Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 01, 1907, Sweiter Theil., Image 9

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    Um einen"pfennig. i
Humoreste von Otto ist om ber.s
.-..,.·«. » »-,»« (
Frau Agnate hatte soeben einen «
Topf von mich-: Milch auf vie heiße s
Osenflatte gesetzt, zündete sich nun ein :
Lämpchen an, nahm Kohlenkasten und
Dolzhausfchlitssel und begab sich in
das unterste Gelag des Hauses, urn
neues heizmaterial herauszuholen.
Als sie fünf Minuten später wieder
lam« bemerkte sie zu ihrer Freude, daß
sämmtliche Milch noch seelenruhig in
ihrem Behälter lag und jedenfalls
noch lange nicht die Absicht hatte, ei
nen Walzer hu tanzen oder gar in
der Glutb der Leidenschaften überzu
stießen.
Da kann ich mir vielleicht erst noch
mein Geld durchzählen. das mir der
Milchmann heraus-gegeben bat, dachte
sie, warf noch eine Schaufel Kohlen
in’s Feuer und begab sich in die
Stube·
Doch in ihrer Eilfertigleit geschah
es, daß beim Zählen ein Pfennig die
Flucht ergriff und in einer Anwand
lung von Kollera unter den Schrank
rollte.
.Jmmer dahin, wo man nicht gut
dazu kannt« rief Frau Agnate är
gerlich. griff nach einem Meterstab,
fiel aus die Knie und fuchtelte mit
dem Stecken unter dem Schranke htt
um. Denn der Pfennig mußte herzu
Sofortt Ordnung mußte sein!
Doch statt den Pfennig zu finden,
stieß Frau Agnate bald die Thiir ein,
die hinter dem Schranke mit Tapete
betlebt war und das Wohnzimmer
vorn Bureau ihres Gatten trennte.
Dieser fuhr drüben ärgerlich über
die Störung herum, schrie: »Na,
was ist denn das nun zum Donner
wetter!« und machte bei dieser
Schtoenkung einen Kleckz der einen
Kanzleibogen im Werthe von zwei
Pfennigen verdarb.
Gleich daraus war der Gemahl an
ihrer Seite. »Na« hör’ mal, muß
denn das nun gerade jetzt sein?
Uebrigens -«—— mos, mps —- das riecht
mir so verdächtig, dir ist doch nicht
etwa wieder die Milch —«
»Die Milch! Die Milch!« schrie
Frau Agnate in schneller Erlenntnisz
der Situation, sprang aus und eilte
hinaus.
hu. welcher Qualm! Und diese
haubel Blitzschnell sprang sie an den
Herd« rückte den Topf weg und blies
aus den brodelnden Gischt. Gleich
daraus aber schrie sie«aus. da sie sich
bei dem Rettungswert den Finger
verbrannt hatte. Pui. wie das
schmerzte!
Und nun wurden die Küchensenster
angelweit geöffnet, damit der schreck
liche Dunst hinausziehen konnte.
.Schade um die Wärme!« brummte
die Hausfrau, als ihr des Winters
Kälte ln’ö Gesicht schlug. «
Ghich darauf war sie wieder im
Zimmer und unternahm einen neuen
Versuch, in den Besii des verlorenen
-Geldstiicks zu gelangen, wußte sie doch
nicht einmal genau, ob es thatsiichlich
nur ein Pfennig war, es konnte ja
auch ein Fünser oder eine halbe Mart
sei-! Und heutzutaae, bei diesen mi
serablen Zeiten, mußte man das Geld
zusammenhalten
«Kotnm’, ich werde mitsuchen,"
meinte der Mann.
.f)ätteit du doch gesucht, alo ich sort
warlk ries sie unwirfch und biß sich
in das schmerzhaste Fingerglied
,bab’ ich ja auch!«
,Na. wenn ihr Männer schon sucht!
Ihr findet erst recht nichts!«
»Na bös mal! Ein wenig höflicher
-—— bitte!"
Itzt verlier’ ich auch noch meine
nenemSchjldkrEtnkdeW
FI« -,c U« LU
»Ist-o lient sie denn-r« Doch in die
sen- snxrenblick trat er schon ntit lei
nen- nroßem breiten Fuß das Ding
enywei
,S· MS reckt!« schrie sie jam
mernd »Mit gestern hab’ ich sie mir
fllk siinfundzwanzig Pfennig se
Musik«
»Im ich lann nichts dafür.«
Lwtvohll Gieb mir rnal die fünf
uniseonnzig Pfennig!«
«Kreuxbombenelernentt« Er nahm
süntnndzroanzia Pfennig aus der
Teich-, warf sie auf den Tisch und
stsrmle hinaus.
Dich eben. als er die Thiir aufriß,
ins ein mächtiger Windstoß durchs
Sen-L Gleich daraus tlirrie etwas,
nnd lnr nächsten Moment gab es ei
nes eigenthtimlichen Krach. Auch
un Annale hatte es gehört und
elie rnit ihrem Manne ans Küchen
fes-lieu
Mchttgi
Der Fenstersliigel hatte sich au ·e
ball. war vorn Winde aus den n
geln hoben worden und lag ietzt drei
Stecke-Dem tief irn Hose. Von allen
Seiten uckten die Nachbarsleute her
aus un freuten sich, daß es wieder
eine lleirie Sensation gab. O Scha
densreudei s
Aber noch bevor sich das Paar von
seinem Schrecken erholt hatte, er
schien auch schon irn hase eine himm
gestali mit evident Gesicht. »Auch
ler Fenster ist mir das Lichtsenster
meines Bierlellers zersch'agen wor
den«, schrie der Mann IZinaus »der
Schaden beträst zwei art siinf ig,
ich hole rnirs dann. Noch be et
aber, Sie bringen selbst einen Gla er »
und lassew machen! Aber bitte ost
« sp»
—
fort! Eis ist kalt, nnd meine Leute
sitllen«Flasc1-,en ab!«
»Ich werte Jhnen etnzdakv ps-:isen!«
War-? Sie wollen nicht autztes
hen't"
»Fällt rnir gar nicht ein!«
»Gut! Jch tjule den W-irti)!"
,,Meinettvegen!" — -
»Aber Mann«, rief jetzt sie unter
Thriinem »das ist ja ganz schrecttich
beut-! Nun find unsere Scheiben ent
zwei. und nun sollen wir gar noch
rür sremde ausioninren!«
»Kruzzi Türken!« schimpite er.
»Du hast wahrscheinlich wieder das
Fenster nicht richtig eingehatt!«
»O ja; der Wand hat-s herausge
borsem weil du so rasch die Thiir aus
gerissen hast!«
»Natürlich, ich bin’s wieder!«
brullte er. »Jtnrner ichs«
»Willst ou nicht noch mehr schreien,
damit'6 ja alle Leute hören?«
»Satra, wag scheren mich die
Leute! Kommst du mir schon wieder
mit sol —«
»Sie! Sie! Herr Krassetwitz!!'«
scholl’s da wieder, wenn auch mit an
derer Stimme. vom Hofe herauf, und
der Hauswirth nebst Kellereihesitzer
wurden sichtbar.
»Wol1en Sie sich nicht gefälligst
heransbemiihen, Herr Wirt-h?!« ries
Agnatens Gemahl erregt herunter.
spare teine Zeit! Bitte sorgen
Sie dafür, daß hier das Lichtsenster,
das durch das Heruntersallen Jhres
Fensters zertrümmert worden ist« so
bald wie möglich wieder in Ordnung
gebracht wird. Natürlich auf Jhre
tiosien!·' -
, »Natürlich! Natürlich! Soll ich
nicht gleich sitt den ganzen Schaden
kasten, ver in Jhrem Hause ent
steht?«
»Komme» Sie mir, bitte, nicht im
pertinent, Herr KrasselwitzU Der
Schaden ist durch Jhr Fenster ent
standen, also haben Sie auch dafür
oufzutommen!«
f »Ich hab’s nicht heruntergewor
ent«
»Ganz egal!"
»Der Wind how ausgehoben!«
setzte jetzt Frau Agnate ein.
»Ganz gleicht Dann haben Sieg
gewiß nicht richtig eingehakt!«
»O ja!«
»Immerhin. Sie haben die Koften
zu tragen!«
»Ja wirs« fchrie ietzt Agnatenä
Gotte außer sich vor Zorn. »Und
wir liindigen auch hiermit, Herr
Wirlthl Jn vier Monaten ziehen wir
aus "
»Dann kann ich's nicht ändern«,
scholl es«gemößigt herauf, und damit
war die Debatte geschlossen.
Frau Agnate schüttelte sich vor
Kälte. Dann brach fie in Thränen
aus. »Auch das noch, daß wir hier
sortziehen!« fchluchzte sie. »Das hät
teft du nicht zu fagen brauchen.·«
.Sei still, Weib!«-herrfchte sie der
Gotte an, der noch in feiner ganzen
Aufregung in großen Schritten vie
Küche durchmaß. »Ich lasse mich von
leinem Wirth massatriren, und dabei
kleibt’s! Für unfek Geld bekommen
wir überall Wohnung!'«
»Aber die Urnzugstoften — die Ar
beit-—hu, ich habe genug vom lesten
Male!«
Da stellte sich der Gemahl vor Aa
naie. »Und woher kommt alles?
Von dem albernen Pfennig, der dir
herunter-gefallen ist!«
»Ja-ich bin’s gewesen! Natür
lich!' Und von neuem fchluchzte sie
laut auf.
Da hielt er’s nicht länger in der
Küche aus und lief mit einem »Kreuz
bombenelement!'« auf fein Bureau.
Eine Stunde später lag vvrAgnate
ein Zettel, daran stand geschrieben:
»Um einen Pfennig wiederzufinden,
erlitten wir heute, am 27. Februar
1906, folgende Einbußenc
Mart
t. Einen weißen Bogen winket. 0,»2
L. Werth der überaelanfenen Milch (I,n2
S. Werth des Wärmeverlufteö« . 0,05
st. Werth der zerbrochenen Nabel 0,25
O. Werth des zerbrochenen Fen
steks 1,50
U. Werth des zerbrochenen Licht
fenfters ...................... 2, 50
7. Kosten des Umgagcs. »26, 00
Summa funmarum ............ 29 M
N. B Außerdem sind eine ver
brannteFtngerspitze, ein Schock Ihrs-i
nm, Erregung der Nerven bei Frau,
Mann, Weib und Kelleeeibesitzer, ein
beträchtlicher Zeitverlust und der ver
maleldeite Pfennig in Anrechnung zu
bringen. Letzterer fliegt, sobald er
gefunden wirb, »zum Fenster hinaus.
Dies bestimmt Karl Masselwth.«
Rai-.
Fris (Adressen fchretbend): Papa,
bei Herrn-Schmidt muß ich doch wohl
»bochsvol)lgeboren« schreiben?
Vater: Wieso?
Fritz: No, der wohnt doch vier
Treppen hoch!
such gut.
Aeltere Dame, welche einige Rosen
in der Hand trägt, zu Oeinem neben
ihr beklaufenden Schusterjungen, der
sie fortwährend unsicht: »Na mein
Otun e, Dir gefallen wohl die Ro
fen fehrk
Ach nee, met Guteste, ich wundere
m mir, daß so Ei alter Stock noch
Roer dragen thöt’!«
Unter Kindern.
Ellen »Was mag das nur sein, etn
sit I »Besten-III
n nn man weiß, wo
Mann n Dunston versteckt hatt«
Ver Dpitalsbi redet-.
Stizze von Adolf Stark.
Jm Sommer ist der alte-Stad1er
Landstreicher und im Winter Spi
talsbruder, das heißt« wenn der Wind
talt über die Stoppeln der Felder zu .
streichen beginnt und der Nachtfrost
sich einstellt, sucht er das nächste Kran
kenhaus aus und läßt sich in den
Krankenstand ausnehmen. Die Aerzte
kennen den alten Stadler längst, sie
brummen und schimpfen, wenn er
kommt, aber die Ausnahme können
jsie dem elenden, schlecht genähtten
70-jähkigen Menschen doch nicht ver
weigern. Das weiß der Stadler
schon und aus ein paar derben Wor
ten macht er sich nichts.
Beim Wartepersanat ist er nicht
unbeliebt, denn er kennt die Gebriiuche
und Sitten, die im Spital herrschen,
ganz genau und weiß sich nützlich zu
machen, so daß er nicht wie andere
Patienten eine Last, sondern eine
Stütze-ist «
Auch heute ist er gleich«·in der höhe,
als er hört, daß der junge Mensch,
der in der Ecke beim Fenster liegt«
wieder seinen Hustenansall bekommt,
an dem er zu ersticken droht. Ohne
die Wärterin zu wecken, welche in ih
rem Lehnstuhl sitzt und schnarcht,
schleicht er zwischen den Betten hin«
sucht beim schwachen Schein der nied
rig geschraubten Gasslamme das
Fläschchen mit den Tropfen, nimmt
ein Stiick Zucker aus der Schublade,
zählt gewissenhast big 20 und schiebt
das Meditament dem Kranken in den «
Mund. Dann bleibt er am Bettrand
sitzen und wartet, bis sich die Wirkung
eingestellt hat.
-,,Na, ist Dir schon besser?« fragt
er theilnahmövall mit gedömpster
Stimme, um die anderen Kranken
nicht zu wecken.
Der Gefragte, der schwer ermattet
in seinen Kissen liegt« nickt stumm.
Als der alte Stadler aber in sein Bett
zurückschleichen will, umtlammert der
andere mit den abgemagerten, siebent
den Fingern seine Hand und läßt sie
nicht los.
»Bleib noch ein wenig da bei mir«,
stöhnt er. »Bleib da, ich fürchte mich
o.«
i Der Akte kennt diese Zustände;
man ist nicht umsonst seit zwanzig
Jahren Spitalsbruder.
»Nu, nu, rege Dich nur nicht auf,
ich bleibe schon· Schlaer kann ich
eh’ nicht. So, jetzt liegst Du besser,
wenn man Dir den Polster so in die
Höhe schiebt, was?«
Der Kranke nickt. »Gut, sehr gui.«'
»Nun siehst Du, ich habe Dirs ja
gestern gesagt, daß Dir bald besser
sän·«wird. Am Ende war das jetzt
die Krisis, weißt Du, so sagen die
Herren Dottorö, wenn es der Besse
rung zugeht. Wäre auch nicht
sschlecht So ein Mensch wie Du, der
lwahre Riese. Eine Schande ist es ei
gentlich, daß so einer überhaupt trank
ist.«
»Der andere macht eine heftige ab
wehrende Bewegung. »Schweig doch
mit Deinem Geplapper. Mir kannst
Du nichts einreden, ich weiß, daß ich
sterben muß, bald schon, vielleicht
gar heute Nacht.«
Der alte Stadler giebt keine Ant
wort. Er ist Philosoph Den Kran
ken Muth zureden ist gut, so lange sie
daran glauben. aber wenn sie einmal
wissen, daß es zu Ende geht, dann
what das Reden keinen Zweck mehr. Er
will wider aufstehen, aber der andere
hält ihn zurück.
i
I
i
TSchalz bergegeben hat, erwacht in ihm
Hör mal, Sta adler ich hatt eine
Bitt’ an Dich Aber Du mußt mir
schwören, daß Du sie erfüllen wirst «
»Wann ich es tann, recht gern, das
schwör ich Dir. Was willst Du
denn?«
Und der Kranke erzählte, stoßweise,
von Dustenanfällen unterbrochen:
»Ich hab’ einen Schatz zuhaus —
Anna heißt sie --- — Anna Müller
lhübsch ist sie und brav und lieb hab
ich sie auch nur daß sie gerade so arm
ist wie ich. Derowegcn bin ich eben
fort vom Dorf in die Stadt wo man
mehr Geld verdient. Aber sie bat mir
nicht gut gethan die Stadtluft. Und
jeyt lieg ich da und-—
Ein starker Hustenanfall der erst
einer erneuten Gabe der Medikaniente
weicht, unterbricht seine Rede. Es
dauert geraume Zeit bis er fortfahren
sann.
»Ich bade gedacht, dafz aus uns
einmal ein Paar wird. Das ist nun
vorbei Aber bekommen soll sie, wag
ich mir erspart hab, die Anna. Vier
zig Gulden sind es, da greif’ einmal
unter den Kovspolster. Haft Du das
Tüchels Jn dem Knoten in der ei
nen Ecke sind sie eingebunden, drei
Zebner, ein Fünfer und fünf Silber !
"gtilden. Die sollst DU ihr bringen (
wenn ich todt bin.«
Der Stadler hat das Tuch hervor l
geholt, den Knoten geöffnet und das !
Geld nachgeiäblL »Stimmt alles
Aus mich kannst Du Dich oerlassen·«
Jetzt wo er den schwer erworbenen
das Mißtrauen. »Aber wirklich ders
Anna geben,« stöhnt er ,,Hörst Du?
Nicht etwa selbst behaltenK
Der Alte ist nicht beleidigt. Das
Elend und die Armuth finden Miß
trauen so selbstverständlich Er beeilt
sich, seinen Schwur zu wiederholen
aber der Kranke ist noch immer nicht
ganz beruhigt.
»Du hast geschworen, Stadler, Du
hast geschworen. Und wenn Du das
nicht hältst so —- —
Ein neuer Huftenansall, stärker
als die vorigen, und diesmal weicht
er nicht einmal den Tropfen. Der
Krant wird blauroth im Gesicht, der
Athern pfeift aus der leuchenden
Brust Blut rinnt auf die Lippen.
,,W«cirterin Wiitt eint«
Verschlafen fahrt sie empor u d
lictt nach der Gegend-, aus wel er
dse Stimme des alten Stadler er
schallt d r vorn Beitrand nicht weicht,
treil er riß, daß es dem anderen
Erleichterung bringt, wenn er ihn
Führ und den Kon hebt· Dann dreht
sie die Gasslamme hoch und eilt hin
zu Sie tomrnt gerade recht, um zu
sehen, wie ein Blutstrom sich de
tranken Brust entringt und die Bett
decle roth stirbt
«Rasch·Stadler, lauf’ um den
Herrn Dotter. Nutzen thut es zwar
nichts mehr, aberes ist Borschrist.«
Und der Alte eilt, den wachhaben
den Arzt zu holen. Als er in dessen
Begleitung zurückkehrt, ist der Kranke
verschieden
Am andern Tag verlangte der alte
Stadler zum Erstaunen des ganzen
Spitalå seine Entlassung. Im Fe
bruar, während draußen eine Bären
lälte herrschte. Der Primariusschiit
telt den Kopf. »Was Ihnen nicht ein
gill;, Stadien Sie holen sich ja den
c- .«
Ader der teure viiev bei seinem Bor
satz. Eine Stunde später wanderten
auf der verschneiten Landstraße das
hin. Der Wintersturm blies ihm um
die Ohren und die Nase, daßsie roth
wurden, bielröthky als sie von Natur
aus schon waren. Und der Schnee
drang durch die vielen Lücken und
Spalten der geslictten Kleidung bis
auf dieHaui. Aber Stadler mar
schirte vorwärts-, von Zeit zu Zeit die
Rechte aus die Brust legend, um sich
zu vergewisfeen. ab er das Tuch mit
dem Gelde nicht verloren habe.
Endlich war er am Ziele. Spät
Abends war es schon und ganz dun
kel. Aus den kleinen Fenstern der
niedrigen Dorfhiinser schimmerte das
Licht hinaus auf die leere-Straße unsd
die Hunde heulten in allen Tonarten,
den alten Va bunden an. Endlich
traf er jemanien, der ihm Auskunft
geben konnte.
»Die Müller Anna? Das ist die,
welche im letzten Herbst den Kameek
bauern geheirathet hat. Da droben
am Berg-. der letzte Hof, wo die Lich
ter herüber schauen.«
Während der Bettler keuchend den
verschneiten Abhang emporsteigt, si
mulirt er bei sich: »Also gebeirathet
hat das Frauenzimmer? Wenn das
der arme Kerl gewußt hätte. Aber
was geht es mich an. Jch habe das
Geld abzuliefern und damit bafta."
Jth waret oben angelangt. Vor
sichtig und langsam tastete er sirb
durch den dunklen Hos, weaen des
Hundes. Aber hier gab es keinen.
Der Bauer war zu geizig, er wollte
das Futter sparen.
Jetzt stand er vor der Tbür und
klopfte. Keine Antwort. Er klopfte
abermals. Dann öffnete er leise die
Thüre.
Mit einem Schrei des Schreckan
fuhr die Bäuerin beim Anblick der
zerlnmpten Gesialt empor, worauf
der Bauer, der in der Nebenstube ge
sessen, berbeieilte. »Hinaussda, wir
haben nichts übrig fiir Bettler!«
»Ich will kein Geld, ich bringe
:velches,« beginnt er alte Stadler seine
Botschaft. Und dann erzählt er alles
und legt die 40 Gulden auf den
Tisch.
Das Gesicht der jungen Bäuerin
wird stolz und hochsahrend »Na, so
was, was der tich gedacht hat, aus die
paar Gulden sieht die Kameelbäuerin
nicht an.«
»Dann tannich sie ja wieder mit
nehmen, wenn es euch beleidigt,«
meinte Stadien und schickte sich an,
das Geid einzustreichen Aber der
Bauer sällt ihm in den Arm. Die
Asgeu. aus denen die eldgier leuch
tet, widersprechen se tsam den sal
bungvollen Worten, ie über seine
Lippen lommen. »Das ist eine sünd
baste Rede, was Duda sagst, Anna
Was von einem Todten kommt, darf
man nicht zurückweisen Er hat ja
nicht gewußt, daß Du irr-mischen Ka
rneelbäuerin geworden bist.«
»Hm ich es ihm aar schreiben
sollen, dem habenichts?« höhnte sie.
Der Stadlerwendet sich und gebt.
In der Tbiir hört er noch, wie der
Bauer zu ihr sagt: »Sei still. das
Geld tomsmt uns gerade gut, können
wir nächste Woche am Markt eine
Kuh tausen. Das ist wie gesunden.
Der alteLandstreicher wantt durch
tsen Hof nnd den Abhang hinab. Ein
Zorn ist in thin, er weiß selbst nicht«
warum. »So ein (itesindel,« brummt
er. »So ein G:sindel!«
Dann tebren seine Gedanken wie
der zu sich sesist zur-sich und während
er der Schenke »zueitt, murmelt er:
»Wer-in Mulden und nicht einmal
einen lumpigen Kreuzer Trinkgeldt
In ein Gesindelt J1tzt muß ich
schauen, daß ich diese Nacht irgendwo
nnterschluvse nnd morgen geht es
nach K. ins Spitai. Schade, in CI.
ist es viel besser, die Kost und alles,
aber dorthin Darf ich morgen nicht
zurück, wenn ich heute erst gegangen
bin. Ob es das Gesindel werth ist?
Aber ich haW ja nicht siir sie gethan,i
sondern siir den andern. Nun jaJ
wenn wir armen Leute nicht ehrlich
zusammenhalten thöten, die nix ha
ben, die Reichen———- er wendet sichs
Zurück, gegen den Berg, von welchems
ie Fenster des Kameelhoses her-ums
terleuchten —- die Reichen sind alles
zusammen ein Gesindel und die, dies
arm waren und dann zu etwas ge
kommen sind, sind die schlechtesten.
Vierzi Gulden und nicht einmal
zswei reuzer aus einen Schnapps!«
Und scheltend schwanlt er weiter-,
der Schenke zu
Coioteieiasd mir Ofen send Bogen.
Es ist allbekannt in unserem We
sten, wie schwer sich den Cojoten oder
Prairiewölsen mit den heute üblichen
Jagdmethoden und auch mit Gift bei-s
tommen läßt, da dieses Schiidlings-s
wild zu den allerschlauesten gehört. !
Zwischen Jndianern und Cojotenj
hat immer ein eigenartiges Berhältss
niß bestanden. Gibt es doch sogar;
südroestliche Stämme oder Stammes-I
überreste, welche dieses verachtete
Thiergeschlecht sozusagen für Halb-;
brüder von ihnen halten. Andere sinds
wenigstens mit dem Leben und Cha-!
ratter der Gojoten ungeniein ver
traut und nutzen als Jäger dieseVer
trantheit etfolgreich aus.
In denyohensaumen der cause-rni
schen Wüste, besonsdrrs am südlichen
Ende des sogenannten Todesthales,
überlisten Jndianer die Cojoten —
welche im Todesthal mehr Nahrung,
als man erwarten sollte, in Gestalt
ron Ratten, Kaninchen, Boden-Eich
hörnchen, großen Eidechsen usw. sin
den —- und erlegen sie in sehr ur
spriinalicher Weise nämlich mitPseil
und Bogen.
Diese Jäger würden vielleicht aus
manchen unserer westlichen Viehsar
men sehr geschädigt werden; aber sie
machen teinen Beruf aus solchem Ja
gen, sondern treiben es nur als gele
gentlichen Sport, oder um einem
Weißen ihre Kunst als Preis für
Gastfreundschast zu zeigen.
Es ist eine interessante Jagd, und
ein Correspondent, der sie unter sol-—
chen Umständen in Gesellschaft eines
indianisch-englischen Misschlings mit
machte, schildert seine Erfahrungen
folgendermaßen:
Nachdem ich gegen 5 Uhr Abends
»Bob« aus dem Schlafe geweckt. den
er sich nach dem Mahle hinter dem
Zelt hingegeben, brachte er Bogen
und Pseile, die er auch für mich auf
getrieben hatte, zum Vorschein. Das
waren echte Jndianerwasfem —
nicht jene bunten Spieldinger, die
man in Curiositiitenläden der Küste
oder auch des Ostens ausliegen sieht.
»Wie weit?« sragtie ich ihn. ,,Eine
Stunde Fußweg, vielleicht etwas
mehr-« Das waren die einzigen
Worte, welche aus dem ganzen Wege
gesprochen wurden.
Wir schritten in die Sandhiiael
hinein, und hinter einem Mosquito-.
gebüsch fanden wir eine Reihe tleiner,?
treisförmig « aufgeschichteter Steine»
den Platz bezeichnend, wo einmal einl
Jndianerzelt gestanden. Sie tamen
uns gelegen, und wir benutzten sie,i
um eine »Blende« herzustellen, eine
Wand, die gerade hoch genug warJ
daß wir bequem dahinter sitzen oderl
liegen konnten Dann holten wir;
vom Bett eine-S benachbarten kleinen
Bache noch einige Arinvoll Gestrüpp,i
das wir rings um uns streuten. Als
wir mit diesen Vorbereitungen znj
Ende waren, dunkelte es schon start-»
Nicht lanqe dauerte es, so !;örtenj
wir aus weiter Entfernung, thaliiber
einen Cojoten heulen.
Augenblicklich wurde der Ruf be «
an wortet, allem Anschein nach aus
dem Boden neben mir heraus. Aber-E
mals bellte der Cojote,—-- und aber
mals antwortete Bod. wunderbar na
türlich. Wiederum iieß sich der Co- s
jote vernehmen; diesmal war er of
fenbar schon etwas näher!
Bob legte sich seitlich um und bellte!
aufs Neue zweimal; aber es waren
tei ne Laute wie zuvor, sondern kurze!
und scharfe Kaum hatten diese Laute
das Gebege seiner Zähne verlassen
als er seine Stimme zu einem lang-J
gezogenen Heulen erhob, welchessozu-;
sagen das Familientennzeichen des
Zojotenstammes im ganzen Westen
it s
Diesmal tam die Antwort aus denT
Hügeln ganz bedeutend niiyer. Noch
zwei Rufe, —- und ich h einen
Schatten über eine mondbeleuchtete
kleine Fläche huschen. Bob rief noch ;
mals und blieb dann still liegen; so-:
--..--..-......»—....4.« -.- —.- . —«.· »... «
Igar auf mich machte fein lehter Ruf
’pe»n Eindruck, als ob er ferne von mir
iet.
Jetzt tauchte der Pralrie.wolf, der
offenbar vollchmmen grtäuscht war,
ganz deutlich auf, leine zwei Rsnthen
mehr entfernt; noch näher komme , .
lief er seitlich an unserer Blen
Vorüber. Unwillkiirlich erhob ich
meine Flinte, « die ich auch bei mir
hatte; aber Bob legte warnend die
eine Hand auf meinen Arm. Dann
sah ich seinen weißen Bogen schim
mern, hörte ein seht fchwaches Ge
räusch, —— und der Prairiewolf
machte einen Luftsprung und fiel
nieder. Bob lief hinzu und schlug
ihn noch mit einem Stein auf den
Kopf.— Dieselbe Methode wandte et
viermal an, aber nur noch einmal mit
Erfolg!
Galgenhumsr.
Bauer wer bei einer Rauferei blu
tig geschlagen wurde, zum Bader):
,,Dös wann i’ g’wußt hätt’, !)ätt’ i’
mir ’s AberlZssen h.Ut7 sriih ersparen
können.« «
; Stoßseufzer.
;v »Scheußliches Pech! Schreibt tnir
ida meine Agathe kmen Absagebrief
kund nun will ich ihr ein Abschizsdsge
dicht machen und sind’ nicht einen
leinzigen Reim auf Agathe!«
Rache.
Hausherr tzum Feuckversichesunask
agent-Mit »Das Klavitk brauchenSie
nicht mit aufzunehmen, das kann ru
hig verbrennen.«
Ein Schwere-Mitten
Photograph: »So, mein Fräulein,
jetzt bitte recht lieb und freundlich,
merken Sie z. B» Sie wären mit mir
verlobi!« -
Aberqlänbiich.
« Komponist: »Gestern hab ich mei
Ine dreizehnte Oper eingereicht!«
Kritik-en »Die wird ganz bestimmt
zur Ausführung angenommen!«
Komponist-. »Wotaus folgern Sie
dies?« " s "
Kritiker: »Weil die Zahl 18 — im
iner ein Unglück be«deutei!«
Die modernc Malerin
Bauer (zur Malerin): »Wifsen S’.
Fräulein gut if!’s, saß die Küh’ und
Ochsen nit so aukfchawn wieaaf
Ihrem Bilde; sonst thäten die Vieh
«m«cig-d’ den ganzen Tag nii auf-M
jLachen ’:«-.iuslonimen.«
Ein unruhiVs Haus«
»Warum ziehft Du denn schon wie- - «
der aus Z«
»Ach, ich wollte ausdrücklich nur in «
»ein ruhig-es Haus, das ist es aber «
nichts«
» »Wsieso denn nicht?"
»Ach, jedesmal, wenn die Miethe
fällig ist, macht der Wirth Krake.l)l!«
Wdttiich.
Professor izuin Tischler): »Aber
lieber Mann, was haben S e denn
dem Brottasten für eine Jnschr fi ge
geben«-»
»Genan, wie Sie gesagt-haben,
Herr Professor: ich l«,-ab’s mir sofort
aufgeschrieben: »Unser täglich Brot
gib uns heute, aber nach der neuesten
Ortl)onraphie.«
Abiutnu
Er tikn Begriff, den Hut aufzu
sthen): »ich teareife nicht, wie Du
meinen Hut aus den Ofen legen
ionntest! Einen dünimeren Max
hast Du wohl nicht finden können?
Sie: »Nein, aber Du wirst ihn ja
lald gefunden nahm« ,
Gutes Gedächtnis-.
Faniiliennater ials die Glocke ge
zogen wird): Wer wird denn jchi
wieder kommen?
Karlchen: Das ist der Gerichts
vollzieher, den kenn’ ich schon am
Lauten! ’
Ordnungvliebend «
Meister: »Was, Du bringst wieder
»tein Geld, Junge: was hat denn der
Student gesagt, als Du die Bezah
lung der Rechnung verlangtes?« "
Lehrlina: »Ach, Meester, der is
sehr ordnnnasticbend; er maente die
Strümpe hätte er ooch noch nich be
znbli,t and bei thn jinge alles noch
der Reihe-F
Sktbsthewußt.
Sie: »Ach, du sprichst immer von deinem Mule ich hab’
davon gemerkt-«
Et: »So, das- war wohl keiner, ais ich dich nahn1?!«