Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 20, 1907, Image 1

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    Nebraska
Hitzmlisis EBMEMX M YMM
Jahrgang 28.
Grund Island, Nebraska, Freitag, den 20. September. 1907.:
Nummer 4
» CWMOEXPÆÆGÆPÆÆEEJFHXGPP
Reise-Korrespondenz.
«
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:, Von I- I. Wind-Ind
J
4
JHEHskskHskeskiksissksesesseiinsaisisskie ;
Am Montag den ils· August spazierte-il
wir nach Uder, meinen Geburtsort, denl
ich nun zum ersten Male seit meiner
Kindheit wieder betrat. Es hat sich na
türlich Vieles verändert, so auch mein
altes Vaterhaul, welches aber nach steht,
nnr ist es theilweiie umgedaut. Ader
dieselbe Treppe, die ich als Junge manch
mal hinabgekalleri din, ist noch da und
auch der steinerne Wassertrog auf dem
Hofe dei der Pumpe, an dem ich mir als
sind ein Loch in den Kopf schlug, was
von ich die Narbe nach sichtbar an der
stirn trage, ist auch noch da. Der
varderfie (kleine) Kessel aus mein ed Va
ters Förderei ist ebenfalls nach vorhan
den und in Gebrauch, wag für die Dau
erhaftigkeii früherer Einrichtungen
spricht. Die jetzigen Eigenthümer des
Platzes, Gedrüder Panndorf, führen
eine Wirthschaft und halten eine Bier
agentur. Es war an dem Tage gerade
frisch geschlachtet und sa hatte ich dass
Vergnügen« in meinem alten Geburts
hause frische Bratwurst zu schmauieii,
die selbstverständlich famag schmeckte.
Da ich meinem alten Gefährten Oa
ear Köhler für die nächsten Tage mein
Flammen versprochen, hielt ich mich dies
mal nur fiir diesen Tag in Uder auf und
fah deshalb nan meinen Verwandten
hier nicht Alle, die sehe ich wenn ich wie
derkomme. Einst-eilen fahre ich wie
der dem Süd-essen zu und desuche zu
erst die Sie-di Leipzig.
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—:·-:«W
hier suchte ich einen Onkel unseres
Mitbiir ers und iehi en Terrain-Quou
sisors ichard Göhr ng aus und wurde
in dessen Wohnung bestens empsangen
und bewirthet. Dessen Schwiegersohn
betreibt eine Schraubensabrik, die ich be
sichtigte und wo ein reget Treiben«
herrscht, da das Etablissecnent mit Ins
trsgen überhsust ist. Dann machten
- wir uns aus die Suche nach dem Bruder
non Franz Zunge, währendbem es leider
zu regnen anfing. Wir kamen auch nach z
Kunz» Wohnung, doch war derselbek
leider ausgesiogen und so sahen wir ihn
nicht. Nun ging’s weiter, theilweise zu
Fuß, theilweise per Straßenbahn, zum
anderen Ende der Stadt, wo ich hin
Max Brandt und Vater sBruder unoi
Vater meines Schwagerå Louitt Brandt)l
besuchen wollte. Den alten Hrn. Brandt z«
fanden wir denn auch glücklich zu Hause, j
woran sedoch nur der in Strömen sich er-.;
gießende Regen schuld war, sonst wärei
er ausgegangen. Nach einer Weile kami
dann auch Max Brandt nach Hauses
Es wurden Ersrischungen eingenommen, s
zu Abend gegessen und dann machten wir
Drei, Hi. Göhring, Brandt ir· und ich,
noch eine Tour durch die Stadt, was bei
dem Regenwetter natürlich nicht recht
schön war und ging’g eben nur in ver
schiedene Wirthschasten, worunter einige
wahre Prachtlokale waren, wo sich denns
gemiithlich unterhalten wurde. So ha
be ich denn oon Leipzig immer noch nicht
sehr viel zu sehen bekommen und mußte
ich versprechen, wenn irgend möglich noch
einmal hinzukommen, was zu thun ich
auch versuchen werde. Im andern Mor
gen sehte ich die Reise sort, um wieder
nach Innaberg im Erzgebirge zu kom
men, wo ich mit Oscar Köhler zusam«
mentressen wollte, um mit diesem und
Felix Omar eine Tour gu machen, was
dann auch geschah, aber erst nachdem
wir noch etliche Tage in Annaberg ver-!
weilten, wo ich rsoch die Bekanntschaft
mehrerer der Verwandten non Köhler
machte, die in dieser Stadt und Buck
holz wohnen. Wuchholz ist eine an
Innaberg grenzende Stadt und mit die
seni Plan sozusagen Eint-J
Also eines schönen Morgens wurde
oon uns die Bahn genommen nach Ober
wiesenthal, welcher Ort am Iichtelberg
liegt. Unsere Gesellschast bestand aus
Felix Omar, Kohlen mir selbst und noch
einein Verrn Weiner. Aus der Fahrt
non Unnaberg nach Oberwiesenthal muß
man von der regulilren Bahn zur Klein
bahn wechseln. Die Fahrt durch die
Berge isi sehr schän, gebt aber langsam
oon stauen- Die Zuge waren sehr voll,
da es Sonntag war und viele Leute sus
sltige machten.
Ja Oberwiesenihni angelangt, wurde
Pause gemacht und in einem der zahlrei
chen Gasthsuiee dem inneren Menschen
duech Speise und Trank eines aufgehal
« sen, sodann ging der Marsch los, den
Fichtecberg hinauf, weiches der höchste
Punkt in sachlen ist· Der Weg durch
den peächtisen Fichtenwald ist ein schöner
und senußteichek Spaziergang. Man
muß es sich naiiikiich nuk gemiiihlich
machen und sich Zeit nehmen zum Din
ausgehein Oben sesindei sich selbstver
ständlich, wie hier an jedem Aussichtss
pur-Eh eine Nestimkaiiom die glänzende
Geschäfte mocht. Auch ist hier ein Ins
«sichtsthurm, den wir erstiegen, um die?
stingsiim vorhandene prächtige Aussicht;
’zsa genießen, die wirklich großartig ist.J
Nach der Uinschau und nöthiger Stär-’
kung ging die Reise weiter, der löhmis
schen Grenze zu. Die lehte Station im
deutschen Lande hier ist das »New
Haus, « eine Restauratlan, wo wir Kasfee
etnnahmen und der anwesenden Musik
lauschten· Dann ging's nach Böhmen
hinein, der Orischast Gotte-gab zu.
Das Erste was uns neben dem Grenz
psahl die Damiqu machte, war ein
Drehorgelmann, der ein Almosen heisch
te. Nach mehreren Minuten sehen kam
schon wieder eine Drehorgel und-gleich
daraus wieder eine, also aus dem kurzen
Weg zwischen dein »Na-en Haus« und
Gotte-gab blos s Drehorgelmänner, die
bettelten. Na, wenn’s so weiter geht,
kann-I gut werden! Da muß man ja im
mer die Hand im Gelddeiitel haben sür
Drehargelspieler.
Jn Gattesgad wurde in der hier de
kühmten OppPs Weinstude Rast ge
macht. Es war schon ziemlich spät ge- !
worden für Mittagessen, weshalb wit»
ordentlich Hunger halten und verzehrteni
wir einen Wildschweindraten, der delikat «
schmeckte, nicht minder die dazu geleerten
paar Flaschen Wein. Hier ging’g über-«
haupt sidel zu, indem die Gaststude val
ler Gäste war, die muslzirten und san
gen daß es eine Freude war.
Von Gottesgah ging unser Weg wei
ter nach der Stadt Joachimsthai. Die-?
ser Ort liegt sehr langgestreckt in einein!
schmalen Thale und ist eg ein ordentliU
cher Spazierweg, uin von einem Ende
der Stadt zuin anderen zu gelangen.
Da wir ain aderen Ende eintreten, inari
schirten wir ganz durch zqu unteren En
de, wo der Bahnhos liegt und ivo ipir in
dessen Nähe Quartier in einein Dotel
nahmen. Nach dem Idendessen wurde
etwas herumspaziert und schließlich ein
Gasthof gesunden, wo Tan par, wag
nun wieder Wasser aus die tihle von
Osrar war, der mit den hlihschen Böhm
innen fleißig das Tanzdeia schwang und
einen »Dreher« nach dein andern machte,
während wir Zuschauer spielten. Nach-«
her ward zur Ruhe gegangen, die wir
nach dem anstrengenden Tage sehr nö
thig hatten.
Früh CM nächsten Morgen niachtenY
wir uns aus die Socken zuin Buhnhos.!
um nach Karlebad, dem altbetanntens
Badeoit zu fahren. Tie Fahrt danertej
trotz der kurzen triiiicinung ziemlich tun-s
ge, nicht wegen des langsamen zahieiis,i
sondern weil wir an einer Station na-?
inens Schlackeniverth aussteigen undi
zwei Stunden warten mußten. Nun ist!
Schlackenwerth wohl eine Italien, doch!
konnte man hier nicht einmal eineu Kas-;
see bekommen, weshalb wir uns ans den
Weg machten zu eineni Gasthof, dir eine«
Strecke weit von Schlockenwerth entfernt I
ist und hier erhielten wir und eine Anzahi;
anderer Reisender den Morgenkaiiee,’
den wir in Joachimdthal versäumt hat
ten. Hier konnte nian schon merken,
daß in Böhmen lchon niehr polnische
Wirthschast herrschte. Alles ist vernach
lässigt und non Proppertät keine Spur.
jEine Merkwürdigkeit isi hier auch zu he
Ttnerkenz zu den Brödchen giebt’s keine
HButter und haden wir wirklich aus unse-«
Heer ganzen Neise durch Böhmen keine
Spur von Butter gesehen! Ganz dass
wurden wir auch, als wir nach Einneh
men des Kasiees nach dein Preise sragten
und bezahlten; da srug man: »Wieviel
Gehiiek halten Sie gegessen?« Vor Ver
wunderung llder diese neugierige F age
rissen wir die Augen weit aus« bis dirs
gelir bedeutete, das genossene Gehilck
müsse extra bezahlt werden, was dann
auch geschah und von seht ad wußten wir
Bescheid, daß Brödchem Kartoffeln usw.
immer extra kosten. Etwas sehr Dum
mes ist es mit dem Geld hier und wird
man hei der Bezahlerei stets verwirrt.
Es giebt nämlich heller und Kronen; die
Krone hat 100 Heller, zwei Kronen isi
ein Gulden. Das ist ja nun ganz schöne
Rechnung, wenn das verdrehte Volk nicht
meistens mit »Hm-zern« rechnete, was
doch gar keine Münze mehr ist, jedoch
rechnet man danach. Ein Kreuzer sind
2 Heller. Fragt man nun nach seiner
Schuldisleii und erhält die Antwort, so
weiß man nie, sind Heller oder Kreu er
emeini und das verwirrt einen. s
sollte doch nur nach Hellern gerechnet
werden, aber die Leute rechnen meistens
naeh Kreuzerm Und das Neihnen ver
stehen sie aurh aus dem ssl Das Aufzäh
len der verschiedenen Dinge die man ge
sessen nnd die Summen dafür, das wird
herunter gerappelt, man wird ganz dass
dahei, zahlt dann ader den Schlußhetrag
ohne Murren und zieht ad, innerlich ge
rade keine Segenswünsche ilher die Kerle
murmelnd. "
Aus der Fahrt nach Karlsdad hatten
sieh noeh zwei andere Reisende uns ange
schlossen und blieben wie fiiins in Karls
dad zusammen. Dieses Vad wird seit
langen Jahren stark sreqnentirt. Die
Stadt liegt langgestreckt in einein schma
len Thale, durch welches die Eger fließt,
in welche auch die Tepl und die Wässer
der verschiedenen Quellen laufen. Aus
beiden Seiten des Wasserlauses zieht sich
eine Straße bin mit .Hänserreihen, bin
ter denen wieder die bewaldeten Berge
steil emporragen und an diesen sind hacki
oben noch Villen gebaut, von denen ausi
man einen schönen Ausblick über dies
Stadt hat. Prächtige Tasse giebt ei
eine ganze Anzahl und Canzerte weiden
hier gegeben Vormittags, Nachmittags
und Abend-. Für Spaziergänger gieb’ts
se.gentlich nur die Pramenade den Fluß
hinaus, doch ist’g hier schön. Wer Last
dazu bat, kann natürlich die Berge an
beiden Seiten binaufklettern, was wir
ader unterließen, da wir müde aus den
Beinen waren
Die Hauptanziebungskrast von Karls
bad ist der »Sprudel.« Diese Quelle
ist wie ein Springbrnnnen und das
Wasser ist ja weltberühmt. Aus dem
selben wird ja auch das bekannte ,,K«arlsi;
bader Salz« gewonnen. Das Wassers
hat eine Temperatur von 73 Grad Sah-s
renheit, ist also ziemlich heiß. Daß eSI
aber gerade salzig schmeckt, kann ich «
nicht behaupten· Mir schmeckt es gern-i
de so, alg ad ich zu Hause heißes Wasseril
trinke. Da ist das Wasser des Koch-!
Brunnen-J zu Wiesdaden ganz etwas an-?
dereg; das ist salzig! Was sehr stark»
vertreten ist in Karlsbad, das sind die
Juwelenläden. Die Auslagen in den
Schausenstern sind großartig, wenn man
das Geld in Betracht zieht welches die
Sachen kasten. Alle paar Schritt ein
Schausenster mit Schmackfachen, Edel
stein an Edelstein. Ja jedem Fenster
liegt ein großes Vermögen CBir haben
natürlich auch Jeder Diamanten gekauft
—- ader nit!)
ivird hier eine große Anstalt errichten
für Cold Storage und Creamerhimecke,
sowie zur Herstellung voee koste-steter
Milch. Am Montag Abend erklärte der
Vizepräsident der Gesellschaft, E. T.
Reetor, vor dem einsammelten Comme
eial Club hier sein Project, mit einer
ersten Auslage von 850,000.00 eine sol
che Anstalt zu bauen, um dieselbe später
noch mehr iu vergrößern. Er erwähnte
verschiedene solche Anstalten welche im
Laufe dei Jahre hier aufkarnen und wie
der einginaen, sowie auch daß seine Ge
sellschaft, in lsst gegründet, die älteste
im Staate sei. Unter der Leitung von
J. H Rushlon, dem Präsidenten, hatte
die Gesellschaft ein beständiges Wachs
thum Zu verzeichnen, so daß sie heute
25,000 Kunden in Kansas, Nebraska,
Missouri und Jorva besitzt. Wie man
sich erinnern wird, verkaufte die Mid
landCrenmery Co, in 1906 ihr hiesigeg
Geschäft an diese größere Gesellschafts
Seitdem hat die Zairmont Co.beständigs
Nahm hier gekauft, schickte denselben
aber immer nach Omaha, York oder
Crete zur Verarbeitung. Die Gesell
schaft hat ein Grundstück gerade West
und Nord von der Gadfabrik gekauft,
und ivird der Nahm nach Fertigstellung
der Creamerh (e:iva am l. Mai) hier
verarbeitet werden. Dies bedeutet einen
großen Vortheil für die Stadt, beson
ders weil die Gesellschaft mit eigenem
Gelde baut und nicht, wie z. B. die
Packing Co., welche daa Geld zum größ
ten Theil hier aufgebracht haben wollte.
wir wollen hier tapitalskräftige Indu
sirieen und keine zweifelhaften Unterneh
mungen die später in die Brüche gehen.
Reue Erneuert-.
Die Jairmont Creamery Tompanh
Die Natur arbeitet spare au
sete körperlichen Gebrechen zu heilen, so
bald sie erscheinen. Manchmal gelingt
es ihr, ohne irgend welchen Beistand —
manchmal aber nicht. Wie können wir
nun der Natur bei dieser Arbeit helfen
Durch den Gebrauch eines milden, jedoch
wirksamen Kränker-Heilmiltels, wie
·Forni’s Alpenkräuter, welcher der Nas
iue hilft, die llnreinigkeiten aus dem
System durch die Nieren, die Leber, die
Eingeweide und selbst durch die Poren
der Haut abzuwersen. Dieses ist das
Arbeits-Prinzip der etsolsreichsien aller
Medizinen, For-use Alpenkräuier.
warm-spricht.
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Wir zeigen I
ieue Verbsts « (
und Winter
Stnte welche
sich durch besseres
Material, künstleri
i schc Ausführung
nnd Statt
lichkeit vor
den gewöhnlichen
auszeichnen.
;-· :-: JE
- « Kirmev in Bessern
gute-Most- alte vol-Atem ums ihre se
itens-Neumaqu .
Jn den Dötfetn der hessischen Pro
Vinz Stattenbukg bildet die Kirch
weihe, die Kikmeg oder Reib, den Mit
tel punkt der Volksseste und Belustigun-:
gen. Das ganze Jal; iiber spart die
Jugend siir die paar Kirchweihtage. i
Acht Tage zuvor bringt der Vurfches
eine Flasche Wein in daJ Haus seiner
Geliebten und begehrt die Tochter als
Kirchweihmädchen Wird der Wein
angenommen, so ist die Bitte gewährt, k
anderensalls nicht Ein zwei Jahre;
mag es dann noch dauern, bis die Ver- Z
lobung, der Versprach, im Kreise der·
Eltern und nahen Verwandten zu
stande kommt. Hat die Zukünftige daST
Jawott »von sich geneben,« so erhält»
sie vom Bräutigam ein Siltserstijct als
Treugelb, und das Eheversprechen isik
bindend. s
Am ochzeitgmorgen läuten die
Glocken. an« nennt dies das ,,Vraut
l«jjuten.« Die Hochzeitsgäste erscheinen
und nehmen die »Brantsuppe,« eine
warme Biersuppe, ein. Der Hochzeiter
holt den Pfarrer, der sich ebenfalls
stärken muß, und dann zieht alt und
jung zur Kirche, die Brautleute im
vollen Staat, die Männer mit Ros
marinzwetgen, die Briefchen in ähn
lichem Auszuge wie der Bräutigam, die
Mädchen in ihrer besten Tracht und
zum Schluß die übrigen Gäste.
Nach der Trauten geleitet eine Mu
sitbande das junge iaar nach Hause;
die Gäste verschwinden, um sich umzu
kletden; in einer halben Stunde be
ginnt das Hochzeitsmahl unter den
Klängen munterer Walzer. Hieraus
wird ein Umzug durch das Dorf ber
anstaltet und entweder iin Wirthshaus
oder in der Tenne des Hochzeits auses
getanzb Das geht die halbe acht,
bis zum ,,Nachtessen,« das um zwölf
Uhr anfängt. Am Morgen gibts Kas
see. Ein Umzug mit Musik weckt die
verschlasenen Hochzeitsgäste; wehe
wenn einer noch im Bett an etrofsen
wish-»Er muß mit dem . wand
c- «
statt dem Zaum tn der '«Hand zum
Frühstück reiten« Mittags wird zur
Aussteuer gesammelt Die Gäste ge
ben Geld oder Hausgeräthe aller Art
und die Verheiratheten reißen der wei
nenden Braut zum Schluß den Braut
tranz vom Kopfe ,
Jn Rheinhessen wird eine gute«
Flasche Wein vor der Hausthür eines
Kirchweihinädels einen Meter tief ein
gegraben und im nächsten Jahre unter
fröhlichen Walzertlängen und Glocken- s
geläute wieder ausgegraben. Das ist
eine hohe Ehre fiir das Mädchen und
kostet nebenbei einen tiefen Griff in
den Geldbeutel fiir die Bewirthung der l
Burschen Die ausgegraben-e Kirines
wird dann an eine Stange geknüpft, !
mit Musik und Gesang in den Tanz
saal geschleppt und dort getrunken
Mittags kann der Trubel losgehenk
Dabei hat der Fremde Gelegenheit
über die unheimlichen Quantitäten!
Wein zu staunen, die von den trunk
festen Rheinhessen vertilgt werden.
Zur Kirchweihe werden alle Freunde
und Bekannten der näheren und wei
teren Umgegend eingeladen; sie wird
deswegen oft zu einein außerordentlich
kostspieligen Vergnijgen
Chtncfiiche Auslandspriifungcm
Vor Kurzem hat, zum ersten Mal in
der Geschichte des alten chinesischen
Reiches, in Peking eine Prüfung sol
cher jungen Leute stattgefunden, die
mit Unterstützung der Regierung in’s
Ausland gehen wollen, um sich dort
weiterzubilden. Vor nicht vielen Jahr
zehnten noch hatten Chinesen, die den
Boden des himmlischen Reiches verlie
ßen, fiir diese ruchlose That eine ern
»pfindliche Strafe zu gewärtigen, so
bald sie sich wieder in der Heimath
sehen ließen. Zu der von dem neuen
Unterrichtgcniniiteriuiu veranstalteten
Prüfung meldeten sich nicht weniger
als 72 junge Männer und außerdem
12 junge Mädchen. Man prüfte in
allen möglichen Fächern, in Uebersetz
ang aus dem Englischen ins Chine
tifche und umgekehrt in Uebersesung
- .--- -.- Ist Cis-.
Jus dem ratemischem Deutschen und
Französischen, ferner in Arithmetitv
Chemie, Physiologie, Geschichte Geo
graphie und chinesischem Aufsatz. Die
meisten Arbeiten sollen zufriedenstel
tend gewesen sein. Nur die Kenntnisse
in den Sprachen ließen zu wünschen
übrig. Die jungen Leute« welche die
Prüfung bestanden haben, sollen nach
den Ver. Staaten geschickt werden.
Man beabsichtigt, von jetzt an jährlich
solche Prüfungen abzuhalten und mit
den Ländern, wohin es gehen soll, ab
zuwechseln
Gegen den Schandpfahl.
Der Verwalter des Newcastle Counth
ArbeitshaUses in Delaware, Astnond
S. Meserve, hat sein Amt niedergesetzt,
weil er den dort zu Recht bestehenden
Schandpfahl mißbitligt Der Verwal
walter, der Hunderte von Negern und
Weißen während seiner sechsjährigen
Dienstzeit öffentlich gezijchtigt hat, soll
sich folgendermaßen geäußert haben:
»Ich habe den Erfng desCE andpfahls
auf jene Sorte Männer sehr sorgfäl
tig und vorurtheilgsrei studirt und ge
langte zu der Ueberzeugung, daß dieser
ein sehr schlechter ist. Es erregt in
diesen Leuten alle Gefühle der Rache,
iund sie stehen auf gegen Gesetz, Ord
nung und die menschliche Gesellschaft.«
Der Schandpfahl wurde in Delaware
über ein halbes Jahrhundert in An
spruch aenommen.
Chicagos Einwohner
z a h l wird in dem für 1907 heraus
gegebenen städtischen Adreßbuch auf
2,367,000 berechnet: eine Zunahme von
66,500 Einwohnern im Vergleich U
der auf Grund des letztjährigen Adre -
buches aufgestellten Eintvohnerzahl von
2,800,500.
Das neue Trockendock
in der Navy Yard aus League Island
bei Philadelphia, eines der größten sei
ner Art in der Welt, ist 754 Fuß lang,
140 Fuß breit und hat zur Fluthzeit
eine Wassektiefe von 30 Fuß. Es
kostete 81,500,000 und es ist sieben
Jahre an demselben gebaut woxvem ·