Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 27, 1907, Sweiter Theil., Image 11

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    —....—.-...... -.
Grcrswpcrasv Erbin.
Eine Geschichte aus Slawonien. Von
R o d a R o d a.
· »Ich erwarte immer noch Jhee Ant
wort, Sata. .. t«
Er zupfte ungeduldig an seinem
dünn ansgeivichsten Schnurrbaet.
Baronin Jllesch hatte ihm den
Rücken gitehet und sah unverwandt
Lin den hatbauntten Pakt hinaus. Jhr
Kopf war vorgebeugt, als lauschte sie
geheimnißvollem Flüstern.
»Hört? du, Sota2« fragte Pers Ko
eaßn nach eineeWcile und seinehände
zitterten.
»Nein-ich höre Sie nicht-weil
mein Herz ——'«
»Ah —-das Herz, das nur für Jl
lesch schlägt!« Und er lachte.
»Das Herz, das nur an sich denkt.
Sehen Sie sich um --—— und deuten Sie
an Armuth, wenn Sie tönnen2«
»Sota, wenn-Sie Erbarmen haben,»
gehen Sie doch mit mir. Bloß weil ich «
ein armes erl bin, wollen Sie in den
Armen di fes-— dieses Dummkopfes
Jhr blühendes Leben begraben«-P
»Karaßy, nur ein Idealist wie Sie
träte imstande, einen ungeheurenPreis
zu zahlen und dann-die Früchte
nicht einznheimsen!«
irr verharrre regungslos-. seu- er
ihre Seidenschleppe davonrauschen
hörte, sprang er aus und vertrat ihr
den Weg.
»Baro"nin, morgen frage ich Sie
noch einmal, und wenn Sie dann —
wenn Sie dann noch immer! Man
wird sagen, Sola, daßSie mein Le
ber-. vernichtet haben!'«
»Man wird sagen, daß Sie ein
Narr sind und ich eine ehrbare Frau!«
»Wie man sich über Beweggründe
täuschen wird. EgaU —- Morgen!«
»Das Morgen wird dem Heute
gleichen!«
f »Dann wird es mein Sterbetag
eink«
»Sie mach-n sich lächerlich! Sie
sind --— Sie wären ein Erpresser!«
Die Vorhänge schlugen hinter ihr
zusammen. Seine Fäuste ballten sich
vor ohnrniichtig:m Zorn.
Ah, ein Ermessen weil er nehmen
wollte, was sein war!
Wer stand ihm im Weges Der
Gatte?—— Gras Prro Karaßy wars
den Kopf in den Nacken.
Ihm stand eine weit mächtigere
Person ent egen: die Million des
Baron-z Jllefch
Und Gras Pero erwog bedenllich
seine Aussichten gegm die Million
eines »Freundes«. Wenn er nicht
sie.gte, mußte er fallen; dazu siihlte
er sich verpflichtet.
»Pens! Vero!« schrie Baron Jl
iesch. »Wo steckst du —:— Mensch?
Soll man nach dir angeln? — Don
ner und Doria —- ich schicke Panz-u
ren, um dich.
»Na-na— nur langsam, ich bin
schon dal« Karaßh setzte sich zu d:n
andern an den grünen Tisch. Außer
dem Hausherrn waren noch zwei Sta
oallerieossiziere der nächsten Garnison
lia: Stesanowitsch und Goldberger.
»Meine HzrrenX sagte der Baron
und zog sein-e Stirn in Falten, ,,ihr
w: ßt es, ich hat-e euch sehr lieb-"
»Wie Sie auch, theuerster Baron,«
ries Stesanowitsch, »aber sitzen wir
da, um uns Liebesrrtlärungen zu
ma en?«
»2anz richtig! —- Schtreig’ und
»Meine tren« ——-Jllesch zog eine
Hand voll antnoten aus der Tas e
und tniillte sie zusammen-— »ich hae
euch sehr lieb, aber ich siirbelegrund
siißlich nur um haareö Geld.«
Karaßn bog sich zurück-— Wer
bist du denn eigentlich, Fertoi Bist
du wirklich nächst dem Obergespan
de: Dümmste im Komitat, oder stellst
du dich nur so? Jch selbst tenne dich
und weiß, daß du es bist, — aber
vor die en Herren da könntest du
wohl den Schein wahren! —- Meine
rren, seien Sie nicht beleidigt —
-«ie miissen wissen, er thut’s nicht aus
Bosheit« »
ist« ,s « so -xk.,..»
»Mit wiusx laut-sue work-unser
beinahe bittend.
»Ja, ja, es ist wie ich sage. Er ist
so blöd’, daß ich nicht be reife, wie er's
nicht weiter in der Wet bringt als
zum Millionär. —- Und jetzt genug
der Liebensrviirdigteiten Jch bitte,
Zwei Blatt!«
Die Herren vertiesten sich in ihre
Ratten.
Urn dreiUhr am Morgen war Ba
ron Jllelch mit feinem Gelde fertig.
Er nahm von Goldberger, der un
mäßig gewonnen hatte. hunderttau
send Gulden auf Bon. —- Um vier
Uhr standen sie bei Stefanorvitsch,der
Von bei Karaßn
Unter Jllesch’ Händen schwand al
les. Die Karte, die er berührte, war
wie verhexi. Steianowitich, der nicht
gewonnen, noch verloren hatte, schlug
Abbruch der Partie vor.
Der erste, ver ihm schreiend wider
fvrach, war der Hausherr. Er wollte
sein Geld retten nnd ward vom Un
glück mehr verfolgt denn je. —Eine
Stunde später hatte Karaßy Bons
von ilym auf eine haive Million.
Seit Menschengedenten hatte es
trine so hohen Einsä e gegeben. Die
Offiziere standen any und weigerten
sich, weiterznsvielen.
»Ihr niiißt!« brüllte der Baron.
»Wir werden nicht weiterfpielen!«
rief Vero. »Du bist von Sinnen und
weißt nicht mehr. was du thust Jch
will mit keinem Narren fiirdeln.'
,Jbr Schurke-il« zischte Jllesch
»Wer ist gemeint?«
»Meine Diener natürlich!«
INnn sehen Sie, Baronf sprach
Gold-bergen »daß Sie nicht mehr wis
sen, was Sie reden!«
Die Leutnants gingen.
Jllesch blieb mit dem Grasen allein.
Ee begann zu weinen Karaßy sah es
mit grausamer Freude.
»Sei doch still, Memme! Heute ge
wonnen, morgen verloren!u
»Glaubst du, ich will von dir was
geschenkt haben, Perot Du bleibst
morgen da und ich gehe.«
»Unter z reunden —«
»Freund chast hin, Freundschaft
her. —- Du hast mein Gut gewonnen,
dir gehört’s in der Minute. Gib mir
einen Wagen nach Magdolinas.«
«Pist-a, besorg’ einen Wagen nach
Magrolinatz,« rief Karaßy den Die
ner an, und seine Augen blitztem
,,Fferko, gehe hin und werte deine Frau
OF
Jllesch seufzte. »Die Arme! Also
müssen wir gleich fort?«
»Weck’ sie!« herrschte ihn Pero an.
Der Baron wandte sich und ging.
Karaßy riß beide Fenster auf.
. Luft, Licht, ein frischer Atliemzug
damit die Erregung seine Brust nicht
sprenge.
In m»vO-O« ts- miuisssnlnnn
Und plötzlich stand Sota vor ihm,
mit schlafgerötheien Wangen und er
schreckten Augen.
Graf Karaßy blieb stumm
»Also wirtlich?« fragte sie.
s » a—Sota—-rnein ist alles, was
i du liebst: Gut und Gelb-Und jetzt
i-— auch du!«
i Er streckte die Arme nach ihr aus.
- Sie blieb regungslos stehen.
; Seine Augen vergrößerten sich.
sWie, sie flog nicht an sein Herz?
’ »Soia,« rief er, »meine Sota!"
s »Verzeihung, mein Name ist Baro
s nin Jllesch!«
) »Du willst nicht, du willst nicht!«
Fassungslos stand er diesem Räthsel
gegenüber.
»Ich gehöre zu meinem Manne!«
sagte sie mit der ganzen Hoheit einer
Frau, die eben ihre Tugend entdeckt.
Sie blickten sich lange, fest und
flammend an, Zoll fiir Zoll, derMann
das Weib, das Weib den Mann. Viel
leicht dämmerte dem Grafen nun das
Verständniß dafür auf: daß Frauen
eine Formel brauchen, um zu fallen.
Durch das Korn schritt um die
Mittagszeit Graf Karaßh, blaß,
iibernächtig und gebeugt·
Unter einem Eichenbaum setzte er
sich nieder.
Ein Hirtenbub ging vorbei, den
rief Pero an.
»Hier bast du einen Gulden, mein
Junge und hier einen Brief. — Und
nun pafz auf. Setz’ dich dort an den
Wiesenrand hinter den Bufch Und
warte. Wenn du einen Schuß hörst,
iauf ins Kastell und gib den Brief
ab. Aber geh’ nicht, ehe ich schieße
—denn vielleicht besinne ich mich noch
anders.«
Der Junge setzte sich an den Wie
senrand.
Er saß lange, lange dort und war
tete· Eine Viertelstunde verging und
noch eine. Einmal guckte er verstoh
len durchs Gesträuch und sah denGra
feu, wie er mit der Hand iiber einen
rothbliihenden Nelienbusch strich, der
üppig neben ihm wuchs. Eine letzte
Liebkosung der Erde, die ihm alles ge
geben und genommen.
Auf einmal ertönte ein KnalL
Der Junge flog. wie ein Pfeil dem
Schlosse zu.
Jn der-Hand schwenkte er den Brief.
—-Graf Karaßys rechtskräftiges Te
ftament.
Er hatte darin die Baronin Sofia
Jllesch de Nagyfalu, gebotene Gräsin
Meneschh zur Universalerbin gemacht.
Er hatte leinen Heller besessen außer
dem Gut, daß er vor taum zwölf
Stunden gewonnen.
Selteue berufe.
Eine Blüihenlese bietet das Berli
ner Adreßbuch. Man findet dort un
ter anderem folgende Berufs-auszeich
nungen: Abreibunas - Spezialift,
Amtstrachten - Schneider, Anweiser,
Billardtuchstopfer, Blutegelhändler,
Bierfilzerzeuger, Elementbauer, Eis
rnülley Fliegenfänger, Geweihnach
bildet, Glasbrockenhändler, Haus
fchwammvertilger, Hervenabendagent,
Lorbertlaub-Lieferant, Lumpenmaler,
Maullorbmacher, Museumseinrichter,
Paginierer, Puppenschuhmacher, Re
tlameanwalt, Rollmops - Fabrikant,
Schooßhund-Ziichter, Schönheitspfle
zer, Tanzkassirer, Theatersitz-Einrich
ker, Thorarollenikreibey Ziegendref
eur. ’
Riß-lüfte Verständisuus.
Der Herr Kommerzienrath, der ei
was schwerhörig ist« hat sich zwischen
feinem Arbeitszimmer und der Stube
seineöDieners Johann eine Telephon
verbindung einrichten lassen. Er
schärft Johann ein, sich ja recht deut
lich auszudrücken, wenn er am Appa
rat ist. Kurze Zeit darauf fragt der
here Kommerzienrath bei Johann an,
ob die gnädige Frau von ihrer Aus
fahrt zurück ist. Er erhält aber, ob
wohl sich Johann am Apparat befin
det, keine Antwort. Aergerlich ruft
er Johann in sein Zimmer und fragt
ihn, warum er nicht geantwortet. Jo
hann erwidert treuherzig: »Ich habe
ja ganz deutlich mit dem Kopfe ge
schüttelt, here Kommerzienraih.«
Va- Zexmelim
Slizze von Wilhelm Jensen.
Um die Sommersonnenwende irat
ich eines Mittags aus meinen Ballon.
Schwere, brütende hitze lag aus Allem
rundurnher, keine Hand rührte sich zur
Feldarbeit, in den entfernten, daund
dort zerstreuten säusern saßen die
Leute um die Eß chiissel oder ruhten
auf den Wandbänten. Dustschleier
iiberhiillten die hohen Felsenkronen
der Berge, weißleuchtende Wollen
hielten wie sestgebannt darüber an,
und von der bauchlosenLust ging keine
leiseste Bewegung für den Blick aus;
lein Laut traf ans Ohr, selbst die
Grillen rasteien. Ganz regungslos
stand das schon goldsarbig werdende
Winterlorn aufrecht, auch die Ro gen
muhme schlief, ihre grau wa ende
Schleppe ward nirgendwo sichtbar.
Jn diese Mittagsschweigsamleit
schaute ich hinaus, aber dann zog doch
einmal eine kleine Bewegung meine
Augen auf sich. Nur eben merkbar
war sie; wie wenn eine winzige,
schmale Lustwelle durch die Roggen
halme gleite, schwankten leis einige
Aehren und beruhigien sich wieder.
Doch die Regung pflanzte sich sori,»
gegen mich heran, aus den Gartenhag
zu, wo er vom Kornseld begrenzts
ward. T
Mä- h
s-- M:—k:lsssn«2I-«IO «O
T Volk UUII Uhh VIIDUIOVUIIVUOIIYI Ov- »
zeugt schien’s, ein Traumgesicht, trotz«
sder blendenden Tageshelle oder eben
durch diese gautelnd vorgespielt. Aber
auch in dieser mittägigen Geister
stunde ergab’s sich, daß jede Wirkung
einer Ursache entspringe, denn nun
schlüpfte aus dem Aehrenrand etwas
hervor, ein spißes Köpfchen, dem ein
langgestreckter, schmal-graziöser Leib
nachfolgte. Ein kleines Vierfüßler
thier mit röthlich braunem Rücken,
weißer Kehle und Brust und schwarzer
Cndhälfte der Ruthe. Klugäugig
aufmerksam sah’s umher, schnellte sich
dann behenden Sprungs am Hag em
por und herüber nach dem Brunnen
:rog. Weitum mochten von der Trot
kcnheit der letzten Wochen Quellen
s nnd Tümpel versiegt sein, begierig
ftillte es seinen Durst. Unvertennbar
war’s eine Vioerra candida, ein Her
metin im sommerlichen Kleid.
Ein turzes Weilchen, da kam ein
zweites hinzu, das Weibchen schien’s
zu sein« Hatten sie verabredet, sich
auf ihren Streifzügen hier zu treffen?
Ob sie mich gewahrten, ließ sich nicht
erkennen; fcheulos, bald etrennt, bald
sich nah an einander ge ellend, lösch
ten sie den Durst, ein Gefühl in mir
nseckend, es erfreue sie, daß sie zusam
mengetommen seien. Dann ver
schwanden sie gleichzeitig über den
Hag zurück, die Aehren schwankten
wieder leis, doch nebeneinander in ge
rade Linie fort. Jch blickte den un
sichtbar Gewordenen nach, offenbar
schlugen sie gemeinsamen Weg ein,
vermuthlich ihrem Bau zu. Die Jah
reszeit war’s, in der sie heranwach
sende Junge haben mußten.
Das bestätigte sich durch Zufall am
nächsten Abend meinem Blick. Auf
meinem Gang tam ich an einem gin
sterverwachsenen Abhang vorbei und
gewahrte unter mir in einiger Ent
fernung vor dem Erdloch, wahrschein
lich einem alten Hamsterstollen, drollig
durcheinander tummelnde Bewegung.
Das Hermelinweibchen spielte dort
mit fünf oder sechs Jungen, aller
liebsien Geschöpfchen. Es legte sich
auf den Rücken und ließ den Schwarm
über sich klettern, heruntertngeln und
wieder hinauftrabbeln. Ab und zu
sprang die Mutter plötzlich auf, faßte
vorsichtig eines aus dem Gewimmel
mit den scharfen Zähnen am Nacken
und trug’s eine Strecke weit fort.
Dann machte sie sich in großenSpriin
gen zu den anderen zurück, und es er
regte den Eindruel, als ob alle sich
taran belustigten und in ihrer Art
darüber lachten, wie das kleine ausge
fetzte Ding noch unbeholfen sich Mühe
gab, ängstlich und möglichst hurtig
wieder heranzumusseln.
c—
m L ,
" Qll aktuelle Iscy uic Oz( sic. icon sei
Seite her erschien plötzlich das Männ
chen durch das Ginstergewirr, ein
junges Hühnchen im Mund tragend
und nun mitten zwischen seine Nach
ldmmlinge hinein auftischend. Jm Nu
ließen sie vom Spiel ab, wimmelten
um den Abenoimbiß und zeigten, daß
sie sich fchon gut darauf verstanden,
mit den spitzen Zähnchen jeder feinen
Antheil von der Mahlzeit an sich zu
nehmen und eilig zu verspeisen. Die
beiden Alten hockten zuschauend da
neben; es lonnte nicht Zweifel lassen,
sie erfreuten sich an der Hungerbefrie:
digung der Jungen.
An einem der folgenden Tage hörte
ich, in der Nähe eines Landgehöfts
vorübergehend, einen Knall und sah
gleich danach den mir bekannten här
rischen Inhaber mit einer Flinte in
der Rechten, in der Linien etwas
Weißschimmerndes haltend. Er rief
mir entgegen: »Diesmal habe ich den
Hallunlen, seit zwei Wochen lauer’
ich ihm auf.« Zu ihm hintretend, er
lannte ich das todte, durch den Kon
getroffene Hermelinmännchen, und
unwillkürlich kam mir vom Mund:
»Der arme Kerl —«. Doch der Bauer
fiel eint »Da ist nichts zu bedauern,
dem geschieht’s recht; in einer Nacht
bat er mir fast ein Dutzend Tauben
im Schlag umgebracht, nur eine we -
eschleppt, aber den anderen die Häl e
urchgebifsen, ihnen das Blut auszu
trinlen. So, mein Freund, nun ists
mit deinem Durst still. «
Daran konnte ich vernünfti er
Weise nicht viel erwidern, sagte ni ts
—
l
als, dem Erschossenen einmal mit der
band iider die weiße Brust streichelnd:
»Es ist nur, wenn man Jemand per
sönlich gekannt hat,« und ging weiter.
Doch der schöne, zur Abendstille nei
gende Tag sah mich verändert an, ich
wußte mir nicht recht u sagen, wie.
Das Knallen des Schufses hatte einen
disharmonischen Klan aufgeweckt,
der mir auch durch die Fliatur und in
mir selbst seine Schwingungen fort
sette Es war so in der Welt und
konnte nicht anders sein; die Daseins
bedingungen des Thierlebens brachten
es mit sich, wie gleicherweise die der
Menschheit. Nur stellte es sich in der
Einfachheit des ersteren nackter zur
Schau, ward irn andern, unter ber
genden Gewändern verhüllt. Der
Zwang der Natur, der die Härte und
Herrschaft des Stärkeren schuf. Das
Hermelin und der Bauer hatten in der
Nothwehr gegen diesen Zwang das
Gleiche gethan; Recht und Unrecht,
Selbstsucht und Grausamkeit waren
falsche Bezeichnungen dafür. Der letz-;
teren tonnte man nur die Natur be-!
schuldigen; doch auch an ihr, als an!
etwas Fühllosem, fiel das Wort in-j
haltsleer ab. i
Mir iam im Weitergehen der Ge-J
danke, die Jungen des Hermelinpaa-;
res würden jetzt verhungern. Iflndeßs
das war eine unbegriindete Be ürch
tung; von Hunger getrieben, vermoch
ten sie wohl sich selbst schon zu helfen,
und wenn ihnen dazu die rechte Be
hendigteit noch für einige Zeit abging,
sorgte jedenfalls die Mutter für ihre
Ernjihrung
M. »
Wlll IS chllcc ch Yclllllk, Wcllljc
diesen Trieb in sie gelegt? Man
nannte es so. Aber woher erschuf die
Fühllose, die keine Grausamkeit em
pfand, den Drang der Mutterliebe?
Eine linde, wundersame Vollmond
Hnacht folgte dem Tag, weißbeglänzt,
Itlar und zugleich silbern umschleiert
ilag Nähe und Weite. Jch trat noch
einmal aus den Ballon hinaus und
zsah dem hüpfenden Spiel der Strah
len aus dem Brunnenwasser zu.
Davon gings mir wohl mit einer
Vertniipfung in den Schlaf nach, daß
ich, einmal erwachend, deutlich wie in
Wirklichkeit den Ginsterabhang mit
dem Eingang in den alten Hamster
bau vor mir gewahrte. Die jungen
Hrrmeline schliefen vermuthlich zu
sammengetrochen in der Erdhöhle;
vor dieser hockte nur das Weibchens
achtsam in das Mondgeflimmer hin
ausblictend und bei jeder leisen Bewe
gung eines Gezweigs den Kopf dort
hin wendend.
Dachte sie etwas-? Und was dachte
sie? Vielleicht:
»Er bleibt heut’ Nacht lange aus
— Er ist wohl weit auf der Jagd fort
und bringt mühsam schwere Beute
mit—
Aber so spät ist er selbst damals
mit dem Kaninchen nicht gekommen—
Es fiel ein Schuß heute Nachmittag
drüben bei dem Haus, wo er neulich
dir Taube geholt —
Wenn ihm ein Unglück zugestoßen
wäre und er könne nicht mehr wie
der-—
Dann müßte ich allein für die Jun
gen sorgen —
Wir würden nicht mehr zusammen
durchs Korn schleichen, uns locken
und necken —
Das ist so fröhlich, und er freut
sich so, wenn er nach Hause kommt,
an den Jungen. und ich freue mich
auch immer, wenn ich seinen Kopf
durch den Ginster tauchen sehe-—
Käme er doch! Wo bleibt er— ?
Mir wird’s so bange zu Sinn —«
Denkt ein Hermelin so mit Bor
stellungen in einer wortlosen Sprache?
Ich weiß es nicht: aber es rührt mich
sonderbar an, daß der tenntnißstolze
Mensch nichts von den Gedanken und
tsirngfindungen seiner Mitgeschöpfe
wet .
Schnell überführt.
Es war ein heiterer, fonniger Juni
tag. Die Passagiere eines Amerika
dampfers waren vollzählig aus Deck
versammelt und hatten sich hierhin
und dorthin vertheilt, die einen in
Gruppen plaudernd und lachend, die
anderen ihren Gedanken nachhängend
oder lesend.
Eine im bequemen Triumphstuhl
liegende Dame fand ihren breiten
Sealftinumhang lästig warm werden.
Sie nahm ihn ab nnd hängte ihn
iiber die Stuhllehne, wobei sie sehr
sorgfältig darauf achtete, daß der Pelz
nach oben gerichtet blieb. Er kutschte
aber zu Boden, Und da sie theils mit
eifrigem Lesen, theils mit Betrachtung
des wundervoll glitzernden Meeres be
schäftigt war, merkte sie nichts davon.
Eine andere Dame ging vorüber.
Sie sah den eleganten Pelz am Bo
den liegen, überzeugte sich mit schnel
lem Blick, daß Niemand in der Nähe
war, der sie beobachten konnte, bückte
sich im Boriibergehen und nahm den
unbeaufsichtigten Umhang an sich.
Die lesende Besitzer-in desselben war
aber durch das nahe Vorübergehen
der Dame aufgestört worden und
hatte halb inftintiv ihr Niederbücken
gemerkt.,Ein Verdacht durchzuckte sie,
sie sah sich nach ihrem Sealstin um —
er war verschwunden
Unoerzüglich sprang sie auf und
lief der davoneilenden Diebin nach.
»Sie haben mir meinen Umhang weg
genommen,« sagte sie und griff nach
dem Pelz über ihrem Arm.
»Was fällt Jhnen ein?« that aber
die jehige Trägerin des ansehnlichen
— . --« , ’
Essny «-s--—-—-—
MAX
Ven (im Motorboot): »Harm! Das ist doch ein ganz anderer Spott,
als immer Hühner und Gänse auf dem Lande zu überfahren!«
Stückes sehr entrüstet. »Dieser Kra
gen gehört m· schon seit Jahren.«
Durch das inundherzanken wurde
der Fall nicht aufgeklärt, von den her
zudrängenden Mitreisenden «konnte
Niemand Zeugniß abgeben für die
eine oder die andere Partei. Es traf
sich aber glücklich, daß sich unter ihnen
ein scharfsinniger Rechtsgelehrter be
fand. Dieser brachte schnell genug
Licht in die Sache. Er nahm das
Streitobjeit, zusammengelegt wie es
war, an sich und fragte die Dame, die
es seit Jahren besessen haben wollte:
»Was für ein Futter hat der Um
hang?«
Das war nun eine Frage, die die
Diebin in Berlegenheit brachte, denn
vorn Futter war nach außen hin nicht
das Mindeste zu sehen. Sie dachte
aber, ein Sealstin wird ja wohl ge
fiittert sein wie der andere, und sagte
daher mit imponirender Sicherheit:
,,Braunen Satin, nicht wattirt.«
»Und was sagen Sie?« wendete sich
»der improvisirte Untersuchungsrichter
Yan die richtige Besitzerin.
I »Schwarzen Satin — und der ist
ileider schon stark briichig,« antwortete
idiese kurz und bündig.
F Sie hatte natürlich recht, denn als
sder Umhang jetzt auseinandergebreitet
swurde, ergab es sich daß der leichte
)schwarze Seidenstoff des Futters über
und über zerschlitzt war, so daß die
Besitzerin sehr weise gehandelt hatte,
den Kragen sorgfältig nach außen zu
sammenzulegen.
Jedenfalls war durch die kurze und
stlare Antwort ihr Eigenthumsrecht
unzweifelhaft bewiesen. und durch
einstimmiges Urtheil der lachendcn
Zuschauer wurde ihr der Pelzumhang
auf der Stelle zurückgegeben
-.-——
Zur Geschichte des Soldatenzopfes.
Jn der letzten Sitzung des Vereins
fiir Geschichte der Mart Brandenburg
sprach der Geh. Archivrath Dr. Bail
lcu über eine vergessene Zentenar-Er
innerung, das Abschneiden des Zopfes
in der preußischenArmee vor 100 Jah
ren. Er führte das Urtheil eines
Franzosen von 1805 an, daß in der
vreußischen Armee die Kunst, den
Menschen an lästige Unbequemlichtei
ten zu gewöhnen, aus das Aeußerste
getrieben sei, und die Schilderung
Votens, in der es heißt: ,,Eine wahr
hafte Plage bildete die Herstellung der
Frisur. Wenn Morgens ausgerückt
werden sollte, begann bald nach Mit
ternacht der Haarputz, es wurden die
Zöpfe gebunden; Pornadebiichsen und
Kleistertöpfe geöffnet, und eine Wolke
von Mehl lagerte auf dem Werke.
Wer fertig war, mußte auf seinem
Bett sitzen, um die Arbeit nicht wie
der zunichte zu machen.« Jm Kriege
von 1806 nun ist der Zopf allmäh
lich gefallen. Jhrse Vollendung er
hielt die Zopfabschneiderei dadurch,
daß zu Anfang Mai 1807, während
seines Aufenthaltes im russischskn
.Oauptquartier, auch König Friedrich
Wilhelm der Dritte selbst sich seinen
vaf abschneideii ließ und ihn der Kö
nigin Luise übersandte. Die Königin
hat ihm darauf folgende bemerkens
rverthe Antwort gegeben (im Original
sranzösisch): »Das Geschenk, das Du
mir gemacht hast, ist wirklich von
ganz neuer Art, und sicher werde ich
diesen Zopf mein ganzes Leben lang
ausbewahren«.... Später fügt sie
noch hinzu: »Ich muß Dir sagen, daß
das Geschenk Deines Zopses mir
wirklich Vergnügen gemacht hat; ich
wünschte längst diese Toilettenände
rang, denn während des Krieges ist
Alles, was die Toilettebediirfnisse ver
einfachen kann, wirklich gut.«
« -—--.—--.-.— .
Die Telephon-Minnen von Mannen
Wir lesen in der Zeitschrift für
Schwachstromtechnit: Die Amerikaner
haben das Telephon natürlich auch auf
die Philippinen mitgebracht. Nicht
mitgebracht haben sie aber die Tele
ohonistinnen Diese rekrutiren sich
vielmehr aug den angssehenstrn und
n-ohlhabendsten Famil lien ver Filipi
noS und unterscheiden sich nicht wenig
von ihren Berufsgenosscnnen in an
deren Ländern Unvermeidlich von
einer Dienerin als Gardedame be
gleitet, kommt die Telephonistin in
Manila zum Dienst. Die Dienerin
bringt ihr dann das Frühstück und
holt sie ebenso unvermeidlich vom
Amt ab, sobald die Stunde der Ab
lösung geschlagen hat. Telephonistin
in Manila zu sein ist eine hohe Ehre,
die den Zutritt ,,besien« Gesell
schaft sichert. stereilich spricht eine
solche Telephonistin auch Englisch,
Spanisch und Tagolog und manche
noch Chinesisch, Japanisch und andere
orientalische Sprachen. Neben einer
überaus sanften Stimme hat sie noch
Sie Tugend des Ostens, keine Eile zu
ennen.
Fami.
Lehrer: »Warum habe ich dich einen
kleinen Dummkopf genannt?«
Mäxchen: »Weil ich, noch nicht so
groß bin, wie Sie, Herr Leh
ren-i L
Nu also! -
»Md«chte um eine kleine Unterstütz
ung bitten, habe schon seit längerer
Zeit keine Arbeit!«
»Da hätten Sie sich eben mehr nach
der Decke strecken müssen!«
s »Das habe ich immer thun müs
cn!«
»Was sind Sie denn?«
,,Zimmerma!er!«
Frauenlogit
j ,,...Nicht wahr, liebes Männchen,s:
kDu siehst mich ebensogern mit
;einem alten, wie mit einem«
ineuen Hut?«
i ,,Ei gewiß!«
i »Gut! Dann kann ich mir also
’einen neuen Hut kaufen» .!?«
Ein Dulder.
Sie: »Aber Eduard, mußt Du
denn jeden Abend so spät aus dem;
Wirthshause heimkommen? Um 8Uhts
t: st Du gegangen und jetzt ist wieder
Mitternacht vorüber Kein Auge habe
ich Ewährend der Zeit zuthun können!«
.»Ja, glaubst Du vielleicht-—
ich?!«
Beim Wohlthätigkeitsfch
eFrau: »Hast Du nicht gesehen, wie
der junge Doktor während Der ganzen;
Auffijhrung begeistert und verklärt
neben unserer Frieda saß und nichts
aß und trank?«
Mann: »Ja, weil er kein Geld
hatte. Nachher hat er mich anges
punipt.« ,
Mißverständiiiß.
A.: »Was bedeutet die Nummer
auf jedem Automobil?«
B.: »Das ift eben die Nummer, die
jedes Auiomobil im Staate zu führen
hatt«
A.: »So, ich dachte, die Nummer»
bedeute die Anzahl der Leute, die er
ijtsersashren h·abe.«
Sclbstcrkciititiiiß.
»Unser Ehezwift, liebe Schwieger
mama, ist ja durch Jhre Hilfe glück
lich beigelegt. . Wie lange denken
Sie noch zu bleiben?«
,,Sechs Wochen, mein Lieber —
Ztrafe muß sein!!«
Pech. «
»Du hast mir doch schon oft ver
siiochen, daß Du mit Mama sprechen
willst.« — .
,,Ja, ich habe es auch schon mehr
mals versucht, aber sie hat mich ni«
zu Worte kommen lassen.« ·
— »I«
Kinder-mund. "
Verehrer (der Tochter des Hauses,
zu deren kleinem Brüderchen): »Was,
malen kann deine Schwester auch,ich
weiß doch nur von Klavierspielem
Fierbschnitzen.«
Brüderchem »Ja, Sie hätt-en nur
sehen sollen, wie sie sich heute früh
das Gesicht wieder bemalt hat!«
—————— w
tfsin tlngcs Kind.
Er: »Aber Bertha, wo warst Du
denn schon wieder? Seit Monaten
bist Du den ganzen Tag nicht da
l)ein1!«
Sie: »Ich war in einer Sitzung;
soeben hat man mich zur Präsidentin
des neuen Asyls für verwahr
lo ste K in der gewählt!«
Else: »Ach, Mama, nicht wahr, da
thun wir gleich unseren Richard und«
nnsete Helene hineinl«
Mißverständniß.
Das ganze Haus ist in Ausregun .
Es fehlen sechs silberne Löffel. e
Dienstinagd, aus Die schließlich des
Ver-dacht fällt, wird einem strengen
Verhör unterzogen und gesteht auch
wirklich den Diebstahl ein.
Hausfrau: ,,Also Sie haben mit
die silbernen Löffel gestohlen!?«
Dienstmädchen: ,,Gestohlen? Kein
Gedanke! Sie sagten ja selbst: Gehen
Sie mit allen Sachen um, als ob es
Ihre eigenen wären-«