Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 06, 1907, Sweiter Theil., Image 7

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    «Otkknkr Hclxrkihkbmk non
b Ists-zip Innkstkngkh
W —
No. 287. Es hat so verschiedene
Siesens im Jahr, do hötn die Feier
diig gar nit mehr aus un wann einer
gepäst is, dann is auch schon widder
en annerer da; ich gleiche die Feierdäg
ganz guts exower was zu viel is, das
is doch zu motsch. Das sonnige is,
hier in dieses Land duhn se aus alle
Ocklehschens en hallideh mache, awwer
die werlliche Feierdiig, wo jeder die
sente Mensch un jede Frau zellebrehtc
sollt, da hen se nur ein Dag, während
mer in die alte Kontrie zwei und drei
Dög draus mache duht. Da is sor
Jnstenz Jhstere un Krißmes un Ruh
jiehr un Pingste, wei da macht mer
in-dieses Kontrie gar nicks draus, se
sin wie en rehgeller Sonndag un das
is all. Jn Schoimennie do is jeder
von die Däg e ganze Feckehschen. Well,
es is emol so un ich tann es nit
tschehnsche. Von den hällowien hen
ich Jhne verziihlt. Was der Dag
meine duht, weiß ich osf Kohrs nit,
ich dente es muß ebdes mit Kähbitsch
zu duhn hen, so e Art Kiibbitsch Ernte
un Dantsest. Awwer se mache hier e
Wese aus den Dag, das is großartig
« un hardlir is der Dag iwwer, dann
werd schon widder von den Denksgif
sendag odder Terkiedag wie mer ihn
uss deitsch ruse duht gesproche Die
Msweilern hot den annere Tag zu
mich gesagt, daß se an den Dag e klei
ne Pahrtie gewwe deht un do müßt se
noch e ganze Last Stosf tause, hiiahä
mer wollt sich doch ennihau nit bla
miere un wann auch der Wedesweilet
als e Ruhl nit so arig perticleler wär,
an den Dag do wär er ganz schreck
lich genau. Do miißt alles so sein :1n
nit annerschter. Se wollt sich deß
halb auch noch e wenig Linnen tause
un Neiss un Fohrts, bilahs mer deht
doch gleiche, wann alles recht schiin un
niet gucke deht. Jch hen se ganz ruhig
tahle losse un hen dann nur gesagt,
ich deht nit so viel um die Autseit
gewwe, wann nor die Jnseit gut wär
un das meint, wann nor ebbes diesen
tes zu esse da wär, das wär der most
importente Peunt un in die Lein, do
deht ich mich sor Niemand schenniere,
bilahs ich tö n nt toche. Well, damit
war die Sach geseitelt un ich sin wid
der heim gange un grad wie ich in mei s
hausgehn wollt, do is e Farmersch
frau komme un hot gefragt, ob ich nit ;
gleiche deht, en schöne Terkie zu tause. «
oss Kohrs deht er noch-leide, awwer
die Piebels in die Zittie wäre ja jeszi
ganz lrehsig dasor, sich ihre eigene
Terties zu rehse. Das is ebbes neues
an mich gewese; awwer ich hen die Ei
di ganz gut gegliche. Die Frau hot
mich ecksvlehnt, das; mer den Börd in
e Backs setze deht, grad wie auch e an
nere Gans un dann deht mer ihn sied-.
iuhiet die Bänd. Wann mer das so
sor e Woch odder zwei aedahn hätt.
dann hätt mer awwer e Pietsch von en
Terkie, wo mer praut draus sein
könnt. Se hot mich dann den Tertke
gezegt un ich muß sage, es war e arm
seliges, derres Stück Möbel. Jch hen
auch ihre Ettenschen aus den Fäckt ge
kahlt, awwer sie hot gesagt, daß wär
ja grad der Riesen, daß mer ihn fiede
deht. Die Frehm wär da un das wär
all was nöthig wär. Well, Sie wisse
gut genug, daß jeder Mensch als emol
en dumme Streich mache duht un ich
hen auch jeßt ein gemacht.
Jch hen mich schuhr genug von die
Farmerschsrau en. Terkie usfschwätze
losse. Osse gestande hen ich ihn ei
gentlich sor Simpettie Sehks gekauft,
bikahs das arme Diehr hot zu elend
geuckt. Die Buwe hen gleich e Backs
gesickst un do hen mer den derre Bru
der eneigeseht, daß blos der-Kom- un
so ehaut drei Fuß im e halb Neck
eraus geguckt hot. Mer hen auch
gleich gestatt, ihn zu siede, un Se
mache sich kein Begriff, was das arme
Diehr en Eppeieit entwickelt hat! Ei
niges hot er gesresse un mir sin for
Surpreis gar nit zu uns komme. Den
Weg is es jeden Dag weiter gange un
der Bennie hot gesagt: Ma, ich denke,
mer müsse den Börd e größeres haus
mache, der Feller werd ja so dick wie en
Ellesant. Schuhr genug, wie ich mich
emol den Kanne angeguckt hen, do sin
ich duttienier verschrocke, sell is kein
Tertie mehr gewese, sell war schon das
reine Kalb un ich hätt gar nit gewun
nert, wann er nit usf en schöne Dag
ecksplohdet wär. Der Philipp, was
mein Hosband is, hot gesagt, es wär
e Ochehm, wann mer so e armes Diehr
so ausbeute deht, das wär Diehrkweh
lerei un ich könnt lang warte, bis er
auch nur das kleinste Müsselche von
den Terkie esse deht, do deht sich seine
ganze Bildung un sei Menschlichkeits
gesühl dagege sträube. Er hätt in die
Schul gelernt, daß e Stück Vieh grad
so viel Herz un Gemieth hätt, wie auch
en annerer Mensch un wer e Sück
Vieh kwehle deht, der wär en schlech
ter Kerlun das all un sor den Riesen
wollt er auch nicks von den Teriie esse.
Well, Mister Editor, wann ich so en
dumme Tahk hörn duhn, dann werd
es mich schon ganz schlecht. Der Phi
lipp hot immer so steilische Nohschens.—
Well, ich hen ennihau Order gewwe,
daß der Terkie sor e paar Däg odder
so nicks mehr zu fresse sollt kriege,
mehhie daß er dann widder e wenig
abnimmt un später könne mer das ia
dann widder ussmache, indem mer ihn
doppelte Razione gewwe. Jch kann
Jhne sage, das Diehr hot mich manche
schlaslose Nacht gemacht und wann ich
eingeschlose sin, dann hen ich immer
gedriemt, der Terkie wär ecksplohdet
un hätt das ganze Bildng rungenirt.
Jch wunner nur« wie die Sach noch
ausgehn wird.
Mit beste Riegards
Yours ,
Lizzie HansstengeL
Print-.
Sie müssen ja Jhrexn Arzt riesige
Honorare zahlen. »
Jch sage Ihnen, der kann allem
von meinem Schnupsen leben!
Kindermund
Die kleine Emma, im Begriff, mit
ihrer Mutter auszugehen: »Du,
Muiti, soll ich mir meine Hände wa
schen, oder soll ich Handschuhe an
ziehen?«
Entant terrible.
»Sag, Lieschen, hat denn Deine
Mama bestimmt gesagt, daß ich heute
Abend zu Eurem Fest kommen soll?«
»Gewiß, Tante —- aber z u re de u
soll ich Dir nicht, hat sie g’-sagt!«
Nach dem Kummers.
Studiosus Cals er Morgens seine
Kleider revidirt, ob er nichts verlo
ren): »Gottlob...nur’s Portemon
naie!«
Les extra-sei fe michenr.
Formosa-, Kampferwaid.
Eine ndustrie, die ständig im
Kriegszuande lebt, ist die der Ge
winnung des Kampfers aus dem
Holze und den Blättern des Kam-pfu
baumes in Formosa, und der hohe
Blut-zoll, den te zu tragen hat, er
llärt die That ache, daß der Preis xür
diesen eigent ümlichen S , der iir
verschiedene werte, beson rs auch
in der eillunde unentbehrlich ist, in
letzter it gestiegen ist.
Die apaner beherrschen zwar als
die Herren auf Formosa den Markt,
aber dieEntswicklung dieser werhtvollen
Industrie, für die die Jnsel seit lan
gem der Hauptort ist, hängt von dem
Erfolge ihrer Maßnahmen ab, die ent
schlossenen Eingeborenenstämme in
dem zerrissenen Bergland im Jnnern
zu unterwerfen. Denn diese kriegeri
schen Stämme haben gerade den Leu
ten, die zur Gewinnung des Kamp
fers in ihr Land eindringen, den Un
tergang geschworen, da sie in ihnen die
Vorläufer fremder Unterjocher erblil
ken, und sie ziehen in der furchtbaren
Art, die ihnen eigentümlich ist, gegen
sie zu Felde. Alle diese Stämme, die
von der Jagd, vom Fischfang leben
und auch ständige Kämpfe gegeneinan
der führen, sind leidenschaftliche Kopf
iäger, die in früheren Zeiten Chine
sentöpfe zu erobern trachteten, sich
heute aber mit besonderer Wuth egen
die Kampfersammler wenden. stan
che tleineSchaar dieserArbeiter ist von
ihnen unvermuthet « überrascht u.n-ie
dergemacht worden, und die abgeschla
genen Köpfe wurden als Trophäen in
die dunklen Bergwintel, in denen die
Stämme hausen, gebracht, wo die er
folgreichenJäger mit wildem Triumph
empfangen und als Helden gefeiert
werden. Die List und Entschlossenheit
dieser Eingeborenen zeigt ein Aben
teuer, das einige japanische Soldaten
erst vor Kurzem erlebten, und das ein
Engländer, der sich in Formosa nie
dergelassen hat, erzählt.
Vier Soldaten waren als Bedeckung
einem kleinen Kampferwert beigegeben,
das bald verlassen werden sollte, und
in dessen Nähe man trotz sorgfältiger
Umschau keine Eingeborenen bemerkt
hatte. Am Tage vor dem Abzug wa
ren zwei Soldaten mit einigen Kulis,
die Kämpfer trugen, aufgebrochen,
und die anderen schickten sich an, ihnen
zu folgen. Die Spur ihrer Kamera
den führte in einen Engpaß mit hohen
nbschüisigen Felswänden. Jn diesem
Fanden te den Weg zum Theil ver
«perrt urch Holz und Fels-gestein,
das anscheinend von der Höhe herabge
fallen war. Plötzlich nahm ein Kuli
ein Stück von einem zerbrochenen
Kampferlübel auf und stieß einen lei
fen Warnungsruf aus. Man sah sich
nun genauer um und war sich bald
darüber klar, daß hier Iiopfjäger ihre
schreckliche Arbeit gethan Butten. Jn
dieser Gefahr bewiesen die eiden Sol
daten als echte Japaner ihre Kaltblü
tigteit7 sie wußten, daß bald Hilfe
kommen würde, wenn sie nicht zur rech
ten Zeit an ihrem Bestimmungsort
anlangten, und daß alles davon ab
hinge, einen Angriff im Hinterhalt zu
vermeiden und das Freie zu göwinnem
wo sie ihre Gewehre gebrauchen konn
ten. Schnell trat man den Rückzug
an, als plötzlich 50 Wilde aus dem
Gebüsch hervorbrachen und den An
griff eröffneten. Die Japaner eilten
zur Barritade zurück und eröffneten
ein schnelles und wohlgezieltes Feuer.
Mann auf Mann fiel unter den An
greifern, und ,,bald wandte sich die
Schaar zur Flucht. Der kleine Zug
eilte nun aus dem Engpaß heraus und
richtete sich auf freiem Gelände eine
verschanzte Stellung ein, wo er war
tete, bis eine zur Suche ausgefandte
Truppe sie auffand. Die Leichen der
ersten Abtheilung aber wurden der
Köpfe beraubt aufgefunden, .und man
entdeckte, daß die zweiteAbtheilung bei
weiterem Vorriicken durch eine künst
liche Lawine hatte zerschmettert wer
den sollen · . .
Ue Japaner wenden oer umwick
lung der Kampferindustrie auf For
mosa ihre besondere Aufmerksamkeit
zu, und sie haben sich mit gewohnter
Energie daran gemacht, die wilden
Wächter der umfangreichen Waldun
gen, die sich auf den Bergen im Jnnern
hinziehem unschädlich zu machen.
Diese Wälder liefern von ’der fast 7
Millionen Pfund betragenden Jahres
ausbeute alles bis auf 600,000Pfund,
von denen die "lfte aus Japan, ein
Drittel aus China und ein Sechstel
aus Borneo kommen. Für jeden nie
dergefchlagenen Baum pflanzen die
Japaner gewissenhaft einen neuen.
Viele der besten Kampferwälder lie
gen noch jenseits der gefchützten Zone,
und hier arbeiten die Japaner mit
Hilfe eines Systems von Worthau
sern, von denen aus die kleinen Posten
den Angriffen der Eingeborenen Wi
derstand leisten können. Der Weg zu
einem solchen Kampferlager in den
Bergen steigt allmählich auf und bie
Zei die reizvollste Abwechslung in der
Szenerir. Ein ungemein üppiger
Pslanzenwuchs, Palmen, Bambus,
Baumfarren, Bananen und Oleander
mildern die hätte der Felslandschaft,
und die Felsenselbst sind mit einem
sanften Grün schöner Moose und klei
ner Schlingpflanzen überzogen. All
mählich wird der Weg steiler und
schliipfriger, bis man endlich das La
ger erreicht. Die ganze Luft ist hier
Fon einem starken Kampfergeruch er
iillt.
Ein großer Kampferbaum von
Petwa 4 Fuß Durchmesser ist gerade ge
fällt und der Länge nach durchgesägt
worden. Zwei Männer mit Krumm
äxten schneiden sechs Zoll lange Späne
ab, womit dann die Reiorten der De
stillirapparate gefüllt werden, unter
denen ein gelindes Feuer angezündet
ist. Der Kampserdampis, der so er
zeugt wird, geht durch eine Röhre in
einen zumThiel in Wa er eingetauch
ten Kuhltastem in dem ich der Kamp
ser verdichtet und in schneeweißen Kri
stallen niederschlägt Alle 24 Stunden
werden die Späne erneuert, und jeden
achten Tag wird das Feuer gelöscht,
nnd man kratzt die Kristalle heraus.
Das Rohprodukt kommt dann in Ku
fen mit Löcher-r und wird durch Ab
gießen und Pressen von dem anhaften
den Kampseröle getrennt, das sich in
darunter aufgestellten Gesäßen sam
melt. Der noch etwas Oel enthaltende
Kampser wird nun in die Raffinerie
nach Taipeh gesandt, während das Oel
zu weiterer Bearbeitung nach Japan
geht. Der Werth des M"onopols, das
Japan hat, beläust sich aus 1z-—2
Millionen Dollars pro Jahr
Unsere Mittelstand-from
Die im Auslande weit verbreitete
und gern geglaubte Ansicht von der
Untüchtigteit der amerikanischen
Hausfrau ist eine ungerechte und den
That-fachen durchaus nicht entspre
chend. Das liegt an dem Urtheil
derer, die sich nur flüchtig in Amerika
aushalten, auf Boarsdinghäuser ange
wiesen sind und einen intimen Einblick
in einen Haushalt gar nicht gewinnm
Selbst wenn sie als Gäste in eine Fa
milie geladen werden, ist das nicht
möglich. Sie empfinden Behagen oder
Unbehagen ohne sich über die Ursachen
klar zu werden. Die so gedankenlos
schreiben, sind die schriftstellernden
Weltenbummler, die, wenn es hoch
tommt, sich vierzehn Tage in einer der
Großstädte eines fremden Landes auf
halten und nun in Bausch und Bogen
die Frau im allgemeinen nach der be
urtheilen, die sie außerhalb desHauses
antreffen. Die fleißige Hausfrau, die
berufsmäßig thätige Frau lernt der
Reisende fast nie kennen, denn sie hat
keine Zeit für ihn. Jn Amerika
kommt nun noch das unerschöpfliche
Thema über die Frau der Gesellschaft,
der Millionärin und Milliardärin
hinzu, die nie vor Reportern sicher ist,
die der Menge jede Einzelheit ihres
genußreichen Lebens von der Wiege
bis zum Grabe täglich auftischen, und
da ist man schnell fertig mit dem
Worte: die Amerilanerin ist putz
süchtig, herrschsüchtig, vergnügungs
süchtig, eine oberslächliche Frau, nur
geschaffen, sich von den Männern ver
göttern zu lassen, und das auf die
raffinirteste Weise zu vergeuden, was
jene mühsam erbeuteten.
Das ist so grundfalsch, daß es als
eine Pflicht erscheint, für die amerika
nische Frau eine Lanze zu brechen
und ihr den guten Ruf wiederzugeben,
den man ihr-geraubt hat.
Die, von denen ich hier sprechen
will und deren Verhältnisse und Le
bensweise ich gründlich kenne, sind
Frauen, deren Männer nach europäi
schen Begriffen ein hohes, nach ameri
tanischen nur gerade ein aus«-kömm
liches Gehalt haben. Jn den allersel
tensten Fällen hat eine dieser Frauen
ein Dienstmädchen, ja oft nicht die al
ler-geringste Hilfe.
Es ist nicht wahr, daß die Ameri
tanerin nicht fleißig sei. Sie bewäl
tigt eine für unsere Begriffe geradezu
unmögliche Arbeitslasi. Sie näht
für sich und ihre Kinder Wäsche und
Kleidung selbst und offenbart darin
eine solche Geschicklichkeit, daß die Fa
stilie bei ihren Ausgängen allerdings
ft sehr geschmückt erscheint. Von
früh bis spät ist sie sauber von Kopf
zu Fuß, und ist das Haar auch Mor
gens und während der Arbeit, wie es
häufig der Fall ist, aufgewickelt, so
weiß sie selbst das in einer so aller
liebsten Weise zu arrangiren, daß es
weder auffallend noch häßlich er
scheint. Die abscheuliche, in Deutsch
land übliche Sitte, abgetragene Stra
ßenileider im Hause bei der Arbeit
aufzutragen, ist ihr unbekannt. Win
ter wie Sommer trägt sie waschbare
Haut-kleiden von denen sie mindestens
ein halbes Dutzend, alle selbstgefertigt,
zur Verfügung hat, denn sie duldet
iein Fleckchen an sich. Jede Woche
giebt es frische Bettwäsche und durch-—
aus nicht nur in wohlhabenden Häu
sern täglich frische Handtücher, und ich
habe niemals einen amerikanischen
Tisch —- und ich kenne die Ver. Staa
ten von Ost bis West, von Nord bis
Süd -—— nicht tadellos sauber gesehen,
und beim Essen wurde eine Geschirr
verschroendung getrieben, die in Euro
pa jedes Mädchen in acht Tagen zu
schleunigster Flucht veranlassen würde.
Unter all meinen zahllosen Bekann
ten habe ich nicht eine Frau gesunden,
die von ihrem Manne verlangte, daß
er beständig vor ihr auf den Knien
liegen sollte. Wohl aber habe ich viel
fach ihre zarte Rücksichtnahme beobach
tet gegenüber dem ermüdeten Gatten,
wenn er Abends heimiam, schweigsam
sein Diner verzehrte und schweigsam
bis zum Schlafengeheniblieb da er
den Tag über genug geredet hatte,
während die Frau, die nicht Zeit und
nicht Gelegenheit zum Unterhalten
sand, nun vielleicht gern geplaudert
hätte. Es verdroß sie weder, daß der
Mann schwieg, noch daß er nicht
merkte, daß sie trotz aller Arbeit sich
für ihn geschmückt hatte, damit er in
J
der Frau nicht die Magd, sondern die
Gattin erblicke.
Es ist ferner nicht wahr, daß die
Fehler der Frauen zu den vielen Ehe
scheidungen in Amerika führen, son
dern imGegentheilx dieFrauen sind es,
die im Bewußtsein ihrer Tüchtigkeit
sich von einem brutalen lüderlichen
Gatten trennen, mit dem länger in Ge
meinschaft zu leben ihnen unwürdig
erscheint. Die Amerikanerin schleppt
nicht weiter an ihrem Joch und jam
mert: »Was soll aus mir und den
Kindern werden!« Sie wartet nicht
gleich vielen europäischen Frauen, die
ihr Leben lang nichts thun als warten
und macht die Augen nicht zu wie
ängstliche Kinder, die durch ein dunk
les Zimmer eilen. Energisch macht sie
einen Strich unter die Vergangenheit,
nimmt ihre Kinder, sucht und findet
Beschäftigung die ihr ein wenn« auch
bescheidenes, so doch friedvolles Leben
gewährleistet.
Und die Frauen der Reichen? Ja,
warum sollen die arbeiten? Arbeiten
die reichen europäischen Frauen? Nein!
Und es ist eine Wohlt«hat, daß sie es
nicht thun. Beschäftigen mögen sie sich,
aber arbeiten? Nein! Es ist ihre so
ziale Pflicht, ärmeren Schwestern das
Brot nicht vom Munde zu nehmen,
und wenn sie kein größeres Vergnügen
kennen, als sich zu putzen, so gönne
man ihnen das, denn ihre- Pußsucht
gibt Tausenden von Arbeiterinnen
Brot. Man tadelt ferner oft, daß der
Vormittags, denn Nsa mittags muß
Frauen zu Hause sind, ie Zeit ist, in
der die amerikanischen Straßen von
geputzten Frauen wimmeln. Es wim
melt drüben auch und minde-i
stens ebenso stark und dann gibt»
es für die Amerikanerin keine anderes
Zeit, ihre Einläufe zu besorgen, alss
am Vormittag, denn nachmittags muß s
sie kochen, und um sechs Uhr werdens
die Geschäfte geschlossen. Regel ists
außerdem, daß sie Abends still zu;
Hause sitzt, und Ausnahme, daß sie sich l
in den abendlichen Straßenstrudels
stürzt. Die Ameriianerin liebt dass
Theater leidenschaftlich Die Fraui
des Mittelstandes leistet sich aber nurs
selten dieses kostspielige Vergnügen,
höchstens besucht sie einmal eine Nach
mittagsvorstellung· Der Mann geht
fast nie ins Theater, und Mann und
Kinder Abends allein lassen, erschiene
ihr als ein Verbrechen. Sie hat keine
Gartenlokale, wo konzertirt wird und
Familien Kaffee kochen können, es gibt
nicht überall wie drüben Museen und
hunderterlei Ansstellungen und unzäh
lige sich produzirende Künstler, die
eine europäische Frau gesehen und ge
hört haben muß, ihr ,,hous(s« ist ihr
,,(k«sil(-«, sie ist der gute Geist des
Hauses, ist die Frau, auf die die
Worte Schillers: »und drinnen waltet
die züchtige Hausfrau«, in vielen Fäl
len besser passen als auf Europäerin
nen.
Ruf-lautes neue Anleihe.
Das Bündniß des Zaren mit
Frankreich hat sich bisher für ihn recht
einträglich erwiesen. Es hat ihn nicht
mehr gekostet als freundschaftliche
Versicherungen und das Versprechen
gelegentlicher praktischer Hilfe, betreffs
deren er aber noch nicht in An
spruch genommen ist, eingebracht hat
es ihm die Gelegenheit, den Finanzen
seines Reiches durch mächtig große
Anleihen aufzuhelfen, für die sich in
der französischen Strumpfbank bisher
noch immer die erforderlichen Mittel
gefunden haben. Auf die Dauer aber
wird ihm diese Ausbeutung des
Bündnisses doch schwieriger werden.
Es zeigt sich dies bei der neuen Auf
nahme einer russischenAnleihe, die in
Frankreich untergebracht werden soll.
Eigentlich sind es deren zwei. Eine
kleinere, von fünfzig Millionen, und
eine größere, die sich aus 8750,000,000
belaufen würde. Rußland möchte
das Geld bis zum nächsten Frühjahr
haben. Mist der kleineren wird es
keine Schwierigkeit geben. Die kann
ron einigen Bankhäusern mit dis
poniblem Kapital leicht aufgebracht
werden, da der Russe betreffs der
Zinsen und sonstigenVergijtungen, die
er leisten muß, durchaus liberal ist.
Es kommt ihm auf eine Handvoll
Roten nicht an. Wer weiß, wer's be
zahlt. Anders aber mit der größeren ;
Anleihe. s
Betreffs der großen traten, wie be
richtet wish, zwei kussische Ministeq
der des Aeuszeren und der der Finan
zen, mit dem französischen Minister-«
Präsidenten in Paris in Unterhand-!
lung, daß er seine Zustimmung dazu
gebe. Clemenceau erklärte seinen
russischen Kollegen, daß dieGesarnmt
Auslandsschuld Rußlands 82,500,
000,000 betrage und daß, da der
größte Theil dieser ungeheuren Sum
me in Frankreich aufgenommen wor
den sei, die Regierung Frankreichs
ihre Zustimmung zu einer neuen An-·
leihe nur geben könne, wenn sie sichere «
Garantien dafür erhalte, daß diese
Anleihen der Zaren - Regierung eine
dauernde parlamentarische Sanktion
erhalten würden. Der russische Mi-(
nister des Aeußeren, szolskh, ver-—
sichcrte Clemenceau, daß wenn die
französische Regierung die Anleihe
von 8750,000,000 sanktioniren
würde, er die Garantie übernehme,
daß die neue Duma ihre Zustimmung
zu der Anleihe geben würde. Sollte
trotzdem das Unwahrscheinliche ge
schehen und die neue Duma die An
leihe nicht bewilligen, so gebe er imi
Namen des Zaren das VersprechenJ
daß in einem solchen Falle die Duma «
—
sofort wieder aufgelöst und die nme
Kontitution in solcher Weise revidirk
wer c, daß die Krone allein das
habe, finanzielle Transaktionen a «
zuschließen. Der Zar würde es dami
so einrichten, daß er den französis n
Banken aus den Krondomänen ene
persönliche Garantie für die Sicher
heit der neuen Anleihe gebe. Die
Antwort Clemenceaus war die folgen
de: Wenn die neue Duma die Bet
handlungen des russischen Finankis
Ministers um die neue Anleihe n
fFrankreich sanktionirt, so wird UI
) französische Regierung nichts gegen die
Unterbringung derselben einwenden.v
Man sieht, es hängt von der neuen
Duma ab, ob der Zar vorläufig aus
seiner ?inanz-Misere herauskommen
soll o er nicht. Diese ist in
Wirklichkeit noch weit größer als Cle
menceau den Ministern vorzeichnet.z
Die auswärtige Schuld Rußlands bek
trägt nicht 2500 Millionen Dollars«
sondern 4250 Millionen, wozu noclk
s1500 Millionen Dollars Eisenbahn-;
s schulden kommen, für die der Stan,
,die Garantien übernommen hat. Jst
J Ganzen also die Kleinigkeit von 575l"
Millionen Dollars, die jetzt noch un«
750 Millionen vermehrt werden soll
Die Fremden im Deutschen see-OF
, Daß auch das Deutsche Reich ähn
lich wie die Vereinigten Staaten star
lspmit fremden Elementen durchsetzt isi
- dürfte manchem Leser neu sein. DoeTTJ
hier sind die neuesten Veröffentlichun-?
gen des reichsstatistifchen Amts, di·
das beweisen. Es ist in der Tat ganY
erstaunlich, eine wie große Anzak :
Ausländer im Deutschen Reich wohne
und wie ihre Gesamtziffer alljährlii ;
steigt. Aber nicht bloß die Gesamtzis «
fern, sondern auch die Verhältnisska
fern zur deutschen Beoölkrung zeige
eine auffallende Steigerung. Wahrerj
1885 auf 1000 Deutsche 7 96 Ausläij
der entfielen, sind jetzt 16 96 gezäh-;
worden· 1885 hielten sich 872, 7Ls
Fremde in»«Deutschland auf, jetzt sit· «
deren 1,028,560. Den HauptantexH
hiervon bilden die Oesterreicher m ·
Ungarn mit 525,821, darauf folg-«
die Russen, dann die Holländer ur—
weiter die Jtaliener, Schweizer, Di« .
nen, Franzosen, Engländer, Amerik
ner us w. Die Auslander verteilen sil
natiirlich in sehr verschiedenem Ma i
auf die einzelnen Bundesstaatern D
größten Prozentsatz an Fremden nu
sen naturgemäß die Grenzländes ari
An erster Stelle steht hierbei Elsa
Lothringen mit 48.77 pro Tausers
darauf folgt das Königreich Sachs
mit 35.88, weiter Bremen mit ZZE
Hamburg mit 26.12, Berlin mit 23.!
usw. Bemerkenswert ist, daß einzel .
fremde Nationen sich mit Vorliebe
besonderen Stellen aufhalten, so
z. B. Dresden als Engländerstadt l
kannt, in der allein über 2000 Englö F ,
der ansässig sind. Russen gibt es IF«
sonders viel in Berlin, Jtaliener »
Elfaß-Lothringen, Schweden imde i
weger ebenfalls in Berlin usw. A
unserer Tafel ist das genaue Ergeb1 «
dargestellt. ’
Ein chinesischer Lehrer vom al
Schlage, der die Klassiker seines Ls
des beinahe auswendig kennt, itst
wöhnlich durchaus nicht genei
geistige Ueberlegenheit des äDeft
anzuerkennen. Zwar kann ern
leugnen, daß wir Abendländer al
hand nützliche Erfindungen gemi
haben, die es bei den Chinesen n
gibt, aber das stört ihn ieinesweFk
»F
seiner Ueberzeugung, denn er be a
tet einfach, die alten Weisen
Landes hätten die Grundgedal
hiervon schon längst gewußt, withL
die mangelnde Ausführung nur an«
fälligen Umständen gelegen hätte. -·
gegen läßt sich natürlich nicht stre
Wie wird solch ein Gelehrter hi
seiner Hornbrille jetzt wieder überl«
lächeln, wenn er davon hört, daß
allgemeiner Friedenslongreß et
Neues fiir Europa ist! Er wird i
sicher denken: sie sind doch gewc
hinter uns zurück, diese Fremden,
gleich sie sich fortwährend aufspi
Denn in China fand schon im J
545 vor Christus ein Friedenskon
statt. Damals bestand das Reich
Mitte aus einer Anzahl von eino
unabhängigen Feudalstaatem dii
fortwährend unter einander bekrie
Um den ewigen Wirren ein End »
machen, berief man in dem genar i
Jahre eine Versammlung nach f
Hauptstadt des Staates Sang. « IT
den vierzehn dabei vertretenen Sti
wollten zwei sich überhaupt nicht e
binden, obgleich sie erklärten, it
Theorie den Friedensbestinimi
ebinso geneigt zu sein, wie die ani
Die übrigen zwölf gingen feie
Verpflichtungen ein, sich in Zu
nicht mehr gegenseitig zu bekr
Freilich fuhr trotzdem bei der geg
tigen Eifersucht das Schwert balt
der aus der Scheide.
Jn ihren Operationen geges
Mauren benutzen die Franzosen It »z.
nen Fesselballon Sehr fesselnd Y
trotzdem der Anblick dieses Be Eis
nicht erscheinen. spij
Wohl, Lob verdient diechWahrhei
Doch kann man sich dabei weicer
Soll ich Dir etwas Höhres nemt
Das ist: die Wahrheit hören Es
Jn keinemReiche gibt es mehrs
ven, als in dem der Eitelkeit.