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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 13, 1907)
Uebraska Staats-Anzeiger und J'cerold. ZZHJHZHJ Fes- Geer-w Island-, Reve» 13. Dezember fi90f7äs fcåiveikeeääyeir.j «»ziiy,;i,;i;k m. okk FkaIILFZZLET Was ist der Frauen hohe Zier, hr schönstes Kleid? — r größter Schmuck ist, glaube mir: »Die Einfachheit«. Was ist der Frauen Edelstein? — »Der Güte Geist«. Der wird ihr Anmuth stets verleih'n, Die hoch man preist. Worin lieat einer Frauen Kraft Und edler Muth? — Daß sie mit Kopf und Herzen schafft, Was »recht und gut«. Zur rechten Zeit. Stizze von Else Krafft. Schon lag der Pfarrgarten im bun ten Kleide, und in den Rosenstöcten schimmerten zwischen dem dünn ge wordenen Laub ledig blafse Blüthen, die der Herbftsturm in einer Nacht ent blättern konnte. Drüben unter den Obstbiiumrn lollerten lustig und flink dicke, roth wangige Aepfel von den Zweigen ins Gras, und die Kinder balgten sich jauchzend um die reifen, saftigen Früchte, die· ihnen der herbst in den Schoaß warf. Ernestine that dieses Jauchzen weh. Jm vorigen Jahre hatte sie mitger belt zur Erntezeit. Da war sie mit den vier ihrer Obhut anvertrauten Kindern des Predigers schon ganz in der Morgenfriihe in den Garten hin abgegangen, um zu sehen, wann es Zeit sei zum Pfliicken, zum Schmauien und zum Einmachen der Birnen, Pflaumen und AepseL Und in ihrem Herzen war Glück und helle Seligkeit gewesen« wenn die Kleinen und Größe ren wie die Kletten an ihrer Schürze hingen, bettelnd und schmeichelnd um das Obst. War es in diesem Herbst nicht das selbe? Die Kinder wohl . . . Ia, uno das Jauchzen und Betteln auch. Aber sie selber schien verändert zu fein. Sie sah in das bunte Laub, sah das letzte Blühen im Garten und das lehte Ernten, und biß die Zähne aufeinan der, damit sie nicht zu weinen brauchte. herbst, Abschied! Noch wenige Tage nur, und sie würde hinausgehen aus dem Hause, in dem sie seit Jah ren Mutterstelle an den Kleinen ver treten hatte, seit Jahren in Haus und Hof, in Küche und Keller nach Her zensluft schalten und walten konnte. Und an ihre Stelle würde eine neue Pfarrfrau kommen, eine junge, feine, schlanke Pfarrfrau, würde Morgens nnd Abends mit den Kindern beten, und dem Vater dieser Kinder leben, treu einer in des anderen Liebe aufge heut-. Ob sie das wohl würde? . . . Ernesiine sah unwillkürlich zu dem weinumranlten Fenster des stillen Mannes hinauf, der sich eben zu einer Ausfahrt rüstete, die sein Lebensglück entscheiden sollte. Jn Gedanken ver folgte sie schon diese Fahrt des Haus herrn über die Felder, durch den Wald bis jenseits des Grenzpfades nach Gut Liebendorf. Die alte Pfarrkutsche würde schwer fällig über den Herrenhof rasseln, die Knechte und Mägde hinzusdringem um dem Seelforger beim Aussteigen behilflich zu sein« der da im schwarzen Rock und weißer Binde so feierlich zum Besuch lam. Und dann auf der Terrafse der Empfang des Gastes, das stille, sich ewig gleichbleibende Lächeln des Fräulein Marga, und das wohlge fallige Schmunzeln des alten Guts herrn, wenn er von der Werbung des Pfarrers hörte· · Ernestine fror jedesmal, wenn sie in das kühle Gesicht des Gutsfräu leins hineinschaute, auf die schlankem weißen Hände, die so kalt und lase bei jedem Besuch die warmen Kinder patschen ftreiften. Mit jähem Ruck wandte sich das Mädchen um« und lief durch die Gar tenwege den Obftbäumen entgegen. Es war eine fast schmerzliche Sehn sucht in ihr nach den Kindern. Ein allgemeines Halloh empfing sie, ein einziger Jubel. Zuerst riß sie den Jüngsten, den dicken, fniifjiihrigen Kurt in ihre Arme, der gegen sie angeftiiiirmt kam. Das war ihr Nesthiikchen, ihr Verzug. Dann Lisa, das blonde, lachende Son nenscheinchen von acht Jahren, das sich anscheinend in das stille Pfarrhaus verirrt hatte, von Gebet und frommen .;j»,»håndefalten nicht viel wissen wollte, — und lieber mit arm- und beinlosen Puppen Theater spielte. Annemarie, die hangzöpfige. schlan ke, war dafiir mit ihren elf Jahren die gebotene Pfarrerstochter. Schon jeßt besuchte sie fleißig die Kirche, brachte den Armen und Kranken die Gaben ihres Vaters, und war der Liebling des ganzen Dorfes. Ernestine ließ die beiden Jüngsten aus den Armen, und trat zu dem Mädchen hiniibiier, das verträumt ins Herbftlicht starrte. »Der liebe Gott hat Lampions am Himmel angezündet, Fräulein,« mein te sie andächtig, »sehen Sie mal, wie das zwischen den Wollen aufblitztl Da feiern die Engel gewiß auch Ernte feft, nicht wahr?« »Ja,« sagte Erneftine nur, indem sie mit weichem Finger iiber den brau nen Kon des sinnigen Kindes hin ftrich. Sie spähte dabei nach der Laube, zwischen deren gelichtetem Blattwerl sie den zwölfjährigen Wal ter sihen fah, der in einem Buche las. Sie trat näher, und fah dem Kna ben, der ganz und gar dem Vater glich, über die Schulter. Er zuckte zusammen, unld wurde dunkelroth · Ernestine griff erschreckt nach sei nem Arm »Aber Junge» . was fehlt dir denn? Weinst du? Warum denn? Geht s mit der Leltion nicht? Hat der Vater gefcholten.. . fags mir doch, Jung e.« Er blickte sie hilflos an, unt-schüt telte den Kopf. »Ach» b.loß. .dieHanne sagt .die Hanne meint, Sie gingen bald fort von uns, Fräulein . . so ne Liie m Mädchen that das Herz weh. Es neigte sich noch tiefer über den Knaben, und die sonst fp feste und frische Stimme zitterte »Es stimmt vielleicht, Walten Jch. will zu meinem Bruder zurück, derl mich nothwendig braucht, « sog sie in! ihrer Angst, dem Knaben allzuwehej zu«·thu·n«. · ; » er pries ne fah zurua, nef aus oer Laube, und quer in das Buschwert der Bäume hinein. s Langsam schritt sie dieWege zum( Pfarrhaus zurück, und ihre Füße wurden schwer, je näher sie ihrem. Ziele kamen. s Jm Hofe stand bereits die alte« Kutsche, an der soeben Wilhelm dies Pferde einfpannte. Das ’ Geschirr sblntte und blitzte von all’ den vielen Auffrischungsmittelm die man fiir das ehrwürdige Gefährt angewendet hatte. und alsErneftine an die Thiir des Studirzimmers klopfte, trat ihr der Pfarrer, zur Auf-fahrt schon be reit, entgegen. »Dritcken Sie atso den Daumen· Fräulein Erneftine, das meine Aus sahrt heute nicht zwecklos ist. habe ein wenig Angftt Meine künftige Pfarrfrau ift am Ende zu vornehm für unser Dorf hier, und zu zartfiir faviel Pflichten. Doch, troenn Sie ihr ur Seite steh’n, wird’s schon» .« Er ftoctte mitten im Sah. Sie hatte leidenschaftlich den Fion gefchiittelt. »Duran rechnen Sie bitte nicht, Herr Pfarrer! Jch habe geftern... gestern einen Brief bekommen von meinem Bruder. Er braucht mich. Jch möchte am 15. Oktober zu ihm ziehen . .. ja» . also fort von hier . .« »Aber das geht ja gar nicht·!« Sie lächelte trübe svor dem über eugungsvollen Tone, in dem er diefe orte hervorgeftoßen hatte. »Warum denn nicht, Herr Pfarrer? Jetzt, gerade jetzt geht das doch mehr denn je! Eine neue Hausfrau wird einizethen, eine-» eine Mutter für die Kinder,«'... hier zitterte ihre Stimme doch etwas bedenklich, und sie nahm alle Kraft zusammen, um nicht weinen zu müssen, wenn sie der. Kleinen gedachte, die sie behütet hatte, die sie so lieb gehabt. Der Pfarrer zog unwillkürlich die Handschuhe wieder von den Fingern, und feste aufgeregt den aninder ne ben sich auf den Tisch. Er fah erhitzt und roth aus. »Ja, aber, Ernestine, bedenken Sie doch bloß, was Sie uns damit an thun,« sagte er hastig, im Eifier anz das »Fräulein« sortlafsend. »Jetzt, gerade jetzt im Herbst, wo die langen Abende kommen, und die Kinder mehr ans Haus gefesselt sind! Wo das Obst, das Gemiife fiir den Winter hergrichtet werden niu , und die Weihnachtsbefcheerung f«r die armen Kinder vor der Thür fteht. r soll denn das nun anleiten und sorgen, wer foll denn lernen, beten mit den Kindern, und meine... meine Bücher ordneni«... Ernestine hatte den Kopf erhoben, und es swar ·«ein ungeheures Staunen in ihrem Blick, eine große, leiden lchoitltchc Fragt «Wer... wer das soll? Jhre Gat tin, die neue Pfarrfrau . . .« Er stand unbeweglich und starrte sie an. Er begriff sich und seine Em pfindungen nicht mehr. Er dachte des blassen, überschlanten Mädchens mit den strengen Augen, und den feinen, weißen Händen. Er dachte daran, wie sie i seit Monaten so deutlich u verfte n gegeben hatte, daß sie seine Werbung annehmen würdede er selber hatte sich längst mit dem Gedanken vertraut gemacht, sie als Gefährtin fiir den ferneren Lebens weg zu holen... warum iam ihm nun plötzlich diese untlare Angst bei; diesen Bildern? Bisher hatte er im-; mer in einerArt sicherer BeruhigungI gedacht: Fräulein ist ja da Fräu leini wird schon sorgen, daß alles sei nen richtigen Weg weiter get-. Nun sie aber fort wollte... dem Manne wurde seltsam ums Herz. »Herr Gott,« da te er verwirrt und froh zugleich, »- ils du mir jetzt zur Klarheit und Erkenntniß des V-eiten." Ernestine stand ein Weilchen und litt es, idagz seine Finger die ihren fest hielten, is dunkles Noth ihr über Stirn und Wangen floß, und sie ihre Hand heftig aus der seinen löste. Sie wußte sich nicht anders zu helfen, wenn sie nicht losweinen sollte, wie ein kleines Kind. Sie lief zur Thür und Iwollte hinaus. Sie konnte aber nicht. Der Pfarrer war schneller wie sie. Wie ein ganz Junger stand er plötzlich mit ausgebreiteten Armen neben ihr, und versperrte ihr den Weg. Und es war ein Leuchten in seinem Blickwie nie vorher. »Halt... so geht das noch nicht!« Er hielt die Fliehen-de plötzlich am Herzen, und seine Worte wurden vorI ihrem heiß erglühten Antliy zum ver trauten Flüstern. ,,Bleibe hier... ja? Geh’ nicht von mir und den Kindern, denn... ich glaube, ich würde vor Sehnsucht nach meinem guten Kameraden ver gehn Jch brauche die andere ja gar nicht! Dich brauche ich, Dich ganz allein! Gott wird’s segnen, ich fühle es, Ernestine. Du... Du auch?« Sie nickte nur. Jhr Haupt lag fest und still an der Brust des geliebten Mannes. Seiner Kinder dachte sie. Ihnen Mutter sein diirfen..-,. Mut ter... Sie faßte das Glück kaum. « Unten aber ausf dem Hofe wurde die alte Pfarrkutsche noch zur rechten Zeit wieder in den Schuppen zurück geschoben. — Der schwarze Schleier-. Eheliche Tragitornödie von E r d mann - Graeser. Das muß ich sagen, wenn eine Frau erst eine sierdee bekommt, ist es gewiß nicht leicht, ihr das Hirn gespinst wieder zu vertreiben. Eines Tages ssansd sich in unserer ehelichen Wohnung ein schwarzer Schleier ein. Es war ein ordinäres Ding, das gut für eine häßliche Tante alo Nachthaarbeutel gepaßt hätte. Niemand wußte, woher das Ting plötzlich kam. Gewissenhaft wie meine Frau nun einmal ist-und ich habe diese haussrauliche Tugend immer an ihr hochgeschätzt —sragte sie der Reihe nach alle ihre Freundinnen und Bekannten, ob ihnen vielleicht der schwarze Schleier gehöre? Aber nie mand wollte diesen Wischlappen als sein Eigenthum anerkennen und so das Räthsel lösen, wahrscheinlich, weil sich alle gen-irten. Denn er war wirklich so minderwertbig, daß sich selbst die Habaierigste nicht einmal zu einer Lüge verstand, und sich da durch in den Besitz des Dinges ge bracht hätte. Nun wäre es wohl das einfachste gewesen, das herrenlose Gut zum Fenster hinauszuwersen, zu verschen ken oder zu verbrennen, um es siir immer los zu sein. Jch äußerte auch diese Absicht , aber da nahm mir plötzlich meine Frau den Schleier aus den Händen, sah mich mißtrauisch an und sagte: »Aha-nun weisz ichja, woher er ist-ich bat-? mir ja gleich gedacht.« »Musik« »Ja; thu nur so —-du willst ihn wieder verstecken!« »Verstecken?« »Es ist doch ein Andenken von ihr!« Und alsichsie oerständnißlos ansah ,,Du hast ja immer Geheinmisse vor mir gehabt...« »Willst du dich nicht ein wenig deutlicher ausdrücken?« ,,·Nein!« »Schön, —- wenn du nun also weißt, woher der Lappen ist, wirst du mich also endlich in Ruhe lassen.« »Du gestehst es also ein?« »Was gesteh’ ich erni« häPaß du eine heimliche Geliebte a . ,,Ja— ein ganzes Schock und jede schenkt mir ihre abgelegten Schleier!·' »Verstell’ dich, wie du willst, du bist ja ganz roth geworden!« »Bo: Werth wie kannst du mich aus heiter baut heraus solcher Ge schichten beschuldigent Jch hab’ ge kadeZem mir eine Geliebte zu hal en.« - »Aber du hast doch bor mir schon eine andere geliebt!« ·,,Jetzt hab’ ich’s satt —- wenn du nicht augebnlicklich aufhörst, nehm ich meinen Hut und geh’ aus dem Hause!« »Ja-— eh’ nur zu ihr,« sagte sie, in nerböses Weinen ausbrechend, »aber ich weiß auch, wasichihue!« I sf sit Es war scheinbar alles gut gewor den, und vergnügt und froh kam ich am anderen Mittag nach Haus. Jch hatte aber kaum guten Tag gesagt, als ich merkte, daß irgend etwas nicht in Ordnung war. »Du kommst ja heute so früh?« »Ist das Essen noch nicht fertig?« »Dvch —- aber...« ,,Aber?« »Nichts — nicht-M Und plötzlich trat sie dicht an mich heraäi nnd schnupperte wie ein Jagd san . " »Was hast du denn?« fragte ich befremdet ,,Du riechst Ia so stark nach Par fiim,« sagte sie streng. Jch beroch mich selber. »Herrjeh. das kommt daher, weil ich heute sriih beim Barbier wart« »Ach « Sie nickte mich mit höhni schem Lächeln an. »Es-rührt hab’ ich das nie gerochen« »Dann hast du eben den Schnupsen geha-bt!" k »Um Ausreden bist du ja nie ber legen!« »Ausreden, was brauch’ ich denn fsiir Ausreden!« schrie ich. »Man kommt ja hinter alles,« sagte sie mit einer Resignation, daß mir die Galle überlief. «Hinter was bist du denn gekom wen-nein, bitte, jetzt will IchAnt wort haben«!« Sie machte ihr Handgelenk srei: »Ich habe mich heute erkundigt, es ist ein modernen französischer Schleier, die in diesem Jahr ganz kurz getragen werden« »Jn des Dreiteuselsnamem meinet wegen kann es sonst was sein« Die se: Fetzen wird dich noch um den Ver stand bringen« »Ja-ich habe erst heute eine Ge schichte gelesen, wo ein-Mann seine Frau ins Jrrenhaus gebracht hat, um seine Geliebte zu herathen!« »Das kann ich dir sagen.« schrie ich, »solche Umstände mach’ ich mir mit dir nicht, ich geh’ mit meiner einfach aus nnd davon.« »Nun giebst du es also doch zu gesteh’s doch, ich weiß ja alles!« »Was soll ich denn noch gestehen?« Und wieder ging der Tag zu Ende wurde esZ Nacht, ohne daß wir mit einander ein freundliches Wort ge sprochen oder uns gute Nacht gesagt hätten. If II Is Später als sonst, aber nicht aus bdset Absicht, kam ich am anderen Tage heim »Im letzten Augenblick wurde ich aufgehalten, ich tonnte wirklich nicht eher kommen!« »Du brauchst dich ja gar nicht zu cntschuldigen,« sagte fie, ,,es muß ja entsetzlich sein, immer neue Ausreden zu ersinden!« ,,«-’5ängst dii wieder an, soll das so Tag für Tag weitergehen? ich dächte, wir hätten von gestern und vorgestern gerade genug.« . Jhir gespannter, lauernder Blick haftete aus meinem Anzug. »Riechst du etwa wieder ’was?« »Ach nein -—erlaube doch ’mal,« und herantretend, hob sie meinen lin ken Arm und nahm mir voin Rock ein langes Haar. »So,« sagte sie triumshirend, »gestern, als ich dasl Parsiim roch, sagt-est du, ich leide an Hallucinationen und sei hhsterisch; willst du das ietzt auch noch behaup ten?« Und sie schwenkte das Haar hin und her ,,Zeige doch mal, dann wirst du ja sehen, daß es von dir ist!« »Daß du’s mir sortnsiinmst —ein schwarzes Haar, wo ich blond bin-— morgen geh’ ich damit zum Gerichts chemiter.« »Du bist nicht blond, sondern braun und das ist braun und nicht ichwatz!« »Das wird ja die Untersuchung er neben « »Du brauchst dich nicht in Unkosten zu stürzen, denn damit du es weißt nnd endlich Ruhe giebst: Meine Ge liebte ist ein Rothtops!« » Sie sah mich starr an. Dann trat sie ans Fenster und hielt das Haar gegn das Licht: »Ja— es ist auch ro .« »Siehst .du! Und wenn ich griin ge sagt hätte, sähe es grün aus, die Ei fersucht hat dich schon sarbenblind ge macht-« sit sit III Die ganze Nacht hatte sie geweint und am andern Morgen, als ich ihr blasses-Gesicht sah, that sie mir leid: ,,Kind, willst sdu nun nicht ver niinstig werden's Du verbitterst dir und mir das Leben. Hab’ ich dir je mals Ursache zu einem solch’ schänd lichen Verdacht gegeben?« Sie lehnte sich schluchzend an mich. »Ich ——ertrag’s——ja auch nicht — mehr länger —————! Wenn ich wenigstens — Gewißheit hättet« »Aber so glaube es mir doch, die ganze Geschichte ist ein Hirngespinst!« »Nein, nein — etwas Wahres ist daran, aber vielleicht ist es nicht ganz so fchlinim!« - »Mein Gott, wenn ich nur wüßte, was ich thun soll, um dich zu beruhi gen,« sagte ich, das ich sie so verzwei felt und unglücklich sah. Plötzlich machte sie sich los: ,,Kannst du schwören?« »Ja!« »Dann sprich mir nach —- willst »Ich will « ,,Heb’ die Finger hoch. Also: Jch wisl auf der Stelle umfallen...« ».»Umfallen...« »Und todt sein« « »Todt sein« .Wenn ich eine Geliebte habe « . .Geliebte habe,« beendete ich den Schwur »So — und nun wirst du mir Ruhe geben, denn du siehst ja, ich lebe noch!« Jn etwas feierlicher Weise trank ich nachher Kassee und dann machte ich mich zum Fortgehen fertig Als ich sie zum Abschied küßte, schlang sie keide Arme um meinen Hals: »Ich habe so furchtbare Angst...« »Aber warum denn, Kind?« Sie sah mich bittend und beschämt an: »Es könnt dir ’was passiren—wenn du nun umsällst und todt bist!« »Also hab’ ich nach deiner Meinung vorhin falsch geschworsen——ich sehe ja nun, du bist total verrückt unld ge hörst in eine Nervenheilanstali!« Jch redete mich immer mehr in Wut-h, da sie nicht antwortete. »Die Geschichte musz aber ein Ende haben ich ertrag’ diese Vetdächtigungen nicht länger. Heute komme ich über haupt nicht zu Tisch- ich habe keine Lust, mir jeden Tag das Essen ver bittern zu lassen!« Sie sah mich seindselig an: »Das hast du ja nur beabsichtigt, weil du dich mit ihr verabredet hast —- geh iur und betriige mich!« »Nein, aber ins Wasser spring’ ich —dn siehst mich nie wiedert« Damit schmetterte ich die Thur zu, daß es im ganzen Haus trachte und lief davon. st- IB Dis Jch hatt-e ein jämmerliche-Z Essen lj«inuntergewiirgt, mich mit dem Kell ner gezankt und war dann Planlos durch die Straßen gelaufen. Am Spätnachmsittag schleppte ich mich todtmiidc heim. Meine Frau kam mir still, sanft, freundlich entgegen: »Ich bitte dich inn Verzeihung, daß ich dir Unrecht gethan habe. Tante Minna hat ge schrieben, sie Hat den Schleier beiuns liegen lassen, wir sollen ihn ier hin schicken!« »Wenn Tante Minna sich noch einmal beiuns sehen läßt, fliegt sie aus dem Hause,« sagte ich. f »Sei mir nicht böse,« schmeichelte ie. — ,,Bring’ mir lieber mein Essen!« Und dann schlang ich das ausge iviirmte Fleisch, dessen Sauce schon wieder gerann, ingrimmig hinunter. Arn Abend — ich hatte alle ihre Versuche. mich umzustimmen und aufzuheitern, abgelehnt —- sragte sie sanstmsiithig: ,,Hatt.est du denn wäh rend der ganzen Zeit nichts ge gessen?'· »Ja» »Im Restaurant?« . »Wo denn sonsti« »Ich srage ja nur!« »Du dachtest wohl, bei meiner Ge l-iebten?« ,.Pfui!« Nach einer Weile trat sie zu mir, faße meinseHände und sah mich fle hend an: »Ich will dich ja nie mehr fragen und quälen, nur das Eine sage mir aus Ehve und Gewissen: »Hast du Tante Msinna gebeten, daß sie diesen Brief schreiben soll?« Jch saßte mich mit beiden Händen an den Kopf, denn ich fühlt-e, daß ich irrsinnig wurde. Aber es mußte hier doch itwas geschehen, sonst ging wirk lich alles in die Briiche. Und da er innerte ich mich, daß man auf die Jdeen eines Kranken eingehen mus» sawenn er sie selbst aufgeben soll. T ,,«a —ich habe Tante Minna ges-Z beten!« ,,Also hast du eine Geliebte?« »Ja, ich habe eine!« ,,Eine RothhaarigeW ; »Rothblond.« Eine Pause dumpfen Schweigensjisj trat ein. »Wie sieht sie sonst noch aus?« »Dicl!« »Was hat sie fiir Augen?« »Grüne!« « Ünd wieder nach einer Pause, die nicht enden wollte, sagte meineFrant - »Das ist furchtbar —- was soll »Um aus uns beiden werden?« « »Das weiß ich nicht!« «" »Rothblond,« sagte meine Fraa plötzlich mißtrauisch »das Haar wars« ja aber schwarz!« »Ich habe auch eine schwarze Ge liebte!« »Du «lügst!« al -. Plötzlich lachte sie laut auf: ,,Æ Gott, wenn ich nur wüßte, wo hier die Wahrheit steckt...« Jch zuckte mit den Achseln. ,,Wol- « len wir nicht lieber schlafen gehen,ssi« ich bin miide zum Umsi«nlen!« —-—-«Z Und dann sind wir schlafen gegan gen Am nächsten Tage hatte ichki wirklich Ruhe aber wenn mich nich-i alle Anzeichen trügen, fängt meine Frau heute oder morgen doch wieder mit meiner Geliebten an, denn bis jetzt hält sie den Schleier nock immer niißtrauisch versteckt und wartet of- « fenbar nur auf den Zufall, der ihr zu ,k Hilfe komm-en soll und ihr alles, alles verrath. Der schlaue Klaus. Klaus fushr mit seinem leeren"Ge- «· niiisewagen vom Markt nach Hause. Auf dem Wege begegnete ihm Peter, der mit seinem Kohl in die Stadti zum Markte wollte. Er hätt-e gar zu; gern das schön-e Gemülse besessen. : aber wie es erlangen-? Da kam ihm ein-e Idee. ,,Du,« rief er den Peter an, »wic-; » kann man nur so betrunken sein!« « »Wer, ich?« ; »Ja- du!« .- f »Das ist nicht wahrl« schreit Peter « empört. »Vielleicht hast du selber ’n XI «Affen.« s »Wer, ich?« eisxert jetzt Klaus in gut geheuchelteni Zorn, ,,na warte, f das will ich dir »Du willst mir was?« kreischt jetzt Peter puterroth vor Wirth »das wol len wir doch seh’ ' If Und in rasender Wuth begann er. Ti jetzt seinewGegner mit dem prächtigen Eis-i Gemiise zu bornbardiren. Ein Kohl topo nach dem andern flog so in den » leeren Gemüsewagen des schlauen Klaus, und nach einigen Minuten -« war der Wagen voll. Heidil hiebjetztså Klaus auf die Pferde ein, wieder zu- « rijck zum Markt Peter war der Gefoppte. Mit sei nem leeren Wagen lehrte er traurig heim und durfte nicht einmal Viel Aufhebens von seinem Mißgeschick machen, sonst hätte man ihn noch obendrein aus-gesposttet. M Auch eine Antwort. Man erzählt, daß Nasreooin als Knabe einmal in die Mühle Getreide führte, um es mahlen zu lassen. Als seine Säcke gefüllt waren, überraschte ihn der Müller, wie er aus fremden Säcken Mehl in die eigenen that. »t· »Was thust du, Kind, bist du ver riickt?« rief der Müller. »Wenn ich mein Mehl in die Säcke anderer thäte, Dann wäre ich verrückt, so aber thue icl: das Gegentheil!« Ein Richter in Jndiana hat einem » Farmer, dessen Ehe auf Antrag seiner Frau geschieden wurde, achthundert Dollars Alimente zugesprchen. Das ist recht. Erstensentspricht es der von . den Frauen erstrebten Gleichberechti- -- gung und zweitens wird das Verfah ren, wenn es sich einbiirgert, die Zahl J» der Ehescheidungen ganz erheblich ver- II mindern. sit Il- sit Jn östlichen Gesängnissen sollen: Phonographen aufgestellt werden. Fällt diese Nennung nicht etwa unter die unzulässigen ,,ungewöhnlichen und grausamen« Strafen? Il- III Its . Der große Diamant, den Süd afrika dem König Ebward zum Gei -. burtstag geschenkt hat, wird ims Thronornat Verwendung finden, . Schade: der hätte so schön zu König — » Edwards Straßentoilette gepaszt. - - st- II· si- ; s Lebensphilosophie —- ist unter arr- « derm auch die Fähigkeit, einer Sache, die keine guten Seiten hat, die beste J«: abzugewinnen.