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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 20, 1907)
jin unheimlicher Reisegefährte ekle-miss· pFOup Ast-im « 1. « In einem heißen Sommerabend be IK ich in Buenos Aires den Zug, um sit nach Rosario zu begeben. Man sistt mit dem Schnellzuge etwa zwölf Stunden und verliert nichts an Zeit, Jenes kann man beklagen, daß man pähkend der Nachtfahtt um denGenuß tkntr schönen Gegend gekommen ist; Idenn einförmig zieht sich der unend liche Kamp dahin, und immer wieder Wen sich dem Auge des Beschauers Ue ungeheuren Weizen- und Mass aldey die langgestreckten Viehweiden t. Das Abtbeil des Schlafwagens theilte ich mit einem Mann, welcher wohl Mitte der Dreißiger stand und mirs-ich zählte kaum 22 Jahre — trotz meiner Jugend und noch unge nügenden Menschenkenntniß,« einen widerwärtigen. um nicht zu sagen unheimlichen Eindruck machte. Um 8 Uhr etwa hatte derZug Buenos Airesi verlassen, und die meisten Fahrgäste’ -hatten erst noch im Speisewaaen sichs etfrischt; so auch ich. Gegen 10 Udrs «—-« wir hatten schon Tarni-atra die! . erste größere Station, passirt —- be- I Kannen wir uns in unsere Schlafkojen J zurückzuziehen Wie schon erwähnt. i «-inachte mein Schlafpartner auf mich« keinen so unheimlichen Eindruck, daßj · wie die unendlich kleinen undtiickisch T Knie bineinaetlettert war. sAuf seinen « nen. teaairte ich nicht, unter dem Var . wande. ich sei zu müde, trondem ich spfet Tan. der Dampfpfeife und das . · fchmetzte mich wahnsinnig: es wurde - fix-»und fertig angezogen, und hatte , Reise-Utensilien enthalten hatte, laa - BLINDE-schöpng Hier Geruch av. aarettr. der ein eigenthiimlicher, fast saesährten währenddessen zu studiren «Werthsachen fiir diese Nacht wieder Idvch in Schlummer. JLider zu öffnen. Endlich — nach lan gem Kampfe zwischen Wachen und «-lichteit wieder zurückversetzt Mein ich es kaum über mich vermochte, michs ganz zu entkleiden. Er hatte mir. als er den Schlafwagen betrat. den Abendgruß geboten, den ich auch höf lich erwiderte. Aus seine Frage, ob es mir unangenehm fei, wenn er noch eine Ziaarette rauche, bat ich ihn, un ter diesen Umständen doch die nach dem Gange führende Thür offen zu lassen, damit der Tabalsrauch hinaus ziehen könne. Wie es mir schien, Zif nete der Unheimliche nur widerwillig die Thiir und begann nun. seine Zi betiiubender Duft entströmte, zu Ende rauchend, sich seinerseits zu entkleiden. Ich schlief in der unteren Kote und hatte Muße, das Gesicht meines Reise Es war ein starker Mann, auf dessen Stiernacken ein abstoßend eckia ge formter Kon saft. Die spitze Nase und die zusammenaetniffenen Lippen mit dem darüberstehenden dünnen, wachs gelben Schnurrbart würde ich in mei nem ganzen Leben nicht veraessen und doch stießen mich diese abschreckenden Mußerlichteiten noch nicht so zurück, bliesenden Augen. Welche Farbe diese hatten. ich könnte es nicht saaen, jeden falls schienen sie dunkel zu sein. Kurz nnd aut: mich düntte es besser. meine Heinileider mit den darin befindlichen einzuziehen und ich that dies auch. nachdem mein Gefährte in die obere Versuch, noch ein Gespräch zu begin aar nicht daran denken konnte, vor ein bis zwei Stunden Schlaf« zu finden -,-—eine so starke, mir fast unerklär liche Aufregung hatte sich meiner be mächtigt Allmählich aber versank ich « Ein langgezogener, heulender, schar plöjliche Halten des Zuges schreckten mich aus dem Schlaf. Mein Kon mir schwer, die wie mit Blei keiafteten Schlaf und unruhigen Träumen — tvurde ich munter und fand mich unter anfänglichem Staunen. das sich bald in Entsetzen umwandelte, in die Wirt Reisegefährte stand vor meinem Lager, meinen Rock in der hand; meine Handtasche, welche allerdings nur gwalifam erbrochen am Boden und r Inhalt zerstreut daneben. Das Loupe war mit einem betäubenden Ehloroform erinnerte. Als mich mein i unheimlicher Paitnei die Augen auf schlagen sah, bekam sein Gesicht einen mir fast das Blut erstatten machenden Wnthausdtuck Was ich in jenem An enblick dachte, ich weiß es nicht me , jedenfalls vernahm ich die mit dem Ausdruck teuflischet Wuth mehr gezifchten als gesprochenen Worte: »Seht-eigen Sie! Ein Laut—und Sie sind verloren!« Was wollte ich gegen diesen herkulisch gebautenMann machen?! Jch mußte, itoyem dieNach -bce-Abtheile voll von Menschen wa ren, die mir, wenn sie meine Noth intze geahnt, sicher geholfen hätten, dem Unhold meine in den Beinkleidern perhoegenen Werthsachen und mein »Seid, mein ganzes erspartes Geld, M 2500 Pesos, einhöndigen ifchen hatte der Zug, det, wie ichspaiee erfuhr, auf freiem Felde M halten müssen —- eines Ochsen n. der gerade zwischen den Ge feine Ruhestatt ans schlagen As ---ioiedet seine Fahrt-i Lttgesekt Räuber meiner Wetthsachen hatte nachdem ei diese in einen ziemlich( ,gelben Hans-kosten sie nur -—« kurzen Blickes wärdigend und « ’ nur auf Augenblicke von d efehlogem indem et rings ifiein Rsseiil deckiåz « « ge es w e NO in meiner nnd wagte « W Mit bewegen Ein Ko ers neinigie mich. und immer noch mehr Rauch füllte offenbar den Raum an. Mei nen unheimlichen Nachbar, · der ds? an dem Kopfende meines Lagers s schien das nicht zu rühren, und nuier betlemmendem Schweigenschien auch er den anbrechenden Tag zu erwarten. Die Rauchentwicllung nahm immer mehr zu, und ich machte die Entdeckung, daß einnabaliihnliches Pulver die Ursache war, welches aus dem Boden in einem Metallschälchen glimmte. Da endlich, unter peinvollem Warten graute der neue Tag. Tau send Gedanken durchtreuzten mein Hirn, die Kopfschmerzen hatten unter dem Einfluß der hereinftrömenden fri schen Morgenlust fast ganz nachgelas sen, und ichgrübelte, wie ich wohl am besten wieder zu meinem Eigenthum gelangen könne. Mein entsetzlicher Nachbar indeß verharrte nach wie vor in sinsterem Brüten, und mir wollte kein rettender Gedanke kommen. End lich brach ich das Schweigen, ihn bit tend, mir doch wenigstens meine Uhr und einen Theil des Geldes, welches meine gamen Ersparnisse mährendj dreier Jahre hattet Arbeit seien, zu-( rückzugeben, jedoch finster schüttelte er » den Kopf. f s Verzweifelnd iiber mein Mißgeschick mag ich betrübt genug vor mich hinge blickt haben, bis ich durch das Pochen an unsere Kahinenthiir seitens des Wärters aus meinem traurigen Sin nen gerissen wurde. Jn einer Stunde etwa mußten wir in Rosario einlau sen, und ich machte Miene, mich zu er Jheben, um mich anzulleiden, hatte je doch meine Rechnung ohne meinen furchtbaren Genossen gemacht. Jch mußte mich fügen und wider meinen Willen in der Schlafloje verharren. Schon näherte sich der Zug mehr und mehr dem Weichhilde der Stadt, schon ertönten die Signale der Lolomotive öfters. da plötzlich hielt der Zug. Jn demselben Moment, mit Blitzesschnelle hatte sich mein Reisegenosse erhoben, den Handloffer in der band die Thiir ausgerissen und sie, hinausstiirmend. dröhnend hinter sich zugeschlagen Mit einemSeufzer der-Erleichterung sprang auch ich auf und ergriff den Thür driieler. Doch die Thür war verschlos sen, der Riegel von außen vorgescho ben. Wüthend hämmerte ich gegen die Thür. Jch hatte die Genugthuung daß sie sofort von einem der nach dem Ausgang strebenden Reifenden geöff net wurde. »Ich hin bestohlen, he rauht«, schrie ich den über mangelhafte Toilette erstaunten Reisenden zu. Es entstand eine Stockung, und der fast am Ausgang des Ganges sich befin dende Räuber meines Geldes wurde hierdurch aufgehalten. Jch strebte ei nem der Gangsenster zu und machte mich den außen befindlichen Trägern und Beamten durch Schreien und Ru fen hemerlbar. »Der Mann mit dem großen, hellgelben Reisetoffer hat mich bestehlen, haltet ihn!«« Die Menge wurde aufmerksam, doch da lah· ich den Unbekannten schon die Menge durchschreiten, jedoch —- ohne Koffer. Wie besessen stieß ich die Menge in dem Gange beiseite, und —- o Gliickl —- der Gauner hatte in der Angst, sich durch den Koffer zu verrathen, ihn im Stich gelassen. Der Koffer wurde auf das Bahntommissariat gebracht und nach Verlauf von einer Stunde wur den meine sämmtlichen Sachen ohne irgend welchen Verlust mir wieder ein gehiindigt. Sö endete meine erste Fahrt nach Rosario. Meine Sachen hatte ich wieder. und infolge des auf so eigenartig glückliche Weise in den Besitz der Polizei gelanaten Koffer-s wurden auch verschiedene darin befind lche Schmucksachen, welche in jener Zeit besonders auf den Mantel-idea Buenos-Aires-Dampfern ihren Be sinern während der Reise gestohlen worden, wieder entdeckt und zum größten Theil wieder jenen zugestellt. Der Verbrecher aber war trotz eifri gen Suchens seitens der Polizei wie vom Eidboden verschwunden 2. Ungefähr acht Jahre später befand ich mich auf der Reise von London nach New York auf dem amerikani schen Postdamvfer »Cith of Ner York Wir hatten herrliches Wetter aus dieser Fahrt, und die ganze Reise gesellschaft, mit Ausnahme weniger an der Seekrantheit noch leidenden weib lichen Wesen, befand sich in ausneh mend froher Stimmung Als aber am letzten Tage einer anscheinend sehr reichen- Engländerin ein werthvoller Schmuck abhanden kam, gab es einen trüben Mißton in unserer heiteren Ge iellichasi. Mes. S. hatte ihren Schmuck, ein Verlenhalsband nach dein Diner abgelegt und es in das da fiir bestimmte Kästchen gethan. Das lKiistchen mit dem werthvollen Schmuck hatte sie alsdann in einen großen Kos fer eingeschlossen und den Schlüssel zu dem letteren in ihr Handtäschchen, ; welches sie immer bei sich hatte, hin- I einaethan Darauf war die Dame noch an Deck gegangen, um die ange- i nehme, frische Seeluft einer wunder bar schönen Juninacht zu genießen Am anderen Morgen, nach dem Laffen wurden die sämmtlichen Pas sagiere 1. Masse gebeten, iich alle ist ihre Rubinen zu begeben und, sei es wer auch immer sich einer genauen - Leibes- und Kofferteviiion unterziehen ; in W. Erstaunt blicken die Rei senden den sie zu dieser sonderbaren Maßregel auffordernden ersten Offi ziee an, und dieser erklärte dann, daß, wie ich schon erwähnte, der fast Allen bekannte und von vielen sehr bewun derte Perlenschmuck der MU. S. ge stohlen worden sei, und zwar sei der verschlossen gewesene Koffer erdrochen und der Schmuck aus dem Kästchen entwendet worden. Bei den sämmtli chen Angestellten des Schiffes sei schon während der Nacht und am frühen Morgen ohne Resultat nachgeforscht, und um den Dieb fassen zu können, der sich sicher an Bord befande, wäre eine genaue Untersuchung sämmtlicher Passagiere geboten. Theils schweigend, theils entrüstet, theils lachend folSten die Reisenden dieser Anforderung i l i zwenn allen die Unannehmlichteit der Leibes- und Koffervisitation auferlegt während vor jeder Kabinenthür ein Bediensteter des Dampfers Posto ? faßte und so gewissermaßen alle Pas- J sagiere gleichzeitig in Schach gehaltens wurden und Niemand im Stande war, irgend etwas heimlich beiseite zu schaf fen. Die Untersuchung verlief gänzlich resultatlos, und. offen gestanden, es schien auch von allen, welche hier einer Untersuchung unterworfen wurden, Niemand geeignet, einen so frechen Einbruch zu begehen. Nach der Unter suchung fanden sich fast alle Betheilig ten auf Deck ein. und diese unerklär liche und peinliche Angelegenheit wurde besprochen. Bei dieser Gele genheit kam-auch zur Sprache, das, würde, solche doch auch, um gleiches Recht fiir Alle zu üben, an den Kran ken, welche ihre Kabinen schon die ganze Reise hindurch kaum oder gar nicht verlassen hatten, zu vollziehen sei. Dies war nun allerdings nicht gesche hen. Es waren —- wie man durch den Schiffsarzt wußte —- drei Patienten an Bord: zwei ältere Damen, welche seit Beginn der Reise an Seelranlheit litten und welche durch nichts bewogen werden konnten, auch nur einen Fuß auf’s Deet zu setzen· Außerdem war ein tranter Herr an Deck, welchen ei gentlich außer dem Doktor und dem ihn bedienenden Steward noch Nie mand zu Gesicht bekommen hatte. Der Arzt hielt ihn für einen Son derling und Hypochonden Eine ei gentliche Krankheit habe er bei dein anscheinend reichen Manne ncht fest stellen können, da er heute über das, morgen über jenes klage. Der Natio nalität nach halte er ihn für einen Spanier oder Italiener, da er Engkisch zwar spreche, aber mit dem Atzent der Südländer. Es wurde also bei Ros ien, diese drei Patienten auch einer Vi sitation zu unterwerfen· Zuerst ta men die Damen an die Reihe, welchen der Arzt die peinliche Ursache erklärte« und die beiden ehrwürdigen Matronen unterwarfen sich auch ohne Zögern dieser Untersuchung Wie bei allen Uebrigen wurde auch bei ihnen n·chts Graoirendes gefunden. Darauf begab sich der Arzt, beglei tet von dem Kapitiin und dein Ersten Offizier, zu dem uns unbetannten Herrn. Auf die Eröfsnung des Arz tes über den Zweck und den Grund der Untersuchung murmelte der Kranke ei nen Fluch und wars die Schlüssel zu seinen in der Kabine befindlichen Kof fern aus sein Bett. Jn den Koffern, welche in der Kabine standen. die der Patient allein für sich gemiethet hatte. war, wie bei allen übrigen Reisenden, nichts zu finden. Schon wollte sich die Untersuchungstommission zurück ziehen, als der Erste Offizier den Ka vitiin und den Arzt darauf aufmerk sam machte, doch auch das Bett, die Koje des Patienten zu untersuchen, da ibm die Knie. worin der Kranke lag, für etnssSchisfsbett ungewöhnlich hoch vorkäme. Der Arzt meinte achsel zuckend, dies rühre wohl daher. daß der Patient auf einer Anzahl von ei genen Decken liege, was der hinzuge rusene Zimmersteward auch bestätigte. Allein der Erste Ofsizier ließ sich von seiner Meinung nicht abbrinaen, und so wurde der Kranke ausgefordert,—die f ’rade kleine, lederne Umhängetasche von l Koje für einen Auaenblick zu verlassen. " Allein hierzu wollte er sich absolut nicht verstehen und machte die wunder lichsten Aussliichtr. Doch gerade die ser Umstand erweckte in dern Kavitän Verdacht, und er befahl ihm, als höch ste Autorität an Bord, sich innerhalb einer Anzahl von Minuten aus der Koje zu erheben. Zähnetnirschend dem Kavitän einen haßerfiillten Blick zuwerfend, erhob sich der seltsame Nei lende, und begann. eine Anzahl Decken kostbarer Qualität unter den Arm nehmend, dem Divan zuzuschreiten, urn sich aus diesen niederzulassen. Je doch dem scharfen Blick des Kapitäns und dem des anderen Seemannes,war es nicht entgangen, daß eine nicht ge dern Inhaber der Kabine schnell und geschickt durch die Decken verhüllt mit nach dem Diwan hinüber-genommen wurde. Der Kavitän forderte den Ber dächtiaen aus, die Decken ihm aus we nige Minuten zu überreichen. was von dem Pasiaaier abgelehnt wurde. Auf- j gebracht über solches Benehmen und! fest überzeugt, es hier mit einem gerie beneu Berbrecher zu thun zu haben, drückte der Führer des Dann-setz auf den Knon der elektrischen Klingel und befahl dent bald daraus eintretenden Stumm-« sofort einige Matrosen her beizurufern Währenddefstn hatte sich der angebliche Patient langsam erho ben, die Decken in malerischer Unord nung, d. h. zu einem dicken Knäuel ge- » ballt, auf die Chaiselongue gelegt un J sich neben diesem dicken Bündel, de -; sen Kern die Ledertasche bildete, nie dergelassen. Beim Eintritt der Mater-sen warf 4 sich der Reisende mit Blitzesschnelle! "mii fast übermenschlicher Kraft gegen den Kapitäm dabei den ersten Offizier mit einem Faustschlage niederschw gend. Der Kapiiiin taumelie und stürzte mit Wucht gegen die beiden Makrosem die durch diesen unvermu ibeten Anprall zur Tbür hinausge drängt wurden. Diesen Augenblick benutzend gelang es dem jeht plötzlich ganz gesunden Mann, den Ausgang zu gewinnen. Wir promenirten gemitthlich an Deck. Die Sonnensegel waren aufge fpannt. als eine Gestalt» an mir vor überfaufte, deren unhe iches Gesicht mir bekannt vorkam. anz perplex schauten meine Mitteifenden und ich dem wie rafend sich Gebärdenden nach. Da warfen sich ihm zwei siiimmige Seeleute in den Weg, als er gerade im Begriff ftand, die Reeling zu über steigen und sich iiber Bord zu stürzen. »Es wäre den beiden Matrosen gewiß Eschlecht ergangen, wenn nicht in dem selben Augenblick der Kapitiin mit dem ersien Offizier und noch einige Leute von der Befatzung herbeigeeilt wären und ihren inzwischen schon nie dergefchlagenen Kameraden hilfe ge bracht hätten. Der wie toll um sich fchlagende Gauner wurde mit Mühe aebändi t, indem man ihm die blinde nno Fuge fesselte. Der riefenftarke Mann lag am Bo den, und ich hatte Muße, ihn genau zu betrachten; es war mein unheim licher Reifegenosse von meiner Fahrt ron Buenos Aires nach Rofario her. Sein Bild und die Crinnerun jener entsetzlichen Nacht im Schlafwagen waren mir lebhaft ins Gedächtnis ein geprägt. Aucher schien mich zu erken nen, und obwohl er keinen Augenblick sich dazu verstand, eine Erklärung ab zugeben oder zusprechen, fo bemerkte i.h es doch an dem Aufblitzen seiner tiickifchen Augen, daß et sich meiner wohl erinnerte. Bald daraus wurde der Verbrecher in sicheres Gewahtfam gebracht und sein sämmtliches Gepäck einer genauen Revision unterworfen. Es ergab sich, daß nicht nur der ab handen gekommene Schmuck der Eng liinderin zutage gefördert wurde, fon dern daß auch anderen Reifenden Werthstücke geraubt waren, von deren Verlust sie bis zur Stunde noch nicht einmal eine Ahnung gehabt hatten. Ver Mann der Frau Doktor. Eine zeitgemäße Geschichte von Fr. T h i e m e. — »Ein ,alter Schuifreund bittet um eine Viertelstunde,« lautete die Auf fchrift einer dem Professor Felber eben vom Mädchen überbrachten Visiten tarte, welche auf ihrer Vorderfeite den Namen »Robert Schmidt« enthielt. »Ah-Robert Schmidt. der lange Schmidt!« rief der Professor freudig überrafcht »Führe-i Sie den Herrn hereins« «Wahrbaftig, »du bift es!« rief er dem Eintretenden, einem eieganten Herrn im Alter von etwa dreißi Jahren, lachend entgegen. »Und sieht auch noch ganz fo aus wie einsti« Sie schüttelten einander die Hände, und der Besucher setzte lich zu dem Professor auf das Sofa. »Seit zwölf Jahren haben wir nichts voneinander gehört,« begann Felber neugierig. »Wie ift es dir eitdem ergangen?« »Ich danie—recht gut«. »Du gingfi damals mit dem Ein jöhrigenzeugniß ab, um dich dem Kaufmannsftande zu widmen?« »So ist es.« entgegnete Schmidt lächelnd. »Es blieb mir, wie du dich entsinnen wirft, nichts anderes übrig. Jch hatte nun einmal praktifche Net gungen, und das Lateinifche und Grie chtfche wollte mir nicht in den Kopf. —Leider nicht,« setzte er mit einem Sen-get hinzu. » arum leider? Bist du nicht glück lich Geworden in deinem Berufe?« » gewiß. Uebrigens war ich ja reich, wie du weißt. Ich habe fett einem Jahre meinen Beruf ganz an den Nagel gehängt und lebe von mei nen Zinsen.« »So jung schon?« s »Es ging nicht anders. Ich hatte ein großes Zigarrengeschiift. Es ing wie selten eines-mächtiger Umfaß, lauter gute Kunden, schone Preise und »so weiter. Da lernte ich vor andert F halb Jahren eine liebenswürdige junge rDarne iennen, unbemittelt zwar, aber hachgebtldet. Jch verliebte mich und heirathete fie. Und da —« fsind da gabst du dein Geschäft au « »Es paßte nicht zu meiner Frau-« «War sie zu vornehm dafür « »st- vornehrn nicht. aber —- mit einein Warte: fie ift Doiiotin der Phi losophie und ein Zi rrenladen —« »Na, wenn man itr ein Zigaeten gefchiift eine allerliebste jun frau eintanfchi, fo sann man ei ch chon gl Bärte-sent Du bift doch ganz s . Wie ein Kbni —doch nein, noch guten t Du seist ich nimm s giiickl fein, aber s-—« — »Im ein Abtri« » « —nnd eine-, daz mit lauter ge Ouchitaben geschrieben wird.« « weht Und das fi—« - .-..- .—.-.—.-.... »-.-.... ».....» . . .-,--.-«-. «-..- — «.—....«.. s »Der Rang meiner Frau! Stelle dir vor: eine Frau Dottor und ein Ehemann ohne Titel, der einfach Ro bert Schmidt heißt!« »Ist das so schrecklich?« »Du machst dir ar teinen Begriff davon. Wer es wei oder hört, macht seine Glossen. Der Mann ist nichts, die Frau ift Doktor der Philosophie! Ueberle dir nut: Schon-unser Na mensfehtld an der Thitr bildet siir mich einen Ge enftand der Qual, denn ej geht keinen alls, daß wir nun ein fach chreihem Robert Schmidt. Es befindet sich daher unter der Tafel, die meinen Namen trägt, eine zweite mit dem Namen und Grad meiner Frau. Nun heißt es: »Ach, Frau Dotter, der Herr Schmidt das ist onhl Jhr Bruder-Z« —- »Nein, mein Mann«, muß sie darauf sagen. — »So, so, Ihr Mann!« Wie gering schätzig das herauskommt! Ueberall höre ich Zischeln, Flüstern, Tuscheln. sehe mit Fingern deuten. Jch weiß, man spricht von mir, man wundert sich, man sichert und wifzelt!« »Schauderhast!« scherzte der Pro fefsor. »So sagst du, weii du dich nicht in meine Lage deuten kannst! Jn mei ner baut muß man stecken, um das Fatale nach seinem wahren Werthe zu würdigen.« »Was willst du dagegen thun?« IDIShald tomme ich zu dir. Jch möchte durch Prioatstudien mein lüctenhaftes Wissen ergänzen, mir» das Zeugniß der Reife siir die Uni-? versität erwerben dann studiren und» meinen Doktor machen. Du sollstz mir mit Rath an die Hand gehen.« . »Seht gern, obwohl ich zweier laß du nach so vielen Jahren noch Erfolg haben wirst. Du wirst vblligj von vorn anfangen müssen.« »Ich habe Zeit und Geld —- ich bin zu allem bereit!«' Professor Felber ertheilte bereit-; willig seine Rathschlägr. ? Herr Robert Schmidt begann alsoi zu studiren, er hielt sich Lehrer, und sein alter Schultamerad selber gab ihm in einigen Fächern Unterricht. Nach einem halben Jahre, jedoch nahm er eines Tages den Freund au die Seite und sagte zu ihm: »Lieber Schmidt, ich fürchte, alle Anstrengun gen sind vergeblich.« - Schmidt seufzte. »Ich habe schon einzusehen angefangen, daß du rechtl hast. Es geht absolut nicht Abiturientenexamen Jch muß es ausstecken.« »Giebt es nicht ein anderes Mit-f tel, deinen Zweck zu erreichen?« s »Ich habe schon alles umsonst ver sucht. Wenn iet-, einen halbwegs re svettabel klingenden Titel erlangens könnte, so wiire alles in.Ordnung, sitr die Menschen wäre damit die Kluft zwischen mir und meiner Frau. ausgefüllt.« l »Du haft gedient — bis du denn nicht Leutnant der Reserve? Schreib das aus deine Thüre, das llingt schon nach was." »Ich hab’s leider nur bis zum Ge freiten gebracht.« »Schade! Aber du bist reich — lannft du nicht Kommerzien- oder Evenzigstens Kommissionsrath wer en « »Ich habe insgeheim schon allez möglichen Schritte hierzu gethan. Es, ist doch schwerer, als man annimmt. Tausende habe ich bereits umsonst geopfert« »Dann weiß ich dir nicht zu hel ien'«, erlliirte der Professor im Tone aufrichtiger Theilnahme. Du mußt dich entweder scheiden lassen oder wohl oder ubel der Mann deiner Frau bleiben!" Robert Schmidt seufzte und nahm traurig Abschied. Drei Jahre später führte den Pro fessor eine Reise durch eine größere Universitätsstadt, in welcher seins Schultamerad, wie er wußte, seitl einiger Zeit wohnte. Neugierig. dochl einmal u erfahren, wie sich der! Mann feiner Frau ohne den heiß- s begehrten Titel befinde, suchte er ihn au u.i An der Thiir der eleganten BillaJ fuhr er betroffen zurück. Auf dem lunftvoll gravirten MessingsrhilN prangten zu seinem Erstaunen die Worte: »Direttor Robert Schmidt.«j Still in sich hineinlächelnd tlingelte; et«Mit großer Freude empfingen ihns der here Direktor und die Frau Dpltor und als nach einiger Zeit der« W Diener hereintam und rnit den Wor tend »Die Post fiir den Herrn Dis retior!« die Zeitungen auf den Tisch legte, blickte Robert Schmiot den Be iuchcr bedeutungsooll an. Als sich dann die Frau Doktor auf kurze Zeit entfernte, um in der Küche nach dem Rechten zu sehen, fragte der Professor neugierig und hastig den Freund: »Nun sog, Lieber Schmidt, wie bist du denn eigentlich zu dem Ti tel Direktor getommen2« Robert Schmidt lächelte verschnihL »Ein feiner Titel — wass« »Allerdings. Was fiir eine Art Direktor bitt du denn eigentlich?«« »Dir will ich es unter strengster Dislreiion anvertrauen: ich bin Theaterdirettor a. D.« »Unmöglich!« »Wie ich dir sage. Und dir will ich auch bekennen, wie ich es geworden bin. Alle Mittel, meiner Titel- nnd Rangiosigteii abzuhelfen, hatte ich vergeblich erschöpft, Da führte mich der Zufall voriges Jahr mit meiner lieben Frau nach L. in die Sommer frische. L. ist ein kleines Mit, aber reizendgelegen und so gut wie noch unberührt von Europens übertünch ter Höflichkeit Nun bzfand sich ges rat-e eine kleine Theatertruppe dort, arme Teufel, die hier die schlimmste lZeit des Sommers der Bi i teit hal ber orrbrachten, und· jede och: ein ipaarmal Komödie spielten. Jch nahm« Emich ihrer nach Kräften an, abou Inirte für mich und meine Frau je seinen Sperrsikplatz, trattirte dLe iMitglieder Abends und lud sie zu be kscheidenen Soupers ein. Die guten iLeutchen hingen an uns wie die Klet-· sten. Der Direktor war ein iemlich lcktöbiges und keineswegs besonders gebildetes Individuum, aber er wurde »Herr Direktor« von aller -Welt titulirt und erregte dadurch nicht wenig meine Eifersucht. Eines Tages war er mit den Einnahmen der letzten Woche durchgegangen. Die armen Teufel wollten schier ver wei fetn —- da lam mir eine geniale Steh »Kinder«, sagte ich, »wählt mich zu teurem Direktor. Jch übernehme fiir idu Dauer meines hiesigen Aufent lhalts die Direktion. das giebt einen sguten Witz. Von mir erhaltet ihr Trrompt eure Gage-, und ich übernehme »liiuflich den ganzen Kramstrams. JGarderobe, Delorationen und so wei ter.«- Mit Brgeisterung gingen die lauten Leute aus meinen Vorschlag lein. Jch kaufte das gesammte Thea "tcrino-cntar, das diirsiig und billig genug irae, und erhi.lt auch, da ich die nöthigen Vermö enogarantien zu bieten««vermochte, ane Schwierigtei :en di: behördlich: Konzession. Zwei Monate stand ich meinem Amte vor dann übergab ich den ganzen Kram meinem ersten Helden nebst einer klei nen Summe siir den Anfang und machte mich davon. Wie jed:r andere Mensch« — Robert Schmidt wars sich hier in die Brust s-— «fiihre ich na türlich den Titel meiner früheren Stellung. Wer will mir dies Recht streitig machen? Nicht einmal die Po lizei, tei der ich als Theaterdireltor a. D. angemeldet bin. Außer ihr miß niemand, was für eine Art Di reltor ich bin. denn wir gebrauchten die Vorsicht, in eine andere Stadt, nnd zwar eine Großstadt, zu ziehen. in der ich gleich als das austrat, was ich gs:worden war. Fragt mich ja rin ntal jemand nach der besonderen Art meiner Direktorfchast, so läßt sich leicht eine ausweichende Antwort «ge ben, es tommt indessen so gut wie gar nicht vor, denn jedermann nimmt, da meine Frau Dottorin der Philosophie ist, als ganz selbstver itiindlich an, ich müsse irgendwo im Schulfach thiitig gewesen fein und »rsielleicht einer höheren Lehrangalt Tuorgestanden haben. Auf jeden all xist Direktor weit besser als Kommer Jzienrath versichere ich dir — es riecht inaeh Gelehrsamkeit und seit ich Di Hrettor geworden bin. ist auch rer letzte Schatten von meinem Glücke ver i fchwundeni« « s Lache-w ichiimum die Schaume raden sich die ände. und der Pros isessorssagtu »et) gratulire dir von Herzen, mein lieber Direktor!« Schon ein Fortschritt Vater ( u seinem Sohne, der bei einein Schu er in der Lehre ist): »Na, machst du denn immer deine Sachet« Zunge: »Na, ich dente; darf ich ro seht sogar schon lachen, wennder andere Lehrjunge etne Ohrfeige riegt.« - -. Midekstiadnih f desteltciche Dame (bei der Zugver spätung ärgerlich): »Wie lange soll idech nu noch wartetissp Stationicheß »Oui, für Sie Kommt überhaupt teinek!"