Nebraska Staats-Anzeiger und Tiferoldx Jahrgang Liz. Grund Jstemky Reve» 27. September 1907. (Zweiter Thau Nummer 5 . z ""F«k2ndk." E Freude, holder Himmelsgast, lieberall bist du willlommen, Unterm Strohdach, im Palast, Gern und dankbar aufgenommen. Wie ein lichter Sonnenstrahl Schmeichelst du dich in die Herzen, Alles Leid und alle Qual Weißt du lächelnd fortzuscherzen. « Deines Segess warmer Quell Kräftigt neu die matten Glieder, Trübe Augen werden hell, Blasse Lippen lächeln wieder. Dieletzte Jagd. —1...... Pan Maria Rieck - Müller. Autorisrrte Uebersetzung aus dem Schwer-Haken Der zeitige Frühling hatte bei Ephtaim Granberg droben, dem Starniisbauerm gewisse Merlmale mit sich geführt. Es war wieder die alte Geschichte mit der Waldlrantheit, wie Albertina, seine Frau, es nannte; nur noch früher und gleichsam toller als in anderen Jahren trat sie auf. Die Sache war nämlich die, daß Ephraim, sonst ein kluger und über legter Mann, wie verwandelt war, so bald im Frühling der Auerhahn sich im Walde hören ließ Man mochte um diese Zeit aus dem has eine noch so wichtige Arbeit vor haben, er ließ alles stehen und liegen. Und der junge Knecht mußte unter dem Oberbesehl der Hausmutter schaf sen soviel er konnte; denn während dieser merkwürdigen Zeit der Auer hahnbalze schien eine unübertvindliche Unruhe und Narrheit den Bauern zu beherrschen, die ihn zu allem anderen untauglich machte, nur zu dem einen nicht: mit der Büchse iiher der Schul ter aus den Jagdföhrten umher-zu streifen. Sprach man von der Gesetzwidrig teit oder der Polizei, so hatte das die gleiche Wirkung wie ein Peitschenhieb auf eine junge Möhre. Und in diesem Frühling schien es, wie gesagt, noch schlimmer als gewöhnlich mit dem Umherstreisen werden zu wollen. Aber es schien auch, als risse Mutter Alber tina endlich die Geduld über dieses Unwesen. Sie meinte, daß sie beide schon in den Jahren wären, da man es jüngeren Leuten überläßt, mitten in der Nacht den Tag zu beginnen. War er nicht nach jedem solchen Anfall von Waldtrantheit wie ein ausgenomme ner heringi Und selten oder nie brachte er etwas Eßbareö heim, desto mehr aber an albernem Geschwäß und leeren Worten über all diese herrlichen Vögel, die ihm Sinn und Verstand raubten. Jhm Vernunft predigen war, wie sie wußte, völlig nutzlos. Doch Mut ter Albertina war eine sehr schlaue Frau und gewöhnt, ihren Willen durchzusehen; zudem hatte sie im Laufe der Jahre die Erfahrung ge macht, daß man in solchen Lagen am besten thut, die Schwächen der Men schen auszunußen So hoffte sie auch jeßt, einen Ausweg zu finden, um die Narrheit ihres Mannes zu heilen. Wie die meisten Leute hier oben war Ephraim voll Gespenster- und Aber glauben, und obwohl er es nie zuge stehen wollte, war er im Jnnersten sei nes Herzens furchtsam wie ein Hase, wenn es sich um Sputgkeschichten und dergleichen unbegreifliche Dinge han delte. eDarauf nun wollte seine Frau ihr heitmittel bereiten, daraus ihren Plan bauen. Doch da sie ihn allein nicht ausführen konnte, beschloß sie, den jungen Knecht zu hilfe zu nehmen, da sie wohl wußte. daß der des Bau ern wochenlanges Fortlaufen von Hof und Arbeit ebenso satt hatte, wie sie selbst. Eh war also zu seinem ei genen Nutzen, den Mund zu halten und sich noch dafsr zu bedanten, daß wenigstens einer hier aus dem Star näshof tlaren Kopf behielt. Seiner Gewohnheit getreu hatte Ephraim Granberg sich eine gute Wei le im Walde umhergetrieben. nach al len Seiten lauschend und spähend, als endlich das erste lichte Motgenroth zwischen den Bäumen zu schimmern begann. Ein wunderbar schön-, ver heißungävollerFrühlingsmorgen brach nun an, mit milder, klarer Lust und allen sonstigen Anzeichen sür glückliche Erlebnisse. Das that ihm auch end lich noth, denn die mißlungenen Sieeiszüge der lehten Tage hatten ihn in einen äußerst gereizien und erreg ten Zustand versehi. Es war sast, als hätten alle Vögel des Waldes sich ver steckt und ihn zum besien gehabt, denn obwohl er unaushiirlich das «Knacken« der beginnenden Auerhahnbalz und »das »Blasen« des Birthahns hörte, war nichts Lebendes zu sehen, wenn er sich der Stelle näherte, von der die Locktöne kamen. Die Morgennebel führten Augen und Ohren irre und machten die besiederten Sänger unlu stig. Oder war er selbst vielleicht nicht mehr der Kerl, die Freuden des Wal des hier draußen mitzumachen? . . . . Dieser Gedanke war plötzlich über ihn gekommen wie ein düsterer Widerhall, der von seiner Frau in der letzten Zeit so ost gesprochenen Worte, und er hat te zur Folge, daß Evhraim in diesen Tagen wie ein Narr von einer Stelle zur anderen lies, obgleich das Wetter abscheulich war, und er wohl wußte, daß kein Wild zu holen war. Doch nun war endlich dieser herr liche Morgen gekommen. Ephraim setzte sich aus eine vom Sturm gesällte Fichte, deren losge rissene Wurzeln nach seuchterErder ro chen. Er fühlte sich matt nach seinem schnellen Marsch und vielleicht noch mehr durch die Vorahnung dessen, was nun unbedingt kommen mußte. Er strich sich über den grau gespren selten Bocksbart, während er mit ge schlossenen Augen, und vorgestrecktem Hals lauschte. all seine Sinne im Ge hör sammelnd. Hunachfr yvrre er nur Das Prepsrn etlicher kleiner Vögel und das Nagen eines Eichhörnchens. Doch plötzlich vernahm er einen Laut, der ihn die .Augen öffnen ließ und ihm einen Schauer der Erregung über den Rä cken trieb. Das war das erste knacken de Schnalzen mit dem der Auerhahn sein Spiel einleitet. Jn Ephraims Pulsen pochte das Blut, sein ganzes Jch war angespannt wie eine niederge haltene Feder. Doch als die lockenden Töne sich in ein-lautes Gluckfen ver wandelten, da konnte er sich nicht län ger halten« Nun war endlich das Glück mit ihm! Und mit vorsichtigen schleichenden Schritten, die Hand fest urn die Büchse gepreßt, eilte er zu der Stelle, von der der wunderbar liebli che Ruf schallte. Er vergaß in seinem Rausch völlig, sich darüber zu wun dern, daß der Auerhahn die Stätte für sein Frühlingsspiel gar so nah an sei nem Hof gewählt hatte. Er genoß nur die schönen Töne, die nun ganz nahe waren und von einem großen al ten Hahn herrühren mußten. ’ Da hatte er ihn schon! Auf einem abgebrochenen Fichtenzweig am Berg abhang, gerade über seinem Hof. Und es war wohl der größte Auerhahn, den Ephraim je im Leben gesehen hatte. Fast war er bestürzt . . . Aber im nächsten Moment dachte er daran, wie still daheim Mutter werden wür de, wenn er auf einen Griff eine solche Beute mitbrächte. Und in diesem Ge danken zielte er scharf und schoß ab. Doch der Schuß mußte völlig fehlge gangen sein; unverletzt saß der Auer hahn da und setzte sein Spiel fort, ohne sich erschrecken zu lassen. — Ephraim wurde heiß, denn der Vogel durfte0 ihm nicht entkommen. Noch ein Schuß . . . ganz die gleiche Wir kung. Doch diesmal sah er gleichwohl, daß er den Auerhahn quer durchbohrt haben mußte. Und et meinte den Verstand zu verlieren, denn das Spiel dauerte fort, und das entsetzlicheThier auf dem Fichtenzweig dort rührte sich nicht von der Stelle, nicht einmal der Kopf oder der Fuß bewegte sich. Das war der Teufel! Kalter Schweiß perlte uf Ephraims Stirn, seine Beine zitter en, während er seine beiden leßten Schüsse abfeuerte, ohne daß er zu blinzeln wagte. Als der Vogel trotzdem sitzen blieb, und das Spiel danach nur noch eifriger, das Glucksen noch lebhafter, das Ruer noch lauter zu werden schien, war es Ephraim, als habe die Erde ihn fest an sich gesogen, und er wußte nicht, wie er von diesem furchtbaren Platz fliehen sollte, an »dem der Teufel selbst erschienen war und seine Künste trieb. Er glich auch mehr einem Todten als einem Lebenden, da es ihm endlich ge lang, den hof zu erreichen, wo die Frau gerade mit dem Melttiibel aus dem Stall lam. »Ist dir der Tod begegnet, Mann, oder was fehlt dir?« tief sie nicht we nig entsetzt. « »Herr Jesus, nimm die Büchle und alles, aber frag« mich nicht," stöhnte er. «Unheil ist im Anzug . . .« Und er stürzte in’s Zimmer, warf sich in’s Bett, wie er war, und zog sich die Decke über den Kopf . . . Er sah natürlich nicht die merkwürdigen Mie nen feiner Frau; auch lah er nicht, wie der junge Knecht aus dem Walde helmfchlich, viel erhitzter als gen-Ihn lich. lustig mit den Fingern fchnalzend und ein verhaltenes, verlchmihtes La Ichen in den dlttzenden Augen. Es war aber auch keine alltägliche Sache, in einem Reisighaufen zu sitzen und die Auerhahnstimme zu ziehen, wie er eben gethan hatte, und einen alten Vogelbalg so mitHeu und Stroh auszustopsen, daß er einem balzenden Auerhahn glich. Doch wenn das fiir ihn und für die Frau auch ein paar Tage lang eine schwierige Geschichte gewesen war, so war der Nutzen desto größer. Denn nach diesem schönen Frühlingsmorgen schien der Bauer plöylich abgeliihlt siir die Freuden der Jagd —- und vom Auerhahn vollends wollte er lange Zeit nicht einmal reden hören. Ja, er ging seitdem nicht ohne Begleitung in den Wald. Als aber der helle Sommer kam, ging das all mählich vorüber. Doch nie wieder kam jene Zeit des Umherstreifens. Und Mutter Alber tina glaubte fortan noch unerschiitter licher an die Berechtigung der Anwen dung menschlicher Schwachen als Zuchtruthe. s« —.---·« Der Gewissenswurm Eine Geschichte aus dem Leben von A. D e u t s ch. Wir waren uns ganz zufällig in Triest in einem der ersten Hotels be gegnet und beschlossen, die Reise nach Venedig gemeinsam zu unternehmen. Unsere neuen Reisegefährten waren Herr Sternfeld, Gutsbesitzer und Bauunternehmer, aus Temesvar, seine reizende Tochter Eveline und sein weltmännisch gebildeter, weitgereister, am Ende der Zwanziger Jahre stehen der Sohn Leo. Der Zug, welcher uns nach dem Lande unserer Sehnsucht bringen sollte, war nur schwach besetzt, und bald hatten wir in einem Koupe zwei ter« Klasse, ohne störende Fremde, Platz gesunden und es uns recht be quem gemacht. «Die Unterhaltung wurde rasch animirt, wir hatten uns lange nicht gesehen, wir lachten und scherzten und waren voll froher Er wartung der schönen Di·nge, die wir in dem uns noch unbekannten Lande wohl bald zu sehen bekommen würden. Nur eines war störend. Herr Stern feld senior blies unaufhörlich seine Rauchwölichen aus seinen ewig glim menden Zigaretten zur Decke unseres Wagens, so daß der kleine Raum bald ganz verqualmt war. Das war um so unangenehmer, als man das Fenster nicht öffnen konnte, da, es ar Ende Januar, die Sonne zwar re freund lich durch Ovi- Scheiben blickte, jedoch trotzdem eine eisige Boretina vom na hen Karst wehte und die Lust weilen weit start asgetiihlt hatte. Herr Sternfeld, der unser Unbeha: gen bemerkte, zuckte bedauernd die Ach seln und ließ folgende Epistel ’vom Stapel: »Ach, verzeihen Sie, meine werthen Freunde, ich sehe mit Be dauern, daß der Rauch Sie genirt, aber gestatten Sie mir, aus purer Menschenliebe, daß ich dem Dampf roß, das uns vorgespannt ist, noch weiter Konkurrenz mache. Jch reife nämlich, wie man zu sagen pflegt, furchtbar schlecht. Kaum fide ich im Koupe, ja kaum rieche ich den ver dammten Kohlendamps, quälen mich die rasendsten Kopfschmerzem die-bis zum Ende der Fahrt nicht mehr wea zubringen sind. Alle Pilleix und Pul verchen habe ich fruchtlos versucht, nur eines half, so bizarr es auch klingt das unaufhörliche Zigareitenrauchen meiner gewohnten Sorte. Nach dem eigentlichen Grunde habe ich nie ge forfcht, mir ist es genug, daß ich auf diese Art, ohne Schmerzen zu empfin den, reisen kann. Deshalb habe ich auch immer genügend Vorrath. Ich würde rasend werden, wenn ich wäh rend des Fahrens aufhören müßte, zu rauchen. Da sehen Sie, die eine Schachtel ist schon leer.« Damit nahm Herr Sternfeld die letzten Zigaretten aus derselben und legte sie neben sich. »Mein Sohn je doch hat noch eine gefüllte,« setzte er schmunzelnd hinzu, und auf eine viel sagende Geberde seines Vaters griff Sternfeld junior in die linle Brust tafche und reichte die noch verklebte igarettenschachtel seinem Vater. Der o fnete sie und umfing mi einem lie benden Blicke die wohlgezählten Hun dert. Dann, die Schachtel sorgfältig fchließend, legte er fie neben sich auf den unbesetzten Platz. Heiter floß die Zeit dahin. Wir nä hertenuns der Zollstation Ventimigs lia. Eben besprachen wir lebhaft die Unannehrnlichleiten der Zollvisitation, olö Herr Sternfeld, zu seinem Sohne gewendet, sagte: »Ach, Leo, sei doch so gut und stecke die Zigaretten wieder zu dir, versteuern werden wir die hundert Stück nicht, es wäre doch lächerlich, sich damit aufzuhalten. Die leere Schachtel wirf immerhin zum Fenster hinaus, wer weiß, ob diese welschen Spürhunde nicht irgendwelche Schlüsse daraus ziehen würden. Vorsicht scha det nie!« Leo that, wie ihm befohlen ward. Jn weitem Bogen flog die leere Schachtel durch das Fenster auf den Bahndamm, während er der gefüllten sorgfältig den alten Platz an seinem Herzen anwies. Der Zug fuhr nun langsamer, ein Ruck — und wir vernahmen die Rufe: ,,Ventimiglia! Zollrevisionl Alles aus fteigen!« Nun gings los. Weit und breit war kein Gepäckträger zu sehen. Mit Mühe und Noth schleppten wir also unser Gepäck eigenhändig in den Visitationsraum und stellten uns ord nungsmäßig vor den verschiedenen Koffern und Köfferchen, Taschen und Plaidrollen auf, während die Beamten ihre Thätigkeit mit furchtbar wichti gen Mienen begannen. Es war wirk lich ein wenig unheimlich. Dazu trug der große, leere Raum, durch den ein empfindlich kalter Luftzug strich, und das unangenehme Gefühl, die Behälter öffnen zu müssen und fremde Hände in unserem intimsten Eigenthum her-: umwiihlen zu sehen, wohl auch viel bei· PO« IIL «, «,» k!«- L.-) Zeus Uterus-W sum-« lecu »u Ungemiithliche der Situation beson ders zu wirken. Er war merklich blaß geworden. und wahrhaftig, er zuckte mit den Augen und seine Hände spiel ten nervös mit den Kofferschlüsseln. »Um Himmels willen! Was haben Sie denn?« fragte ich höchlich erstaunt. »Man sollte glauben, Sie wären sich einer Schuld bewußt und zitterten vor der Entdeckung!« »Thue ich auch,« gab er leise zurück. ,,Sehen Sie. ich bin ein sogenanntes Weltkind, das sich blutwenig aus Bangen und Gewissen macht. Aber seit heute fühle ich, daß es etwas gibt, was uns deutlich mahnt, wenn wir ein Unrecht begehen wollen. Nennen Sie es die Stimme des Gewissens, die mein Herz so rasch und stürmisch klo pfen macht, mein Auge trübt, meinen Puls beschleunigt, meine Hände zittern läßt! Und dies Alles wegen der lum pigen Zigaretten, die da in meiner linken Brusttasche wohlverborgen ru hen und die ich nun, meinem Gewis sen zum Troge, justament nicht ver zollen werde.« — Eben nahte sich uns der Zollbeamte, um die schon unzählige Mal an jeden einzelnen gestellte Frage: ,,Haben Sie oerzollbare Gegenstände?« auch an meinen Nachbarn zu richten. Dabei muß ihm wohl das merkwürdige, bei nahe verstörte Aussehen Sternselds aufgefallen sein, denn er ließ sich, trotzdem Herr Sternseld verneinte, sämmtliche Koffer und sogar die in diesen befindlichen Kasten öffnen und unterzog alles einer gründlichen Un tersuchung. Freilich ohne Erfolg, wäh rend er mein Gepäck auf meine Ver siserung daß ich nichts Verzollbares hätte. sofort mit dem erlösenden Stempel versah. Bald saßen wir wieder traulich ver eint im Koupe und machten unserer Entriiftung über die unliebsame Un terbrechung unserer Fahrt laut Luft, während unser glücklich davongelom mener Schmuggler sich langsam von dem ausgestandenen Schrecken erholte und nun, mit einer zornigen Gebärde die verhängnißvolle Schachtel seinem Vater reichend, begann: ,,Hol’ der Teufel die Heimlichthuerei. ich mache das nicht mehr mit! Die Angst, die ich hatte, das Herztlopfen, die Beine zittern mir noch jetzt, ich hatte ja keine Ahnung von meinem so lolossal em pfindlichen Gewissen, von dem Wurm in meiner Brust!« Doch Papa Sternfeld fchmunzelte pfiffig: »Desto besser werden mir die Zigaretten nun schmecken. Du weißt doch, Leo, gefchmuggelter Tabak, das ift der ·richtige.« Und mit diesen Wor ten öffnete er die Schachtel, um sofort einen Schrei des. Entfetzens auszustr ßen. Die Schachtel war leer —- Leo hatte die gefüllte zum Koupefenfter hinausgeworfen. Einem unverbürgten Gerücht zu folge soll der Tyrann von Venezuela, Cypriano Castro, neuerdings erklärt haben, alle Schulden berappen zu wol len. Sollte das vielleicht ein Trick fein, um dgs Anbinden neuer Bären zu erleichtern. st- stt It Der König von Siam tauft auf fei ner Europareise ungewöhnlich viel Schmuckfachem darunter auch einen Fingerhut für 875,000; ob die Frau Königin den wohl oft bei ihren Flieh arbeiten benutzen wird? zwei-" Glückliche, Stizze von Käte Lubowski. Jm K«onversations-Lexiton stand das kleine Nordseebad Billbüge zwar noch nicht verzeichnet, und die Wenig sten wußten daher von ihm. Und doch war es eines Aufenthaltes wohl I werth. Das farblos bleierne Bild, das an windstillen, sonnenlosen Tagen so Heicht aus Meer und Strand entsteht, belebte hier saftiges, bis zu den Wo gen herunterreichendes Grün. Darum wirkte die Stille und Einfachheit die ses sich langsam entwickelnden Ortes auch niemals erschlaffend. —- —— —- Jn dem langgestreckten Speisesaale der »gol«denen Welle« sa ßen sie beim Abendimbisz. Die gold braun gebackenen Flundern wechselten mit dem appetitlichen Gurlensalatab. Es wurde tüchtig zugelangt und we nig gesprochen. Nur die beiden Her ren, die sich an dem angestellten Tisch chen gegenübersaßen, benutzten jeden Augenblick, in dem sie nicht von den Gräten gestört wurden, zu lebhaftem Plaudern. Der weißbärtige Mann war der Professor der Geschichte, Steinmetz, und der andere — mit dem Zug deutlicher Abspannung im Ge sicht-— ein junger Arzt, Namens Bertenstein. Er hatte eine Tropen reise hinter sich und trotz des regel mäßigen Chinins immer noch mit der Malaria zu kämpfen. Er behandelte sich selbst. »Hitze, Arbeit und Frauen meiden, dann wird’s wieder,« hieß sxine Tiagnosr. Und danach konnte e: nirgends besser leben als hier. »Morgen kommt sie,« sagte der Pro fessor jetzt in die Stille hinein, »also nur noch sechzehn Stunden. Sie lä cheln, junger Freund. Wohl Ihnen. Viel Süßigkeit zwar... aber auch riel Schmerzen werden Jhnen erspart bleiben, wenn Sie dieses Lächeln nicht rette-men. --. - i «- - »Kann cS Ulcyl llllcq clllc Syc Uyllc beides geben,« warf der junge Arzt ein und dachte dabei an die reiche, äl tere Bankierstochter, die ungeduldig auf feine Erklärung wartete. Steinmetz zwinterte verlegen mit den großen, hellen Kinderaugem »Nein, nein,« tiefer dann mit un gewohnter Energie, ,,verirren Sie sich nicht. Sehen Sie, ich bin ein alter Mann, aber wenn ich sie —————ver zeihen Sie, daß ich nicht »meine Frau« sage, aber sie hat noch so etwas Bräut liches an sich ————— plötzlich ver löre, wäre es aus mit mir...« Seine Stimme wurde schwach. Er verstummte. ,,Wollen wir nicht noch einmal an den Strand gehen,« fragte er wohl nach zehn Minuten. »Ich kann diese Nacht doch nicht schlafen.« Doktor Bertenftein nickte Zustim H mlmg. Ueber dem lichten Strandgrün träumte das Lächeln des Mondes. Mattsilberner Glanz lag auf dem dunkelgesäumten Wellentleid des schlafenden Meeres. Und die tiefe Liebe des Alten zeigte sich mit der Glorie der KinderseligteiL »Morgen,« sagteer wie träumend, »morgen,« um sich gleich darauf vor seinem Begleiter zu entschuldigen. »Es ist nämlich das erste Mal, daß wir In den fünfzehn Jahren unserer Ehe von einander getrennt wurden Jch sollte der- Nerven wegen an die See Das verursachte schon petuniär einige Schwierigkeiten Aber es ließ sich doch noch gerade einrichten. Für Zwei war es eine Unmöglichkeit Sie ent sagte eben. Jn vier Tagen hätten wir es überwunden gehabt. Denken Sie.. da stirbt eine alte Tante und vererbt meinem Liesel ————— wollte sagen, meiner Frau ————— eine Vase aus der Zeit Ludwig des Vierzehnten. Das Glück schickt ihr ferner einen Liebha ber, der zweihundert Mart dafür l-ia·hlt· Nun kommt sie natürlich zu mir . . .« Jn Doktor Bertenstein glomm eine begreifliche Neugier auf. Er sagte sich: »Wenn ein Mann nach fünfzehn iähriger Ehe seine Frau noch in dieser Weise liebt, muß sie ein Wunder an Schönheit sein...« Und, ohne daß er es ahnte, sprang kin tleinerFunte aus dem Flammen herd des alten Schwärmers zu ihm herüber. Auch er erwartete nun mit leiser Ungeduld dieses Morgen. ,,Diirste ich vielleicht das Bild Ih rer Gemahlin sehen?« bat er. Der Andere blickte ihn verächtlich an. »Ein Bild!! ein Bild von ihr? Jung-er Freund, was sollte mir das, es würde mich höchstens ver-stimmen. Wiedergeben läßt sich das eben nicht. Oder haben Sie schon Ie gehört, daß es Photographen von Herzensgüte und Seelenanmuth gäbe?«-—— — ———————Die stille Nacht senkte ein unertlcirli s Bibriren aller Gefühle in das z des Arztes. Alles Gold verlor in diesem zunehmenden Schat ten seine Kraft. Die Wärme des al-v ten Mannes verursachte ihm ein Schamgefühl und starke Sehnsuchts nach der Schönheit des Weibes. Er emfand die Kur, zu der er sich selbsti verdammt hatte, doch als recht schwer.is Das Auge des Meeres kam ganz T zur Ruhe. Die Nacht gebar den Mor- J gen. Um drei Uhr Nachmittags sollte Frau Professor Steinmetz ankommen. Dr. Berienstein hatte sich in der lau-»F gen, stummen Nacht ausgedacht, daß er abseits auf dem Bahnhof das Wie dersehen belauschen und dadurch seine brennende Neugier befriedigen wollte." Aber er führte es doch nicht aus. Vei längerem Nachdenken erschien es ihmF als ein Mißbrauch des geschenkten i· Vertrauen. « Er erstand einen Strauß zartblauer lSeelilien und schickte ihn mit seineri Karte in das Logis des ProfessorTHE Gegen fünf Uhr machte er sich selbstis auf den Weg. ———-— Wie er in dem. ausgesucht eleganten Anzug dahin-, schritt, lenkte er die Aufmerksamkeit’? der Kurgäste auf sich. Er war auch : roirklich eine auffallend schöne Er scheinung. . . 7 Die Wirthin des Professors öff-? nete ihm und nickte zu der gegenüber- if liegenden Thür hin: »Sie sind drin « Einen Augenblick zauderte er. Dann klopfte er an. i Nach dem überraschten, fast gestames melten ,,Herein!« ließ er ihnen nochksk diskret ein Weilchen Zeit, ehe er ein trat. Der Professor grüßte ihn mit jun gen, strahlenden Augen Jn der Mitte des Zimmers stand eine wohlbeleibte i Dame und blinzelte dem Nahenden in hülfloser Verlegenheit entgegen. Z, Sie mochte wohl fünfzig oder noch ein« raar mehr Jahre zählen und hatte ein, Doppelkinn Die kleinen freundlichen; Aeuglein lachten sonst sicherlich urver-; gnügt aus dem rothbackigen Apfel-« gesicht, das der Augenbrauen ent-; behrte. Ein schmuckloses, Unmoder nes Kleid bemühte sich, die Fülleihrer . Glieder zu umschließen. »Das ist sie, « sagte der Professor stolz. »Ko«nnen Sie mich jetzt ver stehen?« Als Doktor Bertenstein endlich wie-i der draußen stand, war der überlegene Ausdruck, den sein scharfgeschnittenesi s Gesicht sonst niemals verlor, ver-z « schwanden. Etwas wie Rührung ar-. beitete darin. Die lächelnde Enttäuschung des Welttindes schwieg. Nicht der alteZT Mann Ida drinnen war—————- wie er einen Augenblick gemeint hatte— « ————der Blinde gewesen, sondern er selbst Graue flatternde Schleier sch«?oben-H sich aus seinem Leben. Er wurde den; Kern gewahr Langsam erwuchs ihm;.-.; ein feierliches Gelbbniß. Er wollte-» rastlos versuchen, ob er fiir sein küh-Isj«;; les, berechnendes Leben nicht auch das-E Glijck guter Menschen gewinnen könne. "« Die Schnelligkeit des Lachfes. Ueber die Geschwindigkeit schwim-.T nccnder Fische sind bisher nur wenig-: zuverlässige Beobachtungen angestellt worden, was auch begreiflich ist, weils dieFische selten eine längere Zeit ins· einer geraden Richtung sich fortbewe- . gen Jetzt hat Professor Metzger an-? den Weserlachsen eine solche Feststel iung vorgenommen Diese Fische man-ll dein im Herbst von den Laichplätzenxj in der Weser stromaufwärts und le gen in 24 Stunden etwa 40 Kilo- » meter zurück. Bei einem durch eine T; Plombe gezeichneten Lachs wurde, wie - die »Allg. Fischerei-Zeitung« mit theilt, ermittelt, daß der Fisch in 82-« Stunden 186 Kilometer in der Weserv aufwärts geschwommen war. F J Jn Mittel-Amerika wollten sie vor einiger Zeit den ewigen Frieden pro- k. klamieren. Jetzt verlautet, daß ein, allgemeiner Krieg zwischen den Erd-E beben - Republiien bevorstehe. Diel Leute sorgen wenigstens für Abwechs lung. IT . si- sc is- s » Ein Apotheke-r im Prohibitions s·aate Kansas erzielte aus seinem Re- k. zepturgeschäste während eines Jahresi.xsl 845 und aus dem Verkaufe Von Spirituosen »für medizinische Zwecke«ssj VII-tm. Da brauchen die Georgianer ·« aliDs noch nicht zu verzweifeln — di- st- di Die Stindard Oil Co wird sich-— , entweder nach einem anderen Stan- -"« dard oder nach einem anderen Stand ort umtun müssen si- Ilt II IF Vielleicht nehmen jene Engländer, E die das ganze Jahr hindurch vorf Sympathie siir die Leiden anderers Voller triefen, sich einen Moment« seit, um den Blick nach Belsast zu rieb-? en