Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 06, 1907, Sweiter Theil., Image 8

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    Der Mit-In mit lieu vielen Name-L
Kriminal-Roman von Auguste Groner.
(10. FortsedungJ s
ej ist nun einmal so! Dieses
, Tel exisiitt2 Haben Sie nicht .
EMcht von Amts wegen solchen
TM aus sich geladen?«
«i«’«,J"-«Doktor Fehler zu Ate die Achseln
J- ie sieht er denn aus dieser Herr
; h--.Uelden?«
s »Ein hübscher, schlanker Mann.«
»Wer immer der Mann ist,« er
» tte Feßler nach einigem Nachden
« , «ich kann Ihnen zu seiner Spur «
Licht verhelfen Jch kann es mir nicht «"
It entferntesten vorstellen wem ich
I sehr im Wege bin daß er solches ;
Yassinement aufbietet mich tödten zu
Wen Denn eines scheint mir sicher:
sie-set Herr v. Ueltzen der mich per-i
Inktch gar nicht kennt, ist zu dieserj
Hat nur gedungen gewesen«
«-,So kann es ja sein« entgegnete
Mee, der sein Notizbuch herausge- l
" hatte und diesem jetzt einen j
schmalen Zettel entnahm, den er vor
sz hiniegte Vielleicht führt
TM dieser Zettei auf des Mannes
Zwe« « fuhr er sort »Er ist das
s se, das ich in Ueltzens Kabine
E den habe. Aber freilich ist es
. E nicht sicher, daß gerade er diesen
» Mk dort zurückaelassen hat Das
s«" M auch ein Passagier vor ihm ge
W haben. Jch fand den Zettel un
I der Watte die aus dem Boden
M Kadine lag.
Doktor Feßler beugte sich über den
Wstreisem Aus diesem befand
I eine Kellnerrechnung. Am Kopfe
zf Zettelchens war in Buntdruck ein
Oel-s zu sehen, darunter stand der
tem- deg Restaurantinhabers und
Fischen beiden das Wort Linz. Es
tzxxein ziemlich opulentes Mahl ge
efen darüber man hier Rechnung
Ost. Es hatte mit Juliensuppe
- und mit Erdbeeren geen
Q Dazwischen waren allerlei Früh
Werdelikatessen angeführt Die
Mute der ziemlich vielen Posten
e H Kronen und 76 Heller-. Es
«- nach dein stets nur einmaliaen
»Mmen jedes Ganges zu schlie
II eine Rechnung fiir nur eine Per
gewesen
Bringt der Name Linz Sie aus
" Idee, Herr Doktor?« erkundigte
fdet Detektiv. »Mir ist ausgespi
,- daß unter den Effekten des Tod
fich ein Hut befindet, den eine
M Firma aeliefert hat«
Wirt blickte von dem Zettel aus.
M nun Todte —- Sie sollen das
M wissen. Herr Müller — war
.z Jugendgenosse von mir. Freund
m E nicht sagen. denn unsere Le
Mr und unsere Ansichten wa
« in der Zeit in der man wirkliche
Feindschaft schließt grundderschie
J;z Ader man vergißt die nie mit
en man in der Kindheit eng ver
den gewesen ist —-— und so ist mir
ex niemals ganz fremd geworden.
p in jüngere-r Zeit ist er mir wie
zesahtz ganz nahe gekommen, denn
vits Schwester wurde meine Braut
I werden Sie mich verstehenJ
TL das genaue Gegentheil von l
et Schwester, besaß niemals Ehr- -
« Pfiiehtgesijhl sondern war im
-s;.tit! Genußmenich Wie er lang
gkstiefer und tiefer sank. das habe
Nicht verfolgt Ein Verwandter
71 ihm in Lini, in einem Bank
ist« eine Stellung verschafft Eine
He scheint er gut gethan zu haben,
jt ging es rain mit ihm ab
- Er unterschlug Gelder und
iichtig Er wußte nur einen
"’"« sEr kam zu mir. Wahrlich,
; Wtbaiben allein verhalf ich
Europa zu verlassen. Er
M Reue und voll Verzweif
F zvud vielleicht doch noch besse
E g, aber das allein bewog
t, ihm ein großes Opfer 31
Es· M. Ich dachte dabei weit mehr
F-« Mitte Braut. Sie ifi so fein
st g, so durch und durch ehrenhaft
? Ost schon so Schweres »W,
F Eis ihr diesen Keulenschlag er
kzwolltr. Sie hat es vor weni
Jsgen erst erfahren, daß ihr
If nicht mehr lebt. und sie
ss natiirlich noch jetzt, wie ich es
» einer Stunde glaubte, daß
Fund Reue ihm den Revolver
— paud gedrückt haben. Die
· senterschlagenen Gelder habe
ers-est Damit habe ich
weinen Theil an, Karls
Nest die betreffende Firma
fragte ietzt erst wieder auf
Detettiit
se Söhne.«
Meyer eke Söhne schon
gerne-Mk
Oben sich mir gegenüber
« den Namen Karl Moor
« cis-«
’ . das er ein unverdieat
« stummen suec be
merkte Müller trocken und steckte die
Kellnerrechnung wieder zu sich. »Es
bleibt also nur noch eines zu stbun.
den Mann zu suchen, der Herbert
Fehler aus der Welt schassen wollte.
Sind der Karl Maorland getödtet
at.«
Müller hatte sich erhoben.
Auch Feßler stand aus. Wieder
lag das melancholische Lächeln auf
seinem Gesicht, als er sagte: »Frei
lich, dieser Mann muß gesucht wer
den« und was ich dazu thun kann,
daß er gesunden wird, das soll gewiß
geschehen. Aber, Herr Müller, ich
kann Sie in dieser Sache nicht enga
giren.«
»Und doch möchte ich gerade diesen
Fall behandeln«
»Es geht nicht. Jch bin ein armer
Mann. Jch habe nicht einmal mehr
eine Stellung.«
»Sie haben keine Stellung?«
H »Es ist so. Jch habe meine Ent
Ilassung eingereicht.'«
»Was siir einen Grund haben Sie
Idenn angegeben?«
»Seht einfach das Eint-finden der
Unsähigleit, fernerhin das Richter
amt auszuüben.«
«Weiter nichts?«
»Ist das nicht genug?·
»Man wird die Eingabe lächelnd
zur Seite legen und Sie nach Be
endigung Jhres Urlaubs wieder ein
bernsen.'
· »Das wird man nicht thun, denn
ich habe Herrn v. Dönhoff, der mir
nicht nur Vorgeseyteh sondern auch
Freund ist, brieslich die volle Wahr
heit mitgetheilt, und so kann er ein
fach nicht anders, als mein Ansuchen
heitirworten.«
»Jawohl — da kann er nichts-an
deres thun«, gab Müller zu. .Aher
nicht wahr, diesen Fall lassen Sie
knir? Meinen Sie denn, ich arbeite
nur siir Geld und-nicht auch deshalb,
weil es mich zu einer Sache hin
» drängt?«
i »Doch —- doch! Aber —«
T Reine Einwendung. Herr Dol
»tor. Jch führe diesen Fall, und da
mit Jhr Stolz nicht verletzt ist, Tage
ich es Jhnen gleich, daß ich damit
nur eine alte Schuld abzahle, die
Jhres Vaters Großherzigteit tnir
aufgeladen hat. Wäre er nicht so
großdentend so giitig gewesen« ich
wäre ein Ahgestraster, ein ans der
Gesellschaft der ehrlichen Menschen
Ausgestoßener.« Eine tiefe Bitter
leit klang aus diesen Worten des
Detettivs, aber sie verlor sich sogleich
wiedr, als er sortsuhrt-»Ja, herr
Doktor! Auch ich habe die Abgriin
lde der Herzen kennen gelernt. lange
!schon, .ehe ich sie berufsmäßig aus
ksuchte und —- daß Sie es nur wissen
— ich bin ganz anders noch gesinn
chelt als Sie, und ich tam gar nicht
zu der Möglichkeit, etwas gut machen
zu können und bin doch freigespro
chen worden, weil Jhr Vater ein ge
rechter und milder Richter war. Es
giebt schon so verwickelte Falle, die
nur solch ein Mensch richtig beurthei
len lann.« -
Miiller war. als er seine Vergan
genheit erwähnte. bleich geworden
Ader er schloß doch ganz ruhig seine
Rede, und nun fand er sogar schon
wieder sein stilles Lächeln.
»Da bin ich dann Fahr-der gewor
den«, sagte er. wie zu sich selber
»denn ich habe die Gemeinheit. diei
mir das Lebensglück genommen, glü
hender als je gehaßt, und heute noch
lann ich erharrnungslos sein. wenn
ich einen. richtigen Schurken vor mir
habe, solch einen. der im Menschen
leibe die Seele eines Satans hat.
Und rnir ist, als ob dieser Herr v.
llelw solch einer wäre. und darum
allein schon möchte ich ihn fassen. —«
sJeht aber etwas Freundlicherei
·Foxl, komm ber!«
Das Hündchen schaute ängstlich
umher, hüpfte dann zu Boden und
«lam schen dem Gebote nach.
»Was ist’s denn mit dem Thier?«
fragte Feßler verwundert
,.Kennen Sie ihn nicht? Er war
Karl Moorlands Begleiter, der ein-·
Fig-e. der ihn noch rnit der- Vergan
genheit verband und den er vielleicht
deshalb gar so zärtlich liebte. —
Vielleicht ist es Ihnen und Jbrer
Braut lieb, Fu hören, daß der Mann
ties traurig in die Verbannnng aing,
daß er wohl doch noch das Leben
nnd die Pflicht ernst genommen It
te:» wenn ihm Zeit dazu geblieben
ware.« ·
»Gewiß wird uns das ein versshå
nender Gedanke sein«, entgegnete
Fehler ernst. Dann strich er sanft
über des Hündchens Kopf nnd mikr
melte bewgtt »Ach also bat er rnit
nebrnen wollen in das neue Leben!«
Müller nickte. »Ja —- und ich
babe schnell zugreisen miissen, sonst
wäre der brave Fort seinem todten
Herrn- ink Meer gesolgt.«
»Du liebes, braves Thieri« Wie
der Erbsoste Fehler den hund.
Nun aber zeigte der Detettio aber
mals aus das Sosa, nnd Foxl beeilte 7
sich, diesem stummen Befehl nachzu-·
kommen (
»Ja, und fest ist er mein liebes
braves Thier!« bemerkte Müller be
friedigt und sehte dann voll ehrlichen
Grimmes hinzu: »Es ist eine rechte
Freude, mit einem Hund umgehen
zu dürfen. Da merkt man doch noch.
was Anständigleit und Treue ist.
So —- und jetzt, herr Doktor-, Fe
den wir wieder über unseren Fall.«
Daraufhin saßen die beiden her
een noch lange beisammen, und Mül
ler stellte bald diese und bald jene
Frage. Der Doktor wurde dabei im
mer erregter und düsterer gestimmt.
Und als nach etwa zwei Stunden«
sich der Detettiv von ihm verabschie
dete, blieb er in ziemlicher Unruhe
zurück.
« Müller hatte eine Photographie
mitgenommen. Es war das Bild
eines jungen, hübschen weiblichen
Wesens« ·
Man konnte das Original sicher
lich für ein Mädchen halten« Müller
wußte jedoch, daß es eine Frau sei
und zwar eine geschiedene Frau.
Es war die Photographie Hedwig
Moorlands.
Joseph Müller reiste damit in der
nächsten Nacht nach Stuhlweißem
barg, der ehrwürdigen Krönungsk
stadt des tlassischen Ungarn.
11· Kapitel.
Jn einer Vorstadtstraße von
Stuhlweiszenburg tauchte hinter ei
nem geräumigen Vorgorten, in wel
chem ein reicher Rosenslor prangte,
und Thau und Dust sich reizooll ber
einten, ein hübsches haus aus, über
dessen Thor ein Schild mit dem Na
men Sebismann Junos angebracht
swar, und zwischen dessen Parterre
Jsenstern etliche Kasten mit Photogra
phien hingen.
Müller betrat das Atelier des
Photograohen kurz oor Mittag. Er
grüßte dessen Inhaber, da er Unga
risch nicht konnte. aus gut Deutsch
und Sebiömann. ein gebürtiger Mar
burger, der noch nicht genug magyas
risirt war. um seine Muttersprache
verlernt zu haben. beeilte sich. den
Landsmann ebenfalls aus gut
Deutsch willkommen zu heißen.
Aus die Frage. womit er dienen
könne« oh der Herr ein Bild in Vi
sitentarten- oderKabiuettsormat wün
sche, sagte sein Besuchen »Ich glaube.
es war Kahinettsormat, hoffentlich
haben Sie die Platte noch.'«
Der Photograph war verwundert.
»Sollte ich den Herrn schon einmal
aufgenommen haben? Jch habe doch
sonst ein ziemlich gutes Gedächtnis
sitr Phhfwgno ie aber ——«
«Jhr Gedä tniß in Ehren. Mich
können Sie keinensalls wieder erleu
nen, denn ich war noch niemals bei
Jhnen«, beruhigte Müller den lebhaf
ten Mann. »Ich bin blos gekommen
um Ihnen dieses Bild zu zeigen und
nach einer anderen Ausnahme suchen
zu lassen aus welcher sich nebst dieser
Dame auch ein Herr befindet. welche
Ausnahme höchst wahrscheinlich auch
hier gemacht worden isl.« «
Damit reichte er dem Photographen
das Bild, das-ihm gestern Doktor
Feßler gegeben hatte.
Sebismann sah nach der Zahl,
welche aus die Rückseite des Bildes
vermerlt war, bat dann seinen Be
sucher Platz zu nehmen, und ver
jschwand in einem Nebengemach.
; Es dauerte eine geraume Weile,
jbis er wieder zum Vorschein tam Er
brachte die Platte mit. von welcher
IHedwig Moorlands Bild ein Abzug
war.
»Diese Ausnahme sand sast genau
vor zwei Jahren statt', erklärte er.
»Wissen Sie nicht« wenigstens beiläu
fig. wann das von Ihnen gesuchte
Doppelbildnisz hergestellt worden
ist?« «
Man sagte mirs daß es turz vor
diesem Bilde gemacht wurde. '
»Dann werde ich es ja bald sinden
Also ein her ist noch bei dieser
,Dame?«
»Ja. er sitzt, und sie steht hinter
ihm. Er trägt ein Radsahrtoitüm.«
»Na, das sind ja viele Merkmale.
Da brauche ich das Gesicht der Dame
mir gar nicht zu merken. Es ist
übrigens ein sehr anmuthiges Gesicht.
Gewiß ist das Doppelbildnisz auf ir
gend welche Weile zu Grunde ge
gangen?«
»Ja. Man hat es leider zerrissen
und dann verbrannt.«
»So? Also absichtlich und gründ
lich hat man es zerstört!« Sebas
mann lächelte verständniszvoll. Er
konnte es sich vorstellen, daß da haß
und Liebe zugleich, also Eifersucht
diese Verdichtung vorgenommen bat
te. »Und nun will man das Bild
wieder baben7« fragte er belustigt.
und als sein Besucher dies nun tro
cken bejabte, schob er ihm einen Stoß
illustrirter Mit-ragen bin und ver
schwand abermals in dem Neben
kaum.
Jetzt dauerte das Suchen länger
als vorhin. Müller war ja nicht sehr
aufgeregt, immerhin aber besaß er
nicht genng Gleichmutb, um sich für
das zu interessiren, was die vor ibrn
liegenden Zeitungen ihm mit Wort
nnd Bild gesagt hätten.
Er stand aus nnd trat in den Bor
sarten hinan-. Da ging er zwischen
dem Spanek und den hinnen-does
ladenen Rosenbänmchen langsam um
her. Wohl erfreute er sich dabei der
Farbenpracht und der Ia fmenschöm
beit dieses Rosenflores, und der Duft
welcher ihn umwehte, that ihm wohl,
aber sein Denken war dennoch weit»
fort von seiner lieblichen, harmlosen
Umgebung -
Er war im Geist bei herbei-i Feh
ler, diesem lieben, warmherzigen
Menschen, der die handlung eines
vaulses so theuer hatte bezahlenj
müssen. !
»Und bin ich nicht auch nur des- ;
halb biet, weil er eben impulsiv ist's«1
dachte Müller «Hiitte er das Bild
der Neuvertniihlten nicht in seiner
Eifersucht und in seinem Widerwillen
Iaegen den Mann, dem er die lang
,schon heimlich Geliebte nicht gönnie
!zerrissen, so hätten wir es gestern
schon gewußt, ob Fritz Dietze und
Herr v. Ueltzen ein -und dieselbe Per
son sind oder nicht· —- Fritz Dietzet —
jsJch babg ja gewußt, daß irgend je
smand eristiren muß, dem Feßler im
LWege iii Zum Spaß mordet ja tei
ner Dieser Fritz Diese bat sich, das
1ichrieb Frau Moorland ihrem Bräu
tigam. ihr dreimal noch genähert;
lang nach ihrer Scheidung tauchte er
in Berlin vor ibr auf. Er liebt sie
noch —- natiirlich wie ein Mensch sei
ner Qualität eben lieben kann. ein
»Betriiger, ein Falschspieler, also einl
gemeiner Mensch. Er liedi see also in
niedriger Weise. Wenn der nun
ahnt, es vielleisrt weiß. daß rau
Moorland inzwischen Fehlers raut
geworden ist! Wenn er irgendwie
verfahren bal, daß Fehler nach Capp
ten wollte, daß er mit der Sees-inval
be’ sährtl —- Es ist zwar einstweilen
noch räthselhast, wie er leßteres er
sahren haben konnte. ohne Feszler
umschlichen und dabei persönlich ten
nen gelernt zu haben; aber ei giebt
eben Räthseh und sie sind da. unr ge
löst zu werden· Und wir werden sie
lösen! —- Diede also liinnte wohl der
jenige sein« dem Ießler im Wege stebi.
Ohne diesen tönnte er hassen. Hedwig
’Moorland wieder zu gewinnen. wenn
« auch nicht ihre Liede. so doch ihr Mit
leid, ihre reizende Person und —- ihr
Erbe, das ihm ja jetzt sogleich in den
Schoß fiele. Jn Hedwigs Brief. in
welchem sie sich zu dem Jugendfreund
flüchtet, in welchem sie ihm sagt. daß
sie sich nur unter seinem Scheine
sicher, nur in seiner Liebe geborgen
weiß. ist auch zwischen den Zeilen zu
lesen, daß Diese noch immer eine ge
wisse diabolische Macht üdet seine
Frau hat. Das wird er natürlich
wissen, und daraus tann er seinen
Plan gebaut haben. — Nun, ich wer
de ja bald wissen, ob die Schlüsse,
die ich aus Fehlers Mittheilungen
und aus dem Briese seiner Braut
zog. falsch oder richtig find. —- Aber
lang, recht lang braucht der Mann
bis er die Platte sindetl«
Das dachte der Deieltiv, und nochi
eine gute Weile ging er in dein rei
senden Gärtchen umher.
Endlich trat Sebismanu vor die
Tikiir und rief seinem Besucher zu:
»Ist schon da, der Herr irn Radiahr
anzug, über den sich die hübsche junge
Dame beugt.« J
Sie gingen wieder in das Atelierj
hinein, und dort ließ Sebismanni
Müller die Glaozplatie anschauen. i
Der Deteltid sah das Bid rechts
lange an. Es mußte ihn ungemeinå
interessiert-. Als er es aus der!
Hand ab, lag ein harter Zug ums
seinen und· -
»sehr-i Sie in Ihrem Buch viel
s leicht notiert, wo das Ehepaar wohn
«te?" erkundigte er sich·
Der Photograph, dem die Ber
Länderung im Wesen seine-ji Besuchers
aufgefallen war, ging zögernd, um
Die gewünschte Nachschein zu halten.
»Der scheint dem schönen Herrn jetzt
roch nicht grün zu -sein." dachte er,
während er naph der Nummer der
Platte die Adresse der beiden Abge
bildeten suchte.
) Wieder in das Zimmer tretend,
erklärte er: »Demals haben die
Herrschaften auf dem hauptplas, im
Felmayer’lchen Hause gewohnt-«
Müller griff nach seinem hat. »Im
Felvmayer’ichen hause allo." wieder
holte er zerstreut. Dann legte et
den hat wieder hin und meinte:
»Ja so! Von dem Doppelbildniß
müssen Sie mir einige Abzüge ma
chen. Zwei Stück geniigen. Was
kosten sie —- sammt Port-) nach
Wien?«
Fünf Keonen.«
«Aljo hier find die fünf Kronen«
Er legte das Geld auf den Tisch.
»und wohin soll ich di Bin-c
ichicken?« !
»Noch Wien, viekiee Bezirk, Flora
gaiIe. Joseph Müllet.«
»Das gniigt?«
«Das genügt Das Bild dee jun
gen Dame können Sie dazu legen.
Natürlich reioinmandieen Sie die
Sendun .«
»Nun-f lich.«
«Guien Tag! ! Ich danke Ihnen
iiit die große Mühe, die Sie dumm«
»Das gehört zum Geichöii«, ent
gegnete Sebistnann artig.
Miiller varchicheiti den Borg-seien,
aihinete unwillkürlich noch einmal
tief den Rosendufi ein und ging
weiter.
Man war einen Riesenschtitt wei
ietgeionnneIL Müllers unk wohl
auch Festert Voraussetzung, daß
Friß Diese, der einzige, der einer
seits in Betracht kommen konnte, und
fherr v. Uelßkn,’ der einzqu der an
derseits in Betracht u ehen ways
sein und dieselbe Per on seien, hatte;
sich erfüllt. Als der Detettiv dems»
Onnern der Stadt wieder. zuschrittJ
chiittelte er mehrmals den Kaps. l
»So ein geriebner Bursche!« dach
te er. »Wie der sich verwandeln
kann! Jch habe ihn siir reichlichl
Ifiinfzi Jahre alt gehalten, und erl
ist n nicht vierzig. Möchte wissen.
, auf welche Weise er sich die Haut undi
»das Haar vräparirti Diese Techniti
kenne ich noch nicht. Und so vor-I
trefflich ist das gemacht, daß es nichtj
einmal rnir auffiel, der ich doch’
sionsi siir so etwas einen Blick habe.
i
Und wie ehrbar er sich geben tanan
Wie mit Blindheit war ich geschlagen.
»Aber noch zur rechter-Zeit sind mir
die Augen aufgegangen. und jetzt,
»Mehr-kleinem jetzt werde ich sie offen!
behalten!« « »
Jm Meldungsbureau des Polizei
anits erfuhr er, daß Fritz Dietze sehr
bald, nachdem die Scheidung zwi
schen ihm und seiner Frau unsere-I
sprochen worden «war, Stuhlweißen-l
barg verlassen habe. Wohin er sich
gewendet, das lonnte Müller nichit
erfahren, denn unter Polizeiaufsicht
stand der ehemalige Ströfling nichts
mehr. Seine zweijährige Zuchthaus-l
strafe hatte er in einem troatifchen
Strafhauie abgesessm Jn Stuhl-!
weißenburg hatte er geheitaihet. Dies
Ehe hatte knapp zwei Monate ge-i
dauert, dann war Frau Diene zueisl
net Generalin v. Böhlen nach Puder-.
pest «ezogen, mit der sie sofort nach«
ausge prochener Scheidung nach Ver-l
tin ging. Von Fritz Diesze war seit-!
her nichts mehr in Stuhlweißenburg
vernommen worden
i
i
l
!
Dies alles erfuhr Müller. nachdem!
er firb vor dem betreffenden Polizei
beamten tegitimirt hatte. Es war
fast nichts Neues fiir ihn darunterqi
Fehler hatte das meifte davon ihmk
.chon gestern mitgetheitt.
Nun be ab sich der Detettiv in das
Felmayer'che Haus. Es lag an fes-;
neni Ende des Hauptwerke-, in wet-:
ches die atte krumme herrengaffei
tniindetr. Er erfuhr auch nicht vieH
immerhin aber doch etwas. das ihmsj
das Auffinden Dieyes erleichtern
tonntr. « i
Die Hausmeifterin tbeitte ihm mitJ
daß here Dirne, eb- er ebensog, alle;
zfeine Möbel und feinen hausrattH
s wie er lag nnd starrt-. an einen IesV-l
lie: vertaufte, und baß er nichts alsl
izwei große Koffer mit-rohen thri
sMann hatte vie Koffer zur Bahn sie-!
bracht und war Joch anwesend, alsj
lDieJeffie aufgab. Die Frau tvufztes
.0Uch, wohin Dietze fikfchieten ließ,?
nach Jfcht im Satztammergat, und;
Ha kannte man immerhin mit einiger4
1S5cherheit daraus schließen, daß auch:
Jihr Eigenthümer damals nach Jfcht«
H gereist war. «
Auch die Zeit feiner Abreise erfuhr
jMiiller. Der hausmeiftee hiefz Jst
Jvam das ift Streit-am er hatte fich
jdamats geärgert, daß er gerade an
;ieinem Namengtsxp der ja auch der
sgroße Nationatfeicrtag der Ungarn
zift, zum Abendzug mit den beiden
zfckkweren Koffer-r zur Bahn mußte.
JFritz Dietge war alfa vor zwei Jah
sren, am 2. September Abends, aus
wahrscheinlichierweife am TI.
September
’Stubtweißenburg verschwunden,
Atpenturort aufzutauchen.
Um
oder 4.
in dem wunderictzönen
Ob ek- so gewesen, das baldmögi
iichst zu ergründen, war Müllers
ielbstesetständliches Vorhaben Er
ging sofort zur Bahn. Sein Reife
l;andduch hatte ihm gesagt. daß bald
ein für ihn günstiger Zug abgehe.
Nur wenige Minuten fand er noch
Zeit, um etwas zu essen, dann trat
et die Rückeeise an. Jn Wien hiett
n sich überhaupt nicht aus. Er schrieb
an Fehler teue, daß er auf alle Fälle
in Isch-, wohin er soeben fahre auf
der Post nich einem Bricse fragen
werde.
Am Morgen des M. September
kam et in Jfchl an. hier war sein
erster Weg zum Meldungsamte, wo
et etfuhefdaß ein Fritz Dietze, Schrift
steller, der sich jedoch als aus Böhmen
zugeteisi gemeldet hatte, zu Ende des
deittleyten Sommers und zwar am
s- Septembet ais Aftekkniethee bei
Frau Barbara Seewie et in der
Maxquellgasse eingetragen worden
war. und daß er im verflossenen
-—-——-...--—.-.—.—.-—-,
Sommer abermals ein paar Monate
da gewohnt habe.
Es stimmte bis jeht also alles sehr
Igut.
Ueber das aus Böhmen zugeretsi«
und über die Bezeichnung »Schrift
steller« mußte Müller lächeln. Solche
tleine Jeresiihrungen haben sich schon
sweit bessere erlaubt, als Diese-Uelyen
,einer war. Ein «biszchen lügen, ein
bißchen Verwirrung machen, das sin
tden gar viele als günstig für sichsSehr
lwichtig war, daß Diese auch im bo
leigen Sommer hier gewesen war.
; Das Haus der Frau Bardara See
swieser erwies sich ebenso schmuck als
traulich. Auch die Frau selber machte
einen recht angenehmen Eindruck, nur
daß sie, gleich ihrer schon angesahrten,
iiberschlanten Tochter, lein großesLicht
war.
Müller sand Mutter und Tochter ,
beim Lasset
Frau Seewieser war, als die Magd
ihn zu ihr führte- soeben dabei, ihre
Tasse zum zweiten Male zu füllen.
Als er sich artig wieder zurückzie
hen wollte und dazu bemerkte, daß
er wegen des Zimmers da wäre, wel
ches am Thore unten angeschlagen sei,
und später wiederkommen werde,
meinte dieFrau, das sei gar nicht noth
wendig) er möge sich nur einstweilen
setzen, man könne ja sogleich über die
Sache sprechen.
Das fand Müller auch, und si
ließ er sich nicht lange zum Bleiben
nöthigen.
Bald war er mit den beiden Da
men in ein gemiithliches Gespräch ver
wickelt, und als Frau Seewieser auch
ihre zweite Kasseeportion glücklich de
wiiltigt hatte, siihrte sie ihn in das
Zimmer, das von ihm siir acht Tage
aemiethet wurde.
Vergebend, daß fein empfindlicher
Magen auf gute Haustost angewiesen
sei, hatte er es auch mühelos erreicht,
durch Frau Seewieier veriöstigt zu
werden.
Dadurch hatte er sich den häutigen
Unigang mit seinen Hausgenossen ge
sich-U
Schon beim Mittagstiich war es ·
ihm gelungen, die Sprache auf Diese
»Hu bringen. Dieser fand in der Mut
;tek eine laute, in der Tochter eine recht
kbeiangene Lobeednerin
Dieses in jeder Beziehung mehr
Hals schlichte-, ja geradezu reisioie Mäd
;chen veng ängstlich ihre Schwärme
srei für den schönen Mann· Als noch
jjungee Mann, also mehr feinem wirt
Llichen Alter entsprechend, mußte er
Enier aufgetreten sein« das war ver
.fchiedenen Bemerkungen zu entnehmen,
ktvlche über ihn fielen
i iIortietzunn iaLZYU
l , NO
E Tr. Siman ein New Yorler Mis
isenichaftier. behauptet, dafz die Men
Efckxn mit den Zehen denten. Das
sniichfte wird sein. daß er eine Hühner
»cugenbrille eriindei. denn wer mit
den Zehen dentt, wird wohl auch mit
Jden Hiihneraugen sehen.
I II I O
: Die Lübeeter Anzeigen enthalten
seinen Artikel »Die Gefolgschaft« von
lhermann Löst-L in dem es heißt:
»Ganz sern bollwertt ein Wald, wie
Sein schwarzer Strich« und »da ziel
Zzaclt ein schwarzes Ding um den halb
jtranlen Pslaumenbaum«. Es kling
Illangt unvchimbamt aus den Worten
des Verfassers-L wie wenn eine Henne
gadgieteri. «
H I J
Man bat nicht immer den Nutzen,
Zwenn man den Profit hat.
i si- t « I
Ein Professor überrascht die Welt
mit der Anlündiaung, daß in späte
;ren Zeiten die Männer tein Manopol
Haus die Bartzierde haben werden. Also
sogar die Natur unterstützt die Gleich
stellung der Frauen mit den Männern.
I I k
Der Jngenieur aus Kopenhagem
Ader Bier, helles und dienlich jn Ta
blettensorrn herstellen will, hat allem
Anschein nach davon gehört, daß ver
schiedene Staaten unseres schönen
Landes nach berühmtem Muster, Pro
hibitian einzuführen gedenken, und er
rechnet infolge dessen ans eine ausge
dehnte Landschaft.
—
Selbstverständlich.
Gotte mater mehrerer Töchter, von denen die älteste bereits verheira
thet ist« die zfveite Braut ist):«Wenn Max wiederkommt, werde ich mich
znit Cis-n wegen des Arrangements seiner finanziellen Angelegenheiten be
pke n.«« s
Gattin: «Abet, ich weiß gar nicht, was du haft! Müssen denn alle
Schwiegerföhne Schulden haben2«
Gatte: »Unsere schon!«
S