Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 20, 1907)
Geborgen Eine See-Novelle von Es. Fischer-Markgraff. (1. FortseyungJ i Der Kapitiin wandte sichsnii einem Ruck um und sein Auge sprühte den zweitenSieuetmann an, der, ein spöt-; iischei Lächeln um die Lippen, wie» aus der Erde gewachsen neben ihms stand, und gceichmüthig den zornigew Blicken des Vorgesetzten begegnete. s »Was fällt Dir ein, August?«s herrschte dieser ihn »an. »Was hast Das hier zu suchen? Geh aufs Vorschifs,! wo Du hisgehskst2« «1 »Ich wollte nur was holen. nnd] wennDir das nicht paßt, was ich sage, s sann ich’sja lassen. Du weißt ja,s1irs Sentimentalitöten Ihatte ich nie Ver-s siändniß; für mich ist solch Schissein; Holzkasten, bei den« nur daraus an-. kommt, wie viel er einbringt —und nuf welche Weise er sich am bestenj reniiri!« Dabei las immer das näm-? liebe spöttischüber egene Lächeln ums seine Lippen, welches Ullrich das Blut ; zum Sieben brachte, und das ihn doch; wieder sich beherrschen machte, um sich dein-anderen gegenüber nichts zu ver-J eben. g Er schwieg deshalb, und als 5tluguft keine Antwort bekam, nahm er die La terne, welche er vor sich niedergeftellt hatte, wieder auf und stieg, gleich miithig eine Melodie zwischen den "hnen pfeifend, die Treppe zum itteldeck hinab. Ullrich versuchte seine Wanderng wieder aufzunghmen aber der gleich mäßige Schritt wurde zögernder, un entschlossener, endlich blieb er stehen« und sein Aug-haftete finster an. dem « prisrnatisch geschliffenen Glasvrereck,» welches, in das Verorck eingelassenJ zur Beleuchtung seiner SchlaftabinH diente. « - . »Diese Dampferfahrerl Thun sie; «nicht immer, als ob unsereins gari nichts gegen sie wäre? Und recht haben » sie, trenn man sieht, wie solch Steu-; mer unentwegt dahinzieht, unabhän-; gig von Wind und Wetter, und wies machtlos oft ein Segelfchiff dagegenj kämpft. ( Rachdenllich lehnte er sich an dass weißgeftrichene Holzgeländer, welches! das Achterdect abschloß. Wenn :r das Schiff zu verkaufen suchte? Aber wer gab ihm etwas tue den alten Kasten? Er lachte kurz und scharf auf. Sein Urtheil war d:r größte, er hatte am meisten zu verlieren. Er riß ungeduldig die Knöpfe des Oclrockes auf· Der Wind flaute ab, da hinten sah schon ein Stück blauen Himmels zwischen dem grauen Ge wölk hervor. Dann fuhr er sich mit verband über die Augen und schilt telte dieselbe, als ob er etwas Unan genehmez von- sich weg schleuderte. Ein graseicher Kerl, dieser August Win ter! hätte er doch auf seine Frauen gehört. Diese gliherndem graugriinen Augen hielten ihn wie unter einem Bann, er fühlte sich gar nicht mehr zu use auf der »Elife'·, seit er den Men chen an Bord hatte. Aller dings — er strich wiederholt mit der Hand über die Stirne, und ein tiefer Athemzug hob seine Brust — wo wäre er heute, wenn jener Helfer nicht ge wesen wäre, der uneigennützig das Letzte für ihn geopfert hattet Er starrte nachdentlich vor sich hin und fchiittelte den Kopf. Konnte es et was Verschiedeneres geben; als diese « beiden Brüder? —- Gleichviel —- er deckte sich hoch anf, und das braune Gesicht nahm einen Ausdruck unge wohnter Energie an — es war nicht guter Wille, es war Pflicht gewesen, den Mann dein Beriornrnen zu ent reißen, um des Bruders willen, dem er die Existenz zu verdanken hatte. Noch einmal blickte er zum Himmel auf und zog die Uhr, dann ging er ein paar Schritte weiter und bog sich fide-c das Geländer-: »Hallo, Stün arann . . .« Doch ehe er ausgesprochen hatte,! öffnete sich die Thür der Steuer mannskoje, und Hartmann trat her-I ans, die Mütze in der Hand, im kurz-J schließenden Jatett die weißblondenx Haare zur Tolle gekämmt über der« get-räumen Stirn. i Das Gesicht des Kapitäns heitertez gch auf, es war, als wenn sich seinq tust unter einem befreienden« Athemzug höhe, under ging dem jun- j gen Manne einige Schritte entgegen,! der eben die Stufen der zum Achter äeck empoeführenden Treppe herauf keg. . »Was meinen Sie, ttmann, ich stnsbg wir kriegen an tes thetz « Wind geht um!« « Der Angesedete hob das Gesicht und - M mitJchatfem Blick den Zug der . often. »Ich denk, es giebt bald k« Oberhaupt keinen Wind mehk,« erwik « Bette er deinn mißmuthig. wPossen Zä- «auf. Kapitäm morgen liegen wir J sein Borg-est tet seufzte. »Es is De Museite fchichte,« murmelte see »Und ich glaub« beinahe, der Kerl www ask-» f t h « s te wes « rage et . dir den Oeltock zahm-neuge J Its das Kapienstet hing. W, ne, ich dachte nur ’n bischen liest-«-Di’«utti,f DOH, was htmgg Du L L L L L uns denn bei-ff wandte er sich an einen jungen Menschen. welcher vom Mitteldeck herauskommen-, einTablett dampfender Speisen in der nd hielt, und gewandt iibet ein irn ege liegendes Schissstau hinwegsprang »Was Feines, Kapitänf erwiderte der Koch ,erst giebts Erbsen und dann Veessteak und Preisetbeerenf Der Kapitän und Hartmann traten schmunzelnd näher. »Aber Kpchf sagte der Steuermann, »wo haft Du denn das her? haft n Beefsteatfisch gefan Jgen und geschlachtet?« « ganze Gesicht L L L L L L ; wandt, Der junge Mensch lachte über das »Ne— die Frau Kap tän hat mirs mitgegeben fiir Sief sagte er wichtig, »und heut« follk ich s bringen weilSie Erbfen nicht gern äßenf »Sie können lachen, Kapitiin Lill rich,'· wandte sich Hartmann zu die sem, »Sie haben eine vorzugliche Frau!« Der Angeredete antwortete nicht; teine Brust hob sich, als unterdrücke er einen Seufzer, und schnell und ge ohne das als Geländer die nende Tau zu benutzen, eilte et, non dem Steuermann und dem Koch folgt, die Treppe zur Kapitönstajute hinab. Jn der Gute-winke die sie fisk« , die Mutter geöffnet hatte, zögerte Sophie Ullrich ein Weilchen und ihre »Augen blickten mit einein Ausdruck kron Trostlosigteit zu deni weißgeftri J chenen Häuschen mit den gelben Fen Isterlöden hinüber, welches der Groß j vater— gebaut, als er sich zur Ruhe xsetzte, und nach seinem Tode auf die JMutter oererbt hatte, und das so viele fliehe, unerse liche Erinnerungen fiir Jsie barg. Wie leer, wie trostlos leer les jetzt wieder war ohne ihri, ohne Iden Vater, dessen Bild ihr Herz um Isaßte mit der ganzen großen Kraft seiner Lisebefiihigteitt Wie hatte ihr in den Wochen seines Hiersein-Z sein freundliches Gesicht entgegengelacht, wenn fie nach Haufe " kam, mit dein ganzen frischen humor, der es fo unendlich anziehend machte Dort unten im Wohnziinmer saß er gewöhntich in dein tiefen Holzstuhl mit der riesigen Lehne, den er von New York mitgebracht, und in dzni es sich so sehr behaglich saß, die Zei tung in der band und die Zigarre irn Mund-, und wenn das Guten-fort chen klirrte, dann schob er die Gardi nen beifeite, bog den Kon gegen die Scheiben uiid nickte ihr zu. Und sie richtete die trockenen, bren nenden Augen auf das Fenster, als tönrie ihr Blick die liebte Gestalt dort hinbeschwören, unse dann biß sie die Zähne zusammen, warf die Gar tenthiir ins Schloß und folgte der Mutter zum Ein nge des haufe5, welcher von der Schmalfeite desselben in das Innere-führt Frau Kapitiin Ullrich ersiieg schwer athnisend die Stufen der Freitreppr. Jri der Flurthiir machte sie halt, nnd ihr zierliches Näschen schniiffelte in der Luft. Dann schoß sie plößlich den Flur entlang und in die Küche hinein. »Aber Bertha, da haben Sie niir doch den Kuchen anbrennen lassen!« Das übrige verschlang das Poltetn des Wasserstrahls, den « das Mädchen «niit. Beheinenz aus der Wasserleitung iri ein leeres Blechgefäß schießen ließ. Saphir stieg hastig die Treppe znni oberen Stockwerk empor; sie wollte .allein mit sich fein. Doch da scholl schon die helle Stimme der Mutter ihr nach: «Kind, Sophie!« . Das Gesicht des jungen Mädchens nahm einen gequälten Ausdruck an; sie wandte sich widerwillig um und beugte sich über das Geländer der Treppe, an deren Fuß die Mutter stand. »Was wünschest Du denn, Mutters« fragte sie matt. »Möchtest Du nachher nicht einmal nach dem Essen sehen? Jch muß noch zim Konditor und Eis bestellen zu heute Nachmittag!« Und als sie den verwunderten Blick . der Tochter be merkte, fuhr sie sort: »Du weißt doch, die Kühl und ihre Schwester tomrnen von Alt-Mögeln herein, und solche Gutsbesiyerösrauen sind so verwöhnt, denen lann man nur durch Ieinheit imponiren. Und dann will tch noch zur Frau Wilde und ihr meinen Um hang zeigen, sie wollte ihn so gerne selten-—- Warum antworteft Du denn ; nichtsw zanttesie dann, «soll ich etwa erst Deine Erlaubniß einholen, wenn , ich Besuch beiman« Sie hatte ost s das unbestimmte Gefühl, vor der Tochter entschuldigen zu mii en, tros - dem diese ihren kleinen Liebhabereien nnd Eigenthiimlichbeiteu in steter Freundlichkeit und Rachsicht begeg x net-e; aber gerade diese Nachsicht der Tochter tränkte nnd erbitterte sie,und dann schalt und zankte sie, ohne frei lich das Gestihl zu haben, damit etwas s · ändern zu können. »Na, so abhängig L « bin ich denn doch noch nicht von Dit, ( trvh Deiner großen » Klugheit -—-·J Aber nichts-da r,« unterbrach sie gis HEXEN-gen - »Du siehst noch » n " " See-hie legte einen Moment die l I ' s fhand an die Schläfe, dann nickte sie freundlich. .Gewiß, Muttchen, gern.«s Sie wußte, Berta tochte ausgezeichnet; ’ dennoch schwebte die Mutter stets ins heller Angst, daß irgend etwas vonj den guten Sachen, die sie so liebte, anbrennen oder mißrathen könnte. , »Denn ift’i ja gut,« meinte die fMutter besänftigend und zupfte die Schleifen ihres Kapotthiitchens zu recht. Dann schlug sie sich plöklich mit der Band vor die Stirne und schoß ins Wohnzirnmer hinein, uin gleich darauf mit einem großen wei ßen Umschlag in der band wieder zu erscheinen. »Da, Tochting, das sollt’ ich Dir von Batern geden, wenn wir wieder nach hause tämen.« Sophie langte zwischen den Spros sen des Geländers hindurch und nahm den Umschla in Empfang. Es stand etwas daraus geschrieben»i »An mein Fieten!'« las sie. Jn ihr Gesicht war plötzlich eine duntie Röthe gestiegen, und die Augen hatten einen leuchtenden, glückseligen Glanz angenommen. Frau Jettchen, welche soeben die Handschuhe über den runden Händ chen zusammentniipfte, sah es, und über ihr Getcht flog ein Zug- von Bitterkeit. ie hatte ihr Kind doch auch lieb und that ihr alles zu Ge fallen, was sie konnte, wie tarn es nur, daß sie ihr sogar nichts sein konnte? J "—— T Das obere Stockwerk war direkt unter dem Dach gelegen und enthielt Kammerm nur ein winziges Gelaß außer dem Trockenhodeu und den siir dass Dienstmädchen und Sophies Stube, die, nach hinten heraus gele aen, einen Ausblick iiber die Gärten der kleinen Billenlolonie bot. Sophie bog sich zur Seite, um zwi schen zwei rothtarrirten Bettbezugen hindurch zu schlüpfen, welche im Zug wind der geöffneten Fenster hin und her wehten, und lächelte leise vor sich hin. Bei ihnen wurde doch ewig ge waschen! Dann öffnete sie die Thür zu ihrem Zimmer, durch dessen ein ziges« breites Fenster ein trüber, grauer Himmel hereinsah. Sie ging zum Tisch hinüber, legte den Umschlag auf die buntgewirtte Decke desselben, und wieder und wie der las sie es laut vor sich hin- »An mein Fieten!« Das waren die kräfti gen, oerschniirteltenZüge. die so hiibsch aussahen und sich doch so unendlich schwer lesen ließen. , Sie hatte die helle Sommer-satte iiher den Arm genommen. den Hut von den Haaren gelöst und blies ein Staubchen von dem einfachenSammt band desselben. Wie war es nur ge kommen, daß ihr der Name, mit dem sie der Vater rief, so ans Herz ge wachsen war? Sie stützte die Hand auf die Decke des Fisches und blickte nachdenklich auf die huntgebliimte Ta pete. Zuerst hatte der Vater sie da mit geneckt und sie dann zärtlich ge tröstet,wenn sie angefangen hatte zu weinen. Und dann? Ja,d dann hatte sie so langsam begriffen, daß der Name in feinem Munde mehr war wie Neckerei, daß er ein zartes inni ges Band zwischen ihnen beiden. ein Ausdruck seiner ganzen, großen Zärt lichkeit fiir sie war, und da hatte sie auch denNarnen lieb gewonnen; aber niemand anders durfte sie so nennen. Sie schritt rasch zu dem Schrank und barg Hut und Jacke in demselben dann tam sie wieder zu dem Tisch herüber und blickte mit auf die Matte gefiemmten Armen auf den geheim nißvollen Umschlag. Es machte ihr Freude, sich selbst zu spannen, zu er rathen, was es sein möchte. Sie fuhr prüfend mit dein Finger iiber die Oberfläche desselben und lächelte leise. Es war etwas Festes darin, vielleicht eine Phot raphiei Etwa vom Vater? —-Aber hatte doch schon so viele. Ihr Auge litt iider das Zimmer und iiber die Bi der welche nVater in sriiheren Jahren und in Gegenwart ei.gten Jn dem glücklichen Lächeln s Mundes war r Gedanke zu lesen daß ei ihrer nie zu viel werden konnten. Sie l sich in den heauemenLorsp stuhl vor in Mhtischchen am eFenster sinken öffnete den Umschlag mit dem Trennmesserchen und blickte neugierig nein Ein in weißes Papier ge chlagenes Etwas war darin und dann ogfie ej heraus, wickeltees aus und, hielt es stumm oor sich hin. Ei war das Schiff des Bateri, die ,,«,Elife vom ienseitigen Ufeer luausR: uommen, mit gis-ga- gehißt —- ein autgeezleichnetet I S«chars drängte sich jede Linie dern Auge des Beschauers auf. Die bunt gernalte Gallionsigur in Form eines Merturs mit Flugelhut und Stab, dieTniela e, die Kapienstey die wei ßen Buch aden und both-sie stieß einen leisen Jubelruf aus —cbr Ba ker« ibr geliebter Vater! Dort stand er auf dem hinterdecl des Schif ei, die band hielt die Mühe, und die r thän nde Rechte ruhte· aus dem Kopf B mächtigen Mufundliinders, seines Lieblings, welcher dieSchnauze mit einer Würde durch die Drabttaue »der Reling steckte, als sei er sich der sWichtigleit des Augenblicks wohl be j wußt. Sie konnte deutlich des Vaters Ge-» sichtsausdruck erkennen, das schelmi , sche Lachen des Mundes, den Blick der hellen Augen« der sich itn voraus an ihrer Ueberraschung zu weiden schien —- und sie hob den Karten nnd drückte heiße Küsse aus die Stelle, wo das ge liebte Gesicht ihr zugewendet war, und Fig gerade in die Augen zu blicken ren. i dunkelrotb übergossen, lente sie sich in dem Stuhl zurück. ie Fi welche das Blatt hielten« bebtenie ese. Neben dem Vater die gis-laute Gestalt mit dem weißblonden ai die hatte auch ihren Antheü an den-Küssen be kommen. An der großen a enstange stand sie, den Fuß au enen Berg Tauweri gefest, den einen Arm in die Seite gestemmt, und den anderen um das Holz geschlungen. Sie beugte den Ron tiefer herab auf das Blatt, und ihr Blick glitt mit scheuem Ausdruck über das bitbfche JGesicht und die klaren Augen, die zu .fragen schienen: »Siehft Du mich s auch?'« I Sie nahm das Bild mit heftier Bewegung und lehnte es an die grogeg mit Heebstbluthen gefüllte Vaze in der Mitte des Tischchens, veerzeGesieht ntte die Hände nnd über das st lagerte es sich wie ein stilles, glück selige-S Träumen. O über die herrlichen. unvergeßli chen Wochen welche sie mit ihnen ver bracht, mit den beiden, die so verschie den waren und ihr dennoch so hoch über-anderen zu lieben schienen! Aber plötlich fuhr sie legriieh und Sie erinnerte sich so deutlich des ,Morgens, als die Depesche des Vaters gekommen, die sie nach Riga herief, um die Rückreise mit ihm zusammen zu machen. Schon mit dem nächsien Dampfer hatte sie ihre Reise angetro ten; es war eine stille, schone Ueber fahrt gewesen, und nie witrde sie den wundervollen Sommer-abend verges sen, als sie in die alte hafenstadt ein suhren. Jn fieberhafter Erregung hatte sie an der Reling gelexih und endlich war die »Elise" in icht ge kommen, festlich geschmückt, alle Flag n gehiszt und da war s on das oot abgestoßen, der Damp r hatte gestoppt, und gleich darauf lag sie in den Armen des Vaters, der gewandt das Fallroep heraufgellettert war. Schon am nächsten Tage hatten sie die Anker gelichtet zur Rückkehr nach der Heimat-h, des widrigen Windes wegen hatten sie fast zwei Wochen dazu gebraucht; der Vater hatte ge scholten und gewettert, am meisten, wenn ein Dame-sen in gleicher Rich tung dahinziehend, sie in kurzer Zeit überholte, und schon am Horizont ver schwunden war, wenn sie, mühsam lieuzend, kaum ein«"paar Knoten ge wonnen hatten. Ach, und sie war so froh darüber gewesen. Konnte es etwas Wunder volleies geben, als in Gesellschaft des liebsten Menschen, im Angesicht der Unendlichkeit des Meeres, losgelöft von den tleinlichen Alltäglichieiten des Lebens, die Tage herauffteigen und vergehen zu sehen? Und die Stunden flogen dahin und mit Bedauern sah sie dem Tag ent gegen, an welchem sie den Leuchtthurm ihrer Heimath aus dein Wasser auf tauchen sehen würde. Es gab ja auch so vieles fiir siezuthun und zusehen. Sie besserte des Vaters Zeug aus, sie ging in die Kambiise und bereitete ihm ein Lieblingsessen, das der Schiffs toch nicht zu Stande brachte, sie spielte Schach mit dem Vater, und wenn er Wache hatte, mit hartmann., Beide lasen ihr vor, wenn sie nähte und stielte, und nachher tauschten sie ihre Ansichten aus über das Gelesene, und während sie mit dein Vater in allem harmonirte, konnte sie sich mit dem Steuermann ganz ernsthaft streiten; er hatte in vielem To andeie Ansich ten wie sie, und wenn sie ihm auch nicht immer recht gab, so mußte sie sich doch oft sagen, daß er mehr im Zärztlichen Leben stand als sie und der er. s Sie hörte es gern, wenn er so teck und kernig absptach, so jugendfrisch und fast ein wenig tnabenhaft. wäh rend ihr·aus des Vaters Rede alles in oergeisterter, gleichsam veredelter Bedeutung erschien. Und eines Abends hatte sie und der Pater auf dem Verdeit esessen. es war« eine plohliche Windsti e eingetreten, und das Schiff lag still. Da hatte der Vater die Guitarre geholt, ohne die er nie »in See ging, und während er die Saiten klingen ließ, sang er mit seiner· schönen Baritonstiinme sein Lieblingslied das ·so ganz seiner weichen, schöngeistigen Art entsprach: »Dort unten im Erlenthale, Da si ’ manchen Tag - Und eh’ Raderspiele - Und eh’ den Wellen nach; Und eh’ die Wo er kommen Und h’ die Wa er hn, Doch. ach die schöne iillertn, Die läßt sich nimmer sehn.« Sie hatte die Melodie leise mitge surnrnt, und Hartmann stand mit dem Rücken an die Reling gelehnt, die El ; lenbogen aufgestean and sah zu ihr ihiniidey un-vertoandt, mit Blicken so. ihei , io tief, daß sie die Augen nie der chlagen mußte. Ein Etwas in ihr wollte sich do egen empören, doch der Abend war sol schön, sie wollte " die Erinnerung daran ; Fels ungetrüln erhalten, und so zwangi re sich, aufzublicken und ansan vor-H bei auf das Wasser zu sehen. » So tte sie stumm dogesessem mitI jedem ern, jeder iber des anderen Nähe empfindend i n umfassend, und dennoch wehrte sie sich egen in her betn Stolze in dem hei en Wunsch, niemandes Bild in ihrem Versen ne ben dem dei Vaters einen Plan elni räumen zu wollen« Zuleht hatte derskapitän die Gui larre fortgelegt, den Kopf auf So phiens Knie gelegt, und schon nach kurzer Zeit vertllndeten feine ruhigen, gleichmäßigen Athemziige, daß er ein geschlafen war. Und der Abend war weiter vorge schritten, ein warmer, triiber Abend; der rnniel war grau überzogen, und die ee erschien dunkel und schwer, wie mit einer Oelichicht bedeckt; lein. Geräusch erscholl als die Klänge der Harmonik-I aus dem Vollilogis und das leise Glucksen der Wellen unter dem Leid des Schiffes. ( Die nächsten Tage hatten schöne-; Wetter und guten Wind gebracht, und schnell näherten sie sich dann dem Ziel ihrer Fahrt. . · « Sie war heiter und ausgesoffen ge ’wesen wie ein fröhliches, sorgloses ’Kind. Eine jede Kleinigkeit wurde zum Erlebnis fiir sie; die Delp?ine, die die schwarzen Köpfe auS der Pie gelllaren Fluth emportauchten, die Griix der vorüberziehenden Schiffe, die Riechen-regem welche der Vater machte, und bei denen sie ihm helfen mußte, und die Leuchtthürme, deren Lichter Nachts herüberblinlten wie ewig pachsame Augen ——alles wurde verklärt durch die Nähe so lieber Menschen , f « Langsam, wie im Traume nahm Sophie das Bild wieder auf, aber diesmal suchte ihr Auge nicht das Ge sicht des Vaters-, es ruhte auf der schlanden Gestalt neben ihm und ver suchte in deren Zügen zu lesen. Und plii lich zog Leichenblässe iiber ihr Gercht. Ein anderes Augenpaar war dem ihren begegnet, als sei es leben dig, mit gliherndem spöttischem Fun ein. Da waret wieder, der unheimliche Mensch. Dicht bei dem anderen stand er, und das Lächeln wurde zum Grin len, das Gesicht oerzerrie fich, und ihr war, als streckte sich eine Hand nach ihr aus, immer näher und näher kam sie und griff an ihr Herz und um Ilammerte es—ein Fröfieln lief ihr über den Rücken. Plötzlich fuhr sie em .por, strich sich über die Stirn und iielte um sich wie ein eben Erwa chender. Was war denn das? Hatte die Mutter sie angesteckt mit ihren Phan tasten? Das war ja zum Lachen! Und sie wollte lächeln, aber die Lip pen gehorchten ihr nicht, schwer und gepreßt lag ihr das Herz in der Brust. lind dann brach das so lange nieder aehaltene Abschiedsweh über sie her ein, es überwältigte sie mit Macht, und eie sie noch wußte, wie es lam, hatte sie den Kopf in die Hände ge borgen und weinte hitterlich. lFortfetzung folgt.) Die Zukunft des Kupfer5. Der gewaltige Ausschwung der Etettratechnit zeigt sich arn deutlichstsen in der seit etwa drei Jahrzehnten ins Unermeßliche gesteigerten Nachfrage nach dem fiir die Elektrizitiit noth wendigen Rohmaterial, dem Kupfer. Die Statistik des heutigen Kupfer bedarses zeigt dies am klarsten, denn im Jahre 1850 produzirte die Welt rund 56,000 Tonnen und 1904 das reichlich Zehnfache, nämlich 689, 000 Tonnen. Diese Steigerung läßt aber den Gedanken austommen, ob die Kupferbortäthe derErdrinde eine wei tere Erbifbung siir längere Zeiten ge statten, ob der Satz, daß nach der in wenigen Jahrhunderten eintretenden Erschöpfung der Steinkoblenlager die in Elektrizitiit umgewandetten Wasser triiste einen Ersad siir Industrie und Leben bieten können, nicht dadurch bin sällig wird, daß die Kapserlager dann bereits abgebaut sind oder nur kurze Zeit noch die Steintoble iiberleben werden. Der wichtigste tuvfererzeugende Staat, Nordamerika, der heute di hälfte der gesammtenProduttion deckt, hat drei Zentren aufzuweisem die Ge gend des Oberen Sees, Montana und Arizonm Die Gewinnung ift in allen diesen Theilen noch jung, trotzdem be dingt die Eigenart des amerikanischen Bergbaues, daß nach der vorliegenden Literatur der Reichthum bereits in we nigen Jahrzehnten völlig erschöpft fein wird. Zwar wird Nordamerika, das trotz niedrigen Gehaltes seiner Erze in folge des hochentwickelten Betriebes feärs billig produzirt, einige Jahr ze nte hindurch noch weiter ausschlag sgebend bleiben. da es den Bedarf an Roherzen durch Jtnvorte aus den be Fnachbarten Staaten: Kanada und Mittelamerita decken wird. Sobald indessen die nordakn ritanifche Kon kurrenz aufgehört ha n wird, werden die heute sehr in den hintergrund ge drängten siidatneritanifchen Republiteu Chile und Bolivien, von denen die erste noch vor kurzer Zeit eine wichtige Rolle auf dem Kupfermortte —- ,,Chili bars« —- sptelte, wieder ftärter hervortreten. Von den wenigen bisher bekannt e woedenen afritantfchen Fundor en scheinen der deutschen in Südwestafrita genug zu sein, um Deutschland fiir ei nige Zeit von dem internationalen Markte unabhängiger zu machen. Alten, das zwar Kupfer erzeugen«muß, über dessen Schähe jedoch taum etwas Besitrnrntes auszufagen ist, birgt nur! in Japan betanntere Kupfergrubern ! Australien, das gleichzeiti mit Nord- s ameriia Kupfererze zu siir rn lwanw » hat unter dein Druck der nordamerita nifchen Konturrenz sich zu einem - Raubbau auf seine nicht ehr ausge dehnten Lager verleiten la en, der den - dortigen Abbau bald zum Eriiegen bringen wird. Ein fpiiteres Wieder belebeu ift unter folchen Verhältnissen taurn zu erwarten. — Die europäischen Vorkommen sind recht verschieden. Während Frankreich und England aus eigenen Erzen kaum noch Kupfer produ irt —- die in Frankreich erzeugten engen stammen aus algrrischen und spanischen Erzen —« ist die iberische Halbinsel mit dem alten. schon durch die Phönizier be rie benen Bergbou von Rio Tinto not-im mer an zweiter Stelle; die dortigen höhung der Förderung noch fitr rund 102 Jahre aus-Zeichen talsien, der Balkazi und die tandinavi che halbla sel weisen auch upferoortommen aus, die jedoch zur Zeit und wohl auch in Zukunft eine bedeutende Rolle nicht spielen werden. Das Deutsche Reich shat in der Mansfelder Mulde einen recht bedeu tenden Gewinnungspuntt, der die Ge fammterzeugungDeutschlands zu mehr als 90 Prozent deckt. Das dortige Kupferlager wird erst in etwa 300 Jahren abgebaut fein, wofern nicht die sProdultion sehr gesteigert wird.Oesirr mich-Ungarn hat auch Erze aufzuwei sen, die jedoch zur Zeit nur geringe ) Ausbeute Traben Eine Aenderung wird Ihier durch s Rachlassen der nord .amerilanischen Konkurrenz eintreten. sDie Kupferschiih die diePersormatron Hin Böhmen birgt, werden später eine sbedeuiende Rolle spielen; jedo sind die gehegten übermäßigen Ho fnungrn fnur zum Theil berechtigt. Immerhin ttönnte Böhmen vm heutigen Bedarf Hder ganzen Welt für 25 Jahre aus feigenen Erzendecken. » - Erze werden bei einer bescheidenen Er « Das Zukunftsland des Kapsers ist !aber Rußland, das in seinen europiii j;,schen wie auch sibirisch - asiatischen Distrilten fast unermeßliche Reichthü mer birgt. Besonders ist es auch hier Iwieder die Petformation, die in den Bezirken Perm Jetaterinburg. Usa und Orenburg bei vierfacher Sicherheit und bei einer zugrunde gelegten Mäch tigteit von nur lz Fuß und bei einem Erzgehalt von Z Prozent —- in Wirt-. tichleit beides Minderwetthe010,000 Millionen Tonnen metaltifches Kupfer enthält. Diese Menge würde bei einem iährlichenVerbrauch von 600,000Ton- v nen fiir 15,000 Jahre ausreichen. Zu sarnmengefaßt läßt sich folgendes sa gen Für 30—40 Jahre wird Nordame riita den Kupfermortt beherrschen und dann durch Erzimporte aus Kanada und Mexito noch einige Zeit ausschlag gebend bleiben. hiernach wird eine Er höhung der heute in angemessenem Verhältnis zu den Gestehungstosten gehaltenen Preise für Kupfer eintreten, durch die eine ganze Anzahl von Län dern, welche heute zurückstehen müssen, zur Deckung des Bedarfes herangezo gen werden wird. Als unermeßliche Reserve sind die russrschen Stütze an-. zusehen. Wenn auch der Kupfermartt iich der zweiten und dritten Genera tion schon in wesentlich andrer Gestal tuna präsentiren wird, so find doch Befürchtungen fiir die utunft nicht zu hegen. Dr. A ex Schmidt. W Gusse Vol-meng- grosze Kinder-. Ei en Zusammenhangzwischen den Woh ungsverhiiltnissen und dem tör perlichen Wachstum, wie er in dieser Deutlichkeit bisher noch nicht beobachtet ist, haben die Untersuchungen engli scher Aerzte ergeben. Ein Bericht, den Dr. W. Leslie Martenzie und Kapitän A. Foster über ihre Besunde bei Glas gower Schulkindern erstattet haben, zeigt in überraschender Weise, wie sehr die körperliche Entwickelung der ju-« gendlichen Individuen durch ungünsti ge Wohnungöverhältnisse aufgehalten wird. Die beiden Forscher nahmen Wägungen und Messungen sämtlicher Kinder-im Alter von fünf bis achtzehn Jahren« vor und sanden dabei, daß die durchschnittliche Größe eines Knaben, dessen elterliche Wohnung ein Zimmer hatte, 46,6 Zoll betrug; die Durch schnittsgrösze stieg dann bei zwei-Zim mern aus 48.1, bei drei Zimmern aus 50,0, bei vier Zimmern aus 51,3 Zoll. Die gleiche Beobachtung wurde auch bei den Mädchen gemacht. Jn derselben YWeise wie die Körpergrösze steigt auch Edas Gewicht. Die Zahl der untersuch lten Kinder ist, wie der Bericht betont, ;so groß, daß kein Zusallöresultat vor liegen kann. Selbstverständlich ist, daß Eltern ,die eine größere Wohnung zu erschwingen vermögen, auch mehr siir ) die Ernährung der Kinder tun können; unabhängig davon wirlt aber die ge räumigere, gesundere Wohnung selbst aus Gesundheit und Körperentwicklung günstig ein — ein neuer Beweis siir die Behauptung, daß eine gute Woh nungspolitik eine der in allererster Reihe stehenden sozialen Ausgaben ist. W Die Standard Oil Company erklärt die Gerüchte für grundlo5, denen zu folge ver Preis des Peteoleums dem-. nächst gesteigert werden soll. Der Trust scheint also mit dem Bezahlen der Gelvbuße offenbar noch teine Eile zu haben. . . Jetzt, da vie von Großbritannien ein eteichte Abriistungs - Resolution ein timmig von den im haag versam melten Friedensdelegalen angenommen wurde, können die Großmächte mit ih ren Friedens - Nüstungen unentwegt fortfahren. f I f Wullstreet ist mit dein Vorgehen der Regierung gegen die Ttusts höchst un zufrieden. Daraus ist ersichtlich, daß die Regierung sich aus dem rechten Wege befindet.