Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 27, 1907, Sweiter Theil., Image 8

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    Der Mann mit lieu vielen Jlamm
Kriminal-Roman von Auguste Groner.
Aka
0 —. -»x .—-k-« Hex-Da
» (13. Fortsetzung)
Er trat jept wieder in das Wohn
zinnner hinaus. Dieses war ja der
Schauplatz des Berbrechens, dieses
also interessirte ihn in erster Linie.
Nachdem er eine Weile aufmerksam
die nächste Umgebung des Setretärs
betrachtet hatte und ihm gar nichts
Absonderliches ausgefallen war, «
wandte er diesem.selber seine volle
Aufmerksamkeit zu. Er entnahm sei-:
ner Westentasche eine Lupe und be
trachtete durch diese das Schlüsselloch
Wieder og er sein Notizbuch her
aus und schrieb etwas hinein, zwei
Worte nur: »2. Wachsabdruel genom
men.«
Danach schloß er das schöne alte
Möbel auf, schlug langsam die beiden
Thürfliigel zurück und legte auch das
suriickschiebbare Schreibpult nieder.
Dadurch wurden eine tiefe höhlung
und fünf Schubfächer sichtbar.
Er zog zuerst das oberste heraus.
Es enthielt allerlei kleine. wetthvolle
Rippsachen aus Edelmetall oder köst
lichem Glas oder Porzellan, ferner ein
Opernglas mit Perlmutterschale,
einen Fächer aus Elfenbein und einen
anderen aus gemalter Seide. Es war
eine reizvolle Sammlung niedlicher
Dinge aus vergangenen Zeiten.
Jeder der Gegenstände lag in einem
Etui und bei etlichen befanden sich
Zettel. «
Einen derselben —er lag bei einem
kunstvoll aus blonden Haaren gefloch
tenen Armbande — las Müller.
»Aus einer Locke Marie Antoinet
tes verfertigt. War Eigenthum der
Fürstin Rasumowsta. Seit 1864 in
meinem Besik.«
Also auch ein bischen Weltgeschichte
umschloß dieses Schubfach.
Dafür aber hatte der Dieb kein Jn
teresse gehabt, denn es fehlte nicht ein
einziges Stück aus dieser kleinen
STmmlung « ·
desejer Vereine Ichoo das Jach wie-«
r zu.
Der Inhalt des nächsten war eben
falls intatt geblieben. Er bestand aus
Briesen und Familienpapieren.
Das dritte Fach enthielt Taschen
uhren, verschiedene Ketten, Broschen,
f Anhängsel, Ringe, Schmach-tadeln und
Armbänder altväterischer Arbeit.
Einige der Ahtheilungen dieses
Faches waren leer.
Hatte der Dieb sie geleert, oder hatte
der rechtmäßige Eigenthümer ihnen
entnommen, was darin gewesen war?
Eine Weile betrachtete Müller die
noch vorhandenen Schmucksachen, und
dann beugte er sich jäh näher hinab
und streckte die Hand nach einem der
s Gegenstände aus.
Was nun zwischen seinen Fingern
baumelte, war eine Kette, eine ziemlich
nusfallende, mächtig dicke Uhrtette aus
Gold. deren künstlerischer Werth da
rin bestand, daß ihre Glieder aus ver
schieden gefärbten Goldsäden herge
etit waren, die, wie Zöpfe geflochten,
einen ganz eigenthiirnlichen Effekt
hervorbrachten. '
»Nun also!« sagte Müller laut, »da
haben wir ja den Beweis, daß unser
herr v. Ueltzen hier gewesen ift.«
Und Müller sieht in diesem Augen
blick ganz deutlich den Genannten vor
sich, wie er ihn rnit seinen leiblichen
Augen auf der »Seeschrvalbe" gesehen
hat, wo es ihm aufgesallen ist, welch
gediegen altväterlichen Schmuck dieser
herr trug. Seine lnraförmige Busen
nadel hatte ar oft ausgebliht, wenn
· Ueltzen zwischen den zwei ältlichen
Schwestern auf dem Deck sich Bewe
gung machte, und die Zur-state hatte
ganz schlangenähnlich geschillert.
QJY diese Zopstettet Es gab also ein
Segenstiick zu ihr, und dieses Gegen
stiick bannrelte seht zwischen den Fin
gern des Detettivs.
Nun legte er sie wieder in das Fach
zurück und zog das vierte auf.
Es war leer, und in dem fünften
befand sich eine Münzensammlung.
So hatte atso das vierte Fach das
Partei mit den Werthpapieren und
den Spartassenbiichern enthalten
. Müller schloß den Setretär wieder,
I- nnd seine Augen suchten jetzt den
Zi« Fußboden ab.
Nun unter dem Scisetisch lag ein
Teppich und unter in Schreibtisch
» ein Ziegenfell. Sonst überall sah man
den aus-l boden. Er war mit hellhrau
learbe gestrichen.
mMiiller stand jetzt wieder beim Fen-—
vfer, vor dein schwarzen Sofa.
von dort aus den Erdspuren
edie Füße des Eindring
lingi zn gelassen hatten. Sie führ
ern gegen den Ofen hin.
iaei en hat also dort hinter
dein Yenschtirm gestanden. Das ver
eiethen die noch immerhin bemerkba
angehßspmem die dann erst von dort
Gekretiip zusiihrten
Idee-— mgrkwiiådig — efchåsihda
eine an ere pur, we rer
EIN deckt neben denen der Riesenfiwe
TM aus dein weiß en Fensterbrett
set-einen tiernen, dknnliP'
seinen. Er muß,
ji - -- «s«. -:. «« .
·«·dM IÆM He- auf Wiss-cis-1
" - II tk
zins- nse ssen-«- ie rote-i
lläuliches Fleckchen sichtbar aus der
Strecke zwischen dem schwarzen Svfa
und dem Osenschirrn, und hinter die
sem giebt es drei solcher Flecke und
dicht vor dein Selretär wieder einen.
Jetzt schließt Müllers den Sekretiir
noch einmal auf. Ja—richtig —in
einem der Fächer— es liegt ein dünn
Lewordener Ehering darin-—ist auch
fo1ch eis- Fiea Die Fächer sind mit
weißem Moirepapier ausgesüttert.
Aus diesem lichten Grunde sieht der
Fleck dunkelblau aus. j
«Jndigol« denkt Müller. »Was
hat denn Diese bei dieser Sache miti
Jndigo zu thun gehabt?«
Wieder schließt er den Selretiir,
und wieder suchen seine Blicke den
Baden. «
Da, aus dem weißen ZiegenselL
das vor dem Schreibtisch liegt, ist
wieder ein blaues Fleckchen.
Müller steht schon an dem Schreib
tisch, aber nichts, gar nichts Besonde
res ist da zu sehen. Die blauen Tro
pfen jedoch führen auch nach dem
Schlaszinimer.
Der Detektiv geht also auch dahin,
und wieder fällt sein Blick aus den
von der Wand abgerückten Stuhl und
dann aus die Wand selber. Sie ist mit
einer sehr hellbtaunen Unitapete be
leidet. Auch auf diesem hellbraunen
Grund ist eine, hier dunkelblau er
scheinende Spur zu sehen.
Die Spur ist ein bischen höher als
seine Augen. Er wischt darüber hin.
Sie bleibt unverändert. Nun betrach
cet er sie, sich aus den Zehen erhebend,
durch die Lupe und sieht da und dort
in dein singerbreiten und singerkangen
blauen Streifen deutlich den Abdruck
eines Eieweheå
·-·-« k
aupsswuueuiu verruchter et ou
merlwürdige Mal eine Weile; dann
wendet er sich dem Zim er wieder zu.
Er steht an dem breitelsil Pfeilen der
sich zwischen den zwei Fenstern befin
det. Jn der Ecke der entgegengesetzten
Wand steht das Bett, und daran
schließt sich die Thür des Wohnsiw
Ders.
Zu dem Bett muß er hinüber
schauen, zu diesem Bett, darin der alte
Herr in der Nacht vom 14. aus den
15. Juni zeugenlos gestorben ist.
»8eugenlos!« denkt Müller immer
wieder und er glaubt " ßt nicht mehr
recht daran, daß Jo eph Moorland
beim Sterben so ganz allein war.
Aber freilich, der Dieb ist zum Fen
ster hereingetommen, das spricht wie
der gegen die Annahme, daß die That
bei Nacht geschehen ist.
Oder ist Dietze nicht etwa schon
Abends, als die Fenster noch osfen
waren, hereingestiegen und hat dann
hinter dem Osenschirm seine Zeit ab
gepaßti
Nicht gut möglich. Da hätte das
blaue, nasse Gewebe, das er bei sich
gehabt und das so getropst, wohl zu
tropsen aufgehört, noch ehe Diese es
mit sich überall hier herumtragen
lonnte.
Warum war das Blaue naß?
Auch danach fragt sich Müller und
danach, ob Dieße vielleicht durch den
Fluß geschwommen und von der
Traunseite her in den Garten gekom
men ist.
Oder hatte es damals vielleicht auch
geregnet, wie gestern Nacht?
Müllers Hut hatte ja auch getriest,
nachdem er ohne seinen Schirm die
Mauer umgangen, sie überstiegen und
dann den Pavillon und das haus von
außen besichtigt hatte.
Seinen Schirm hatte er ja bei Well
mann und dem Notar zurückgelassen
Das nasse blaue Gewebe, das seine
Strnttur aus der Tapete gelassen,
macht dem Detettiv recht viel Kopi
zerbtechen. Er denkt wieder an seinen
gestern Nacht ebenfalls tropsnaß ge
wesenen Dut. Das Wasser, das da
von niederrann, ist ihm bis in den
Hals hineingelausen. Wenn der Hut
abgesärbt und wenn er ihn gegen eine
Wand gepreßt hätte, so wäre wohl
an dieser auch ein Mal urückgeblie
ben. Ein bischen tiefer "tte es sich
jedo befunden. Nun, Dieße war ja
ein ischen größer, als Müller. Aber
dieses Blau! Es trägt doch kein Mann
indi oblaue hüte!
üller gab es aus, darüber nach
zudenten.
Aber an anderes dachte er seht, da
ran, daß Dieße in jener Stunde, in
welcher er den Diebstahl aussührte,
auch imSchlaszimmer des alten Herrn
gewesen war. .
Und auch bei dem Rachtlästchew
Müller steht jeßt davor, und seine
Au n rnlzzn wieder aus einem dun
tel lauen leckchen, dasv aus der wei
ßen Marmorvlatte zu sehen ist.
Und noch anderes dasel erre te
des Detettios Aufmerksam it, «
Unädnunn welche aus dieser Platte
her cht.
Eine gute Weile bleiben seine Au
n aus den verschiedenen Dingen
get-sten, die sich daraus besinden, dann
nimmt er das Bett in Augenschein.
s Es ist genau noch in dem Zustand,
in welchem es sich befand, als man
- Moorland darin todt vor
M Man hat damals eben nur die
zDecke zurückgeschla , um den Tod
» ten-Wangen in - «
—
Doktor Stöger und Minger, welche
sich aus die Todesnachricht hin gbich
zeitig im Lindenlzofe eingefunden dat
ten, waren Zeugen dieses traurigen
Transportes gewesen.
Das hatte Klinger gestern erzählt.
Er hatte es nur zufällig erwähnt, wie
er es auch nur ganz nebenhin erwähn
te, daß das Gericht auf seine Veran
lassung ein Siegel an die Wobnziw
mertbiir legte. Es gab darin immer
hin viele Wertbgegenftiinde, und aus
diesemGrnnde hatte Klinger «ene Vor
sichtsmaßregel anwenden lassen.
Müller erinnert sich dessen, wäh
rend er vor dem offenen Lager sieht.
Moorlands Tod muß ein recht ruhi
ger gewesen sein. Da ist nichts zu
sehen, das auf einen Kampf, einen
YTodestampf schließen ließe.
T Und Moorlands Körper muß leicht
- ewesen sein. Nur im Kopftissen be
findet sich eine seichte, rundliche Ver
tiefung. Bezüglich des strassgespann
ten Betttuches gewahrt man estaurn
daß schon einer darauf geruht hat.
Moorland mußte irn Schlaf vom
Tode überrascht worden sein. i
Der Detettio nimmt das braune
Glasfläschchen ur Hand, welches am
Rande des Käsichens steht, öffnet es
und riecht daran.
Kirschlorbeer ist es und nach irgend
etwas anderes, aber von Opiutn keine
Spur, das würde sich durch den Dust
verrathen.
Müller geht in den Flur hinaus.
Er vernimmt dort ein Geräusch, wel
ches von der Küche herkommt, und
welches et sich ganz gut denten kann.
Dort wird Eiweiß zu Schnee geschla
gen.
Frau Moorland soll also etwas
Gutes bekommen, und wenn sie es
nicht bekommt, wird nur Müller da
ran schuld sein.
Das thut mir leid, aber er muß
Frau hckderleitner dennoch im Kuchen
stören.
» Er geht also nach der Küche. Rich
tig, da steht die Wirthschaftekin mit
dem Schneetessel und bearbeitet nach
allen Regeln der Küchentunst das
schon hoch aufsteigende Eiweiß.
»Ein bischen brauche ich Sie je2t,«
sagt er und wirft einen Blick auf
Durl, in deren Kammer er in der
letzten Nacht auch einen Blick gewor
fen, und deren Schnarchen ihm noch
lange in den Ohren lag.
»Gerade jetzt brauchen Sie mich?«
entgegnet ein bischen verdrossen die
Frau, «da wird ——«
»Der Auflaus oder was Sie da
vorbereiten, halt um eine halbe
Stunde später in die Röhre tommen,"
vcllendete er ihre begonnene Rede ge
miithlieh. »Frau Moorland ist ja
noch lange nicht zu erwarten, die geht
heute noch einmal nach dem Friedhof.
Uebrigens übernehme ich fiir alles die
Verantwortung«
»Na, ich komme ja schon!« erwiderte
Frau Monita, heißt die Dort auf die
Sappe achten, und folgt dann dem
Detettiv. »
Zuerst führt er sie zu dem fra li
chen Fenster, und nun beganner ein
Examen.
»Können Sie sich erinnern, ,wie
lang dieses Fenster amAbend vor dem
Tode Jhres Herrn offen blieb?«
»Das ist bis gegen halb zehn offen
fiebliebens antwortete die Frau so
ort.
Miiller mußte lächeln. »Wie tön
nen Sie das nach einem Vierteljahr
noch so bestimmt wissen?«
»Mein Gott, wenn gleich danach so
etwas vorkommt, so bleibt einem doch
alle-, was damit zusammenhängt, im
Gedächtnißt«
»Es ist Wn aiso im Gedächtniß
schrieben daß diese-Fenste- sm Ie
Juni bis gegen halb zehn Uhr Abends
offen geblieben ist.« J
Akt-was sind denn das Nisus
stapsen?« sagte die Wirthsehaftetim
sich iiber das Sofa beugend.
» eden wir jest erst von dem Fen
UUOIIBQ
Haben Sie selbst es um jene Zeit
geschlossen?«
»Nein, der Herr Rsbling bates zu
gemacht.«
»So —- der Herr .Riibling? —- Der
Herr Notar bat mir erzählt, daß die
ser HerrRöbling in der letzten Lebens
zeit Jhres herrn viel hier verkehrt
t «
«Das ist richtig. Wir haben ibn
alle gern kommen sehen.«
»Er ist also ein lieber Mensch?«
»Na-das möchte ich nicht direkt
behaupten. Es war etwas in ihm,
was man nicht sagen kann, was mich
aber abgestoßen hätte· Nur weil er
zu unserem guten herrn so lieb war,
hal? ich ihn auch gern kommen sehen,
un freilich, wenn er Violine gespielt
hat, »das war auch sitt mich ein Ge
nn
»Wir werden später itber herrn
Röbling noch weiter reden,« bemerkte
Müller.
»Ja, der bat das Fenster damals
zugemacht. Und dabei bat er gelo
gen.«
»Wieso?«
»Er bat gesagt, daß er bemerkt
habe, baß ej tröpfelt, weswegen ich
ihm einen Schirm bringen solle.«
»Und es hat nicht getröpfelt?«
Reine Spur. Erst nach els Ubr
bat dann das Gewitter angefangen,
von dem er schen um halb acht Uhr
gesaselt hat. Um diese Zeit Hob ich
mit der Dorl im Paviklon den Tisch
decken wollen. —Der Papillen,bas
ist nämlich —«
»Ein großes, gelbgesirichenes Lust
hans mit einem Lappen-ach einer
Freitreppe und Palifandermbbeln.«
—
»Das wissen Sie auch schont«
. :Alsp wie war es mit dem Tisch
deckenf
»Nun, gehen haben wir wieder
müssen. Pier haben wir dann auf
deckeu mii en, denn der Herr Röhlirrg
hat unserem niidigenhe rrn eingere
det, das das tter gleich losbreehem
und er naß werden tönntek
»Ach Herr Röhling hat Herrn
Mooriand bestimmt, hier im Hause
das Nachtmahl zu nehirren?«
»Ja-«
»Bitte — denken Sie genau nach!
Jst Ihnen sonst noch etwas bezügttch
herrn Röhlings ausgefallen?«
»Von den Zigeunern hat er ge
redet.«
»Waren also damals Zigeuner
hieri«
»Ich hab’ so was gehört. Bestimmt
weiß ich es nicht. Jch weiß nur, daß
der Herr Röhling gefragt hat, ob ich
denn den Padillon gut abgespetrt
habe. es seien nämlich Zigeuner in der
Nähe.«
»Haben Sie vielleicht nachgeschaut,
ob er selbst dieses Fenster gut ver
schlossen hass«
Jetzt ssußte Frau Monita. »Was
wollen Sie denn damit sagen?« er
kundigte sie sich und sah ungemein
gespannt in des Detettivs Gesicht.
Aber dieses Gesicht war ganz unbe
wegt. »den-en Sie deswegen nachge
sehen?« wiederholte Müller seine
Frage.
Die Frausverneinte. Sie war sicht
lich bestürzt und verwirrt
»Den Röhling ist dann sogleich
fortgegangen?" examinirte Müller
weiter.
»-.I-!t» »st- nsks -.-L tm
»FUZI(III IIIML ARE Dust-· MI
ich mit dem Schirm wieder ins Zim
mer gekommen bin, hater gerade dem
gnädigen Herrn, den gefroren hat,
noch ein- Glas Wein gegeben.«
Ueber des Detettios Gesicht huschte
ein Lächeln, während er wiederholte:
»So-so, ein Glas Wein hat er dem
alten Herrn gegeben! Er war also
sehr? vorsorglich, dieser here Nish
ling -«
Frau Monita schaute ihn noch im
ener verwirrt an. Sie war, das zeigte
sich jetzt, gerecht. Trotzdem sie Röh
ling eigentlich abgeneigt war, ihm
zum mindesten leine Sympathie ent
gegenbrachte, nahm sie sich jetzt seiner
an. -
Ganz eifrig sagte sie: »Er war frei
lich vorsorglich, sehr besorgt war er
sogar um unseren nädigen herrn
Sie müssen nur wisan der Herr war
herztrant und schon so alt, und es
war ihm so mancherlei zu essen und
zu trinten vom Dotter verboten —
und er war recht unsolgsam. Er hat
trotzdem gegessen und getrunken, was
nnd so viel er eben wollte. Viel zu
viel jedensalls siir seinen Zustand
und sein" Alter. Der Herr Dottor
Stöger hat es ihm mehrmals gesagt,
daßer einen Schlagansall zu fürchten
habe, wenn er sich so übermäßig er
nähre und so wenig Bewegung mache.
Na, da ist er denn freilich manchmal
spazieren gegangen. Und aus so einem
Spaziergang hat er Herrn Röhling
lernen gelernt. Der war nämlich
auch ein leidenschaftlicher Käser
samm r und —«
Der Deteltiv hatte tr pshast aus
gelacht. »Was war er « fragte er
noch immer lachend.
»Na. ein Misersex halt. gerade so
wie unser herr,« antwortete dieFrau,
ein bischen beleidigt wegen des ihr
unverständlichen Heiterkeitsauöbrm
chri. «Aus das hin sind ja die zwei
Herren so schnell bekannt worden«
«Ein Kösersex also ist Herr Röh
ling!« lachte Müller noch immer.
»Als-) deshalb die Jschler Studien!«
—-—Nach einer Weile setzte er hinzu
«Meine liebste Frau haberleitner, aus
alle Fälle ist here Nöhling ein Men
schentenner nnd ein Mann von kla
rem Zielbewußtseim Und nun,bitte,
sagen Sie mir, wie zeigte sich denn
seine Sorge siir Ihren Heere-?
«Er hat ihn ost gebeten, daß er sich
beim Essen und Trinken uriickhalten
soll, und daraus geschaut,« s sich der
alte herr nicht ertiiltet. Gar damals
waret sehr besorgt. Er wollte schon
nicht, daß der gnädige Derr schwar
zen Kassee trinke —- wegen Oder Aus
r un " »
WIL- m--- Iss s- ktssssc II- ji«-I
«- s Wut Wo so
her zu trinken gegeben?«
»Es war halt dem Herrn kalt. Er
muß sich überhaupt schon nimmer
recht wohl gefühlt haben, denn der
Wein hat ihrn auch nicht mehr ge
schmeckt.« ,
»Der Wein hat ihm also nicht ge
schmeckt?« wiederholte Müller lan -
sam. »Woher nahm denn Herr Mög
ling diesen Wein?«
»Ja der Kredenz dort steht die
Flas e noch. Auch das Glas siegt
noch ort. Jch hab’ ja teine Zeitrne r
gehabt zum Zu ammenräumen.«
Die zwei stan n fest an der Kre
denj.
Diese war ein mächt« großes Mö
bel rnit etlichen verschlo enen Fächern
und drei Vorder-, aus denen altes,sge
triebenes Silbergetiith und mancher
lei Kruge und Flaschen aus sein e
schlissenein Glas standen. Aus er
Platte der Kredenz besanden sich noch
etliche Gegenstände, die vor einem
Vierteljahr zum augenblicklichen Ge
brauch hingestellt und dann nimmer
weg enonnnen worden waret-: ein
Sa zsaß, ein Gefäß nrit Zahnstochern,
ein silbernes Brodtiirhchem darin ein
paar zusammengeschrumpste Brödchen
lagen, und etlichexsilberne Eßbestecke.
Auch eine Weinslasche stand da. Sie
war halb voll und mit einer Etitette
versehen. «Biislauer Ausdruck stand
Ists-I- sts-so via-,
-
—- —
da in rother Schrift, die von blau
fchwarzen Tauben umrahmt war.
Oh der Wein start und oon feiner
Blume gewesen, das war seht nicht
mehr nachweisbar, denn seit einein
Vierteljahr war die Flasche unver
tr-rtt gewesen. - Der Stdpseh in eine
silberne "lse gefaßt, lag daneben,
und dane n stand auch ein Glas, ein
gebrauchtes, zum Theil trübgeworde
nes Glas, das eilig und unachtsam
hingestellt worden war, denn ganz
schief stand es da. Die Hälfte seines
Bodens ruhte aus einer Messertlinge.
Es war einer von den feinwandigen,
ganz unverzierten farhlosen Römern,
davon mehrere aus einem der Bude
standen.
Müller nahm ihn zur Hand. Da
wo der Stiel sich ansetzte, befand sich
die trübe Stelle, war ein lreisförmi
ger weißlicher Schein.
Als der Detettiv das Glas zu sei
ner Nafe erhob, wich Frau Monita
einen Schritt zurück.
»Sie glauben doch nicht« daß er—"«
flüsterte sie entsetzt.
Müller antwortete daraus nicht. Er
stellte dasGlaz wieder hin, nahm die
Frau an der band und führte sie an
das Fenster.
»So-fest wären wir wieder da,«
fagteer ruhig. »Die Fußstaper haben
Sie schon bemerkt. Es hat also da
mals gegen elf Uhr zu weitern ange
fangen?«
»Ja, und mit dem ersten Blitzfchlag
ljai gleich der Regen eingeseht Es
hat tüchtig gegossen, und gegen halb
zwölf hat es ganz in der Nähe einge
schlagen. Jch bin durch ganze haus
gegangen. Auch zum Herrn habe ich
hineingefchaut und habe mich noch ge
wundert, daß ihn nicht einmal dieses
Wetter im Schlafe störte—im ewi
gen Schlaf! Denn er war wohl da-’
mals fchon todt. Hätte ich das ge
wußt, ich wäre dann nimmer so ruhig
ins Bett gegangen. So hab’ ich michs
zehn Minuten vor zwölf Uhr wieder;
hingelegt Ganz ruhig war ich. hab’
ich es doch gewußt, daß auch der
Gärtner draußen überall nachgeschautj
hat.«
»Und wie denken Sie iiber diesen;
blauen Fleck und diesen und diesein?«s
sragte Müller, nachdem die Wirth-J
Kästerin ihren Wetterdericht beendet;
e. .
Er siihkte sie zum Osenschirm, danni
»zum Setretiir, zum Schreibtisch undj
endlich in das Schtaszirnmer und zu
dem Nachtlästchen.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weis-,
nicht, was ich darüber denken soll.
Jch weiß nur, daß ich diese Flecke jetzt
zum ersten Male sehe. Aber —- wa
rum schaut es denn da so aus? Jch
habe Abends doch alles ordentlich her
gestellt, genau so, wie alle Tage. Der
gnädig-e Herr war ja so peinlich. Al
tes hat immer aus dieser Tasse sein
müssen. Und wo ist denn seine
Schachtel mit den Hustenpuldern2
Daß mir das alles damals nicht aus
gesallen ist! Aber freilich, wir haben
ja alle den Kon verloren gehabt —
auch der Herr Röhling. Der siirchtet
sich überhaupt vor Leichen. Nur oon
der Thiir dort hat er einen Blick her
ein gethan, und wie er den Kranz ge
bracht hat« ist er überhaupt gar nicht
ins Saus hereingegangen.«
»Und beim Leichenbegängniß?«
»Du-ei war er ntchi.'«
»Nicht?«
»Nein. Am Tagdorher hater ver
reisen müssen.«
«So — so."
»Sei-te Frau Schwester hat am
nächsten Tag in Linz ihr Haus ver
kauft, und da hat er dabei sein mits
en.«
sk- c -, ss . ,!,«.«
»Das gsuusc III INIIIHTI
»O ja, das ist wahr.«
»Weil er es gesagt hat?« s
»Ich hal)’ es sogar gelesen. Er hat
mir den Brief von seiner Frau
Schwester gezeigt. Sie ist eine Wittwe
und Kowula heißt sie und am 27.
Juni hat ihre Tochter in Linz gehei
rathet-——da ist er also gleich dort ge-:
blieben«
»Und nachher?«
JJst er nicht wieder hier-hergekom
men. Er hat seiner Hauswirthin, der
Frau Magauer, einen vollen Monats
ins ausgezahlt und ist init Sack und
Pack abgereist. Er hat ja hier schließ
lich auch teine Bekannten gehabt außer
unserem gniidigen Herrn. Was hätte
er denn alsoda noch thun sollen?«
»Ja freilich hat er hier nichts mehr
zu thun gehabt,« erwiderte Müller
ernst, »nachdern er gestohlen und —
Aber was haben Sie denn? Sie wer
fen ja den Sessel umt«
Die Frau war unwillkürlich jäh
zurückgetretem so daß sie an denStu l
ftieß, daß sie die Wand berit rte. i
ihren dicken Zöpfen wischte e an der
Tapete hin, als sie den Kopf wie in
Grauen abwandtr. Auch ihre Hände
hiettsie an die Wand gepreßt, während
ihr- Mund stammelte: »Mein Gott-—
umgebracht wird er ihn doch wenig
stens nicht haben!«
Der Detettiv starrte nach ihr hin,
und dann murmeite er: »So geschah
es! Ja—;so ist es geschehen!«
Die Frau bekam seht eine neue
Angst. —
Von dem Schrecken der Vorstellung,
daß Moorland ermordet worden sei,
sich erholend, iam ihr jeht der Ge
danke, daß dieser Herr Müller viel
leicht ein Verriickter sei.
Aber auch von diesem neuen
Schrecken sollte sie sich bald erholen.
Der Deteitib swar schon wieder F
ruhig, wie er früher gewesen, und re
fiirchtete sich seht nicht mehr vor ihm,
lwiewohl sie auch jetzt seine Rede nicht
Umstand
Y »Sie haben da fehr gut nachgespielt,
was in jener Nacht iWiesem immer
vorgekommen ist,« sagte iiller.
»Sehen Sie, werthe Frau Haberteits
net, gerade so, wie Sie ezjetzt mach
ten, gerade so hat es herr Röhling
am 15.Juli zwischen zwölf und ein
Uhr Nachts ae acht. Er aber hat
irgend etwas Bl ues und sehr Nasses
um den Kon gehabt ——- und das hat
er dort an die Wand gepreßt, als er
gerade fo, wie Sie, in großem
Schrecken zurückwich·«
»Aber, Herr Mütter-F4 «
»denn, Frau Vaoertenner, oer
Mann tann sich bei Jhnen bedanlen,
denn aus Jhre gelungene Vorstellung
hin möchte ich beinahe darauf schwö
ren, dasz er damals einen Mord nicht
beabsichtigte, daß er vielmehr bis zur
Fassunglosigleit erschrak, als er den
alten Herrn, dem er nur zu einem tie
fen Schlaf verhelfen wollte, um unge
stört stehlen zu lönnen, todt sand. —
So. liebe Frau — und nun gehen Sie
wieder in Jhre Küche und lochen Sie
etwas recht Gutes sitr Jhre gnädige
Frau. Jch meine, die wird heute einer
ausgiebigen Stärkung bedürfen. Und
sagen Sie der Dame, daß ich im Lause
des Tages wiederkommen werde.«
Mit diesen Worten führte Müller
die halb Betäubte zur Thiir und schob
sie hinaus.
Er selber blieb noch eine geraume
Zeit in den beiden Zimmern allein,
untersuchte ·noch da und dort und no
tirte noch einiges.
Und als er dann aus den Flur und
ins Freie hinaust«rat, war das Wohn
zimmer wieder gut verschlossen, und
der Schlüssel in Müllers Tasche.
Auch der benüyte Römer stand seht
nicht mehr aus der Kredenz, den hatte
der Detettiv auch in die tiese Tasche
seines Haveloelö geschoben.
lFortsetzung folgt. )
Es würden weniger schlechte Bücher
geschrieben, wenn mehr gute gelesen
würden.
c I O
Der Marlneulirchner Anzeiger mel
det aus Neustadt a. d. Haardh »Ein
Militiirsonderzu des 5. Artilleries
Reginients stieg aus der Fahrt von
Hammelburg nach London auf einen
Rangierzugk Das kommt davon, daß
n: an Artillerie von Hammelburg nach
London per Bahn schickt
i i - «
Mutter (nachdem sie eine Fabel vor
geleseu hat): «Siehst du, Karlchem der
Löwe fraß den Hammel. weil er anat
tig gewesen war.« —— Karichem «Und
wenn er artig gewesen wäre, dann
hätten wir ihn gegessen, nicht wahr,
Mamacheni««
Das Reichenbacher Tageblatt sagt
in einem Artikel über das Kriegsschiff
der Zukunft: »Diese Erkenntnis hat
dazu geführt, daß nicht nur in der Ge
genwart, sondern auch in früheren
Zeiten jede Großstadt auch eine mäch
tige Krieggflotte unterhielt.« Das ist
nicht richtig. Nicht einmal Leipzig,
die bekannte Seestadt,,hat eine eigene
Flotte gehabt.
Der König von England und die
Königin haben an Bord der Dreads
naught einer Seeichlacht beigewohnt,
die der Wirklichkeit fo nahe wie nur
möglich nachaebildet war. natürlich fo,
daß niemand sich in wirtlicher Gefahr
befunden hat, —- gewisserinaßen eine
Schlacht »unter Haager Konstanz-Be
dingungen.
Aus-nim.
UIP ,
ch«we.ßnicht, warum Jhr immer über die Antialloholik
Ichimpft!·..J chde hob’ netlich einmal selbst einen Schluck Wasser getraut-I
—und es hat mit absolut nichts geschadet!«
N