicker, dummer Hans . . . .« Sie legte die Arme um seinen Hals unP hob ihr erglühtes Gesicht zu ihm au . ,,Ob es heute Abend noch ein Brautpaar giebt?« fragte sie glück lich. »Bombenslcher! Wir haben Lutz mobil gemacht. Er wird nun vor wärts marschiren und die Festung be lagern, bis sie nur zu gern !apitu litt. Ob er aber ein ebenso beglückter Sieger sein wird, wie ich —- das ist die Frage.« Tief und innig sah er ihr in die lustigen Augen, dann neigte er sich über sie, um ihren rothen Mund zu küssen. —s Das Todesurtheii. Novellette von K o p i tz i n. Aus dem Russischen von K. T r e l l e r. Jn feinem hohen, eleganten Ar beitszimmer schritt der General Sa bursti. den die Juden haßten und fürchteten, die politischen Verbrecher in ihren Zellen verfluchten, nervös aufgergt, durch das große Gemach. Auf dem breiten Schreibtische, be leuchtet von einer Lampe, lag das vom General vor einer Viertelstunde bestä tigte TodesurtheiL welches dasKriegöi gericht gegen einen gewissen Anton Pulafow erlassen hatte. Neben die sem Todesurtheil lag ein Brief, den der General vor einigen Minuten er halten hatte. Eine Frattion der re volutionären Partei benachrichtigte in demselben den General, daß aus Grund seiner Thätigleit in der Pro vinz gegen ihn das Todesurtheil er lassen sei und die Ausführung bald folgen werde. « »Unscnn« . . . sagte er, ,,sie wollen mich einschijchtem So lange ich lebe, werde ich meine Pflicht ersiillen.« Er blieb stehen. »Es sind nur meine Nerven,« sagte er, langsam ein Glas Wasser trinkend. »Ich dachte nicht, daß ich jemals iiber sie klagen würde.« Plötzlich vernahm er lauten Lärm aus der Straße. Eine Frauenstimme schrie last, dazwischen die Stimmen der vor dem Hause Posten stehenden Soldaten. »Laßt mich zu ihm!« Laßt mich! Jch muß ihn sprechen!« unterschied der General im Stimmengewirr. Er zögerte einen Augenblick, öffnete dann das Fenster und fragte mit einer scharfen, besehlenden Stimme: »Wer ist dort unten? Was will die Frau?« Der Posten reckte sich stramm auf. »Eine Frau, Excellenz, will durch aus in ihre Gemächer dringen.« »Was wollen Sie?« fragte der Ge neral herunter. »Ich muß Sie svrechenl Lassen Sie mich herein. Jch habe keine bö sen Absichten —- auf Minuten —- es iZ fehr wichtig. Befehlen Sie Ihren Leuten, mich nicht festzuhalten!« rief die Frau. Beim Schein der Laterne fah der General eine gut gekleidete Frau un ,ten stehen. I »Unterfucht mich —- ich habe nichts jbei mir,« fuhr sie fort, und am Klange der Stimme merkte der General, daß die Frau furchtbar erregt war. ,,Laßt sie herauf! Führe sie zu mir in’s Arbeitszimmer!« befahl er dem Soldaten unten. Sein Gesicht nahm den gewohnten kalten, finsteren Ausdruck an, und das Zimmer durchschreitend, beugte er sich über den Schreibtisch Die Frau trat ein. Sie war unge fähr vierzig Jahre alt, das nervöfe, von Furchen durchzogene Gesicht zeigte Spuren einstiger Schönheit und tiefen Grams. »Was ist der Zweck Jhres Besu ches?« fragte Saburski kurz. Die Dame, und das war sie, ihrem ganzen Benehmen nach, athmete er regt, faßte sich dann und fragte: »Sie erhielten heute das Todes-ur theil eines gewissen Anton Pulasows? Sie bestätigen es natürlich?« »Ja, ich unterschrieb es!« sagte er kalt und plötzlich schien ihm —das Ge sicht derFrau bekannt, und ihn er faßte ein Gefühl von Furcht. »Was konnte ich anders machen? Ich bin nur« Ausführer des Gesetzes —- nicht Gesetzgeber!« Die Frau hob ihre großen, grauen Augen, mit einem eigenthümlichen Ausdruck des Hohnes und des Zornes zum General ,,Sehen Sie mich etwas genauer an, Wlasdimir SaburskU Erkennen Sie mich nicht? Jsch bin Marie Fe denko —— die ehemalige Studentin, die Gattin Jhres einzigen Sohnes Alexander!« Der General starrte sie fafsungs los, wortlos an. n F P c, Is, s, s tits- FI Lang-um Iuyi Iic qu. »ar- cat diesen Sohn verfluchten, ihm Jshr Haus verboten, weil er unserem ar men Volke die Augen öffnen wollte, weil er mich, die bekannte ,,Nihili stin« und Studentin, heirathete, da schwor er, Sie, seinen Vater, nie wie dazu-sehen Er hat seinen Schwur ge halten-bis zum Tode, und in seiner Sterbestunde ließ er unser Kind schwören, nie etwas von Ihnen anzu nehmen usnd sein ganzes Leben dem Vaterlande und unserer heiligen Sache zu opfern, wie er es auch ge t.han!« Der General sank mit einem dum pfenl Klagelaut in den Sessel und murmelte: »Wo haben Ssie sein Kind?« »Sie haben soeben sein Todes-ur theil unterschrieben —- nicht Anton Palusow heißt der ziingling der sein Leben für unsere Dache wagte-— sondern Sergei Sabursti ist es — «hr Großsohn, Alexanders und mein ohn!« Sie athmete tiefan und fuhr fort: »Wir flohen nach Alexanders Tod ins Ausland. Dort erzog ich ihn im Hasse gegen den Henkerstnecht des Zaun-— seinen Großvater. Die Bombe, die er auserwählt war, zu werfen, sollte nicht den unschuldigen Polizisten tref fen——nein, er war ausersehen, sein Leben für etwas Großes zu opfern.. Es hat nicht sollen sein —aber viel leicht daß ich...« Sie unterbrach sich und sah auf die zusammengesunkene Gestalt »vor sich. »Ich kam zu Ihnen, nicht, um Sie um das Leben meines Kindes zu bit ten-—-nein —— ich wollte mich —— alle meine Gefährten rächen! Sie sollten bis zum Tode daran denken, daß Sie, der allmiichtsige Gewalthaber, Jhren Enkel, Blut von Jhrem Blut, getöd tet haben!« Erschöpft schwieg sit ,,Jch gehe morgen einen weiten Weg-— komm nie wieder, also lassen Sie mich ungehindert wieder her aust« « Er machte eine Bewegung, als wollte er sie halten, aber sie glitt aus der Thür. Er sprang auf und ging ans Fen ster. Jm breiten hellen Streifen der brennenden Larterne saher sie schwan kenden Schrittes über die Straße gehen und dann im Dunkel-n ver schwinden. Mit irren Augen sah sich der Ge neral im Zimmer um· Sein Blick haftete sekundenlang an dem lebens großen BiIde seiner früh verstorbenen Gemahlin. Es war ein schönes, kaltes Gesicht-sie hatten sich nie verstan den usnd ihr Tod hatte ihn wenig be rührt. Er öffnete ein Fach des Schreibtisches und entnahm demselben ein kleines Bild. Ein schönes Kna bengesicht mit dunklen, schwärmeri schen Augen, einem weichen Munde, und doch mit einexn eigenen finsteren Aus-druck, blickte ihm entgegen. »Alexander, mein Alexander!« flü sterte er, und ein lautloses Schluch zenerschütterte die hohe Gestalt. Sein Kopf sanl auf das Bild und so blieb er einen Augenblick liegen. Durch seine Seele ging sein vergangenes Le ben. Der Einzige, an dem er mit ganzer Seele gehangen —- sein Sohn war unter die Revolutioniire gegan gen, hatte sich mit einem Mädchen verheirathet, das einen dämonischen Einflusi auf ihn ausübte—ihm war er sitt immer verloren.. Er kannte nur den Dienst, und mit etserner aust sucheer die Freiheitssbewegung ’berall, ohin er am, zu unter drücken, nd wurde so eine der meist l I In der Reitschule. »Sie, Einjähriger, Sie nehmen’g zu wörtlich, daß Roß und Reiter Eins fein sollen!« - gefürchtetsten und gehaßten Persön lichkeiten Rußlandå Um acht Uhr mußte er in eine Sitz ung. Er sprang auf und blickte in den Spiegel. Er erschrak-—ein bleiches, um Jahre gealtertes Gesicht blickte ihm entgegen. Als er um neun Uhr die Sitzung verließ, stieg er in seinen Wagen unsd befahl stutz: »Jn’s Gefängniß.« »Die Lampen dunsten ja bei Euch,« sagte der General finster, indem er mit dem Wächter den langen, schma len Korridor des Gefängnisses durch schritt. »Und diese Feuchtigkeit!« Der schwinsdsiichtige Wächter ging mit der Lampe voraus, vor Angst am ganzen Körper bebend. »Es ist ein alter’Bau, Eure Ertei lenz, und das Petroleum taufen wir bei Moses Samuel.son.« Er blieb vor einer niedrigen Thür stehen. »Wo? Hier? fragte der General mit rauher Stimme. »Jawohl, Excellenz.« sEr öffnete die knarrende Thür, und ein Streifen gelben Lichtes fiel von der Lampe des Wächters in die enge Zelle. - Eine bleiche, schmächtige Gestalt im grauen Sträflingsikleide saß am Tisch und schrieb beim Schein einer kleinen triieben Lampe. »Schon wieder ein Verhör?« sagte er ärgerlich. »So laßt mich doch we nigstens noch die paar Stunden in Ruh. Ihr bekommt doch nichts von mir heraus, und wenn Jhr mich zu Tode martert.« ,,Schweigen Sie,« sagte der Wäch ter ängstlich. ,,Verlaß uns,« befahl der General kurz, »ich will mit ihm sprechen.« Allein mit dem Verurtheilten, blickte ihn der General forschend an. Er suchte in diesem blassen, finster-en Gesicht vor ihm etwas, was ihn an sein einziges Kind erinnerte —- da schlug M"Verurtheilte die Augen er staunt auf und der General zuckte zu sammen. Es war, als hätte sein tod tes Kind ihn angeblickt. »Was wollen Sie? Sie wollen mich wohl bereden, morgen kein Schauspiel der Menge zu geben und ruhig zu ster ben? Fürchten Sie nichts, ich sterbe, ohne eine dramatische Szene aufzu fiihren. Ich leide nur bei dem Ge danken, daß ich für unsere Sache so wenig gethan. Aber wenn ich nicht, so werden meine Brüder, meine Lei denggesährten es vollbringen!« ,,Jhre Mutter . . .« unterbrach ihn der General. »Meine Mutter-s Sagen Sie nichts!« schrie ver Gefangene. »Sie wollen mir erzählen, daß sie für mich gebeten. Nie glaub’ ich das von mei ner Mutter -—— eher stirbt ste! Ge hen Sie — Sie erfahren nichts von mir.« Die Stimme des Jünglings bebte, seine Augen leuchteten. Das trübe Licht der Lampe fiel atif die beiden so verschiedenen Gestalten, spiegelte sich in den goldenen Achselstücken und Knöpfen des General-s und fiel auf das graue Sträflingstleid des Jüng lings. ,,»Jch kam zu Jhnen —- nicht als General — ich möchte Jhnen etwas sagen, was uns beide betrifft,« sagte der General stockend. »Sie? Mir? Jch kenne Sie nicht. Noch einmal bitte ich Sie, gönnen Sie mir die paar Stunden, die ich noch zu leben habe —- lassen Sie mich alleini« Der General trat dicht an den Ge fangenen heran: ,,Sergei Saburski — ich bin Dein Großvater.« Der junge Mann sprang mit einem Schrei der Wuth empor. »Ach, Sie sind der General Sa burski —- Sie, der so viele meiner Leidensbrüder dem Tode überlieferte! Und Sie kommen zu mir ein paar Stunden vor meinem Tode, um hier eine Komödie der Gefühle aufzufüh ren.« Erschöpft schwieg er, und der Gene ral fah mit Grauen in das von Haß förmlich verzerrte Antlitz seines En iels. »Warum gehen Sie nicht? Oder wollen Sie mit Ihrer Gegenwart meine Todesstrafe verdoppean« »Ich wollte Dich vom Tode retten.« »Und Sie glauben, ich würde aus Ihren blutbefleckten Händen mein Leben nehmen? Nie, nie! Jch sterbe ruhig und gefaßt, stolz, für Unsere Sache sterben zu können. Noch ein mal, verlassen Sie mich.« - Der General sah noch einmal den Jüngling an, der aus den Holzschemel gesunken war. ,,Leb' wohl!« sagte er mit zittern der Stimme. Es kam keine Antwort. Er öffnete die Thür der Zelle und trat hinaus. - Den folgenden Tag fand die Hin richtung Anton Pulasows statt. Der General überlebte die Hinrich tung nur ein paar Tage. Er fiel durch die Kugel einer Frau, die sich selbst gleich nach dem Morde erschoß. Der kurze Monat. Junge Frau: ,,Arthur, Mnmc - möchte im nächsten Jahr einen My- , nat bei uns ver-bringen, zu wann soll ich sie einlaiden?«« Mann: »Zum Februar natürlicht« Gemeinderathssitzung. Gemeindevorstand: »Also, die alte Feuerspritze ist so gut wie unbrauch bar, wer für die Anschaffung einer neuen ist, erhebe die rechte Hand! fNichts rührt sich, endlich hält einer die Hand hoch.) Na, der Daxenbauet geht euch mit gutem Beispiel voran.« —— Die übrigen: »Ja, dem fallt dös leicht, der hat schon sei’ neues Häusl!« Jn einer sächsischen Volksschvlr. Der Herr Schulinspektor revidirt in einer sächschen Volksschule Und ruft einen Jungen auf: »Wandle mal das Zeitwort ,,·Haben« ab!« » Prompt ertönt von den Lippen des Z Kleinen: »Ich habe, du hast, er hat, de ;hamersch, da hebt ersch, da hann ses!« » Verschnnppt. « »Ist Jhre Frau noch wach, weus Sie jetzt nach Hause kommen?« »Selbstverständlich!« »Auch wenn Sie später kommenc »Dann erst recht !« j, Ungeduldiger Patient. »Nun, Herr Medizinalrath, ist Ih nen denn die schwere Operation ge lungen?« »Oh, wunderbar! —- -— Nur del ungeduldige Patient wollte deren Ende nicht abwarten.« »Wie meinen Sie das?s«I « ,,Na,«etorbeniter.« · s g f s J Vornehm. «" Mama während Besuch da ist uns Kurt eine Bemerkung macht, daß eis Onkel, der Leutnant war, in Amerik Kellner ist): »Dummer Bube, wie kannst Du nur solche Sachen sagenli Habe ich Dir nicht erst vorgestern ei Bild dieses Onkels gezeigt, ins Frack?!« Kurt (eingeschüchtert): »Ja, Mamc —- und mit Serviette?!« » kq Doppel-Jubiliium. «"«""V Festredner (zugleich Vereinskasskä rer): . .Wir feiern eigentlich ei doppeltes Jubiläum, verehrte San gesbrüder Zehn Jahre gehört unser Freund dem Vereine an, und geradi stünf Jahre ist er heut seine BeitröO schuldigs« Scherzfrage. Welcher Unterschied ist zwischen ei inem Bürgermeister und einem Schnei sdermeister? ) Antwort: Der Bürgermeister is! eine maßgebende Persönlichkeit uns der Schneidermeister eine — maßnehi mende . Warum er nicht zahltr. » Schneidermeister: »Wenn werdet Sie mir endlich den Anzug bezahlen Herr Spund?« , Student: »Sie haben mir doch e klärt, so lange ich den Anzug nicht dg-, zahlt habe, ist und bleibt er Jhr A J zug!« Schneidermeister: »Das a dings!« --k;« Student: »Na, sehen Sie! Da T nun noch immer nicht bezahlt gehört der Anzug noch immer J und Sie können doch wirklich verlangen, daß ich Ihren Anzugs " zahle!«