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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 13, 1907)
Es irrt der Mensch. " Roman von H. Conrtlss Mal-let. is- BRAUNs-) Das war es wohl, was vorhin ahnungsvoll ihr Denken trübte. Wenn Mekanie v. Bertoev herrin aus Tornau wurde, mußte sie sicher oon dannen ziehen. Diese Frau has-te sie, das hatten i hundert Kleinigteiten verrathen. rumi Das hatte sie bisher nicht gewußt. Jetzt dämmerte leise eine Ahnun in ihren Gedanken aus, aber sehne und scheu verwars sie dieselbe, ehe sie ganz gefaßt war. Die· Tornaus wurden in »den Kreis der bereits anwesenden Gäste gezogen. Herr v. Dirsiertamp legte förmlich Veschlsg aus Renatr. Er mochte sie sehr gern und unterhielt sich stets prächtig mit ihr. Auch seine Gattin, eine frische rundliche Frau, der Her zensgiite und Lebensluft aus den Au gen leuchtete, siihlte sich von Ren-nie angezogen. Sie behauptete, Frau v. Tornau, ihre beste Freundin, sei um ihre jun-ge Helferin sehr zu beneiden, und versicherte ihr, daß sie glücklich wäre, auch so ein liebes Ding um sich haben zu können. Für Melanie aber gab es seit Rolfs Ankunft nur noch einen Zweck: ihn so siel als möglich an ihre Seite zu fes seln und mit der Macht ihrer Schön heit gegen seine Zurückhaltung ins Feld zu ziehen. Bei Tisch war er ihr Nachbar und mußte all die klei nen Manöver raffinirtester Kotetterie iiber sich ergeben lassen. Sie ahnte nicht« daß sein Blick immer wieder verstohlen nach dem süßen blassen Gesicht Renates schaute. und daß Rols brennend seinen alten Freund Die kårtamp um seine Tischdanie benei e, denn der alte Herr hatte sich's ausgemacht, daß er Renates Nachbar Mk. »Mit der kann man doch ein ver nünftig Wort reden, Rols Rölschm —- das ist eine Prachtausgabe des lie ben Schöpfers-F hatte er Lachend zu Tomau gesagt, und der junge Mann hatte nicht widersprochen, sondern nur mit glänaendem Blick zu der jungen Frau hin-übergesehen. Als gelegentlich eines Toaftes Me slkmies Glas das Tornaus berührte, sah sie mit feucht schmachtend-zu Au gen zu ihm aus. »Sind Sie nun endlich oersohni, lieber Noli oder ürnen Sie mir noch immer?« flü erte sie ihm zu. »Ich habe keine Veranlassung,Jb Ren zu zürnen, Frau Baronin,« ant wortete er rußig und ernst. »Frau Baronint Wie kalt und förmlich das klingt! Haben Sie so gar-g vergessen, daß ich einst einen anderen Namen für Sie trug? Rols -bergaßen Sie denn ganz, was un sere Herzen einst verband?« »Unsere Herzen? Sie irren, aniidige rau. Nur meines war in Banden, s Ihre war frei und sessellos.« »Das schien nur so. Ach, Noli wenn Sie wüßten, was ich um Sie gehtten habe.« Er sah sie groß an. »Um mich? Sie gestatten, daß ich mir darüber einige Zweifel erlaube.« »Nein, das gestatte ich Ihnen nicht. stets —- ich reichte dem guten Bertow sur aus den dringenden Wunsch mei Iei Vaters die hand, um ihn vor dem Isin zu retten —- das habe ich Ihnen doch schon damals gesagt.« »Ja, das thaten Sie, und als ich seit redlich Mühe gab, das zu glau ben, kam Jhr Vater eines Tages zu mir und tlagte seine Tochter an« daß ihr Hang zu Wohlleben und Genuß uchst sie trieb —- aber wir wollen dies · a fallen» lassen, es führt zu nicht« »Rolf!' Sie sliisterte feinen Ra men mit heißer Zärtlichkeit ,,Rolf —- ich wußte ja selber nicht, was ich that, ich kannte mein eigenes Herz nicht und habe schwer gebüßt.« Ja demselben Augenblick wandte sich Tornaus andere Nachbarin mit einer Frage zu ihm, und Melanie preßte ärgerlich die Lippe zwischen ihre Zähne. So durfte er ihr nicht entwischenZ An seiner Kälte entsachte sich die Gluth ihrer Leidenschaft immer mehr, sie wollte nicht daran denken, ihn aufzugeben Jetzt, da sie frei war, mißte es Mittel geben, ihn in ihre Unsre zurückzuführen Sie war nicht T - risse-Ist eine schöne Frau. Alle Män - M huldigten ihr — und dieser eine, Use, den sie besitzen wollte, sollte I» Mr bleiben ihrem heißen Begehren ge · ber? Sie wollte es nicht glau « . Oder —- liebte er eine andere? sur er gefeit gegen ihren Zauber, ttedie blasse Frau mit den rothen i pen und den dunklen Augen ihr Im aus seit-ein« Versen verdrängi?« IV Messe Blick zuckte zu Renate hin M —dem Efer sollte getanzt wer -.. somit M Melanie in einens « Mensch-I wehen dem Speisesaal ; « thndarnm gebeten. Ge May Licht erfällte das lauschige MM Samaripprtieren trenn III-Indes Musen-Mein « ernurtöniedasw sellschastötreiben herein. Inzwischen tlang leise die Musik herüber. Melanie ließ sich seufzend aus einen Diwan nieder. »Ah, die Ruhe hier ist wohlthuendl hier. lieber Rolf --— meine Tanzlarte, wählen Sie.« ’ Er verneigte sich und blieb vor ihr stehen, während er seinen Namen auf ihre Karte schrieb. Sie riickte zur Seite, um ihm Platz zu machen. »Wollen Sie nicht Platz sieh-neuli« »Ich glaubte« Sie wollten sich zu rückziehen, um Ruhe zu finden. Jch will also nicht«slören." Sie faßte nach seiner Hand. »Rols, das ertrage ich nicht länger. Warum quälen Sie mich noch immer? Sie wissen, daß Sie mich nicht stören. daß ich mich jahrelang nach Jhnen gesehnt habe »Sehr schmeichelhaft für mich, Frau Baronin.« Sie stampfte schmollend« mit dem Fuß aus. »Ich will dies »Frau Ba ronin« nicht mehr von Jhnen hören!« »Und ich habe mich einst lange ge sträubt, zu glauben, daß Sie diesen Titel und den damit verknüpften Reichthum sur ein ehrlicheä Mannes-s her-Z eintauschten. Jch habe ihn mirs so lange eingeprägt, bis seine Träge-« tin mir nur noch unter dem Namen einer Baronin Berlow bekannt war· Es dauerte ziemlich lange,« fuhr er bitter werdend fort, ,’,und es kostete mir manche gualvolle Stunde, ehe ich ganz begriffen hatte.« »So vergessen Sie es wieder. Rolf, nennen Sie mich nur ein einziges Mal wieder Melanie!« Er richtete sich hoch auf und sah sie stolz und ruhig an. ,,Auch nicht wenn ich Ihnen sage, daß ich keinen glühenderen Wunsch habe als den, wieder gut zu machen, was ich gefehlt? Rolf, mein ganzes Leben will ich dir zu eigen geben, will so lange mit meiner heißen Liebe um dich werben, bis du mir verziehen hast, und dein Herz sich mir wieder zuwendet. Du kannst nicht so kalt zu mir sein, als du mich glauben machen willst, du willst mich nur demüthigen — zur Strafe, daß ich einst glaubte, ohne dich leben zu können. —- Rolf, ich will in Demuth harren, bis meine Liebe die deine wieder weckt, nur sag’ mir, daß diese Kälte its deinem Wesen bloßer Schein ist. « Jch spiele nicht Komödie, und was todt ist, läßt sich nicht mehr werten. Sie sollten sich und mir solche Szenen ersparen.« Sie sprang auf und trat dicht an ihn heran. »Du liebst also eine an dere! Nur deshalb bist du so grau sam gegen mich,« rief sie mit unter driickter Stimme. — . . U Roli war bleich geworden. irr rrar zuriiel und sagte kalt: »Sie vergessen sich, Frau Baronin!'« »Du wirst mich noch toll machen. Jch lasse nicht von dir —- ich schwöre es. Du bist untreuer, als ich's je gewesen, denn, ich oerschenite nur meine hand, du aber dein Herz. Aber ich lasse dich nicht.« Er wandte sich mit einer Verbeu gung zum Gehen. Sie hielt ihn am Arm zurück. »Gehen Sie nicht so von mir —- nur ein gutes Wort, Rols — ein einziges gutes Wortl« Er sah sie an. Sein Blick wurde weich, als er ihr thriinenvolles Auge sah. Welcher Mann bliebe kalt bei dem Anblick einer Frau, die weinend um seine Liebe fleht. »Ich bedaure Sie und Ihr verfehl tes Leben, aber es ist mir unmöglich« diese Unterhaltung fortzufehen Sie gestatten, dasz ich mich entferne.« Sie ergriff seine Hand und preßte sie an ihre Wangen. Sie waren von Thränen feucht. Vergehen Sie mir, Rols?« « »Von ganzem herzen!« »Und bleiben Sie mein Freunds« »Ich will verswem ob ich das sein Iann.« Er verbeugte sich und ging. Sie sah ihm mit funkelnden Augen nach. »Und ich gebe dich doch nicht auf, Rolf Tornau!« sagte sie leise vor i sich hin— ( Dann warf sie den Kopf zurück und T ordnete vor einem Spiegel ihr han« »Diese Stunde soll mir diese Wer tentin büßen,« mutmelte sie voll Jn grirnm. Dann trat sie zum Schreib tisch, schrieb schnell einige Worte auf einen Bogen Papier und tlingeite dann einem Diener. »Dieses Telegeanrm soll sofort nach der Station geschickt werden« Dat Telegramm war an Tracht-Dis gerichtet und lautete: »Ich erwarte Sie morgen Abend in Person-I Noli war zu feiner Mutter getre ten, die neben Uenate saß und sich mit Hm- usd Frau v. Merkur-w nn W. Man-tanzte bereits, und die M des Laufes betheilsigte sichs keh haft an diesem Vergnügen« weiss-z einen Theil der Menschheit iii Ent ziicken zu versehen und dein anderen wie Blodsinn zu erscheinen pflegt. Rolf wandte sich plöslich zu Renate. »Volken Sie Lust, zu tanzen?« S»ie war gerade in den Anblick der vornherschwebendeii Baronin vertiest und sah nun lächelnd zu ihm aus. Er stand hinter ihrem Sessel und beugte sich zu ihr herab. »Ja und nein,« antwortete sie. »Warum nein?« »Mir ist« als wären hundert- Jahre vergangen, seit ich getaiizt habe. Jch glaube, ich tänie mir selbst recht son derbar vor, wenn ich mich mit fröh lichen Menschen im Kreise drehte.« »Schade. Jch hätte sehr gern — einen einzigen Walzer wenigstens — mit Jhnen getanzt.« Frau v. Tornau mischte sich ins Gespräch. »Ich bitte.Sie, liebe Re nate, thun Sie Rolf doch den Gefal len. Sie sind doch wahrhaftig noch leine alte Frau.« »Also —-— wenn Jhre Frau Mutter es wünscht, so tanzen wir." » ! Er zog die Stirn zusammen. » s »Nein, ich danke. Zwankssollein JSie sich nicht auferlegen. Wenn Sie es nicht gern thun, verzichte ich-lieber. Auch ich bin über das Stadium hin aus, wo man am Tanz allein Ver gnügen findet, und ich habe den Zwang dazu oft als lästige Pflicht be trachtet.' »Und trotzdem wollten Sie sich auf opfern und mit mir tanzen?« Er sah ihr tief in die Augen. »Ja —- dieses Opfer wollte ich bringen. Jch bilde mir nämlich ein, daß es ein Genuß sein müßte, mit Jhnen zii tanzen." »Dosten Sie rin, Herr v. Tornau —- Komplimente sollen Sie mir nicht machen!« »Nein, dazu stehen Sie mir auch zu hoch. Aber Wahrheiten darf ich doch sagen. — Und nun tann ich mei nen Korb nach Hause tragen-« « »Jetzt entstellen Sie die Thatsa chen. Jch gab Ihnen ieinen Korb, sondern Sie mir.« »- hnen?« »Ri , ich wollte ja mit Jhnen tanzen, Sie dantten jedoch.« »Weil Sie es nur gezwungen thun wollten. Es hätte Ihnen Ueberwin dung getostet, mit mir zu tanzen.s' Sie erhob sich und trat neben ihn. Mit leisem Erröthen sagte sie freund lich, aber bestimmt: »Jetzt will« ich aber mit Ihnen tanzen. Eben beginnt ein neuer Walzer. Sind Sie frei?« Er sah sie« strahlend an. »Ganz frei-— bis auf den Kotillon mit Frau v.Bertow. Wollen Sie wirklich mei nen Wunsch erfüllen?« »Ja —- und ganz ungezwungen, nur weil ei mir Eikeime macht." »holla, Frau rtentint Jst das nun recht von Ihnen? Mich haben Sie vorhin talt lächelnd abgewiesen,« rief Diestertamp scheinbar tief belei digt, »und nun gehen Sie einfach mit Tornau zum Reigen! Rolf —- Räts chen, mein Junge, das tostet Blut« Der lachte. »Wenn wir mit unse rein Walzer zu Ende sind, stehe ich zurtVersiigung Jeht habe ich teine Diestertamp vertrat ·edoch den-hei den denWeg und sah mit lächeln der Ueberlegenheit an. »Na nee— Verehrtestr. Erst das Geschäft und dann das Vergnügen. Ich lasse Sie nicht eher los. als bis mir Frau Re nate einen feierlichen Eid geleistet hat, den nächsten Walzer mit mir zu tanzen.« »u- :..--- ev-—. -f. zis- I«-I-«nd « Ulc III-ZU- Ljsuu u-, usu »s-»»- -»» »Den leiste ich blindlings, Herr von Dieftertamp. Jch hätte Jhnen vorhin den Tanz sicher nicht verweigert. wenn ich überhaupt die Absicht gehabt hätte, zu tanzen. Da es herr v. Tornau indessen wünschte, änderte ich meine Absicht.« »Ja-was soll ich da thun? Na türlich verzeihen und mich auf den nächsten Walzer freuen. So— der Weg ist srei, Tornau, spieszen Sie mich blos nicht mit den Augen auf ich gehe ja schon-« « Rolf reichieRenate den Arm, und sie gingen nebeneinander durch den Saal. Diesiertarnp sah ihnen lö chelnd nach, und auch die beiden alten Damen hatten ihre Freude beim An blick der beiden stolzen, schlnnlen Ge italien. Tornnu führte gut und sicher. feine Haltung war ungezwungen und ele gant. Renate gab sich mit wahrhaf tern Vergnügen dem Tanze hin, und ihre Bewegungen- waren so leicht und graziös, daß der junge Mann gar nicht daran dachte, die Tour zu been den. Erst als die Musik zu Ende war: blieben sie stehen und sahen sich an, wie aus einein Traum etwa-I chend. Ein Anschauen war es, als! wären ihreSeeten inzwischen in einemt Wunderland gewesen und wollten nurj ungern in die Wirklichkeit zurücklehq ren. - « « Schweigend brachte Tornau seine Dame an ihren Plah zurück. · ; Melanie hatte Tornau nicht aus ; den-Augen gelassen, trotzdem Mitbrin xbar anderweitig reichlich beschäftigt war. . Endlich kam der Kotillon an die Reihe, zu dern sie von ihm engagirt war. Mit tiefer Verbeugung trat er aus sie zu und reichte ihr seinen Arm. . Versprean Sie mir. mein this - richtet Benehmen m vorhin zu ver DGHIM herr v. TernauK »Ich verspreche es Ihnen. wenn Sie überhaupt einer Verzeihung be dürfen.« . , ich bedarf ihrer. Jch war maßlos und heftig. Jch werde mich aber in Zukunft nicht mehr fortreifzen lassen von meinen Gefühlen und mich ins Unoermeidliche fügen. Jhre Liebe habe ich mir verscherzt, nun will ich versuchen, mir Jhre Freundschaft zu erringen« Sie sagte es in einem so weh miitihig resignirten Ton, daß ihn tie fes Mitleid mit ihr ergriff. Er war selbst zu ehrlich und offen, um begrei fen zu können, daß die Baronin schon wieder Komödie spielte. Er sah sie freundlich und gütig an, wie er es nie gethan. und führte ihre Hand an feine Lippen· Er vergaß und vergab ihr in dieser Stunde alles, was sie ihm-zugefügt s O ; Rolf stand am nächsten Morgen mit schmunbespritztem ohen Reitftie gln neben feinem erde auf dem elde und wollte eben aufsteigen, um nach hause zu reiten, da lam in ge strecktem Galopp Diestertamp auf der Landstraße dahergeritten. »Morgen, Rölfchen,« rief er schon von weitem, «na, sehen ja riesig sa lonfiihig aust« Tornau lachte. »Das tomint von : meiner Extursion da iiber die Rüben-« iiaer. Der Boden i regen dieser Nacht total ausgeweicht. Was ich hier Hause trage, reicht siir einen Berliner Vorgarten vollständig aus.« Diestertamp schlu lachend mit der Reitgerte in die Lust. »Na, klettern Sie nur ’rauf auf Ihren Gaul, ich begleite Sie noch ein Stück. Was ba ben Sie denn auf dem Rübenacker zu schaffen gehabt?« »Es llappte etwas nicht mit der Maschine — bin ordentlich warm va lsei geworden. Es ist so schwül heute, get Herbst scheint sehr milde zu wer n.'« »Na, das täuscht zuweilen. Aber ein tüchtiger Kerl sind Sie doch,Rolf, allerhand hochachtung Sie verstehen sich aus d:n Kladderadatsch wie ein Alter. Ihr Vater würde seine helle Freude an Jhnen gehabt haben. Alles tlivp und«tlar, das Auge des herrn macht die Kühe fett und so weiter. Tornau ist mir lieber wie manches größere Gut.« «Mir auch." »Natürlich — und ohne Schulden —das gibt es heutzutage bei Acker bau und Viehzucht selten genug-Drü ben in Partow soll-s zum Beispiel Matthiii am leßten sein, wird wohl bald unter den Hammer kommen. Damme Geschichte das. Natürlich-— Partow hat das Gut schon start bela iet von seinem Vater übernommen, dann zwei Söhne bei der Garde — dazu langt's eben heute nicht mehr, da muß Geld im Beutel sein-« »Ich hörte auch schon davon. Schade um den alten Parlonx er ist von friih bis spät selbst mit auf den Beinen.« an den Stiefeln nach: vorn Gewitter- ; »sama; —- er weyrr nai, so gut er kann. Man hängt doch auch an sei ner Kliischr. Aberes wird ihm nchts helfen, er allein tann das Unheil nicht mehr aufhalten. Seine Frau hat viel auf dem Gewissen, was nicht theuer war, taugte einfach nichts. Na, der hätte ich ein Liedchen gesungen! Was braucht eine Landwirihsfrau Pariser Toilettenl Und im Februar mußte es sbei den Dinerö frische Erdbeeren ge ben, das Stück eine Mart. illa-es geht einem ja weiter nichts an, aber es greift einen doch an. Ich war eben drüben, um ein Paar Pferde zu taufen — das Züchten versteht der Barte-wen aber es bringt nicht ge nug ein, das lohnt bloß im Großen, wie in Berlonx Wissen Sie’s schon, daß die Barhnin sich einen Gestiit merster engagtrt hat? Sie sprach ge stern mit mir dariiber. Ob der seine Sache versteht? Na, die kann es schon mit ansehen, da sind Batzen genug flüssig. So viel Geld, avie die hat, gibts ja gar nicht —- was, mein Sohns« »Ich weiß es nicht, kann mir’s aber denten.«« »Na, die schöne Melusine —- nee, Melanie —- wird schon gewußt haben, warum sie den llapprigen Rammel greij zum Ehegespons enommen hat. —- Aber adjiis denn, lf, ich schlage mich hier nun seitwärts ins Gebüsche. Meinen Gruß an Ihre Damen.« Rols reichte ihm die Hand vom Pferd herüber. »Auf Wiedersehen, Papa Diesteriamp, herzlichste Grüße an Jhre Gattin« Sie ritten nach verschiedenen Rich tungen davon. Als Tornan den Wald erreicht! hatte, ließ er ein Pferd im Schritts gehen. Er tr nete sich den Schij von der Stirn nnd pfiff leise vorsi J hin. Arn Weiher hielt er eine Weile an und sah sinnend auf den Plah hinüber. wo er Renate damals wei nend gefunden. Unter der Bank schim merte ein Blatt Papier. Er sit-g ab nnd hob es auf. Ei war, trohdern es Bank und Bäume gefchiitzt hatten. etwas feucht. Lächeln glötiete er es, s es war ein Blatt and Renates Notiz buch. Jn ihrer tlaren, feinen Schrift Was er: 40 Büchsen Apriiosengelee, 150 Büchsen Kirschnrarrnelade, Leute tii r nachgesehen, den Deren an die Re hiihner erinnern — Er mußte lachen, aber es llang weiss-und gerührt. I « I gäb« eine Landwirthin,« lagte er vor sich hin und» dann legte er das Blättchen sorgsam in ein dacht seiner Brieftas?, nachdem er es zwiij then seinem aschentuch vorsichtig getrocknet hatte. s o Seit dem Fest in Bertow warens nahezu vierzehn Tage vergangen. Melanie hatte ihren Feldzugsplam entworfen und ihre Tattit voll tiindig geändert. Sie hatte Rolss utter einigemal besucht, aber immer, wenn sie rhn abwesend wußte. Kam er un erwartet nach Hause, so verabschiedete sich schnell und wars ihm traurige» licte zu. Das machte ihn unruhig. J Er rvar viel zu gütig, um unbewegt mit anzusehen, daß sie um ihn litt Hatte er ihr doch unrecht gethan, war sie doch eines tieferen Gefühls sähig?j Es that ihm leid sie so schroff be-j handelt zu haben wenn das auch nichts an der Thatsache änderte, daß sie seinem rzen gleichgültig gewor den rvar. nbehagiich war ihm ihre Traurigkeit jedenfalls. Er stellte sich immer freundlicher zu ihr und se gleitete auch seine Mutter und Re snattr. als diese in Bertotv Besuch machten. J Hans v. Tr chwitz hatte am Fen ssier seines Zi mers estanden —- er » wohnte im Verwalterlfa use —- als die «Tornauer Herrschaften am Schlaf-, dsrsuhren Er tonnte gerade in Re n tes Gesicht sehen und prallte er schrocken zurück. Hinter der Gardine verborgen, starrte er mit weitgrössneten Au en auf die junge Frau, und als siefek nen Blicken entschwunden war, rich tete er sich langsam empor. »Das ioar Renatr. Kein Zweifel ist möglich. Wie tommt die hier-hast« murmelte er und rief nach einem Neittnecht, der eben am Fenster vorüberging. «Mertens, kennen Sie die Herr schaften, die eben angekommen sind?« »Jawohl Herr v. Trachwit3, das war der Herr v. Tornau mit seiner Mutters« »Es waren doch zwei Damen?« »Die andere heißt Frau Werteniin und ist so ne Art Gesellschaftssriiw lein oder so." »Ah fo—ich dante Jhnen.« »Der scheint aus die hübschen Da men sehr neugieriq zu sein," dachte Mettens und pfiff lachend durch hie Zähne. (Fortsehung folgt.) Ver Detektiv des Zarem London, im November-. Seit eini ger Zeit lebt in London Herr M. J. Persiß, der bis vor Kurzem einer der Chefs des gefürchteten internationalen Departements und der beriichtigten Geheimdienstabtheilung der russischen Polizei war und im Palais des Zaren Allen denen, die sich inoffiziell fiir in ternationale Verbrechen interessiren, itt der Name Periiß tein unbekannter. Er hat sich aus dem offiziellen Leben angeblich zurückgezogen und seinen Wohnsitz in London genommen, das er als das Zentrum aller Verbrecher bezeichnet, um in privater Eigenschaft sich mit den Glacehandschuhverbrechern zu beschäftigen, die als Erpresser die Gesellschaft belästigen. Herr Persiß ist, wie sich von selbst versteht, lein Fremdling in London und befand sich bei dem jüngsten Londoner Besuch der Zorns-Mutter als Chef der gehei men Wi in deren Umgebung. Wie sehr ihn die rufsische kaiserliche Familie schäßt, beweisen die vielen Crinnerungszeichem die ihm von die ser geworden sind, und die zum Theil die Wände feiner behaglichen West endwohnung schmücken. Das letzte Geschenk der Kaiserin war ein pracht volles Paar Manschettentnöpfe mit dem russischen Wappen in Diamanten. Herr Persiß ist, wie ein Londoner Blatt erzählt, der Sohn eines reichen Moskauer Kaufmannes und hatte es nicht nöthig, sich um einen besonderen Lebensberuf zu bemühen. Sein Schicksal wollte es, daß er, erst neun zehn Jahre alt, einer alten Dame in der guten Gesellschaft begegnete, mit der er bald auf fo vertrautem Fuße stand, daß sie ihm eines Tages dke Erklärung machte, ihn adovtiren zu wollen. Bei Gelegenheit einer Un terhaltung zeigte sich diese Dame aus sallend vertraut mit einem großen Diebstahl, der lurz vorher in Moskau stattgefunden hatte. Der Fall in teressirte Persiß, und, mit einem na türlichen Deteltivinsiintt begabt, machte er sich zunächst daran, auszu tundfchasten, wer die Belanntschaften der alten Dame waren. Dabei ergab sich ein solch verdächtiges Material, daß er es dem Chef der Moskauee Polizei verlegte. Dieser erfuchte ihn, den Fall weiter u verfolgen und sich auch ferner des ertrauens der alten »Dann zu vergewifsern. Einige Wo Jchen später wurden nicht weniger als "42 Personen verhaftet, von denen sitt herausstellte, daß sie einer beriichttgten Verbrecherbande angehörten. Sie alle wurden zu lebenslänglichem Ge fängniß verurtheilt, was fiie Herrn Versiß vermuthlich kein Schaden war. Der Gouverneur von Moskau ließ das junge Polizeitalent rufen und bot ihm an, die von ihm freiwillig aufge nommene Thätigteit weiter zu verfol gen. Persiß erklärte aber, er würde et vorziehen, in den Dienst der Ge heimpolizei zu treten, und er wurde hierin angestellt. Der junge Beamte brachte flir den neuen Beruf die hier fiir erforderlichen Eigenschaften mit. Er iii groß. kräftig gebaut, weiß sei Inen Mann zu siehea, hat die glückliche ' ,Gabe der Kombination und ein selte- « nes Spra talent, mit dem es ihm ge lungen, el lebende Sprachen zu met stern, unter ihnen so schwierige wie Arabisch- Türtisch. Chinefisch. Nach vierjähriger Dienst t wurde er in den persönlichen ienft des Zaren berufen und an die Spi e der Palastpolizei ge teilt, obne da die niederen Unterg enen ahnten, daß er ihr Chef sei. Jn der Folge wurde er wiederholentlich als ein höchst gefähr liches Jndividum denunzirt das mit allerhand berdächtigen Perfo n ver kehre, ja, er wurde sogar einmal ein gesteckt und mit den Verschwörern ge gen das Leben des Zaren, um sein Jnlognito zu wahren, berurtoeilt. »Ich bin durch schreckliche Erfah rungen in meinem Leben gegangen,« erzählt herr Persih, »und wenn ich offen sein soll, liebe ich die Aufregung. Man fühlt dabei wenigstens, daß man lebt —- bis- man ermordet ist. Meine stärkste Sensatiorr empfing ich jedoch, als ich einmal mit dem Zaren in Warschau war. Er bewohnte ein Jagdschloß, das früher den polnischen Königen gehört hatte. Allerhand bö ses Geiindel trieb sich dort herum, und ich beschloß, eines Abends einen Rahab eine der niederen Kneipem auszusuchen, wo dieses Voll veriehrte. Als Student oerileidet betrat ich das Haus« wo mich bald eine schlecht ge kleidete Gruppe von Leuten mit sehr intelligenten Gesichtern interessirte. Sobald ich mich diesen Personen näherte, hörten sie zu sprechen auf oder begannen ein Gespräch über ganz gewöhnliche Dinge. Jch bemerkte ie doch, daß in die Kneipe dauernd Fäs ser mit Wodta geschafft wurden. Als mein Studententostiim mir leine weiteren Dienste leistete, verileidete ich mich als Kutscher, und es gelang mir, den Auftrag zu erhalten« ein Faß Wodia von der Station in die Kneipe zu schaffen. Jch bemerkte, daß die Arbeiter, die beim Ab- und Aufladen beschäftigt waren, anscheinend alle den Besebl erhalten hatten, die Fässer nicht zu schütteln und sie aufrecht zu stellen. Das bestärlte meinen Verdacht. und . es gelang mir, mit vier meiner Leute aus Petersburg in das Gewölbe zu gelangen, in das die Fässer überge siihrt worden waren, wobei ich ent deckte, daß die Branntweiniässer Dynamit enthielten· Hierbei machte ich die viel wichtigere Entdeckung, daß aus dem Gewölbe ein geheimer Gang unter den Palast führte. In oer folgenden Aar-or umneure ich mit einer mir zur Verfügung gestell ten Schwadron Hufaren das Haus und nahm dessen Jnfassen gefangen. Dann stieg ich allein in das Gewölbe hinab und begab mich nach dem gehei men Gang. Er war so schmal und niedrig, daß ich mich nur, mit den Ellenbogen oorwärtsschiebend, auf flachem Leibe liegend vorwärts bewe oen konnte· Es war eine harte und mühsame Arbeit, und meine Kleider hingen in Fetzen an dem in Schweiß gebadeten Körper herunter. Nach et wa einer Viertelstunde bemerkte ich von der anderen Seite kommend einen Mann, der sich mit einer elektrischen Botterie zu schaffen machte. Beim Lichte einer elektrischen Lampe be merkte ich, daß an der Batierie ein Draht befestigt war, der offenbar mit den Dynamitfiissern unter dem Palaste in Verbindung stand. Jch griff zu meinem Revolver. Dann überlegte ich mir, daß ein Schuß viel leicht das Unglück herbeiführen könn te, das abzuwenden ich mein Leben einsetzte. Jch troch näher. und ehe der Mann es sich Oerfehem faßte ich ihn bei den Handgelenlem und so la gen wir beide eine Weile. Es war unmöglich, mir hier Hülfe zu bringen. Wir rangen wohl zwei Stunden mit einander. Dann gelang es mir, mich mit den Zähnen in den Kupferdraht einzubeißew Langsam biß ich ihn durch. Jch weiß nicht, wie lange das gedauert hat, aber ich brach mir dabei einen Zahn aus. Als der Mann sah, daß die Verbindung mit der Batterie aufgehört hatte, rief er »Pro Palo«, was etwa heißt: ,.Verlorenes Spiel«. Jch sagte ihm, daß, wenn er mir ge wisse Jnformationen geben würde, er nicht bestraft werden würde, aber er wollte mir nicht glauben, auch nicht auf mein Ehrenwort. »Was hältst du für das Heiligste,« fragte er mich. »Gott und der Zar,« erwiderte ich. Ei nen solchen Schwur nehme ich nicht an," sagte er. »Schwöre auf deine Mutter, und ich will deinen Wunsch erfüllen.« Das that ich, und dann scho ben wir uns durch den Gang zurück Der Mgnn wurde eine Zeitlang mit den andern gefangen gehalten. Nach dem er aber nach Petersburg gebracht worden« tntervenirte ich, und obwohl er nach Stbirien verbannt wurde, er hielt er doch dort ein Stück Land und ist heute verheirathet. Ich glaube, er ist ein guter Patriot geworden; jedenfalls fchreibt er mir regelmäßig einmal im Jahr. Die übrigen achtzehn sind hin gerichtet worden« W Anzeiget «Erblindeter alter Kater wird an tinderlose gute Leute zu ver schenken gesucht. Nur Nichttestaura teure mit Prtmareferenzen wollen sich melden bei Fräulein Tiftelmannf k Chieagoer Klubdanien agitieren für die Pensionierung der städtisehen Gän le. Das menschliche Elend in ihrer Uinåetzebung sehen sie wahrscheinlich n '