f — k Gtkenpr Schreibebrin von Tizzie knukgtkngei. He E L I Mifter Edithoe, so ebbes hen ich swwer doch noch nit ertebt, nämlich, daß dieses Jahr aller Stoff wo mer zum Eintänne juhse duht so schreck lich hoch un eckspensief is. Wei, sor Guttneß Seht, was duht dann beut u Tag e Wummen anfange? Einige giruchh wo mer hawwe will, muß mer or bezahle, daß es eim iwwel wird un verschiedene Sorte kann mer immer haupt nit bezahle, weil gar keine ge wachse sin. So sin for Jnstenz die Komms- Jch sin zu mein Großer gange un hen zwei Ttehs bestellt, aw wer der hot mich ausgelacht un hot ge sagt: »Mäddem, in die ganze Juneitet Stehts is noch tein Treh voll gewach se un die paar wo es gewwe hot, die trern for ein Cent die Betrie verkauft. Do hen ich osf Kohrs die Körrents von mein Prohgtiimm ausgetotL Dann hen ich sor die Scherries ge wart, awwer ich kann Ihne sage, ich warte noch immer sor. Es hot auchI keine Scherriies gewwe un mir all gleiche se doch so gut. So is mich mit puttinier alle Frucht gange un jetzt bitt ich Jhne um einiges, was soll ich im Winter die Kinner zu esse gewwe? Butter is als e Nuh«l« arig eospensiej Im Winkel Un Ill) ylls c llllk, Das noch irgend en schmarter ann ehhes in wente duht, was den Paß von dieBut ter un den Schellie einnemme duht. waer den Philipp, was mein Hos-. band ig, kann ich in die letzte Zeit gar nit tomplehne. Er duht einiges for mich un wie er e paar Diig zurück zu Mich tomme is hot et gesagt: »Lizzteß, hot er gesagt, unsere Kinner si«n nah-W genug, for daß se emal en Dag der zwei siehe von sich selbst nemme tön ne un ich denke, mir zwei, das meint mich«un dich, iiinnte emal ganz gut so e tleine Ecksiurschen mitsamme mache; meine Eidie is, mir gehe nach Nhods Bellville, das is en steilischer Platz, wo nor Piebels mit Miens hingehn un ich will mich emol e wenig dlohe. Off Kohrs mußt du do dein bestes Dreß wehte un wenn möglich noch eins in e Suhttehs mitnemme, bitahs, wann mer an so en Platz gehn duht, dann muß mer auch den Steil mit mache. Jch weiß gut genug, daß du in schwelle Stoff zum Wehre nit iwwee mäßig gesickst bist un for den Riesen hen ich diche seine Suht ge ordert, wo du nur in den Stohr zu gehn brauchst sor dich sitte zu losse.« Well, Mister Edithor, ich muß sage, ich hen gar nit gewußt, was ich von die ganze Sache denke sollt. So lon sidderet is der Philipp noch nie nit gewese, un ich möcht emol die Lehdie odder die Wummen sehn, wo unner die Ziriumstenzes ebbes annerschter gesagt hätt, als was ich gesagt hen, un das war:,, Ahlrecht Phil, hen ich gesagt, ei goh juh.« Jch hen dann noch mit die Wedesweilern Errehn schements gemacht, so daß die e we nig e Auge uss die Buwe hawwe sollt nu daß es ihre Mielö bei sie nemme könnte un dann sin ich in den Stohr gange, for zu meine Suht u tende." Ei tell fuh, ich sin so surpreift gewese, wie noch nie nit in mei ganzes Lewe Der Phil hot die seinste Suht ausge-’ pickt, wo in den Stohr u hawwe war. un gesitt hat se, wie e hper an den; Wahl. Es war e weiße Linnen Suhti mit blaue Ribbenö dran un en weiße Koht un ei tell fuh, ich hen in diel Saht gefühlt wie e Kwien Was geht — denn fiir en Hut mit die Suhti hen ich die Klerl gefragt un do hot se mich en schwarze Hut mit zwei mächtig große Pluhms usfgefetzt un wie ich in das Luckinggläs geguckt hen, do sin ich purtinier uss den Buckel ge falle! Wei, ich hen mich puttinier gar nit rietanneistt Well, do kann mer awwer sehn. was feine Dresses for en Differenz mache! Osf Rohr-C- hen ich mich den Hut glei geordert un hen alles heim schicke lo e. Der Phil war zu Doht getictelt, wie er mich gesehn hot un dann is noch e Sm preis komme. Denke Se nur emol an, der alte Esel hot sich auch e weiße Saht geordert gehadtt Wei, wie mir zwei seitbeiseit do gestanue den« hen mer geguctt wie wei Mauer-Sächs awwer ich sin noch nie nit o hapcg ewese, wie diesmal. Die ids fm Fascht trehsig geweg, wie se uns ge sehn hen un der ennie hot gesagt, mer sollte uns sort Guttneß Sehs nit in die Stritt sehn lasse, sonst dehte die annere Kids noch vier Woche lang Bonn driwwer mache. So dumme uwe, das zeigt widder emol, daß die Fellersch gar nicks von Steil ver stehn, awwer ich hen mein Meind uss gema t, daß ich von je t an e wenig mehr rufs gucke wollt, aß se auch in die Lein e bis’che besser gepohstet wern dehte. Well, wie die Zeit komme is, for zu starte, do hen ich doch teinder bäckwards gefühlt, ditahs ich hen ge sehn, daß schon e ganzes Kraut von Rids in Front von den Haus gestanne dot, for uns zu watsche. Der Philipp hoi gesagt, ich wär e alte Guhsx hopp dopp, hot er gesagt, sonst mache mir die Trehn nit. Well do sin mer dann antseit un wie mer an die Stritt kom me sin do hen all die Kids gehallert, als wann e großes Feierwerts abge lrennt wär un eö wär grad e halwes Dahend Schteirackets in die Luft «e floge. Die Wedesweilersch sin an ie Stritt komme un so sm all die Neh bersch un ich hen gefüht wie dreißig Ernts. Der Wedesweiler hot gehal lert: »Seh, wann ich gewißt hätt, daß Jhr so uffgeriggt wärt, dann hätt ich meim Biertreiwer Wort ge schickt, daß er euch nach den Diepoh gebracht hätt. Well, Phil, wann dei Million fort is, dann komm nur zu mich; uss en Wißtie soll es mich auch nit antomme." Mir hen gar nit nach den sreche Kerl geguckt un ich war froh, wie mer endlich an das Dievoh komme sin. Dort hat uns oss Kohrs auch die ganze Gesellschaft angeguckt. als wann mir aus en ganz annere Himmelsstrich tomme dehte. Mister Edithor ich hätt nie nit gedenkt, daß es so en hattet Schapp wär, den Steil mit zu mache. Der Phil hot sich ganz annerschter benomme. Er hot gesagt: »Newwer meind Lizzie, das is nur Ischellussie von die Gang un mir gcwwe gar nicks drum, bitahs mir en die Baße un tönne unser Geld spende wie mir wolle.« Well, in mein nachste Brief, solle Se noch mehr höre. Mit allerhand Achtung Yours Lizzie Hansstengel. -—--— L Aus der Jnsiruktionsstnndr. Leuinant: »Können Sie mir sagen, welches die Vortheile und die Nach theile des neuen Magazingewehrs sind?« Reieui (nach einigem Besinnen): »Nee, ich weiß es auch nichi!« Im Eiter. Herr: »Und was Jhren Sohn, den glücklichen jungen Ehemann betrifft, so habe ich das größte Vertrauen in ihn, daß er ein guter Gatie werde, denn ich kenne ihn ja schon lange. Jch war anwesend bei seiner Tause, ich war anwesend bei seiner Konsirmai tion, ich bin anwesend gewesen an sei nem Hochzeitstag, und ich hosse as . wesend zu sein bei seinem Begräbnis Ableiinnq. s Lehrer: »Woraus ist dein Rock ge- s macht?« ’ Schüteu »Aus Tuch-« - ! Lehrer: »Woeaus wird das Tuch T gemachi?« ! Schüler: »Aus Wolle.« s Lehrer: »Woher kommt die Wolle?« s Schüler: »Bom Schafe« ’ Lehrer: »Von welchem Thiere hast du also deinen Rock?" Schüler: »Von meinem Onkel!« Bescheiden-e sitt-. Redakteut: »Anme, ich bis Mit Jhren Leistungen sehr uftieden!« Köchin: »Ach rt Dotier, dann könnten Sie eigentli «mal mein Bild in Ihrer Zeitf ritt bringen!«« — ! ,,Changez les dame5«. Stizze von Marie Stahl. »Siehst du ihn, Stefanie? Dort in der dritten Reihe im Parlett?« ,,Freilich, er ist die einzige auffal-" lende, interessante Erscheinung im ganzen Theater. Ein tvunderooller Charaktertopf.« »Findest du?—— Wie mich das freutiT Fiir wie alt hältst du ihn? Sieht er’ nicht sehr aristolratisch aus? Glaubst du, daß er von Familie ist?« »Ja, wen meinst du denn? Du sprichst doch von Holm Ewers, dern Maler-, der da unten sitzt. Jch habe ihn nach Bildern, die ich von ihm ge sehen, erkannt-" ; »Aber Stefaniet Was gezt mich; Halm Ewers an! Jsch habe i n noch’ gar nicht bemerkt. Jch meine doch den reisenden Menschen, der mir seit tut-s zetn alle Tage auf der Promenade be-, gegnet und mich im Theater stets un-? verwandt durch das Opernglas an starrt. Dort, der Blonde, der sechstel in der dritten Reihe.« »Verzeih, Kleine, den hatte ich noch gar nicht bemerkt. Du hast recht, er » sieht recht nett aus.« ,,Bloß recht nett? jJch habe jedenfalls noch keinen schö neren Menschen.gesehen!« rief Clau-« dine von Uechtersleben, getränkt über das kühle Urtheil. »Nun, sagen wir, er sieht gut aus, anständig, sympathisch Bist du nun zufrieden?« fragte die ältere Schwester, die verwittwete Frau Rodentvald. Clazidine hätte nicht achtzehn Jahre alt sein müssen, um sich damit zufrie oen zu geben. Der Vorhang rauschte in die Höhe, und das »Hohoje! Halloboh!« der Matrosen leitete den ersten Auszug des ,,Fliegenden Holländers« ein. Stefanie gab sich ganz dem Zauber der Musik hin und fühlte sich in eine andere Welt entrückt. Mehr denn je ergriff sie heute die große Arie des Holländers: »Jch find’ es nicht, mein Heimath ! and! Das einz'ge nur, nach dem ich brenne-« . Das war der Schmerz und das große Leid ihres eigenen Lebens. Nach einer kurzen, tiefungliicklichen Ehe war sie einsam geblieben —- mitten im Treiben der großen Welt, mital len äußeren Glücksgiitern gesegnet, aber innerlich einsam. Der Vorhang fiel, strahlendes Licht durchslammte von neuem den verdun telten Theatersaal —seltsam — an einen Seitenpseiler gelehnt stand die hohe, dunkle Gestalt Holm Ewers’ dort unten und sah zu ihr aus, als hätte er so schon lange gestanden. « «Stesanie! Er sieht schon wieder J herl« flüsterte Claudine ihr aufgeregt i zu, und sie schrat zusammen, als sei E sie ertappt. Stesanie redete sich ein, daß die « Schwester sie mit ihrer Thorheit an stccke und daß sie sich mit ihren dreißig Jahren wie ein Backsisch beniihmex aber sie konnte das heimliche Glücks gesijhl nicht überwinden, wenn in je dem 3wischenatt, sobad es hell wurde, der Blick des Malers sie suchte. Jhr war zu Pfut e, als hätte sie einen Freund gesun en — endlich — nach langem, einsamen Wandern. Claudine war so hingenommen von den versteckten und mehr oder weniger Deutlichen Huldigungen ihres Ver ehrers, daß sie nichts bemerkte und Halm Ewers keiner weiteren Beach tung würdigte. Sie war in einem Wonnerausch, der ihren achtzehn Jah ren entsprach. s- « « »Meine Gnädigste! Es ist mir nicht möglich, eine ba nale Visite in Fraek und Claqne bei Jhnen zu machen, um im Familien zitnmer konventionelle Rer nsarten mit Jhnen auszutaufchen. Und doch ist es eine Nothwendigkeit, daß wir uns kennen lernen, das wissen Sie ebenso gut wie ich. Jhnen gegenüber» trage ich keine Bedenken, zu bitten: Kommen Sie dahin, wo wir unne stört sind und uns des Gückes freuen können, uns endlich gefunden zu has ben, nachdem wir beide bereits jede offnung aufgaben, uns zu finden. dtnmen Sie Mittwoch Vormittag um zwölf Uhr in die Gallerie. Jcheri warte Sie im kleinen Saal, rechts vom Eingang. All meinen Reichthnm biet’ ich Dir, wenn Du mir neue Hei-« math giebst! —" Diesen Brief, den Claudine von Ilechteröleben mit der Morgenpost er halten hatte, las sie jetzt noch einmal, als sie sich in einer Droschte nach dein Ort des Rendezvous begab. Als sie die breiten Treppen der Gallerie hinaufstieg, sahen sich die Vorübergehenden nach ihr um. Jhre Füße versagen ihr fast den Dienst; sie sah die Menschen in dein kleinen Saal nur wie Schattengestal ten im Nebel und setzte sich auf das erste beste Kanapee in der Erwartuna, daß er zu ihr kommen und sie anreden würde. Es vergingen einige Minuten, nie mand kam. » War es möglich? Er war noch nicht da! Sie sand das Publikum schrecklich lästig. Wozu gab es nur diese häß lichen, alten Engländerinnen und ge gchmacklosen Damen in Resormtlei ern, diese neugierigen Baclfische und naseweifen Schüler auf der Welt? Ein jeder sah sie an, als wüßten sie ganz genau· warum sie gekommen war — sund daß sie vergeblich wartete. . Dort in der Ecke saß noch so ein sonderbarer Kauz, der die Blicke un verwandt nach dem Eingang richtete, als erwarte auch er jemand. Wer war das nur? Er kam ihr fo belannt vor. Richtig, war das nicht der hübsche, alte Herr aus der Ober, der Maler, für den Stefanie schwärmte2 Natürlich! Als Maler gehörte er hierher zu den Bildern. Vielleicht hatte er selbst ausgestellt. l Claudine wollte bis ein Uhr blei-Z ben, denn vorher konnte der Befuchs nicht gut beendet fein, den sie ihrerl Schwefter vorgelogen, und fie hätte ihr jetzt um keinen Preis von dem ver- » unglückten Stelldichein erzählt. Sie? fürchtete nur zu fehr, daß man sie zum! Besten gehab . I Jn tiefer Verstimrnung zog sie den Brief noch einmal aus der Tasche, um; ihn einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Während sie sich in seine’ Leltiire vertiefte und über jedes Wort grübelte, gin der Maler an ihr vor-— bei, ohne das sie ihn beachtete. Plötzlich faßte sie jemand am Arm, rnd eine fremde Stimme fragte auf geregt: »Wie kommt dieser Brief in Jhre Hände, meine Gnädigfte?« Sie sprang entsetzt auf, Holm Ewers stand vor ihr. Sie ftieß einen leisen Schrei aus und wollte davon laufen, aber er hielt sie fest. « »Erfchrecken Sie nicht-Sie hat ten den Briefumfchlag fallen lassen, ich hob ihn auf, um ihn zurückzuge ben, da erkannte ich meine eigene Handschrift Wie kommen Sie zu dem Brief, der nicht für Sie bestimmt war?« »Er war aber an mich adressirt,« » fiammelte Claudine. » »Sie sind Fräulein von Uechters f leben?« f »Ja, das bin ich.« » ,,Waren Sie am Montag imOpern haus, in der dritten Loge ersten Ran ge5, rechts von der Bühne?« »Ja, ich war dort.« »Wer war die große, schlanke Dame in der schwarzen Spitzentoilette?« »Das war meine Schwefter.« »Verzeihen Sie, mein gnädiges Fräulein, es liegt eine Verwechselung vor, der Brief war nicht für Sie. Wollen Sie ihn mir zurückgebenZDer Logenschließer hat mich falsch berich tet. Wie heißt Jhre Schwester, wenn irl; fragen-darf?« ,,Stesanre Mooenwaio." »Ach, sie ist verheirathet?« »Sie ist Wittwe. « « »Wollen Sie mich zu ihr führen? Tars ich Sie begleiten?' »O, meine Schwester wird sich freuen, Sie kennen zu lernen. Sie sinbjsa ihr Lieblingsmaler,« erwiderte Claudine, der ein Stein von der Seele fiel über die Losung des Rath c s Als Claudine mit ihrem Begleiter den Salon der Schwester betrat, blieb sie vor freudigem Schreck gebannt aus der Schwelle stehen. Da saß ihr ju gendlicher Verehrer aus dem Opern haus, in den schönsten taubengrauen IGlacees, den Chapeau claque zwischen « den Fingern drehend, ganz wie es sich siir eine Anstandsvisite gehört. Stesanie sah abgespannt und-todt mjide aus. Sie hatte sich sträflich mit dem jungen Assessor gelangweilt, der nicht weichen und wanken wollte, bis er Claudine gesehen und gesprochen. Und unterdessen waren siir Claudine und Holm Ewers die Minuten ver grblichen Wartens in der Gemälde gallerie zur bleiernen Ewigkeit gewor , Die nächste halbe Stunde entschä digte beide Paare reichlich sür die ausgestandenen Martern. Jm spanischen Versaille5. Eine Eisenbahnfahrt von nur un gefähr drei Stunden braucht man, um von Madrid nach dem Städtchen San Jldesonso zu gelangen, das an der Strecke nach Segovia gelegen ist, und in das sich so leicht kein Tourist verirren würde, gehörte nicht zu dem wenig interessanten Städtchen das Schloß von La Granja, ein Sommer silz des spanischen Königshauses. Das spanische Versailleg, so hat man La Granja genannt. Die großen und die kleinen Fürsten mußten ja alle, nach dem Beispiele ihres Vorbildes, des Sonnentönigs Ludwig XlV., im 18. Jahrhundert ihr Versailles haben. La Granja aber verdient es wirklich, so genannt zu werden, denn dasSchloß, und namentlich sein Part, sind eine Schöpfung, die sich neben dem richti gen Versailless ohne Scheu sehen lassen kann. Während des größten Theiles des Jahres ist es still und einsam in und um San Jldesonso. Doch in den Monaten Juli, August und Septem ber hat auch dieses bescheidene Land städtchen seine Saison, wenn nämlich der Hof und alles, was sich zu ihm rechnet, hier hinaussliichten vor der ricörderiscben, sengenden, trocknen Son riesigluth Madrid’s. Der Klimaunter schied ist trotz der kurzen Entfernung ganz gewaltig —— liegt San Jldefvnso doch mehr als 5000 Fuß über dem Meeresspiegel, am nördlichen Abhange des GuaderramasGebirgeT und das Schloß von La Granja höher als der Krater des Vesuvs. Ringsherum um geben es Wälder und Felsgestein, von dem Iristallklare Bächlein herabrieseln. Das Schloß und sein Park sind voll-l kommen in französischem Stile angess legt und entrücken den Beschauer mit’ einem Schlage der spanischen Kultur —- und Unlultur. — Und der Erbauer von La Granja war ja auch ein Franzose, König Phi lipp V» mit dem das Haus Bourbon aus den Thron von Spanien gelangte, der Sohn des Dauphin und der Enkel Ludwigs XlV. Bei einem Jagdaus sluge entdeckte der König diesen herr? lichen Fleck Erde, erwarb ihn von den Mönchen von Segovia und ließ das Schloß in seiner jetzigen Gestalt wäh rend der Jahre 1721—1728 errichten und mit einer Fülle von Kunstschätzen schmücken, die indessen zum größeren Theil inzwischen denWeg nachMadrfd zurückgesunden haben. Die Räume des Schlosses sind hoch und lustig, aber sein Hauptvorzug bleibt doch der prachtvolle Pari, von dessen großer und breiter Frontterrasse man hinab schaut über Blumen, Brunnen und Berge. Die Springbrunnen von La Granja, die nicht, wie die von Ver sailles, eines künstlichen Pumpwertes bedürfen, übertreffen sie auch an Aus dehnung der Anlage. Der Garten von La Granja allein soll den König Phi lipp V. die hübsche Summe von 45 Millionen gekostet haben, genau so viel, wie er Schulden bei seinem Tode hinterließ. Bedeutsamer Ereignisse Schauplatz ist das Schloß von La Granja gewe sen. Hier entsagte Philipp V. im Ja nuar 1724 der Krone, um sie schon im August wieder zu beanspruchen, nach dem sein Sohn Ludwig l. gestorben . war. Hier unterzeichnete am 18. Au gust 1796 der »Friedenssürs « Godoy JenenVertrag der thatsächlichSpanien an das revolutionäre Frankreich aus lieferte. Hier erklärte Ferdinand VlL am 18. September 1882 seine Tochter Jsabella zu seiner Nachfolgerin, und :h1er ließ deren Mutter, die Königin ,Christina, sich von einem rohen Sol sdatenhausen unter der Führung des iSergeanten Garca dazu zwingen, die i demokratische Konstitution von Cadix des Jahres 1812 von neuem anzu erkennen. Sind es diese nicht sonderlich froh stimmenden Erinnerungen gewesen, die, wie man sagt, in der Mutter des Kö nigs Alfons Xlll., der Königin Ma rie Christina, eine Abneigung gegen La Granja entstehen ließen? Oder sind Gründe delikater Natur daran schuld? Hat die Königin vielleicht in LaGrarzja eine jener Enttäuschungen ihres Lebens erfahren, die ihr die Laune Al fons XlL bereitete, der die Fesseln der Ehe nicht immer achtete? Sei dem, wie dem se’. Thatsache ist, daß unter der Regentschast der Königin-Mutter La Granja von der königlichen Fami lie und vom Hofe vernachlässigt wurde. Die Königin zog den Aufenthalt am Meere, in San Sebastian vor. Es mag auf den Rath derAerzte geschehen sein, da La Granja in diesem Sommer wie der zu seinen alten Ehren gelangt ist. Die Waldlust ist gewiß dem königlichen Baby, dem kleinen Prinzen von Astu rien, förderlich-er als die starke Meeres atmosphäre. Daneben wurde wohl der Umstand berücksichtigt, daß La Granja von Madrid aus so schnell zu erreichen ist. Meist wird die Fahrt hin und zu rück imAutomobil zurückgelegt, obwohl die Straße hierzu gerade nicht sehr ge eignet ist. Auch der Premierminister begibt sich wöchentlich einmal imKrafti ioagen zu seinem königlichen Herrn, un ihm Vortrag zu halten, und es ist ihm » dabei schon des öfteren passirt, in solge einer tüchtigen ,,Panne« unter wegs beträchtlichen unsreiwilligen Aus enthalt nehmen zu müssen. Jm allgemeinen aber treten die Staatssorgen in La Granja in den Hintergrund vor den häuslichen Freu den. Das junge Königs-paar lebt so glücklich und einträchtiglich zusammen wie am ersten Tage nach der Hochzeit; es scheint die Flitterwochen weit über die gerade an den Hösen sonst übliche Zeit ausdehnen zu wollen« Doch die Hauptperson ist eigentlich der kleine sThronerbex Personen, die das Kind Haus der Nähe betrachtet haben, ver : sichern, daß es von bester Gesundheit ist und sich vortrefflich entwickelt. Ja, es soll so schwer sein, daß seine Ober hofmeisterin, die Gräsin Los Llanos, es neulich während einer höfischenFeier kaum bis Ende aus ihren Armen tra gen konnte. Man rühmt des Kindes zarte weiße Haut und blonde Haare und sagt, es sehe —- wofiir es der Vor sehung dankbar sein kann — weit mehr seiner schönen Mutter ähnlich, als dem Vater, den die Natur äußerlich nicht gerade als einen Adonis oder Apoll gestaltet hat. Der kleine Prinz wird stets in weiße Kleider gehüllt, die mit rosa Schleifchen verziert und mir reichen, echten Spitzen besetzt sind. Jn jedes Stück der prinzlichen Garderobe ist mit rotherSeide ein kleines aufrech ies Schwert mit der Zahl .l gestickt. Das sind die Abzeichen des ersten spa nischen Jnsanterie-Regiments, des Re giments del Roh, und König Al sons XllL hat es selbst bestimmt, daß die Kleidungsstiicte seines Sprößlings mit ihnen versehen werden sollen. Ueber dem Röckchen trägt das Königs baby eine Schärpe, an der das goldene Bließ und die Orden Karls Ul. und Jsabella der Katholischen in zierlichen Vertleinerungen hängen. Außer der Gräsin Los Llanos ist noch die Mar quesa des Santa Cruz mit der Für sorge siir den Prinzen von Asturien be traut. Zu ihren Funktionen gehört unter anderem, darüber zu wachen, daß die Amme, die alle zwei Stunden ihres nährenden Amtes zu walten hat, den Prinzen nicht küßt. Das verbietet die spanische Etilette nämlich aus das troffenen. So erzählt man sich weni « stens in den Hofzirleln, wo auch de kleinste Einzelheit aus dem Dasein des so heiß herbeigesehnten Thronsolgers die ernsthafteste Beachtung erfährt. ..- ..- -—-—.-.—«..- ..—..- Jus-HÄ Zwei englische Nukses sind dem Kinde stets zur Seite. Wenn es in den Gar- · ten gebracht wird, so salutiren die Schildwachen, und wenn man bon ihm spricht, so muß man Alteza (Hoheit) sagen. An jedem Nachmittag wird der Prinz in einem Landauer spazieren ge fahren, den vierMaulthiere ziehen und bewaffnete Poliisten auf dem Rade zu beiden Seiten begleiten. König Alfons XlIL beschäftigt sich auch in La Granja viel mit allerhand Sport, dem er so leidenschaftlich zuge than ist. Schon um6Uhr früh steht er auf und beginnt den Tag mit einer Partie Golfspiel, in dem er sich, trotz seiner Linkshändigteit, sehr gewandt zeigt. Der Lieblingssport des Königs ist aber seltsamerweise das greuliche und barbarische Taubenschießen. Der König gilt als der beste Taubenschiiye seines Landes. Dem Automobilsport huldigt er in La Granja weniger als in Madrid; die Königin Viktoria Eu genie ist keine besondere Freundin des Töff-Töff. Auch das Tennisspiel steht in La Granja in Ansehen und wird namentlich von den Jnsantinnen Eu lalia und Maria Teresa eifrig betrie- » ben. Die Königin nimmt nie daran theil. Sie liest viel; kaum einTag ver geht, an dem sie nicht einige Stunden einem Buche widmet. Auch beschäftigt sie sich regelmäßig mit Handarbeiten zu wohlthätigem Zweck. Eingeweihte wollen wissen, daß der Königin die Er lernung der spanischen Sprache noch immer nicht ganz gelungen ist und daß der König ihr stets auf spanisch ant wortet, wenn sie ihn auf englisch an redet.... So fließen die Tage ruhig und gleichförmig dahin in La Granja, der Sommerfrische des spanischen Hofes. Alaska-Zwittert. Die Verbindung des äußersten öst lichen Sibirien mit dem nordwestlich sten Gebiete der Ver. Staaten, Alas ka, steht schon seit Jahren nicht mehr im Reiche der Hirngespinste, als wel ches der Plan noch vor etwa zwanzig Jahren verlacht wurde. Der mitth schaftliche Ausnutzung-strich der Zeit, der auch die Erwerbung der ,,amerika Iischen Eis-kommen durch den derzei tigen Staatssekretär Setoard als werthvollse Bereicherung des National besitzes anzuerkennen gelernt hat, be greift jetzt die Möglichkeiten, die die Erschließung bisher für unwirthlich gehaltener Gebiete dem Unterneh mungsgeist biete. Dampf und Eelektri zität haben die Länder der Erdkuael stetig einander näher gerückt, und wie das dunkelste Afrita seine Geheimnisse dem Forschertrieb hat enthüllen müs sen, so bahnt sich die Kultur auch ihre Wege in die Regionen der arktischen Zone, die ihr vor Zeiten als für immer verschlossen galt. Wer hätte vor vier oder fünf Jahrzehnten daran gedacht, daß der tanadische Nordwesten, wo, wie man glaubte, die Füchse sich bei Tag gute Nacht sagten und nur das Paradies des Trappers und Pelzsä gers blühte, eine der großen Korn tammern der Welt sein würde, wie unser Minnesota und die Dakotas. Goldhunger hat in Alaskas der Zink lisation Boden geschaffen, und nun soll auch die sibirische Wüste ihre Schätze herausgeben. Wie kürzlich gemeldet wurde, hat der Zar den Von seiner Regierung ein gesetzten Vorschlag genehmigt, wonach das Babnprojekt Alaska-Sibirien baldmöglichst durchgeführt werden soll. Das von dem französischen Jn genieur Loing de Lobelle gegründete Konsortium amerikanischer Kapitali sten, das den Bau auszuführen ge denkt, hat sich ziemlich günstige Be dingungen gesichert. Statt der Ga rantie für die Einnahmen, wie diese sonst bei derartigen Unternehmungen üblich ist, hat sie das ausschließliche industrielle Anrecht auf die Ausbeu tung der Ländereien in je zwölf Ki lometer Breite zu beiden Seiten der Bahnlinie erhalten, die russische Re « gierung vevalt Um nur gewisse Rechte rsor, wie die Errichtung von Militär ftationen, Anlage von Kirchen, Schu len und dergleichen und die Erhebung der üblichen Erzsteuer· Die Konzession iitaus90 Jahre ertheilt. NachAblaus dieser Zeit geht das Besitzrecht an die russische Regierung über, doch kann sie die Bahn schon in dreißig Jahren an sich kaufen. Es ist ausbedungen, daß « die Unternehmer der russifchen me- « tallurgischen Industrie größere Be stellungen aus vollendete-J Material F und Eisenbahntheile geben, indessen « werden sie für die aus den Ber. Staa ten zu beziehenden Gegenstände eine bedeutende Zollermäßigung genießen. Die Verbindung mit der sibirischen Bahn soll bei Kiusl geschehen, von wo aus die Linie nach Kirensk gehen wird, wobei die Angara gekreuzt wird. Von Kirenst soll sie längs des linken 7 Lena-Ufers bis Jniutsk führen, dann nach Wachen-Kommst und von hier bis zur äußersten Spitze des OstiopQ . Die rupsische Regierung hat sich, wie . wohl selbstverständlich, ausbedungen, T daß die Unternehmer die Besiedelung Ostsibiriens durchRussen fördern, was zu beiderseitigem Nutzen sein wird. W Die Leute, die niemals Zeit habe-« tun am wenigsten. i i a :