Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 01, 1907, Sweiter Theil., Image 10

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    s» 1. Kapitel.
Mit schreckte jäh aus dem
SW sof. hatte da nicht Fe
M Namen gerufen? l’ie
tisete empor un fah in das
Munde Morgenli t, lauschend
III müsse sich der Nu wiederholen
Dei- — es blieb still, still·un:d
einlas
Dasfund nach erwachten auch ihre
Gedanken und seufzend ließ sie sich
ten ihnen gefangen nehmen. Dann
erhob fie sich. kleidete sich zögernd,
Hehmisch an nnd blieb dazwischen
sum-et siedet horchend stehen.
engs- sich wirklich Nichts um sie
setf War es wirklich so- todtenstill
tm Haufe« war kein Laut erwachen
den Lebens, keine trippelnden Kin
der"schen kein lallendes, tosendes
Ia en vernehmbart
Rein-—- sie war wirklich einsam
und verlassen, ein loses Blatt, den
Stürmen des Lebens preisgegeben
sobald fee den Schritt über die
Schwelle ihres Heitns setzte.
Y- heimi »
enate überfiel·plötzlich ein Ge-;
bl dampfer Angst. Sie öffnete ihr;
immer und lief wie gejagt
such e ganze Wohnung.
Wirt und unvrdentlich standen die«
Möbel umher, die Teppiche warens
gwgefchnüeh und die Fenster
Gatdinen beraubt. «
»Mit trüben Augen sah sie um sich.
Sie kam sich vor wie eine Fremde in
Gut eigenen Wohnung.
M mit schweren Schritten·
lehrte fie in ihr Schlafzimmet zu-(
tsc. Reben ihrem Lager stand einl
Musetbettchen mit Jisengatdinens
Und seidean fsen. Renatet
ließ sich auf einen Stuhl gleiten und
Mte mit txt-denen, boennendeni
Jst wiss-is bis-— ..
vie gruveiie uoer oie Wien zwie
Lebeni. Was hatten sie aus
. gemacht?
see vier ten noch die glück
Ikshlende, eierte Erbin des reichen
rilanten Johann Werkentin,.ein
kaiihendeö, übermüihiges Mäd
Oen mit lachenden Augen und über
fsienglicher Seligkit dann die
Braut und die Frau eines der schnei
tmtk schönsten Offiziete —
heute ein sbeochenes Weib ver
« tosen betrogen von dem ehrlosen
"" der ihr qui Altar ewige
Treue geschworen des Kindes be
Imebd welches ihr auf dem Gipfel
M Glücks das Schicksal in die
set-e legte und im Unglück wiederå
teil-ai, der Vater todt, das Vermögen
see-Toren j
Als bankeroiier Selbstmördersollte
ierBckter geendet haben wie ihres
Mun. der Leuinairi v Teachwitz,;
U der lesien Szene, die sie mitihmi
stete. iln ins Gesicht geschrieen. i
Und dann- wuvde alles vertaqu
W Siiberzeug Pferde nnd Wa
ss. alles machte Trachwiiz zu Geld;,
M Enthäsche ihren Schmuck und
sue Reiher ließ et ihr. Er gab vor, «
Esel-tin ziehen zu wollen. uqi dortj
ei- Sieklung zu finden Jegendwie
Use er Geld zu verdienen suchen, Z
Ist sich nnd seine Frau zu erhalten.
W bemitleideie ihn ein wenig,
sit wenig gönnte inmiihkn auch das
Usskiick aber man ging über ihn bald
» ist Tagesordnung über. »
Renate ließ alles geschehen Gedan- »
kenlos packt-e sie ihre Sachen ein und.
bereitete sich zur Abreise vor. i
UeDie Dienstboten muri-m entkassen I
Uebiindler kamen und tramten in
den verhaften Sachen herum. ;
Als fee hafrktx Tracht-sitz am letz-»
ten Abend zum Essen, das sie selbst
Musi. vergeblich erwartet hatte,
her sie in fein Zimmer gegangen,
Im ihn zu rufen. Es war leer, aber
eiuBrief an sie lag auf dem Tische.
Er war sehr kurz und lautete: »Ich
miß Dich verlasseiz. Mit Dir zu
amea taten ich mir keine neue Exi
uz grün-dein Du bist verwöhnt und ;
uspnttisch und überdies —unö bin- .
di ja längst nichts mehr aneinander-.
Du Iirkibei Freunden und Bekann
ies Dei-es Vaters wohl ein Unter
lomnen finden. Fürs erste kannstDuk
Deinen Schmuck und Deine Gesell-E
Quftöioiletien verlaufen; es wird
O ein Kniee dafür bei Dir melden. «
Mist es mir drüben — ich gehe nicht j
M Betst-, sondern nach Amerika —?
Terz«-III Dei STIMME-z
ge m r neu
«««sz IN Ost-« Lärm øw Inn-?
w U Mg tm
Aas ist allei, was ich Dir wünschen
Diska Was-F WITH-? M
Mk M U — ,
«- ssss MsM es
I c d
MS Wie todmüde zum seht-:
III-IN Ists-der
III-d W me tm .
m sie m wchksichsikx
-M fing-te Ruhe wqx
. e
U s te cko
. CMNZZS ink
-«W nd IM gewit
J. M mit dem Leber-. Uhu
sFehmcy mochte er auch noch so lehr-er
em.
I I O
Die Sprechstunide Doktor hell
mannz war eben zu Ende. Der Arzt
erhob sich und wollte das Sprechzirm
mer verlassen, um mit feiner Familie
das Mittagessen einzunehmen, als ber
Diener ihm noch eine Dame meldete.
s »Dann Sie nicht gesagt, daß die
« Sprechftunde beendet ist?«
»Gewiß, herr Doktor. Die Dame
bat aber dringend, vorgebassen zu
·wer.den, da sie von auswäris
kommt.« —
.So—-—na, dann schnell herein mii
ihr! Melden Sie meiner Frau, daß
fie mit dem Essen noch eine Weile
warten foll.« -
Der Diener entfernte sich und ließ
gleich darauf eine Dame in Trauer-;
iieibung eintreten. ;
Dellman sah überrascht in ihr sei-i
nei, blasses Gesicht, aus dem große
dunkle Augen mit dsrn Ausdruck
tiefer Seelenpein herauileuchteiem
«Fräulein Renaie —- Verzeihung
Frau v. TrachwihL Sind Sie es
wirklich?«
»Ich bin es, here Doktor.« . .
Er beeilte sich. ihr einen Segel
birssuschiebem ,Bitie, nehmen ie
Plas, nödisse Frau. Sie sehen krank
aus. neben Sie meine ärztliche
hilfef
Sie iikß sich mäs- iu dei- Sessel
gleiten und schüttelte den Kopf.
Dann fah sie eine Weile stumm zu
ihm auf. Sein Gesicht, ein frisches,
fröhliches Männeranilii rnii schar-"
ken, aber guimäthigen Augen, zeugie
von tiefer Veiiimmerniß bei ihrem:
Anblick. Wie eine Kantine Frage!
sahen sie feine Augen an, und Sie-(
naie verstand diefekbeL
«sJ-a. lieber Doktor, das ist aus’
Renate Wertentin getoorden!« sagte
sie leise.
Er nahm ibre band in die seine
»Liebe gnäbkge Frau Sie haben wohl
schweres Leid erfahren, aber so kaut-b
los und elend sollten Sie doch nicht
aussehen!"
Sie lächelte schmerzlich bewegt.
»Was wissen Sie von dem, was mich
betroffen bot!«
»Daß Sie den besten, gütigsien
Vater verloren haben und —- Jht
Vermögen.«
»Das war das Schlimmste noch
nicht. lieber Doktor. Jch verlor mehr,
in diesen schreckensvollen Tagen.
Meine kleine Magda ist mir auch ge
storben und —- preßte die hand
flachen sesi gegeneinander —- mein
Mann bat mich verlassen. Er ist nach
Amerika abgereist, um sich dort eine
Existenz zu grünt-en Mich konnte
er dabei nicht brauchen.«
hellman fuhr erschrocken zurück.
«Unmögiich! Er hätte Sie —- nein,
das kann ja nicht sein!«
»Dort- —g1auben Sie ei nur Seit
ich meines äußeren Glanzes entkleibet
bin, labnte et sich nicht mehr, bei mir
zu bleiben.«
»Sie so sprechen zu boten, tbut mir
von Versen leid.«
«Sp-aren Sie Jbr Mitleid, lieber
Doktor, denn iiberbiese Sache binich
hinweg. Etwas anderes führt mich
zu Ihnen, etwas, was mich nicht zur
Ruhe kommen läßt. Sie sollen mir
auf Ehre und Gewissen eine Frage
beantworten. Wie starb-nein Vater-P
Er machte wseine erstaunte Miene.
W Sie denn seiner-seit meinen
Dekicht nicht ekhqtteur have Ih
nen doch mitgetheilt, da Mr Vater
erueza Verzichng erlegen ist.« — »
»als-U MS lsi cclllc, tllllkcch
heit? Lieber-, bester Herr Doktor, a
gen Sie rnir aufrichtig: ist das wirt
lich wahrs« '
«So wahr, alt ich hier vor Ihnen
stehe, so wahr, als ich ein ehrlicher
Mensch bleiben will.«
Sie athrnete tief, wie von schwerem
Druck befreit, auf. «Gott sei Dant!
;- Nun, ich hätte et ja wissen sol
n.«
Kben Sie daran gezweifelt?'
« ein Mann warf mir vor, mein
armer Vater sei als Selbstmiirder
gestorben.«
Hellman fuhr entrüstet auf. »Das
ist empörendl Gnädige Frau, das
haben Sie doch im Ernst nicht von
them Vater geglaubt?«
»Nein, geglaubt habe ickgs nicht«
aber befürchtet- Sie wissen ja als Arzt
any Fremd meines Vaters. wie viel
meine heirath dazu Mgetragen hat,
den . ll der Erma Wertentin zu be
aun gen. . mußte mich anklagen,
Ischuld arn « meines Vaters zu
Hein, wenn ihn die peiuniiiren Ber
lgfte wirklich in iden Tod getrieben
hatten. G wäre has Schlimmste für
such gewesen, diese Angst mit mir
Winwth deshalb tarn ich zu
hie-ert, net-»nur Gewißheit zu holen.
tie, Mahlen Sie mit vorn Ende
meine same was Sie wisse-II
hell-nati- sah ihr ernst in? Gesicht.
»Schon-e Sorge hatte Ihre Verhei
.rathnng· Ihrem Vater macht. Er
he e frie Ste, weiter rnchwitz bes
ser annte alt Sie. Er hat sich sehr
fchwere Bnnwitefe gemacht, daß er
nicht energisch« feine Einwilligsnng ver
jaath denneetst die Furcht nicht los
W
geworden daß Sie mitgin spuk
den Et M das mit W
Dänden fiirSie bin, weiter glaubte
Tmchwiß würde Sie dgfiir auf den
Händen tragen. Um mehr geben zu
können, hat er dann spekulirt --d«och
das wissen Sie ja alles. Ich IsillJhs
nen nur zeigen. das ich u orien
Itiri bin, und daß mein Mchist Horn
den Thsssschm Misspkicht Jst Ufer
litt schon seit langen Jahren an eirkm
herzfedlee und ich habe i immer
vor Aufregungen warnen In Heu. Jus
wußte das sein Leiden ihm einen
schnellen Tod bringen konnte, und
habe ihm wieder und wieder Ruhe
und Schonung empfohlen Ihm
Ihm der Zusammenbtuch seines
fes und die damit verbu us:
regung brachte ihm den
»Am trage ich dennoch dieSchuld,
daß er so früh Karl-I
«Solche Vorwürfe brnu n Sie
sich nicht zu machen— das iihri zu
nichts. Das Leiden Jhres Vaters war
derart daß jede andere Beraniossung
das Ende ebenso rasch herbeifiidren
hätte könnenf
Mein armer Vaterl«
»Gönnen Sie ihm den Frieden.Jch
wii chi-. ihm nicht, dußer Sie ovot
sich ehen müßte. Sein innig ge sei-see
Kind verlassen, der Noth preiigen
ben, vom Schiwsaloxäeui—
es ifi besser so, gln re mir. «
»Wenn ickyihn noch hätte wollte ich
glücklich sein«
Unabänderliche-n soll man nicht
nachgeiibeln. —- Darf ich agen, wie
Siesich Jede Leben nun ge lten wol
len? Es ist nicht Neugier, die mich
fragen läßt. Jhr Vater war mein
Freund Sie selbst kannte ich schon I
use Sie noch in kurzen Kleidern bet- I
umliefen, daionnen Sie sich den-ten,I
daß mir Ihr kernetei Schicksal nicht
gkeichgiiltig ist« I
»Jeder-nun set-neu sur Ihrr Iden
nahnre. Was ich zutbun gedenke, ist
bald gesagt. Jch will arbeiten lerne-,
lieberDottvr. und ich muß ei thun,
um mir weinen Lebensunterhalt zu
verdienen und unt mein Leid zu ver
gessen. Ein wahrer Heißhungernach
Arbeit ist in mir wach worden«
gleichviel, welcher Art sie fl. Rur
rnuß fte meine Zeit ausfiillen, Inir
keine Muße zum Grübeln lassen«
.Beavo, das gefällt mir! Wenn
Ihr Vater Sie so hätte sprechen hö
ren, er hätte seine Sorgen leichter ge
tragen. —Wvllen Sie hier in Berlin
kleiden?«
.Vorläufig——ja. Jch hoffe hier am
raschesten etwas zu finden. Am lied
sten nehme ich eine Stellung an als
Gesellschafterin oder als Haus-darne,
meinetwegen sogar als sogenannte
Stütze, mirisi alles recht. Zur Er
zioherin fehlen mir die Kenntnisse
und dann-s—ich möchte nicht zusiins
dein. jetzt noch nicht«
«Glauben Sie, bald eine solche
Stelle zu finden-«
»Ich ho se es und werde mir alle
Mühe geben«
»Was aber soll bis dahin mit Ih
nen geschehen? Darf ich Ihnen einst
weilen den Aufenthalt rn meinen-.
hause anbieten?'
Renate wehrte entschieden ab.
»Nein, nein, ich danke Ihnen taufen-d
tnall Sie sind so gütig zu rnit. Ader
erstens will iazd mich lieber gleich arg
eiqene Fuße ellen und dann-i
würde mich unfrei fühlen, Ihre Güte
wiirde mich etdriicken. Sie nehmen
mir meine Ablehnung doch nicht
file
.Das thue ich gewiß nicht. Es
schmerzt mich nur« daß ich lo gar
nichts fiir Sie thun kann, denn Jhr
Vater hat mich durch allerlei Gefälligs
leiten stark verpflichtet Ei würde
meiner Frau und mir wirklich reude
wachen. Ihnen irgendwie hel zu
dürfen.« .
«Dazu könnte schon Rath werden,
lieber here Doktor. Sie haben eine
ausgedehnte Praris, kommen rnii
vielen Menschen zufammen, vielleichii
shiiren Sie zufällig einmal. wo so einl
Menschenkind wie ich einen Wir
kungskreis finden kann. Dann denlen
Sie an mich. Und außerdem, wenn
ich etwas finden follie. nnd man ver
langt Referenzen. darf ich nrich dann
auf Sie und «bre Frau Gemaylin
berufen? Ich ja leine ZeuTissh
leine Empfehlungen, nnd wer es
lebe nöthig haben, daß Jemand file
inich eintritt-« '
«Selbfiredend, liebe gnii eFrain
Jch werde inich bei LederGeegenbeii
für Sie verwenden-·
»Dann werde ich anen sberzlich
dankbar lein. Aber nun will ich nichi
Uliinger stören-«
«Sagen Sie wenigstens noch meis
ner Frau guten Tag und bleiben Sie
dann zu Tisch bei unsk
»Das erstere will ich gern i un, fiie
das zweite niu ich indes dan en. Ich
habe nrich hie in einer ein achen Pen
sion einqeniieihei und we e zu Tilch
erwariei.«
v»Alle lauier Absage-e Nun, nur
noch eine Frage-—eine delikate, die
Sie nur meiner Sor uin Sie zu
schreiben müssen. Verfieiaen Sie über
vie Mittel» sich eine Weile erhalten zu
lönneni« .
»Ich danke Ihnen. Ich habe inei
nen Schmuck und einise Kosiiiine ver
laufi, und wenn ich auch kein Ber
rnZaen daraus löst-, so glaube ich iini
mer-bin bei einiger Sparsamieii ein
halbes Jahr leben zu können. Bis
dahin wird sich hoffentlich ein-at für
mich efnnben haben. Mit Wii che
nnd Leibern bin ich reichlich ver
sehen.—So, lieber herr Doktor. nrin
wisien Sie alles-, nun will ich Ihre
Frau Gemahlin begrüßen und Sie
m
dann schnell an Ihre Utah-seit ge n
lassen. hier meine Adresse, falls ie
etwas siir mich erfahren sollten. Und
tausend Dant, datz Sie mich von mei
nem hangen ijkisel erlöften.« —
Frau hellman hatte unterdessen
ihre liebe Rath gehabt, ihre drei
Buben und ihr kleines Mädchen da
riider u trösten, da der Vater noch
immer nicht zu isch kam. Das
Jungvolt hatte «griißlichen' hunger.
«Muiier, das lannst du mir woh!
glauben. wenn ich fett nichts zu essen
bekomme. falle ich—hums —mau
setodt hin,'« versicherte der Aeltesh
ein Mannian von dreizehn Jahren.
»Ich auch. Mutter, ich auch. Ganz
elend bin ich schon, und der Pudding
wird gar nicht reichen, um mich satt
zu machen,« wars der Jüngste, ein
Knirps von neun Jahren. ein.
Frau hellman lachte. »Geist, ihr
dummen Buben, daraus salle ich nicht
herein. Wenn der Pudding nicht
reicht, wird irachenes Brod gesutteri.
Jhr sollt sehen, wie schnell ihr dann
dicksam seit-.
Die kleine bewegliche Frau athmete
aber doch erlöst auf. als endlich,ihr
Mann erschien. Verwundert hlickteiie
aus seine Be iterin, begrüßte sie
dann aber ini warmer HerzlichieiL
Al sie hörte, daß Renate ihr Kind
»verlvren hatte, wurde ihr frisches,
F stöhlichei Gesicht ganz diaß. Justini
’ tiv zog sie ihr eigenes kleines Mäd
chen einen Moment an ihr herz, als
müsse sie sich überzeugen, daß fie heii
und gesund sei. und dann streichelte
sie sanst die Hände Renates.
Diese mußte tapfer gegen Thriinen
kämpfen, als sie die muntere Kinder
schaar betrachtete. Sie verweilte nur
wenige Minuten und athmete wie er
löst aus« als sie endlich wieder im
Freien war.
Die ginanche Mutter aber seufzte
oor Mitleid nnd fiillte izren hungri-;
gen Sprößlingen hurtig «e Teller.
Nach Tisch erzählte Hellrna sei-!
ner Frau die Unterreduna In· sie-H
nate. Diese.l-edauerte die Unglückliche
Von hergen. ;
»Weißt du was. Fris, der wird es
sauer anlom.men, iich in fremde Lan- I
nen zu schicken nnd den Groschen vors
dem Angel-en dreimal umdrehen zu»
müssen. Das arme Ding! Wenn ich
bedenke, was fiir eine überseli e
Braut sie war, wie schön und sit-ag
lrnd sie ausiabt Der Trachrois ist
doch ein ganzer Lump — wie tann er
die Frau so allem lassen! Man könn
te weinen iiber dies EIen-d.«
»Sie kann froh sein, daß sie ihn
los ist. Glaub mir, die lernt est
bald, aus eigenensßißen zu sieben, die«
läßt sich nicht nnterlriegen Werl
weiß. wozu ed gnt ist, daß sie vom
Leben in die Schulel genommen wirdi
Jedt wird es sich zeigen, ob sie aus;
gutem Holze etchnist ist«
Ueber drei nate war Renate in»
Berlin und npch immer hatte sie,j
tro aller Mitbe. seine Stellung ge-;
su n. Sie begann schon muthlosz
zu werden. denn alles schlug sebi,’
und ihr Geld war iebr ozusammenss
geschmolzen —- trotz aller Sparsam
keit. Sie hatte verschiedene Anzei
gen in die Zeitungen seyen lassen.
Es kamen aber nur wenige Antwor
ten daraus, und wenn sie sich irgend
wo vorstellte, bedanerte man. Sie
sab entschieden zu vornebm aus«
teohdem sie die einfachiten Kosiiime
idrer Garn-rohe trug. Anderen
wieder war sie zu hübsch. oder man
verlangte Zeugniise —- iursurm es
wollte nichts gelingen
Mit Mühe nnd Noth hatte sie feine
harrt-arbeiten in Auftrng erhalten,
aber was sie damit verdiente. war
nicht genug, um nur halbwegs ib
ren Unterbalt zu bestreiten.
(
l
. Die Besiderin ibrer Pension rieth
ihr-. Krankenpslegerin zu ’ werden«
und obwohl sie sich innerlich dase
gen striinbte, sab sie endlich doch ein«
aß dies vielleicht der ein ige Aus-.
weg sei. Dabei konnte r auch.
hell-rann sicher helfen. Sie nalnn
sich schon vor. ibn aufzusnchen, da
erhielt sie ein Schreiben von ibnn
CI LSUFMT . -
! Frev- gnamge Fragt unouch
täaube ich etwas für sie gefunden z
ben Bitte, besuchen Sie rni
morgen unt zwslf Uhr — ich erwar
te Sie bestimmt Mit herziichern
Gruß Ihr
Friy hellnrann.«
Renate konnte taum die Zeit er
warten Zwischen hoffen un Ban
en verbrachte sie die Nacht. Würde
Zu endiich ein Unterkommen, eine
Lebensaufgabe finden, oder war es
um eine trügerische Verheißung,
Sie fühlte, es ging zu Ende mit ih
rem Muth, ihrem Vertrauen auf sich
selbst Wenn sich nicht bald ein
Ausweg fand, war es zu spät.
Was die junge rau in der ten
Zeit durchlebt bate, war wir lich
genug, um einen noch to siarten
Charakter verzagen zu lassen. So
schwer hatte sie es si doch nicht ac
dacht, sitt sich ieibsi argen zu in s
gew Mit Befchiirnu dachte sie
aran zurück, wie ge nienlps sie
frühet Summen fiir irgend eine
Laune ausgegeben hatte, die i r
seht wie unerschwtnglicher Hier -
thurn erschienen. —
Ati sie sich piinttiich bei Helltnann
eintaniy tarn -· dieser mit strah
lender Miene en gegen. «
»Er-ten Tagå Frau v. Tracht-ais
—- endlich ha ich etwas für Sie.
Es wollte sich gar nichts machen bis
her. Nun hilft uns ein Zufall. Doch
setzen wir unt ersi.« «
Er führte Renate zu einem Drwan
und nah-n ihr gegenüber Pins. Sie
sah idn erwartun ll an. Ist
der klopft-. zum springe-«
danle Ihnen, daß Sie
bemüht haben, here Doktor — i
bin wahrhaftig zu Ende mit meinem
Latein, wenn es wieder nichts ist«
«Diesrnal paßt tj vorzüglich Je
ben Sie acht. Boriges Jahr one
rirte ich eine Frau v. Forum-, vie
Wittwe eines Gutshefiserh die dann
Inige Wochen in meiner Mir-it zu
bringen mußte. Ei ist eine liebe,
sanfte Frau, eine feingebildete Da
me. leich ich sie von ihrem Lei
den voll "ndig befreit habe, fühlt
sie sich nicht mehr triiftig ge
nug, dem großen haushalt vorzu
i stehen. So , der das Gut be
;wirthichatet un seine Mutter in
snig zu lieben scheint, ift unverheira
thet. Nun schreibt er an mach, ob
ich ihm nicht eine Hilfe fiir feine
Mutter verschaffen konne. Er acht
eine Dame von guter Bildung, die
! rein-zeitig die Stütze und Gesen
Jchafterin seiner Mutter fein kann.
zBefondere Kenntnisse der Land-«
i wirthichaft sind nicht nöthig. da noch
feine Mamssell vorhanden ift. Ge
Ttoiinscht wird eine feinfiiblige, takt
"volle Personlichteit, welche die us
sfrau«vertreten lann in jeder age
»Paßt das nicht prächtig aus Sie?«
» QIch wage kaum, zu hoffen. Ei
’wiire zu viel Milch-« »
»Na. diesmal liegt es nur an
Ihnen, ob Sie wollen«
«Ob ich winr — Siö scherzen-·
»Nein — es ift niinilich eine Be
dingung, die Sie erfüllen milßten.«
»Und welches«
»Den v. Tornau wünscht eine
Dame ohne allen Anhang, die im
Stande ist, sich seiner Mutter voll
und ganz zu widmen und die nicht
durch Familienriictsichien gezwungen
werden kann, Tornau wieder zu ver
lassen. Es mag für die Dame nicht
leicht sein« sich an das Zusammenles
ten mit einer Fremden zu gewob
nen, und es ist erklärlich, daß sie
vermeiden will, bald schon wieder
vor einem Wechsel zu stehen. Jch
schlage Ihnen deshalb vor, sich als
Wittwe auszu eben, und Sie tönnen
ja wahrt-its mäß, bestätigen, daß
Sie ganz allein stehen.
Gottieyung folgt )
Vas Bogno auf Buyana
Paris, im September Die Begna
digung des Mörders Salleiiand er
regt deshalb so große Entrusiung.
weil man seine Departatian siir eine
besondere Berglinstigung Mill, und
Auch der Verbrecher selbst glaubt viel
leicht in der Einsamkeit seines Ge
«f«a"ngisses, er gehe, vom Tode errettek,
einem friedlichen, ja idyllischen Leben
entgegen und werde seine Tage in,
Ruhe beschließen. Aber was fiir eine
gilsche Vorstellung ist das! Das
agna auf Guyana ist schlimmer als
der Tod« ist die hölle auf Erden. Ein
politischer Verbrecher, LiardiCaurtais,
der bei Gelegenheit der Amnestie in der
Drei-ins - Afflire begnadigtavorden ist
und der fiinf Jahre lana alle Leiden
und Qualen der Departirten getra
gen hat, schildert diesen furchtbaren
Ort der Strafe.
»Hier barrt die surchtbarste Pein,
die das maderne Strafmaß jemals er
dacht bat, des Unglücklichem Der Tod
ist hundertmal begebvenswertber als
diese Strafe, denn er löscht weni ftens
die schrecklichen Martern des gna
aus. Außer der erbarmungglasen
’«rte, mit der die Veruriheilten zu
wangsarbeiten angehalten werden«
und die nur der Tod ader die Flucht,
die tausendmal schwerer zu überstehen
ist, als der Tad, enden kann, droht das
entfesk Klima, das jeden Weißen
auch der größten Pflege und
Sorgfalt entiriiftet und dem Ende
entgegenfitbrt
Dtefe nainenlote Hist lann niemand
til-erstehen. Während des Sommers
beträgt die mittlere Temperatur 30
Grad im Schatten. Am Abend weicht
sie einer talten Feuchtigteit, deren ais
; tiger Anhauch trank macht. Jrn Win
; ter stiirzt ein unaufhörlicher Pladregeii
nieder, aber die Hihe ist dabei nicht
Minder erschlaffend. Negnet es eine
E W lang nicht, so trocknen die zahllo
IsenSiirnpfe zunkTheilaus anderseit
"gen gefährliche Ausdünstungen die
die schrecklichsten Krankheiten zur Fol
ge haben. Die ganze Luft, die lein
Wind bewegt. ist immer mit anstecken
den Miatmen ersiillt, und mehr als die
Hälfte der Neiiangetomrnenen erliegen
ihnens leich.
Nach echi Monaten ist die Zahl der
Uebri ehliebenen noch geringer. Die
lstatist chen Erhebungen haben-ergehen,
dass von 100 Gefangenen im ersten
Voll-ja r 80 sterben. Das Sumpffiei
her un vie Schwindsucht verrichten
mit reisender Schnelligkeit die Arbeit,
die die Gnade des Präsidenten dein
Denker nicht gestattet hat. Athmen
heißt in Gahana vergiften, und
wer nicht Kraft ei eisernen Gesund
heit alle Energie einzusesen hat, ist
dem sicher- Tode verfallen. Dazu
kommen in der Nacht die Schwärme
von Stechmlicken und Pia-Utah de
ren scharfe Stachel alle Decken durch
dringen, von Insekten, die sich in die
Poren der daut einbohren und Gift
in den Körper bringen, von Unge
»ziefer aller Art, das den armen, in
"einen schweren Schlaf Gesuntenen an
greift.
Die Zahl der bevorzukten Gesange
nen, die ein Sttiel Lan zugewiesen
erhalten und mit ihrer Familie leben
jtiinnem ist nur außerordentlich ge
ter. Zhrend dieZalpl derDeportirteI
7000 betrug. Und alle diese, gegen die
die verschwindende Minderzalsl nicht
mitspricht, kennen nichts als den Ir
beitsplas, auf dem sie unter der un
barmherzigen Sonne sich ohne Aufl-Z
sen, getrieben von der eitsf der
grausamen Aufseher, die zumei al e
sind, vom nagenden Hunger gepeinigt,
tros des über-, tros der Krankheit,
ohne ein ott der Auflehnung zu wa
gen, das die schwersten iichtigungen
nach sich ziehen würde. ber auch das
Looi der begünstigtenGefangenen ge
denn sie entgehen, selbst wenn sie den
ganzen Tag gearbeitet haben, kaum
dem Hungertode, so gering sind ihre
Erträgr.
Fu einigen Wochen wird der neue
Ge angenentranspött, bei dem auch
Soletland sich befinden wird, aus dem
Transportschiff La-Loire zwischen der
Königs-Insel und der Jnsel Seinti
Joseph anlangen, und aus der Lan
dungsbriicke, dicht aneinandergereibt,
werden die Sträflinge einer genauen
Untersuchung unterworfen. Dann Per
den sie, von Wächtern, mit dein Revol
ver in der hand, begleitet, abgeliefert
auf diese nackten, kalten Felsgestade,
über denen die pralle Sonne drittei.
Alles wird ihnen abgenommen; die
kleinsten Dinge, die sie noch Init der
Welt von einst verbinden, jeder liebe
Gegenstand der Erinnerung, sie wer
den ihnen entrissen. . .. .Lsßt alle
Hoffnung hinter Euch,' diese trost
ose Inschrift ans Dantes höllentlsar
gräbt sich langsam mit flammenden
Lettern in die herzen der Striiflinge
ein.
- « - . . « —
-
rin:etwasiu.1000l ursa «
1 I gabesnursssolcher Zegiinftc
rische Araber und selbst Berurthelie ,
hört nicht zu den beneiden-wachem
ren in schwerer Arbeit atröreiben iniiss « l
»Es-MO
Jn heerdenæu zindert werden sie
nun zu ihren rhe spliihen in das
Jnnere getriehän und ein furchtbares,
in feiner eintönigen Grausamleit ver
zweiflungsvolles Leben beginnt. Sie
müssen Bäume fällen nnd dalz trans
portiren. Tiefes Sehr-eigen Tag nnd
Nacht. Nur das Sausen der Peiische
schwirrt durch die unheimliche Stille,
der rauhe Ruf der Aufseher und das
Stöhnen der Erlchspften, bis endlich
die fchwiile, drückende Nacht herein
hricht und in hleierner Müdigkeit die
steil-er auf den harten Boden hinsin
en.
Hat der Gefangene dieses elende Le
ben durch einige Jahre hin getragen.
ab estimva verthiert, aber nachwi
r t gehalten durch einen leifen
Schein der hoffnung. dann rückt er
vielleicht aus der dritten Klasse der
Verurtheilten, der er bisher angehörte,
in die zweite Klasse auf. Ach. es ift
nur eine unbedeutende Aenderung ei
nes Lebens, die gleiche Arbeit, die g ei
che Qual, die gleichen Enthehrungen,
aber er tann doch nun fchon herab
blicken auf andere, die es noch schlech
ter haben, er ifi dem schwachen Hoff
nun öfiintchen näher gerückt.
nd nach einer Zahl von weiteren
Jahren rdird er in die erfie Kla e
aufgenommen. Und wenn er fich d e
ganze lange Zeit auch nicht das Ge
ringfte hat zu Schulden toninren lal
fen. wenn die Vorgesetzten ihm wohl
wollen und alle durch das Realetnent
eforderten Bedingungen erfüllt sind,
nn wird er vielleicht für die er
träumte Begünstigung empfohlen und
er erhält ein kleines Anwelen, das
ihm bei harter Arbeit ein kärgliches
Brod liexeet und ihn doch freier auf
athrnen iißt. Aber wie viele träumen
diefen Traum umfonft, und die ein
zige Begünstiguna, die sie finden. ist
ein kleines Fleckchen Erde, von Man
gobäumen umftanden: das Grab.
Ein trat-net has ohne sahe
warme.
MancheLeserinnen werden aleich mir
teine Badestube haben und doch ern
warm baden wollen. Ich möchte isnen
turz erzählen, wie mir das gelungen
ist: Vor meinen Waschtisch lege ich
übereinander zwei Badeieppiche ans
Kräuseistoss. Nun werden täglich ein
paar Kessel voll heißesWasser aus Gut
emacht, ich Ziege sie in mein sehr gro
gei Waschbe en, ziehe mich nun gans
aus und spitle mich iiber und iiber mit
einem Schwamm ab. Geseist wird mit
dem handtuch oder einem Seisenhand
schuh. Jch nehme sodann eine sage
nannte Handbiirste. wie sie überall zu
haben sind,-und bürste mir Knie, Fit
he, Knietehlen usw. recht schars damit
ab. Selbst der Nacken wird damit be
arbeitet. Es ist wunderbar, wie er
srischt man sich nach solchem bade
fühlt. Kommen die Füße daran, so
wird ein recht siandhastes Waschdecken,
am besten aus Emaille, aus die Diel
gesiellt und darin dieselben aebiirstet.
Wer Zeit dazu bat,mag sich nach die
sem Bade noch zehn Minuten bis eine
Viertelstunde lang ins Bett legen.
Mir sehlt diese Zeit gewöhnlich. ich bin
aber trohdem sehr etsrischt davon.
muß noch bemerken, daß man ch na
solchem Bad entweder mit san tiicherni
ausmiiuselstos start srottirt oder sich
aar nicht a trocknet. lestereis
Falle muß man sich aber ochetnmqi
ni Bett begeben. «
Jch bewältiae bei Anwendung dieses
Kur eine Arbeits- —- ost auch Sorgen
lait, tote sie nicht ganz gewdhnltch ist.
Teohdem lehe ich srischer aus alt Len- '
te, die ein äußerst bequemes Leben ish
ren. ’
Wenn der Petroleumtrust auch den
Namen wechselt, sein Geruch bleibt det
into-.