Nebraska W Jahrgang Lu. Graitd Island-, Nebr» U. Oktober 1907. (Zweiter Theil.) Nummer 7 . T " FJEEKLLEZHHI Kennst du die wahren Feierstunden, Wenn deine arbeitsfrvhen Hände müde Jm Schoß zusammen sich gefunden, Und um dich her es weht wie Sonn iagsfriedeZ Wenn alle Stimmen deinscr Seele schweigen, Und nur der eine Wunsch in dir, nach tszh Jcn Wabd sich leise alle Wipfel nei gen, Thau iiißi alle Blumenaugen zu? Dann regt fut, etwas, was du nie empfunden, Auch nicht in deinem aller-schönsten Traum, Es ist die Weihe Bohrer Feierstun-! n Die dir zur Heimaih macht den ärm- ( fien Raum. Sonntag im Herbst. i Nobellette van Annie Lati Feldberg. Sie· hatten die Nachtfahrt zusam men in einem Coupe 2. Klasse zu rückgelegt Nun grüßte ein sonniger löstlieher Herbstniargen zu ihnen herein. Seit mehreren Stunden waren sie auein in ihrem Abtheii. Eine lebhafte, vielseitige Unterhai iung hatte sie einander so nahe ge bracht, dage ihnen die Trenung schwer wur Jent im Tageslicht fah er ganz deutlich, daß sie nicht mehr sehr jung war. Auch schiin war sie nicht, aber ihr wollauiendez Organ, ihr lebhaf ter Geist, ihr feiner Takt zogen ihn inachtig an Zwei dunkle, qeheimnißvolle Augen thaten das thre, um ihn vollends zu bestricken Er war kein Don Inan. Reine Frauen til-ten ihren Zauber aus ihn aus. Jn ihrem ganzen Wesen lag jenes Unbestimmbare daö einer Frau eigen ist, die sich ihre Reinheit bewahrt in ihrem Thun und Denken. Sie jeht verlassen zu müssen, dünk te ihm ein Verlust. »Wer erwartet Sie denn zu Hause, meine Gnädige?« »Meine Eltern, ein achtzigjiihri er Vater und eine um wenige Jagre jüngere Mutter, beide leidend, meiner Psiege bedütftig.« »Bitte traurige Aufgabe.« »Eine- liebe Pflicht. Meine le te Reise für lange- Zeit war dies-herb fahrt ins Gebirge. Noch en tieer Atbernhdlen in frischer, Gottezluft und fröhlicher Freiheit, dann wieder zuriick zur sirengen Arbeit und Pflicht Mit heute ist mein Urlaub abgelaufen.« « « · »Auch ich trete morgen wie-ver mein Amt an. Aber heute, der letzte Tag, der Sonntag, soll «mir ein besonderer Feiertag sein.« Beide schmieden eine Weile. »Sehen Sie, wie schön unser Ber lin ist mit dieser Umgebung von ern ’:en Kiefernmäldern und den lachen oen, glitzernden Wassern. Das möchte ich ihnen so gern zeigen. Bitte, bitte, treten Sie auch erst morgen Jhr Amt wieder anbei Ihren Eltern. Genie szen Sie noch einen töstlichen Tag der Freiheit« »Wenn Sie so schön bitten, lastn man kaum widerstehen.« »Mit-erstehen Sie nicht, meine Gnädige, ich verbürge mich mit mei ner Ehre dafür, daß Sie es nicht be reuen sollen-« Sie zögerte. »Sie wenden mich siir leichtsertig hatten, wenn ich —-—" « «5tiiemals!" betheuerte er mit strahlendenr Blick. »Es ist sehr ineorrett von mir ge handelt «—- aber «—-—« »Nun, so seien sie einmal ineorrett, mein gnädiksei Fräulein. achte und ehre S e deshalb doppe t,« Nun huschten die häutet der Vor orte schon an ihnen vorüber. Galant war er i r behilflich, ich zum Autsteigen zu r sten. Eine l et liche Verliärung lag plötzlich aus sei nen Zügen. Seine Empfindung stir sie, die so plöhlich erwacht, wurde von ihr erwi dert, sonst blieb sie nicht, sonst hätte sie ihn spröde, lutz abgewiesen. « Nicht lange daraus saßen sie in er nem vornehmen öotet an einem klei nen, toohlgedeckten Frühstiickstisch im SpeisesaaL Ihre Besangenheit wich setzt einer sröblichenStimmunH Man hielt sie siir ein junges Ehepaar aus der hoch zeitsretsr. So glückstrahlend sahen sie auch Beide aus« Nur zuweilen wurde sie-ernst und dachte, daß« es noch sehr, sehr leichtsin .nig von ihr fei, mit einem fremden Perrn so vertraulich zusammern zu ein. Als er dann hat, daß sie sein Gast fein möge, wehrte sie förmlich ängst Lich ab und beglich ihre eigene· Rech meng. »Nur unter die-set Bedingung bleibe ich, sonst reife ich mit dem nächsten Zug.'« Lachend zeigte sie dann ein letz tes Zwanzigrnartstüch »Das kann draufgehen, bitte, rich ten Sie unsereAuögaben danach ein.« Sie zog ein kleines Notizbuch her vor und registrirte gewissenhoft. »Ber1in. rühstiict 1 Mart.« Lächelnd ah er ihr zu. » ten Sie Ihre ganze Reise hier here net, gnä»diges—Friiulein?« »Jan)ohl, mein Herr! O. ich Mbe sehr verschwenderifch gelebt. Papa war fehr großmüthig, er hat meine Reisebörie sehr gut bestellt. Bis auf dies letzte Goldstück hohe ich alles ge trissenhaft ausgegeben!" »Was wollten Sie mit dem letzten Goldstück machen?« »Ein Glücksloos taufen«, Lächelte sie, und ein Schelmenblitz leuchtete in ihren Augen auf. »Wie sie jetzt neben ihm schritt, so chic und einfach elegant, die großen Augen weit geöffnet, um all die neuen Eindrücke aufzunehmen in- ihre Seele-, die sich ihr boten, da bereut-e er nicht sie zuleeiben aufgefordert zu ha ben. » « ,.Zu Fuß werden wir nicht weit tommen, bitte.« -—— Nun stiegen sie in eine Droschle, und hinter ihnen stand Freund Amor und spann seine Fäden zu einem unzerreißbaren Netz. Jeden Blick sing der Schelm auf und verstrirlte ihn zu einer Masche seines Machwerls, das er im Eisen kahncoupe begonnen und nun zu Ende führen wollte. Unter dem Geläut der Kirchenglo clen fuhren sie durch die sonnigen Straßen der Reichshauptstadt in de nen es begann von Menschen im Sonntagsstaat zu wimmeln. »Das ist Berlin am Sonntag. Jn iser Woche sieht es ganz anders aus. Tas ist das stende, arbeitende Ber lin, heute stre t es hinaus ins Freiek »Wollen wir nicht in das Mu seu«m?" fragte sie, als sie dort vor übersuhren. - »Nicht heute. Die Zeit ist zu kurz.« Wie er das sagte! Sie erschauerte unter dem Ton und mied seinen Blick. Es war, als ob er Besitz von ihr ergriffen, als ob nur sein Wille gelten würde von heute an, als ob sie ganz willenlos ihm ergeben sei. Es beschlich sie eine Angst. Sie schalt sich, daß sie doch recht unoo ich tig war; sie hätte ihm hoch wide-kirc ben sollen und ihre Reise fortsetzen. Aber es war so verlockend, ihm zu folgen! Wie schön lag dieWelt um sie. Mit trunkenem Blick schweigte sie in den Herrlichteitem »der stolzen Schönheit Berlins. »Wie beneidenswerthSie sind, hier leben zu können« Sie beneidete ihn wirllich. Wie kräftig, srisch und männlich er neben ihr saß! Voll Thattrast und Lebens-· nnitht Sie seufzte unwillkürlich Nun brach er das Schweigen, das sie beide umfing, in welchem eisriger denn je zuvor Amor seine Maschen tniibstr. Sie gehörte nicht zu den schwatzen den Frauen, das gefiel ihm. Sie sprach nut, wenn sie etwas zu sagen hatte. »Nun noch ein gutes Dinek und dann hinaus ins Grüne! Das heißt wenn Sie nicht müde sind-« »Nicht eine Spuk! »Noch der Nachtsahrt wäre es tein Wunder « »Sind Sie edi« »Meine Lebensgeister waren nie reger als heute, an diesem wunder karen Tag, der oohne Ende sein sollte!« Ein Geständniß wie sie es glühen der nicht wünschen tonnte, so heiß, so· begehrend drang ei ihe ins O.hk Sie saßen mitten unter den Gästen und doch so allein, so weitvetloten, so seitdswengessenN so berauscht eines von des Andern Niishe Sie erschrak. Gestein hatte sie ihn noch nicht gekannt, motgön würde sie nur die Erinnerung haben. Für ihn ein Abenteuer, sitt sie alles ——— alles —- eiii Leben sitllendt füAengstlicher zoa sie sich in sich zu MWas sollte ihn auch länger sesselni Jung war sie nicht mehr, aucks nicht schön dachte sie, und niemals hatte sie sich glühender gewünscht schön und beaeheenswetth zu sein als heute, be-« qehrenswerth sük immer, nicht nur site heute, sitt einen Tag, einen son nenducchleuchteten heobstsonntogt Sichet war ee junger als sie, et sah so aus, so mitten in vollsterMan ucsbliithe und sie schon halb ver bliiht — — — Nun lächelte sie doch mitten in— ih ien skeptischen Gedanken. Er sah sie an, strahlend, glücklich Fröhlich zogen sie hinaus insFreie, mitten imVoltsgewühL sie beide, fest haltend aneinander, verbunden durch ein Band, das Amor gewebt in ges schäftiger Eile. Sie bewunderte die weiten, silber strahlenden Seeslächen, in denen der dunkle Wad sich spiegelte wie eine totette Schöne, die ein buntes Gewand sich angele t, die Welt zu be zaubern, ehe sie A chiesd nahm. »Wie »schön ist der Herbst!« jubelte sie. »So hab-: ich es nie empsuden wie heute!« Ein dankbaren strahlender Blick traf ihn. " Er erwiderte ihn so beredt, daß sie erhebend ihren Blick sentte und ra scher vorausschtith : . Kühn wollte er ihr folgen, sie ckn der band sesthasten und ihr sagen: »Laß uns zuhmrnen den . schönen Herbst genießen, den beginnenden Herbst unseres Lebens.« Sonnenuntergang über Baum winseln Abenvhimmel, in den bu : ten herbsttinten sich wiederspie elP in stillem, melanchoiischem Wavldseess »Wenn ich allein hier wanderC dann packte mich die Sehnsucht, »so anszuschreiten mie jetzt, »so zu Zwei-en!« « Sie antwortete nicht. Morgen Fürde er wieder allein sein, er und ie. Es packte sie schon jeyt wie Sehn sucht nach diesem Waldwinstel, dem melancholischen See, über dem die Herbstsonne unterging. " Nachtwntel stieg auf. « Der Mond begann seine Bahn zu ziehen, über all den fröhlichen Men schenckinaerrn die heimwärts gingen, die Brust geschwellt vom reinenAtheni der herbstlichen Natur. . Ein stolzes, reinesGliick behegie die Seelen der Beiden, die ihn ausgeioftet in seiner ganzen Herrlichkeit diean licht-vollen Sonntag im Herbst. « · anriinstig tiißte er ihre Himb, ein —- zwei -—— Frei Mal. »Auf Wiedersehen —-—,« sprach sie erglühend, lächeind ans ihrem Coupee heraus. · »Auf baldige-T "baldiges Wieder iehen!« erwiderte er dringend uns driickte die Hand aufs Herz, wo er ein tiärtchen mit ihrem Namen karg. ; Ein letzter, giückstrahlender, beseli gender Blick. ) Ein stummes Grüßen, ein lzuver )sichniches »Auf Wiexdekfehew s Die Fliegen. » Das tleine holländische Städtchen Zuidernn hat ein Steueramt. Das ist ja an und fiir sich nichts Befonoere5, und naturgemäß gehören zu einem Steueramt auch Beamte, die den Auf trag haben, die Rechte derStaot wahr zunehmen unb genau zu iontrolliren, was an Waare eingefühtt wird. Ei gentlich mußte, zum größten Aerqer Aller, die ihreWaaren in vie Stadt bringen wollten, alles versteuert mer ben. Auf den Eiern, auf der-Butter, aufFleisch und Geflügel, aqulletn, was eßbar und trintbar ist, lag ein Zoll. Die Steuerbeamten von Zuwe :nn übertrafen an Gewissenhaftiateit und Pflichttreue allean der Welt eri ftirenden Steuerbeantten, und ihrbes fonderer Stolz gipfejte darin, sich nicht oupiren und Zollpslichtiges ohne Zoll einfchmuggeln zu lassen. An einem fchönenSommertaa hatte van Snyten die Kontrolle. Er saß vor der Thür des Steuerhiiuscheng in dem schmalen Streifen Schatten, den das Häuschen watfz bie.Brille ohne die ihn tein Mensch tannte ——— denn er war turzsichtia und ein Steuerbeanp ter muß gut sehen können —-beschlug alle Augenblicke von der Wärme, baß er sie abwifchen mußte, um ot: »Blättchen von Zuiderhn« zum found fo vielten Male von Anfang bis zu Ende zu lesen und dabei die Pasimk tcn zu beobachten. Van Snyien war ein peinlich ge nauer, unbestechlicher Beamter, der allem griindlichst auf den-Grund ging, d. h. der bis aus den Grund der Körbc, Kiepem Säcke, Taschen forsch te:er musterte die Spaziergänger da rauf hin, ob ihre Taschen nicht ver oächtig vom Körper abstanden; er llo te an die Räder der Wagen, um zu ehen, ob sie nicht wohl waren; er ließ die Sitztissen hoch heben, nahm( mit den Augen das Maß desWagenH, um zu ergründen, ob nicht etwa ein doppelter Boden bei dem Gefährt an gebracht fei Wie er nun so saß und sich die Zeit durch die wiederholteLettüre des Tag-! biiittchenö zu türzen suchte, sah er» einen Bauern herankommen, der einen l großen Korb trug. Bau Snyten« schob seine Brille zurecht, erhob sich langsam und stand mitten aus der sonnigen Straße, gerade als der Bauer vor dem Steuerhäuschen an gekommen war ,,Halt!« rief van Snyten, »was haben Sie in Eem Korb?« ,,Honig, Herr Steueriontrolleur.« ,,Kommen Sie in’s Bureau, damit ich nachsehen tann.« »Es ist .Honig,« betheuerte der Bauer. »Sie brauchen nicht nachzu scben, Honig ist nichts Versteuetba re5.«« « »Ich glaube nur meinen eigenen Angen,« antwortete van Snyten kurz. Der Bauer ging mit in das Haus unis stellte seinen Korb aus den Holz tischk Ban Snyten nahm jeden Topf heraus, band die Hülle ab, steckte den Finger dann zum Munde, um durch Lecken zu tonstatiren, daß es« sich um Honig, um wirklich guten Honig handle. Durch den Gruch angezogen, wa ren in wenigen Seinnoen die Flie g-:n, die bei der Sommerglutb reich lich im Steuerhäuschen vorhanden waren, über« die geöffneten Honig töpse her, und«im Umsehen klebten die Thierchen mit Rüsseln unstein chen aus dem Honig . »Na, da ist eine hübsche Beschre r:mg! Wie sieht mein Honig aus! Den wird Niemand wollen! Den ver-» Laufe ich im Leben nicht mehr,« rief« der Bauer erregt. i »Das geht mich nichts an,« ant wortete der Beamte trocken. ; »Na, wen gel)t’s denn sonst etwas an?« erwiderte der Bauer. « »Meine Pflicht ist die lKontrolle auszustihren». ich habe tontrollirt, und nun räumen Sie gefälligst mög lichst rasch das Steueramt.« « Brummend ging der Bauer von annen und begab sich aus den Markt Fr stellte seine Töpfe in einer Reihe du I mertungen los: »Oh. was für ein wundervoller Honigl«"ries eine Frau »Das ist wohl ein neuer Fliegen fänger?« fragte eine zweite. »Ob« vielleicht ein Fliegentom pott?« meinte ein Dienstmädchen »Liebe: Mann, möcht-en Sie nicht ein behäbiger Bürge: vor. ,,Wieviel kostet das halbe Kilo Flie gen?« fragte ein schnippisch-es, junges Ding. Als der Martt aus war, hatte der Bauer nicht einen Topf Honig ver kauft und konnte seineWaare wieder mitnehmen. Aber das sollte nicht so ohne Wei teres von ihm geschehen, denn das Bäuerlein war wüthend, und in heller Erregung begehrte er beim Vater der Stadt, bei dem Bürgermeister von Zuidernn, Einlaß. Eine Magd führte «den Bauern in ! einen Warteraum. « F Geduldig setzte sich das Bäckeriein ian eine holzbani und wartete. T Das Oberhaupt des Städtchens hatte nämlich Besuch und saß mit sei uen Gästen gerade bei der Mahlzeit. »Da konnte er sich natürlich nicht stö ren lassen. Nach dem Diner gingen die ’.i)errschaften in den Salon,· um Kaffee zu trink- n, uno da fiel dem Vater der Stadt ei n, daß ein Bauer ihn sprechen wolle. Er ließ den Mann hereintom men. »Was wünschen Sie, mein Lieber?« »Herr Bürgermeister-, ich tomme zu —Jhnen, um mein Recht zu sordern.« »Was ist Ihnen für Schaden zuge siigt worden? Sprechen Sie rasch. Jth habe nicht viel Zeit.« »Ich brachte Honig auf den Marti, wundervollen Honig... nicht, daß ich das sage, um mich selbst zu lo oen... alle meine Betannten werden Jhnen . . .« Bei ihrem Anblick gingen die Be-; die Fliegen für ssch verkaufen?«schlugi i ,,’·lka, weiter, Thattachen, That fsichen!·· »Auf dem Steueramte visitizte ein Beamter meinen Korb." »Das war seine Pflicht,« entgegnete der Bürgermeister. »Unte: dem Votwand, nach-zusehen, hat et jeden Ton aufgebunden. Die Fliegen find über den Honig herge fallen, sind daran llebengebliebem nnd Niemand hat meinen Honig kau fen wollen« , »Na... und was soll ich dabei thun?« »Ich bin nicht reich, ich lann nicht all n Honig verlieren; ich will, daß die Stadt mir den Honig ersetzt... der Beamte, der mir die Töpfe aufges bunden hat, ist schuld daran.« »Der mußte nachsehen, ob Honig in den Töper war.« »Ich verlange feine Bestrafung« »Er hat nur feine Pflicht gethan.« »Dann geben Sie mir eine Ent lchiidigung.« »Liebe: Freund,« sagte das Ober haupt »der Stadt, »je länger ichl über denFall nachdenke, je mehr komme ich zu der Ueberzeugung, daß der Be amte durchaus nichts Strafbares ge than hat und demzufolge auch nicht zu bestrafen ist.« »Das ist mir ganz gleich. Für mich handelt es sich darum, wer mir meinen Honig beza.hlt!« »Die Stadt hat Ihnen gar nichts zu bezahlen, denn durch unser gutes Zuideryn ist Jhnen tein Schaden zu gefügt worden." « «»Mein Honig ist aber verdorben, ich kann ihn nicht verkaufen... uno beanspruche Schadenersatz,« entgeg nete der Bauer hartnäckig. »Ich sehe nur ein-en schuldigen Theil bei der ganzen Sache,« sprach der Bürgermeister ernsthaft, »und zwar halte ich einzig und allein die Fliegen für den schuldigen Theil.« »Fliegen haben kein Geld,« wider sprach der Bauer. . »Ja, aber die Fliegen haben doch den Schaden angerichtet, an die mits sen Sie sich halten, lieber Mann;ich erlaube Ihnen, alle Fliegen, die Sie sehen-,-·s todtzuschl-agen, - und zwar wann und wo es Ihnen möglich ist.« »Na, ich danke fiir diegiitige Er laubniß! die nutzt mir auch gerade etwas!« rief der Bauer. »Einen weiteren Ausweg weiß ich nicht,« sagte der Bürgermeister, der sich auf seinen witzigen Richterspruch nicht wenig zugute that, dem Bauer den Rücken wandte nnd seinen Gästen verständnißvoll zulächelte. »Schön, HerrBiirsgermeister,« sagte der Bauer, in dessen Augen es merk würdig leuchtete, »ich will mit der Entscheidung zufrieden sein, wenn Sie mir das schriftlich geben.« Um den lästigen Bauer los zu wer den, willigte das Oberhaupt derStadt em. Und sofort setzte er in Gegenwart kser Gäste mit seiner schönsten Schrift eine Urkunde auf. Jn mehreren Pa ragraphen war ausgedrückt, daß der Bauer das Recht habe, Fliegen todt zufeblagen, wann und wo er sie immer todtschlagenskönne Zum Schluß kam noch das schöne-, rothe Amtsfiegel un ter das Schriftstiick. Der Bauer las es bedächtig durch, saltetie es zusammen und steckte es zu frieden in seine Tasche. ,,So,« sagte er, ,,nun ist ja Alles wieder in schönster Ordnung.« Aber dann wandte er sich nicht zum Gehen, sondern blieb steif wie ein Stock stehen. »Was wollen Sie denn noch-« rief der Bürgermeister ärgerlich. »Ich? Jch warte auf eine Flieg-:.« Noch hatte der Bauer das Wort .,,F-liege« nicht ganz ausgesprochen, als sich eines der kleinen Thierchen auf der feisten Wange des Oberhaup tes der Stadt niedergelassen hatte, und in demselben Augenblick hatte der Bauer auch schon dem Herrn Bürger meister eine so kräftig flinke Ohrfeige verabfolgt, daß die Fliege todt auf dessen getrofifener Wange klebte. Der Herr Bürgermeister von Zui deryn wollte wäthend aus den Bauern losfahren.. . der aber meinte listig: »Nichts fiir ungut, Herr Bürgrr meister, ich habs doch schwarz« aus weiß-das war die erste Fliege« ietzt gehe ich aufs Steueramt und sehe zu, ob ich dort auch eine oder gar vielleicht zwei Fliegen todtschla gen kann-« adieu auch die Herr schaften . . ·« W Der Roman etnesitsheringw Unter seltsamen Umständen wurde in New Columbus ein verlorener Berlobunggring wiedergefunden, des-« ien Verlust seiner Zeit die Braut leute entzweit hatte. George Well hatte sich mit der Tochter einer ange sehenen Familie verlobt. Die Hoch zeit sollte stattfinden und im Städt chen sah man der Feier mit großem Interesse und herzlicher Antheilnahme entgegen. Der Bräutigam hatte be reits die Fahrtarten zur Hochzeits-» reise nach Europa gekauft nnd wolltet seiner Braut den graoirten Eheringl überreichen. Diese war jedoch ein wenig abergläubisch und wollte den Ring unter keinen Umständen vor-der. Zeremonie entgegennehmen. Well steckte also das Kleinod in seine We-. stentasche, und siehe da —das tücki-; scheSchicksal that es nicht anders: er; verlor den Ring Alle Winkel wur den durchstöbert, die NachforschungenI nach dem Ring nahmen kein Ende,t aber er war und blieb verschwunden i Die junge Braut war untröstlicht Das Geschehniß schien ihr einet schlimme Vorbedeutung zu haben, i böse Ahnungen kamen über sie, und ali- der Ring zur Hochzeitsstundet noch nicht gefunden war, lIz sie denl Bräutigam vergeblich warten, und die: Verlobung ward gelöst ; Bier Monate später ging der Bräu- . tigam durch seinen Garten. An einem Gemiiseheet erregte ein Kohltopf seine Aufmerksamkeit der verkummert und dürftig zwischen seinen Genossen da-« hinsiechte. Well bückte sich, um das Gcwächs auszureißen. Als er H Wurzel fah, war Her Grund des vez tiimmerten Wachsthums erklärthak um die erdige Wurzel schmiegte siO ein metallener Streifen —- der’·verl; rene Ring. Well trug die PflanI mitsammt dem Verlobung-Bring zsx Mutter der Braut. Man überzeug: sich, daß es der gesuchte Ring werT So wurde man schnell wieder ein; und die ver-zögerte Hochzeit wur! gefeiert. T. -- ---.-.-.-. — Ein Gewittermesser. Ein Apparat zur Auszeichnung ve« Gewittern nnd zu ihrer Antiindigurj auf größere Entfernungen ist v dem kumschen Physiker und Elektxi techniker Prof. Poposw geschaf«e« worden. Der Verstorbene war ei Borläuser von Wrconi. da er i sich allein schon eine Empfangsstatm fär drahtlose Ttlegrasphie eingericht h-atte, ehe noch Marconi mit seinet ersten Versuchen hervorgetreten wa? Der russsische Physiker beschrieb dies Neuheit auch in einer russischen Zei fchrift, aber feine Leistung blieb ut bekannt. Den eigentlichen Aus gangspunkt für diese Versuche bilde jener Gewittennesser, dessen erste Exemplar auf dem Dach der Wettet warte des , Agrononrischen Jnftiitut in St. Petersburg aufgestelltwuv « Der Elektrotechnische Anzeiger gi· davon eine fachmännische Beschre« bung nach der Darstellung von th; lsicki. Auch Dieser Apparat hat bereit eine Frsittröhre (Cohaerer), «die de michtigste Bestandtheil der Apparat« fin drahtlose Telegraphie geworde isi. Ueberhaupt kanns man es nat der Konstruktion dieses Gewitter-met srrs wohl verstehen, daß er seines Erfinder auf die Jdee der drahtlose Telegraphie gebracht hat. Wenn de Apparat von elektrischen Wellen, d von Blitzentladungen ausgehen, er« reicht wird, so erfolgt eine Aufzeick nung auf einer in Drehung befint tirhen Trommel, und gleichzeitig läu tet eine elektrische Glocke. Der Klöx pel «der Glocke schlägt dabei an d« Frittröhre Dadurch wird dersStromz ’treis wieder unterbrochen und de Apparat fiir eine neue Blitz-auszeic» nuna aufnahmefähig Es ist dur(’ diese Vorrichtung der Nachweis vo Gewittern gelungen, die etwa 5 Kilometer entfernt waren. q König und Anat-thun Der junge König von Spanienbe wahrt auch in schwierigen Lagen sei seclisches Gleichgewicht, das bewei solgender Vorfall, der sich in dies Pnreniien abgespielt hat. Alsonso de Dreizehnte lieht das Jncogniio. Die ser Tage schlenderte er mit der Köni:" ’gin »durch die Straßen eines in de’ Nähe von San Sebastian gelegene Städtchens, während sein Chausfeul an seinem Automobil eine kleine Re paratui vornahm. Unterwegs tratde König in einen Tabailadem m Zigare tien zu tausen, und bat eine anderen Kunden um Feuer. Diese aber wurde plötzlich kreideweiß: e. hatte den König erkannt, und als Al fonso den Mann genauer ansah, er kannte er seinerseits in ihm eine Anarchisten, Die infolge des Madride Atteniatg irrthiimlich verhaftet wor den waren. Da begann der Königz - lachen, hielt den Mann, der Mien machte-, davonzulaufen, zurück un bat ihn munter, die Polizei zu ent schuldigen, wenn sie von Zeit zuZei auch unschuldige Anarchisten verhafte. dafür lasse sie ja oft genug schuldig Anarchisten entwischen.. . Sprach’å nahm vorn Mieder der Königin ein Rose und schenkte sie dem Raucheral Dank dafür, daß er ihm Feuer gege den habe. -——.—.-.-s---— Die versäumte German-ein Eine kleine Wagnererinnerung ha Emilie Ollivier tiirzlich zum Bestei gegeben. Ollivier kannte Wsagnq unt 1860, und er erzählte, daß ekth damals nie treffen konnte, ohne das Waner ibrn mir seinem start deutse accentnirten Französisch erklärte »Ich suche einen Bankier.« Einmal als Ollivier seit mehr als sechs Mo naten Wagner nicht mehr gesehen hatte, begegneten die zswei einande Ruf dem Bouleard. ,,’Eh bien,« fragt Ollivier lächelnd, »haben Sie Jihtet Bankier gefunden?« ,,Ja,« ertvtdert Wagner-, dann aber, nach eini en Au genblixlen der Uieberlegung, Fügte e hinzu: »Aber er will niir kein Geiz leihen...« Wieder schwieg Wagne« eine Weile nachdenkan dann sagt i, er sehr energisch: Der Schafstvpt verläumt die einzige Gelegen«heit,be"« rühmt zu werden« ,. II Eine Kohlennot für den kommendetss — Winter wird von dem Kohlentrust it, Aussicht gestellt. Wenn der Trusi e! sagt, wird es wohl so kommen, es s« denn, der Trust beschließe inzwischee anders. «’