Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 20, 1907, Sweiter Theil., Image 8

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    I- qs s CI I wies-s
Die Grüngefiegclten.
Eine Weihnachtsgeschichte von A l win R ömet (Berlin).
,. « 1.
Wenn es nach Los-hat Bergfifchier
gegangen wäre in unserer christlichen
Welt, hätte es ein richtiges deutsches
Weihnachtsfeft nicht zu geben brau
chen, wenigstens was die Geschenke
anbelangte. die er anderen zu spen
den hatte. Als Empfänger würde er
schon seinen Mann gestanden haben;
aber außer einem alten »immet gei
ziger« werdenden Onkel seiner kleinen
hübschen Frau war in diesem irdischen
nmmerthal keine Mnschenseeledie
i zum Feste mit etwas bedenken
konnte, was er nicht selbst bezahlen
mußte. Die kleinen Aufmerksamkei
ten seiner Frau sparte sie steh ja vom
Wirthschaftsgelde ab. Und das gab
er ihr doch. Blieb höchstens die
Summe der für die Stickerei oder
Häkelei aufgewensdeten Zeit. Und da
er Beamter war und sein festes Ge
halt bezog, gleichviel ob er gemiitlilich
oder im Galopp arbeitete, so hatte er
fiir den Werth der Zeit nickt die
richtige Taxr.
Seine pekuniären Verhältnisse
hätten ihm übrigens erlaubt, diesem
oder jenem eine kleine Freude zun:
Feste zu bereiten; denn seine Ein
künfte aus seiner Stellung sowohl als
dem zugebrachten Vermögen seiner
Gattin waren groß genug, um ihm
einen bescheidenen Luxus zu gewäh
ren und daneben noch für die beide-n
Jungen Ersparnisse zu machen. Aber
er war früh verwaist gewesen und
hatte dann bei kinderlosen Leuten
Unterkunft gefunden, die bei aller
Rechtschaffenheit doch für die Poesie
des schönsten aller Feste keinen rechten
Bearifs gehabt hatten. Und ihre
Nüchternheit hatte sich unbewußt auf
ihn iibertragen. Mit heimlichen
Seufzern nur vrabfolgte er seiner
Hausfrau in den Wochen vor Weih
nachten die kleinen Stimmchen, die sie
als unbedingt nöthig zur Herr-ich
tung der Fesktafel mit Christianne
und Bauwerk, Nitser und kleinen
Geschenken bezeichnet hatte. und ohne
die köinM Borfreude, die man beim
Einkau» empfindet, beforate er für
Frau und Kinder, die von ihm zu
sMpeerenNn Präsente.
Er
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n
g
E
T
il
Ei
Var-ei war er ionn man ern-a ein
unliebenswürdiger Mensch. Er liebte
Frau und Kinder aus seine Weise
wirklich, hatte sich ihretwegen Hirn-»lis
hoch in eine Lebensversicherung ein
gelauit, bezahlte für die Jungen ra
neben noch Ertrapriimien, damit sie
einmal das Geld sliissig batten,wenn
sie einjährig dienen mußten, und
steuerte außerdem noch in eine Witt
wenlasse vierteljährliche Beiträge.
Aber er dachte bei dem allen eben
nur an die Zukunft Eine rechte
Gegenwartsfreude lannte er nicht,
und m er sie bei anderen bobachtete,
war sie ihm ziemlich gleichbedestend
mit sträflichem Leichtsinn.
Gleichwohl ärger-te er sich ständig
über die vermeintliche Filzialeit des
alten Onlels, der es feiner Meinung
nach doch »dazu hatte«, weiler näm
lich Junaaeselle war. Onkel Gabriel
beachtete dabei gemissenbaft die Ge
burtstage der Kinder und blieb ausl
Weibnachten nicht aus. Aber er
schenkte billiges Spielzeug, »Trödel
kram«, wie Lothar Bergsischer ver
ächtlich sagte anstatt ihnen ein paar
Goldstücke für ihre Spartassenbiicher
in die Hände zu stecken. Und seine
Nichte belam Chololade und gute
Bücher-, auch Dinge, siir die dahins
vater nie Geld übrig Hatte. Onkel Ga
briel war nämlich ein alter Schall,
der oft gerade das that, was andere
kluge Leute siir unvernünftig hielten:
und nur in den engen Straßen mit
den alten schiefen häuserm wo die
armen Leute wohnten, hatte man eine
andere. bessere Meinung von ihm
lEin paar Tage vor dem Fest hatte
seine Nichte ihn ans der Straße ge
troffen, just tote sie honigtuchen sür
die Jungen laufen wollte. Da hatte
er sich ihr angeschlossen und gefragt:
»Na, Marthe, was soll ich denn
den Jungen diesmal lausan
»Was Du denkst, Onkel.
»Und Dir, he?« Möchtest Du wohl
herrn Gottfried Keller-? sämmtliche
Werke besitzen? Sie sind nämlich ge
rade billig zu haben!« .
»Ach, Onkel Gabriel, ich komme
jetzt »so wenig zum Lelen... ,
wrrklichl Möchtest Du sitt das
Geld nicht lieber diesmal etwas...«
»Nu, was denn, kleines Franc-ni
Nur heraus mit der Sprache.«
»s-— sur Lothar tat-few« stammelte
sie errötdend.
Er sah sie lang-forschend an.
« - IW s da ibsn außer
Geld etwas Freude mia l?« brummte
er«danu.
»Aber natürlich. Onkel Gabriel
Lordar ist Dir so zu ban... und
und. . .'—' ereiferte e sich.
»Wa. sehst-! So wer-de ich diesmal
ihn besessen,« entschied sich der Alt-e
Wiss dann nach kurzem Abschied
oIO
Freudestrahlend hatte sie daheim
ihrem Gatten erzählt, daß Onkel Ja
briel die Absicht geäußert habe ch
an diesem Fest seiner zu erinnern, was
Papa Bergfischer mit einem G cht,
das halb Befriedigung halb iß
trauen ausdrückte, entgegengenommen
hatte.
2·
Und nun war der von allen Kinder
herzen so heiß ersehnte Abend endlich
auf die alte Erde herniedergesuntew
Ein Duft von Tannenzweigen, Fefts
tuchen und Aepfeln wogte aus jeder
sich öffnenden hausthiirx süße Weih
nachtslieder aus Urvätertagen schallten
von frommen Kinderlippem und hier
und dort biisten schon die ersten
Christbaumlichter in die abendliche
Dämmerung hinaus
Auch bei Bergsischers klopfte Knecht
Ruprecht ziemlich früh an. Frau
Martha verstand ei trotz der schmalen
Kasse, die ihr dafür zur Verfügung
stand, den Buben eine köstliche Bescha
rung und eine rechte Christfreude zu
bereiten. Auch Lina, die hausmagd
erhielt ihr reichliches Theil, und fiir
Waschfrau nd Flickfrau, die ihr noch
aus dem Elternhause her vertraut wa
ren, wurden trotz der leisen Opposi
tion, die ihr Gatte jährlich dagegen
erhob, zwei Körbe mit Lebensmitteln
und kleinen Geschenken gepackt. Der
Jubel seiner Buben griff natürlich
auch ihm an’2 herz, und die feinen
Taschentiicher, die seine Frau ihm mit
gefälligen Monogrammen heimlich he
ftickt hatte, waren ihm als etwas
Prattisches durchaus willkommen.
Aber wie nun einer nach dem anderen
der Beschentten kam, sich auch bei ihm
zu bedanten, empfand er nicht die ftille
Freude, die seiner Gattin aus den gro
ßen braunen Augen strahlte. Nur das
spürte er leise, daß der Dant, den sie
erntete, weniger gezwungen und ha ig
über die Lippen kam als der ihm ge
stamrnelte . . . . ,
Mitten in me srone ausregung ver
schönenStunde tönte plötzlich dieFlur
llingel. Ein Dienstmann stand aus
der Schwelle «mit einem ziemlich gro
ßen Packet beladen.
»Das ist von Onkel Gabriel!«
liirmten die Buben und umtanzten die
unenthiillten herrlichieiten in erwar
tungsvollerWonne. Aber der Vater
that ihnen den Gefallen, die Schnüre
zu lösen, erst, nachdem Lina zur Zube
reitung des Abendbrotes in die Küche
geschickt worden war. Dann löste er
mühsam, aber barntäckig die Knoten
und packte aus«
Da lam eine kleine Eisenbahn zum
Vorschein für Georg, den älteren »sei
ner Jungen, ein netter Pserdesiall mit
zwei Braunen und zwei Schimmeln
fiir hänschem das Resthälchem
Schächtelchen mit gutem Konsettz
Nürnberger Lebluchen, Osten mit
Niissen, endlich ein Partei Bücher:
»Gottsried Keller’s sämmtliche
Werte«·
Alles Thorbeit!« murmelte Lothar
Bergsischer und öffnete die holzliste,
die ganz unten gelegen hatte.
»Das ist siir Dich, Lothar!« sagte
Frau Martba srobz He hatte bei dem
Anblick der Bücher schon geglaubt, daß
Onkel Gabriel sein Versprechen ver
gesskn hab-· «
»Wenn- ttet Bergmcher amer
zuckend und hob süns grüngesiegelte
langhalsige Flaschen aus dem Stroh.
»Brauneberger noch dazu! Das tst die
sauerste Sorte, die er hat. Fünfund
vierzig Pfennig die Flasche! ! Hat er
mir selber erzählt. Jst das nun nicht
unglaublich?«
»Aber Du hast ihn doch so gelobt,
wie wir das letzte Mal zu Tisch waren
beim Onkel!« wagte Frau Martha
einzuwenden »Ausge«zeichnet sandest
Du ihn wie er Dich stagtel«
»Ach Gott sollte ich ihm etwa in s
Gesicht sagen, daß der pure Essig ein
wahrer Göttertrant dagegen sei,
wass« ereiserte er sich. »An-gern will
er mich damit, das ist so klar wie
was! Aber ich weide mich hüten. auch«
nur einen Tropfen von dem Zeugs zu
trinten Nimm die Flaschen fort, ich
rühr sie nicht an!«
Und grollend zog er sich in sein
.— Zimmer zurück, bit das Abendbrot
sertia sein wtirde. Zaghast tam seine
Gattin nach einer Weile und strich
ihm liebte-send über das haar. Sie
hatte noch ein Unliegen und wagte sich
doch nicht mit der Sprache heraus.
»Die alte Dorte hat hergeschickt Lo
than ob wir ihr nicht ein paar Thaler
vor-strecken können Ihr Junqe ist
traut, und die Medizin kostet so viel.
Wein soll er auch trinken . . ." berich
tete sie stockend
»Wie sollen wir dazu kein-neuli«
entgegnete er dart.
k-· I «-«-4-8c.-I
» " TIERE-If " "«
»Sie wäscht nun doch schon zwan
zig Jahre in der Familie!«
»Und bat jedes Mal ibren Lohn let
tommen, abgesehen von den Extra
spenden, die Du ihr zu Ostern und
auch fest wieder schickst! Aber gut, Du
sollst sehen, daß es mir nicht daraus
anlammi; pack ilse eine Flasche von
meinem Weihnachtsmosel mit ein« und
Deiner Flicksrau meinetwegen ancht
Aber wegen Geld laß mich ungescho
ren. Ich komme selbst in Verlegenheii
zum Ersten!«
Frau Martba that, wie et ihr gehei
ßen; aber sie ging auch an die Kinder
sparbiichsen, die in ihrer Verwahrung
standen, und machte darin eine An
leibe, ebe sie Lina mit den Körben da
vonschicktr.
Dann qing man zu Tische, aus dem
ein stattlicher Karpfen prangte, und
ließ sichs wohl sein . . . .
3
Gegen neun, als Frau Martha so
eben in den »Leuten von Seldwhla"
zu bliittern begann und der hausherr
bemiiht war, Geprgces heizbare Loko- -
motive in Gangqsu bringen« schrillte
die Klingel noch einmal auf. Die alte
Flickfrau war es, die ganz athemlos
in das Zimmer haftete.
.Bielen, vielen Dant, liebe Frau
Bergfischer!« sagte sie herzlich. «Aber
....vae mit dem Geld...ich weiß
nicht, ob das wohl in Ordnung ist! . .
So viel habe ich ja mein Lebtag noch
nicht bekommen!«
Bergfischer horchte aus. Hatte seine
Frau da heimlich wieder meer gethan,
als nothwendig war?«
»Welches Geld, Fräulein Marie?«
fragte er streng.
»Ich weiß von keinem Geld, Ma
rie.« sagte achselzurlend die Hausfrau.
»Run... die zwanzig Marti«
ftarnmelte verständnißlos das alte
vertrocknete Mädchen und holte ein
blanles Goldstück aus der Tasche.
Jch dachte es ja gleich. . .«
»Und die wären in meinem Korbe
gewesen?« fragte ungläubig Frau
Martha.
»Gewiß, über dem Weinpiropsen
festgestegelila berichtete sie. »Jet- hatte
ihn gleich ausziehen wollen, weil mein
Schwestertind einmal tosten sollte!«
»Kreuzdonnenrvetter!« schrie Ber·
fischer, dem plötzlich ein Licht aus
aing. »Das war allerdings ein Ver
sen-in- uud das Gotdnua schnell
einsteckend, fragte er aufgeregt: »Als
wohnt die alte Dotie. Frau? Jch muß
sofort hin und ihr eine andere Fla
· sehe brin n!««
Zwei inuten später war erschon
unterwegs nach dem Flotiangiißchen.
tappte sich bald darauf mühsam die
drei nur -selten being-jenen Stiegen
hinauf und öffnete «e Thüre zur
Wohnung der alten Waschfrain die
Flasche Rothwein, die er in der Hast
gegriffen trampfhafi unter dem Atm.
Jn dem kleinen niedrigen Zimmer
brannte kein Christi-cum. wie er sich
unwillkürlich dargestellt Auch duftete
es weder nach Aepfelrr noch nach Fest
luchen wie bei ihm uhausr. Bei dem
trüben Licht einer xchirmlampe aber
unterschied er alsbald im Hinter
grunde ein Bett, aus dessen Kissen
das bleiche Antlitz eines leitnllichen
Jungen herauslugte, während eine
sältliche Frau und ein paar tleine Kin
der aus dem Bettrande hackten. Das
war die alte Dorte mit ihrem- tran
ken Jüngsten und ihren zwei verwai
sten Catellindern. Ein seltfames Ge
fühl schniitte ihm die Kehle zusam
men, so daß er nicht Guten Abend
zu sagen vermochte.
Dann aber hatte ihn Dorte erkannt
und sprang vom Bettrnnd ans, so
schnell alses ihre alten Glieder serttig
brachten .
»Ach Gott,« sagte sie unter Lachen
und Weinen »der herr Bergfischer
selbst!... Nein, so viel Ehre!...
Kinder, das ist der gute Bergs-schen
Ider immer so ernst aussieht, und doch
ein so gutes Her hat! Der unserem
heinrich heute den schönen Wein ge
schickt hnt mit dem goldenen Sie
darauf, daß wir hohen Brod lautern
können, und die Pulver für heinrtch
und Kohlen fiir den garstigen alten
Ofen! . . . Lieber, lieber here Berg
fischer, wenn ich einmal lange, lange
todt bin, sollen die windet sich noch on
diesen heiligen Abend erinnern, on
dem Sie uns wie der heilige Christ
selber erschienen find und uns alle
unsere Sorgen genommen habenkk
Wie im Traume fühlte er, daß« die
» Alte ihm die hond lü te und ein-paar
heiße Thriinen dorten herniedertropf
ten; zu ahofte Kinderpätlchchen spürte
et an einen Kleidern hernmstreicheln
und ein pour schevtirmerilch lenchtende
Jiinglingiaugen sich on sein Gesicht
hängen
»Aber nein doch!« stammelte er
endlich, sich heftig rituspernd. «th..
he beschämt mich ja!.. .hier ist
otlxoein fiir Ihren ngen. Dotie,
den soll er zuerst tr en· Der an
dere paßt doch nicht so recht znin
flråetcldewein Den trinkt Jhr
e Jst-«
s-..JL DWL-J.Ls
Wf I s.C s I w
Wie er dann wieder auf del-Straße
stand, war ihm fo merkwürdig ums
Herz wie nie »in seinsm Leben. Die
Freude des Geben-s war ihm plöplich-«
qufgegangen, die er nie gekannt hatte,
und ein anderer, als bisher, schritt er
wieder der heimischen Klause zu.
Mit einiger Bang-riß trat ihm
Frau Marthe entge n. Als er aber
ein zufriedenes ichi lah, fiel ihr
eine-Last von Seele. Und noch
iibettaschier wa sie. als et ihr das
Goldfiiick des alten Flickfriiuleins
wieder einhändigie nnd sie bat, ei
dieser Morgen zurück-zugeben
»Wie bist Du nut, Loihae?«
fragte sie heult-Wende »So lieb habe
ich Dich noch nie gesehen!?«
»Ja, ja, ich hab-e den Oniel Gu
briel um einen Dank betrogen!« sag-te
et. »Aber in Zukunft will ich ihn
mit zu verdienen suchen. Und Du
sollst meine Gehilsin sein, Du —
tteue Seele!« , « k
—- A .
Weihnacht und Pulverdampf.
Gern-ge Washington feierte den Feftiag nicht sehr friedlich. » -«’
Ein historisches Weihnachten, das
sich dem Gedächtniß jedes amerikani
schen Kindes eingeprägt hat, ist:
Washington den Delaware treuzend,
— Weihnachten 1776.
Es war am VorabendderSckslgcht
von Trenton. Die Kontinentaltrup
pen waren im Glauben, das Revolu
tionsbeer wiirde die Waffen ruhen
lassen, um Weihnachten zu feiern.
Washington hatte es aber anders be
schlossen. Er lud seine tleinetxkrtnee
in Boote und treuzte den Delaware.
Am Abend des 24. begab er sich in
das Hauptanartier des General
majors Greene. Hier wurde noch
mais Kriegsratb gehalten. Es wurde
beschlossen, an drei verschiedenen
Stellen über den Fluß zu seyen. Die
Division Cadroalader sollte Vorbeu
town angreisen, eine zweite sollte zur
Lamon-Fähre übersezen um mög
lichst den Radcschen - ruppen jeden
Rückzug abzuschneiden Washington
selbst wollte mit der dritten Division
dirett die Besatzung von Trenton
Tiber-fallen
Die Weibnachtsnacht wurde siir die
Uebersadot aus dein Delaware» be
stimmt. Kälte hatte seit dem 20. De
zember eingesest, und mächtige Eis
schollen trieben aus dem Flusse. Die
Strömung war schnell und gefährlich,
das Wetter trostlos und schneidend
kalt. Sobaid sich der Schatten der
Nacht derabsentte, marschirten die
Truppen an den Fluß. «General
Washington, zu Pferd, beobachtete eis
rigst die absabrenden Boote und rief
ll den schwantenden Fabrzeugen ein
stückliches Weihnachten nach. -
Ausgestautes Eis war an beiden
Ufern den Booten hinderlich, so. daß
die Uebersabrt nur langsam vor sich
ging. Nachdem Sterbens Brigade
das linte Ufer erreicht hatte und eine
Wachoostentette am Lande gebildet,
fuhr Washington mit seinen Ossizie
ren zur New Jersey Küste. Seine
Umgebung war in gedrückter Stim
mung und teiner schien einer siegrei
chen Zukunft entgegen zu sehen. Als
dies Washington bemerkte, trat er
heraus aus feiner gewohnheitsmäßi
gen Zurückgezogenteit, und frug scher
zend Hauptmann Knax auf dessen Ko
sten, welchen Theil der Widerwärtig
teiten er"beabsichtige einer gewissen
Dame von englischer Gesinnung, die
der galantr Hauptmann bewunderte,
ais Weihnachtsangebinde zu schicken·
Diefer kleine-Scherz zur rechten
Zeit führte zu einens Umschlag der
Stimmung. Die Gedanken so man
ches Offiziers flogen zun eigenen An
gebeteten und im Geiste tauchte
warm Empfang auf. der ihnen zutheil
werden würde, wenn sie als-Sieger
von Trentvn heimtehrten.
Man hatte gehofft, daß vor Mii
ternacht die Ueberfahrt zu Stande
tommen würde —- der Fluß war
knapp 1000 Fuß breit —L abek es
wurde drei Uhr Nachts, ehe der letzte
Mann das gegenüberliegende Ufer er
reichte. Dann beaann ein ermüdender
Marsch durch Mitte und Hagel· Be
fehle waren ertheilt, fo lautlos wie
möglich zu marschiren, und das La
sungkwort «Sieg oder Tod« vor Au
gen zu haben. «
Endlich brach ein kalter. freudiofer
Morgen an. Glatteis lag auf der
Straße, und man tam nur langsam
vorwärts Mangelnde Wintertlei
dung machte den Zustand der Mann
schaft zu einem bemitleidensroerthem
Schweigfarn ging es an einsamen
Farrnhäusern vorüber und durch-die
hickorn- und Eichenmälder den Fluß
« entlang bis Birmingham, vier Meilen
vom Landungzplah entfernt. Die Ko
lonne theilte sich nun in zwei Divisio
nen, die in verschiedenen Richtungen
gegen Trenton marfchirken. Alsbeide
Kolonnen die hölste des Weges zu
rückgeiegt, brach der Tag an. Der
Plan toar gelungen. Washington
hatte richtig gerechnet, die Folge der
nächtlichen Ueberfahrt war der An
griff auf Naht der zu dein geschicht
lich bekannten Sieg der Ameritaner
siibrte.
Washington’i Tapferteit hatte die
Sache,der Ameritaner gerettet. War
es ihm bisher nicht gelungen, Rekru
ten anzuwerben, der titbne Dändftreich
führte ihm tausende Freiivillige zu.
AL- L I---L
Die Thattrast der ·Kotonien war ieit
einiger Zeit gesunken, und bit Weih
nachtstag vor der Schlacht bei Tren
ton war einer der trübsten in der Ge
schichte der Bereinigten Staaten.
Auch das vorhergehende Weihnach
ten war ein trostloses giwesen Ge
rade hatte die amerikanische Revolu
tion begonnen,, und Washington unb
seine Getreuen konnten nicht ahnen,
welch’ freudige Bescheerung ihnen im
nächsten Jahre zutheii werben wurde.
Weihnachten 1777 stand dann die
Armee bei Forge Ballen Auch du
mals hatten die tapfer-en Schaaren
unter Hunger und Kälte zu leiden,
während die Englänber in dem nicht
weit entfernten Philadelpbiu sich lär
menben Feiertags -«·Geniissen hinga
ben. Doch einem Christtinbe- gleich
ging Martha Wafbington durch die
Reihen des ameritanischcn Lagers,
nach besten Kräften Trost und hilse
spendenb.
Weihnachtsbaum.
Der Frühling naht, mit lindern Hauch
Die Erde zu beglücken,
Mit Blüthentnospen Baum und
« Strauch
Und Wiesen rings u schmücken.
·Es trägt ihr Fritt eid die Natur,
Und alle Bäume prangen
In bunter Zierde; leer ist nur
Ein Einz’ger ausgegangen
Und auch der Vögel froher Sang,
Tönt nicht in seinen Zweigen,
Ring-Zum des Frühlings Jubeltlang,
In ihm allein herrscht Schweigen.
Und wenn des Sommers heißer
Strahl
Sich auf die Erde sentet,
Von feinen Blumen ohne Zahl
Dem Baum er teine ichentet.
s
U..1..-L.L»1
N
M41-0-IYWC. I ..
Eis-«
Wenn sich im Herbst, von Früchten
schwer,
Der Bäume Aefte neigen,
Da steht er wieder wie bisher
Mit schlichten leeren Zweigen
Er, dem allein nichts wird bescheert,
Nicht Früchte, Blumen, Blüthen,
Er steht allein auch unversehrt
Jn Wintersturmes Wüthen.
Verweltte Blätter, gelb und fahl,
Die Erde bald bedecken:
Die Bäume standen nackt und kahl:
Die dürren Zweige streckten
Sich traurig aus-— nur Einer nicht
Der, als vom Eis er starrte,
Jin Ncrdeltleide grün und schlicht
Jcn Winter selbst verharrtr.
Als Wald und Fluren eingeschneit,
Begann er Frucht zu tra«en,
In jener stillen, trauten dein
Da froh die Herzen schlagen —
Da prangte er an Früchten reich
Und spendete Entzücken;
Da tonnt’ von seinem grünen Zweig
Man Weihnachtsgaben pflücken.
Aus feinen grünen Zweigen dringt
Der helle Schein der Kerzen,
Und lauter belrus erklingt,
Und Freude chwellt die herzem
Und jedes tleine Aermchen streckt
Jn kindlichem Verlangen
Sich nach den Zwei-gen «- reich be
de t —
Und rosig glüh’n die Wangen.
Der helle Strahl in uns'ree Brust
Die heikge Gluth entzündet,
Daß unser Herz die eig’ne Lust
Jrn Glücke And’rer findet.
Die Erde wird der Liebe Reich,
Und Friede. Wohlgefallen
Herrscht unter Deinem grünenZweig,
Du schönster Baum von allen!
-«.. .. « Wi-. i »WWMH««I
deines-stift.
«. . . hab noch nie gesehen, daß Sie .
in der Sihung den Mund geöffnet
hol-eitl« -
»Seits Ich gähne doch jedesmal,
» wenn Sie redenl«
Js- deinttsineeay
, Ei interefsirt sich site Sie, Fräu
lein. ein sehr stlcher Monat Aber des
muß ich gleich-bemerken — er ist
Sportdmann du nnd durchl . . .
Auteln, Bergtraxe n, Wirt —- das
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»Ach, hätten Sie denn nicht ton
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