Nebraska Staats-Anzeiger und Akt-old Jahrgäng Zu. Grund Island-, Nebr» 1. November l907. (Zweiter TheiU — Nummer 10. Ubendruhe. Fdhrendaft nnd Sonnen-wärme! Kaum ein Lüftchen rings sich regt. Wie ein Mantel sich die Ruhe Friedlich um die Seele legt. Lauilos dehnen sich die Matten, Es verblaßt der Stämme Glut-h, , Nur noch auf der Wi fel Schatten Voll der Glanz der onne ruht. Miihlieh geht der Tag zur Neige, Und die Sonne sinkt zu Thal, « Farbenprächttg durch die Zweige Blitzt heran ihr letzter Strahl. Dann des Abends Schleier breiten i Dunkler ringsumher sich aus, ; Und den Einsainen begleiten » Sie wie liebevoll nach Haus! Wenn dir das Glück einen Fins» ger reicht . . . . vErzählung von Adolf Stati. i »Wenn Dir das Glück einen Finger reicht, greif’ zu,« sang ein Schuster iunge, welcher unten auf der Straße vorübevging. Fräulein Bei-ihn saß am Fenlter, und die Worte des Gassenhauer-S drangen zu ihr herauf. Sie lächelte bitter. »Wenn es Dir einen Finger reicht —————«. Sie hatte das Glück kaum von ferne gesehen, um ihr einen Finger reichen zu können Jhr Blick flog iiber die Möbel, glit! an den Wänden herab und blieb auf dem Teppich haften. Wie alt und ver sfchossen dies Alles heute aussah, in dem unerbittlicb hellen Lichte des schönen Maiiaae5. Noch nie war ihr der Verfall dieser einstigen Pracht stiicke so anfaefallm Eine Redensart fuhr ihr durch den Sinn: Schädige Eleganz. Schäbtge Eleganz; jawohl, das war die Devise ihres Lebens, icit der Vater-«- geltorben war und sie mit der Mutter allein zusammen lebte, auf die kleine Pension angewiesen. Welch schöner, lebensluftiger Offi zier doch der Vater gewesen wor! Zu lebenslultig; das Sparen hatte er nicht verstanden. Und die Frauen hatten auch nicht daran gedacht. So war das Bewußtsein, daß ihr Ver mögen ganz aufgezehrt fei, plötzlich und unvermittelt über sie hereingebro chen. Schließlich, man hätte sich mit der Pension irgendwo in einer tleinen,» billigen Stadt niedergelassen und dort verhältnismäßig behaglich und sorgenfrei leben können. Aber das wollte die verwittwete Majorin auf teinen Fall thun. Nur sich nicht de llassiren lassen. nur nicht die gesell-( lchaftliche Position aufgeben Sol führten sie unter heimlich-en Sorgen! und Entbehrungen scheinbar das alte1 Leben fort, fogar die frühere Woh nung hatten sie beibehalten und nur einige Zimmer an ledige, junge Leute vermiethet, »das-sit doch nöthigeinifalls auch ein männlicher Schutz Hand fei nnd weil man doch mit den vielen Räumen nichts anzufangen kvisse,« wie die Frau Majorin regel mäßig zu erzählen pflegte, wenn Be da war. Wiederum mußte Bertha’ bitter lächeln Wozu dieses tindische Ver sieclen spielen, das ja doch Nieman den täuschte. Anfangs hatte MamH wohl gehofft, daß die Tochter doch nach einen Freier finden werde. Sie war ja friiher immer so umschwärmt worden, früher, als Papa noch lebte? und sie für reich galten. Das hatteI sich freilich bald geändert. Mamat hoffte wohl noch immer auf irgendj ein Wunder, aber sie selbst —————-« Die Thüre ging auf und ein wenig erregt trat die Frau Majorin in das Zimmer. »Ein Herr hat unten bei der faus meisfierin nach dem Zimmer ge ragt, welches hier im Hause zu vermiethen wäre. Mine th es von der Treppe aus gehört. Er wird gleich hier sein." »Hoffetlich miethet er es.« Bsrtha seufzte auf. Das Zimmer stand ietzt schon 6 Wochen leer und der Ausfall des Miethbetrages machte den Frauen schwere Sorgen. Ein Klopfen an der Thiir und der Fremde trat ein. Ein hochgewachse nee, schlanter Mann von sympathi schem Aeußeren, nicht mehr ganz suna, so am Ende der dreißiger Jahre. -..Jch habe gehört, gnädige tFran. daß Sie ein Zimmer zu permiethen hättentsp hegnnn er mit angenehm llinaender Was-stimme. Die Malerin betete das gewohnte Sprüchlein von männlichem Schutze nnd der grossen Wohnung herunter. Der Gast hörte es mit tasdellosee Ans merisasnleit an, aber Vertha entaing. der Blick nicht. welcher mit stillem« Verständnis ilher dse adgenusten Möbel glitt. Sie cui-there vor und willen, ob über den Fremden oder iiber die fortgesetzte fadenscheinige Lebensliige, wußte soe selbst nicht. 4 »Ich glaube, die Damen werdens mit rnir zufrieden sein. Jch bin ein! ruhiger Mensch und Sie werden nicht viel von meiner Anwesenheit belästigtj werden« Ueberdies bin ich den gan zen Tag von zu use fort. Ich habe ein Cigarrenge chäft, meiane ist Mahn, Joseph Mayer.« Die Frau Majorin richtete sich stolz empor; sie wuchs sichtlich diesem Plebeser gegenüber, der mit Cigarren handelte und überdies Maher hieß. »Wir haben bis jetzt immer nur an Offiziere verniiethet oder an Juri sten,« sagte sie stolz. Aber schließlich wurde herrMayer doch in Gnade aufgenommen. Noch am selben Abend zog er ein. »Es ist schauderhast, daß man ge zwungen ist, solche Leute zu nehmen,« seufzte die Maiorin. »Natürlich kann von einem nachbarlichen Verkehr mit diesem Menschen leine Rede sein. Er grüßt uns, wir danken, und damit »voila tout«." Uebrigens machte Herr Mayer durchaus keinen Versuch, sich in die Familie einzudrängen. Er war wir-l lich ein ruhiger Miether. Plinltlich zur gleichen Stunde lcrm er täg’ich nach Hause. Dann saß er bei der brennenden Lampe Und las oder stu dirte fremde Sprachen. Allmiiblich kam es doch dazu, daß Vertha mit ihm hier und da ein paar Worte sprach. Man begegnete ein ander gelegentlich aus der Treppe oder Dem Flur und tauschte einige aleichgiltiae Redensarten Eines Tages, als Bertha in der Stadt Besorgungen zu machen hatte, lenkte sie ihre Schritte in die Straße, wo Mayer seinen Laden hatte. Es war eine der betebtesten Passagen der Großstadt, wo sich zu jeder Stunde des Tages die Menge aus den Geh tvegen drängt und wo sich ein Laden an den anderen reiht, ein Kaufge fchäft an das andere. Sie mußte eine Zeit lang suchen, ehe sie den Eiaarrenladen Kapers fand. Durch die großen Auslagescheiden blickte sie in das Innere. Sie fand die Einrichtung einfach und geschmack Voll. Das Geschäft hatte offenbar einen großen Umfang, wohl ein Dutzend Bertäufer und Vertäuferin nen hantirten neben dem Pulte und rechts an der Thüre saß die Kassire rin, welche die einlaufenden Geld tieträge mit geschäftsmäßigem Dante einstrich. Gerne wäre Bertha- eingetreten, aber sie fürchtete, Marter zu begeg nen. Für wen hätte sie auch Cigar ren taufen sollen. Ein Offizier lam iiber die Straße herüber, direkt aus den Cigarrenladen zu. Sie kannte ihn. Er hatte ihr einst, wie so viele Andere, die Cour gemacht. Erröthend eilte sie fort. Einige Wochen später hatte Bertha Geburtstag. Jn den Vormittagsstun den wurde ein Blumenstrauß fiir sie abgegeben, welchem eine Karte Mayers mit einigen herzlichen Glück wunscknoorten beilag. Mine hatte ihn von dem bevorstehenden Festtag verständigL Bertva sreute lich aufrichtig war schon so lange ·her, daß man ihr teine Blumen mehr geschentt hatte. Die Mutter sah die Freude ihres; Kindes und schwieg; obgleich sie diese; Zuvorkommenheit S Plebejers, wie sie Meyer in ihren Selbstgesprächen tetitelte, am liebsten zurückgewiesen hätte. Aber der verstorbene Major· hatte es immer so gehalten, daß dem» Geburtstagslinde leine Freude ver-« dorben und kein an diesem Tage ge-s äußerter Wunsch abgeschlagen wurde.i Darum iagte sie auch nicht nein, als Bertha schüchtern in Vorschlag brachte, Herrn Mauer zum »Five v’clock Tea« einzuladen. Es war ge rade ein Sonntag, da hatte er am Nachmittag Zeit. Wenige Stunden ssäter saßen sie beisammen im Salon, sür dessen schädige Eleganz zBertha heute keinen Blick hatte Sie laus te den Worten Manus, der in schlich er, anziehender Weise von Einem Leben erzählte. I Es war i m nicht leicht geworden, er war kein Sonntagskind, dem die Gaben des Glitt-es von selbst in den Schooß fielen. Früh verwaist, hatte er schon als Kind den Ernst des Le bens kennen gelernt. Aber Schritt sür Schritt, mit sitt-er, leidenschafts loser Beharrlichleit, hatte er sich e - vorgearbeitet Spät erst war es i möglich gewesen, st selbstständig zu! etabliren, das not ge Kapital hatte er sich allmählig von seinem nicht allzu reichlichen Gehalt als Angestell ter abgespart Aber ietzt war er obenauf. Ein gewisser Stolz klang aus seinen Worten, als er ausführte, daß sein Geschäft aus festen Füßen stehe und täglich mehr emporblithr.t Er stönne sogar schon daran denken, es zu vergrößern, einen En rasche trieb einzurichten, der ihn z . rei chen Mann machen würde. Aber das wiire zu viel siir einen Einzelnen. »Ja, wenn ich einen treuen Helfer und Gefährten zur Seite hätte. « »Warum heirathen Sie eigentlich nicht?« Fast wider ihren Willen wa ren Bertha ldiese Worte entschlüpft. Sie hätte sie gerne zurückgenommen »Weil ich noch keine Frau sand, die ich liebte,« gab Mayer schlicht zur Antwort... Gleichzeitig tras sie der Blick seiner Augen, ein Blick, der ihr mehr sagte, als alle Worte. Wie eine Vision slog es an ihrem inneren Auge vorüber. Sie sah sich als das Weib dieses ernsten, wackeren Mannes, den sie achten mußte, den sie auch gewiß lieben würde. Aber gleich zeitig schob sich ein zweites Bild in den Vordergrund Jener Ofsizier, den sie in den Laden eintreten gesehen. Und wenn sie nun vielleicht da drin nen hinter dem Lckdentisch gestanden wäre und ihm die Cigarren hätte reichen müssen ———— »Die Liebe kommt mit der Ehe,« entgegnete sie, und ihreStimme tlanq ihr selbst eigenthiimlich srenid und hart. »Ich bin überzeugt, dnß Sie eine passende Gefährtin finden wer-; den, wenn Sie sich in Jhren Kreisen umschatten Vielleicht die Tochter eines Geschäftsfreundes, die den Handel versteht und gerne hinter dem Ladenpulte stehi.« Wider ihren Willen waren die letz ten Worte sasi ironisch herausgekom men. Sie vermied es, Meinersanzw sehen. « Eine Viertelstunde schleppte sich des Gespräch noch hin, dann empfahl sich der Gast. Die Mutter hatte eine nöthigen Gang zu achen, wie der saß Werth-X allein in dem ver fchossenen Salt-Und starrte auf die Straße hinab, bemüht, nicht zu den ten. Da llangen plötzlich die langgezo genen Töne eines Leierkastens an ihr Ohr. Er spielte einen Gassenhauer aus einer modernen Operette: »Wenn Dir das Glück einen Finger reicht, greis« 3u.« · Da schlug ssie die Hände Vor das Gesicht und weinte. — fTrauben gefällig? Eine Jugenderinnerung von L. va n E n d e e r s. Draußen schimmert ein klarer Herr-sung- Weiche Lust täuscht iiher das Vergehen sund dasWelten hinweg und schmeichelt noch einmal schöne Sommertriiume wach. Jn dem großen Waarenhause scheint es um so dumpser und stich qer. Ein ,,bitliger Tag« hat die Menschen schaarenweise hereingelockt nnd die Atmosphäre wir-d schwer und schwerer. Sie legt sich körperlichsiihl: bar aus die Nerven, man schluckt sie. man kann ihr nicht entgehen. Da mitten in dem Brodem kommt ein Dust herüber — ein köstlicher Dust nach sritchem Obst. Junge, hübsche Vertäuierinnen stehen vor den Kistchen und Kisten, aus denen lsriiunlich-goldige Trauben so ver lockend herausguelem daß kaum je mand an ihnen ohne Erleichterung seiner Börse vorbeigehen kann — ,,Trauhen gesällig?« Welcheine Kraft solch ein Duft hatt Auf seinen Wellen trägt er alte Erinnerungen, Bilder aus längst ver suntenen Zeiten erweckt er — Eine alte Stadt —- hohe Häuser seh-en auf das bunte Gewimmel des engen Ærttplatzes, auf die Körbe mit Obst und Gemiise. Auf die behä biaen feilschenden Frauen mit schwe ren Körben an jedem Arm, auf die vergnügten Töchter in hellen Kamm tleidern, die mit zierlichen Obsttörb-’ chen ein wenig »Marttgehen« spielen» und sich Rendezvous mit ihren-Freun dinnen auf dem Markt geben. Ueber dem all liegt ein Summen und Schwirren von all den begrüßenden, lachenden, handelnden und scheltenden Stimmen, unentwirrbar wie der ei genttyiimliche Geruch aus all den Kör ben. Ueber den Markt und die Häu ser sieht ernsthaft die altersschwärzs liche Stadtkirche, die schon vor tau send Jahren auf das Getriebe zu ihren Füßen niedergeschaut hat. Die Gebäude am Markt sind hoch und nicht mehr neu, aber häßlich und still-IT Nur ein Haus zeigt einen mächtigen alten Erker; unter einem Rosenhaum stehen die Worte: »Dies,haus, es steht in Gottes- Hand, Zum Rosen-baum ift es genannt, Gott schütze es vor Feuer undBrand.« Gerade vor dem Erker, unten auf »dem schmalen Trottoir, sind Körbe voll des herrlichsten Obstes ausgesta pelt —- blaue und gelbe Trauben, Aepfel und Birnen duften da. Und clauter den Körben Zsißt Traubengritt n. Wie eine gradlinige, etnsthafte Nürnberger Holzfigur erscheint sie sunter dem mittelalterlichen Ausbau. Jhr Kleid ist von Wind und Wetter verblichen, sahlbraun wie die Erd schichten oder wie bräunlicher Baum schwamnc. Braun ist auch das Gesicht —von ausgeblaßtem Braun die Au gen in den tiefen Höhlen; sie zeigen schon den weißlichen Altersbogen. Als Washrzeichen steht das Trau bengrittchen an jedem Martttage vor dem alten Hause, Winter wie Som mer. Den Kundinnen heißt sie, je nachdem, Aeppelgrittchen, Trauben grittchen, Kirschengrittchea Ihren Vornamen aber kennt jede. Immer oüster wiegt oder zählt Grittchen ab; nie sieht oder hört man sie lachen wie die anderen Höterinnen. Ich kenne das Haus und den Erter und das Traubengrittchen wohl — ocnn ich habe unzähligemal aus den Fenstern des zweiten Stockwerts über den Erler weg aus das Grittchen und das ganze Gewimmel des «Marttes gesehen. Wenn die alte Thurmuhr mit ihr-en dumpfen Schlägen Zwölf vertünsdigt und hell die Mittagsglocke einsetzt, so kommt eine Aufregung da unten hin, als ob man miit einem Stock in die friedliche und gesetz mäßige Thätigleit eines Ameisen-hau sinH hineinstöberte. Alles setzt sich in Bewegung, Menschen, Körbc, starren. Eine halbe Stunde später verkünden nur noch Blätter und Gse musereite, was gewesen, usno ane Frauen mit Besen treten das Regi ment an. Der Marktplatz liegt dann zweiTaae lang in idhllischer Ruhe da, und die Kinderschaaren aus den Häusern finden einen sicheren Spiel platz für ihr Lörmen und Tummeln. Die Obstsrauen siedeln mit ihrem Kram nach einer anderen Seite über. Wenn die Sonne gar zu arg scheint, iperren sie wohl einem einen Regen schirmaus, der sie auch bei schlechtem Wetter schützt, regnet’s, so decken sie Wachstiicher über ihre Körbe. Und ist es kalt, so ziChen sie ein Tuch über das andere bis an die Na-senspitze, stellen die Füße in einen Korb und holen sich öfter wie sonst ihr Koffer -töpfchen, das irgendwo in der Nach barschaft aus dein Herde brodelt. Traubengrittchen ist die Aristotsra tin des Platzes. Sie ißt des Mit tags in dem Hause, dessen Wahr-zei chen sie vorstellt, sie trägt des Abends ihreKörbe in das ,,Magazin« dort hin. Da unten ist ein lebhafter Ge s ·Ttsbetrieb, und es kommt nicht darauf an, ob noch eine Person mehr Mittags da ißt. So geht Trauben grittchen in der Küche an dein weiten osfenen, steingeplätteten Flur, aus dem die Wendeltreppe mit dem schön geschnitzten Löwenpfosten in dämme rige Höhe führt, aus und ein, als ob sie dahin gehöre. Als Ertenntlich keit bringt sie anserlesenes ·Ql)st... Des Abends ·verschwindet sie nach dem Abend-essen sang-— und klangle in ihre Höhle Die ist in einer ziem lich obsturen Gasse; niemand durfte sie da aussuchen. s Da sollte sie wie ein alter Geiz drachen hausen und Schätze aufsparen »für einen Groszneifen. Das war ihr einziger Verwandter, ein leichtsinnsi ges Huhn, das sehr wohl wußte, wie es die Spargroschen des Grittchens vergniialich anwenden sollte. » Bre lcywor aus Ihn... Um Haue er studiren sollen, geistlich werden. Aber dann hatt-: angeblich seine Ge sundheit es nicht aushalten können, ud er brachte es nicht weiter als zum Schreiber bei einem Nechtsanwali. Das Grittchen selbst sprach nie mals von seinen Familienverkiiiltnib sen. Wortlarg stand sie hinter ihren Körben und brummte ein unverständ liches ,,mm s— in —'«, wenn ihreK·un dinnen die Waare zu thener fanden und ihr borhielten, daß ihre Konkur rentinnen, das Branchen mit den fi delen Schnapsiiuglein und die dicke Frau Henning mit den frechen Ran gen, mehr Zweiskhgen und Birnen ge ben als das Grittchem Sie lächelte dann höhnisch. Und alles, was rechtist, ihre Waare war auch immer am besten. da konnte sie schon die theure Zeit sein. Wer einmal bei ihr kaufte, tam doch wieder So stand sie einen Tag wie alle Taae am Hause und auf dem Platze-, blickte strasend herüber, wenn wir gar zu sehr beim Spielen tobten oder uns sanftem und schien uns Kindern nn veränderlich wie das Haus und der Erter und der Markt selber und das ganze Leben. - Aber eines Tages fehlte Trauben-« grittchen. Als sie auch«des Nachmit-: tags nicht erschien, wurde die Haus frau unruhig und entschloß sich. selbst einmal nach dem Rechten zu sehen. i In der engen Gasse herrschte helle! Aufreaung. Nachbaröfrauen hatten( ein Stöhnen gehört und waren nach etlichem Zögern —- denn das Eriti chen war auch hier ebenso abweist und ungesellig wie auf dem Markt-— in die ärmliche, kahle Stube gedrun gen und fanden da die Bewohnerin halbtodt. Gefesselt und geknebelt lag sie im Bette. Koxnmode und Schrank war umgewiihlt, kein Heller mehr zu rückgeblieben. Das konnte nur jemand gethan haben, der mit den Verhältnissen voll kommen vertraut war. Aber eskam nie heraus, wer sich so an Grittchens Schätzen verstindisgt hatte. Sie wollte vor Schrecken nichts gesehen Und ge hört haben, nicht erkannt haben, obl der Thäter jung oder alt war. Auch! das Geri cht konnte nicht mehr aus ihr herausbelommen. Das war einmal ein glorreicher Tag für die Weißfrauengasse.. Was Da nicht alles beredet und erzählt und vermuthet wurde! Wie der saftige Bissen gewendet und beschnattert wurde! Noch ioochenlang redete man von nichts anderem Zuletzt kam dann Tranbengrittchen aus dem Hospital, wohin man sie aebracht hatte, packte ihre Siebensachen zusammen; ließ sie ans eine Karre ausladen und ver schwand in ein Revier, wo sie noch nicht der Mittelpunkt des Interesses war. Niemand half ihr dabei, denn ihr Neffe hatte sich unsichtbar gemacht, ungefähr um Die Zeit, als sich das Attentat .an Grittchsens Ersparnisse abspieltei -- . Am Lage nach Dem umzuge iasz das Traubengrittchen wieder auf dem Markte, trotz Wind und Wetter, trotz ihrem Alt-er, trotz allen Ermahnun aen und Anerbieten. Sie maß noch tnapper, zählt-e noch geiziger, als wolle sie das Verlorene so schnell wie möglich wieder einbringen. Aber lange dauerte das doch nicht mehr. Jhre Hände zitterten, daß sie Waage und Obst oft zurück in den Korb sallen ließ. Beim Herausgehen des Geldes irrte sie sich —- fogar zu ihrem Nachtheil —, und die Gassen jungen des Marktes, die sich früher niemals in die- Nähe Von Grittchen gewagt hatten, dehnten jetzt ihre Schallsstreiche auch aufsie aus, wenn sie am hellen, lichten Tage hinter ih ren Körven einschilief. So konnte es nicht mehr weiter gehen. Das Grittchen wehrte sich noch. Eines schönen Tages mußte sie sich doch ergeben und siedelte als Pfründ nerin ins Hospital über. Da hat sie noch zehn Jahre lang gelebt, eigen sinnig und einsicdlerisch eine braune Nürnberg-er Holzfigur zwischen all den behaglichen, schwatzhaften alten Weibchen, die da die Nöthe des Le bens im sicheren Hasen vergessen... Als ich wiederkam, nach langen Jahren, und die Stadt besuchte und aus dem Markt nach den Erinnerun gen aus alter Zeit suchte, kannte ich das Haus mit dem Rosenhaum am Erter kaum mehr wieder. Moderne Schaufenster hatten sich in ihm ein genistet mit häßlicher Zementverzie rung, die schon wieder bröckelte. Denn der ganze alte Markt hatte viel von seinem früheren Nimhus verloren. Wenn die neue Marlthalle fertig ist,. Fjrd er eine ganz vergessene Größe ein. . Große Schirme spannten sich in; einer Ecke noch iiiber ein paar Obst händlerinnen-—--nicht mehr viele wa ren’s, denn die Trauben kauft man ! jetzt auch schon im Waarenhause. Al « les schien großstädtischer geworden, .eleganter, nichtssagendser. Ob diese Kinder der Großstadtl «spiiter auch einmal Erinnerungen haben? Ob ihnen auf den Wellen eines Dustes Märchen aus alten Zeiten zufliegen? Die Ieise in alten nnd neuen Zeiten. Nicht jeder vermag einzusehen, daß die Seife unbedingt zur Reinlichleit des Körpers nöthig ist. Es gibt näm lich auch Leute, die die Behauptung aufstellen, daß sie zur Zerstörung ihrer Haut beitriige. Wie wir wissen ist sie eine verhältnismäßig junge Erfindung, aber trotz alledem hat man keine Veranlassung zu dem Glauben, daß die Völker des Alter thums und des Mittelalters nicht auch sorgsam auf die Reinlichleit ilk rer Person bedacht gewesen sind. Die Egnpter, Griechen und besonders die Römer gaben sich große Mühe, ihren Körper reinzuhalten. Das Basdwar eine wichtige Einrichtung in jenen Zeiten, als zwar die Setfe noch nicht bekannt war, wohl aber Oele und wohlriechende Zusammensetzungen da zu dienten, um den Körper zu sal bcn. Wenn die Seise bereits in der Bibel erwähnt wird, so meinte man damit wahrscheinlich Thonerde oder Holzasche oder Alialien, die im übri gen niemal für den Körper angewen det wurden, sondern zum Reinigen von Wein- oder Oelsässern oder Mar morstatuen. Jndessen wurde fiir die ., Haut der Saft,von gewissen Man-I zeu, welcher Schau-m bildete, zumj Waschen benutzt, was bis auf den heutigen Tag bekannt ist. Während Sei-se bei Homer noch nicht erwähnt -w«ird, der indessen schon Bezug auf kosmetifche Stoffe fürBäder nimmt, beschreibt Plinius ganz asusfiihrli eine Substanz zum »Schönmache .des Haares, die aus gutem Talg und der Asche der Buche zusammengesetzt . ist. Die moderne Chemie lehrt unz» daß die Seise eine Zusammensetzung von Fett oder Fettsäsuren mit einem-« Alkali ist, und es ist daraus klar, daß zu Plinius Zeiten Seife im Ge brauch war, welche sich nicht wesent lich von der Zusammensetzung unse rer Produkte unterschieden hat. — Als eine Industrie war indessen dieE Seifenbereitung im großen Maß-sterbe bis zu den Zeiten des 17. Jahrhun derts nicht bekannt. Seit-dem wuchs-v alxer ihre Produktion ungeheuer, wo-« bei man sie jedoch nur zum Reinigen im Thierreiche oder für gewisse indudi ftrielle Zwecke, nicht aber für Men schen benutzte. Es ist allerdings wahrscheinlich, daß die Seife früher; auch nicht für dieHaut des mensch--« llichen Körpers geeignet war, da sie-. Idamals allzu ätzende Eigenschaften kbesaß. In der Neuzeit ist es immer-J Imehr geiungem die Seife von schäd lichen Wirkungen zu befreien. In Iganz reinem Zustande ist sie aller-— I dings auch heute noch so theuer, daß der dadurch herbeigeführt-e Bot-theilt sijr die Hygiene wieder hin-fäng , wird, weil die einfachen Leute fie: znicht bezahlen können und daher ztx »geringeren Sorten greifen. Nach dem »Lancet« sollte die Seifenfabrikation unter staatliche Aufsicht gestellt wer-fl den. I Als Büssctschadcinichts zart-m ; Nach dem heutigen hohen Werth der Schädel und Hörner von Biisffels" berechnet, hat eine Straße in de Siansaser Stadt Wichita wahrschein lich das kostbarste Pflsaster, das der zeit irgendwo zu finden ist. Das ist die Seneca Street, unld ’" Geschichte ihres Pfliasters, oder einel großen Theil-es desselben, ist mutig würdig genug, daß sie nicht der Ver? gessenheit anheimfallen sollte. Zur Zeit, als die erstenAnssiexdlth in diese Gegend kamen, war dexk Landbau hierherum so giut wie Uns-; möglich Und wurde nur im gering-; fiigigstety Msaße getrieben. Dahinzi »aegen befaßten sich die Neusantömms ’ linge mit Vorliebe damit, Büffelhörn ’ner zu sammeln; denn sie ließen sich »in-nen, daß sie solche in Wichita ver kaufen könnten. Unter Denjenigen welche damals Biiffelknochen nacll Wichita fuhren, war z.B. auch der jetzige Senator Hemenway von Jn diana, der eine Heinrstätte iin Kan sas-er Countn Harper « besaß. Viele der Schädel und Hörner wurden nack Neusengland gesandt und zu Knopf-ers und anderen Artikeln verarbeitet. J Aber die Nachfrage war keines-wegk so groß, wie das Angebot, und die Mühe brachte keinen hohen Preis Schließlich häuften sich die Knochen dermaßen an, daß die Ortsbehördee verlangten, die Ueberbringer solltet sie wie-der fortnehmen. Diese zoger es aker vor, sie einfach in jeneStraßs abzuladen, welche damals ein ge sn-öhnlicher Land-weg war. So wurde weithin die Straße mi diesem Zeug gefüllt. An vielen Stel len- ragten die Hörner zu Zeiten auf dem Schlamm heraus und wurden fiiiv die Pferde recht unbequem, wesholl Wagenfiihrer die Straße möglich-i niieden Welche Fülle weggeworfener Reichthan ’ ——-—.--s————— Der Schatz im Klavier. Ein Schuhmacher aus Eppin; kaufte vor wenigen Wochen bei einen Althändltt in London ein altes Piant fiir billiges Geld. Er ließ das Jn strument nach Hause schaffen und be? stellte sich einen Kla-vierstimmer, des ilnn den alten Kasten wieder in Stanl » setzen sollte. Der Mann ging an diss Arbeit und fing an, dem greulich tönenden Instrument nach und nackt reine Töne zu entlocken. Plötzlicizxl llirrte etwas im Inneren des Jnstruf ments. Der Stimmer sah nach, warf es war, und entdeckt-e zu seinem unis. des jetzigen Besitzers größtem Erstauf nsen einen Beutel mit 14 »Guineen, de: augenscheinlich von einem früheres Inhaber in dern Piano verborgen uns« dort vergessen worden war. — D ickfellig. Hausfrau (z-ur Köchin): »Mutte? es gefällt msir nicht, daß Sie Mk Schatz in der Küche empfangen.«' F Köchin: »Ach, gnädiae Frau, H ist doch so schüchtern; in den Sahi kommt der Ihnen tm Leben viel-Mk -