Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 13, 1907)
Daz Gartensest.· StizzevonElseKrasst. i Sie fühlte es ganz genau. Irgend ’ etwas ging im hause vor. Seit drei « Tagen slitstetten die Eltern miteinan- . der, wenn sie in der Nähe war. Seit drei Tagen tam der Depeschenbote mehreremal täglich in's Haus« und Papa blieb selbst über die sonst so plinltlich festgesetzte Mittagsstunde in seinem Kontor. Die Modistin, die am sriihen Mor gn die bestellten Toiletten sür das artensest am Abend bei dem Grasen Zehtingen brachte, war bestürzt vor den unsreundlichen Worten der Haus srau sehr schnell wieder gegangen, und Jlse selbst saß ganz verschüchtert oben in ihrem Zimmer und sah mit heißen Augen aus die lichten Spitzen des Festgewandes, das da in dustiger Schönheit vor ihr ausgebreitet war. Leutnant von Raben liebte weiße Spitzen. Er hatte es ost zu Jlse ge isgt »Und dazu weiße Margueriten im dunklen Haar, gnädiges Fräulein. Warum tragen Sie die nie?. Ro ken sind schöner. Ugewiß .aber eprangen fiir ein Mädchenhauvt zu stolz nnd schwer aus den Ilechtent Jch möchk Sie wohl mal mit den weißen schlichten Blüthen geschmückt sehen, gnädiges Iriiuleini Sie legen sich wie Sterne um junge Stirnen, und man hat das Gefühl, der Himmel ist nahe.« Damals hatte Jlse kopfschüttelnd gelacht. »Wald- und Wiesenblumen passen nicht auf's Parteit, herr von Rodeni Seit wann sind Sie so bescheiden ge worden?« lind sie mußte in einer Art Schmerz daran denten, daß auch er. der ernste, blonde Mann, den sie liebte, ganz ge nau wie die vieles anderen. nur ihr Geld haben wollte; daß er sogar schon mit Papa ganz iiihl und geschäftlich iiber dieses Geld verhandelt hatte, das die einzige Tochter als Mitgift be kam Sie wollte damals nicht. Sie hatte ihre Liede damals in dem tiefsten, tiefften Winkel ihres Herzens versteckt «Sag’ ihm, Papa. er soll mich erst mal selber fragen, ob ich ihn will. Es ist ja noch Zeit genug.« Und er Vater hatte lachend in sei ner leichten Art genickt. »Wie du willst. Mir wäre er lieb als Schwiegersohn, Jlse! Alter Adel, solide Familienverhältnisse und alle Aussicht zu einer glänzenden Karrierr. Herr von Roden ist sehr gut ange schrieben bei hofr. Und wenn er deine Mitgift braucht, so schadet das nichts, Ilse, das ist sehr berechtigt in seiner Stellung Du wirst doch nicht nein sa gen, Mädels« Sie lachte — ein seltsames Lachen. »O . . . . das weiß ich noch nicht« Papa!« Jlse neigte den Kopf schwer, wenn sie an dieses Gespräch dachte. Es waren seitdem zehn Tage ver gangen, zehn lange, schwüle Sommer tage Heinz von Noden war irgendwo draußen aus einem Trupveniihungs platz. Sie wußte, daß er in dieser Zeit nicht kommen konnte. Seit gestern war sein Regiment wieder zurück. heute Abend fand das Gartenfest beim Grasen Zehrinaen statt, zu dem die ganze erste Gesellschaft der Umge gend geladen war. Heute also würde sie ihn sehen, heute würde er sie selber fragen . . . . Jn dem Mädchen begann es zu jauchzen. Sie vergaß. daß irgend et was Dunkle5, Unerilärlichessoeben noch ihre Seele gequält hatte »Ich sage nicht nein« . . . . dachte sie, erzitternd vor Glück, »ich sage nicht nein. Wenn er auch seht viel leicht mehr nach meinem vielen Gelde sieht, einst wird die Stunde ja kom men, wo er s vergißt in meiner Liebe, bemessen muß« Ganz ungemahnt schreckhaft zuckte Jlse zusammen als die Thür ging. Die Mutter trat herein. Sie sah blaß aus in dem dunklen Seidenlleide, und es war eine seltsame Unruhe in den kühlen, sonst so gleichgiltigen Au gen. « - Jn einer ihr sonst fremden An wandlung von Sehnsucht streckte sie die Arme aus. »Ich freue mich fo, Mama!« Die noch immer schöne und jugend liche Fabrikantenfrau sah diese Sehn sucht gar nicht. Sie hielt wohl einen Augenblick ihr erregtes Kind feft, liesz aber dann wieder in nervöser haft die Rinde sinken· »Den von Roden wird heute sicher auf dem Feste sein, Ilse. Er war eben bei uns und hat seine Karte mit den Vleiftistworten dagelafsen: »Auf Wie- - dersehen heute Abend beim Grafenl Zehringenf ( Jlf war noch röther geworden. ’ »Du hast ihn nicht empfangen, Mama?« . »Nein, ich war nicht in der Stim mung. Es genügt ja, wenn wir uns ( heute Abend sehens« ! Die schlanke Frau athmete schwer. ( Der herrliche große Pakt beitns Grafen ist wie geschaffen fiir Euch Zwei. . .Du wirst doch nicht nein sagen, Kind-W Jst Jlse sprühte plökiich wieder der tolle Widerspruchsgeisi des verwöhnten Kindes. »Ich weiß noch nicht,« lachte sie, »vielleichi doch!« Sie erschrak nach diesen Worten. Die Mutter hatte förmlich irampshast ihren Arm gepreßt. »Du fang ja, Jiiei Du mußt ja «fagen. Ich will es, und ich befehle es dir!« Jlse stand versiändnißios und sah der Mutter in das weißeGesichL Wie fremd ihr das vorkam —- gar nicht wie Mutteraugen, gar nicht wie Mut i-. riieke!. Sie riß ihren Arm zurück Jhr siel das ieiisame G: bahren der Eltern w: seder ein. »Was ist vassiri, Martia? Warum inll... warum besiehist bu’s mir so gar, daß ich Herrn . .. von Reden« . . f Die schlanke Frau begann zu flü tem: »Weil du sonst nicht mehr viel Zeit hast, Jlsel Heute bist du eine gute, be nsidenswerthe Partie, in kurzer Zeit ; nicht mehr. Jch wollte es dir eigentlich Jnoch nicht sagen, aber ehe du unllug Hund thöricht handelst, ist’s vielleicht ) besser so! Papa hat unglückliche Spe tulationen gemacht. Sein Vermögen ist dabei in kurzer Zeit drausgegan gen, meins auch zum großen Theil. Das weiß aber noch lein Mensch hier in der Stadt. Es dars auch iir«s Erste keiner wissen, verstehst du, lset Fch«... Die Dame, eine gebotene Ämerilanerim guckte leicht mit den Achseln.·. »Ich nehme das nicht so schwer! Papa, Gott sei Dant, auch nichts Wir werden beide wieder hin utergehen zu Onkel Fred, vielleicht, daß Papa in Chicago wieder neue Verbindungen antniipsen kann. Je denfalls...aber mein Gott, so starre schwer?« Die Dame lachte lurz und strich der Tochter mit den weißen, liihlen Fin Igern Richtig iter das verstört-: Ge sicht ,,Du tomrnst noch am besten dabei fort, Jlsel Du wirst dich heute Abend mit Herrn von Roderi, verloben, der schon zweimal tegwegxn bei Papa war. Er hat seine Verhältnisse na türlich sofort vor Papa tlargelkat. Er ist nicht blos auf seine Leutnants gage angewiesen Er hat mütterli cherseits so viel, daß er gerade stan desgemäß mit nicht allzugroßen An sprüchen leben kann. Dabei ist er durch und durch Ehrenmann! Eine einmal offiziell gemachte Verlobung wird er niemals aus« rein materiellen Gründen zurückgehen lassen. Du ver stehst mich also. mein Kind?». Und es ist uns beiden eine große Beruhi Jtmg dich wenigstens in g«sicherter ätosition hier zurückzulassen Bis zum, Oktober wird Papa die Sache noch hinhalten lönnen. Bis dahin tönnt ihr verheirathet sein! Du wirst doch thun. Kind, was wir von dir erwar ten?« Der braune Kopf neigte sich schwer und schwerer. , »Ja, Mama!" se e- e Der Parl« des Grasen lag terassen sörmig am See der vornehmen Villeni lolonie unweit der Stadt. Das Fest begann in sriiherAbend stunde. - Kleine Tische waren aufgestellt, an die cer Seit in silbernen Rübeln ge tragen wurde, und zu denen dieDte ner ani Platten die Speisen brachten. Als es zu dunteln begann, slammten irr den Lauten und Grotten bunte Lichter aus-— rothe und blaue, grüne und weiße. Jlse schritt in ihrem weißen Spitzentleide neben den Eltern wie verwirrt durch all die Freude und die Herrlichkeit Sie verstand nicht, wie der Vater scherzen lonnte mit d«n an deren, begriss nicht, wie die Mutter ganz wie sonst on aller Freude theil mich doch nicht so ungläubig an....» was hast du denn? Nimmst Du’s so’ i t nahm. Sie wich Herrn von Noden aus, so lange siees nur konnte. Die Herren, die sie umringten und die ihr gleich ailtig waren, bielt sie an ihrer Seite sest, bis der Tanz begann. Es wurde auf den Nasenplätzen ge tanzt, mitten unter den bunten Lich tern und Glasblumem Da fand sie auch Heinz von Roden. Er holte sie direkt aus einem Kreise lachender Menschen heraus und doebte sich mit? ibr ein Weilchen schweigend nach den Klängen einer süßen Walzermelodie. Sie laa schwer in seinem Arm, und» er hatte Mühe, sie auf dem ungewohn- J ten, weichen Boden sicher durch das! Gewühl zu führen, bis sie schlTeßlich bat: »Ich kann nicht mehrt« Ganz iorrekt und formell verneigte er sich und führte sie langsam in einen stillen Seitenweg hinein. Die Leuchtttiserchen aus Glas er bellten ihn kaum. Nur der Mond stand iiber den Köpfen der beiden Menscher-. Er füllte das braune Haar und den blassen Marguetitenzweig mit silber nemsLtcht, so daß sich der Mann ganz überrascht zur Seite bog. Also doch, Marguertten.«... Sie nickte. Sie fühlte, daß sie vor der nächsten Viertelstunde zu zittern begann. »Ganz wie mir zutammt«...bötte sie geht am liebsten zu ihm gesagt. e stolzen Rosen, die ich sonst ge tragen sind verbliibtm« «Sind Sie müde?« sra te er gleich darauf, als ibre Schritte chwerer und ! schwerer wurden. Sie ichitttelte den Kopf und ers-s ichrak vor der Einsamteiit ringsum« Wir wollen wieder umkehren... hier an den Gewächshäusern hört der Bart aus, glaube ich. Hier sind nur Koch die Tennispliitze, Herr von Ro .n.« Er lächelte und deutete aus eine halb vom Buichrrerl versteckte Bank, über der einsam und vorn Wind be kriegt ein Licht im rothen Glase flat cr e. »Einen Augenblick nur, gnädiges Fixiuleini Nur ein paar Minuten... Ia " . . . Da widerstrebte sie nicht mehr. Die märchenhaftä Umgebung, die dunkle Nacht und ie Nähe des Geliebten ver wirrten sie. Sie vergaß die große Lüge, die jetzt beginnen sollte. Ein siißer Schauer des Glücks durchslog ihren Körper, als sie daran dachte, daß er st: vielleicht gleich in seine Arme nehmen würde. Er dachte aber noch gar nicht daran. Jhm war diese ganze Werbung sehr peinlich. Er hatte das reiche, verwöhn te, sonst nur lachende Mädchen, das heute so seltsam stumm an seiner Seite schritt ,nur immer in großer Gesell schaft, niemals allein gesprochen. Wenn er nur das.Wesen des Mädchens recht begreifen lonnte! Jhm war dasjunge, so schnell im Ausdruck wechselnde Ge sicht mit der Zeit lieb geworden. Und dennoch, er verglich immer. Er hatte aus sorgloser Kindheit eine süße Er innerung in die glücklose Zeit mit hin iibergenommen, seit die Eltern todt »waren. Das war der Mutter Bild. Sie war jung gestorben, war mitten Haus der goldenen Lebensfülle von ih Irem warmherzigen Jungen jäh und iunerwartet fortgegangen. Es hatte Jlange gewährt, bis er das überwunden ihatte. Und jedesmal. wenn er ein . ;Madchen sah, das zu einer Verbindung ifiir ihn in Frage kommen konnte, sah « ;er immer nur eins: Mutters Augen-— lMutters braune von Liebe und Güte sverkliirte Augen! Aber die Mädchen von heute, denen er bisher begegnet, waren ganz anders erzogen als frü E her, sie wußten es wohl kaum in ihrem ilebermuth was das war: Liebe, Treue. Wahrheit . . . Bunter, flüchti ger Tand tagaucy tagein, leichtes. slirtendes Gefck);vätz, thöricht und süß anzuhören, und doch kommend und saehend wie Spreu, die der Wind ver ! weht. Heinz von Roden blieb aufathmend neben der Bank stehen, auf der Jlse jetzt saß. Es wäre ihm leichter gewe sen, wenn sie jetzt lachend irgend einen Scherz gesagt hätte, aus den er mit ei nem Scherz antworten konnte. Heinz schlug ganz hilflos mit der flachen Hand nach einer vorüberflie genden Motte, so daß sie zappelnd in das Gras herniedertaumeltr. »Sie machen mich ganz fürchterlich mutblos, gnädiges Fräulein,« begann er balbaut. »Warum lachen Sie nicht? Lachen Sie mich mal wieder so recht berzbaft aus . . . . so wie neulich . . . . als ich auch mal mit anen al lein sein wollte. Wissen Sie noch? Jn Jhrem Garten, linker Seitenweg rechts . . . . am Pavillon?« Sie nickte. Er faßte Muth. »Ich finde jetzt so schwer die richti gen Worte. Aber ich brauche . . . wohl auch nicht viel mehr zu- sagen . . . Sie . . Sie . . . . werden gewiß schon von Jhrem Herrn Vater wissen . . . . dast- Hdasz« Er stotterte furchtbar. Jbrn tam das alles plößlich so lächerlich vor. Sie bewegte kaum den Kopf bei sei nen Worten. »Ja. .ch weiß Papa hat mir das schon lange »esagt. « Er neigte sich gespannt vor. »Und Sie. Fräulein Jlse?« Sie zuckte zurück. · »Fräulein Jlse,« hatte er gesagt. Und nun wiederholte er noch einmal das Wort . . . . »Jlse!" Er stand jetzt wieder terzenaerade und hielt die Finger trampfhast um den Säbelgriff gespannt »Wissen Sie . . .wer auch so hieß ?«· Sie schüttelte den Kopf· »Meine Mutter. Sie hatte auch so braune Haare wie Sie! Meine hellen habe ich vom Vater.« Er schwiea ein Weilchen während die Tanzmusit lockend zu ihnen her überdrang. »Alingt gut, so ein einziges Wort-— Mutter! . . . . Nicht wahr?« Er sprach fast wie zu sich selber. Er merkte aar ncht, daß Jlfe gequält zu famtnenichauertr. »Ich hat-«- nur zwölf ahre sagen dürfen. Eine verteufelt tu ge Zeit . . . was? Das iit wie ein Tot-schlag aller Poesie und Jugendsiiße, wenn so ein Wort aufhört.« . . . . « Als Jlse darauf leine Antwort gab, auch mit keiner Bewegung verrieth, daß sie zugehött hatte, entschuldigte er sich— »Verzeihen Sie . . . . ich habe Sie nicht trübe stimmen wollen« Jch bin Hehr ungeschickt in manchen Dingen. Ich werde fentimental, wenn ich an das Glück appellire. Kurz und gut — Itäulein Jlse . . . . Sie wissen ja was ich will. Ja, oder nein?« . . Das war knapp und kurz im aller torrelteften Leutnantston gesprochen Sie hörte den Ton aber nicht. »Mutter« hörte sie. Und immer wieder »Mutter«: und —- ,.Das ist wie ein Todschlag aller Poesie und Jugend fiiße, wenn so ein Wort aufhört.« Was war ihr denn Plötzlich? Wa rum mußte sie plöylich ganz verzwei felt denten: »Bei mir hat’s nie begon nen, dieses Wort! Jch habe nur immer gedankenlos »Mama« gesagt. Eine richtige Mutter hätte niemals so vor ihrem Kinde gestanden, wie Mama es heute gethan, hätte es zur Lüge ge zwungen, zur Lüge gegen einen Men schen, den die Liebe so grausam früh verwaistes« - Und ein verzweifelter Kampf er wachte in dem Mädchen. Jhn halten, ihn an sich tetten durch Lüge und egoi stischen Betrug —-— oder aber wahr sein zu ihm . . . . ihn aufgeben, den sie liebte. — . Der Kampf war kurz. Jlse sah die blauen, treuherzigen Augen unter dem blonden Haar, sah das verlegene Lä cheln um den Mund des jungen Offi ziers und stand langsam auf von ihrer ,Bank. »Sie wollen ein Ja oder Nein, Herr von Roden! Jch lann beides noch nicht jso ohne Weitere-Z geben. Jch muß . . . imufz Sie vorher noch etwas sragen.« s Es ging über ihre Kraft, ihn noch klänger anzusehen. «Krampfhaft zer pflückten ihre Finger ein Blatt nach dem andern vor ihr im Busch. »Bitte« . . sagte er erstaunt lä chelnd. »Wenn ich nun nichts . . . gar nichts hätte, wenn Papa zum Beispiel ganz arm wäre . würden Sie dann auch dann auch« Er lachte nicht mehr. Er schämte sich plötzlich. «Nein,« meinte er leise. » : Sie sah ihn nun doch wieder ans nach seinem raschen, ehrlichen Wort, das so bitter weh that. Jhre Stimme brach fast. »Es ist so, Herr von Roden, Papa bat sein Vermögen verloren in dieser Woche. Es ist alles nur noch Schein bei uns... der Leute wegen. Jch... ich bin anz arm.« « Der Jtann blickte sassungslos in das voll zu ihm ausgeschlagene blut jnnge Gesicht. Ein paar blasse Stern blumen hatten sich über der Stirn ge löst und streiften seitwärts die bloßen Schultern. An den Augen aber, in den dunklen ugen ein Blick, seltsam süß und vertraut . . . Das sah ja bei nahe aus wie Liebe... Heinz fühlte, wie ihm das Blut plötzlich heiß und gewaltsam in die Schläfe stieg. »Scherzen Sie doch jetzt nicht, gnä tiges Fräulein,« bat er. »Was Sie da sagen, jetzt, in dieser Situation sagen, ist dermaßen unglaubhast und unver ständlich in Ihrem Jnteresse... daß ich wirklich« . .; Sie unterbrach ihn. »Ich lüge nicht, Herr von Roden. Jch... lann nicht... vor Jhnen lü gen!... Mama hat es mir heute ge sagt. Es wird nächstens alles anders bei uns . .. Aber« . .. Sie streckte mit bittendem, wehem Lächeln den Arm cus... »Jhre Hand dürfen Sie mir deshalb noch einmal zum Abschied ge ken, Herr von Noden. Papa hat nichts gethan, was unrecht war. Da zu ist er zu tarreltl Und —- Mama auch! Nur arm sind wir plötzlich, wei ter nichts! Jch glaube, das ist noch tein Unglück! Und nun gehen Sie-— bitte«... Er ging aber nicht. Er lonnte nicht, als er das Mädchen so sah. Ein Meer von Gedanken brauste durch seine Stirn. Eine ganz neue, süße Empfin dung wachte plötzlich in ihm aus. Was würde er jetzt thun? » .Fortlausen, die Jagd nach dem rothen, rollenden Golde aus anderer Fährte als bisher fortsetzen —- oder aber hier bleiben und das scheue, junge Geschöpf mit den Augen voll Liebe an’s Herz neh men, es schützen vor Leid und Sturm und sein goldenes Lachen wieder aus wecken: »Sei mein in guten und bösen Tagen, nun sparen und rechnen wir eben gemeinsam, lleine Jlse?« Er that das letztere —— that es so start und toll oor Freude und Begeh ren, wie er es nie für möglich ge halten Und er wußte· als er ihr wonnesam Erzittern unter seinen Küssen fühlte: Erst jetzt hielt er das Glück... Madame, ich werde zu Jyren Füßen knieen . . . ! Stizze von B. S. Vor der Herberge hielt ein Automo til. Der Lenter entftiea dem Wagen, als ein zweiter sich mit rasender Ge schwindigkeit näherte, aber durch einen plötzlichen Pneumatitdeffekt stoppen mußte. Leute eilten hinzu, um den Schaden zu besichtigen. Eine Dame, bis zu den Ohren in Pelz ver mummt, gab aus einem Fenster des Gefährtes ihre Befehle. Der Rei sende Fernand aus dem ersten Auto mobil fragte mit schroffer Stimme: »Das Schloß Coursur-Seules, der Gräan Valois?« » anz gerade aus, mein Herr, Sie können nicht fehlen, wenn Sie entlang der Telegraphenlinie fahren.« ,,Danke!« Er wollte gerade den Befehl eben, weiter zu fahren, als ihn die gdame anrief. »Mien Herr, Sie fahren nach Cour, würden Sie mir einen Gefallen er weilen?« »Ganz zu Jhrer Verfügung, meine Gnädige.« »Bitte, dann bestellen Sie der Grä . fin Balois, daß ich durch einen Pneu matitdefett hier festgehalten bin, sie Vermis. Professor: ,,Weshalb lärmcn Sie so, Müller?« Müller: »Der Schindler hat mir meinen Hut versteckt und da bin ich in Zorn gerathen, Herr Professor.« Professokk »Ja können Sie denn nicht in aller Ruhe in Zorn gera ;then?« möge außer Sorge sein. — Ach, ich vergaß, Ihnen meinen Namen zu nen nen: Baronin von Foucroix. Lgernand stieg von seinem Wagen. « nn Sie gestatten, daß ich Jhnen inen Platz in meinem Wagen an biete?« »Jst’s nicht riskant?« »Aber Baronin! Jch wäre über Fücklich der Freundin der Gräsin alois einen Dienst erweisen zu kön nen. Sie werden gleich im Schlosse ie:n.« »Sind Sie einer Jhrer Freunde, Herr?« «Fernand Hertzrnondtz ja, Gnädige, ich bin einer ihrer unterthänigsten Diener.« »Nun gut, .mein Herr, ich nehme Ihre Einladung an —-—« Während der Fahrt hatte sie nun Gelegenheit, ihren Nachbar zu be obachten. Erstaunlich war es ihr nur, daß sie von diesem Freunde noch nie bei der Gräfin etwas gehört hatte. Wohlgesällig betrachtete sie das seine Prosil, den blonden Schnurrbart, das träumerische Auge ihres Beschützers —- Hertzrnondt heißt er und hat einen deutschen oder holländischen Arcent. Germaine muß ihn auf ihrer lekten Reise nach dem Haag kennen gelernt haben, dachte sie. »Ich kenne die Gräsin Valois erst( seit einigen Monaten, sie ist eine rei zende Dame.« i »O, ich liebe Germaine; Sie sindi jedenfalls Freunde, mein Herr.« ! »Meine Familie stammt aus Nor wsgem aber ich bin sehr gereist und habe dabei sehr interessante Persön lichkeiten kennen gelernt. Erst heuer, auf meiner Reise durch England, ließ mich König Edward zu sich bitten. Ich habe ihn schon als Prinz von Wales gekannt.« »Er ist sehr angenehm, nicht wahr, sehr elegant?« »Er kleidet sich sehr gut, aber sein Schuhwerk ist schlecht, ich habees ihm gesagt.« »Sie haben?« ,,Jn seinem Interesse. Er litt an den Füßen. Auch der Herzog von An halt.« »Sie kennen ihn auch?« »Wie den Kronprinzen von Deutsch land, Ferdinand von Bulgarien, Ab dul Bey Mustapha, den Neffen des Sultans, und noch viele andere ge trönte Häupter. Ja,« rief er lachend, ,,bom Kopf bis Fuß. es ist ganz na türlich bei meinem Berufe.« Sie verstand, daß er Diplomat sei, und dachte, was für ein angenehmer Beruf, und um zu sprechen, denn die Konversation begann zu stocken: »Haben Sie auch interessante Be ziehungen zur Kunstwelt?.« »Ich war mit allen großen Künst lern in Verbindung, es ist erstaun lich, in welchem Verhältniß die Stimme zu...« Er unterbrach sich selbst mit dem Ausrufe: »Armer Tamagno, zehn Tage vor seinem Tode schickte er mir ein Telegramm. Er konnte sich ohne mir nicht helfen. Und die Ealve, die herrliche Künst lcrin, und die Melba, und die Petiti« »Kennen Sie die Duncan auch?« »Nein, solche Leute zählen nicht zu meiner. Bekanntschaft, Sie dürfen nicht verwechseln ————« Die Baronin schwiea verwundert Und war glücklich, nach einigen Minu ten einen Lichtschein zu bemerken, der? die Nähe des Schlosses anzeigte Das Auto hielt nun auch bald in dem hell-» erleuchteten Hose, umgeben von der. dienstbeflissenen Dienerschast der Gräfin. »Ich muß Jhnen noch herzlichst für Ihre Giite danken Herr Hettzmondt, murmelte die Gräsin, ,,da heute große Gesellschaft bei der Gräfin ist und ich miide bin, will ich Madame Valois nicht mehr stören. Aber wir werden; uns wiedersehen « »Madame sehen mich morgen zu Jhren Füßen» It I It Als die BaroninFoueroix am näch sten Morgen erwachte, dachte diejunge Wittwe noch eifrig an ihr gestriges Erlebniß und monologisrrtr. — »Jch bin überzeugt, daß Germaines an mich dachte, als ich diesen Herrn einlud. Warum auch nicht? Man muß sich doch schließlich wieder verhei rathen, wenn man in meinem Alter ist. Er ist schön, geistreich, hat sehr feinen Verkehr und kennt die ganze Welt. Der Name —- allerdinas — Hertzmondt — aber der Titel Baron ist ja für solche Namen eigene geschaf fen worden — und schließlich mit einem Ausländer giebt es keine Mes nlliance Plötzlich stieß sie einen Schrei aus und erhob sich rasch von ihrem Fau teuil. Fernard Hertzmondt war ein getreten, er begrüßte sie rasch Und ließ sich vor ihr auf die Kniee. »Mein Herr!« schrie Madame von Foucroix, »ich finde Ihr Benehmen mehr als unglaublich. Jch habe Ihnen gewiß lein Anrecht dazu gegeben. Er heben Sie sich oder ich laute « »Aber Frau Baronin, « sagte Fer nand, indem er aus seiner Tasche ein reizeni des Etui zog, »ich habe durch aus nicht die Absicht, Sie zu beleidi gen Die Gräfin versicherte mir,d.1ß Sie meiner Dienste benöthigten, Sie hätten es ihr selbst gesagt. Es dauert nicht länger wie eine Minute, um Sie von diesem lästigen Hühnerauge zu befreien. Sie können mir ruhig Ih ren Fuß anvertrauen, ich habe meine Divlome.« Die Baronin glaubte vor verhalte nem Lachen ersticken zu müssen. »Er wollte meinen Fuß und ich wollte ihm schon mein-e Hand bieten!?« — Befiehlt Schneidermeister (um Geld korn-« mend): »Das Gelaufe zu Ihnen habe ich nun aber satt, es ist heute das fünfundzwanzigste Mal, also wie ! sieht s?« Student: »Was, das sünfund zwanzigste Mal? Da wärcs ja ein Jubiläumsbesuch Itut, lieber Meister, da sollen Sie nicht umsonst gekom men sein, fertigen Sie mir doch noch so einen eleganten Anzug an.« . i « «.. Geistesgcgenwart. An einer Straßenecke in einer ziem lich belebten Gegend steht ein herun tergekommener Kerl und streckt bet telnd die Hand aus. Ein Schutzmann ficht das, kommt aus ihn zu und sagt: ,,.Hör’n Sie mal, Sie strecken die Hand aus, Sie betteln wohl hier?« Und in größter Gelassenheit sagt der Gauner: »Aber, Herr Wachse-rei ster, ich wollte nur sehen...ob’s reg net!« Fatai. Schutzmanm ,,Heda, was machen Sie denn da mit Ihrer Hand in der Tasche jene-.- Herrn?« Taschendieb: «Sein Vortemonnaie l;ab’ ich besser ’reingeste,ckt, weil’s so weit heraussah!« « Die Brit-state ltj’’;ung(«1,eselle: »Ja, ja, man wird a .« . Frennwd ,Sie brauchen doch noch nicht zu klagen, Sie sehen doch wie ein Dreißiger aus.« Junggeselle: »Was meinen Sie wohl; hätte ich geheirathet, könnte ich heute schon eine scheidungsfähige Tochter und einen konkursfähigen Sohn haben!« Wunder-bat Er: ,,Schade, da ist heute Nacht das schöne Fabrikgebäude abgebrannt. iDen verrußien Mauern nach zu Ut jiheilem muß es furchtbar getaucht » haben.« i Sie: »Ich versteh- nicht, lieb Männckiem wie Rauchen möglich ist. hier vorn sieht doch ganz deutlich ,,Rauchen verboten!« In der Dorifchulr. » Lehrer: »Sepp, sag’ du, wann ist Hdie beste Zeit, um das Obst von den Bäumen zu pflücken?« i Sepp: »Wenn der Hund anbunden s iis!« Ungalant. Gattin: ,,Störe ich dich, Dagos beri?« Gatte: »Nein Wanda.·' Gattin: »Heuie ist doch unser-hoch zeitstag.« Gatte: ,,Stöte mich nicht!" ; Das neue Dienstmädchen. ; Gnädige: what-en die Damen, die IVVrhin hier waren, keine Visitenkarten hinterlassen?« Mädchen: »Sie wollten schon, aber ich sagte ihnen, wir hätten selber so viele und noch schönere.«