Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 06, 1907, Sweiter Theil., Image 12

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    ’ Star. "
W von Lonise Schulze
Brüch
g, vierundsechzia vierund
IÆM ebennndsiebzig ———.».-.·«
Ort Herr des Hauser warf die
Karten aus den Tisch: »Meine Frau
konnte sich natürlich von ihrer Braue
nicht trennen Mancher lernt s
nre.«
Es sollte scherzhaft klingen, aber
es war ein verärgerter, geringschötzem
der Ton darin.
Die Innge Frau des Hauses stand
vom Stattische aus, an dein sieelJ als
Vierte gesessen hatte: »Ich halJeD ich
seich gebeten, mich herzte zu dispen
grein« sagte sie gelassen.
Nun lachte er ärgerlich. »Damit
Du nachher mit einer Unverstand-n
heitesmiene umgehen kannst —- nicht
wahr?«
Das kluge Gesicht der Frau schien
einen Augenblick blasser zu werden
Ihr Blick ging über die Gesichter der
beiden anderen Spieler, die verlegen
lächelten. Und dann ertöthete sie
langsam. Aber sie schwieg. Und
während die Blätter schon wieder auf
den Tisch fielen und ihr Mann miß
vergnügt etwas herausbrurnmte, was
nicht verstehen war ———ging sie in
das Hohn-stimme nebenan und beugte
tsich aufmerksam über einen Vogel
bauen dessen anscheinend sehn-ernan
sser Bewohner ausgeplnitert aus der
Stange hockte. Ein alt-er, ganz zer
uster Domnfass war’5. Er zitterte
Essig die Flügel hingen kraftlos
rad. Aber als feine Herrin ihn
mit einein sanften Lockton rief, hob
et mühsam das Köpfchen «Hänschen
—- arrnes, alt-ei hänöchenk
Miihsanr schob sich das Inirrchen
ans den Finger Vorsichtig nahm sie
es heraus, hielt es in ihrer warmen
band und hauchtees an. Es gab ei
nen leiten Pfiff von sich, —- dann
zitterke es stärker Sie fah starr ans
das kleine graue Federbällchen
»Ums, armes Von-ZW.
«Achtundfünfzig, achtuwdfechzig,
Fweiundflebzig, dreiundachtzig.
Triumphirensd zählte der Herr des
Hans-es seine Points. Und dann rief
er ungeduldig: »Frau —wo bleibst
Du denn nun«
Sie setzte behutsam das Thierchen
in ein Wattekörbchen. das in dem
kleinen Bauer stand.
»Aber Frau, —- nein, das ist doch
zu start —kannssi Du kenn nicht ver
J niinftig am Tische sitzen bleiben, wie
Ins-m Menschen auch-is«
Sie erwiderte nichts und nahm
’ ·- ihre Karten auf. Das Spiel gqu
weiter-, — sie versuchte. aufmerksam
u Fein, sich zusammen zu nehmen.
Uhr Mann gewann, das Brumrnen
verstummte. Iriunwhirend konsta
- stirbt er die Fehler seiner Gegenst-ie
. iet. Nun das zweite Spiel der
, — Runde Angestrengt sah sie hinüber
nach dem Vogelbauen Ob Häuschen
noch in seinem Wattetästchen faß?——
Nun hatte sie das Thierchen zehn
Mc lang, —- hatte sich zehn Jahre
Mk Tag fürTag mit ihm bewaf
Under wußte, wenn sie traurig
M und schwere Gedanken hatte,
W sie sich einsam fühlte und wenn
M geschehen war, daß sie in ihrem
». » und feinsten Gent-finden ge
« s· hatte Dann Hang er in so
Liste- Lasuten fein »Ich hatt’ einen
.-·"«’»’Qmetuden«, —- daß ihr manchmal
die Thkänen in die Augen lamen.
« r Mann war außer sich.
nnfi Du denn nie Deine Ge
s-.;,’ Hausen zusammennehmen? —- Mußt
: Du Dich ewig mit irgend welchem
zip-Ha wschäfxigene Es ist wirklich
» , Du spielft heute Abend nicht
De iet
Apis » Sie stand sehr ruhig auf und er
widerte mechanisch die verleHenen Re
«;-s-,;;sensarten der beiden Freunde ihres
Denn ging sie hinüber zu dem
M. Mann fah ihr nach.
ist«-M la te et laut auf:
ans-W »Was sgzsx
- - e , rnm
M»Ze ich- leu
ZThierchen war aus demWatte
herausgekommen Jn einer
Z es, die kleine Brust
-- sta- schnell, die gesträubten
. steter .
—«.. TM es nisit behenden Händen
M « sie hien ce. sah, wie di
, s. — « hal- gsschlassen waren, wie;
We im Todes-kampie. Ein l
-«- lifteten sich kranwihaft die I
« Miete sich das Schnähetchem
, -" ein Wltsames Zuckeni
J— « U Minder-noch ein-»
« " « M npeh einmal. Und dann
—- -« Zittern dann strecktesich
—la still. Sie stand
dass to e Thierchen in
Ist « Mhe hielten Lei
Mennez tin-me
. » Direktor wehrte sich
set WM tmkrrte ge
n
- Mcesialten im hel
i
l
das bit in ihre Fingerspiyen drang.
Sie sah ihren Mann an, der weg
wetsend lachte und ungeduldig die
Karten mischte. de während sie
langsam nach dem Eßzimmer ging,
war es ihr, als. entferne sie sich mit
jedem Schritte meilenweit von ihm.
Sie stand im dunllen Eßzimmer
untd schaute nach den drei Spielern in
dem hellen Zimmer.
Wie das Gesicht ihres Mannes ihr
aus einmal so fremd erschen! So selt
sam fremd, we das Gesicht eines Men
schen, dem man ganz zufällig begeg
net. Scharf musterte sie das Gesicht.
Kalter Egoismus war darin und harte
Gleichgiltigteit. —- Jetzt lächelte er zu
frieden —- gewiß hatte er gute Karten
bekommen. Und nun trank er aus
seinem Rothweinglase, that einen tie
fen Zug. schlürfte, wischte sich
schmagend den Bart ab. Zufrieden
saß er da, vergnügt, daß er gute Kar
ten hatte, und in der angenehmen Er
wartung eines guten Abendbrotes.
Sie drehte das elettrische Licht an.
Es beleuchtete den appetilich gedeckten
Tisch, das elgante Zimmer. Aber auch
dies Alles kam ihr so fremd bor, so
gar nicht zu ihr gehörig. Was hatte
es eigentlich siir einen Zweck, sich mit
ihrem Mann an den Tisch zu setzen?
-—- Sie sann angestrengt nach, aber
ihr Kopf schien ganz hohl, tein Ge
danke ließ sich festhalten. Nein, wirt
lich, was that sie denn hier neben die
sem Mannes
Es siel ihr plötzlich ein, daß sie gar
nichts von ihm wußte, — so wenig wie
et von ihr. Er verreiste aus zwei, drei
Tage, sie wußte oft kaum wohin. Er
ging des Abends aus, kam wieder, —
nörgelte mit ihr. wurde oft grob, —
dann wieder einmal tappig zärtlich, —
ganz wie es gerade sein Belieben war
Das war von Anfang an so gewe
sen, — sie hatte sich langsam daran
gewöhnt, weils doch nun einmalnichi
anders war, —- tveil sie es nicht anders
wußte. War so dumpf neben ihm ge
gangen, —- hatte nach allerhand Zeit
vertreib gegriffen, —- sich mit aller
hand Nichtigteiten weiter-geschleppt
Hctte Augen und Ohren festgeschlos
sen, um nicht zu sehen und zu hören,
und ihr Herz so lange zusammenge
preßt, bis es ganz gefühllos geworden «
war. War sie in einem Schlafwan
deln hingegangen
- -
qun war ne wach gewiner —- avs ·
einmal ganz wach
»Seckniq, — vier —- achtundiechzig.
achtundsiebzig, zweiundachtzia,« Zählte
ihr Mann da drin trinmphirend.
Und dann sprang er auf und lam
zu ihr herüber:
«Alles fertig? Nun thu’ das lleine
Unihier weg! Es hat ja kaum noch
Federn. Jch schenke Dir mal einen
neuen.«
Sie antwortete nicht. Sie inhlte die
Eisesiälte in ihren Adern noch stärker
und sie sah ihn an, wie man einen
fremden Menschen anschani, der Dinge
spricht, die so gleichgiltig sind, daß
man sie gar nicht hört. »
Dann saß sie mit atn Tisch, sprach
höflich mit den beiden Herren, lächelte
nnd aß. Als die Mahlzeit vorbei war,
ging sie auf den Ballen. Da stand in
einem großen Kübel eine Blattpflanze.
Jn die Erde machte sie eine tiefe Grube
und legte den Vogel hinein. Ehe sie
ihn zuscharrte, lächelte sie einen Augen
blick trübe. Ein ganzes Leben begrub
sie mit der winzigen Vogelleiehe.
»Fünfzig, vierundfiinfzig sieben
undfiinfzig, neunundfünfzig, dreiund
fechzig!« zählte ihr Mann am Stat
tifch.
»Seid-dumm«
Und er lachte befriedigt, satt und
breit. «
W
Das sonderbar-see Tetevhommz
der Welt ist, nach den Angaben des
französischen Telephonbucheå zu schlie
ßen, das der Jnsel Korsiia. Dort be
finden sich nämlich Telephonanlagen
in den beiden Hauptorten Ajaccio
und Basiia Diese Linien haben aber
eine ganze Anzahl von Eigenthümlich:
ieiten ohne Gleichen Erstlich: sieha
ben keine Verbindung unter einander.
Zweitens: sie haben keine Verbindung
mit den französischen Telephonlinien
Drittens: das Telephon von Bastia
hat überhaupt ieinen Abonnenien.
Viertens: der Abonnent von Ajaccio
ist der Präfekt. Bleibt die Frage:
Mit toem kann der Präfett von Mac
cio überhaupt sprechen, wenn es in
Ajaccio keinen Abonnenten außer ihm
gibt, und er weder nach Basiia spre
chen, noch Verbindung nach Frank
reich erhalten konnt Aber das Er
staunlichste bleibt noch übrig. Das
ist« daß Bastia, obwohl das dortige
Telephon keinen Abonnenten hat, ein
Amt für den «inneren Dienft« bot,
ein Amt also, das unter der Aufsicht
einez Beamten bis 12 Uhr Nachts ge
öffnet bleibt Natärlich konn ein ein
ziger Mensch nicht dauernd die Last
dieser Arbeit tragen, und es sind da
her zwei Jenphpubmmie in Bassia«
Raeitelly die mit einander abwech
- e n.
Dis III-set
Graus M:Æ »Wricht Jshte Tochter
TM
cquauw s.: Leicht fertig; jedocheanuT
ver ichiedenen Sprachen E
ir« weh falls ein anfiitndigee
um je ans-halten fokttek
Ver grauesmomn
Skizze von E. Gordius
Sie saßen nnd tranken am Thre
tisch und sprachen-nicht wie feine
von Liebe, sondern von —- Ge pen
stern. Der Frühjahrjfturm brauste
unheimlich im noch winterkich aus
sehenden Guts-part. im großenWohw
zimmer aber, wo im Kamin em
helles Feuer brannte, war es unge
heuer behaglich. Eine Tante des
Hauses-, ein sittliches Stiftsfräuleim
erzählte Gespenstergeschichtem »Jn
Vuchenthal,« sprach sie, »hört man
oft um 12 Uhr Mittags eine unsicht
bare Karosse in den Gutshof rollen
Vor der Freitrcppe machen die Pferde
hatt, um gleich daraus wieder davon
zurasen. In Cisenkeet zeigt sich,so
bald der Tod eines der Familienmit
glieder bevorsteht ein gespenstischer
Reiter und oie Sage vom Linden
lwser Mönch ienut hier in der Ge
gend ja jedes Kinsd.«
«-Ammenmärchen,« brummte der
alte Herr v. Wellhosem der mit seiner
achtzehniährigen Tochter ergard
zum Besuch bei den Döhlens, den
Verwandten sein-er seligen Frau.
weilte. Er war schlechter Laune
heute, denn bei Sturm und Regen
plagt ihn immer das Podagea.
«Keineswegs Ammenmörchen,« wi
der-sprach die Stistsdame pitiri.
Der dicke Obersörster meinte ge
miithlichx »Na, sein kleines Hausge
spensst hat ja fxst ein jedes Rittetgut
unserer Provinz· Sie, lieber Dish
ten,'· damit wandte er sich an den
Hausherrn —— »so-den Ihren grauen
Mann."
»Ja, aber gesehen habe ich ihn no
nicht.« «
— .-« -.- si
»zu- m grauen Mann yaoe ra; ern
heute in Eurer Familienchronit ge
lesen, Ontel ElperdardH riet era
Wellhofen lebt-ast. »Ich wollte in
Eurem Blautucts nachsehen, wie alt
d:eUrgroßtante, nach Der ich getauft
bin geworden ist. Da las ich auch
daß der graue Mann derGeist des
Ritters Meindardt v Dödlen der
aus Eifersucht beim Zechgelage seinen
liebsten Freund, den Junker von der
Hecke, erschlagen hat, sein soll."
»Von einem solchen Gespenst in
Eurer Familie hat mir meine selige
Frau nie etwas erzählt, bester Eber
hardt,« bemerkte Herr v Wechofen
misztrauisch
»Deine Frau tannte gewiß Deine
Abneigung aegen Gespenstergeschichs
t,«en erwiderte der Hausherr. Rit
ter Meinhardt, ' fuhr er fort, »hat. so
lautete die Ueberlieferung, im 16
Jahrhundert gelebt. Um seiner Un
tt;-at willen maß seine arme Seele
rastlos wandern. Von Zeit zu Zeit
zeigt sich der Geist des Ritters in
grauem Biißergetoande denen,welchen
binnen turzer Zeit der Tod bevor
steht. Viele wollen ihn gesehen haben.
die aber noch leben. So z.B. ein
Studientamerad meines zweiten
Sohnes« nachdem die jungen Herren
im Abend verlier in meinem Wein
teller ein bißchen ausgeräumt hatten.
Jch meinte damals, daß der Herr
Studiosus das «graue Elend« mit
dem grauen Mann ver-wechselt habe
Zuweilen, so heißt es in der Chro
nit, schreitet der Geist Ritter Mein
dardts in grauem Biißergewande ein
her, dann wieder in tlirrender Rit
terriistung. Meist aber zeigt er sich in
Gnomengestalt, einer meiner Gärt
nerburschen wollte ihn gesehen haben,
wie er aus dem Osenlach hervor
sprang Der Bursche ist in der That
bald nachher am hiyigen Fieber ge
start-ein«
Herr v. Wellbaien wars unwillkür
lich einen Blict in den Kantin. Er
ärgerte sich, in ein Haus gekommen
zu sein, wo man daraus gefaßt sein
mußte, daß einem ein baldiger Tod
ver-hießen wurde. Er liebte es aber
gar nicht, an den Tod erinnert zu
werden« Jn seinem ganzen Leben war
er kaum ernstlich trank gewesen —
das Podagra hatte sich jth alsAb
terideschtverde bei ihm eingestellt»
Er war hauptsächtich aus demGrunsde
nach Menhoss stammen, damit
era hier den jungen Dottvr der ihr
m der Stadt in welcher der alte Herr
seine Renten verzehrte den Hof
machst-e, vergessen sollte. era war,
nach der Ansicht ihres Vaters, noch
viel Zu jun-g zum Zeitarbeit-—- auch
diintte ihm der Doktor Lutzau ein
unwillkommener Schwiegersohn «
rma hatte sich gegen die Fahrt
thlentsasss gesträubt: die Ver
wandten der seligen Mama zu besu
chen, dazu blieb ja noch im Sommer
tgenug; Döblen ss toarsalch ein
einsames Strandga und in der
Stadt gab es setzt nach Weihnachten
allerhand gesellige Vergnüaungen.
Ader eben deshalb sollte Jrnra satt —
—-- der Papa ließ, zu ihrem Kummer.
gar nicht mit sich reden. »Du vergißt,
mein Mad, daß Deine Ante Dish
len uns II ihrem Geburtstag einge
laden hat —- tvir haben, seit wir nach
M. übergesiedelt sind, Wie-A noch
seinen Jesuit- gemacht Du wirst Ditt
schon gut aus dem Lande amtisieen.
cs giebt Jagd aus wilde Sehn-Eine in
Ddhlmhass zu der eine Mengedeeils
nehmer geladen sind, und arn Abend
findet ein Ball statt. Die ganze Rach
darschast wird versamtmlt sein.«
Ware war im segrtss
War eine cespensteraestdichte zu
W, tust-te hart-alve- heftig
wurde. « l
sie Das-en fuhre- unwillkürlichd
M —
I Max 1
»Das tomrnt von den Syutgeschichi
ten, man wird nerviis,« meinte Well
hafen ärgerlich.
»Es wird Dr. Luhau sein.« erwi
derte die Frau vom Hause, »mein.
Mann hat ihn zur Jagd morgen ein
geladen."
eras hübsches Gesichtchen war
plöhlich wie in Purpur getaucht,
während ihr Vater innerlich , raste.
Die Fahrt war nun verfehlt, ja, das
Unheil wiirde nun erst recht seinen
Lauf nehmen.
herr v. Döhlen trat in Begleitung
eines sehr sympathischen, gescheut aus
sehenden jungen Mannes ein, den er
seinen Gästen als Dr. Lutzam den
Sohn eines alten Studienfreundes,
vorstellte. Nach dem Eintritt des
jungen Mannes war von den Ge
spenstergeschichten nicht mehr die Rede.
Herr v. Wellhofen mußte es aber im
Laufe des Abends ruhig mitansehen.
wie der Doktor sich era widmete,
und wie die beiden ein Bielliebchen
miteinander aßen. Am folgenden
Morgen hatten sich das Podagra und
die böse Laune des alten deren noch
verschlimmert. Er lag stöhnend in
seinem Logirzimrner auf der Chaise
longue und wollte es seiner Tochter
allen Ernftes verbieten, mit dem Dot
tor ein Wort zu reden. Da eilte era
nach heftigem Widerspruch fast wei
nend aus dem Zimmer, den Vater sei
nen Schmerzen und seinen Grillen
überlassend. herr v. Wellhofen lang
weilte sich, nicht einmal eine Zeitung
hat er bei der Hand. Im hause sind
alle mit Vorbereitungen zu der Abends
stattfindenden Festlichteit beschäftigt.
Der alte herr ftudirte resignirt die
seltsamen Figuren, die den japanischen
Wandschirm, der vor seiner Chaise
langue stand, schmückten Allmiihlich
thaten ihm aber beimAmblick der bun
ten Malerei die Augen weh. Die
große Stille im Gemach, das weitab
von den Gesellschafts-räumen lag,
schläserte ihn ein. Da — halb wie im
Traum —- vernahm er ein Geräusch
im Gemach, er öffnete schlaftrunten
die Augen: vor einem Maul-schmut
chen, feittich von der Chaiselongue,
stand der graue Manns Er schien di
rett aus der Mauer hervorgefchliipfi
zu sein« Diesmal hatte er die Größe
eines etwa siebenjährigen Kindes.
Sein großer grauer Bart wallte bis
an seinen Gürtel, die Kapuze seiner
Büßerlutte hatte er bis über die bu
schigen Augenbrauen herabgezogetn
Er suchte emsig nach irgend etwas im
Wandschrani, endlich zog er einen
glänzenden Gegenstand aus der Tiefe
der Mauer hervor und«glitt dann
lautlos zur Thür hinaus.
Als gleich darauf era ihrem Va
ter eigenhändig das zweite Frühstück
brachte, fand sie ihn zu ihrer frohen
Ueberraschung ganz weich gestimmt.
Aber sein Appetit war ihm abhanden
getommen, era mußte ihm das
leitete Frühstück förmlich aufnöthigen.
»Dente nur, erachen,« sagte er
mit leidender Miene, »wie einsam Du
dastehen wirft, wenn ich nicht mehr da
bin. Niemand von uns Menschen
weiß ja genau, wie weit er noch von
der Schwelle des Todes entfernt ift.«
»Der arme Papa scheint wirklich
recht trank zu sein,'· dachte era, und
bat: «Ach rede doch nicht vom Tode,
Papa-den«
»Buch, mein Kind, es ist sogar sehr
gut, wenn man an sein Ende gemahnt
wird und Zeit gewinnt, sein haus zu
bestellen. Du weißt, mein Liebling,
wie sehr mir Dein Glück am herzen
liegt. Jch liebe ja allerdings teine
großen Veränderungen in unserem
Familienleben, und leide zuweilen
auch an vielleicht —- ich will es zuge
ben —- grundlosen Antipathien, aber
Dir zu Liebe, mein Kind, bringe ich
auch gern ein Opfer —- bisher fand ich
allerdings, daß Du zum heirathen
noch zu jung wärst —- wenn Du aber
den Dottor Lukan wirklich so sehr
lieb hast, dann —«
era läßt ihren Vater garnicht
ausreden —- in einem Athem lachend
und weinend, umfaßte sie ihn stiirs
misch«
Gegen Abend ließen die Schmerzen "
im kranken Bein nach, nnd Herr o.
Wellhofen humpelte in den großen
Saal, in dem sich zu Frau don Dish
lenö Geburtstagsfeiet eine größere Ge
sellschaft versammelt hatte. Die Ju
gend harrte ungeduldig des Augen
blicks, woder Tanz beginnen würde.
Aber es schien, als ob vorerfi noch et
was anderes ftattfinden follte. denn
die Stiftsdame eilte in raufchender
Seidenfchleppe aufgeregt hin und her,
und hinter der geschlossenen Saalthlir
erhob sich ein Gewisper. Endlich
nahm die Schwiegertochter des hau
feö. die Inii ihren Kindern heute mar
gen eingetroffen war, am Flügel
Plas und fiisnxie eine Polonaife an.
Die Tbür des aales öffnete fich, und
herein fchritten sieben graue Män
ner, genau fo auslebend wie der
in her-en o. Welldofens Logirs
fiube dein Wandlchriinlchen ent
stiegene Geist des Ritters Meinhardt.
Beim Anblick der sieben Zwerge aus
der Schmavittchenfaae, die sich sehe
bald als die DöiteMl . n Großiinder
und ein paar Nach Minder ent
puppten, fiel es Herrn von Wellliofen
wie Schuppen von den Armen. era
sieht felIr lieblich aus im Losiiim der
,Miirüenrrlnzeffin;; die Krone aus
WH, die sie ins offenen hast
s
II set spottete. F
« .
,,Was betommst du, Meisters«
»Um zehn Pfennig Leberthtan, aber recht wenig. et gehört für mich!«
trug, hatte eine außerordentliche
Aehnlichkeit mit dein glänzenden Ge
genstand, den das vermeintlichehauös
gesptnfi dem Wandfchriinlchen ent
nommen. Vermuthlich wurden dort
allerlei Utensrlien zu Mastenscherzen
aufbewahrt; Vormittags hatte man
Kosiiineprobe gehalten, und einer der
sieben Zwerge war nach der im
Wandschrant vergessenen Schneewitti
Henlrone gesandt worden. wobeiihm
ron der Stiftsdame enges-hörston
den war, recht leise auszutreten, unt
den tranken Groszontel nicht zu
stören.
»Das kommt davon, wenn man
sich einbildet, den «granen Mann als
Vonbote eines nahen Todes zu er
blicken, das Grautdier ist man dann
seEber,« dachte Herr von Wellhofen,
als bald darqu Dr. Lutzau um
Jrnra qnhieli. Aber ihm blieb nun
nichts anderes übrig, als seinen Se
gen zu ertdeilen
Jrnia ahnte nicht,s wem sie die
rasche Einwilligung ihres Vaters
verdanlle, erst auf dem Tauffeft sei
nes ersten Enlels, nach der Cham
pagnerdowle. gab der alte rr sein
Erlebnis mit dein grauen ann zum
Besten.
.---«
zur Irr-se des »ers« Dritter-MS
die so oft erörtert wird, bringt sdie
Zeitschrift »He lais tout« folgenden
Bitt-schen Beitrag aus denr Blut-arch
Als Agesilaus vor einer Schlacht be
merkte, daß seine Soldaten muthlos
waren und Unluft zurn Kampfe zei :
ten, kam er auf den Gedanken, ge
durch eine List und einen kleinen Be
ltu bei den Avspiziem den vorbe
deu enden Zeichen, ur Tapferkeit an
Zuspornem Er s rieb heimlich auf
ie Fläche feiner Hand das Wort
»Nile« (Sieg), nnd zwar so, daß die
Buchstaben verkehrt standen. Als
dann der Augur die Leber des Opfer
tliieres hervor-holte, leqte Agesilauö
die band auf das Fleisch und ließ
sie eine Weile daran liegen, indem
er so that, als ob er nachdiichte und
betete. Als er die Hand herunter
nalnn und die Leber zeigte, trug diese
das Wort »Mir« zur Schau. Das
war der erste bekannte Fall von
Druckerihätiigteit.
Raiitisie Frage.
herr: »Man hört Sie ja jetzt gar
nicht mehr singen»
Ipuleim »Der Arzt hat es mit
strenge verboten«
herr: »So? Wohnt er vielleicht in
Ihre r Nähe ?«
Seine fu«-Ists
Gewohnheitsttinkeu Ich denke, ich
bin hier in einem Trinieeheicn aufge
nommeni
Aufsehen Das sind Sie auch, lie
ber Mann!
Gew nheiisttinierx bisher
nur Wo etzu trinken heo ommen für
so ein Ttin Lim danke ich!
Der Ieise Knie-lin.
NRun mein Jungec sang ein ai
iee Vert, der einen Nachen aus dem
Spatcasseng ebäude kommen sah, du
spatfis Das ist eechi Wieviel hast
du denn schmis«
»Nein Matt, Here-'s war die Ani
wori. « hatte schon dreizehn, aber
Vater i in bedrängie Vermögens
vethäiinisse gerathen, und da mußte
Ich fünf sicheme
Sichekes sie-wisset
»Was machst Du hier vor der
Börfep
:Mfspetulie in Dis-um«
eo In Minen7«
Kein etienegedeie ecmfstäenmniich ign
nia ne zu ne note n
an —- ms er ne Mc Miene, laß
U- kss It !«
Guts-erzit
Schneider: » It bin ich die vier
Stockwerk zu en heraus-gestiegen
und soll nun wieder nichts bekom
mens«
Studiosus Siisfel: »Na, damit Sie
sich nicht zu beklagen haben, schauen
Sie sich ’mal die Aussicht an, ist die
nicht samos?«
Ostens-erstg.
Richter: »Ih« Diebereien müssen
Jhnen doch viel eingebracht haben,
denn als Sie neehastet tout-den« saßen
Sie gerade vor einer Portion Au
stern!«
Angetlagter: »Die hatte ich auch
gestohlen!«
Die-stehen«
Student (zu seiner neuen Wir
thin): «Glauben Sie mir· rau
Müller, so ost ich bisher meine h
nung wechselte, hat meine Wirthin
mir Thriinen nachgeeveint!«
Wirtdim »Ach Gott« herr Pum
mel, aber mir werden Sie doch nichts
schutdig drei-denen
Dichters Zeichen.
Zhere Meter liebt mich und wird
mi heirathen.«
»Hm er schon um Ihre Hand an
gehalten?«
»Das nicht, aber er schaut Mann
immer so an, als ob sie schon sein
Schwiegermutter wäre.« «
sie-m sen-»
here feine Photographie betrach-v
tend): »Die Dame scheint aber ziem
lich buckliZ zu seini« s
heirathsoeemittlen »Na, wissen
Sie-—tvenn Sie ’mal dreißig Jahre
eine halbe Millio- mit herum
schleppt . . . t«
Gut-stattlich
»Du machst ja ein bitterböses Ge
sicht. Jenny; ist etwas pasjirtW
»Keineswegs, Mama; s ist nur
wegen des jungen Deren dort am
Tischet«
»Aber er liest doch ganz ruhig seine
Zeiitung und sieht nicht einmal nach
r."
s »Ach- ds- lft es ja GEI, weswa
Lich so wüihciid bin!«
; sit-et
l «Schämft du dich denn nicht, mit
einem so unaetigen Jungen äu spie
),ien Fridai Weshalb spielsi u denn
nicht mit den beiden Knaben, die da
kneben wohnen? Das sind doch artige
Kinder!«
,,«Mit denen läßt ihre Mutter mich
nicht spiean
. Masern-.
s Lehrer: »Die geistigen Getränke
machen uns zum Thier-; was heißt
MS
! Schuljun »Wir kriechen dann
auf allen ieren!'· -
«
—
! sen-ame- Amt-in
Frau (zu iFeecn Manne): Ach
gehe blos an einen Augenblitl zu
meiner Schneiderin hinan und Du
kannst solange im Restaurant auf mich
warten —- trint' Dir aber keinen
Rausch ant«
Ieise-.
«Jch mischte gerne der Dame dort
ein Kompiiment machen, weiß aber
nicht toll ich sie mit der Sonne oder
mit einer Blume netgleichen.«
»Bei-gleich fie doch mit einer Son
nenblumef
Drei-seen
e (mit feinem Vater-) bei
herweæ spazieren »Er-,
Later, i iit abe
Vater ndeili,
Erisristhiktseens lthis-fee t