« Die Liebe im Tunnel. Erzählung von R ufu s. Jsaac Burwonton hieß er und er toar var Kurzem zum Superintendens ten der »Wild Deer Silber Mines« ernannt worden. An seiner Ernen nung war tein Zweifel —er war zwar nicht selbst in Carson gewesen, um die Papiere in Person u empfangen, - aber man hatte ihm dieselben geschickt und er hatte dabei einen Brief vom Präsidenten der Kompagnie erhalten, in welchem er zum Lenter der ganzen Minen ernannt wurde und allerlei nothwendige Jnftruttionen erhalten hatte. Es war tein Zweifel daran, und er wußte, daß er der neue Su perintendent war. Selbstverständlich war er das, er hatte ja die Löhne auszuzahlen und er ging zweimal am Tage-durch die Minen; er führte die Bii Er iiber das Erz und besorgte das »A ahing«, so viel oder so wenig damit zu thun war. Und außerdeml hatte et verboten, daß an Sonntagen1 Hazardfpiele gespielt wurden. Natür lich war er der Superintendent. Er saß auf seinem Stuhle, dessen Lehne( er gegen das Haus elehnt hatte, umi ein wenig Schatten ür sich zu haben, denn die Sonne brannte fast senkrecht herab, und er sagte laut für sich hin:» »Ich denke, ich muß Fan hierher kam-» men lassen, es ist hier gar zu einsam. Vielleicht aber wird ihr die Veränd: rung gefallen und es wird ihr gut thun.«' Damit ginger hinein in’s Haus und schrieb einen Brief unv schielte ihn nach der Postoffiee am »Creet«, dreißig Meilen von dem Plane ent fernt, wo er war. Dann seßte er sich wieder hinaus auf seinen Stuhl und tauchte seine Pfeife und fing an, zu denken. Und es war gerade nichts Angenehmes, was er dachte. Er stieß einen gelinden Fluch aus« das war etwas sehr Ungewöhnliches an ihm. Aber er konnte sich nicht helfen, er mußte seinem Unmuth in irgend welcher Weise Luft machen, und er hatte keine andere Methode. Er hatte gehört, daß zwei oder drei seiner Leute behauptet hätten, er sei gar nicht der Superintendent; das war. was ihn ärgerte. »Natürlich bin ich oer Superintew dent,« wiederholte er, und gina hin ein, um noch einmal nach seinen Pa pieren zu schauen. Und nun kam das Schlimmste. Er hatte seinen Rock vorher aus eine Bant im AssaysShop gelegt, wo er zwei Stunden vorher ge arbeitet hatte. Da fand er ihn end lich und zog ihn an und ging in’s Haus zurück. Aber als er die Pa piere aus der Tasche ziehen wollte, in die er sie gesteckt hatte, da waren sie nicht da. Burwonton hatte seit seiner An tunft in Wild Deer mit den Leuten nicht gerade offenen Trubel gehabt. aber er war so zu sagen bei ihnen ans passiven Widerstand gestoßen — sie waren ihm offenbar nicht «griin«. Er war kein Miner, wenigstens nicht in dem praktischen Sinne, in welchem die Grubenarbeiter die Sache auffaß ten. Er war hierher geschickt worden, um die Dinge in Ordnung zu bringen, die unter seinem Vorgänger in Un ordnung gerathen waren —— derselbe war eines Tages verdustet und hatte das Geld zur Auszahlung der Löhne mitgenommen. Jn dieser Beziehung» hatte er bald Ordnun geschaffen,s aber vom praktischen etrieb einer; Gruppe verstand er wenig genug, und! die Leute hatten das schnell genug er-! kannt. Für so etwas haben diese Arts von Leuten immer sehr scharfe Aus sassung. Sie wußten, daß Jeder von ihnen besser für die praktische Seite der Stellung taugte, als er, und sie örgerten sich darüber, daß ein Frem der hierher geschickt worden war, der nicht viel davon verstand; sie liebten ihn also nicht. Sie sagten, er sei ein «altes Fossil«, er sei ausgeblasen und dergleichen, sie legten ihm lauter Eigenschaften bei, die in »Wild Deer« nicht in Achtun standen, von feinen Futen Eigenscha ten redeten sie nicht. nd nun, eine Woche nach seiner An tunst, mußte er entdecken, daß seine Papiere sort waren. Das hatte ihm gerade noch gefehlt, jetzt, nachdem et ehört hatte, was die Leute unter sich prachen. Und sie sprachen wirklich recht bös artig. Gerade urn diese Zeit standen vor einem anderen Plane eine Anzahl der Leute zusammen und unterhielten sich über ihn, und Einer sagte: ,,Dentt der Mann vielleicht, daß wir hier einen »Boß« haben wollen, der nichts von der Sache versteht, der nicht mehr davon weiß, als ein neu eborenes Kind? Ich denke nicht« » a hasd du Recht, sagte ein Anderer, und suhr sort: »Aber wer weiß, ob er überhaupt der »Bos3« ist. sJch glaube es nicht? Wer hat seine Papiere ge sehen? Ich nicht, und auckf sonst Nie wand. nd was den Brie vorn Prä sidenten anbelangt, den er zu haben behauptet —- ich habe ihn nicht ge sehen. Aber einen« solchen Bries tann schließlich Jeder schreiben· Jch be haupte, er ist nicht der »Bosz". Er soll uns die Papiere eigen-ich wette,,ek taan es nicht. r hat nicht mehr von solchen Papier-en, als ihr und ich.« Der so sprach, war ein jun er, schlanter, kräftiger Mann, ein ri ti ger Typus des Westens und seine Worte machten Eindruck aus die Hö rer. Deren waren etwa ein Dutzend beisammen, im Rosthause der Miners, und der Sprecher war soeben zu ihnen keiommem Er schob seine Hände tief n seine Taschen und ging dann durch das nächste Gebüsch. Einer von den Anderen aber sagte: »Er ärgert sich, weil er nicht selber Superintendent geworden ist, und mit Recht.« Alle stimmten ihm bei, und es war offen lar daß sie lieber diesen Mann als Boß« gehabt hätten. Der Mann aber war unterdessen nach seinem Zelte gegngen Er hieß John Turley, aber die Anderen hatten ihn »T e Ate« getauft, von seinem Glück in den Karten und seinem Un glück in allen anderen Dingen. Denn » bei dem er gerufen wurde. Sein Zeit hatte er abseits vom Kosthause aufge- ; schlagen, und dvrt hatte er einen Baum gepflanzt, das war der einzige s Baum in dem ganzen Canyon. Er hatte ihn vor Jahren dahin gesetzt, denn er war schon lange auf dem Platze.- Jetzt setzte er sich vor« sein Zelt unter den Baum und holte aus der Tasche die Papiere, nach denen Burwonton vorher so vergeblich ge sucht hatte· Er sah sie durch und lachte vor sich hin und sagte: »Wenn er die wieder haben will, muß er es gescheut anfangen. Und wenn sie ihn darnach fragen, dann wird es ihm nicht gut gehen, denn sie werden nicht viele Umstände mit einem Mann ma chen, der da behauptet, ihr »Bosz« zu sein, ohne es beweisen zu können. Und bis er andere Papiere hat, kann viel passiren.« Damit steckte er die Pa piere in das Faß, das unter seiner Schlafstelle stand-er wußte, sie wa ren darin fv sicher wie in den Gewöl ben der Gesellschaft in Carson. Zwei Wochen vergingen, ohne daß etwas Weiteres geschah, und Burwon ton erwartet jetzt jeden Tag die An kunft seiner Tochter. Niemand wußte das-, nur der Stagetreiber, den er be auftragt hatte, nach dem Mädchen zu sehen, wenn sie an dem Platze, von wo er zu kommen pflegte, erschiene. Schon glaubte er, daß die Leute nicht mehr an seine Papiere dachten. Aber so oft er daran dachte, wurde es ihm un heimlich — die Geschichte schwebte til-er ihm wie ein Damotles-Schwert, und er wußte, daß es sehr viele Um stände machen würde, neue Papiere zu bekommen. Doch suchte er sich die Sache vor der Hand aus dem Kopfe zu schlagen, und machte Alles fertig für den Empfang seiner Tochter. Da ereignete sich schließlich, was er befürchtet. —- Zwei der Manner ta men zu ihm, der.Tag-Vormann und der Vormann site- die Nacht-Schicht, und sie forderten von ihm im Namen der Leute, daß er ihnen seine Beglau bigungsiPapiere zeige, denn es hätten sich Zweifel daran erhoben, ob er solche habe. Zuerst that er so, als ob er da nach suche, dannmußte er eingestehen, daß ihm die Papiere in unerklärlicher Weise abhanden gekommen seien. Das war eine heitle Geschichte. Die Leute gingen von ihm mit sonderbar arg wöhnischen Mienen, sie verhehlten es ihm kaum noch, daß sie an der Wahr heit seiner Aussagen zweifelten. Wenn jetzt nicht irgend etwas Besonderes passirte, um ihn aus seiner verzweifel ten Lage zu retten, so war es um seine Autorität in den Minen geschehen,-we nigstens vor der Hand, vielleicht siir immer. Aber schon war etwas Besonderes geschehen. Am selben Nachmittage rollte die ,,Wild Deck« Stage ihren Weg nach den Silbergruben im Can yon. Nur ein einziger Passagier war darin, eine junge, hübsche Dame. Da auf einmal gab es einen Krach an der Stelle der Straße, die den Namen »Long Climb« suhrte, und oer Wagen neigte sich aus die Seite, die Achse war gebrochen. Der Treiber kratzte-sich be denklich hinter den Ohren, aber was tonnte das helfen? Endlich sagte er. zu der jungen Dame: »Da ist nichts zu machen, ich muß hinunter, um den. Berg herum, nach der Mine und muß - einen Wagen holen; Sie müssen hier« bleiben. Jn einer guten Stunde tann ich zurück sein mit den Pferden. Sie brauchen sich nicht zu fürchten, Nie mand wird Jhnen etwas thun.'« Da mit schirrte er die Pferde ab und ritt fort. Es blieb thatsiichlich nichts An deres übrig. Und sie war allein aus der Landstraße, an deren Seite sich ein Berg erhob. Um diesen Berg herum verschwand der Treiber. Furcht hatte sie nicht, es war ja noch heller Tag, und der Mann hatte ge fagt, er werde in einer guten Stunde zurücktommen· Aber wenn er nun doch nicht kam? Würde sie die Nacht hier allein verbringen müssen? Damit fing sie an, den Berg von der Seite ein we nig hinaufzutletterm und nach einer Weile fah sie einen Haufen loer Gr ftein. Sie dachte, was mag das wohl fein, und kletterte darauf zu· Da hörte sie, wie von oben herab ein ganzer hauer von solchem Gestein herabtol lerte, und als fte ein Stück weiter hin aufgetlettert war, fand sie einen Ein gang in den Berg, eine Art von Tun nel öffnete sich dort. Sie schaute hin ein in die Dunkelheit, weit hinten fah sie ein Licht, das verschwand bald. Sie fah, daß da Balken und Schienen la gen und ging ein paar Schritte hinein, denn sie dachte sofort, daß dieses viel leicht die Mine fei, deren Superinten dent ihr Vater war. Jn diefer Gegend mußte diefelbe ja sein. Jn diesem Augenblick fah sie im Tunnel von Weitem ein Licht und hörte ein Ras seln und Tosen, und taurn war sie auf der Seite am Ausgang gesprungen, da ! kam auch schon ein Karten mit Ge-» stein herangeschossen und auf,demsel-’ hen saß ein junger Mann· Der war nicht wenig erstaunt, fast erschrocken,s als er da plötzlich eine junge Dame» vor sich sah. Er hatte ein Gruben Licht vorn auf dem hute stecken, des halb konnte er den hut nicht abziehen. Jm ersten Moment hatte er seinen Re volver gepackt, denn er hatte zuerst nicht recht sehen können, was sich da bewegte, und er entschuldigte sich bei ihr, er habe gemeint, es sei ein Coyote oder sonst so was, das da sei. Sie lachte und er lachte dann auch, und ein Wort gab das andere. Sie theilte « ihm mit, was sich ereignet hatte, undj dass-, sie die Tochter des Superinten denten der Mine- Burwonton, sei. Sie sei gekommen, um bei dem Vaters zu wohnen, und nun müsse sie hier. warten. i John Turley, denn der war es, schaute das schöne Mädchen an, das so zutraulich zu ihm sprach, und sein Herz fing an zu klopfen, wie es seit langer Zeit nicht getlopst hatte. Also das war rieTochter des Mannes, den er hatte verderben wollen. Wie schön ie war, wie freundlich, was für liebe u en sie hatte, und was siir einen süßen und! ,.Ja,« sagte er, »ich fürchte, daß der «Treiöer noch lange nicht kommt, wenn er überhaupt heute noch kommt, denn es ist sehr fraglich, ob er da unten einen Wagen kriegen lann.« »Aber was soll ich denn hier thun; ist es nicht möglich, daß ich mit meinen Sa chen hinabtomme, ehe es finster wird?« fragte ihn die junge Dame. »Ja, möglich wäre es schon, und zwar schneller, als Sie vielleicht denken. Aber dann dürfen Sie keine Furcht haben-— es ist ein finsterer Weg. «Dieser Tunnel, aus dem wir hier das Gestein herauswerfen, damit es uns nicht im Wege liegen bleibt, geht ge rade durch den Berg hinüber, mit einigen Absätzen, nach dem Kosihause der Miners, und nicht weit von dem Hause, wo der Superintendent wohnt. Wollen Sie diesen Weg machen? Jm starren ist Platz, und ich dirigire den I Fiarren.« Wa, ein bißchen gruseng ram ihr die Geschichte schon vor, und ein wenig Furcht hatte sie. Aber wie sie den hübschen jung-en Mann, der sie so of fen und treuherzig anschaute, in's Gesicht schaute, da dachte sie: »Ich wage es,« und er legte zwei Stein blöcte in den Karten und ein Brett darüber, und sie setzte sich darauf und fort gings —- das Licht auf seinem Hute flackerte und ließ die Finsterniß noch finstern erscheinen. Mehrmals mußten sie absteigen, dann mußte er den Karten auf tiefer liegende Geleise hinabfchieben, und einmal mußte er den Karten an ein langes Seil an binden, um denselben mit Hilfe einer Winde eine lange steile Stelle hinab-· rollen zu lassen. Und er hatte offen lsar dabei keine Eile, denn er unter hielt sich so gut mit ihr, wie er sich seit Jahren nicht mehr mit irgend Jemandem unterhalten hatte. Er hatte ja seit fahren tein weißes Mädchen mehr ge ehen, nur die häßlichen Jn dianerinnen, die in der Gegend waren. Endlich fah sie vor sich in weiter Ferne eine helle Oeffnung, dieselbe wurde größer und größer, und nicht lange dauerte eo mehr, da rollte der Karten hinaus in’s Freie, die Fahrt durch den Tunnel war zu Ende. John ETurley aber war ein anderer Mann sgeworden Wie hatte er nur auf die Jdee kommen können, einen Mann verderben zu wollen, der eine solche Tochter hatte! Das war ja zu schlecht ’und zu unvernünftig. Und als er dem jungen Mädchen den Weg zum Hause ihres Vaters gezeigt hatte, daging er in fein Zelt, und noch am selbenAbend schlich er um das Haus des Superin tendenten hreum. Er hatte Glück, er fand das Fenster offen und am Fen ster im Hause hing der Rock, aus dem er seiner Zeit die Papiere gestohlen hatte. Ohne daß es Jemand merkte, fieette er die Papiere in dieselbe Ta sche, und dann stahl er sich zurück nach seinem Zeite. Dort stand er bald da rauf und er wusch und tämmte sich. wie er es seit langer Zeit nicht gethan hatte und sang dazu vor sich hin das alte Lied: In a cai)in, in a canyon, Exavating for a mitte, I.)we-it a mitteer a iurty-nincr, Anil his tiaugietcrclementinc. (,,Cal. Demotrat«.) Zwei Kirschkerne. Erzählung von Alfred Deutsch German. Die Junisonne schien mit voller Kraft in das trauliche Wirthshaus stiibchen. Draußen spielte im hellen Nachmittag der Sohn des Wirthes, ein zehnjähriger Junge; er hielt Kir schen zwilchen den Zähnen. hing sich die rothen Früchte an die Ohren und schnellte dann ein, zwei Kerne in das gimrner mitten unter die ehrwürdige esellschast. — Der Major wollte dem »Lausbu ben« eine energische Zurechtweisung entgegenschleubern. Die lKerne hätten ja auch ins Bier fallen lönneni—— Der Untersuchungsrichter a.-D. aber sagte: ,,Laszt ihn nur, den Jungen, er thut ja gar nichts Böses. Solche wei Kerne, wie sie hier aus dem oden liegen, haben einmal ein Men schenleben gerettet. Mir aber brach ten sie den größten Triu·mph meines Lebens.« — Einige Sekunden später begann der alte Herr seine Geschichte: »Eines Morgens wurde ich aus dem Schlafe geweckt, meine Paushiik terin theilte mir mit, Fräuern Ella von Binding, die Schwester meines. guten Freundes Professors von Bin ding, lasse mich bitten, sofort in ihre-f Wohnung zu kommen, ein Unglück: sei geschehen. — Auf diese alarmi-j rende Nachricht hin fuhr ich sofort in das imBillenviertel gelegene Wohn- i haus. Professor Binding war in deri Nacht todt aufgefunden worden. Ers lag angeileidet «an seinem Bette4diej Pistole war drei Schritte weit von» ihm auf dem Boden. Als die Schwe- ! stet wie alltäglich mit dem Morgen Mfee in sein Zimmer wollte, bot sich ihr der entsetzliche Anblick dar. Pro-s sessor Binding lag todt im Bette. ! Der Arzt kam, fand, daß der Tod« wohl schon gegen Mitternacht einge-» treten sein mochte, und dann rief man f mich. Jch fand die Polizei im Zim-! mer, eg war natürlich nichts ange-: rührt worden. Die erste Jdee war:; Selbstmord. Aber da fanden wiran dein Schreibiisch einen Zettel: »Ich sterbe gegen meinen Willen!« Die Züge verriethen Furcht, unerhörte . rregnng, aber es waren unbedingt zdie Schriftziige Professor Bindings. » Die erste Frage lautet: Wer ist »der Mörder Man überlegt: Wer hat Interesse an dem Tode des Pro fessor-H? Man findet, daß er keine Feinde hat« daß tein Mensch da ist, dem der Tod Bindings Vortheile bringt. RaubmordZ —- Es ist nichts ge stohlen worden! Rache? —- Da findet man nach längerem Tasten eine Spur. Fritz, der Laboratoriumsdiener, ist von Vinding vor ein paar Tagen ent lassen worden. Er hatte viele Unge schicklichteiten begangen, der Professor ist unerbittlich gewesen« Jn der Nacht des Mordes war er bei Binding. Man hörte erregte Debatten· »Käthe, lassen Sie diesen Menschen nie mehr vor,« sagte er zu seiner Magd. Fritz ent fernte sich wüthend. Man nimmt ihn vor, man verlangt oon ihm ein Alibi. Er kann’s nicht erbringen. Nachdem er von Professor Binding fortging, begab er sich in eine Schenke. Dort trank er unge wöhnlich viel· Später sahen ihn zwei Laftwagenkutscher, wie er über einen Garterszaun setzte. An Ort und Stelle geführt, ergab sich’s, daß der Gartenzaun der der Villa Binding war. Die Kette war geschlossen. Der La boratoriumsdiener wurde verhaftet und sah seinem Schicksal entgegen. Jch zweifelte nicht, daß er schuldig be funden würde. Jn der Wohnung des Todten hielt ich genaue Nachschau. Die Bücher la gen in Ordnung, der Teppich vor dem Schreibtisch ließ keinen Kampf ver muthen, nur die Schrift war jeden falls sehr merkwürdig: »Ich sterbe gegen meinen Willen!« Es kam mir irgend etwas sonderbar in diesen Worten vor. Ein Sterbender schreibt-« »Ist bin ermordet worden!« oder ,,Ueberfall«, oder ,,Erschossen«, keines falls wendet ein so schwer Verletzter die Willenskraft auf, Um die immer hin nichtssagenden Worte: »Ich sterbe gegen meinen Willen!« niederzuschrei ben. Jch kam also auf den Gedanken, die bisher aufgewendete Logik sei falsch, Professor Binding habe diese Worte geschrieben, ehe er getödtet wurde. Aber warum wehrte er sich nicht? Warum gab er seinen Revol ver zu der That her? Welches Mo tiv war es, das ihn zwang, sich tödten zu lassen? Das waren Fragen, die noch im Dunkel lagen. Der Diener Fritz, hätte fer ihn ermordet, erzürnt durch die lbrutale Behandlung, durch die plötz lliche Entlassung, keinesfalls hätte er ihm den Mord vorher angekiindigt, Und so setzte sich in mir trotz der gra Virenden Momente der Gedanke fest: der Diener ist unschuldig. Jch besuchte ihn im Gefängniß. Er erklärte trotzig, er sei unschuldig er wollte in die Van eindringen, hatte sich schon am Baum emporgeschwun gen, da hörte er Stimmen im Zimmer des Professors, er entfernte sich also. Was er-. gewollt hatte: Dem Professor drohen, ihm noch einmal sagen, daß er Weib und Kind habe und daß er »zum Aeußersten entschlossen sei, wenn Her im Laboratorium nicht wieder aus Jgenommen werde. Deshalb habe er isich Courage angetrunken. Jch fragte ihn nach der Person, die im Zimmer gewesen sei. Fritz hatte sie nicht erkannt. ich fragte nach dem Gespräch der beiden, aber er wußte nichts, er hatte nicht gelauscht. Jch machte ihn aufmerksam, er möge sein Gedächtnis anstrengen, um irgend ein Wort zu produzirem das er gehört habe. Nach langem Ueberlegen sagte der Diener: Nur ein Wort klang an mein Ohr, ich kann’s aber nicht be schwören, daß es wirklich dieses Wort war: »Formel«. Das war die ganze Ausbeute. Jm Zimmer meines Freundes hatte ich einen Fund gemacht: aus dem Tep pich lagen zwei Kirschkerne. Der Fund war um so erstaunlicher, als Binding niemals Kirschen aß und ein Feind dieser Obstgattung war. Vor demFenster des Gelehrten aber stand ein irschenbaum, der Früchte trug. , , . « f HW , Unmut-legt Isiqwx ! « 7 -,t Wutle I « Hausfrau: » . . Mir thut es leid, daß Sie fortgehen, Resi! Werden Sie sich verbessern?« Dienstmädchen: »O nein, gnädige Frau —- ich werde heirathen!« Man konnte sie mit der Hand erlan gen. Jch suchte weiter und ich fand auch die Stengel. Der Ermordete war Chemiker ge wesen, da gab’s eigentlich keinen be sonderen Anhaltspunkt. Von einem seiner Assrstenten erfuhr ich, daß Pro fessor v. Binding nach vielen Mühen eine Formel gefunden hatte, die ihm den Schlüssel zu einer besonders wich tigen Aufgabe lieferte. - »Es war besonders erfreulich für ihn, daß er die Formel gefunden hatte,« sagte der junge Assistent, »denn außer Binding war ihr auch Professor Rebe slar auf der Spur.« « Rebelar, das war ein Rivale Bin-; dings, ich wußte, daß die beiden Ge-; lehrten einander sehr ungünstig ge-" sinnt waren; sofort eilte ich zu dem Professor und erfuhr, daß er seit dem Tage, da Binding todt aufgefunden ward, nicht in der Residenz weilte. Die Nacht hatte er noch in seiner Wohnung verbracht, nachdem er knapp nach 12 Uhr in dieser angekommen war. Die Adresse des ProfessorsZ Der Diener hatte Auftrag, sie nie manden zu geben, der Herr Professor sei schwer krank und zur Erholung fortgereist. Aber die polizeiliche Jn ervention half: Professor Rebelar weilte bei seiner Schwägerin in der Nähe Münchens. Gegen 7 Uhr Abends war ich in der kleinen Station angelangt: ich fuhr sofort nach der Besitzung auf der sich Professor Rebelar befand. Seine Schwägerin theilte mir mit, ihr Schwager liege seit 5 Uhr-im Bett, er habe starke Fieberanfälle und sie sei ernsthaft besorgt. Er wollte indeß keinen Arzt. Jch erklärte, die Unterredung sei dringend. Da lag der Professor, das Urbild des bösen Gewissens; die AU gen lenchteten, das Gesicht war in Schweiß gebadet, die Hände zitterten aus der rothen Bettdecke. »Ich komme von Professor Bin dinåtk Lr fuhr auf: »Was wollen Sie hier? Wer sind Sie?« Dann wurde er ruhiger: »Ich habe gehört, daß er todt ist.« . Ich sagte ihni: »Sie sind traut, Herr Professor! Hören Sie mir ruhig zu, es handelt sich um Tod und Le ben; ich hätte Sie sonst in Jhren Er holunggtagen nicht belästigt, Profes Lsor v.Binding ist todt. Es heißt, dass jerermordet worden ist, der vermeint "1iche Thäter sitzt in Hast und soll ge-« richtet werden. Aber ich weißes bes-. ser, Professor. d. Binding hat sich selbst ’ getödtet.« Der Kranke suhr auf: »Woher wis sen Sie...?« - Jch beruht te ihn: »Hören Sie nur weiter-! Prosessor Binding hat sich selbst getödtet, aber er ist nicht frei-— willig gestorben. Jemand hat ihn in den Tod getrieben. Es handelt sich um die Formel, die er gesunden hatte, um die gleicheFor mel, die ein anderer einige Stunden später sand. Dieser andere verstigte sich zu ihm und die beiden Herren, ehrgeizig und ruhmneidisch, kamen zu dem Schluß: Zwei Menschen, die die lFormel gefunden haben, dürfen nicht eben· Schwatze und weiße Kugeln waren nicht bei der Hand, aber da draußen vor den Fenstern stand ein Kirschen baum. Der eine der beiden Professo ren griff nach zwei Früchten, diean einem Doppelstengel wuchsen. »Wäh len Sie!« Binding folgte. »Esfen Sie die Frucht!« Binding nahm die Kir sche und warf den Kern zu Boden, sein Rivale that mit der zweiten Kirsche das gleiche. ,,Behalten Sie den Stengel in der Handl« Und nun be ann das amerikanische Duell. Sie ha ten die Stengel inein ander, wie das die kleinen Kinder thun und nun zogen sie sachte und dann stärker. Der, dessen Stengelriß, war der Besiegte. Professor von Binding war unvor sichtig, er riß ungestüm, um eine Ent scheidung zu fällen. Da hielt er die beiden Theile in Händen, der Stenaei des Rivalen war unversehrt. Rasch entfernte sich der Sieger, Professor Binding aber ging seinem Verspre chen treu in den Tod!« «Jch fah nach dem Gesicht des Kran ken. Es war schrecklich anzusehen, die Augen traten ganz aus den Höhlen, die Wangen waren glühend. »Sie sind ein Teufel, Sie haben uns belauscht, Sie wissen alles«, stöhnte er. Die Formel, die Kirschkerne, der ganze und der in zwei Theile gerissene Stengel hatten mir alles gesagt! Was nun folgte,»,ist rasch erzählt. Professor Rebelar gestand die That sachen ein und der Diener Fritz wurde freigexassem Rebelar kam ohne Strafe davon, zog es aber vor, in eine andere Universitätsstadt zu übersiedeln. Und-taktisch Junger Gatte: »Minchen, ich habe mir einen Westenknopf abgerissen.« Junge Gattin: ,,Soll ich dir-Nähe rin oder den Schneider ins Haus kommen lassen?« Ein junges Hahn. Gast: »Also heute gibt’s malend lich »junge5 Hahn mit Reis«! Daran habe ich lang’ gewartet!« Wirthin: »Ja, es ist uns aber auch recht schwer gefallen, das alte, treue Thier zu schlachten!« Gefchmacksvcrirrung. Tante: »Nein, einen Geschmack hast Du, Kind; es ist die höchste Zeit ge wesen, daß ich Dich besucht habe-! Zu erst kaufst Du Dir einmal einen ande ren Hut, eine andere Bluse und an dere Stiefel . . . und dann suchen wir einen anderen Bräutigam für Dich ausl« « Der Konsument Lehrer: Wie heißt man im kauf männischen Leben denjenigen, der eine Waare liefert? Schüler:Lieferant. . Lehrer: Richtig, und was ist der jenige, der sie empfängt? Schüler: Der Gelieferte. « —————— I Ach is! A.: »Eben habe ich mir drei neue Anziige besiellt.« B.: ,,Beiinden Sse sich denn in so giimzender Finanzlage, daß SI-: sich das erlauben können?« J AL: »Ich nicht, aber mein Schnei txt.« Rasch geholfen. Haue-from »Anna, Jhr Liebhaber war gestern Abend wieder bis zehn Uhr bei Ihan in der Küche! Das dulde ich nicht mehr!« Köchin: »Ich haLJ auch schon ge dacht, ob wir nscht -·n bis ,-:n friiher cssen könnten.« . Gehorsam-neun Kommerzienrath (zum Alpenwirih, bei dem er schon einmal gewohnt): »Wie ich hörte, sollen Sie kein Logis mehr frei haben?« Wirth: »O, Herr Kommerzienrath, fiir Sie schaffe ich schon Rath und wenns am Heuboden ist!« Zeitvin »Liebe-I Kind, ich möchte der gnädi gen Frau meine Aufwartung machen, ikij bitte mich zu melden, mein Name i t . . .« Hausfrau itoelchse oie Treppe scheu csu): »Sie stekt vor Ziman »Sie scherzen wohl, Kleine? Es ioar wohl die gnädig-: Frau, welche soeben dag Haus verli-:ß?« »Das war mein Mädchen, das heute seinen Auggehtaa hat·« Hyycrbeh Dame: »Sagen Sie, Herr Doktor, find Sie auf Ihren Reisen schon ein mal mit Menschenfressern zusam tncngekcmmen?« Afrikareisenderz »Gewiß, mein gnädiges Fräulein, ich stand schon einmal auf der Speisetarte.« Jm Wirthshause-. A·: »Der Mayer ist schon wieder betrunken.« B,: »Na, dem armen, alten Mann tann man’s jetzt wirklich nicht ver denk(n, der Gram über den Tod sei ner Gattin. . .« « A.: »Ach, gehen ie, geteuntenhat der immer..., abe jetzt hat er wi nigstens a gute Ausredeik - .-»