Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 25, 1907, Sweiter Theil., Image 12
G FMMIMAJ Mit harter Hand riß det Kapitiin ihn zurück. «5vas Boot ist voll. Du bleibst.« Einen Augenblick noch schwankte er; er hörte das Heulen des Sturmes, sah die Wellen, sich über stiirzend, am Leibe des Schiffes bre chen und das Wasser seine Fuße um fpülen. Und kurz entschlossen hatte er das Fazit seines Lebens gemacht und den Strich daruntergezogen. Voll ruhiger Würde, aber mit schneller Band ergriff er die Axt, die zu seinen Füßen lag und hieb das Tau durch, welches das Boot mit dem Schiffe verband. »Fahrt los, Leute!!« Ein vielstimrniger Schrei antwor-? tete ihm. »Kapitän, Sie müssen rnit!« . Ullrich regte sich nicht. »Fahrt los, j Leute!« schrie er, so laut er tonnte,; um das Toben des Windes, das Don nern der Wogen zu übertönen. »Seht ihr nicht, das Schiff sinkt!? Das Boot ifi doll, noch ein Mann mehr sund es schlägt um!« Er schwenkte die Mütze. »Lebt wohl, lebt alle wohl, grüßt mir mein Fieten!« Seine Stimme brach, er wandte sich und ging nach der anderen Seite des Schiffes, die, etwas höher gele gen, weniger unter dem Anprall der Wogen zu leidn hatte. Die Mannschaft hatte das Boot ge wendet und ruderte, den Widerstand einzelner nicht beachtend, mit Anspan nung aller Kräfte, um sich aus dem Bereich des sinkenden Schiffes zu bringen; die Leute sahen ein, daß der Borgefedte recht hatte, und suchten die mahnende Stimme ihres Jnnern mit der gewagten hoffnung zu übertau ben. daß der himmel ein Wunder zur Rettung des Unglücklichen thun würde. Vielleicht, dafz der Kapitän und der.Steuermann das kleine Boot benutzen tonnten. Ein jeder dachte zuerst an fein eigenes Leben, und wenn das auch nicht heldenhaft war, fo war es doch echt menschlich gedacht. Noch einmal wandte der Kapitän fich um und winkte mit der Hand, dann war das Boot im Nebel ver Mnden « u s««s--««-.Wisgtsp-—Liggg« - www-Sinn » el: August Winter gebärdete sich wie Ein Rasender, er schrie, er weinte,:er wollte ins Wasser springen, um schwimmend dem Boote zu folgen. Im Ungesicht des Todes verließ ihn die heraussprdernde Frechheit, und der Weise seige Mensch kam zum Bor n. ,anetzt stürzte er aus das kleine Boot und versuchte es emporzuheberk , Da trat der Kapitön zu ihm, griff is die Rocktasche und legte den Re volver vor sich aus die Bank des Schiffes. »Wenn Du Dich von der Stelle rührst, schieße ich Dich nieder wie einen hund!« sagte er kalt, mit fürchterlichem Ernst. « Winter prallte feige zurück, er sah. daß et verspielt hatte, und daß dies mal die leeren Karten auf seine Seite fielen. Er hockte sich auf dem ge schlossenen Kapsenfter nieder und ver barg den Kopf in den Armen, als sollte er nicht sehen und hören, wie sie drohend näher und näher rollten-s die Wogen, wie sie ihre Häupter gegen ihn erhoben, ihren weißen Gischt gegen ihn schleuderten und nach ihm leckten. Kapitiin Ullrich hatte sich abge wandt und blickte aus das Meer hin Ists. Immer wilder-, mit vernichtungs Mbiaer Gier umtobten die Wellen M Schiff, mehr und mehr senkte sich Fasselbse zur Seite, Stoß aus Stoß machte seinen Leib erzittem und je dem folgte ein neues Krachen und Gplitterm ein Gurgeln, Schlucken und sählem der vordere Mast ging über . Iord und schlug in das Wasser, daß sc bochausspritzend eine Garbe weißen, sprühend-en Schaumes hoch in die Lüste schickte und die Todgeweihten - damit überschüttete. Der Kapitän achtete nicht daraus; Isde Ruhe hatte sich in sein Herz ge » hist, die schmerzvoll oermißte, lang Mete, und seine Seele entsaltete «Wingen und jauchzte der selbst ’ wählten Lösung zu, die ihn frei Me, frei von der quälenden Reue, In Mrbenden Kämpfen, frei aber · von dem tastenden Fluch der ", die, lied an Glied reibend, das nach si zieht zur endlos langen, » « -chlingenden Kette, die alles Wollen Mlen in ihre unzerreißbaren "T Heu einschniirt und immer schwe scy immer erdrückeudere Schuld aus Die Beete hättst. M Wden Schein in den fast freudig blickte Ullrich dem ’" J Tode entgegen defsexo Hitziche UM « te. r ewige i.e atte IN Hätt-M daß er enttam, son Ocß er mit jenem zu Grunde " Is— nnd es war gut so. Zeit-dar « W stei! Er hob die-Sand . M »Ist-D such des-Richtung OT Im- iseismekseschcuugku, das Auge sinnend in die Ferne ge richte, stüßteer den Ellbogen auf den Rand des Bootes, um dem schwanken den Boden des sich schräg zur Seite neigenden Schifer einen Widerstand entgegenznseten Das Toben des Windes hatte sich bis zum wüthenden Orkan gesteigert; wie durch Zauberhand zusammenge ballt flogen die Nebel vor seinem Athem einher, und da schaute auch schon ein Stückchen blauen Himmels hervor, und fern am horizont erschien die Rette der Bergeiesen, deren größ ter ein winziges, schneetveißs, schim merndes Käppchen auf dem Scheitel trug. Woge auf Woge entlad sich klat schend über das Verdeck und riß mit gierigem Arm Stück um Stück aus dem Bauwerl, das Menschenhand ge- ? baut. um sie zu bezwingen, und das doch weichen mußte der Urkraft des entfesselten, nach Rache dürstenden Elements. Jetzt wälzte sich ein un geheuren fchwarzgetlfürmter Wellen berg heran, hob das Schiff hoch ern por und schleuderte es mit donnern dem Anprall gegen die Felsen zurück — ein erschütterndeö Krachen, ein klir rendes Splittern erfolgte. Ein Schrei. der das Brausen des Sturmes, das gnrgelnde Geräusch der hereinsiürzen den Fluthen übertönte, gellte über das Wasser hin. «Fielen, mein Fieken!« Und dahin trugen sie Schuld und Je ren, hoffnung und Verzweiflung ei nes Menschenderzenä Mit starker hand hatte das Meer die Sühne der Schuldigen für sich aeforderi· Und fett sang es dem müden Mann sein Schlummerlied. Sophie stand an dem geöffneten Fenster der Küche; sie blickte auf die dicktnospigen Zweige, welche sich an die Wand des Hauses schmiegtem die Sträuchen die sich in zartgriine Schleier zu hüllen begannen, auf den Stellen, frischgriinen Sammt des lurz geschnittenen, neu der Erde entsproß ten Rufens, und sog srnit geöffneten Lippen die feuchtwarme, deilchenduf tende Frühlingsluft ein. Jn dem Sonnenstrahl, welcher auf die weiße Wand des Hauses prallte, wehte eine Schaut Miit-klein ihren spielenden Reigen; aus den Nisttäsien der Staate, die auf hohen Stangen im Garten vertheilt waren, ertönte das Zwitschern der Neueingezogenen oder das Gezirp des den Augenblick benuhenden Stichen, welchem es ge lungen war, sich in den ungestörten Besid eines fremden hauer zu setzen; iiber den sonnendurchleuchteten Rasen firich langgestreckt, lautlos wie ein Schatten, der geschmeidige Leid Lot tens, der Hausiahe, die nach einer ver botenen Mahlzeit nuöhlickte, und über das Gesicht des jungen Mädchens fuhr ein halbes Lächeln, als sie sah, wie sie mißvergniigt ihren Buckel an den schwanken Stangen der Risitiiiichen rieb, welche die Ungerechtigkeit der Menschen eigens zur Unbill fiir das Kahengefchlecht erfunden hatte, und mit den wie Phoiphor leuchtenden Au gen lüstern zu den ihr unerreichbar-en Vogels-isten emporblinzelte. I Sophies Blick umfaßte das Spros- s sen und Blühen vor dem Fenster; sie s athmete den hhazinthenduft ein, wel cher von dem Beet dicht an dem Hause »Hu ihr emporstieg, wie ein eben Er ’n)achender, und ihre Brust weiiete sich. Seit dem jähen Verlust des Vaters hatte es über ihr gelegen wie grauer Nebel, als iei alles todt und gestorben in ihr, und jeht begann es, sich zu re gen wie wunderbars, neues Leben, als sei auch ihr-er Jugend noch ein Lenz beschieden, ein trautenes Gefühl kam iider sie, als sollte auch dem Verlan gen ihres herzenz Erfüllung werden - HI - »Nun beut die Fiuk das frische Geiz-it- « Sie blickte sich erschrocken um« War sie es, die gesungen hatte? Sie trat jäh erblaßt aus dem leuchtenden Son nenschein in den tiiblen Schatten des Hauses zurück. des Licht in ihren Augen erlosch. Hatte sie denn auch nur einen Moment den Schatten ver gessen können. die graue, erdrückende Last, die ihrem Sein aufgebürdet wur? Das geliebte Leben, das um tlmtwillen dahingegangem dessen feibssigewollter Tod ihre Zukunft zu einer trüber-, fonnenlplen machte, einzig erhellt durch die Erinnerung vergangener Zeitenti Sie band die helle Hausfchütze ab und hing dieielsbe an den Nagel, dann ergriff sie ein auf der Fenster-1 bcmt liegendes weißes Bäuchen-. undi wandte sich dem Besuchdzimmee sei-! aus welchem Tassenklappern, Lachens und Sprechen erscholl. : Frau Wtiin Ullri hatte ihren ersten Damentaffee. it die Ge retteten der «Romannia« berichtet, tote month der Kapitän dahinge Inseeh genoß sie eine Ausnahme ctuss unter den Bekannten und W , gsbätdm sich wie die Frau eines an tiken Beiden, der den Tod fiir das Vaterland gestorben. . Sophie war leise und unheachtet eingetreten, hatte ihren Mai neben der jungen Frau Postdireltor einge nommen und heimlich das weiße . Päckchen nehen deren Tasse geschehen. Die Freundin wandte ihr das von den schimmernden Lsckehen umrahnv te Gesicht lachend szu. »Wi- warst Du denn to langes Wirtschafts forgen?« Sie hatte das kleine Packet ergriffen und entfernte vorsichtig die tnifternde stille desselben. »Sol! das fiir mich fein?« Und mit fpihen Fin gern hol- sie ein Paar prächtig ge stickte Tuchfchiihchen von fchneeigem Weiß daraus empor und fiel der Freundin dankend um den hals. »Gott, sind die schön! Was werden die meinen Bubi gut tleident...« Ueber Sophies Gesicht glitt ein heller Schein. »Laß mich’s ·fehen. wenn er sie zum ersten Male anhai«, hat sie. — FrauKapitsin Ullrich war seit dem Tode ihres Mannes noch runden noch unruhiger und thätiger gewor den, und wand sich mit wahrer Wonne durch die zahlreichen Laster trcinzchen hindurch, in welchen sie eine bevorzugte Stellung einnahnr. Auch heute fiarrd ihr das gehol feerte Mäulchen nicht einen Augen blick still, und während fie behende Kuchen anhot und Schlagfahne her umreichte, ging ihr dasselbe, wie ein Mühlrad. »Ach gewiß, meine lieh-. Frau Steuerräthin, das ist ganz meine Meinung, ich ziehe die Gas kiiche dem Herde unbedingt vor.? Diese Sasuberteit. dies Kochen aqu die Minute! Allerdings tommt es auch etwas theurer. —- Ndch ein Stückchen Forte. Frau Doktors — Wie i ’B mit einem Windhauch Frau pitsn Naht-II —- Jch hatte ja auch ein itartes orurtheil MI gen und wollte nicht heran, aber a sagte mein Mann, ach Gott, er ifl ja todt!" Sie preßte das Tafchentuch an die Lippen, und die Gäste schwir gen rücksichtsvoll und sahen mit theil nahmsvcllen Mienen zu ihr herüber. »Ja, ja, er sagte, man muß immer mit der Zeit gehen und alles Reue versuchen; er war sehr fürs Neue. —— haben Sie aber ein reizendes häkel rnufter, Frau Lindemann. das müt fen Sie mir einmal bargen! —- So phie, gieß doch ver Frau Ober-lehret ern und laß die Nußtorie herum arhen.· Frau Liese hatte sich Ieise erhoben. »Ich muß gehen. so leid es mir rhut", erwiderte sie auf der Gast eberin be dauernden Ausrui. »Es ist die Zeit, wo mein Buhi aufwachi.« »Kann denn den nicht einmal Jhr Mädchen besorgen? —- Aeh ja. ich weiß, Sie than lieber Alles selbsi.« Die junge Frau hatte sich mii ver haltenem Lächeln über die band der Dame gebeugt und sich von den an deren verabschiedet Draußen auf dem Flur fiel iie Soph—ie, die ihr ge folgt war, um den hals. »Du-jens Liehstel Komm bald — hörst Du? Habe ich Dir schon erzählt. daß Buhl «bitie, bitte« machen kann? Du alauhfi nicht, wie herzig das,ausi JOHN Saphir hatte inieussiri zugehöri. »Das muß er mit vormachen!« sagte sie eifrig. »Ich komme morgen schon-f Als die Freundin gegangen war, stieg sie die Treppe zu ihrem Stüh chen empor. im Haushalt war nichts: mehr zu beio en, und bei ihren; Kassee v- Gesell chafien enthehrte die Mutter sie gern. Die Gegenwart der« Tochier übte immer einen leisen Druck auf sie aus« irohdem diese stets sorgfältig bemüht war, in lei ner Beziehung ihre geistige Ueber legenheit der Mutter gegenüber gel tend zu machen. Das junge Mädchen war über die wartenden ungestrichenen Bohlen des Vorplahes seichritten und öffne te die Thür zu gerem Zimmer. Dann schloß sie dcefel le" e hinter sich, ging um Fenster und ließ sieh in den Sehn hl aus weißkm Lorbgeflechi nieder-, var dem altmodischen, schön cis-gelegten Nähtifehchem aus welche-n eine angefangene Danaarheii lag. Sie drückte den Kopf an die hohe Lehne des Stuhleå, verschränkte die Hände und blickte zu dem lebensgro ßen Bilde des Vaters empor· das, ihr gerade gegenüber, über dem halb hohen Schreinlchen mit den Melsing beschliigen und den Alabasiersäulen hing. « Wie war ihr nur heute? Hatte der junge Frühling draußen neuen Le benistrom in ihr geweckt? Hatte der Schmerz um das Verlorene, der ins ihr getobt, seine Kraft verloren? —Z Cihr Blick glitt musternd« über das Zimmer in weichem jedes Senkt mit lundiger Dand in liebevoller Sorg falt geordnet war: ei erschien ihr heute alles so sonnenbe lönzt, die alimodilche Einrichtun o neu. so fremd!-—— Sie zog, cheu um sich blickend, ein Feitungsblatt hervor. und ihr Auge lieb an einer eile llxsafteih »Southampton. 25. Erz, ;«Greif, Kapitiin hart-nann, nach Hei ligenbafen.« Sie drückte die Hand auf das herz, tue wild nnd mächtig klopfte. Was wollte das unberechen bare Ding? Sie wußte es doch lo genau, daß ein jedes hoffen vergeb lich, daß kein Glück sie mehr erwar teie! Hatte nicht Liefe ihr gesagt, daß Robert sich um die Tochter feines Korrespondentrheders lieu-erbe? Ein Mann, knieen vergal- leine Untrene. -Nun, ganz ungläilich —- das ernste sie genau ·- würde sie sie tm werden. Einen Wirkungskreis, in welchem er seine Kraft bethiiiigte. gab es fiir jeden Menschen. Sie verstand es nicht, das ewige Bellagen der alleinfiehenden sstauen. War es»nichi ein leichtes fiir ie. mit ein wenig Liebe, einem geringen Aus geben ihrer selbst, sich unentbehrlich zu machen? Wie manche vielgeplag te, lorgenbelchwerle Mutter in der Familie, itn nächsten Freundeskreise, lechzle nach Dilse, nach Unterstühung. nach jemand, der ihr die Last des hauisiansdes tragen half! War es nicht da ein leichtes, sich Dankbarleii, Anhänglichkeit zu erwerben, wenn man eingreift, wo es nothihat? Wie mancher Kranke bedurfte der Pflege wie manches Kind der leitenden Hand, wie manche lummerbelastete Seele vielleicht nur eines theilneh menden Wortes· Nicht jedem wird der beiße, glühende, reisende Som mer zu theil, wohl dem, der sich den fruchtbringenden Herbst zu eigen macht! Das junge Mädchen hatte ein Al sbum aufgefchlagen und blickte schier !undiichlig auf die wohlbekannten, Trerschnörlelten Schriftziige, welche die erste Seite bebe-ten. Jn ihre Gedanken vertiefi, hatte Zophie das Knarren der Breiten-»ic len überhöri; seht öffnete sich leise, behutsam die Thür. ern schlank ge wachsener, breitschultriger Mann er schien in dein Rahmen derselben und verbarrte, nachdem er diese lautlos wieder hinter sich zugezogen hatte, unbeweglich aus der Schwelle. « Sein Blick überflog die Einrich tung des Zimmers, die Maialöckchen; und Hnanzinthen welche es mil’ Frühlingsdust füllten und auf der Fensterbanl blühten, und blieb an der schwarzgetleideton Mädchenge llalt haften, die mii im Schooß ge falteien Händen in dem Lehnstuhl am Fenster saß, von Sonnenschein überfluthet, der, durchdas Weiß der Scheibengardinen brechend, ihre Ge stalt mit dem gre·llen, blendenben Licht überschüttete, wie man es aus den holländischeil Bildern alier und neuer Meister findet, und ihrem dunklen Haar bläulich schimmernde Reflexe entlockie. f « » · Ein herber Duft unverunrrer, teu scher Reinheit lag über dem Ganzen, nnd der Mann an der Thilr nahm die goldbetreszte Miitze ab und hielt sie in ver Hand, alk- sei er in der Kirche« Da hob Sovhie den Blick, sie hatte plötzlich das Gesuhh als sei sie nicht allein irn Zimmer. Und dann war sie mit einem Schrei emporgeschnellt, das Buch glitt polternd zu Boden, und sie stand zitternd, den Arm aus das Tischchen gesiiihh arn ganzen Leibe bebend da. .Rohert!'· Der junge Mann war näher her-i angetreten. er athmete schwer. »So-s phie!« sagte er mit var Erregungl zitternder Stimme, »Sophie, Du; hast mich damals gehen geheißen —j dars ich nochmals lornmen, willst Dux wieder mein seini« J , Das junge Mädchen antwortetes nicht; eine stürmische, wirke Gedan« tensluth stürzte iiher sie und zerrte sie gewaltsam hin und her zwischen jubelnder Freude nnd dem brennen den, verzehrenden Schmerz, der weiß, daß das Glück gekommen ist, nnd dennoch entsagen muß. »Du hast kniisr nie geantwortet«. sagte sie dann e e. Der junge Kapitiin richtete sich höher aus. »Sollte ich das Opfer noch vergrößern, die Last noch schwe » rer machen, die Du aus Deine Schul tern genommen hattest? War es Jnicht besser, ich blieb Dir fern, Du ; glanhtest Dich vergesse-, als daß Du an der Seite des anderen, den zu heirathen Dich die Kindesliebe zwang, vahingingst mit trankern her zen, den Kopf beständig nach dem verlorenen Glück zurückgewenmt« Mit weitausgerissenen Augen nnd letchenhlassem, verstörten Gesicht, hie blinde wie zur Abwehr gegen ihn ern porgehoben, war das junge Mädchen vor ihm zurückgewichen. »Du weißt eis« stammelte ste, ihre Stimme klang wie gebrochen. - »Ich weiß!« betonte er schwer. »Ich habe doch alles miterlebt, babe doch gefühlt, wie der andere seine Nese um ibn warf, und der schwache Mann der Versuchung, durch die Liebe zu Dir, Sopbie, erlag.« Er ergriff ihre bei den Hände. »Ich für Dich that er’s. fSopbie nur für Dich!« fubr er be swegt fort. »Er bat es fchwer gebiißt. Sopbie!« bat er eindringlich und zog die Hände des junaen Mädchens ac gen seine Brust, »Sopbie, willst Dir mir wieder anaebören. meine liebe Braut. mein geliebtis Weib sein? Ich weiß ja doch. daß Du mich noch lieb basi. willst Du mich endlich glücklich machen?« Da riß sie sich los, » wich vor ibnr .zurüel und schlug mit einem jammern den Lan die hände oor’s Gesicht. »Ich lann es ja nicht!« schrie sie laut, »ich kann es ja nichts Denkst Du denn, ich könnte vergessen. wie er gestorben, dem ich das Libste ans der Welt wars — Du kannst ein rubiges, stilles Glück verlangen, und ich, ich würde Dir den Schmerz, den Gram in Dein fried liches Haus tragen. Nein, ich muß einsam, auf mich gestellt, meines We ges ziehen!« Sie rang die hände in wilder Verzweiflung-. und ibre Augen blickten in bitterer Qual an dem ge liebten Mann vorüber. THiqlickn stündlich verfolgt mich sein Verschul den, der bittere Jammer« aus dem heraus er den Tod dein Leben verzog; wie furchtbar muß er gelitten haben, bis er so weit sam, freiwillig von dannen zu gehen. Um mir die Frei heit zu ertausen, wars er das Leben von sich —- und das sollte ich auch nur eine Minute vergessen?« Sie hatte den Arm urn das niedrige Schräntchen ge legt, und ihr ganzer Körper zuckte und bebte in bitterem, leidenschaftlichetn Weh. " · Da hörte sie seine Stimme, die sanst, beschwichtigend an ihr Ohr drang und sich ihr aus das Herz le te wie eine linde, streichelnde Hand. » u thust ihm unrecht, Sophie,« sagte er leise. »Kennst Du Deinen Vater so wenig? Nicht als ein elender, ver- » zweiselter Mensch, der lodslos dem Leben entflieht, starb er, nein, als ein Held, der heiteren Muthes über Tod und Schmerzen hinaus seiner Schuld sich selbst als Sühne darbrachte. Dein; Vater war ein edler, großangelegter Charakter, »den nur die abgöttische Liebe zu Dir, eine gewisse Schwäche. die ihrn eigen. und die gewisienlose Versuchung jenes Elenden zum Feh len getrieben. Aber nicht wie ein Feigling ging er dahin, nein —- Dein Vater starb schön. Sophie, glaub es ! mir! Gönn’ ihm die schwer ertämpste Ruhe er ruht geborgen irn Schoße des ngliebten Meeres!« s Das junge Mädchen hatte den Kopf net-oben und blickte zu dem Bilde des Vaters empor; sie hörte die Worte des Mannes neben ihr, die sich wie Kinder trost in ihr wundes Herz schlichen. Sie fühlte den heißen Schmerz milder werden, eine brennende Sehnsucht nach Glück, nach Frieden nach einem Aus ruben in seiner Liebe las-i iiher sie Und plötzlich schlarsa sie ausschluck1 send die Arme um seinen Hals und hara den Kovs an seiner Brust. Sie fühlte es, auch sie war —- geborgen. (E nde.) »-——.- — Ileei einsemyuffasksxåifchen Tage-I brech. i Eigenariige Szenen aus dem mai 1 rollanifchen Volksleben schildert Aliee ? Lowther in ihrem Reifetagehuch das ; sie in der «National Review« veröf- l fenuiche Es sind sittsame Sitten und ! Gebrauche, wie sie fchon durch Jahr- ! hunderte unverändert das Leben deri Mauren mit einem seltsamen Zauber umgeben. ; Noch heute herrscht die alte Sitte.j durch Thierodfer die Mächtigen fich J giinitig zu stimmen. Alice Lowther er- ; öhlt: »heute kamen drei zerlumpte Leiden schmutzig und arm, den Hügel ; herauf, auf dem unfer Lager aufge- » fchlagen ist. Hinter sich her fchleppten E fie zwei gefesselie hilflose Schafe. Vor unferer Flaggenftange machten die : Weiber halt. Sie legen die Thiere auf die Erde, und mit einem Messerftich werden die Kehlen der fich windenden Schafe durchbohrt Regungzlog blei ben die Frauen vor den findenden Kreaturen sitzen, und mit fiarren Au gen« woetlos und angstvoll, verfolgen fie die letzten Zuckunqen und erwarten Allahs Rathfchluß. Als ich fie anrede, erfahre ich, daß sie die Frauen eines sreichen Mauren sind, dee vom Kaid eingeiertert wurde; ihr Mann hatte ! das Verbrechen begangen, reich zu wer jdeit Nun plünderte der Machthaber Iden Befih des Gefangenen und jagte die hungernden Weiber auf die Stra ßr. Als die Ungliicklichen hörten, daß demnächst ein Bafchador, gewiß ein reund des mächtigen Sultans, die gend paffiren würde, ent·chloffen sie sich, diefe Schafe zu odieen, damit Allah die Seele des erwarteten Neiters nIii Barmherzigkeit erfülle. Denn der Kaid ifi mächtig, und von ihm kommt teine Gnade . . . Der Brauch verhie tet es den Opfernden, die hinaelchlach tetenThiere als Nahrungsmittel zu be nuhenz meine Diener ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen, und mit zu friedenem Lächeln fchleppten sie später die Fett-bieten Schafe zu ihrem Zette « . UM anderes sup. »wu- uy qrurr auf dem Wege zum Bafar durch die Straßen gehe, versperrt mir in der Gasse ein Körper den Weg. Lang hin gestreckt auf den Steinen. halb bewußt los, lag ein Frauentörper. Jch fragte meine Begleiter, und sie erzählten, daß die Frau schon den ganzen Tag so da läge und gewiß sterben würde. Hist gibt es natürlich tein Hospitai. nur ei ne Art Asyl fiir Wahnsinnigex sie wer den in der Nähe der großen Moschee an eine Wand getettet, bis der Tod sich ihrer erbarmt, falls sie nicht unbeach tri auf der Straße sterben. Durch meine Leute ließ ich die Frau aufbe ben und zu einein englischen Arzt brin gen; der verrieth knir, daß teine hilfe zu erwarten set. Aber am nächsten Tage erschien zu meiner Beruhigung die rau bei mir; voller Dankbarkeit erz« lte sie rnit, wie sie von dem Huf schlag eines Lastesels getroffen sei und nun wahrscheinlich todt wäre, wenn ich sie nicht durch meine Leute hätte auf heben iassen.« Besonders interessant ist die Schil derung einer marottanischen Hochzeit, der beizuwohnen Alires Lowther Geie genheit hatte. »Gesiern wohnte ich ei ner Hochzeit bei. Eigentlich müßte ich es anders nennen: denn in Maroito gibt es kein Bermählungsfeftz der ent scheidende Ali geht beim Notar vor T sich. wo die Eltern den heirathsvertrag frstlegen. Diese Formalitiit findet ei nige Tage vor der Stunde statt, da Bran und Bräutigam, oder eigentlich Mann und Frau sich zuerst sehen. zum ersten Male, wenn sie, festlich ge sschmiickt und mit Steinen und Ketten sbehiingh i n stumm in seinem lHause ;erwartet. is dahin kennt er sie nur ? nach benSchilberungen, die andere ihm sgegeben haben. Vielleicht ist sie ein «entzitckenbett Geschöpf, ihre Augen strahlen so sonnengleich, wie man sie ihm geschildert hat; vielleicht aber ist Isie häßlich, pockennarbig und mager. Dann aber hat er wenigstens ben Trost, daß er sich nach Ablauf eines Jahres von ihr scheiden lagsen tann." Aber es gibt auch gewi e seietliche Zeremonien: das Verlassen des Vater hauses und der Einzug der jungen Gattin in ihr neues im werden mit großem Pomp, mit Lärm, mit Musik« mit Flinteni und Bisllerschiissen ge feiert. Sechs oder sieben Tage währen diese Feste, an strenge Gebrauche ist die junge Frau getettet, und wenn sie dann das aus des Gatten endlich er-. reicht, so it sie meist völlig erschöpft, Denn ver Mann steht seine Erterena st t todtmiibe unb ost gar ohnmiichtig. - Keine Brautjungsern umgeben in bie sen anstrengenden Tagen vie junge Maroiianerin. Am Tage vor der Uebersiedelung in das Haus des küns itgen Gatten werden bie Mächtigen Hochzeitsgeschenke besichtigt. »Ehe Masse von Seidenstofsen und schwerem Brolat, die in allen Regenbogensarben schilleri," so beschreibt Alire Lowther die festlich geschmückte Braut. Ueber und über ist sie mit— Perlen und Sma ragden, mit Spangen und Radeln be deckt und dicht verschleiert. Die be rufsmäßigen »heirathssilaven« führen sie zu ihrem Throne, wo sie iies in schwellende Seidenrolster versinkt. Jn einem seltsam gesormien Gefäß bringt man der Erschöpsten einen Trunk Wasser zur Labung. Und neben ihr steht der Leibitiave und nennt eine lange Reihe von Namen und deutet da bei aus die unzäbtigen Hochzeitsge schente, die rings ausgestellt sind, pur purne u. helltotheSammtftofse, Masse iins und iostbare Brotate, hellsarbene Satins und leuchtende Seidengewiins der. köstlich fein gewebte großeSchleier, die so zart sind, daß man sie durch ei nen Ring ziehen tann, alles lieat aus gebreitet in mörchenhafter Farben Pracht. Aber die Braut ist ohnmiichiia geworden. Die Sklaven eilen herbei. man hilft ihr und itiitzt fie. und end licb wird der Schleier ein wenia zu rückgefchlaaen. damit sie athmen kann. Die Sitte verbietet ihr. die Lippen ium Sprechen und die Auaen zum Se hen zu öffnen. sie darf ihr Schicksal weder betlaaen noch weiter-. Inmit ten eines satt barbariichen Reichthqu das fuaendliche Gesicht in trampfhaft kseherrichter Anspannung verierrt so steht iie da als ein fremdartiaes und mitleiderregendes Wesen. Endlich iii die Zeremonie überstanden, mit hilfe der iie ftiitzenden schwarzen Frauen wendet sie iich zum Geben. Immer lsiilt sie die Asmen riet-blossem Mithiam nur geht ihr Athem. sie kann sich nicht mehr aufrecht erhalten, und fällt ihren Realeiterinnen «schtner’ in die Arme. Die Frauen aber lächeln, und dir-Skla vinnen fliiitem Neid und Mißgunst in den Mienen . . .« « Eine Erfinder-II »die so recht im Sinne eines amerikani jteben Nat-obs iu sein scheint, ist von Ieinem der Millionäre höchstselbsi ge macht morden. Es ist ein Major Miet 1nore. der gleichzeitig das Verdienst hat, das älteste Mitglied des acht tiubs in New York zu fein« und einen Namen nun noch durch die Konstruk tion eines Apparates fitr drahtlose Telearapbie von beionderer Art un iierbiich zu machen hofft. Dieser Ap parat bat den Zweck, aus einem Auto mabil befeitigt«zu werden und dessen Jnsassen in dauernder Verbindung mit den niichiten Stationen zu halten. Man tann sich vorstellen. welche Be deutung diese Neuheit fiir einen ameri tanischen Finanzmann haben muß, daher nun auch, während er mit Etl zugsgeschwindigteit in seinem Auto mobil dahinrast, jederzeit itber das Steigen und Fallen seiner Pariere un terrichtet werden kann. Bisher sind die Versuche freilich nur in einer Ent fernung von 20 Meilen befriedigend aeiungen, doch hält es der Erfinder. sebon ietzt fiir sicher, daß es ein seichte sein werde. mit starken Batterien we nigstens bis auf 40 Meilen zu kom men. Die Erfinduna wiirde freilich auch siir militärische Zwecke Werth ha ken. » L, --4 Neunundzwanzigtauiend Dollar hat der ehemalige Bürgermeister Schmih von San Francisco seinem Verteidi ger zahlen können. So ein Bürger meistekpoften in San Franeisco muß ein einträgliches Geschäft sein. i i i Ein Kritttus hat ausgerechnet, daß unsere Panzerftotte auf ihrer Fahrt nach dem Pacificmeere gegen 5,000, 000 Pfund an Nahkrtngimttteln für vie Manntchaft mitnehmen muß. Der Mann hätte sich seinen Aetger sparen können, wenn er sieh erinnert hätte, daß auch anderswo der Matt-vie nicht sz der Seeluit allein leben kann. « d I i Außerhalb der Ehe kämpft die Frau um die Gleichberechtigung, innerhalb derselben der Mann. i i . Die Göttin der Jugend ist vie hass . nung, die Göttin des Alters die Ot inne-sung