Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 13, 1907, Sweiter Theil., Image 5
Nebraska Staats-Anzeiger und Esset-old Jahrgang 28. Grund Island, Nebr» 13. September I907. (Zweiter Theil) Nummer 3 . Sommer-morgen. Wenn dieWipfel an zu klingen fan n Und die iiihlen riinen Thalertve en, Will ich meine chuhe wieder binden, Will zu meinem alten Stabe greifen Und zur Andacht auf die Berge gehn. Leifer Wind treibt inse, zarte Düfte, Und die Wolken glänzen malvenfar , n, Lange, lange Seidenschleier hängen Jn die Dämmerniß der feuchten Gründe, Und ich wandte in ein Rosenland. Wird ein sonnenreicher Tag geboren, Wird ein itrahlenvoålees Reich begrün t gebe einen Thron auf iigelsiiuinen. sieh das Licht! Es ist as Licht der Ferne, Aber meiner Seele übernah. Eine Begegnung. Skizze von J da Oppe n. Seit Stunden rauscht der Regen eintönig und langsam nieder, und grauer Nebel deckte undurchdringlich die Bergketten; man konnte taum die Hand vor Augen sehen. Es war dem nach für den einsamen Touristen, der den gefahroollen steilen Aufstieg allein zurückgelegt, eine Erlösung, endlich das kleine Häuschen auf dem Berg plateau zu erreichen. das ihn fiir veine Nacht berherbergen sollte. Längst hattet er den Schirm geschlossen und trabtes mit dem schweren Rucksacl rüstiger-s rcrwiirts, nun das Ziel in Sieht warJ Die tleine Bude war heute mäßig-; 5esiillt. Ein paar Studenten, schon; ein wenig durch den Genuß erwär-; wendet Getränke angeheitert, riesen: ihn: ein fröhliches »Gut Heil« entge aen. Die Tische im Restaurant waren fast alle besetzt, und der Dunst von den tsampsenden Schüsseln, den Cigarren, drn Pseifen und verschiedenen Ge tränken machten die Lust schwül und unangenehm. Er freute sich, daß er die Vorsicht gehabt, ein Zimmerchen fiir sich zu bestellen und die dienftfer tige Kellnerin, an die er sich wandte, geleitete ihn nach oben. Er öffnete die kleinen Fenster des überaus ein fachen, inzigen Naumes und ließ die seuchtkate, klare Luft hineinströmen. Nach wenigen Minuten hatte er seine Kleider zum Trocknen übergehen, sich ein wenig restaurirt und sah nun hin aus, in der Hoffnung, daß sich end lich, endlich die drei Nebelwände thei len und ein einziger Sonnenstrahl ihm den Blick aus das Hochgedirge gewähren würde Vergebens! Seufzend wandte er sich um und beschloß, nach dem ermüdenden Tage werk einen Dauerschlof zu halten, um am frühen Morgen die Sonne auf gehen zu sehen. Er ordnete an, geweckt zu werden« und bald machten sich Müdigkeit und Ahspannung geltend, under verfiel in einen tiefen Schlaf. Am nächsten Morgen war dasThen tnometer noch mehr gesunken. Der Regen dauerte fort. Mißimuthig stieg chst Feldern die lnarrende, schmale Stiege hinunter, um sein Frühstück einzunehmen und sich zu er undigen, nach welcher Richtung er zu gehen habe, um bis zu dem Dörfchen . zu kommen, wo er zu seiner Reisegesell schast stoßen wollte, die ihn dort er wartete. Er bestellte den Kassee und bliitterte müßig in alten Zeitungen Der Wirth bemühte sich, ihm ein paar tröstliche Worte zu sagen, erzählte ihm ron verschiedenen Abenteuern, die Touriften hier gehabt, und von einer Dame, die gestern um Mitternacht hierher gebracht wurde mit verletztem Fuß und nun trostlos in ihrem Zim mer lieae, ohne ärztliche Hilfe und Beistand. Jn Horst Feldern, der eigentlich in cognito reiste, Titel und Würden zu Hause gelassen hatte, erwachte der Arzt, under erkundigte sich eingehend nach dem Unfall. Der Wirth beschrieb ihm um ständlich den KraniheitsfalL wurde jedoch bald unterbrochen voir anderen eintretenden Gästen. Ungefähr nach einer halben Stunde trat ee an den Tisch des Doktors und bat ihn, der Dame seine Hilfe angedeihen zu las sen. Durst betrat nach wenigen Minuten ein kleines Kömmerchem Er mußte sich unwilltilrlich bücken, um in den niedri n Raum zu gelangen. Von dem ebnralen Ruhebett versuchte eine Gestalt sich zu erheben, die aber äch zend wieder zurücksank Der Arzt trat schnell näher. doch das Begrüßunfb wart, das er aus den Lippen da te, stockte, und die Liegende schloff einen Moment die Augen. Ihr bla es Ge sicht rötbete sich heil-. sie fuhr sich mit dsr hand’iiber die Stirn, als ob sie ein Traumbild verscheuchen wollte. »Verzeihen Sie,« sprach sie endlich mit mühsam erzwungenem ruhigen Ton, »hätte ich geahnt, daß Sie mir Hilfe leisten sollten, Herr Dotto,e ich hätte Sie wahrlich nicht bemüht.« Ein bitteres Lächeln umschürzte die Lippen des Angeredeten. »Gnädigste wollen in mir in diesem Moment nur den Arzt sehen, der Sie von augenblicklichenSchmerzen und llnannehmlichleiten befreit· Hoffent lichist meine Pflicht hier bald gethan, und meine Gegenwart belästigt Sie nicht länger.« Er untersuchte schweigend den Fuß, lonstatitte eine Knöchelentzündung, empfahl ihr Ruhe und tröstete sie, daß bei Befolgung seiner Anordnungen sie bald so weit genesen sein werde, um « sich bei schönem Wetter in das nächste ;Dorf tragen zu lassen. l I s ; Sie dankte ihm. Schon wollte er i mit höflichem Gruß-das Zimmer ver lassen, als sie ibm die hand entgegen streckte. Er zögerte. Dann schritt er stioch einmal auf sie zu, umschloß die schmalen Finger mit sanftem Druck und-fragte leise: »Wie dars ich Sie nennen — Fräulein oder Frau?" »Friiulein.« erwiderte sie. Ein helles Leuchten flog über sein Gesicht. Er verbeugte sich tief und sagte: »Gute Besserung, Fräulein Amte-Maria« Lange noch hatte das Mädchen auf die Thür gestarrt, die sich hinter Horst Feldern geschlossen hatte. Da war nun plötzlich ganz zufällig ein Wiedersehen da, »das sie ein Jahrzehnt lang heiß und innig erse nt. Jn fchlaslosen Nächten stand ihr dieser Moment in verschiedenster Art vor Augen« Jhre Phantasie arbeitete unablässig daran, und immer neue Bilder reihten sich aneinander. Sie waren siir sie der Trost in der öden Gegenwart, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft und die sreudigleidvollen Erinnerun gen an ein paar kurze, sonnige Stun ren des Glücks, die im Fluge vorüber gerauscht und die dennoch start genug gewesen, das einsame Mädchen in der Noth und im Kampf des Lebens auf richt zu erhalten. .« Sie hatten einander zum ersten ««Mal gesehen und sich lieb gewonnen.’ Wie ein leuchtender Blitzstrahl lohtc es zündend von Herz zu Herzen. Und» sie waren beide jun und glaubten an ihre sLiebe und an gie Verwirklichung ihres heißen Wünschens und Hoffens. Doch ehe noch das entscheidende Wort zwischen den beiden gefallen, hatte die grausame Welt sie für längst verbun den erklärt und ihnen in gehässigster Weise gezeigt, dasz sie unüberlegt und» nicht ehrlich gehandelt. Sie raubte ihnen die Unbefangenheit; sie glaubten - sich beide schuldig—ohne schuldig zu» sein —- und flohen einander! Er hatte in feinem Beruf Zerstreu-: ung und Vergessen gefunden uno in zwischen das Leben und die Welt ten nen gelernt, und der kurze Jugend-J traum war sast verblaßt. Sie»iedoch» hatte schwer unter der Enttäuschung gelitten, hatte fort und fort in heißem Verlangen seiner gedacht. Sie glaubte sich ge unden und lebte ein stilles weltfernes Leben, his die Jugend bliithe langsam schwand. Sie arbei tete, um ihr Leben zu fristen, doch ihre Hoffnung war noch immer auf ihn gerichtet, bis dann allmälig die Resignation ihr heißes Begehren, ihr aussichtsloses Auflehnen gegen Be stehndes dämpfte, mit einem rauen «Schleier all’ ihre Lebensho fnung deckte. Nun war mit einem Male das zu neuem Leben erwacht, was sie unter zahllosen herzenstämpfen zu Tode gerungen. Sie hatte ihn wie dergesehen, und von Neuem stieg die Sehnsucht in ihr und der heiße Wunsch, vor all denen« die sie damals verhöhnt und auseinandergerissen, « gerechtfertigt dastehen. Auch er sollte das Unrecht, das er an ihr be gangen: indem er sie damals verlas, sen, ohne ihr vor der Welt ihre Stel lung zu geben, gut machen. Ob er wohl daran dachte? n bangen « wei seln verbrachte si .- ag und acht. Jhre Aufregung wuchs, der Frost schüttelte sie, heiße Gluth stieg in ihre Wangen. Oh er ahnte, was sie litt? Oh er wiederkommen würde? Sie wartete. Die Minuten dehn ten sich zu Ewigkeiten. ihr Ohr lauschte angestrengt aus jeden Tritt, der sich nahte. Jrn Kämmerchen wa« ungemüthlich — dunip und kalt, und draußen rauschte sder egen. Horst Feltern konnte nach dieser Begegnung keine Ruhe finden. Die Vergangenheit hatte auch ihn gesan gen genommen, und er begann da riiber nachzudenken« warum damals ihr inniges Zueinanderhalten so beu tal geendet und wer daran schuld ge habt. Er wollte sich Gewißheit schaf fen um jeden Preis, und der«graue, öde, endlose Tag, der ihn an jedem Weiterlommen hinderte, schien ganz dazu geeignet, um sich über all das klar zu werden, was damals sich zu getragen. Jn den Nachmittagöstunden sprach er bei ihr vor, um« sich nach ihrem Ergehen zu ertundigen Er fand sie fiebernd und fast bewußtlos. Sie rief seinen Namen, ohne ihn zu erken nen. Er veranlaßte den« Wirth, sie in sein Zimmer bringen zu lassen das geeigneter war, eine Kranke auf zunehmen. Und dann saß er neben ihrem Lager und hielt ihre heiße Hand in der seinen und beruhigte ais bis endlich die heftigen Phanta en aufhörten und sie wie ein todtmüdes Kind einichlief. Jn jenen Stunden hatte Horft er fchiitternd einem Geständntsfe Pe lauscht, das der Armen ahnungs os von den Lippen geflossen. Er begriff jetzt, daß ileinliche Menschen sie aus unlauteren Absichten auseinanderge rissen und sie um ein volles, ganzes Glück betrogen, ohne selbst einen Vor theil davon zu haben, nur in der Sucht und Gier, auseinanderzureißen und zwei Menschen zu trennen, die fiir einander bestimmt gewesen. Nach einem langen, schweren Schlaf erwachte Anne-Marie und fah sich er schrocken in ihrer Umgebung um· Horft Feldern saß an ihrem Bette « und begrüßte sie wie in alter, schöner Zeit. Sie glaubte zu träumen. Alls das Leid der langen, düsteren zehn! Jahre schien ausgelöfcht, und als er: ihr beide Hände entgegenstreckte und sie mit einem Kosewort anredete, das nur er allein für sie gehabt, da wars sie sich an seine Brust, um in heißen Thränen all’ das Weh und Leid fort zuspiilem das ihr Herz bedrückt. Ein Jahrzehnt hatten wohl beide verloren, doch sie hofften auf eine Zukunft und swollten nun doppelt das genießen, : was sie in der langen Zeit entbehrt. E Der Nebel hatte sich langsam ge stheilt, der Regen hörte auf. Strah s lknd vergoldete die Sonne die Spihen sder Berge. Jn hehrer Majeftät rag i ten sie in blauen Duft gehüllt vor ihnen auf-ein Bild des Bleibenden, Festen, Unerschiitierlichen. Jhr An blick lehrte sie beide, die entzückt und begeistert zu ihnen ausschauten. »das trrtz des Wechsels nach außen das Ewige sich gleich bleibt, daß der Kampf nothwendig ist und die Ent 1äuschungen, um geläutert und gerei niat daraus hervorzugehen und mit größerer Dankbarkeit und mit Be wußtsein die Segnungen des Geschi aes zu genießen. ---.-.-.---—« Glück muß man haben. Von Ottomar Hatweg. »Bizewachtmeister der Reserve Al brecht zur achtwöchigen Uebung einbe rufen und dero . .Batterie Feldartille rie-Regiments No. 90 zugetheilt«, meldete sich an einem schönen August morgen ein stattlicher Marsjünaer beim Hauptmann Schnieemann. Die ser, in ernste Berathungen mit feinem Wachtmeister über die Güte der funf ten Garnitur vertieft, musterte den Ankömmling mit« nicht übermäßig freundlichen Blicken. »Schon wieder einer«, stoßseufzte er innerlich, »taum ist die eine Garnitur Reservemänner ohne zu dollen Reinfall zum Tempel hinaus, kommen schon wieder andere zur Freude des geplagten Chefs. Na meinetwegenC fuhr er dann laut fort, hieß den Neuen willkommen und fragte nach Beruf und Heimath »Wie, orei Jahre haben Sie nicht geübt, Herr? Alle neuen Regiements und Vorschriften sind also gänzlich spurlos an Jhnen vorbeigerauschts Von der Kanone wissen Sie sicher nicht mehr, als daß man das Geschoß hinten reinstectt und es vorn herang tointnt. Wo in aller Welt waren Sie denn?'« »Jm Ausland. Herr Hauptmann Ich war gefchäftlich nicht abiöminlich.« -,,Und wollen natürlich Reseroeoffi zier werden-« inquirirte Schneemann weiter. Diese Frage bejahte der ,,Vize« mit derartiger Inbrunst, daß der Haupt mann ihn ganz erstaunt ansah und dann seinem alten Faktotum, Macht meister Menze, einen besorgte-i Blick zumars. Sollte der Neue nicht ganz richtig im Kopfe sein? Aber der war im Gegentheil ein heller Junge, und sür seinen Wunsch Neserveossizier zu werden, hatte er ganz besondere Gründe« von denen sein Batteriechel natürlich nichts ah nen konnte. s A brecht entstammte Dem hochangesebenen Brerner Handels baut-e Albrecht Stöhne. Jn rastlosem Fleiße hatte er es bis zum Prokuri sten der Firma gebracht und war all mählich dte rechte Dant- seines betag ten Vaters, ja eigentliche Seele des Riesengeschästes geworden. Was Wunder, wenn er bei seiner ange strengten Thiitigleit keine Zeit zu Re serve-Uebungen gefunden hattet Im mer wieder batte irgend eine Hoch konjunttur ihn genöthigt, um Aus schub seiner Uebungen zu bitten, und so hatte er endlich auf die Epauletten des Reserveofsiziets»Verzicht geleistet. Seine Anschauungen über Nöthig teit und Niitzlichteit des Reserveossi ziers hatten sich aber seit diesem Früh jabr von Grund aus geändert. Um seine durch intsensive Kontoarbeit an aeariffene Gesundheit Zu kräftigen, hatte sein Vater ihn-halb mit Ge malt in’s Bad geschickt und am Strande der rauschenden See hatte er sein-: Jlma kennen gelernt. Die junge Dame war mit ihrer-Mutter ebenfalls zur Somniersrische in« Dendorf, und durch eine klein-e gesellschaftliche Ge fälligkeit war man bekannt gewor den. Auf weiten Spaziergängen am Meer und im herrlichen Walde hatten die jungen Leute sich gefun den und bald war die Liebe in ihre Herzen eingezogen. Aber,« o Schreck! Jlma von Schiltigheim war die Tochter eines richtigen Generals, eines tomniandirenden sogar und ei nes, von dessen militärischerStrarnm ; beit man sich recht viele Anekdoten er ; zählte. i Und in eines solchen Mannes Toch- ; ttcr hatte er, der ehrsarne Kaufherri Albrecht jun. sich verliebt! und gleichj in welchem Maße! Er, der nüchterne,3 kühl erwägende Geschäftsmann, dessen Gedankenwelt lediglich Kassenabschlüs se, Girokonto und Hauptbuch ausge füllt hatten, schwärmte gemeinsam mit der Angebeteten die Schönheit der Natur an und begeisterte sich an dem erhabenen Anblick des Meeres. Die Generalin sah die Bewerbun gen des weltsicheren und dabei doch bescheidenen jungen Mannes um ihre Tochter nicht ungern, und von ihr hat ten die Liebenden kein Hinderniß, eher Förderung zu erwarten. Aber der Vater! Da saß der Haken. Der so streng militärische Mann würde die Hand seines einzigenTöchterchens nie nals einemCicilisten eben, noch dazu einem, der nicht mZTReserveoffizier war. Diesen soldatischen Grad müsse er unbedingt erreichen, ehe er mit sei ner Werbung hervorträte, hatten die tsDamen Albrecht gerathen. Jlma hatte ihn dabei so lieb und verheißungsooll angesehen, daß et in heißem Mühen nach den Epauletten zu streben be schloß. Aller Anfang ist schwer, und es wurde daher Albrecht anfänglich wie der ,,beim Kommiß« recht sauer. Aber das Opfer war die Liebe schon werth; feine Jlma, wie er sie in kühnen Träumen schon zu nennen wagte, war auch gar zu lieb. Die Tieerliche Gestalt, der schwebende Gang, r feine Rasse lops mit dem goldigen Blondhaar, kurz: das ganze Mädel war ent zückend! Und mit dem bärbeißigen Erzellenz Papa ivürde Albrecht wäh rend seiner Uebung hoffentlich nichts zu thun bekommen. Allerdings-, es hatte sich unange nehm viel bei seiner Waffe geändert. Der Hauptmann fühlte ihm intensw auf den artilleristischen Zahn. Als Albrecht durch das Kommando »Ein zelfeuer« die schnellste. Feuerart ent fesseln wollte, schoß gar kein Geschütz; das hieß ja jetzt »Schnellseuer«, und Einzelseuer bedeutete nun langsames Feuer. Himmeldonnerwetter, das soll te man auseinanderha!ten! Und so war noch mancherlei anders gewor den. Gar erst bei der bespannten Batterie. Aber mit Fleiß und Energie suchte er der Sache Herr zu werden« Er ar beitete, daß ihm der Kon rauchte, exercirte mit Streichhölzerin fragte um Rath und ließ sich belehren. Bald nickte Hauptmann Schneemann ganz befriedigt, wenn Albrecht das Kom mando hatte; und alles schien fiir den Liebenden gut zu stehen. So kam der Ausmarsch zum Ma növer, Die Hälfte der Uebung war herum, und gleich nach der andern Hälfte wollte Albrecht seine Offizier wohl und — seine Werbung betrei ben. Aber in den neuen größeren Ver hältnissen, die jetzt an den Vizewacht tneister in seiner Eigenschaft als Zug siihrser herantraten und eine hohere Selbststänlsigkeit verlangten, ging plötzlich alles verquer. Es war rein zum Tollwerdent Jn feinem Zuge war immer etwas los, Pferde gedrückt und lahm, Leute schlecht angezogen und unpünktlich, ja einmal war Albrecht mit seinem ganzen Zuge, der allein in einer großen Mühle lag, zum Anspan nen zu spät gekommen. Unsicher ge worden, marschirte Albrecht mehrmals falsch auf, ja er war sogar dem Herrn Oberst unangenehm aufgefallen, als er nicht die eine Straßenseite frei hielt, bekanntlich ein grobes militäri sches Vergehen. So verschlechterten sich die Chancen zum Reserveoffizier, und damit schien auch Jlmas holdes Bild wieder in weite Ferne gerückt. Letzter Manöbertag: Großes Ge hinauszubringen, hatte der Führer sächt von Division gegen Division. Die Artillerie krönte die Höhen, vor ihr entsaltete sich die Jnfanterie Aber die blaue Jnfanterie konnte die deck ungslose Ebene niicht durchschreiten, solange die günstig postirte rathe Ar tillerie nicht etwas gedämpft und ldie iibermiichtige rothe Jnfanterie etwas durch Artillerieseuer geschädigt war. Seitwärts vorwärts der Artilleriestel lnng ragte ein einzelner Betgkegel steil hervor, ben die ,,Manöverleitung«, d. h. der tommandirende General, mit seinem Stabe erklommen hatte» Daß von diesem Felsen aus treff liches, flantirendes Eingreifen möglich war, wenn es gelang, Geschütze dort von Blau mit scharfem Blick erkannt. Auf sein Ansuchen erhielt die Flügel batterie, die dritte, den Befehl, einen Zug gedeckt dorthin zu senden. Hauptmann Schneemann vernahm den Befehl mit sehr gemischten Ge fühlen. Wen in aller Welt sollte er schicken? Sein einziger Leutnant war seit Morgen aus Patrouille, er selbst mußte bei der Masse seiner Batterie bleiben. Blieb nur der Unglücksrabe Der Reserve! In Gottes Namen los dafür, und er theilte Albrecht noch, so gut es ging, Instruktion, wie er sich zu verhalten habe. »Das sage ich h nen, Herr, machen Sie Blödsinn, it’s mit dem Reserveofsizier Essig. Und nun geben Sie da vorn zunächst in Lauerstellung.« »Lauerstellung«, das hatte Albrecht Von dem ganzen Sermon behalten. War er nicht deswegen schon einmal gröblich beschimpft worden? Das kannte er also. Er übergab dem älte ren Geschützfiihrer das Kommando über die beidenGeschiitze und ritt sebst vor, um sich die Sache erst anzusehen. Klein Gedanke, da mit Kanonen hin auszukommen Aber der mittlerweile lierangetoinmene Unteroffizier Müller fliisterte ihm zu: »Protzen unten las sen, Lafetten mit vier Pferden schlei-l ren.« Richtig, so ging’s. Albrecht traf jetzt vernünftige Anordnungen, zu denen der martrialisch sdreinfchauende kom mandirende General, welcher das schwierige Hinaufbringen derGeschütze interessirt betrachtete, mehrmals zu frieden nickte Oben hinter dem Hö henrand waren die Geschütze glücklich. Die Unteroffiziere wurden nun krie-j chend mit dem Fernglas vorgeschoben, um Ziele zu erkunden Dann aber; schritt Albrecht-Unteroffizier Müller erbleichte vor Schreck-—forfch auf denj Kommandirenden los Und sagte in iniiitäiischer Haltung: ,,Jch bitte Euer Excellenz, etwas zurückzutreten, damit meine Stellung nicht frühzeitig verrathen wird.« ( »Nu, nn«, knurrte Excellenz, ,,brau- ’ chen mich nicht gleich anzuschnauzen. Aber Sie haben recht, junger Mann. « Und zu den Herren feines Stabes ge wandt, fügte er hinzu: »Wir wollen etwas weiter zurückgehen, um hier die Stellung nicht zu verrathen.« Nun ließ Albrecht die Geschütze verschieben und wies mit sachlicher Ruhe die feindliche Jnfanterie, die eben anfing vorzugehen, als gefähr lichste-s Ziel an. Rother Rahmen hoch gegen Jnfanterie! Schuß auf Schuß dröhnte. Die feindlichen Schützen ftockten, die rothe Artillerie sah sich genöthigt, den neuen, sehr störenden Feind aufzufuchen und un schädlich zu machen, wodurch die blaue Artillerie und Jnfanterie momentan Luft bekamen Kurz, die Postirung ren Geschützen auf dem Felstegel war ein glänzender Coup. So wurde er denn auch bei der Kritik seitens seiner Excellenz gewer thet. »Seht vernünftige Maßnah men, die der Vizewachtmeifter dort oben getroffen hat. Muß meine volle Anerkennung aussprechen, hätte ak tiver Offizier nicht besser machen können. Wie heißt der Mann, und was ist er?« ,,Albrecht«, meldete Schneemann, ,,Gkoßtausmann aus Bremen.« »Hm, hm«, brummte der General. ,,Name mir nicht unbekannt, wenn er als Kaufmann auch so tüchtig ist, wehe seinen Konkurrenten!« Und da Excellenz selbst das Signal zu einem kleinen Gelächter gaben, wurde dieser Witz gebührend belacht. Albrecht aber war selig, als sein Hauptmann ihm mittheilte, der Herr Oberst ließe ihm sein volles Lob aus sprechen und wolle der ehrenden Aner kennung halber, die seine Tüchtigkeit bereits durch Seine Excellenz gesun den, auch von einem Examen absehen. Er möge sich nur baldigst zur Offi zierwahl stellen lassen. Da nun der Vize ein gar zu strahlendes Gesicht machte, mußte der Hauptmann wohl oder über fragen, warum er sich denn so sehr freue und dieser erzählte ihm nur zu gern, wovon sein Herz so voll war. Für sein interessirtes, wohlwollen des Zuhören erhielt sdann auch Schneemann acht Wochen später die erste Verlobungsanzeige des glückli chen Paares. W Der sparsame Präsident. Ein Pariser Blatt erzählt folgendes Geschichtchen von der Sparsamkeit des Präsidenten Fallieres: Schon zur Zeit als Fallieres noch Senats-präst dent war, liebte er es, bei seinen Spa-« ziergängen die Schaufenster der ver schiedenen Läden zu betrachten. Bei einem dieser Gänge fiel ihm in der Auslage eines kleinen Buchhändlers eine Ausgabe von Pascals ,,Penses«1 mit dem Wappen Louis Philippes in« die Augen Er ging in den Laden und ierkundigte sich nach dem Preis. 60 jFrancs verlangte der Buchhändler. Der Senatspräsident bot 20 und da-( her kam das Geschäft nicht zu Stande-i Von Zeit zu Zeit wiederholte sich der Vorgang. Fallieres tritt in den such tladen, steckt die Hand in die Tasche,s ideutet aus das Buch und fragt mit iAugenzwinkerm »Na, wie ist es denn Hnit zwanzig Francs?« Die stereotype« . IAntwort des Buchhändlers lautet-E ,,60 Francs, nicht einen Centime we-; niger.« Nachdem nun Fallieres Präsi-i dent der Republik aeworden war, ging er eines Tages wieder bei dem? Buchhändler vorbei. Der Band Pers-«v cal stand noch im Schausenster. Mit: einem plötzlichen Entschluß tritt Fett-«ka lieres ein. Er hat sich entschlossen,· vierzig Francs zu bieten, und mochte-;L wohl denken, der Buchhändler werde sich freuen, dem Landesvater eine Ge-? fälligkeit erweisen zu können. Evj hatte aber die Rechnung ohne den« Wirth gemacht. Als er mit den Wor ten eintrat: »Hier sind 40 Francszk jetzt geben Sie mir aber auch den Was-s cal,« erwiderte der schlaue Buchhänd ler: »Unm’o«glich, Herr Präsident! Ich habe gesagt 80 Franks, und so viel müssen es sein, nicht einen Centime; weniger!« — Die Ueberlieserunggz schweigt, ob sich der Präsident inzwi-« schen zum Antan des Büchleins mit« dem königlichen Wappen entschlossen hat. . g LA Wie man feinYMiether fesselt. s Ueber einen äußerst geschäftstüchtizz gen Trick, und zwar diesmal nicht vonkf einem in dieser Hinsicht dafür bekann ten Amerikaner, sondern von einemt eingefleischten Pariser weiß die Lan-. doner ,,Dailh Mail« folgendes zu be-; richten: »Ein Pariser Hauswirth, der eine große Anzahl Häuser sein eigenL nennt, ist auf eine zwar etwas außer gewöhnliche, dafür aber um so besser wirkende Jdee gekommen, seine vielen Miether an sich, resp. seine Wohnun-««S gen zu fesseln, oder im Falle eines Wechsels sofort wieder für Ersatz zu sorgen. Am ersten jeden Monats ver sammelt dieser Menschenfreund näm-.·«3 lich seine sämmtlichen Miether um sichs-; und läßt jeden Einzelnen aus einem; umfangreichen Beutel ein Loos für siclk herausziehen. Der Glückliche, welche-es das Loos mit der vorher als Treffer bekannt gegebenen Nummer erwischts , braucht sür den laufenden Monat keins . Miethe zu entrichten. Diese prächtigi Aussicht, einen Monat und wenn das Glück einem hold und günstig gesinntz vielleicht sogar mehrere Monate iwj Jahre, miethesrei in dem nicht gerade billigen Paiis wohnen zu können wirkt derartig bezaubernd und anzie- ; hend auf die zahlreichen, sonst recht verschiedenen Parteien, daß sie von Jahr zu Jahr geduldig wohnen blei ben, immer in der stillen Hoffnung der nächste Erste werde aber endlick ganz gewiß ,,ihr« Glückstag sein. Da bei rechnet der schlaue Pariser Haus wirth ganz richtig — und kommt sehr wohl auf seine Kosten, trotz der einen für ihn verlorenen Monatsmiethe Seine Wohnungen sind stets besetzt, dii durch das häufigeUmziehen hervorge? rufenen Kosten für Reparaturen usw vermieden, ebenso der unvermeidlicht Aerger, der jeder Kündigung und je dm Wechsel anzuhängen pflegt.« So stark muß nach einer Erklärung« Lord Betesfords, des Admirals de« Kanalflotte, die britifche Seestreit macht fein, daß sie jeden Gegner sofoy vernichten kann. Wenn das das Pr f gratnm Englands ist, wird es no ganz bedeutend ,,abriiften« müssen. s- slt It- - Jm Warener Tageblatt sucht Jok, Seeberg, Bahnhofswirt, Neusttelitz ,,(-Linen Hausdiener, der aushilfsweij Gäste bedienen und in den Zügen ves« kaufen muß.« Ein Hausdienek dar wohl Gäste bedienen undGäste hinaus werfen, aber Gäste verkaufen-darf e’ nicht!