Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 04, 1907, Sweiter Theil., Image 9

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    E
s
L
Das Tennisicurnien
—1...-.
sumoredte von Retnhold Ortmann.
Nach dem gemeinsamen Abendessen
auf ver Veranda des Hotels hatte der
Assessor Möving Doktor dermann
Ruthardt zu einem Spaziergang durch
den Park zu veranlassen gewußt, ob
wohl er sonst die Gesellschaft des jun
gen Gelehrten viel eher mted als suchte.
Und nachdem sie eine gute Weile von
«allerlei gleichgiijtigen Dingen geplan
dert hatten, war er ganz unvermittelt
nxit der Frage gekommen:
»Sagen Sie mal, lieber Doktor —
spielen Sie eigentlich Tennis?«
Doktor Hetmann Ruthardt ver
neinte.
»Ich habe nie sonderliches Gefallen
daran finden tonnen,« erklärte er.
»Und meine wissenschaftliche Arbeit
ließ mir auch nicht Zeit und Muße ge
nug, es zu erlernen.«'
Um den Mund des Assessorö zuckte
ein besriedigtes Lächeln, und er schien
mit einem Mal jedes Interesse an einer
weiteren Unterhaltung verloren zu ha
ben. Geradeöwegs lentte er seine
Schritte zum Hotel zurück, und verab
schiedete sich dort ganz kühl und förm
lich von seinem Begleiter, wie er sich
während ihres nun zweiwöchenilichen
Zusammen eins in dem beliebten See
bax stets zczkn ihn gezeigt hatte.
Am nächsten Vormittug aber Eber
raschte er die ileine Gesellschaft, die
sich tagtäglich zu gemeinsamer Strand
ptomenade zusammenzusinden pflegte,
durch die Mittheilung, daß es ihm ge
lungen sei, zwei Tennis-Plätze zu
miethen; und er hoffe, die herrschaften
wurden recht auggiebigen Gebrauch
davon machen.
Niemand war oaruver tm Zweifel.
daß sich dieser Schlußsatz vorzüglich
an die schöne Miß Connie Longwood
trandte — niemand, am allerwenigsten
Doktor Hermann Ruthardt. Er lä
chelte ingrimmig, als er an das Ge
spräch dachte, das er am gefirigen
Abend mit dem Assessor geführt hatte.
Aber er lächelte nicht mehr, als er
wahenahm, mit wie lebhafter Freude
Miß Connie die Aussicht auf gemein
same TennissSpiel begrüßte. Mit
finfter gefurchter Stirne ging er wei
ter, und es verbesserte seine Stimmung
wahrlich nicht, daß er auch der schiinen
jungen Amerikanerin auf ihre liebens
würdige Frage, ob er an den Spielen
theilnehmen würde. eine verneinende
Antwort geben mußte.
Der Assefsor aber ruhte nicht eher,
bis nran feste Verabredungen getroffen ;
hatte. und ein leidenschaftlicher Zorn
erfüllte Doktor Nuthardt bei dem Ge
danken, daß Miß Connie nun wohl
täglich mehrere Stunden mit dem
Assefsor zusammen fein würde, wäh
rend er von diesen Zusammenliinften
ausgeschlossen war. Schweigend gings
er neben den Andern her, und seltsamer
Weise theilte sich seine Schweigsamkeit ;
sehr bald auch Miß Connie mit: Auch »
sie antwortete dem Assessot, der sich an i
Aufmerksamkeit und geistreichen Reden «
überbot, immer einfilbiger, und als sich
Doktor Ruthardt sehr bald unter einem !
Vorn-and von der Gesellschaft trennte,
erklärte sie, onfschmerzen zu haben,
und lehrte in das Hotel zurück.
Am Nachmittag aber, als Doktor
Ruihardt sich auf einem einsamen
Spaziergang im Park erging, sah er
die ebenso schöne wie reiche Amerika
nerin plötzlich vor sich stehen. Unbe
fangen und liebenswürdig wie immer
begrüßte sie ihn und sagte plötzlich:
«Wiirden Sie mir wohl gestatten,
eine etwas —- etwas indiskrete Frage
zu stellen?«
Selbstverständlich gestattete er es
ihr. llnd nach einem taum merklichen
Zögern fragte sie:
»Ich sah, dasz Sie gestern Abend mit
dem Herrn Afsessor Möving spazieren
gingen und es wiirde mich sehr interes
siren, zu wissen, wovon dabei zwischen
Jhnen die Rede war.«'
Soweit also ging ihr nierefse an
diesem heuchlerischen Men chen, der es
sicherlich nur auf ihren Reichthum ab
gesehen halte. Doktor Ruthardt rich
tete sich höher auf und erwiderte voll
Sartasmus:
.Bokn Tennisspielem gnadrgstes
Fräulein!«
Jn Mist Connies Augen blitzte es
eiaenthiimlich auf. Aber die lakonifche
Antwert schien sie befriedigt zu haben,
denn sie lenkte das Gespräch auf an
dere Dinge und tam weder auf den
streift-r noch auf das Tennisspiel zu
ru .
. Was Doktor Ruthardt jedoch ge
fürchtet hatte, traf vollkommen ein.
Tag für Tag wanderte Miß Connie
in größerer Gesellschaft zu den Ten
nissPliicen hinaus. den Assessoe als
aeireuesten Trabanten neben sich, wäh
rend Ruthardt sich in sehr unfreiwilli
ger. Einsamkeit erging. Und wie um
das Maß voll zu machen, kam der
Aisessor eines Tages mit einem groß
artigen Vorschlag heraus.
»Wir rniiskten einmal ein kleines
Tennis-Turnier veranstalten,« meinte
er, ,,natiirlich ganz unter uns. Wie
denten die dertschaften darüber?«
Der Vorschlag wurde mit Eifer
aufgegriffen, nur Miß Connie verhielt
stel- ganz theilnahmlos. Der Assessor
bemerkte es mit einiger Unruhe; und
als Miß Connie sich erhob, um sich
von ren Anderen zu entfernen, folgte
er ihr nach.
Sie-schien beinahe etwas derartiges
erwartet zu haben. Denn sie äußerte
keinerlei Erstaunen, als er plbßlich an
ihrer Seite austauchtr. Umso über
raschender traf es ihn, als sie ihm
plötzlich ertliirtr:
»Sie dürfen es mir nicht berübeln,
Herr Assessor, aber ich bin leider
anherstande, an dem projektierten
Tenningurnier teilzunehnen.«
»Aber weshalb, wenn ich fragen
darf, gnädiges Fräuleins —- Gerade
Jhnen gedachte ich damit eine kleine
Ftöude zu bereiten. Und ich begreife
ni. t--"
»Sie werden mich begreifen, Herr
91ssessor. —- Das Turnier ist mir zu
großartig geplant. Es sollen sehr
kostbare Preise zur Verteilung tem
men, und nach der Verabredung soll
jeder Teilnehmer etwas zum Antan
dieser Preise beitragen. Dazu aber
bin ich leider nicht in der Lage. Jch
habe den Betrag, den ich mir siir diese
Sommerreise erspart habe, sehr genau
einzuteilen, nnd eine derartige Ertra
Ausgabe würde mich zwingen, meinen
Aufenthalt hier um mindestens zwei
Wochen zu verkürzen. Dazu aber —
ich gestehe es Jhnen osfen —- siihle ich
nicht die mindeste Lust.«
Aus alles Mögliche mochte der As
iessor gefaßt gewesen sein —- diese im
ruhigsten Ton gegebene Erlliirung ent
geisterte ihn völlig.
»Aber ich —- ich —- man sagte mir
doch —«
; Miß Connie Longwood sah ihn
aufmerksam an.
»Man sagte Ihnen, daß ich reich
wäre —- nicht wahr, Herr Assessor?
—- Nun, in der Meinung der Leute
pflegt jedes junge Mädchen, das aus
Amerita nach Deutschland sammt, zu
mindest eine vielfache Millionärin zu
sein. Vielleicht auch hat sich, irgend
ein Svaßvogel einen Scherz mit Ih
nen machen wollen —- was weiß ich?——
Jedenfalls werden Sie nun begreifen,
weswegen ich an dem Turnier nicht
teilnehmen kann. Und Sie werden
mich freundlichst entschuldigen —- nicht
wahr.
Der Assessor Mövig antwortete ihr
nur mit einer stummen, sehr tiefen
Verbeugung um dann mit langen
Schritten davon zu gehen. Er sah so
blaß und so verstört aus. daß sich die
Hotelgäste, denen er in den Weg lies,
teilnehmend nach seinem Befinden er
tundigten. Trotzdem erschien er an
der table d’hote, und der feurige Bor
beaur, dem et eifrig zusprach. schien die
tleine Störung in seinem Wohlbefin
den rasch zu beseitigen. Er wurde so-·
gar sehr ausgeräumt. und als man sich
von der Tafel erhob, zog er Doktor
Hermann Ruthardt, gegen den er aus
nehmend liebenswürdig geworden war,
zur Seite.
»Sie sollten eigentlich doch Tennis
spielen lernen, lieber Dottor.« meinte
er weinselig. »Ist doch zu anstren
nend, so tagtäglich spielen und dabei
den Hof machen. Jch wäre froh, wenn
Sie mir dabei etwas behilflich sein
wollten« «
»Ich habe nicht das Vergnügen, Sie
Zu verstehen,« erwiderte der junge Ge
lehrte steif und ließ den verdutzten
Assessor ohne weiteres stehen. Es
war seinem von der Eifersucht ge
schriisten Blick nicht entgangen, daß sich
Mövig während der Dauer des Esseng
überhaupt nicht um Miß Connie be
kümmert hatte, und namentlich seine
leßte Aeußerung gab ihm zu denken.
Er hatte die schöne Ameriianerin in
der leßten Zeit gemieden, soweit die
Höflichkeit es zuließ; heute aber stand
er plötzlich vor ihr, als sie sich aus einer
einsamen Bank am Strande-niederge
lassen hatte. Er war viel zu ehrlich,
das Zusammentreffen als ein zufälli
ges hinzustellem sondern sagte offen:
»Gniidiges Fräulein verzeihen, daß
ich mir die Freiheit genommen habe,
Jhnen hierher zu folgen. Aber«ich
wollte-— ich meinte — wenn Sie viel
leicht —- das heißt —«
Rettungslos steckte er sest. Um ih
ren Mund guckte ein ganz kleines,
schelmisches Lächeln, aber sie tam ihm
nicht zu Hilfe, sondern sash ihn nur er
wartungsvoll an
Und dieser Blick verwirrte ihn vol
lends. Er hatte ihr eigentlich seinen
sreundschastlichen Beistand anbieten
wollen sür den Fall, daß irgend je
mand es gewagt haben sollte, sie durch
sein Benehmen zu beleidigen. Aber er
brachte das alles so wirr und unver
ständlich heraus, daß Miß Connie es
siir eine Liebesertliirung nahm und
daß es geschehen konnte, daß die beiden
als Verlobte in das Hotel zurückkehr
ten.
Acht Tage loater tauchte m oern
Seel-ad ein sehr magerer und sehr stei
ier Herr in tarierten Beinkleidern auf.
Und als sich der Assessor Möoia erkun
digte, wer der Fremde sei, wurde ihm
aesagt, daß es der vielfache Millionär
John B. Longwood wäre, der auf der
Eurovareise die Nachricht von der
Verlobung seiner Tochter erhalten
habe und nun kam, seinen zukünftigen
Schwiegerfohn kennen zu lernen.
hin Ehrenmann.
»Den! Fräulein Erna machten Sie
fünf Jahre ben of und jetzt heira
then Sie eine An· ref«
»Ja, der mach’ ich schon sechs Jahre
den Hof..«
sei-n Wort sen-unnen.
»Wenn Sie meinen Antrag ableh
nen, schwöre ich Ihnen, daß ich nie
mals ein anderes Weib lieben werdet«
»Leiften Sie mir auch denselben
Schwur. wenn ich Ihren Antrag an
nebnre7« ; , -
ds- iess kk Guid-.
Von Guy b’Teramond· Deutsch von
A. Uimschneider.
Eine Räuberbande machte das Land
in der Umgebung von »Ving-Fuot«
unsicher. Jhr Chef the-Du war we
niger zu furchten wegen seiner Leute,
die mit alten Gewehren bewaffnet wa
ren und Kanonen mit sich schleppten,
die sie nicht zu handhaben wußten, als
wegen seiner Geschicklichkeit, mit der er
immer unseren Händen entschlüpftr.
Die Banditen brandschatzten und
raubten, wo sie Gelegenheit fanden,
und besonders wurden die unserem
Einfluß unterworfenen Dörfer an der
Grenze von Quang-Nam durch zahl
reiche Einfälle und Plünderungen be
unruhigt. Zwei Kompagnien Marine
Jnsanterie, eine Kompagnie Zuaven
und ein Bataillon anamitischer Jäger
wurden abgeschickt, das Land gründlich
zu saubern.
Doch beim Anmarsch der Truppen
zerstreuten sich- die Räuber in alle
Windrichtungen und verschwanden wie
Seifenblasen in der Sonne; keine
Spur war mehr von ihnen zu ent
decken.
Nunmehr begann man gegen den
unfaßbaren Feind eine Art Treibjagd.
Zahlkeiche fliegende Posten umzinge!
ten die Räuber und hinderten sie, sich
zu einem Massenangrifs zusammenzu
thun. Sie wurden einer nach dem an
deren gezwungen, die Waffen zu
strecken.
Zirla zehn Kilometer von Wing
Fuot entfernt stand der Posten Dai
Fouß, die Leute nannten ihn »Einn
House«. 20 Marinesoldaten lagerten
sich- dort mit einer Rotte anamitischer
Jäger.
Der Korvoral Maufroy trug viel
zur Unterhaltung in der Einsamkeit
bei. Er war ein braver Bursche, der
bei der Marine-Jnfanterie Dienst ge
nommen hatte, um etwas Neues zu
sehen. Er war entzückt, sich auf solche
Weise die Welt ansehen zu können. Ein
wenig Künstler, ein wenig Dichter,
machte auf ihn das mit Rosenhecten
bestandene Heideland, in das die
rothen Ziegelhäuschen eingesetzt sind,
und dieser mausfarbige Horizont, von
dem sich die Pagodendiicher in phanta
stischen Umrissen abheben, einen eigen
artigen tünstlerischen und poetischeu
Eindruck, der seine Seele hob und er
heiterte.
Dämmerung auf dem Lande, wenn es
die letzten Sonnenstrahlen purpurn
särbten. Er ließ seine Gedanken frei
ziehen wie die blauen Wölkchen feiner
Pfeife und im bunten Reich der
Träume sich verlieren.
»Sie sind unklug, Maufroy,« sagte
Leutnant Bonnemain, der Kommani
dant des Postens, zuweilen zu ihm.
»Man tann fich nicht genug in acht
nehmen vor diesen Gelbgesichtern. Sie
werden eines schönen Tages in einen
Hinterhalt fallen, aus dem Sie schwer
lich mit heiler Haut herauskommen.«
»Haben Sie keine Angst, Leutnant,«
antwortete Maufroy, »ich halte die
Auaen offen.«
Eines Morgens nach dem Frühstück
war er wieder einmal seiner Gewohn
heit gemäß weggegangen. Er bemerkte
hinter einem Busch zwei Augen, die
auf ihn gerichtet waren. Das war ein
Spion.
. »Brauchst das bei mir nicht zu ma
!chen, Kleiner,« schrie der Marinesol
J dat. Beim ersten Schritt, den er gegen
denBurfchen machte, riß dieser aber
»aus wie ein Affe. Mausroy nahm
die Verfolgung auf. Langfsm gewann
er Terrain, und schon hob er die Hand,
um den Chinesen zu ergreifen, als die
ser plötzlich jäh im Boden verschwand
wie Mephistofeles. Maufroy konnte
kaum in seinem gan anhalten, um
»ihm nicht zu folgen. Der Flüchtling
»wa: in eine große Grube gefallen, in
»der man Tiger fängt. Sie hatte eine
schmale Oeffnung und war unten
breit; ein Entrinnen war unmöglich.
Maufrou blieb eine Zeitlang rathlos
vor einem solchen Verschwinden. Er
, beschloß alsdann ebenfalls in das Loch
izu springen, um mit dem indisireten
HGelben abzurechnen. Aber die Sache
swar nicht fo einfach.. Der Chinese
T stand unten bereit, und ein Versuch, in
die Grube u springen, hätte bedeutet,
sich aufspie en zu lassen. Doch es ge
tang Maufroy, indem er sich zuerst
nach rechts und dann nach links
!wandten, feinen Gegner zu täuschen,
! und entschlossen sprang er hinunter ins
j Leere.
Er liebte einen Spaziergang in der
i
!
! Plumpsl Er net gtuanch aus oie
iFiißk Er hatte nur sein Bajonett als
Waffe, der Räuber ein breites Messer,
das er im Gürtel stecken hatte. Das
Lwar ein Zweikampf, wie ihn die Apa
» chen auf dern Boulevard de la Villette
iauözufesiten pflegen: ein verzweifelter
Kampf, in dem einer bleiben muß.
Wie zwei wilde Thiere stürzten sich
die beiden Männer aufeinander. Mar
ifroy hatte die Kraft für sich, der Chi
inesc vie Gewandheit. Mit raschem
ISeitensprung wich er den Bajonettstö
ißen aus und bedrohte seinerseits den
Soldaten, der den Chinesen durch träf
tiges Umsichschlagen mit seiner Waffe
dom Leibe hielt, mit dem Messer.
ünfzigmal wiederholte sich das gleiche
viel. Allmählich kamen die Käm
pfcnden in dem dunklen Loch außer
Athem Sie hielten inne und schauten
sich mit Augen an, in denen ohnmäch
tige Wut loderte. Jeder war argwöh
O
t
W
nisch, daß dieleiseste Bewegung dek an
dern, die Wiederaufnahme des Kam
pfes bedeuten möchte.
»Dein Kopf ist mir sicher, Hunde
sohn,« schrie Maufroy toll vor Muth.
»Er soll mir eine Trophiie sein, die
euch gelben hallunten Schrecken ein
jagen soll!«
Er bedauerte nun, auf die Rat
schlage des Leutnants nicht gehört zu
haben. Aus so dumme Weise sollte er
sterben, in einer finsteren Grube, wie
ein Verbrecher, anstatt an einem
Sturmangrisf bei strthlender Sonne
teilzunehmen.
Es war Abend geworden, und der
Kampf dauerte noch. Die Nacht senkte
sich langsam nieder und zog einen
grauen Schleier über den wolkenlosen
Himmel. Schon erschien der Mond
am Horizont und warf sein mildes
Licht auf das Drama in der Grube,
und wie in der Sage die helden Karls
des Großen tämpsten die beiden noch
immer.
Das kann doch solange nicht mehr
dauern« dachte Maufroy bei sich. Man
sollte ein wenig ausruhew Aber wie
das diesem Wilden begreiflich machen,
falPZeine Stunde Waffenstillstand sein
o
Doch ohne zu sprechen, verstanden
sie sich: sie hielten inne und gingen bis
zur Erdwand zurück, wo sie sich ber
scksnauftem ohne den Gegner aus dem
Auge zu veilieren.
Plötzlich tat der Chinese, wie ein
Jaguar aus seine Beute, einen
Sprung gegen Mausroy. Dieser
sprang zur Seite, warf das Bajonett
weg, nackte seinen Gegner an der Gur
gel und drückte ihn an die Wand der
Grube, um ihn mit nerviger Hand zu
erwürgen. —- Der schreckliche Schrei.
den der Chinese ausstieß, wurde von
den Leuten des Postens, die auf der
Suche nach Maniroy waren, gehört.
Sie stürzten gegen die Grube: 20
Köpfe neigten sich beim matten Mond
licht darüber: die beiden hielten sich im
Handgemenge umfaßt, ihr Schatten
zeigte sie in großen Umrissen.
Ein Jäger nahm rasch ein Gewehr
und schlug an. Der Räuber stürzte
mitten in die Stirn getroffen zusam
men. Es war höchste Zeit; Mausroh
war am Ende seiner Kräfte, und der
Chinese, der sich frei gemacht hatte,
war im Begriff, ihm den Rest zu
geben.
Mausroh wurde herausgebracht,
halb ohnmächtig. Dieser Tag brachte
ihm die Sergeantentressen.
Die Wirkung der Witterung auf
historische Vorgänge.
Die Witterung beeinflußt nicht nur
in sehr nachdrücklicher Weise das Wohl
und Wehe des einzelnen und mancher
Berufsstände, sondern auch ganzer
Stämme und Völker. Sie hat auch
oft, wie Dr. Richard Hennig in einem
interessanten Aussage in der Zeitschrift
»Himmel und Erde« nachweist, in der
Geschichte eine große Rolle gespielt.
So sind Revolutionen durch Regen
schauer wiederholt wirksamer als durch
Kanonen betämvst worden, und La
fayette bewies einen feinen pschologi
schen Scharfblict, als er am Abend des
5 November 1789 nach den wüsten
Vöbelaustritten vor dem Versailler
Schloß dem König Ludwig XYL die
Worte zuriest ,,,,Sire, gehen Sie jetzt
getrost schlafen, heute gibt’g keine Un
ruhen mehr, es regnet·« Ein Regen
schauer in der Schlacht bei Crecy (26.
August 1846») soll die Entscheidung
herbeigeführt haben, indem er die Bo
gensehnen der genuescschen Bogenschiit
ten, von deren Eingreier der Erfolg
oes Tages siir die Franzosen abhing,
durchniißte und unbrauchbar machte.
Belannt ist serner die wichtige Rolle,
die der Regen zu wiederholten Malen
in den preußischen Besreiungstriegen
t1813——1815) spielte: Bei Großbeeren
(23. August), bei Hagelburg (27. Au
gust), bei den Operationen Bliichers
an der Katzbacb und der wütenden
Neisse f26. August 1813). Ein ganz
gewöhnlicher herbstlicher Regenschauer,
der am 27. September 1883 in der
Binger Gegend niederging und die
Wallgräben ein wenig mit Wasser
füllte, brachte die Zündschnur zum Er
löschen, die am nächsten Tage Kaiser
Wilhelm i. und zahlreiche andere deut
sche Iiirstlichteiien und hervorragende
Versdnlichleiten in die Lust sprengen
sollte. Er vereitelte somit das furcht
» oare Niederwald-Attentat.
Auch der Nebel beeinflußt sehr oft
in fühlbarer Weise die lriegerischen
Operationen. Soll doch zum Beispiel
das folgenschwerste und einareifendste
Ereignis des chjährigen Krieges, der
ITod Gustav Adole bei Lützen am 16.
November 1632, dadurch herbeigeführt
lworden sein, daß der Schwedentönig
iim Nebel sich zu weit von dem ihm
nachfolgenden Steenbockfchen Reiter
»regiment entfernte und fast allein zwi
ischen die feindlichen Kürassiere geriet.
Mußte doch auch noch in neuerer Zeit
z. B. das Gefecht bei Missunde (2. Fe
bruar 1864) abgebrochen werden, weil
dichter Nebel jede weitere Aktion verei
telte. Die Wintertälte spielte eben
falls oft eine entscheidende Rolle in der
Kriegsgeschichte, so, um nur einige
Fälle anzuführen, bei dem Winterfeld
zug des Großen Kurfiirftem bei der
Tragödie des russischen Feldzuqes vom
Jahre 1812, bei dem Handstreich des
Königs Karl Y» der im Kriege mit
Dänemart 1657——58 plötzlich fein
ganzes 12,000 Mann starkes Heer mit
der gesamten schweren Artillerie im
Januar von Jütland aus über die zu
W
· Nicht f· schlimm.
sW s« T
»Nein, Herr Baron, ich kann Ihnen die Hand meiner Tochter nicht
geben; ich habe Erkundigungen über Sie eingezogen — Sie sollen ja mehr«
Schulden haben, wie Haare auf dem Kopfe.«
-cht,,5s.il«eh verehrtestet Herr Kommerzienrath, das würde doch so schlimm
m ein.«
efrorenen beiden Belte erst nach der
znsel Fünen und dann nach Vor
dingborg auf Seeland führte und so
mit den Krieg ins Herz des seindlichen
Landes trug, wodurch die hilflosen
Dänen zu dem sehr nachteiligen Frie
j den von Roeskilde (26. Februar 16581
gezwungen wurden. Es ist dies das
tiihnste und großartigste derartige Cr
eignis, das die Geschichte kennt. Un
wetter und Sturm haben im August
des Jahres 1588 die ,,unüberwindli
che« spanische Armsada vernichtet, mit
deren Untergang der strahlende Stern
der spanischen Weltmacht unaufhalt
samt verblaßte
Nach Dunenden zählen die Fälle« in
denen ungünstige Winde und Stürme
historische Unternehmungen unter Na
Itionen start beeinflußten Daß z B
der Ausgang und Erfolg der See
schlachten bis ins 19. Jahrhundert
hinein von de: Launen des Windes
oftmals in entscheidender Weise ab
hing, bedarf nicht erst des Nachweises.
Die Erfolge des großen holländischen
lSeehelden de Ruyter z. B-ruhten ja
Izuni nicht geringen Teil auf seiner
außerordentlich geschickten Ausnutzung
der jeweiligen Windverhältnisse. Sel
ten freilich wird der Wind von so ho
her Bedeutung gewesen sein, wie im
»Winter 1470———71, als er ununterbro
chen aus Westen wehte, wodurch Mar
Hgarethe von Anjou dauernd verhindert
»wurde. ihr Heer von Frankreich nach
’England überzusetzen und dem »Mi
InigsmacheHWarwick die ersehnte Hilfe
zu bringen« Damals entschieden diese
Westwinde den Sieg der weißen Rose
über die rote, denn nur durch Mar
garetens unsreiwillige, lange Behin
derung war es König Eduard 1V.
möglich, seinen Feinden zuvorzukom:
Inten, sie getrennt anzugreifen und ein
seln zu vernichten lSieg über Warwict
J bei Barnet am 14. April, über Marga
; rete bei Tewtesbury am 4. Mai 1471").
»Auch andere meteorologische Vorgänge
Twirtten zuweilen auf historische Unter
Inehmungen entscheidend ein.
Selbst die Sonne ist unter Umstän
den im Kriege ein ungemein wichtiger
Faktor. Die erschlaffende Sonnen
ditze ist der gefährlichste Feind für die
Ausdauer der Truppen, zumal wenn
sich ihr Durst und Staub als gefürch
tete Bundesgenossen zugescllen Die
Sonne war es, die den ersten Ansturm
der Germanen auf das Römerreich ab
schlug, denn ihre senaenden Juliglu
ten wirkten mehr als die rdmische
Tapferkeit aus den Ausgang der Cim
bernschlacht auf den Randischen Fel
dern (.?(). Juli 101 v. Chr. Gebjl ein,
in der die erste Entscheidung fiel über
Sein und Nichtsein des römischen
Weltteichs. Auch sonst sehen wir nicht
selten, wie dem Feldberrn der Sieg zu
teil wird, der sich Sonne, Wind und
Staub zur Bekämpfuna des Gegners
nutzbar zu machen weiß. Diesen Wai
fen erlag das Heer des Crassus bei
Carrba l53 v. Chr.): auch der phan
tastische Marollozug des Königs Se
bastian von Portugal scheiterte daran
bei Alcassar (4. August 1578i. Gele
gentlich wirkt das Erscheinen der Son
ne lediglich durch deren machtvolle,
physische Einwirkung Es genügt, auf
den begeisternden Einfluß hinzuweisen,
den am 2. Dezember 1805 die blutig
rote .,Sonne von Austerlitz« auf die
französischen Truppen ausübte, als sie
den auf dem Schlachtfeld liegenden Nes
bel durchbrach Napoleon, dieser ge
schickte Meister in der Kunst der Mas
sensuggestion, gab selbst Zeugnis vou
der hinreißenden Suggestivtraft des
siegreich die Wolken durchbrechenden
Sonnenballs, indem er die sichtbar
werdende Sonne rnit den Worten be
grüßte: ,,V0ilu lesoloil (1’Aust(xrlitz.«
Treue Liebe.
Er: »Natürlich liebe ich Sie, Klär
chen. Habe ich denn nicht schon acht
tnal mit Ihnen getanzi?« ,
Sie: »Na, darin erfehe ich aber
doch keinen Beweis für Jhre Liebe?!«
Er: »Das würden Sie aber, wenn
Sie wüßten, wie Sie tanzen!«
Das schlechte Gewissen.
»Was hat man während meiner
Abwesenheit im Kränzchen von mir
gesprochen?«
»O, nur das Beste!«
: »Das Beste, na, das wird nichts
Gutes gewesen feint«
Schlechte Austedr.
»Hast Du viel gearbeitet seit ge
siern?«
»Ja, Mama.«
»Bei welchem Strumpf bist Du
jetzt?«
»Beim z«weiten.«
»Kann ich den ersten sehen?«
»Nein, ich habe gleich mit dem zwei
icn angefangen.«
Verstehst-end
Herr: »James, meine Zigarren
lkisien leeren sich ja jetzt immer mit
Ieiner blitzartigen Geschwindigkeit
Haben Sie vielleicht in der kurzen
Zeit Jhres Hiersein-Z . . .«
Diener: ,,Seien Sie nur ohne
Sorge, gnädig-J Herr! Jch habe mit
noch von meinem alten Herrn drei
Kisten mitgebracht!«
« Uncrwartctc Replil.
Vertheidiger: «Seien Sie froh,
daß man Ihnen milidernde Umstände
zugebilligt hat; mehr war nicht zu
erreichen, obwohl ich für Sie —- das
müssen Sie doch zugeben —- gespro
chen hab-e, als ob Sie mein eigener
Sehn wären!«
Angeklagterx »So — ist das auch
so ’n Lump?«
Eine Seele.
»Gnädiger Herr, die Mutter Jhrer
Frau Gemahlin ist soeben angekom
men!«
»Aber, Jean, warum sagen Sie
nicht einfach: meine Schwiegermut
!ter?«
I »Jch wollt’ den gnädigen Herrn
nicht erschrecken!«
i
I ,
. Daher-.
I »Jetzt erfahre ich erst, daß mein
"Schwiegersohn tolossale Schulden
that. Jch begreife nicht« wie Sie mit
irathen konnten, ihm meine Tochter
zur Frau zu geken!«
i »Na, mir war er doch auch 2000
Mart schuldig!«
Im Zweifel.
Bauer: ,,Schockschwcrenoth! Mit
die verzwictten Baugesetz’ komm’ ich
nicht zufach Jetzt will ich ’nen neuen
Startasten anbrinaen und weiß nicht«
csb da auch ’ne Brandmauer nöthig
ist!« »
Ein Schlnubctger.
. A.: »Denten Sie sich, neulich
nehme ich ein Bad im Freien, und
als ich eben ins Wasser gestiegen bin,
bricht ein furchtbares Gewitter mit
Platzreaen los Jch tauchte natürlich
tcbleuniast unter.«
»Warum tauchten Sie denn
A.: »Na, um nicht so sehr naß
zu werden«
Renommanr.
s
A. lzul seinem Freund, als sie sich
in Bett legen): »Du hältst mich wohl
siir einen Spitzbuben, weil Du Dein
Portemonnaie unters Kopftissen
least2«
B.: »O nein — aber ich schlafe
nicht gern so niedria!«
Ein wunderbare-z Gehör-.
»Mein Gehör ist geradezu von
einer fabelhaften Feinheit,« erklärte
Meyer, als das Gespräch gerade aus
dieses Thema fiel.
»Beweisen! Beweisen!« rief ihm die
lustige Tafelrunde zu. Und so wandte
er sich an seinen Nachbar. »Ich kann
z.B. in dieser Entfernung noch ganz
deutlich das Ticken Ihrer Uhr wahr
nehmen«
»Wirklich?« entgegnete dieser et
siaunt, »das ist in der That höchst
sonderbar. Meine Uhr ist nämlich
gerade im Verfatzamt; aber den
Schein habe ich bei mir.«
Zwei Ujiusitsreundr.
A.: »Meine Tochter kriegt jetzt
Klavierunterricht!«
B.: »Und die meinige Gefangun
terricht... das ist noch schlimme-M
Aufklärung.
Tochter: »Papa, warum hören die
Stücke immer gerade da auf, wennsie
sich kriegen?«
»Weil dann nichts Schönes mehr
kommt!«