ES irrt der Mensch Roman von H. Contths Mahlen - (4- Fortsetng) «Schdn. dann will ich gleich mor gestellten Vielleicht suche ich da Doltvr Dellman ans. Haben Sie et-— was an ihn zu bestellen, Frau Wer tentink .derzliche Grüße, und bitte, sagen Sie ihm, wie wohl ich mich hier fühle, wie dankbar ich ihm bin, daß er mich zu Ihnen beachte.·;" Er stand vom Tisch aus und trat an das Fenster. Lange blickte er hin aus in die schneeige Pracht, bis ihm die Augen schwersten. Renate bereitete-inzwischen auf der bereitgestellten Qasseemaschine einige Tassen des dustenden Getränls und bediente Nols und seine Mutter da mit Die alte Dame hatte sich behaglich in ihren-M Sessel gelehnt, nndRenate nahm neben ihr auf einem Hocten VIII Tun-m umfaßte das fried liche Bild nett den Augen. Das hse klare Winter-licht fiel auf die beiden Franengefaltem Das feine Oval von Reteatei Gesicht war etwas runder geworden gleich ihrer Gestalt, und erhielt einen besonderen Reiz durch — die schönen dunklen Flechten von de seen es unt-schleifen ward-. Die lan t sen dunklen Wimpern, deren auf-» « wärt-i gebogene Spitzen goldig ge-(; , ebt waren· lagen über den Wangen« . l sie die Aug-n gelenkt hielt. Sie i trug ein dunkelblaue-·- Tuchtleid augf s jederseit, da sie noch nicht gewohnt .l war sich Einschränkungen aufzuer t lege-. Es saß pracht-voll und schmiegte; l Ich glatt nnd weich um ihre Gestalt Sie machte durchaus den Eindruck einer vornehmen Dame. Mielanie v W, deren Gatte im September ge eben war, hatte es nicht unter la können, aegen Rols und seine W wiederholt spitze Redensarten Ktbet die tisbertriebene Eli anz der .Gesellschafterin: fallen zu Possen Rols dachte daran als er Nenate tronr Fenster her bedbachtetr. Jhre Izichsantern edelaesdrmten Hände hiel :-;"« ten lässig die Tasse. Sie waren noch genau so vollends-i in der Form lob früh-et Mit der Gewissenhaf .titzleit, die eine frühe Gewöbnnng r weiten Natur macht, entfernt-: g .T sorgsam alle etwaigen Spuren ungewohnter Arbeit und erl: ielt sich so tadellose gepflegte Finger. Sie bemerkte es nicht, wie aus Insekt-sum er sie betrachtete. Sein I« Blick hätte ihr vielleicht zu denlen s gegeben, denn eg lag ein« sonderbarer d Ausdruck darin. — YI Um Abend, als sie an allerlei Z Kinderröckchen für die Christbeschees ausgemalt-so -" rang der Dorslinder arbeitete, nahm ihr Rolf plötzlich die Näher-ei aus denhän den » »Das sehe ich mir nun nicht länger A mit an denn Sie werden sich mit dsr · Asdent nach die Augen verderben« ; »Das hat keine Gefahr, es sind ja seine seinen Arbeiten« s Este-Mem hat vas recht, wenn er - Ech Ihnen fortnimmt, Renatr. Ihr ist unheimlich. gönnen Sie sich M ein Ruhestündelzen die Sachen "« werden noch zeitig nenug fertxzz s Wandern Sie lieber mit ung, « meinte Frau b. Tornau. «Daran würde mich meine-Nä - hetei nicht hindern, und es macht Ist so viel Freude die Sächelchen II arbeiten! «- , »Aber mir macht es keine Freude « mich mit jemand zu unterhalten, der . ( sich dabei nicht ansie« « rief Rols etwas aereiztem Tone. "’·"-j;» See erschrak, sah ihn beklommen d nnd legte schnell ihre Arbeit zu « III-mein Da mußte er lachen. Nun sehen J- Sie mich wieder an, wie das arme Amtes-in den bisften Wolf Habe sz G Sie ecschrecki?« Sie athmete auf und lächelte ihm »Wahrcs«itia —- ein wenig doch s kommt davon, daß Sie mich Mem-Ihm haben, dieer rauhen Ton kannte ich bisher nicht " »Den werde ich aber nun immer sendean wenn Sie sich über Ge We einstimng « Sie teckte sich ein wenig und brei Mk die Arme von sich. »Trotzdem » ich mich äußerst wohl bei r Anstrengung Jch qlaube, ich t sit so gesund als jetzt « ,fagte et mit fro, er Ueber Mel-g »Sie sehen jetzt gottlob - frischer aut, ais da Sie zu uns Hstu v. Terrain hatte lächmd Æet Jetz« antwortete sie für te .DCO hat auch Mühe ge Miste-set liekec Riech. Von der , ; allein sind Sie nicht so kräf Wenn unsere gute und die Tor-matt Luft nicht »F zusehen nimm mais ich mai k- We ihr Weib zu. «J·a. ·L ist W gütige Herrin W ich meinte, im Esien IMIDCIMÆUZE EIN W. s M II Uer MO- Iie ganz ihre « etieichtk k Im Armut-e feiner tem- sshssqii Mit-M schern Blick zu Ren-site hinüber. «Wollen wir nun mit dem Resultat zufrieden sein, Muttert« »Wir müssen ja, mein Junge. Jch merke schon eine ganze Weite, daß chate streiti. Jch glaube, sie ist in Sorg-e um ihre elegante Schmut heit, sie fürchtet, sich hier zur bebst-i gen Landpomeranze zu entwickean Die junge Frau lachte beeiflecg auf, über Tornaus Gesicht glit wie heller Sonnenschein Wenn sie lachte, was in letter Zeit znweilen geschah. war ihm jedes-nat zu Muthe. als erhielte er ein töstliches Geschent. Arn nächsten Tage sulxr er wirt lich nach Berlin. nicht gerade mit Freude, aber er batie schließlich selbst Unruhe fortzukommen In Berlin war sein erste Gang zu helleman der ihr erfreut ke griißte und ihn sofort nach Renate onst-ragte Tprnau beantwortete ihm alle Fragen gewisser-hast« dann sagte er plötzlich, indem er sich ausrichtete: »So, Herr Doktor, nun bin ich an der Reihe — mit fragen nämlich.« Dieser sah ihn durch seinen Kari ser erstaunt an. »Bitte sehr, womit tann ich dienen?« »Sie sollen mir auch einige Fra gen über Frau Wertentin beantwor ten. Wollen Sie daö?« »Natürlich, wenn ich tann.« »Wenn man Tag sitt Tag bei sammen ist« interessiren natürlich auch die sriiheren Schicksale einer Person« »Das verstehe ich«, antwortete hcllmann rückte aber ein wenig unbehaglich ans seinem Stuhl. »Frau Wertintin ist meiner Mut ter und rnir lieb und wertb gewor den. Wir wollen sie nicht an ihr vergangenes Leid erinnern, aber meine Mutter wüßte wenigstens gern, ob Frau Wertentin glücklich berheiratret warf OTHER-Hut kcl qutksu Wust eine Cigarre und zündete sich sele eine an-. Dabei überlegte er, wag er erzählen ionnte, ohne Reuates Geheimniß preiszugeben Nach sei ner Ansicht wäre es iet das beste, jwsenn Tom-aus alles er lehren. aber Her wollte um keinen Preis vorgreifen. Das mußte von Renate selbst aus -gehen. Er beschloß also, diploma tisch zu antworten. · »Gliickiich?« sagte er lächelnd. »Na, lieber Herr v. Tornau, das ist nun so ’ne Sache. Jhr Mann , war ein bildhiibscher Kerl. undsre hat ile sicher seht geliebt — was so ein Ma del von achtzehn Jahren eben unter Liebe versteht, nnd da istsre ja wohl auch zuerst seh-e liicklich gewesen. Aber der hübsche Kerl war auch ein Schuldenmacher Und Lehernann in des Wortes verwegenfter Bedeutung. Sie rennen ja diese Sorte «von Män nern, so gut wie ich. Renate Hin-abr scheinlich baio dahinter gekommen, was für einem Wicht sie ihr junges reines Herz geschenkt hat« und da heil sie das Natürlichste, aher Vertehrtesie gethan, was sie thun konnte: ße hat sich verachtungooom aber ergeben in ihr Schick-sah oon ihm abgewandt und hat ihm volle Freiheit gelassen, mii ihrem Gilde weiter zu hausen. Sie kann froh sein« daß sie ihn los isi.« »Ja-wem muß sie unter seinem Tode »sehr gelitten haben. Jch habe sie einmal weinen sehen, a!s sie sich allein glaubte, und-—- ber Schmerz war echt.« »Hat aber wohl mehr ihrem Kinde gegolten und ihrem Vater. Jhren Mann liebte sie tänait nicht nicht« Totnau zerrte an seinem Barthe rurn, erwar sehr aufgeregt, wollte sichs aber um keinen Preis merken lassen. »Das sagen Sie so befiimrntli« »Natürlich, sie hatei mir ja selbst gesags’« s « ---· - - - i »Am nur nur unoegrenua7, pag sein Weib wie Frau Wertentin nicht jim Stande war, einen oeredelnden sEinsluß aus ihren Mann auszuüben. fSie ist eine so edle, großdentende . Frau.« »Das will ich Ihnen erklären. Jhr Mann hat das ganz gewik empfun lderh aber an ihrer Größe hat er dop fpelt den eigenen Unwerth ermessen. Diese Empfindung weckt aber bei sol chen Menschen nur das-Gefühl ver letzter Eigenliebe. Sie wollen nicht kleiner erscheinen als ihre Frauen nnd kehren brutal das Herrenrecht heraus. Außerdem liebte ersienichtck Tornau tauchte schnell hintereinan der einige Züge. Er wußte nun al leiJvaser hatte wisien wollen. Nur um nicht zu plöslich abzubrechen, fragte er noch: »An was ist et denn gestorben? Er muß doch « noch sehr jung gewesen seini« llmann lramte an seinem S reibtisch herum. »Zum war er kroch. An was er aestar n isi, weiß Ich wirklich nicht genau —- danach miissen» Sie Frau Wertentin selbst Run. so wichtig ist mir das ja nist. Frau Wertentsrn danach zu ira en, spare ebenso unnöthi als grau arn. Wir sind froh, dass sie jetzt ralyis — — -.l. l lll —fl : ger und heiterer wind. und werden sie gewiß nicht an ihr Leid erinnern. Deshalb tam ich ja zu Jhnen undich danke Ihnen herzlich für Jbre Ans tunft. Jch werde meiner Mutter alles mittheilen.« »Wie geht es Ihrer Frau Mut ter?« - »Ganz vorzüglich Seit sie fichfchos nen kann, haben die Schmerzen im Bein aufgehört, und fonft ift sie ge fund. Seit der Operation ist sie viel träftiger geworden, sie verträgt wie der Speisen, die sie früher ängstlich meiden mußte." »Das freut mich ungemein. Die Operation war ja unbedingt noth wendig.« »Wir sind anen auch herzlich dankbar, daß Sie darauf drangen. Wer weiß. ob mir meine Mutter fonft erhalten geblieben wäre. Was aber hätte ich ohne sie anfangen sollen?« Helltnann fah ihn lächelnd an untd sagte im Brusiton der Ueberzeugung: .Dasselbe. was Sie auch jehi noch thun sollen, und zwar bald-heira then. Tornau braucht doch einen Erbprinzen,« — Rolf lachte. »Da sieht man, daf-; Sie Mutters Berather waren. Auch dieer großen Kummer hat sie Jhnen anvertraut.« »Und ich wiirde gern dazu beitra gen, ihr auch davon zu helfen.« »Wer weiß—oielleicht finden Sie einmal eine passende Frau fiir mich. Dann schicken Sie sie mir eingeschrie ben nach Tornau.« »Mit wendend-er Poft — ganz sicher-« Sie lachten bei-de, nnd Tornau ver abschiedete sich, nachdem et verspro chen hatte, vor seiner Heimreise noch mals vorzusprechen. Er sprang mit elaftifchen Schritten ,die-—Treppe hinab und bummelte dann langsam die Linden entlang und in die Friedrichsiraße hinein. Vor dern Schaufenfier eines Juwe liers machte er halt und betrachtete lich nachdenklich die ausgestellten Schrnucksachen. Seine Mutter hatte ihm aufgetragen, fiit Renate ein hiibs iches Schmuckftiick als Weil-nachts iiberraschung zu besorgen. Er fand lange nichts, und auch im Laden felbft erschien ihm nichts passend und sinnig genug. Endlich kaufte ereine Perlenfchnur von schönen, mattgläm zenden Exemplaren, aber als er sie eben bezahlen wollte, tauichte er sie doch wieder urn gegen ein Arm-band Jhm war eingefallen, daß Perlen Tbriinen bedeuten siollen, und weinen follte sie gewiß nicht mehr, wenn er es verhindern konnte. Melanie v. Betlow war kurz nach ihres Mannes Tode nach dem Süden gereist, um sich zu erholen, wie sie sagte, im Grunde jedoch nur, um das langweilige Trauerjahr nach Mög lichkeit interessant zu gestalten. Es siel ihr nicht im Traume ein, sich aus Ver-law einzusperren und sich von allen Festlichteiten zurückzuziehen Sie wußte auch, daß Rols v. Tornau besonders streng m dieser Hinsicht dachte, und daß es ihr nicht möglich sein werde, ihm während des Trauer jahres näher zu lommeru So iam ge zu dem Entschlusse, daß es das tliig e sei, die todte Zeit lieber in der Fremde lebendig zu gestalten. Sie spielte Tornau eine allerliebste Abschiedsszene, die nach ihrer Ansicht sehr wirtungsvoll sein mußte. und ebenso deutlich ihre schmerzliche Ent sagung, als ihre Sehnsucht widerspie g-12e, ihn endlich frei dnd pfier mit ihrer Liebe beglücken u dürfen. Daß Tornau diese Szene ils nicht ver stand, theils nicht verstehen wollte. wurde ihr nicht llar, Seit ihr Mann die Einsicht besessen hatte, dass sein müdes Dasein sür seine lehendlustige Frau nicht den geringsten Werth mehr haben konnte, und sich also hin gelegt hatte, um zu sterben, hatte sie wieder große Hoffnung« Rols siir sich gewinnen zu können. Als Universal erbsin ihres Mannes war sie eine der reichsten Partien im Lande, und wenn dieser Umstand allein den einstigen Geliebten nicht zu ihr zurückführen würde, unangenehrn war er ihm sicher nicht« und seit sie frei war, standen ihr genug Mittel zur Berliigung. um ihn sich zurückzueraberm Wenn nur erst das Trauefjahr zu Ende war. dann sollte er ihr nicht lange mehr widerstehen! " q Es war mebr eigensinnige Leiden schaft als Liebe, was sie sür Reis fühlte; hätte er ihr gehnldigi wie früher und sie angebe!et, dann wäre er ihr vielleicht seht eichgülti ge blieben. Aber gerade eine Köl und Zursückhaliun , die sie siir Komödie hielt, reizie Ie. Ren-Des Anwesen heit in Totnau war-ihr nicht ange nehm; siitchiete sie auch nicht direkt eine Rivalin in der bürgerlichen Ge sellschafterim so hatte sie doch Erfah rung genug, mn zu wissen, daß einer hübschen Frau immer Mittel und Wege zur Verfügung stehen, sich in teressant zu machen. Das stete Pu iammenleben der beiden schien gefähr lich für the Pläne, und sie hätte die junge Frau gern unschädlich qemacht. Leider wom- sich ihr kein Mieter ds zu bieten, und dieser Umstand war dir einzige Sorge, die sie mit hinaus xeahm in die lachende, winkende Frei it. Sie reiste zuerst sitt einige Wochen nach Patiö, m Gesellschaft einer gut aussehenden, etwas schmerhörigen aiten Dame die sie ais Begleiterin engagirt haiie Dieselbe war aus verarmte! altasdliger Familie und evar gisiietselig, eine Sei-Luna einzu I nehmen, die ihr oergönnte. ein Leben zu führen, in dein das Geld auf . hört hat, eine Rolle zu spielen. ie war Melanie dafiir blindlinge erge ben, war da, wenn sie gebraucht nur de, und wirkte sich im gegebenen Mo ment in Lut zu verwandeln — eine äußerst beauerne Anstandsdame. Von Paris aus ging ei den Win ter iiber an die Riviera. Wie ei ihr gerade gefiel, nahm Melanie Aufent halt in Nie-im Monte Carlo und Villasranra. U«:iberall drängte man sich dazu, ihre Bekanntschaft zu ina chen. Die reiche und schöne jun-ge Wittwe war der Mittelpunkt des n terefses fiir alle die jungen unda ten Lebemänner, die dort unten an der paradiesischen Kiiste ihr Dasein ge nießen. Sie schwamm luztig im Strome mit. totettirte mit a en, ohne einen zu bevor-ingen, und ließ sich von allen zu leich den Hof machen. Die- Spiel äle in Monte Carlo be suchte sie häufig. Es gwährte ihr einen prickelnden Reiz, in den Gesich tern der Spielenden die wiithende sGier nach Besin. die tolle Freude beim Gewinn und die tiefe Verzweiflung im gegentheilken Falle zu beobach ten. Zuweilen betheiligte sie ich auch selbst am Spiel, aber es fe ette sie nicht. Nur wenn Langeweile Lie dazu trieb, seyte sie hie und da einer-nimm und überließ mit lächelnder Grazie ren Gewinn Frau o. Sei-idem ihrer« Gesellschafterin. die dadurch jedesmal» in einen Ireudenrairsch versekt wurde.. Eines Tages. als sie mit Frau oJ Senden von Nizza nach Monte Carlo fuhr, war sie sehr schlechter Laune und bekam Heimweh. Solche Stim mungen gingen zwar meist schnell vorüber. machten sie aber Mem-fäng lich fiir die Reize der herrlichen Um gebung. . Und diese Umgebung war es doch wirklich werth, mit offenen Augen und Sinnen aufgenommen zu wer den. Sie fuhren über die alte Cor niche, die herrliche Straße, die sich hoch über dem Meeresstrand an Fel sen entlang zieht. D·r Golf von Villafranca. mit Schiffen bedeckt, leuchtete blau herüber. Ring-zum ain Ufer waren die Villen zerstreut zwi schen Mandel- und Pfirsichbiiumem die weiß und rosig in voller Blüthe standen. Der Duft der Orangen bäume erfüllte die Luft, und von Villafrania herüber tönte leise, lockende Musik. Diese-s töstlickse Erdenfleilchen, ge schaffen. nur gliickliche Menschen anf zunehinen, bekam freilich so manches verzweitlungsoalle Elend zu selten, aber weder das eine noch das andere interessirte Melanir. Sie war eben schlecht gelauni, weil ihre Kavaliere ohne sie nach Monte Carlo gefahren waren. Die hatten nämlich geglaubt, sie sei schon voraus. und hatten sich beeilt, ibr zu folgen. » - Jn Monte Carlo angekommen, stieg sie am Pakt aus dem Wagen und ließ Frau o.Senden allein ins hotel fahren. Sie wollte erst noch ein wenig proineniren und von einer fder-;e Bänte dein Sonnenuntergang zu n. ’ « - Als sie langsam dahinschritt, stieß ihr Fuß plötzlich an eine mitten ans dem Wege liegende Brieftasche. Sie sphod sie mechanisch aus und öffnete sie, um den Verlierer zu erkunden. Die Tasche war leer, nur in einem Zwi schensach steckten einige Visitenlarten mit dem Namen: hans v. Trachtoitz. »Ah.« murmelte sie erstauntm mein eisrigster Verehrer, der schöne Trach witzl Leer gebrannt —- der AerinLe hat wahrscheinlich Pech qehadt.« · Sie wollte die Brieftatfche schließen und zu sich stecken, um sie dem Ver lierer zurückzugeben da fühlte sie noch etwas Harte5. »Ehe Photographie!« dachte sie nnd öffnete neugierig die Klappe. Wie versteinert starrte sie aus den Franenlops, der ihr entgegensahSie nahm das Bild heraus und hielt es dicht vor die Augen. Es war entschie den Frau Renate Wertentin, lein( Zweifel — in hier auf der Rückseite stand deutlich in tlnrer schöner hand schrisi: »Nein-te ihre-m geliebten Hans.« Sie lachte plönlich spöttisch aus. Das warzna eine,-unbezahlbare Ent deckung, ·e mußte sie ein«-nähen Schnu, schau, diese von Rols so rit terlich vertheidigte Tugendheldin führte also ein aalantes Doppellebeni Sie legte das Bild an seinen Plat zttriick nnd schloß die Tasche. Jn Ge danken versunken ging sie weiter· Um diese Zeit war es hier still nnd men schenleer. Auf der Bau , von der aus sie den Sonnenuntergang hatte de trachten wollen« sosk indes doch ein Herr, den Kopf in den händen ver-l groben. die Ellbogen ans die Kniee; gestii t. Sie erkannte sosort, daß ess Tra ih war, der hier wahrscheinlich sehr nnliebsarnen Gedanken nachhing.. »Den d. Fischen-ist« ries sie ihn Er Mike-us nnd wandte ihr sein bleiche-L verstörtes Gesicht zit. Exil-en Sie diese Briestasche ver lorenk · Tmchtvih erhob sich nnd mochte eine milde, wegioersende Bewegung. »Es lohnte sich nicht, sieauszuheben. denn sie ist lerr.« Sie lächelte liebenswürdig »Ab. ich— verstehe-—Sie hatten Unglück im Spiel nnd sind ein wen-i Drstimtnts Er lachte spöttisch o , aber hinter diesem Lachen barg sich so tiefe Ber zweislunn, daß sie nun doch erschrak »Ein wenig oersiirnnttl Das klingt sehr hornilot im Vergleich zu den-, todt ich empfinde, Frau Vermin. IN ..«-. « . .. -. -.« « . . .. .-- -—.« ..-—« » . —-..- -.--.—«. .— » - - . .,—« Kultu- citat-L Mein Fräulein, ich liebe Sie! So? —- dcmu sagen Sie aber um Himmels willen Mama nichts da von. Heer Doktor, sonst muß ich Sie heirathen! Wenn Sie den iotalen Zusammen brnch aller Hoffnungen, die vollstän dige petuiniire Vernichtung eines Menschen begreifen können, werden Sie ermessen, wie wenig dieser Aus spruch auf micht poßt. Jch bin ein fach fertig mit dem Leben nnd herbe nicht die geringste Existenz-berechti gung mehr. —- Der Rest ist Schwei gen.« »Aber mein Gott« Trachan wie können Sie so etwas sogen! Sie find doch ein Mann!" »Ja, ein Mann mit einer unhe greiflichen Vorliebe fiir reine Wö fche, für stimmungsvolle Umgebuno, für erftklaifigen Verkehr und all solche Sachen, die ich nun nicht mehr werde haben sonnen. Da bleiht nur ein Stxich — oder wollen Sie mich etwa aus der Reihe Ihrer Anbeter ausscheidem nn: mich mit Jhree Hand zu beglückens Das wäre Rettung. Aber ich weiß, daß Sie das nicht thun werden. weil ich eben fertig bin.« ,, icht deshalb, Tracht-itz, sondern tweil ich mich jetzt überhaupt noch nicht wieder zu verheirathen geden ke. Aber Sie interessiren mich von alken Bewerbern anr meisten, das gefiehe ich Ihnen ganz offen. Ich möchte Ihnen helfen, weiß nur nicht wie. Jch tann Jhnen däch lein Geld ankieten!« Eine dunkle Röthe flog iiher feine Stirn. So tief war er nun doch noch nicht gesunken. am hei solch einer Möglichkeit keine Scham empfinden zu müssen. »Ich danke Ihnen fiir oihr liebenswiir iges Jn teresse. Helfen können Sie mir in dessen nicht. Es fei denn Sie wish ien Rath, wie sich ein Mensch aus dem Nichts in eine gesicherte Zukunft retten lönnte.« Gortfehung folgt.) — Reue Ausnahme-en in der ,,Ptpinoburs«. Man schreibt aus Bremerhaven: An der Grenze von Marsch und Geest, et wa 15 Kilometer nördlich von Bre merhaoen, erhebt sich in einsamer seide- und Moorgegend ein imposans ter Ringwall, genannt die Pipinsburg, ein Name, der übrigens weder mit dem Vater Karls des Großen noch einem anderen König Pipin etwas zu thun hat, sondern wohl erst bedeutend spä ter entstanden ist, als die Burg selbst. Hinter ihr lie en noch andere, nicht so gut erhaltene allanlagen —- die Hei denburg und die Heidenstadt —- und unter em paar tnorrigen. oomSeewind visrtriippelten Eichen ein Hünengrab, im Volksmund Biilsenbett genannt. Anscheinend hatten die drei Burgen den Zweck, die dort ooriibersiihrende alte Heerstraße,. den Königsma, der auf eine Geritzunge durch das Moor führt, mit seinem Uebergang iiber die Aue, der Königåbriicke, zu sichern. Die drei Betestigungen bildeten ein wichti ges strategischeo Festungsdreieet Nach dem die heidenstadt und die seiden burg bereits in den Jahren vorher xdurchforscht und als Sammelplähe siir größere Heereömassen seit stellt wor ’den waren, ist in diesem ahr die Pi pinsburg mit Unterstilsung der rö misch-germanischen Reichslommission ivon dem heimatbbund «Miinner vom Morgenstern« erforscht worden. Schloß Morgenstern war eine Zwingburg im Lande Wursten gegen die Friesen. Professor Schuchhar , der verdient Erforscher der Altertbiimer in West deittschland, hatte die Dberleitung der Arbeit übernommen, die fett beendet ist und ein abschließent Urtheil iiber Alter und Bestimmung der sehr gut erhaltenen Anlage gestattetr. Runde Wölfe tote die Ptvinsburg lind nur zwischen Elbe und Weser im Fluchtande gebräuchlich gewesen. Nach benScherbenfunden zu urtheilen, ist die c Pipinöburg eine der jüngeren dieser Anlagen und etwa im achten Jahrhun dert entstanden. Jhr Durchmesser von Walltrone zu Walltrone beträgt 65 Meter; der Wall, der aus heides plaggen sorgfältig aufgeschichtet und, wie dir Schichtung zeigt, zweimal ver stärkt worden ist, zeigt intThorweg eine Dicke von 17z Metern! Durch Gra bungen ist die Lage der Gebäude fest gestellt worden. Jhre Zahl beträgt zehn, wozu zwei grofze und eine kleine Grube kommen. Nur in zweien der Häuser hat man Ieuerstellen gefun den; eines neben dem Thor darf man nach den Fanden von Hufeisen und Pferdetnochen anscheinend« als den errdeftall aussehen. Von den Gru ben sind zwei anfcheinendVorrathsgrus ben. während der Charakter der gro ßer-» die sechs Meter Durchmesser hat und drei Meter in den gewachsenen Boden hineingebi, nicht festzustellen ist; die Hypothese, dass man hier einen Brunnen vor sich bat, txt nur haltbar unter der Voraussetzu g, daf; der Grundwafserftand vor der Eindrichung der Weser mehrere Meter höher gewe sen ist als heute. Aus der Anzahl der Art der Häuser schließt Professor Schuchhard, daß die Pipinsburg weder ein Lager zu gelegentlicher « uslucht noch ein Herrenhof gewesen -ist. ondern Iein Dynastiesitz mit ständiger Be satzung. Nach den Scherbensunden zu urtheilen, ist, wie gesagt, dieEntstehung der Anlage ins achte Jahrhundert zu verlegen. Es haben sich aber auch Scherben fräntischen Charakters ge sunden, und es bleibt deshalb die Frage offen, ob die sächsischen Jnfas sen der Burg bereits sränkische impor tirte Gefäße benutzt haben, oder ob die Burg nach Unterwerfung der Sach sen eine Zeitlang von den Franken benutzt worden ist. Die Eroberung der Burg ist in das Jahr 797 zu ver legen, als Karl der Große sich- an schickte, den lebten Winkel des Sachsen landes, das Land Hadelm zu unterz werfen. Die »sama«-a innre-s irrt-non -·-«-.«« erzählen, daß Karl 797 ein Fe stungowert im Gau Wichrnuti ibeirn Lande Hadeln) gebrochen hat. Mörd lich von der Pipinsburg findet sich tei-, ne sächsische Burg mehr. denn die Burg in Altenwalde bei Kurhaven ist fräntbi schen Ursprungs, eine von Karl dem Großen angelegte Festung. Den Werth der Ausgrabungen er blickt Prof. Schuchhard darin, daß da mit zum ersten Male ein srtih ermanis Ischek sachsischek Dyuasiiksitz miser-ge fift. DieGrabungen wurden dadurch er leichtert, daß die Burg gar keinen Baumbesiand hat« sondern nur von Heide bewachsen ist; erschwert wurden Hsie durch eine Anzahl Dachs- und yFuchsbauten —- in einem wurde noch Idatö Stelett eines Fuchles gefunden — Jsowie durch die Thättgteit früherer zSchodgräben die eine der Sage knach in der Burg vergrübene goldene Wiege gesucht haben. Die Grabungen werden. nachdem sie nun ihren Zweck erfüllt haben, demnächst wieder eingeebnet werden, und wie lan ge noch. und die Heide iiberwuchert wie der alles, in der sich an stillen Som mertagen träumen lässt von ver ange nen und zutiinftigen Tagen. D e Eck Vf« hle bezeichnet bleiben. Neben Pro se or Schuchbard verdienen noch die Oberlehrer Robra und Hoffrneiiter aus Brenrerhaven genannt zu werden, die unter seiner Oberleitung die ärtltche Aussicht geführt haben, pfosien der Gebäude werden durch· , Ei gibt gebildete Kreise, denen ei nicht an Geld fehlt —-- tvphl aber an Bildung. I I Unsere Münzen erhielten Auftrag, für 870,000,000 Gold zu prägen. Wünsche jedem guten Bürger feinen vstetchlichen Anteil daran.