Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 13, 1907, Sweiter Theil., Image 8

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    osudspkkkeiyke .l
i
. IWMIJ von Pedro de
Ihre-n Deutsch von
citanielifch.
der Seinen Stadt Padron,;
» - Orte in einer der öftlichen Pro- z
— Speniens, lebte im Jahre«
: ein Apptbekier mit Namen Gar
de Bande-; er war Junggeselle
Miso-Uhren ;
, Segen zehn Uhe einer traurigen:
est-nacht, welche die ungiäcklicheng
»Hei-de des Vaterland-es noch tin-I
Holler erfcheinen ließen, bog um «
j-; - Ecke des Platzes, der heute den;
RIImen Plaza de la Conftitucionz
htt, eine Gruppe geheimnisvoll-sei
[ tten, die sich nach dem Haufe des «
ontheters bewegte.
IF »Was sollen roir thun3« fragte
Heim Stimme leise, »es hat uns Rie
I Und gesehen·«
»Die Thür einfchlagen«, erwiderte
andere ebenso leise.
»Und sie Alle tödten«, murmelten
Zsegen fünfzehn zugieich.
»Ich nehme den Apotheier auf
. «O, den nehmen wir Alle auf
III, treil er es mit den Franzosen
TIERE
«Mon sagt. daß heute zwanzig bei
; Den in Abend speisen.«
T « »Das glaube ich schon, weil sie fech
hier ßcher glauben.«
·J» I »Ach, wenn das in meinem Haqu
Use-h ich beförderte sie Arie in den
ssrnnnenf
- »Und dieser nichtswürdige Apothe
, nich-gez sie·« ,
g« »Wer hatte das von ihm gedacht,
noch vor einem Monat verkaufte er
Heils tapferer Patriot Bilder vom
» jseinzen Fernando.«
»Und nun von Napoleon.«
»Hört nur« rufen sie nicht gerade:
Si lebe der Kaisers«
J Laßt sie sich nur erft recht betrin
BUT fchaltete ein Weib ein, »nachter
»"- wir es bedeutend leichter und
"; un «foll uns auch nicht Einer ent
- Während sich diese Szene an der
thiir ver Apotheke abspielte, saß
skskateia de Pater-es mit zwanzig fr;n
"äsifchen Offiziseren heim fröhlichen
lage. Der Wein war gut und die
iKisterhaltnng höchst anregend; man
lacht-, tauchte, schwor, sang, aß nnd
Free-it Einer erzählte hie geheimen
Liebesabenteuer Napoieon's, ein An
Deter die Nacht des zweiten Mai in
Kndrin einer berichtet über die
« lacht an den Pyramiden nnd noch
anderer dieHinrichtung Ludwigå
Sechszehnten Garcia de Pate
nnr so heredt, daß ihn die Sol
W des Cäsars umarmten und le
Xen ließen.
« »Meine Herren«, begann er eben
M Neuem, »der Krieg, den Jhr mit
spanien führt« ist höchst einfältig
M unniotivirt. Jhr Söhne der Ri
gwlntion kommt, Spanien aus seiner
Erniedrigung zu retten und feine re
Mfen Nebel zu zerstreuen. Raps
n, das ist der wahre Messing, —
« " Herren —, es lebe der Kaiser.«
Bravo, er lebe!« riefen die Män
voin zweiten Mai wiid durchein
« der. Der Apotheter neigte sein
pt und ein Ausdruck unsaabarer
. zeigte sich auf keinem Antlitz,
nur einen Augenblick, dann rich
» er sich wieder ftratnrn auf, so
z« ansrn wie zuvor. Er goß ein Glas
’n hinunter und fuhr fort: »Mein
eoßvater, ein Garcia de Pater-es,
n Herkules von Gestalt, töptete
i« ihnndert Franzosen an einem
—, ich glaube, es war in Ita
""; Ihr seht also, er war wem er
Inzofe als ich. Er zeichnete ich
falls im Kampfe gegen die Mau
. des Königsreichs Granada aus;
» katholische König schlug ihn her
is zum Riiker, und immer höher
er im Range. Nun wohl, meine
-en, dieser Vorfahre nahm Co
" ein und kämpfte an der Spige
! heeres in der Schlacht von Pa
ds
a. Da machten wir Einen zum
Menge von Frankreich« —- Hier
der Apotheier eine Pause.
— ehige Franzosen wollten etwas ent
nen. er aber erhob sich mit seiner
s.pmiitenden Ruhe, ergriff konvulsi
Ich sein Glas und rief mit Donner
werte: »Ihr Wohl, meine Herren,
ist Großvater war eine Besiie, er
verwünscht! Die Franzosen
anz I. und die Napoleon’s Bona
rie sollen leben« «
Alte beeilten sich, ihr Glas zu lee- E
s- Untier-dessen vernahm man
its Getöse an der Thiir der
het
»Habt Jhr gehört?« fragten die
. zween
ma de Bat-des lächelte ironisch
Rasch hin. »Man kommt, mich zu
" «, sagte er dann ruhig
f« »
« » Nachbarn von Padron.«
zu Euch ite. Seit
schon um chleichen sie
« -«-s.- aber was ihm es?
MM M weiter begehen.«
—- wir sind hier« um uns
- This-IF , und indem sie die
ergriffen, rieer sie aber
»Es We Rawiepn, Feenando
de Bat-des IMM- Mß sich
» - gess- imd warmem
« me: Besteht-ist«
ÆÆ m- Ma Se
W
«Culedpnio«. bring’ Papier nnd
Tinte.«
s Dieser brachte das Gewünfchte
s,Se ’ Dieb nieder und schretb’, was
ich r sagen werde. Mache zwei
Rubriken. iiber eine schreibe «Schul
den«, über die andere «Kredit«. s
I «Meifter«, stotterte der Gebilfe,s
Jan der Thiir findet eine Art Aus-;
jtand statt, man ruft: »Weder mit
dem Verräther« —- sie verlangen
Eintritt« !
»Schweig’ und schreibe, was ichz
Dir sagen werde.« —- —
» Die Franzosen brachen in Ausrusel
der Bewunderung aus« als sie sahen,
daß sich der Apotheler niit Rechnun
gen beschäftigte, während man ihm
Tod und Verderben ankündigte.
»Laßt uns sehen, meine Herren«,
begann er, sich an seine Umgebung
wendend, es handelt sich darunt, un
sser Fest in ein einziges Zutrinten zu
sammenzufassen sangen wir bei dem
höchsten Würdenträger an. Ihr
Hauptmann, sagt einmal, wie viele
Spanier tdtetet Ihr, seid Jhr die
Pyrenäen überschritten habt?«
»Bravo, samt-se Jdee'«, riefen die
Franzosen
»Jch«, sagte der Gesragte, indem er
seinen Bart wirbelte. sich erbot-, aber
sosort wieder ans seinen Stuhl zu
riicksank —- —— »ich, ich tödtete persön
lich fdurch meinen Degen zehn oder
; zwöl .«
»Els auf die linke Seite«, kom
.mandirte der Apotheter, sich an den
Schreiber wendend, und dieser wie
derholte —,,Schulden els.'
»Gut, und Jbt, Juli-vi« fuhr Gar
ciI fort.
»Ich — —, sechb!«
»Und Jhr, Kommsndant?«
» ch — —, zwanzig.«
se- ch — —s acht-«
ch ———. Herzean
JJch teinen.«
» ch weiß es nicht genau.«
»Ich habe blind geschossen«, ant
wortete ein Anderer« je nachdem die
Reihe an ihm war. Und der Gehilse
snhr fort, die Zahlen aus die rechte
Seite zu schreiben.
»Nun laßt uns sehen, Haupt
mann«, fuhr Gareia de Paredes fort,
»Die viele Spanier hofft Jhr noch
niederzuschießen. ich sehe voraus-, daß
der Krieg noch lange dauert.«
»Ah«, sagte der Hautmann, »wer
zählt so etwas?«
»Berechnet, ich bitte Euch, flehe
Euch an.«
»Nun, so setzt noch einmal els."
»Elf aus die rechte Seite«, dittirte
der Apotheler, und Caledonio wieder
holte zitternd —- — Kredit —- —- els.«
»Und Ihrs« sragte er wie zuvor.
»Ich —- —-—, sünizehnk
.Jch —- ——. zwanzig-«
«» ch —- —, hundert.«
. ch tausend«, riesen drei aus ein
mal.
«Schreibe siir Jeden zehn an, Ca
ledonio'«, murmelte ironisch der Apo
theler. »Je« summire jeden Posten
für sich-«
Der arme Junge. welcher die Zah
len in Todesangst notirt hatte, sah
sich genöthigt, die Rechnung in den
Ei ern zu machen, so grosz war sein
waschen Nach Verlauf eines schreck
lichen Augenblicks ries er seinem
Herrn zu: »Schulden zweihundert
xiinfundachtzig —- Kredit zweihun
-ert.«
»Das will also sagen, zweihundert
stinsnndachtsig Todte nnd zweihun
dert, über die das Todesurtheil ge
stillt ist«
Er sprach diese Worte rnit solcher
Gradezsiimrne, daß sich die Franzosen
erschreckt ansahen. Ra her stellte er
eine neue Rechnung an .——«Wir sind
wahre helderh meine ren, wir ha
; den nicht weniger als iebzig Flaschen
kWein getrunken, das sind hundert
Tsünseinhalb Liter, somit kommen aus
Jeden siins Liter Flüssigkeit, ich wie
derhole noch einmal, wir sind hel
den«
s
Jn diesem Augenblick trachten die
Bretter der Thiit und der Gehilie rief
mit versagender Stimme: »Sie drin
gen ein.«
«Wie spät ist ess« fragte Garcia
mit Ruhe.
»Es ist els —--, aber hören Sie denn
nicht? Sie dringen ein.«
Laß sie, — es ist Zeit.« ]
»Zeit, zu was?« murmelten dies
Franzosen, indem sie versuchten, sichs
zu erheben, waren aber so betrunken,’
daß sie sich nicht auf ihren Stühlen
zu rühren vermochten.
»Sie mögen eintreten, mögen ein
treten«, riefen sie mit ihrer Wein
ftirnme, indem sie die Säbel mit gro
ßer Mühe herauszogen und sich auf
ihre Füße zu stellen versuchten. «Laßt
sie nur kommen« diese Kanaillem wir
werden sie schon empfangen.«
Jndessen vernahm man unten in
der Avothete das Getlirr von zerbro
chenen Flaschenz »die Nachbarn von
Padron demotirten die Apotheke
und auf der Treppe erscholl der Rus:
»Viel-er mit dem Veniither!«
Bei diesem Lärm erhob sich Gareia
de Paredes und sandte einen unbe
schreiblichen Blick zu seinen Gefährten
hinkt-en Etwas wie das L" In
eines Siegers glitt iiber sein Ge t
sein Auge glänzte, und gebrochen, wie
rer Todeskampfe, sprach er: ·»Franzo
sen, wenn Einer unter Euch Gelegen
feit hätte, den Tod von zweihundert
rinfnndachtzrg Patrioten zu rächen
nnd das Leben anderer zweihundert
zu retten, so würde er sicher nicht zö
gern.«
Wa- siigt eri« fragten die ran
ipsm mit lvjjr endet Stimme I
lkhere, die set-er dringen schon
W
« in’i Bvrzinrurer ein« , schrie Caledos1
I nio dazwil chen. ·
»Laß sie nur kommen« , rief car
cia de Paredes öffne ihnen die
Saaltbüren —- ——, las sie lotntnenH
damit sie sehen wie der Nachts-me
Eines tapferm Soldaten von Papier
irbt. «
Die Franzosen verblieben entlth
wie festgenagelt auf ihren Stühlen,
die Augen waren auf die Thür gerich
tet durch welche der Tod seinen Ein
zug halten sollte.
Jm nächsten Augenblick drangen
gequ fünfzig Männer und Frauen,
mit Stöcken, Dolchen und Pistolen
bewaffnet, lärmend ins Zimmer
»Weder mit ihren«, heulte es wild
; durcheinander
f «.daltet ein,« ries da Paredes mtts
ssnleh’ gebieterifcher Stimme und hal
itu , daß es Alle talt überlies und
xsich iemand mehr u rühren wagte.
. »Steckt Eure Wa fen wieder ein,«
: siigte er mit versagender Stimme hin
zu. . eh habe mehr als Jhr Alle siir
die nadhiingigteit des Vaterland-es
gethan —-, ich habe zum Schein den
Verräther gespielt, die verhaßtenFrans
Hosen. Ihr seht die zwanzig hier, die
zwanzig, riihrt sie nicht an, sie sind
ialle der tstet —--—.«
’ Ein ·chrei des Entsetzens und der
Bewunderung wurde laut, und alt
die Spanier näher traten, bemerkten
sie. daß ein großer Theil der Franzo
sen bereits todt war. Der Kopf war
ihnen aus den Tisch gesunken und mit
der Rechten umttamrnerten sie den
Griss ihres Degens; andere gaben
schweigend ihren Geist aus.
»Es lebe Garcia de Paredo,« rie
sen nun die Spanier ein iiber das an
dere Mai, indem sie den sterbenden
Helden umringten.
»Caledonia.« murmeite der Apothe
ter, »Catedonia, das Odium thut
seine Wirtung.«
Mit diesen Worten skel er aus die
Kniee. Da erkannten die Nachbarn
von Padron, daß Garcia de Paredes
auch vergistet war.
Die Frauen ließen sich aus den Bo
den nieder und hetteten den sterben
den Patrioten in ihren Armen, über
schütteten den, dem sie noch vor weni
gen Minuten den Tod gewünscht hat
ten, mit Segnungen und Liebtosum
nen· Die Männer hatten die brennen
den Kerzen vom Tische genommen und
standen feierlich um die tnieendeGruds
pe. Mit jedem Todesseuizer der Fran
zeien ging ein Lädeln iiher des Ado
iteters Gesicht, bis er ais Letzter den
Geist ausgad.
Vie Lebensversicherung.
Eine wahre Geschichte von F. Tha
le r
Vor etwa vier ahren lernte ich in
irgend einer Gesell thust ich glauke im
Hause des Banidiretiors Nachmsnn.
der häufig die jungen, aussirebenden
Talente der Stadt um sich und feine
schöne Inn-u versammelt den Schrift
steller ax Frohenbejl kennen. Der
damals kaum Dreißigjährige hatte es·
schon zu einer gewissen und, wie ich
meine, verdienten Werihschähung ge
bracht, die seinen Namen über die
Grenzen seiner engeren Heimatb
hinaustrng. Jnöbeiondere seinSchau
spiel «Boden-siöndig«, dem man allge
rnein das Zeugnis ausstellie, daß es
eine ungewshnliche Talentproke be
deute« beseitigte die gnteMeinung über
das Können des in en Künstlers
und die Oeffnung auf eine Zukunft
Dabei war Max Frohenbejl keiner
von jenen «Mpdernen«, die mit aller
hand verichrobenem Schnickfchnack von
sich reden machen und eine möglichst
bis unter das Kinn reichende, abson
derlich verfchlungene Kravatte für ihr
Künstlerthum ebenso unerläßlich er
achten, ali einen asihmatiichen Stil
und übernächiige Gedanken. Nein,
Max Frobenbejl mar und ist deute
noch ein Minßlen also auch ein iro
her. lachender Mensch. der in Ernst
unk- Schetz Freude schassen will. Das
Her-achte mir den jungen Mann schät
jzenswerth, so daß ich den Umaang
imit ihn- mancher anderen Zerstreu
nng verzog. So erwarb ich mir sein
Vertrauen und wurde ihm auch in sei
nem tünstlerischen Schassen ein aern
gehörter Beratben Eines Tages über
raschte er rnich mit der Mittheilung,
daß er sich entschlossen habe, in der
allernächsten Zeit,1u heirathen. Ich
kannte das Mädchen und beglück
wünschte ihn zu der Wahl. Schön«
aebildet. wie ich alaube. sogar eine
Individualität schien mir dieses
Mädchen ganz dazu geeianet, die Gat
tin eines Aiinstlers zu sein. Freilich
——-—atm. Aber sein Schassen hatte ja
inzwischen auch tu ganz ansehnliche-i
materiellen Ersotaen geführt. seine’
dramatischen Arbeiten warten ihm so- j
gar eine bescheidene jäbriiche Rente
ab. Und er liebte das Mädchen Es;
gab also keinen vernünftigen Grundi
zum Widerruf-en Jch übernahm qernä
die Funktion eines Trauzeugen Zwei
fröhliche, mutbige Menschen waren im
Glück ausanirnenaetomniem Es et
schien mir aar nicht verwunderlich,
dasi unser Verkehr fest« ein wenig
itocktr. Was brauchte er ietzt den
atten Freund. der das Leben schon
recht beträchtlich überwunden hatte!
Vor wenigen Wochen stieß ich aus
der Straße mit ibm zusammen Er
kam mir verändert vor. Etwas
müde, vers-Innern Haß. Und aus den
Augen war alle Munterteit oewichen.
Sieb halte et aber sitt eine Geschmack
losistett, nach« dem Vesinden zu sta
aen oder nnch iiber das iible Aus
sehen met ehrlicher oder gespielter
Theilnahme zu ers-endigen. Jchselbst
kann herzlich rob werden« wenn mich
irgend ein le iiltiger oder auch be
ireundeter ench mit den Worten
apostroobirt: »Was leblt Ihnen. Sie
sehen ganz miserabe aus.« Erschloß
sich mir an und begleitete mich bis an
mein Ziel. Wir sprachen von allem
Möglichen. aber nur oon gleichgülti
gen Dingen und Begebenheiten und
er, der sonst immer voll von Plänen
war, die in ihm nach Mittbeilun
drängten, schwieg sich iiber sich selb
und seine Arbeit gründlich aus. Et-:
was besorgt verabschiedete ich mich.
von dem jungen reunde und nabm
mir vor. ibn nächtens in seiner Wob
nung auszusuchen Tat tbat ich denn
auch. Ich kannte das trauliche, mit
seinem persönlichen Geschmack einge
« richtete Heim, es war noch ganz das
sselbe wie bei meinem letzten Besuche
»und doch ein anderes. Es seien das
Lachen darin. Auch die junge Frau
schien ihre entzückend-e Munterteit
verloren zu haben, trotzdem, wie ich
merken konnte. bei ibt das höchste
Gliick der Frau unterwegs war. Das
stimmte mich eine Weile nachdentlich.
Sollte gerade dieser Umstand die Ur
sache der ernsten Stimmung sein, in
der ich die beiden jungen, schönen,
durch sich selbst unabhängigen Men
schen sandi Allein das mußte mir bei
einigem Nachdenken gerade biet doch
zu unnatürlich erscheinen. Das Ge
dömplte, Stille in dem ganzen Wesen
der Beiden iiberirug sich nach und
nach auf mich selbii. ch atbrnete sast
aus, als Besuch gemel t wurde, ein
Freund Frobenbejl’8. der sich siir das
Nachtmabl ansagte. Etwas öernd
nabm ich die Einladung. gleichsa s zu
bleiben, an. Jch glaubte bemerkt zu
haben, daß die junge Frau mir etwas
zu sagen wünschte. Darin hatte ich
mich nicht getäuscht Nach dem Nacht
mal-L während Frobenbeil «sich mit
seinem Freunde in ein literarisch-is
Gespräch verbissne hatt-e, zog sie mich
in den lleinen molligen Eiter, dessen
Wände mit weichen Teppichen todm
gen waren, und lud mich ein, in ihm
Gesellschaft eine Cigarette zu rancken.
Nach einer Weile verlegenen Schwei
cxnk von beiden Seiten frug sie:
»Ist anen an Max nicht eine Ver
änderung ausgefallen?«
Das mußte ich wobl zugeben.
»Er bat nicht einmal meer Freude
an ieinem Schaffen.'«
»Sollte er nicht vielleicht einen —
Lirzt zu Rathe ziehen?«
Diese Frage lockte ein seltsam web
nsiitbiges Lächeln aui ibre Lippen.
Sie schüttelte ibren Blondlopf.
»Er bat sich in den lesien Wochen
dreimal ärztlichen Untersuchungen»
(
l
ausgesetzt-«
Tag llana etwas ungewöhnlich
»Ausaeietzti« fragte ich.
Da erzählte mir die junge Frau,
daß ihr Gatte die Verpflichtung ae
fijblt dabe, iich versichern in lassen.
Ein vermögensloier, nur auf sein
Schaffen anaewieiener Mann, ber
allen Eventualitäten rnbia entgegen
iehen will... Damit fchien sie das
Streben jbres Mannes nach einer Le
bensversicherung faft entfchuldiaen zu
wollen.
»Nun brauchen Sie mir nichts mehr
zu sagen, gnädiae Frau. Er ist abne
toiesen worden«
Sie nickte.
»Von drei Gefellfchaiien.«
»Am von zweien zu viel."
Sie iab mich etwas betroffen an
»Das meine ich im Ernit. Nach dem
ersten Mißerfolg hätten Sie ibn von
weiteren Schritten abhalten fallen«
»Ich erfuhr es erft, nachdem Max
zum zweitenmal abgewiesen worden
war.«
»Kennt er den Grund der Abwei
fungi«
»Ein organischer Fehler...« wich
sie aus.
«Bon dem er vermutblich vocber
nichts wußte. Er hielt sich immer iiir
vollkommen aeiund, während ibn ietzt
das Bewußtsein, daß dies nicht der
Fall fei, niederdrückt und ihm das
Leben r«erbittert.
Ich zündete mir eine neue Cigaeette
an. Jn dem Augenblick traten Iro
henbeji und fein Freund in den Erker»
lesterey um sich von der-Frau dess
haufes nnd mir zu verabfchieden. ’
Ich blieb noch. Wir wollten uns
zu einem gemiitblichen Thee vereini
gen. Die junge Frau schien durch
J meine Ruhe und das geringe Gewicht.
das ich ihrer Geschichte himaß, in
bessere Stimmung getammen zufein.
Gelegentlich wenn sie ibren Mvnn
ansah. glitt sogar ein Lächeln über
ihr Gesicht das er immer rnit einem
verwunderten Blicl auittirte.
Es war ein ganz eigenartige-Spiel,
das zwilchen Rührung und mutbiaer
Zusprache balaneirte, aber schließlich
en einer Melichteit des Tones führte,
bie eine intirne Aussprache möglich
machte. —
Ich warf dem jungen Freunde sei
Berichte-Jenseit vor. Ihre Frau M
viel netten Stett weiß ich wenigstens,
nor was ei sich —bandelt, und brauche
rnie keine Sorge mehr Inn-suchen Wie
kann sich ein vernünftiger Mensch
durch derlei foiebr aus ver atfnng
bei lassen-I Sie sind von n paar
- Wellfchaften abgewiefen
Mit-h von atlen aus demfelben
seitnbr. Dei man Sie liberratcht
haben-aber es bat Sie doch Mich
äitis zutrMenden gemacht. Sie
be- einen tleinen Defett, den Sie
bis dahin nicht tanntein auf den Sie
also auch keine UW nehmen term
ten. Sie werden ieit vielleicht mas
ches vermeiden, was Sie sich vordern
skaslsp
w VI
Arzt: «Wenn nur erst ein Eisbeutel da wäre, den wie dem Kranken auf
den Kopf legen könntenP
l haust-ern «Einen Settkühlet hätt« ich; könnte er den nicht so lange
aussetzt-IF
igeitattetm Das ist doch u Jhrem
HItartheiL nichts Jedenfa S wird-s
lsihrem Wohlbefinden zutriiglicherz
»sein, als wenn Sie in Unkenntniß
Jhres Zusianbes, mit dem Sie bei
hter sonstigen Gesundheit die höchste
ltersgrenze erreichen tönnen. sichs
tleine Exzesse erlauben die sie nach
theilig beeinflusien lönnteni hören
Sie einmal mein lieber Freund, ich
will Jhnen etwas erzählen: Var zwei
Jahren, Sie erinnern sich waht nach,
itarb mein Vater als Vierundachtzig
jährigen Als ich zur Welt lam,
iiihlte auch et sich verpflichtet sein
Leben zu verfiel-ern Da erging es
ihm, wie es Ihnen ergangen isi manj
wies ibn rnndweg ab wegen eines
Herzsehleri, den et ja auch thatsiichlich'
hatte. Was glauben Sie machte rretn
alter Herr? Er war, wie meine Mut-I
ier mir ast genu versicherte, nichteine
Minute verzweielt. »So. ich hab's
also einen Knaellrk soll er geäußert
baten. ,,,Ra denn hab’ ich ihn haltlj
Aber das macht nichts-, Mutter des
wegen isti’ö noch lange nicht am Ster-!
den i wo! Uns-Zeit nenug, mir die
Versicherung selbst zu machen, werd i
ich immer nach haben. Mich schrecken
die nicht und ich meine den Rachtheil
werden die selbst haben, gieb nur acht,
Mutter. Wissen Die damals war
mein Vater nicht viel älter, als Sie
heute sind. Bald tagte er zu der
Muttert »Weißt du, ich will die vonk
derVersicherung noch tüchtiger ärgern. ;
Aus zehntausend Marter wollt ich
mich veriichern lassen jetzt thu’ ichs-J
aus den doppelten Betrags« Und legte:
genau das, was er alle Vierteljahr?
Eiir 20«000 Mart hätte zahlen müssen,
getreulich in die Spartasse. Als er
dann mit 84 Jahren starb battensich «
keine Einlaaen mit Zins- und Zinses-«
zinsen aus vierzigtausend angesam- «
mett Sie dätten seben sollen, wie
bübisch mein alter Herr sich ireute
wenn er zu mir sagte: »Die half ichl
doch drangetriegt jetzt baden sie an
mir nichts retdient.«
«Der alte Herr war wobi nicht so
ichlinini dran,« meinte Frobenbeils
aber ich hörte aus seinem Ton doch-:
set-on ein wenig Unsicherheit heraus-«
Nach einer Weile tagte er: »Wenn erz
aber nun doch trüber gezstorien
wäres«
»Ah das bat man eben nicht zu
thun, lieber Freund Jch sage Ihnen: :
oerniinstige Leute mit einem Inans,
leben gewöhnlich tönger als unoer
nünttige. die aus ihre tadellote Ge-E
sandten pochen. Wollen Sie nichti
vernünftig seini«
Die Ringe Frau reichte mir iitserf
den Tisch ie Hand und saate tit
chetnd:
»Und ich will itnn dabei helsen! Er?
ist doch nicht trank.
»Ist er auch nicht nur ein bischen
anders als die gewobniichen Men-!
ichem tind darum verpflichtet seinerj
Sonderbeit gemäß zu leben Das ist-j
alles Und versichern tann er sich, wie4
mein alter heer
robenbeil arbeitet wieder und;
l t Der laßt sich auch nicht unter-H
triean Jest schon gar nicht weil
er nicht nur siir seine Im- oerniint-;
tig zu sein bat sondern auch siir
einen lleinen Buben»
Deutsche Zone-e der- sachvers
dunsjsphh
Wie die «Dai1n Mail« ans Florenz
erfährt, befindet sieh die 78 Jahre
alte Schriftstellerin Quidq, deren
wahrer Name Madeinoiselie de la
Ratnee ist« seit zwei Jahren in so
dürftiger Lage. daß sie zuweiien fo
gar hungern mußte. Der Grund ist,
daß sie nicht mit Geld umzugehen
verstand und gewisse Settiarnteiten
entwickelte. Bis var zwei Jahren
rewkhnte sie eine prachtvolle Ban in
Sant« Atefsio bei Lucca. Dort war
sie ais »die Durlacher hunde« he
tannt. da sie siets an 30 dieser Thiere
zu hatten pflegte, isawie 40 Pferde.
Ein-nat lie sie jedem Hund in Lucca
ein reiches a i von Brat, Milch und
Fleisch geben. llmähtich häuften sich
ihre Schutt-en und ihr Wirth ermit
tirte sie. Danach hatte sie an man
chen Tagen nichts zu essen. Jn Vio
reggio, wo sie später wohnte« mußte
sie eine Nacht des vorigen rbsiej
obdachtoj ern Meeresstrand-e ehiasens
Dies og ihr Erblindung auf dein lin
teu uge und Taubheit zu. Die
Mutter i rei Dienstmädchens nahm
sie am or en in ihrer hätte auf.
Nun wohnt se in einer- kleinen Mäch
hiieedlerhiitte tm Dorfe Masse-roh
Dort hält sie noch drei ihr verbliebene
Hunde.
, fsit-spanische s:eeiereseln.
Das Barometer, das bei den japa
nischen Bauern irn Gebrauch, ist nicht
das von Torrieelli und auch nicht das
von fortin ersundene. Es ist weniger
totnp icirt und beruht einzig und al
tein aus Beobachtung der Naturer
scheinungen. Manchantl tnd es die
Vögel die dein iapani chen Land
mann das Wetter siir den kommenden
Tag vorbersagen; ein andermal sind
es die Schlangen und dann wieder der
Mond und der Nebel. Einige dieser
japanischen Wetter - Prophezeiungen
seien hier wiedergegeben: Wenn der
Nabe den Kops ins Wasser steckt,
tommt Regen. —- Wenn die Rade sich
die Schnauze wäscht, ahnt fee das
Wasser siir den Tag daraus.-—Wenn
der Fuchs llässt, wird es vor Ablan
von drei Tagen regnen. — Wenn man
an ein-ein Tage rnebr als drei Schlan
gen findet, bleibt das Unwetter nicht
aus. — Wenn die Schlangen auf die
hoben Dämme klettern, kommt
Sturm. —- Wenn die Ber e nabe zu
icän scheinen, ist es der egen auch.
— Wenn am Morgen Nebel herrscht,
gebe man nicht aus dein Hause; wenn
aber Abends Nebel ist, lause man tau
seit-d Meilen. —- Wenn man um den
Hof des Mondes berukn keinen einzi
gen Stern bemerli, wird es re nen;
ist ein Stern da, ioregneies ersam
nächsten Tag. sind zwei Sterne vor
l:anden,. so tommi der Regen nach
disaei Tagen. «
---—.
Biere-ar- mes Arie-ernstem
Neben feiner leider unvollendet ge
bliebenen Seibitkibgrapbie bat der
Jedweden-: preußifche Reinertragser
lidene Christen-b von Tiedernann auch
Erinnerungen an Bismarcl veröffent
licht, in dessen unmittelbarern Dienst
er von 1878 bis 1881 einschließlich
als Chef der Reichskanzlei gestanden
hatte. Das gleich nach dem « ode des
ersten Kanzlers erichienene hefi zeigt
die bobe literariiche Be abung seine
Veriassers in der ,eben o pietätvollen
trie realistischen Charalieriitil des
temperamentbollen Vorgesetzten Auch
nach feiner Ernennung zum Regie
rungsveäsidenten in Bromberg blieb
Herr vcn Tiedemann im persönlichen
Verkehr rnit dexn Fürsten Bismarck
und bat darüber irn engeren Kreise
mehreres Interesse-nie berichtet. So
war er einmal arti erfolgte Einladung
zu medrtiigiqern Besuch von Bromberg
nach Friedrichsruhe gereift. Da er die
Nacht durchgeiabren war, erfat er nach
dern Frühstück die Erlaubniß, sich zu
rückziehen zu diirien und legte sich auf
dem Soia seines Zimmers schlafen.
Nach einer reichlichen Stunde erwachte
er dadurch, daß sich etwas an seinen
Füßen bewegte. Er blickte auf und fab,
dair Fürst Bismarck ibrn die hinunter
rieiallene Decke wieder iiker die Füße
breitete. Der Fürst hatte mit der lan
gen Pfeife rubig irn Lehnstuhl gewar
tet. bis sein Gast wach würde, tun sich
mit« ibm unterhalten zu können-; Bis
. marel hatte sich dann aber erhoben und
die Decke wieder zurechtgelegt. damit
ksich der Besuche-r nicht ertältr.
clse berühmen streitet-mer aus
der Teufels-lud
Ein aanz eigenartiges und seltenes
Autogramnh nämlich das Adolf von
Menzels auf der Stiefelsoble, soll ein
Schuhmachermeister im Westen Ber
line in Besitz haben. Meister Menzel .
»der bekanntlich stets in einfacher aber
lrieinlich iauberer Straßenlleidung
.5ir.g, hielt streng daraus, daß seine
’Garderote immer tadellos inOednun
lsein mußt Der Bote der ibrn aus
kab und zu sein Atelier säubern mußte
itmeibliche Wesen waren bekanntlich
nicht fein Foll), baite auch die Sulz
Trung der Garderobe des Meigers un
ster sich. Ein-ej Tages besab ch Mei
ster Wenzel feine Stiefel und sand,
dass sie zum Schuhmacher mußten. Da
wohl schon einmal eineVertoechselung
mit den Stiefeln vorgekommen war,
schrieb er turzer band rnit Kreide:
«Aubbesfesrn« auf eine Sohle der
Stiefel und setzte seinen Namen da
runter. Der Bote brachte die Stiefel
zum Schuhmacher und dieser entdeckte
bri Vornabme der Stiefel dao seltene
NAutoaramm des Altmeisters Ei
liifte vorsichtig die beschriebene Sohle
vorn Stiefel und hob sich dieselbe zum
Anbenfen an Menzel auf.
Dame: Also wirllich, Doktor, Sie
find zur Ehe fest entschlossen?«
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