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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 20, 1907)
Mr schreib-links von Tini- Innkstkugpi. No. 276. Den Sie schon emol den Weddingrnartsch ans Schiller’s Jung frau von Wagner gehörti Natt, dann hen Se iwwerhaupt noch nicks gehöri. Jch kann Jhne sage, das is das schönste Pies vdn Muhsick was ich mei» ganzes Lewe genosse hen. Well, for e " lange Storie iorz zu mache: Dentez Se sich empl, e Partie von vierun-! zwanzig Lehdies un Schentelmänneys all ussgeficlst, als wann’s zu e Wed- ! ding gehn deht; well mir hen all in Front von den Deiningruhin gestannr. i Mit einem Mal is die Dohe geöffnet» worde, das Deiningruhm war bijuhti- ; hill deckorehtet un illuminehtet un das H Ohrlestv hot den Weddingrnartsch göspielt zu dietdiebänd un do sin mirs inseit gemartscht. Ei tell fuh, das war e Seit un ich sin in den Mohment i so happie un so glücklich gewese, wie. noch nie in mei ganzes Lewe. Der Philipp hot sein Spitztoht gewore un; e weiße Wehst un ei tell juh mer hätt; ihn sor en reiche Bäntpressendent nemrne könne, awwer ich hen ihm auch alle Ehr gemacht. Bei Gasch, ich hen; auteseit geguckt, niet un nifstie un das . all. - Well, der Tehhel war gesetzt, daß mer schon satt is geworde, wann mer« die seine Disches un das seine Linnen gesehn hot. Mer sin um den Tehbel eraund gemartscht un hen uns dann gesetzt Un dann is es los gange. Mer« hen zuerscht e Süppche kriegt un denle Se nur emal in Kafsieiopps hen se se gesehrst! Mit Tiespuhns hen mer se esse müsse, wei, so ehbes hen ich ja in rnei ganzes Lende noch nit gesehn; awwer es is e Siippche gewese, do! hätt mer en Dohte widder lewendigi mit mache könne. Wie mer rnit die» Supp durch gewese sin, do hot der« Philipp, was mein Hosband is, sei Draht gelliehrt, hot mit sei Spuhn an e Gliiß gelloppt un ich hen ge denkt, was werd er denn nur vor hawwe. Es ist alles still gewese un do hot sich der Philipp uffgestellt un ich sage Ihne, en Spietfch hot er hin gelegt, der war auteieit. Er hot in so schöne Wöktek die Kompmie Agkiißt un sie inweitet, e recht gute Zeit zu heu, daß ich ordentlich praut uss den alte Mann gewese sin· Wisse Se, Mister Edithor, ich hen ja gar keines Eidie nit gehabt, daß so ebbes in den; Philipp wär. Well, die Lehdies un. »die Schentelmännek hen all in die hänhs gekläppt un einer« von die Pahttie hoi dann auch en Spietsch ge macht, awtver der is gar nit in it ge wefe gege den Philipp sein Spieisch, awwer off Kohrs hen mer doch ge lliippi un dann is Miet gesehrft worde. Was es gemieis, das hen ich nit ausfinne könne, ich weiß nur so viel, daß, wann ich so en Stoff va-« heim uff den Tehbel gebracht hätt, die Kids e schreckliche Numpus getehsi hätte. Es hot arig fein geguelt un hot getehst, als wann es Minzmiet un Mibhitsch mit Biersahs geweie wär un es hot geschmellt, als wan met in en Drogitor komme duht —- answer ausmache hen ich doch nit könne, was es war. Die Piebels hen es arig gut gegliche un hen mit die Zunge ge fchnalzt un die Lehizies hen sich ihre in rcher til-geleckt« also hen ich lohn luhgeeh daß es ebhes gute gewefe is. Oss Kohrs hen mer auch feine Wein gedrunie un bei jeden«Kohts hot’s e disserente Feind gewwe. Der Philipp hol« sieh ganz gehörig eneigelniet un yich shen ihm alle Minnit en Winl·l gewwe, daß er sich hehehse un ntt so viel drinte soll, awwer ich denle er hot nit angetetscht. Uss eemol macht einer von die Schentelmänner die Mohschen, daß mer jetzt schon so viele Spietsches gehört hätte un daß jetzt auch emol eine von die Lehdies ehhes sage sollt. Er hätt da ganz pertickeler eine Lehdie ins Auge, wo die aller liebeniwerdigste von den nze Bunsch wär un er deht sor den iesen unsere Gastgeberin frage, e paar Worte zu sage. Well, do sin ich aw wer doch so geschiehrt gewese, daß ich alliivwer getrembelt henr Un ge bloscht hen ich wie alles. Der Philipp hot gesagt: »Well,-go ehett, Lizzie, du bist doch sonst nie nit schei ebhes zu sage, deni emol, du hättst mich ganz alleing hier un dann hämmer eway.« Do sin ich ganz schrecklich emberrest gewese. Un wann ich den Philipp un ner vier Auge hen, dann soll er sor die Riemarl noch büße. Well, ich hen mich gestellt und hen gesagt: »Lehdies un Schentelmännerk ich lann nit sehn, daß se von mich en Spietsch höre wolle; poblick hen ich noch nie nit ge ,sproche, awwer wenn Jemand in die Kraut ig, wo emol preiroet ebbes von mich höre will, der soll nur an mich kahle, odder er kann auch zu mein Huldand gehn, hitahs den hen ich schon unzählige Spietschez gehalte, wo er wahrscheins die Välst von odder noch mehr widder vergesse hat, hitahs er hot sich noch nit im- Geringste im pruhst un macht ecksöcktlie die näm sliche dumme Streich wie vorher.«. »Dann hen ich mich widder geseht un »die Piehels sin puttinier lrehsig ge »wese, so Fig hen se mein Spietsch ge gliche. ell, den Weg hot unser Sopper den schönste Verlauf genomme un wie mer ganz mit durch ware, do hen mer gestart zu danzr. Sell war atvwer e schwelle Essehr. Bei Tschinso do hätte Se awwer ehbes sehn könne. zJch hen oss Kohrs den Weg nit ge sgliche wie die Piehels gedanzt hen, Iawwer der Philipp, wo in so Sache Imehr Eckspierienz hot, der hot gesagt, ,das wör«großartig un auteseit, ganz »prrtickeler hen ihn die Lehdies impo- ; niri.« Was mich tonzerne duht, mich geht nicks iwwer en diensenie Wahlz J odder en Tuhstepp un die steilische Dönz, wo die aedanzi hen, do stn ich e wenig zu altsäschend dazu un dann deht es auch nit gut bei mich gucke. Well, es is schon beinah Dehleit ge wese, wie mer in unser tuhbeisicks Bettruhrn gange sin, awwer ich kann Jhne soviel sage un wann die Pahrtie fufzig Dahler koste deht. dann deht ich doch noch sage, so ehbes Schönes hen ich in mei ganzes Lewe noch nit mit gemacht un ich hen mei-i Meind usi gemacht, das ich von setzt an den Phil auch e wenig anständiger iriete will. Mit beste Riegards Yours Lizzie HansstengeL s ! « Das genügt Richter: .,Hssen Sie schon mai mit tien Gerichten U thun gehabt?« Zeugin (oer chiirnt): »Jawohl! Jch Zuge-mal mit einem Gendarm ver o t.« ! Von- statement-L Fetdtvebel (zum neu eingetretenen Einjährigen): »Wie heißen SM« Einjähriger: »Müllen« gelbwebeh »Was sind Sie?« injähriger: »Coafsiitent an der Gynätologifchen Politlinit.« Feld-weben »W—a—s? Na, treten Sie ab; aber das sag’ ich Ihnen, wenn Sie bis morgen nicht etwas sind, was ich auch sagen kann, dann lass ich Sie einsperren!« Erklärt Sonimergastr »Bei,der herrlichen Luft hier sollte man meinen, die Leutet könnten gar nicht sterben; —- toie tonnnt es nut, daß trotzdem die Leute hier zu Lande tein besonders hohes Alter erreichen?« Bäuerin: » a, schau’n S’, Herr-, bös ionnnt da er, die Mannesleut’ wer'u net alt, weit P z’viel taufen, und die WARqu weil sie sich z’oiec Miit-er ärgern!« In Ideal-. Köchin Our andern): »O, ich hab seit ein paar Tagen sogar einen Ser geanten ais Geliebten, ich habe rnich aber auch schon ettundigt, er ist echt!« Aufs-miss— Den (ein immer besichtigend): »J;,tund was ich noch sagen wollte — sind in dem ttc Wamth Zimmetfram »Ja mein, wo soll’uö denn sonst sein« An der russischen Grenze. Mit dem St. Vetersburger Schnell zng verließ ich iiirzlich um acht Uhr Morgens die interessante Hauptstadt Litbauens, Wilna; ich wollte am Abend desselben Tages in Seckenburg eintreffen. Scckenbusg liegt bei-Til sit und bat die Ehre, mein Ge burtsort zu sein. Da der Storch meine Schwester mit seinem Be suche beehrt und der hohe Kriegs rath mich zur Pathin bestimmt hatte, mußte ich, nolens volens, Nuß land sür einige Wochen verlassen, mei nen Zöglingen aus Wiederseben zuru fen und mein Bündel fchniiten. Es war ziemlich trüb draußen, und der Zug fuhr träge durch die Ebene. Es siel mir plötzlich ein, daß ich in der Eile vergessen hatte, meinen Paß vom deutschen Konsul bescheinigen zu lassen, aber ich dachte nicht daran, daß mir daraus Hindernisse entstehen könn ten. Wenn ich geahnt hätte —-—! Es war halb drei Ubr, als ein russi »icher Grenzbeamter in mein Coupcs tam und mir befahl. die Vapiere be reitzulsalten, was ich auch that. Jn Wirballen stieg ich wie alle anderen Passagiere aus, gab meinen Paß ab und ging auf dieAusgangsthiir zu, um ihn dort wieder in Empfang zu neh men. Da höre ich laut meinen Namen rufen. »Hier," antwortete ich. »Folgen Sie mir!« Jch folge einem kleinen, verwachse nen Manne iir einen kleinen Raum; er schließt die Thür und sagt zu mir: »Sie passiren die Grenze nicht« ·»Jch: »Aber, mein Herr, ich bitte « ie . . « . r »Nichts zu bitten. Sie passi ren die Grenze nicht, Sie sind meine Gesangene.« »Ich: »Wie? Was? Jch . . .« Er: »Jawohl, meine Gefangenc.« Jch: »Aber was habe ich denn ver trochen2« Schweigen Sie! Boris Iwa niisch messen Sie die Gefangene!« Boriö Jwanitfch mißt mich. ; Er (triumphirend): »Stimmt, 1 s Meter 65." Er nimmt ein Papier vom Schreib: tisch,- stellt sich vor mich hin, vergleicht: »Siirn: hoch —— Stimme! Augen: braun —- Stimmt! Nase: gewöhnlich —- Stimmt! Mund: groß —- Stimmi! Haar: braun — Stimmt auch! händex lang und schmal —- Stimmt wieder! Spricht rnssisch mit deutschem Acceni — Stimth Dunkel gekleidet — Stimth Trägt Kneifer —- Stimmt alles. Boris Jwanitsch, führen Sie die Gefangene ab!« Ich: »Herr was ist denn geschehen? Jch muß ja nach Hause, ich habe doch einen kleinen Neffen« . r·,,Hai sich was, kleinen Neffen! Den Gouverneur von X. haben Sie e: schossen!« Jch sage gar nichts. Jch werde ab geführt. Vor und hinter mir zwleni Grenzsoldaten mit schweren Stiefel und drohend aufgesteckten Bajonetten. Der interessante Zug, ich in set Mitte geht eine öde Dorfstraße hinauf und hält vor einem kleinen Hause mit ver gitterien Fenstern. Eine Thiir springt auf, ich werde in ein Zimmer geschoben und allein gelassen. Jch sann nach und fragte mich, wie ich zu der zweifelhaften Ehre käme, di: Mörderin des Herrn Gouverneurs von X. zu sein. Jch hatte den Mann ja noch nie gesehen! Und sollte ihn todtge: schossen haben! Nach einer Weile öffnete sich die Thiir und ein Beamter fragte mach meinen Wünschen. Jch bat mir Papier und Feder aus und schrieb ein Tele rammz »Martin Wirler, Sectenburg iTil sit: »Bin wegen Verdächtigung lfestqe halten. Sendet sofort, Legitimation Polizeibureau Wirrballen! Marthe.« »Darf das abgehen?« »Ja,« sagte der Mann. . Jch war wieder allein und sah mir j das Zimmer an. Groß, ziemlich hell « trotz des feftvergitterten Fenster5. » Tisch, Stuhl, Bett, sogar ein Flügel. Man schien mich auf einen längeren? Aufenthalt vorbereiten zu wollen; lei der bin ich unmufitalifch wie ein Stock. Jch ging im Zimmer auf und ab und machte mir immer wieder klar, daß ich nie einen Revotver besessen, al fo auch den Gouverneur von X. nicht hatte erschießen können, daß ich ihn noch nie gesehen und in Ruszland bis her nur Grammatik und Fingerhut ge braucht hatte. So meditirte ich, bis ich mich recht miide in den Kleidern aufs Bett legte. Ich schlief ein unddie Nacht ging» vorüber. Jch begann mich mit meiner Lage abzufinden. Meine einiiie Hoffnung war das Tetegramm. Wenn die Papiere gleich abgeben, dachte ich mir, fo liinnen sie morgen hier fein und ich werde dann frei sein. Frei! Um die zehnte Stunde öffnete sich die Thiir und ohne Morgengruß spa zierte ein altes Mütterchen herein, ftellte einen meiß auf den Tisch und spazierte ohne Morgengrusz wieder hinaus. Jch machte mich mit Freude iiber die Mahlzeit her; der Magen bleibt in allen Lebenslagen derselbe unerbittliche Tyrann. Womit schlägt man sich aber die Zeit tot? Jch zählte die Nägel an den Wän den, die Fliegenspuren auf dem Ftüaeli depel, die Löcher im Fußboden. Alles bat sein Ende! Da tönte von der Straße herauf, wie ur Antwort ein lautes Gefchnatter. « ch eile zum Fen iter und was fehe ich?« Gänse, Gänse, nichts als Gänse, die ganze Straße voll von Gänsen, scha renweise, haufenweise, in Reihen, Ru , deln, Paaren, in unabsehbarer Menge, ; ’ alles überschwemmend, am Horizont » sich verlierend. Tausende und Aber-T tausende von Vögeln, die Tiber die I Grenze nach Deutschland transportirt · wurden. Jch unterhielt mich sehr gut bei dem Defilirmarsch: ich zählte nämlich die Gänse mit hellen Schwanz sedern an der rechten Hand, und die mit den dunklen Schwanzfedern an der linken. Es waren viel mehr helle dar unter! Sie schnatterten, als kriegten sic’s bezahlt. Sie ahnten nicht, daß nicht weit von ihnen ein Wesen stand, das gerne ihre Gesellschaft mit in Kan genommen hätte, wenn es nur mit ih nen über die Grenze gekommen wäre. Mit solchen Jntermezzi ging der Tag zur Neige und ich schlief fast gut Am andern Morgen erschien das NMttnchm wnmrrmdku:»Sn sollen zum Aufseher tommen.« Wor auf ich mich fertig machte und in Be gleitung von vier Soldaten dieselbe Dorfstraße wie vor fast 48 Stunden hinauffchritt. . Da stand ich vor dem Zollgebäude und dem verwachsenen Herrn. »Sie können gehen,« sagte er, indem er mir Papiere und Paß einhiindigte. Jch nahm und verschwand, so schnell ich wann. Später erst erfuhr ich, warum ich festgehalten worden war. Jn X. war der Gouverneur bei einem Ueberfall verwundet worden u. man vermuthete, daß dieThäterin, eine Studentin, nach dem Ausland gccjlt sei. Jhr Signale ment stimmte mit dem meinigen genau iiberein und der verwachsene Herr im Zollgebäude zu llBirballen glaubte ed nen gutenFang gethan Zu haben, wäh rend er nur eine sehnlichst erwartete Tmchmvmsichhmm muchwunVn fpätung die Taufe verschoben werden mußte. » Die Bestrebungen Frankreich; in Süd-China Das jeßt zwischen Frankreich und Japan zwecks Anerkennung ihrer bei derseitigen Interessen in Ostasien ge schlossene Abkorninen lenkt wieder die Aufmerksamkeit auf die umfassende und zielbewußte Politik der Franzosen im ganzen südlichen China —- eine Politik, die mit zäher Hartnäckigkeit, ohne sich durch gelegentlche Rückschläge und Mißerfolge beirren zu lassen, seit vielen Jahren unablässig aus den ver schiedensten Wegen Schritt für Schritt zu dem großen Endziele vordringt,,die reichen Provinzen Südchinas, ja sogar Mittelchinas wirthschaftlich und damit auch san-It wie mögkich politisch dein Einflusse Frankreichs zu unterwerfen. Als Ende der neunziger Jahre die einzelnen europäischen Großmächte in China sogenannte Jnteressensphären auf der Landkarie siir sich abgrenzten, nahm Frankreich die drei südlichen Provinzen Rünnam Ktvangsi und Lwangtung in Anspruch, und die chinesifche Regierung versprach, daß sie bei der Ausbeutung der Bergwerke in diesen drei Provinzen sich an französi sche Unternehmer wenden, sowie daß diese Provinzen oder die Jnsel Hai nan niemals an eine andere Macht verpachtet oder abgetreten werden soll ten. Schon in den achtziger Jahren hatte Frankreich in Verträgen mit China durch die Eröffnung der Plätze Lungtfchou und Mengtze Erleichterun gen fiir den französischen Handel zwi schen Tongting und Südchina erlangt. Jm Jahre 1894 folgte die Eröffnung von Hotau und Szemao in Junnan, 1895«erhielt die Republit zugestanden, daß die in Annam bereits bestehenden oder geplanten Eisenbahnen auf chine sisches Gebiet verlängert werden könn ten, und im Anschluß daran wurde 1896 die Konzession für die Eisen bahnlinie Langson-Langtfchou-Nan ning ertheilt, die die bestehende Linie Hanoi-Langson fortsetzen sollte, ferner zwei Jahre später die Genehmigung für die Verlängerung ders wichtigen Linie Haiphong-Laoiai bis nach Jün nanfu, der Hauptstadt der Provinz Junnan Jm Jahre 1902 erfolgte die Erlaubniß zum Bau von Palhoi an den Weftflufz. Die Bat von Zwang tfchouwan wurde der Republit zur Anlegung einer Flottenstation verpach tet. . » Manche von diesen Konzefswnen undBersprechungen sind allerdings von Frankreich nicht ausgenutzt worden, theils weil sie sich als werthlos erwiesen, theils weil sich ihrer Verwirklichung zu große Schwie rigkeiten entgegensetzten. So ist z. B» was sehr bezeichnend ist, Kwangtschouwan niemals ausgebaut worden; eine französische und invo chinesische Besatzung die man als ein« ziges Zeichen der Besitznahme anfäng lich hineingelegt hatte. ist in den letzten Jahren bis auf dürftige Reste wieder zuriickgezoaen worden, wobei man die wenigen Bautichteiten, die errichtet worden waren, dem Verfall überlassen hat. Außer der Eintagsberiihmtheit, die derPlatz beiGelegenheit des Aufent halts der Baltischen Flotte im Früh jahr 1905 erlangt hat, wird er wohl schwerlich jemals wieder auf« dem Welttheater eine Rolle spielen. Die Bahn LangsonsLangtfchou ist» gebaut worden und soll auch bis Nan- J ning weitergeführt werden. Gerade in der letzten Zeit scheinen die Franzosen bestrebt zu sein« mit größerm Nach druck · ihren Plan, Kwangsi und Ikwangtung mit einem Eisenbahnnehes zu überziehen und gleichzeitig Berg baugerechtsame in beiden Provinzen zu erlangen, durchzusehen. Sowohl die Strecke von Langtschou als auch die von Pathoi nach Nanning, ferner die von Nanning nach Kweilin, der Hauptstadt von Kwangsin, sowie eine Abzweigung der Jünnan-Bahn nach Szemao scheinen gegenwärtig das Ziel eisriger Bemülsimgen der französischen Diplomatie in Peiing zu sein. AUZ Linien von Kwangtschouwan na Kaotschou und Jülin, die aus dem Wege nach dem Westslusse liegen, sind anscheinend geplant. Schon jetzt setzt aber demgegeniiber unter der chinesi schen Bevölkerung der beiden Lin-ang Provinzen eine starke Gegenbewegung ein, in der Absicht, die Franzosen völ lig auszuschließen. »Chan für die Chinesen!« ist das Schlagwort. Wie in allen übrigen Provinzen bilden sich auch hier unter der Beamtenschast und sden Notablen des Landes Ausschiisse, idie die Gründung streng nationaler sAktiengesellschaften zur Erbauung f sämmtlicherProvinzialbahnen unt-Er i schließung der Bergschätze in die Wege » leiten sollen. , Dagegen ist die wichtige Bahn vom Songto-Delta nach Jünnanfu auf der Strecke Haiphong-Laotah (385km) fertiggesiellt. Von diesem Grenzplatze sind es noch 442km auf chinesischem Gebiet bis Jünnanfu, von denen schon 1906 die Vorarbeiten fiir die Hälfte fast beendet waren. Mengtze, das sich schon ietzt zu einem nicht unbedeuten den Handelsplatz und zum Stütz spuntte der französischen Jnteressen in lJünnart entwickelt hat, soll durch eine .Seitenlinie angeschlossen werden. Jn lutigefähr zwei Jahren wird voraus sichtlich Jünnanfu erreicht sein, und der infolge klimatischer Verhältnisse vidieicht schwierigste Eisenbahnbau, der je in Asien ausgeführt wurde, wäre damit vollendet. Die Provinz Jünnan würde wirthschaftlich dem französischen Kolonialgebiet in Hinter indien ungegliedert, Frankreich zum ausschlaggebenden politischen Faktor in Südwestchina werden, wenn nicht auch England in diesem Fall alles daran setzte, seinerseits ebenso auf dem Schienenweg in diese Gegenden vorzu dringen. Jm Jahre 1894 hat es ähn lich wie Frankreich von der chinesischen Regierung das bisher nicht ausge nutzte Zugeständniß erlangt, die but rnanischen Bahnlinien durch Jünnan hindurch bis zum Jantse ver än ern zu dürfen. Die in den letzten Jagren ron England in Jünnan errichteten tonsularischen Vertretungen, nämlich ein Generallonsulat in der Haupt stadt selbst, ein Konsulat in Tengyüe »und die Entsendung von Konsular Iagenten nach Szemao und Hotou so wie eines Konsuls nach Hanoi in Jn idochina zeigen deutlich die Wachsanv Hteit und den Willen der englischen Re gierung, sich in Südwestchina von Frankreich nicht aus dem Felde schla gen zu lassen. Die Pläne Frankreichs scheinen des ungeachtet immer weiter zu gehen: es bemüht sich, wenn auch bisher vergeb lich, um Konzessionen zur Verlänge rung der Bahnen in die Nachbarpro vinz Szetschwan, um dort das ·»Herz Chinas, das obere Jantse-Thal, zu er reichen. Schon haben trotz Einspruchs der chinesischen Regierung französische Ingenieure an der Aufnahme der Strecke bis Szetschwan gearbeitet. Diese großzügigen Pläne werden je doch taum verwirklicht werden, da ne ben dem hartnäckigen Widerstande der chinesichen Regierung auch wegen der wilden Gebirgsnatur des Landes fast uniiberwindliche technische Schwierig keiten zu erwarten wären. Jedenfalls scheinen die Franzosen aber die Hoff nung noch nicht aufgegeben zu haben. denn wiederholt haben in den letzten zwei bis drei Jahren französische Ex peditionen diese Gegenden bereist. Ein französisches Kanonenboot hält sich dauernd auf dem obern Jantse auf. Auf dem Unterlaufe des Stromes ist im vorigen Jahre eine französische Dc.mpferlinie Schanghai - Hankau (11()0km) mit vier Dampfern einge richtet worden, ebenso besteht auf dem Wesifluß schon seit längerer Zeit ein regelmäßiger französischer Dampf bootverlehr zwischen Kanton und Lungtschou. Französische Küsten ’dampfer, die staatlich unterstützt wer den, laufen zwischen Honglong und Kanton und von Hongtong nach Hoihau (an Hainan), Pathoi und Hanoi. « Gar keine nennenswerthen Erfolge sind dagegen von den Franzosen bis :her im Bergbau erzielt worden. Trotz ’der in den neunziger Jahren von der Ichinesifchen Regierung gegebenen Ver .fprechen und trotz mehrfacher Anläufe Thal-en sie weder im Süden noch im !obern Jantfe-Thal darin etwas aus gerichtet. Die bedeutendfte und auch erfolg reichfteThätigteit entwickelt Frankreich immer noch auf tulturellem Gebiete. lHierzu trägt sowohl die Freigebigkeit kdeg indo-chinesischen Generalbudgets fbei. das neben zahlreichen gelegent flichen Zuwendungen eine fefte jährliche Unterstützung von 4——500,000Mi für diefe Zwecke ausfetzt, als auch der Ei fer der Mission Etrungdnu die in et fter Linie nationale Zwecke verfolgt. An zahlreichen Orten gibt es überall in Südchina Schulen für Chinefen mit französischen Lehrträften und Kran kenhäufer mit französifchen Aerzten, fo vor allem in Kantom in Kweilim der Hauptstadt von Kwangsn in Nanning — und Pakhoi, in Hoihau auf der R Hainan usw. Sogar französische — - ämter finden sich an einzelnen Pl« en Alle diese Anstalten, auch die Mi ie nen, werden von der französischen Re igierung zu derselben Zeit mit Gelt unterstützt, wo sie zu Haufe an der Trennung von Kirche und’Staat ar beitet! Jungen Chinefen wird Gele genheit« gegeben, sich in Frankreich oder Jndochina billig die französischi Sprache und europäifches Wissen an zueignen. Viele der wichtigsten chine sischen Beamtenstellen in Kwangsi unt Kwangtung sind auf Betreiben der französischen Regierung eben mit fol chen Mandarinen besetzt, die ihre Aus bildung in Frankreich ge offen haben und ausgesprochen franzolfenfreundlich sind. Durch Verleihung von Orden und durch sonstige Aufmerksamkeiten der französischen Konfuln wird in die sen Beamten ftets das Gefühl des Wohlwollens gegen Frankreich ge nährt. Besonders haben die Franzosen ihr Augenmerk auf die an Naturschiihen aller Art reiche Jnsel Hainan gerichtet. Jmmer wieder taucht In den französi schen Zeitungen Jndochinas der Ge danke der Erwerbung dieser Jnsel auf. Doch wird dies wohl schon angesichts der gegenwärtigen Haltung China ein frommer Wunsch bleiben. Aber nicht nur in Südchina, son dern sogar, wenn auch vereinzelt, ais im Norden sind die regen Bestrebungen Frankreichs, an der wirthschastlichen EntwicklungChinas theilzunehmen, be merkbar. Zu nennen ist da vor allem die 1905 vollendete wichtige Bahn von Peking nach Hankau mit einer Länge ron 1800 Km., sowie einige Nebenli nien. Der Bau ist allerdings dem Namen nach durch eine belgische An leihe von 1898 von über 80 Millionen Mark ermöglicht worden, bei der aber hauptsächlich französisches Kapital un ter belgischer Flagge in Wirksamkeit trat. Die Bahn macht auch mit ihrem aus Franzosen und Belgiern bestehen den Verwaltungspersonal und ihrem cle einziger Verkehrssprache herrschen den Französisch völlig den Eindruck einer französischen Bahnlinie. Die Be mühungen der Franzosen, die Verlän gerung der Bahn von Hankau bis Kanton zu erlangen, sind an dem er wähnten Erwachen,des Chauvinismus unter den Chinesen gescheitert. Selbst wenn auch der französische Handel hier wie überall sonst nie einen größern Umfang erreichen sollte, so nsird doch erstens durch die Jünnan bahn, zweitens durch die kulturelleE Thätigkeit derSchulen, Hospitiiler und Aerzte und drittens durch die katho lische Mission, besonders wenn damit wie zur Zeit eine lebhaste und nach drücklicheThätigkeit der diplomatischen und konsularischen Vertretung Hand in Hand geht, das politische Ueberge wicht Frankreichs in Südchina bald so bedeutend gestärkt werden, daß alle andern Nationen dort gegen den Wil len der Republik einen schweren Stand haben dürften. Ein Wlludckknabco Jn Norwegen verfolgt man gegen wärtig, wie der Bossischen Zeitung aus« Christiania geschrieben wird, mit ge spanntem Jnteresse die Taten des ,,Knaben mit dem sechsten Sinn«. Jo hann Flöttum, so heißt das Wunder kind, wohnt in Singsaas im Gebiet von Drontheim und ist 14 Jahre alt. Vor drei Monaten entdeckte er bei steh »die Gabe, verborgene Dinge zu sehen«, und seitdem hat er bereits einige »wun derbare Proben dieser Gabe« geliefert. So verschwand am 21. Juli von einem Gehöft in der Nähe des Glommen ein Mann namens Helge Dehli, zu dessen Aufsuchung 70 Mann ausgeboten wur den, die die ganze Umgebung absuch ten, doch ohne Erfolg. Nach acht Ta gen holte man den jungen Flöttum, von dessen übernatürlicher Begabung bereits viel erzählt wurde. Mit Hilfe einer von dem Wunderlinde gezeichne ten Karte und unter Führung Flöb tums gelang es auch endlich wirklich, den Vermißten zu finden: Er lag an einer seichten Stelle im Flusse. Jeht hat ein schneidiger Journalift von der Zeitung Astenposten denKnaben in Be schlag genommen und in der Nähe von Christiania einquartiert, damit er hier in Ruhe ausfindig machen tann,wo ein kleines Mädchen. Gudrun Klausen, ge blieben ist, die vor einem Monat ver schwand und von der man befürchtet, daß sie von Zigeunern entführt sei. Die übrigen Zeitungen beschuldigen den Journalisten, daß er den Johann Flot tum entführt habe, und infolgedessen mischte sieh die Polizei ein. Der Jour nalist hatte sich jedoch von dem Bruder des Knaben — die Eltern leben nicht mehr — eine Bescheinigung geben las sen, daß Johann ihm freiwillig Nach Christiania gefolgt sei. Die Auer Neuesten Nachrichten be richten oon der Verlobung der Prin zessin Louise von Orleans mit dem Prinzen Carl von Bourbom »Die Vermiihlung findet wahrscheinlich im Oktober in England statt. Man glaubt, daß König Alfons der Trauerfeier bei wohnt.« Der Verfasser dieser Notiz muß ein unverbesserlicher Junggeselle und Weiberfeind sein. Es gibt doch immer noch viele Eben, die keine Trauerfälle sind II II O Jm Warten nicht verzagen ist dek» höchste Mut. «